Nr. 119.

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8. Jahrg.

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Fernspredjer: Amt 6, Nr. 4100.

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Beuth- Straße 2.

Die Encyklika des Paples.

I.

Dienstag, den 26. Mai 1891.

Expedition: Beuth- Straße 3.

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Jetzt hat der unfehlbare Papst ex cathedra über die rollte pechrabenschwarze Banner des Unfehlbaren sammeln, größte Frage der Zeit, über die soziale Frage, sich ver- da schwarz, hie roth; Alles was der Nacht der Ver­nehmen lassen, und er, der Vielbedrängte, der Mann, dem gangenheit angehört, die Nacht der Knechtschaft und Aus­die weltliche Gewalt ihre augenblickliche Uebermacht dadurch beutung erhalten wissen will, gehe, wohin es gehört, De conditione opificum, zu deutsch  : über die Lage zu beweisen gewagt hat, daß sie ihm seinen weltlichen die Völker aber, ihre ungeheuren Mehrheiten, werden der Arbeiter", ist das köstlichste Aftenstück, welches in Besiz, die souveräne Regierung des Kirchenstaates, wissen, wo ihre Fahnen wehen. unserer Zeit veröffentlicht werden konnte, ein unbezahl- nahm, hat sich kraft seines Amtes, aus eigener Macht- Schauen wir zu, was der Papst zu sagen hat. barer Beweis dessen, wie weit es das Deutsche Reich vollkommenheit an die Spitze der Fürsten sund Regierungen Der Geist der Neuerung ist es, der seiner Meinung unter Bismarck's   Regiment gebracht hat, insbesondere aller Kulturstaaten gestellt und hat die soziale nach auf politischem Gebiete seine verderblichen Wirkungen entfaltet hat; ihm macht der Papst im ersten Satze seines dank seinem Kulturkampf sowohl, wie seinem Sozialisten- Frage gelöst. gesez. Ja es ist gewißlich und wahrhaftig wahr, er hat Rundschreibens seine Reverenz. Gegen die Unfehlbarkeit des Papstes und alles das, die soziale Frage gelöst, genauso weit, als sie Dieser Geist der Neuerung hat das staatswirthschaft­was damit unabwendlich zusammenhängt, hatte sich unter die heute bestehenden Gewaltenüberhaupt liche Gebiet ergriffen. Der Aufschwung der Industrie hat Bismarck's Führung das Deutsche Reich erhoben und die zu lösen vermögen. das Verhältniß der besitzenden Klassen zu den Arbeitern Macht seiner Gesetze aufgeboten. Es ist ein seltsames Geschick für den Kaiser, der die wesentlich umgestaltet, das Kapital ist in den Händen Die wider die katholische Kirche   gerichteten Gesetze Initiative ergriffen hat zur Anbahnung internationaler weniger angehäuft, die Menge des Volkes ist verarmt. wurden, ehe noch zwei Jahrzehnte vergingen, Makulatur; Maßregeln im Interesse der Arbeiter einerseits und im Trotzdem wächst in den Arbeitern das Selbstbewußtsein, der kleine Windthorst   steckte den großen Bismarck   in seine Sinne der Regierenden andererseits. Es ist ein Verhäng- und sie schreiten zu immer innigerer und umfassenderer fleine Westentasche. niß für alle Sozialreformer und ein Hohn für den Libe- Vereinigung.

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Der unfehlbare Papst beehrte den eisernen Kanzler ralismus der Bourgeoisie, daß der Papst, das Haupt der Die Kollision der Interessen diese Arbeitervereinigungen, nicht etwa mit seinem Bannfluche, behüte, er bestrafte ihn katholischen Christenheit, dessen Herrschaft sie längst ab- mit denjenigen der besitzenden Klassen bildet den Konflikt im Gegentheil mit seinem Segen. geschüttelt zu haben glaubten, daß er es ist, der Zeit, um den sich gegenwärtig Alles dreht. Im Hin Das war hart, aber wer möchte den Unfehlbaren der offen und scharf die Grenzlinie bezeichnet, blick auf die Sache der Kirche und die gemeinsame Wohl­eines Jrrthums zeihen. Er wird sehr gut gewußt haben, bis zu welcher sie gehen dürfen, wenn sie von den fahrt" mußte der Papst zur Arbeiterfrage das Wort er weshalb er dem protestantischen Reichskanzler den Christus- Forderungen der Arbeiter anscheinend möglichst viel er- greifen.

Bismarck  , der große Heerführer im Kulturkampf, fann sich in seiner Eigenschaft als Ritter des Christus­ordens zur Aufnahme unter die Jesuiten   melden, wenn er freudigen Empfanges ist er es nicht schon gethan hat, gewiß. Das war, was für Bismarck   persönlich heraus­gekommen ist bei seinem Kulturkampf.  

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orden, demjenigen seiner Ehrenzeichen verlieh, das allein füllen, aber von der überlegenen Position der herrschenden Er scheut im Bewußtsein seiner Unfehlbarkeit die die wunderbare Kraft hat, jeden seiner Inhaber jeglicher Gewalten und Klassen mit ihrem so vortrefflichen histo- Schwierigkeiten nicht, welche eine Lösung dieser Frage in Prüfung zu überheben, wenn sie gewillt sind, in den rischen" Recht nichts, aber auch rein garnichts preis- sich schließt und fürchtet auch die Gefahr nicht, mit welcher Jesuitenorden einzutreten. geben wollen. die Feindschaft einer wühlerischen Partei" ihn bedroht, Daß der Papst das unfehlbare Haupt der katholischen   die nur allzu geschickt das Urtheil des Volkes irreführt, Christenheit bleiben, daß er heute noch der Herr der ge- um Aufregung und Empörungsgeist unter den unzufriedenen sammten christlichen Menschheit werden will, darüber kann Massen zu verbreiten." für den, der die Geschichte der Kirche kennt, kein Zweifel Wir begnügen uns mit einer stummen Verbeugung, sein. Wenn aber die Kaiser und Könige Fürsten   von umsomehr, als das diesen Worten auf dem Fuße folgende Gottes Gnaden, wenn Adel und Klerus bevorzugte Stände, Bugeständniß uns über die Feindschaft des Papstes tröstet. die Bourgeoisie eine in so überaus dehnbarem Zaume Er erklärt: es läge zu Tage, daß geholfen werden christlicher Barmherzigkeit gehaltene Ausbeuterklasse bleiben müsse und daß baldige ernstliche Hilfe noth thue, weil wollen, dürfen sie nur bis zu der Linie gehen, die der infolge der Mißstände Unzählige ein wahrhaft gedrücktes ein Haar breit und unwürdiges Dasein führen, weil Handwerk und Arbeit Papst für jedermann erkennbar markirt weiter- und der Staat, die Kirche, Adel und Bour- allmälig der Herzlosigkeit reicher Besitzer und der un­geoisie gerathen auf die schiefe Ebene, auf der es feinen gezügelten Habgier der Konkurrenz isolirt und schutzlos Halt mehr giebt, bis alles angelangt ist im Schooße der überantwortet wurden, und die Geldkünste des modernen Wuchers hinzufamen, das Uebel zu vergrößern. einen demokratisch freien sozialistischen   Gesellschaft.

Das Deutsche Reich ist dabei mit ähnlichem Erfolge davongekommen.

Bis zur allerjüngsten Zeit, bis zu dem Moment, als fich die Sozialdemokratie um Haupteslänge über sie erhob, war die ultramontane Partei, die der Kulturkampf ge­boren, die stärkste im Deutschen Reich, und die ausschlag­gebende ist sie noch bis zum heutigen Tage, im deutschen Reichstage sowohl als im preußischen Abgeordnetenhause.

Feuilleton.

Nachdrud verboten.]

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Die Falkner von St. Vigil. Noman aus der Zeit der bayerischen Herrschaft in Tirol von Robert Sa, weichel

" Was kann er nur von mir wollen?" fragte er ver­wundert den Pfarrer. Doch Sie haben mir seinen Namen noch nicht genannt.

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Nun also mögen sie sich allesammt unter das ent­

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Produktion und Handel", ruft er aus, und wir sagen

„ Hoffentlich ist das Vorurtheil gegen die vereidigten Geistlichen noch nicht bis in dieses einsame Hochthal ge­drungen?" fragte er zwar lächelnd, doch mit einem etwas gespannten Blicke.

Lacedelli war ein schöner Mann. Er hatte Hannes im am­pezzaner Dialekt, der in seinem Munde fast den Schmelz des Venetianischen gewann, begrüßt. Jetzt vertauschte er ihn mit der deutschen Sprache und äußerte, vielleicht, um Hannes über seine Befangenheit, die ihm nicht entgehen" So haben Sie sich also wirklich der Regierung fonnte, hinwegzuhelfen: unterworfen?" rief Hannes, indem sein Gesicht sich höher

wirken."

" Lassen Sie uns deutsch   reden wie in Innsbruck  , denn röthete. das" Ladinische ist doch nur eine Bauerusprache und Allerdings," versetzte Lacedelli ruhig. Es gab zu dürftig für den Gedankenaustausch. Die Dialekte sterben aus, müssen aussterben, da sie von der Kultur für mich keine andere Möglichkeit zu einem Amte zu ge­überholt worden sind und wir Ladiner werden uns wohl langen, als der Regierung zu gehorchen und ich wollte für Deutschland   entschließen müssen, da alle unsere Inter­Gerabe von Ihnen würde ich einen solchen Schritt Meiner Treu, ich erinnere mich nicht," antwortete essen dorthin gravitiren, mag uns auch Italien   sympathischer für unmöglich gehalten haben," sagte Hannes." Ich er­Herr Moltenbecher nach einigem Nachsinnen. Mein Kopf sein." wird schwach. Du siehst, das Neue ist nicht mehr für mich. Ja, wir Tyroler gehören zu Desterreich," sagte Hannes innere mich, wie große Hoffnungen unsere Lehrer von Ihnen hegten." Aber geh' nur zu ihm, geh' nur gleich und komme nachher schlicht. Um Lacedelli's Lippen spielte ein unmerkliches Lächeln, Lacedelli lächelte. Giebt es denn nur den einen seit wieder." Hannes kam der Aufforderung nach. Der Vikar, welcher er ließ die Aeußerung jedoch unbeantwortet, sondern lenkte einem Jahrtausend verzeichneten Weg, um diese Hoffnungen vor dem Büchergerüste stand und die fleine Bibliothek des auf die botanischen Studien seines Besuches ab, um die er zu erfüllen? Aufrichtig, Herr Kollega  , wäre dieser Weg auch Pfarrers ein wenig musterte, wandte sich mit einer raschen von Innsbruck   her wußte und äußerte, daß auch er sich ein nur der richtige? Ich bitte Sie, was find das für große Er Steckenpferd für seine Mußestunden auserwählt habe. Erwartungen, denen ein armer Dorfpfarrer entsprechen kann? Bewegung zu dem Gintretenden. „ Lacedelli!" rief Hannes höchlich überrascht. Er trage sich mit der Absicht, ein Wörterbuch der ladinischen Sie wissen so gut wie ich, daß für uns Proletarier der Kirche mit der Dorfpfarre die geistliche Laufbahn abges befand sich einem seiner Studiengenossen von Innsbruck   Sprache anzulegen. " Das ist auch eine Art botanischen Studiums, die schlossen ist. Die Zeiten sind längst vorüber, in denen die gegenüber. Weltgeistlichkeit zu hohen Ehren emporſteigen konnte. Der " Ich hörte in der Nebenstube eine mir bekannte Herbarisirung einer geistigen Alpenflora," sagte er. Stimme," sagte der Vikar, und da ich von der Magd er Unterdessen war die Magd ab- und zugegangen und Weg zu ihnen führt nur noch durch die Klöster. Die Re­fuhr, daß Sie hier wären, so fonnte ich dem Verlangen hatte den Tisch gedeckt, für zwei Personen. Der Herr gierung hat die Hierarchie durchbrochen und Sie sollten sie Pfarrer lasse den Herrn Kuraten bitten, mit dem Herrn mit mir preisen, denn sie hat uns Pfarrer aus dem Joche nicht widerstehen, Sie gleich zu begrüßen." Wir haben aufgehört die Hannes fand nicht gleich ein Wort der Erwiderung. Vikar zu speisen, berichtete sie. Sofort versicherte Angelo niederer Dienstbarkeit gelöst. Angelo Lacedelli, der Sohn eines Gastwirthes in Cortina  , Lacedelli, wie sehr er sich freuen würde, wenn Hannes sein glebae adscripti der Kirche zu fein; Wissen und Fähigkeit hatte in dem Priesterseniinar zu Junsbruck, das er nur Mahl theilen wollte und dieser konnte die Einladung nicht eröffnen auch uns freie Bahn." „ Es ist freilich richtig, daß wir Landgeistliche gewisser gewählt, um sich der deutschen Sprache vollkommen füglich ablehnen. Hannes tam fich recht steif gegenüber dem Bikar vor, maßen an die Scholle gekettet sind," mußte Hannes zugeben, mächtig zu machen, für einen der fähigsten Köpfe gegolten. Er hatte bei den Brofessoren in hoher Gunst gestanden und der in zuvorkommender Weise den Wirth machte und allein der Preis, den Sie für Ihre Freiheit gezahlt haben, Leben in Junsbruck, ist enorm. Verzeihen Sie mir, daß ich es offen ausspreche! nun fand Hannes ihn als einen Anhänger der bayerischen dabei unbefangen von ihrem Regierung wieder! Er war verlegen, nicht der Vikar, eine von ihren dortigen Kameraden und deren Schicksalen Für diese Freiheit haben Sie sich dem Unterdrücker unseres mittelgroße, geschmeidige Gestalt mit lebhaften schwarzen plauderte und schließlich auf Herrn Moltenbecher und dessen Baterlandes zur Dienstbarkeit verpflichtet, um dieser Frei­Augen unter einer intelligenten, etwas zurückgebauten Stirn, Gemeinde, über die er sich zu orientiren wünschte, zu heit willen sind Sie von dem Glauben unserer heiligen Kirche abgefallen. Ach, der Ehrgeiz ist etwas Schreckliches." die von dichtem schwarzem Haar umkräufelt war Angelo sprechen tam.