Die„ Internationale Arbeiterhilfe". Der Angeklagte Schimmel ist bereits seit 1921 Mitglied der Kommunistischen Pratei und war auch Funktionär. Am 28. Oktober Auch in England werden die Manöver durchschaut. 1923, furz nach dem Putsch in Hamburg , war er mit 5euge zuZu den Beschlüssen der sozialdemokratischen Parteien in fammen. Diefer erklärte, daß er politischer Leiter der KPD. in Deutschland und in Desterreich, die die Internationale Arbeiter- Medienburg fei. Menn er sich ihm anvertraue, fönne er sehr hilfe( JAH.) als fommunistisches Manöver kennzeichnen, viel Geld verdienen. Heuge zeigte dem Angeklagten fleine Flaschen mit giftigen Gasen und erklärte, daß zwei solcher Fläschchen tommt nun auch eine wichtige Kundgebung in England. genügten, um in einem Raum Tausende von Menschen zu töten. Der Abgeordnete Rhys J. Davies, der Unterstaatssekretär Auch Sprengfapfeln sollten unter Kohlen, die zur Heizung von Lofoim Ministerium des Innern war und Mitglied der Erefutive motiven dienten, vermischt werden, damit die Züge in die Luft ge der Labour Party ist, hat an die Seftion Manchester der JAH. Sprengt würden. Außerdem sollten auch Sprengbomben zwischen ein Schreiben gerichtet, in dem er ausführlich begründet, warum die Gleise geworfen werden, damit Personen- und Güterzüge verer es ablehnen müsse, für diese Organisation zu wirfen. Er nichtet werden Es war geplant, vor dem Aufstand die Base aus. erzählt, daß er vor einigen Monaten als Vorsitzender der zuprobieren, damit sie ihre Wirkung nicht verfehlten. Als erste Labour Party in Withington die JAH. auf Wunsch verschie follten alle Spigen behörden, Sipo, Schupo und Reichs dener Mitglieder unterstügt habe, seither aber zur Erkenntnis mehr sowie die Führer der Bölfi'chen und der Vaterländischen Bergekommen sei, daß diese Organisation nicht in die Kategorie bände vernichtet und beseitigt werden. Der Angeklagte wurde später der Wohltätigkeitsorganisationen falle. Die JAH. sei bloß ein gegen feftes Gehalt als Massenauffäufer für Mecklenburg angestellt. Auch sollte er in die einzelnen fommunistischen Ortsgruppen Seitenzweig der Kommunistischen Partei und fahren. um Leute für die Borbereitung eines Butsches zu gewinnen. fie wird von ihrem Generalsekretär Münzenberg als einer Der geeignetste Mann für Mecklenburg foll Böhme gewesen sein. der mannigfachen Wege der kommunistischen Bellen Seuge ist auch bei Böhme gewesen, und dieser hat erklärt, daß er bildung verwendet. Er verweist darauf, daß ebenso wie in bereits Waffen von Kaufleuten aufgetauft habe. In Schwanheide Großbritannien , wo die Kommunistin Crawfurd Sefre- habe er mit Edert Handgranaten, Sprengstoffe und Zünder auf tärin der JAH. ist, auch in den anderen Ländern stets Kom- defauft. Bon dort aus ist alles in einer Riste verpadt mit nach munisten die entscheidenden Posten in dieser Organisation Roftod genommen worden. Er fernte auch dort ben ruffifchen haben. Er wendet sich sodann gegen den einigermaßen illi fennen, der alles finanzierte. Nachdem er mehrere Monate mysteriösen Weg", auf dem die JAH. an industriellen und zwischen ihm und Heuge. Er hat sich dann von allem losgelaat, da als Waffenaufläufer fungiert hatte, tam es zu Differenzen Handelsunternehmungen beteiligt ist, und unterstreicht die Un- er zu der Ueberzeugung gekommen war, daß die Kommunistische ficherheit, die über die wirkliche Verwendung der der JAH. Bartei nur Führer hatte, die aus Habfucht und Gelbgier andere ins zur Verfügung gestellten Gelder besteht. Berderben bringen.
Davies hat seinen Brief vervielfältigt und an die Arbeiterpresse versandt. Der„ Daily Herald" bringt in seiner Nummer vom 2. b. M. einen ausführlichen Auszug aus dem Briefe, in feiner Rummer vom 5. d. M. eine noch ausführlichere Erwiderung der Kommunistin Crawfurd, der Sekretärin der JAH. für Großbritannien , in der sie sich darauf stützt, daß die JAH. tein Monopol der Kommunisten sei, sondern im Gegen teil in den meisten Settionen die Nichtkommunisten sich in der Mehrheit befänden. Dieses Argument ist allerdings richtig, denn die Kommunisten haben ja die JAH. gerade zu dem Zwecke gegründet, um harmlose Leute, denen die politische Einficht fehlt, für ihre Zwecke zu gebrauchen. Daß dies nach allen Regeln der Kunst geschieht, dafür haben die Sekretäre zu jorgen und die find, entsprechend dem Moskauer Auftrag, über all Kommunisten.
Ein neuer Kommunistenprozeß. Wahnsinnspläne der Mecklenburger Kommunisten. Leipzig , 17. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) Am Mittwoch begann vor dem Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik der zweite Hochperratsprozeß gegen Medlenburger Kommunisten. Es haben sich wegen Hochperrats, Sprengstoffvergehen, Diebstahl, Unterschlagung und Hehlerei der Eisenbahnarbeiter Böhme aus Dömiz. der Anstreicher Ernst Schimmel aus Weffelburen, der Untermeister Heinrich Mundt aus Boizen bung, der Werftarbeiter August Janz aus Schwanheide , der Arbeiter Frik Edert aus Schwanheide , der Arbeiter Friedrich Bethge aus Dömiz und der Arbeiter Heinrich Jäger aus Boizenburg zu verantworten.
Der Anklage zufolge follte ber Butsch aus Medfenburg über Der Anklage zufolge sollte ber Butsch aus Medlenburg über Das ganze Reich verbreitet werden. Mit allen nur erdenklichen Mitteln wollten die Kommunisten ans Wert gehen. Es sollten die giftigften Gase, verheerende Mordinstrumente ufw. verwender wer ben, um möglichst von vornherein ein größeres Blutbad under der Bevölkerung anzurichten und diese in Bestürzung zu bringen. Ghe aber der Aufstand inszeniert wurde. follten die Gifte an friedlichen Berjammlungsbefuchern ausprobiert werden. Die Polizei fam rechtzeitig hinter diese verbrecherchen
Anschläge.
Bei der Bernehmung der einzelnen Angeklagten ist befonders charatteristisch, daß der Haupträdelsführer Böhme von allem nichts wissen will. Wohl wäre einmal der Angeklagte Schimmel an ihn herangetreten und hätte einen zuverlässigen Mann zum Transport zweier Riften verlangt, daß aber die Riften Sprengstoff enthielten, will er nicht gewußt haben.
die gerade für ein fo fohlenarmes Band wie Italien von größter Bedeutung ist. Man benti sogar bereits daran, auch die tätigen Buffane Italiens in ähnlicher Weise als Energiequelle, als Kohlenerfaz" heranzuziehen.
Alle anderen Dampfquellen der Erde, wie die von Java, Nippor, Neuseeland , Alaska , Island ufm., die gewaltige Mengen noch unge nugter Energie darstellen, dürften bald ein ähnliches Schicksal haben. Aber auch an jeder beliebigen Stelle unferes Planeten tann die Erdwärme zur Dedung unseres Energiebedarfs herangezogen werden. Denn es ist technisch möglich, Bohrlöcher in 4000 bis 5000 Meter Tiefe herzustellen, um genügend heißen Dampf zum Betrieb der vulkanischen Maschinen zu erhalten. So weist Siegfr. Hartmann ( Hamburg ) neuerdings mit Recht darauf hin, daß es im Bereich techni cher Möglichkeiten liegt, den gesamten Energiebedarf, d. h. rund 1000 Billionen Kalorien, dem Erdinnern zu entnehmen!
Lionardos wiederhergestelltes Abendmahl". Nach einer Arbeit von fünf Monaten hat Professor Silvestri in Mailand die Restaurationsarbeit an Lionardos Abendmahl" zu glüdlichem Ende gebracht. Seit 20 Jahren hielt man das Abendmahl" für verloren. Luigi Cavenaghi stellte die Diagnose des Leidens fest und ging mit aller Borsicht an die Behandlung des Falles. In der Haupt ache be. stand das Uebel in der mangelhaften Bindung zwischen der Farbe und der Mauerfläche, auf die das berühmte Bild gemalt ist. Es fam also vor allem darauf an, die gefährdeten Partien wieder feft. zumachen, und Cavenaghi tat fein Bestes, um diese Wiederbefestigung zu bewirken. Ein paar Jahre nach der Restauration Cavenaghis hielt es Silvestri, der ihm im Amt des Custos gefolgt war, für anangezeigt, aufs neue eine Ab- und Auftragung der Farbe durchzu führen. Der größeren Vorsicht wegen trug der neue Cuftos die ganze Farbenschicht des Bildes ab, um sie nach erfolgter Reinigung der Unterlage in minutiöfer Arbeit aufzutragen. Diese schwierige Arbeit ist dieser Tage beendet worden.
Ein Motorbrennstoff aus Teer. Wichtige Berfuche über die Her stellung eines Betriebsstoffes für Motore aus Teer find in den 21: tilleriewerfstätten von Vincennes gemacht worden. Es handelt fich um ein von dem russischen Ingenieur Matronine angegebenes Verfahren, durch das ein Brennstoff gewonnen werden fann, der sehr viel billicer ist als die sonstigen Brennstoffe. Wie Porifer Blätter meften, foll der Preis dieses neuen Betriebsstoffes bei Herstellung großer Mengen nur ein 3ehntel des jetzigen Betroleumpreises betragen. Man hat bereits verschiedene große Laftfraftwagen in zu friedenstellender Weise mit dem neuen Brennstoff in Betrieb gefeßt.
Berichtigung. In der Besprechung der Veriuntenen Glode" im gestrigen Abendblatt ist ein finnentstellender Fehler enthalten. Statt: Man manderte, angelodt durch diese Stimme, in eine Sphäre der Leichtig feit und findlichen Verlogenheit binein, muß es heißen: in eine Sphäre der Leichtigkeit und findlichen Verlorenheit hinein."
Puccini - Feier in Rom . Die italienische Regierung hat befchloffen, im Januar eine offizielle Gedenkfeier zu Ehren Puccinis abzubalten. Am Morgen dieses Tages wird ein Requiem in der Kirche der Diokletian . Shermen stattfinden, bei dem unter Leitung von Beroft ein noch nicht aus. geführtes Requiem von Puccini dargeboten wird. Constanzi- Theater eine Aufführung der ersten und legten Oper Puccinis
stattfinden.
Am Abend wird im
#
"
Rechtsanwalt Dr. Hersfeld befragt Schimmel , ob er einmal Spigeldienste für die Bolizei geleistet hätte. Angeflagter Schimmel verwahrt fich als überzeugter Kommunist gegen diesen Borwurf. Jahrelang habe er für seine Partei das Beste getan. Angeklagter Mundt war fommunistischer Stadtverordneter in Boikenburg. Er hat mehrfach für Schimmel Handgranaten beforgt, den er nach Berlin überwies. Für feine erfolgreiche Tätig auch st a hí er aus einem Wert zirka 1 3entner Sprengstoff, feit murden ihm 20 Dollar durch Einschreibebrief übermittelt. Die Angeklagten Jäger und Bethge fönnen nur sehr wenige Angaben machen, jedoch wollen fie fich beide an den Waffenaufläufen und Sprengstoffbiebstählen nicht beteiligt haben.
Rechtsanwalt Dr. Herzfeld- Berlin . ber alle Angeklagten außer Schimmel verteidigt, während dieser durch Rechtsanwalt Dr. Neugebauer- Leipzig verteidigt wird, sprach seine Berwunde rung darüber aus, daß Heuge nicht angetlagt sei. Dem gegenüber bemerfte der Vertreter der Anklage, daß Heuge erst ver. haftet worden sei, nachdem die Anklageschrift fertiggestellt war.
Die drei Angeklagten Jang, Eggers und Bethke wollen die von ihnen bereits in der Boruntersuchung zugegebenen Verbrechen aus Not in ihrer Arbeitslosigkeit begangen haben und halten ihr Ge ständnis aus der Boruntersuchung aufrecht. Nur der Hauptangeflagte Böhme hält mit feiner Aussage zurüd. Er ist aber bereits durch bie bereidigten Aussagen der in der Boruntersuchung vernommenen Beugen überführt. Die weiter vernommenen Zeugen bleiben un bereidigt infolge Berdochts der Mittäterschaft. 3uchthaus, 150 m. Geldstrafe, davon gelten als verbüßt die GeldStaatsanwalt Dr. Lesser beantragt gegen Böhme 3 Jahre ſtrafe und 1 Jahr Zuchthaus, gegen ben zweiten ingeflagten Schimmel 3 Jahre Zuchthaus , 150 m. Geldstrafe, 3 Monate und die Geldstrafe gelten als verbüßt, gegen Mundt 4 Jahre 3uchthaus. 200 m. Geldstrafe, die Geldstrafe und 8 Mecerale gelten als verbüßt, gegen 3 ang 2 Jahre Zuchthaus. 100 m. Geldstraße, die Geldstrafe und 1 Jahr gelten als verbüßt. Eggers 2 Jahre 3uchthaus, 100 m. Geldstrafe, die Geldstrafe uns 3 Monate gelten als verbüßt, Bethte 2 Jahre Gefängnis, 50 M. Geldstrafe, davon gelten 9 Monate und bie Geldstrafe als pertüßt, gegen Jäger 1½ Johre 3uchthaus und 100 m. Geldftraje, 3 Monate und die Geldstrafe gelten als verbüßt. Um 8 Uhr schloß der Berteidiger Rechtsanwalt Dr. Neugebauer. Beipzig seine tebe. Ihr soll am Donnerstag früh 10 Uhr eine Rede von Rechtsanwalt Dr. Herzfeld Berlin folgen. Rechtsanwalt Dr. Neugebauer- Leipzig bat, feinen Angeflogten bor der Zuchthausstrafe zu bewahren, da er aus rein politischer Weberzeugung gehandelt habe.
Völkischer Krach.
Sie blamieren ihren Reichsführer". München , 17. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) Innerhalb der anbtagsfraktion des Bölkischen Blocs hat sich am Mittwoch eine neue Verwirrung ergeben, indem der bisherige politische Wortführer der Froftion, der Abgeordnete und Reichsführer Straßer, fein Mandat zum bayerischen Landtag nie. bergelegt hat. Er begründet diesen Schritt mit seiner Wahl zum Reichstagsabgeordneten( auf der Reichsliste). Aus einem offiziellen Schreiben, das die Fraktion am Dienstag an den bayerischen Ministerpräsidenten gerichtet hat, ergibt sich aber, daß zwischen ihm und der Fration auch innerlich sehr schwere Konflitte bestehen. In diesem Schreiben wird das Bebauern über die beleidigenden Weußerungen ausgesprochen, die der Abg. Straßer in der Landtagsfizung vom 19. September gegen die bayerische Regie. rung gebraucht hatte. Er erklärte damals befanntlich, daß in
Bayern eine hundsgemeine Saubande regiere. Das hatte die Unterbrechung der Sizung und den Ausschluß Straßers aus der Sitzung zur Folge. Der Nachfolger Straßers im banerischen Bandtag ist der niederbayerische Gutsbefizer Graf von Seibolstorff.
Die schwerindustrielle Internationale. Zusammenkunft europäischer Eisenindustrieller in Paris . Die deutsch französischen Verhandlungen zum Abschluß eines Handelsvertrages haben bei der Beratung über den Eisenzoll zu dem Vorschlag geführt, die deutsche Industrie folle jährlich 800 000 bis 1 Million Tonnen franzöfifchen Eisena über das deutsche Eisenkartell nach Deutschland einführen. Die deutschen senbahnfachverständigen sind von Paris nach Dentichland zurüd gelehrt, um angesichts der Bedeutung dieser Frage Aussprache mit den in Betracht kommenden deutschen Stellen zu halten. Im Zusammenhang biermit ist die Frage der Schaffung eines internationalen Eisentar tells foweit gebiehen, daß nunmehr Vertreter der Eiſenindustrien von Belgien , Deutschland , England, Frankreich , Italien , der Tschechoslowakei und Polen demnächst in Baris zusammenfommen werden, um den Plan des internationalen Eisenkartells zu beraten und zur Berwirklichung zu bringen.
Die Arbeiterschaft der beteiligten Länder wird die Vorgange in Paris wachsamen Auges verfolgen müffen, damit fie, wenn der Plan Wirklichkeit wird, den erforderlichen Einfluß auf diese Bestrebungen zu nehmen vermag.
In Lettland wurde unter dem Borsitz von Hugo Belmin ein neues Rabinett gebildet, dem nur Bertreter der bürgerlichen Parteien Bei der Abgabe der Regierungserflärung stimmten die angehören. Sozialdemokraten gegen das Kabinett.
Jn Estland ist unter dem Vorsitz von Jaakjon ein neues Kabinett gebildet worden dem neben Mitgliedern bürgerlicher Parteien auch die Sozialisten Birna und Ast, sowie der Arbeiter parteiler& a ar na angehören.
Wenn Faschisten regieren.
Krach im Rumpfparlament.
Gs sei
Rom , 17. Dezember. ( WTB.) In der Kammer fam heute zu aufgeregten Szenen, deren Folgen noch nich. heute zu aufgeregten Szenen, deren Folgen noch nich. abzusehen sind. Der Bizepräsident der Kammer, Giunta, welcher vom Staatsanwalt beschuldigt wird, Auftraggeber der Gewaltfalen gegen den Abgeordneten Forni gewejen zu fein, hit, wie gemeldet, seine Entlassung als Bizepräsident eingereicht. Die faschistische Mehrheit beschloß aber, diese Entlassung nicht anzunehmen, mit der Begründung, der Faschismus sei durch eine Revolution aus Ruder gekommen; bei jeder Revolution aber kämen Ungefehlichkeiten und Gewalttätigkeiten vor. feht an der Zeit, die zurückliegenden Gewalttaten nicht weiter zu verfolgen. Auf Grund dieser Teit ftimmten daher die Faschiffen gegen die Entlassung Giuntas. Das erregte den Widerspruch des Giolittianers Boeri, der aber bei den Wahlen nicht auf der Liste Giolittis stand. fondern auf derjenigen der Regierung. Als nun Boeri mit seiner Demiffion drohte, tief ihm Mussolini erregt zu, daß er eine Eutlaffung ruhig einbringen folle. Boeri verließ alsdann den Sigungsfaal. Die Giolittianer folgten ihm; fie befchloffen nach einer Besprechung mit den Anhängern Orlandos und den Kriegsteilnehmern, morgen an den kammerarbeiten nicht teilzunehmen.
Auch Salandra verließ den Sigungsfaal und soll in den Wandelgängen gesagt haben, daß er zwar politisch mit den Faschisten zufammengehe, aber bezüglich der moralischen Seite eine andere Auffaffung als sie habe. Er fehrte aber bald in den Sihungsfaal zurüd. Allerdings hat bei der Abstimmung auch Salandra nicht mit den Faschisten gegen die Entlaffung Giuntas gestimmt. Man glaubt, daß es der Regierung gelingen werde, die Absplitterung der Rechtsradikalen zu verhindern.
Generalinspektion und Räumungsfrage. Entscheidung im Januar?
Gleichzeitig
Paris , 17. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) ( Eigener Drahtbericht.) mit der Interalliierten Finanzkonferenz im Januar soll eine Bot fchaftertonferenz abgehalten werden, auf der insbesondere der Bericht der Militärtontrollkommission über die deutsche Abrüstung und wahrscheinlich auch die Frage der Räumung der Kölner 8one besprochen werden soll.
Baldwin- Regierung und Völkerbund. Englische Note: Nicht ins Imperium hineinreden!
Paris , 17. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) Die von England an den Völkerbund gerichtete Note in der die englische Regierung den Standpunkt vertritt, daß die Beschlüsse und Abmachungen des Bölderbundes fich nicht auf das Verhältnis zwischen England und seinen Dominien beziehen könne und insbesondere der Artikel 18 der Bölkerbundsfagung, der die Eintragung internationaler Ber träge und Abkommen beim Bölkerbund vorsieht, nicht darauf anwendbar fei, findet
in Frankreich ungewöhnlich scharfe Kommentare. selbständige Mitglieder angehören, und zwar auf der Grunds Man verweist darauf, daß die Dominien dem Bölfert und als lage voller Bleichberechtigung mit allen Signatarmächten. Schon elbständige Mitglieder angehören, und zwar auf der Grundbeshalb fei der englische Einspruch unannehmbar, denn er laufe auf die These hinaus, daß die Beschlüsse des Böllerbunds für einen Leil feiner.tglieder nicht bindend seien. Darüber naus aber wird es als abfolut unhaltbar bezeichnet, daß England im Bölferbund über sieben Stimmen zu verfügen beanspruaje und zu gleicher Zeit die fechs in Genf vertretenen Dominien als tritt Irlands in den Völkerbund, meint dazu die Information", der englischen Gouveränität unterstehen betrachte. Der Eine, tönne unter diesen Umständen nur als eine Komödie betrachtet merden, und der Bölferbund würde, wenn er sich den englischen Standpunft zu eigen mache, in Zukunft nur noch ein Instrument in den Händen Englonds sein. Jedenfalls stelle die
englifche Note eine nachträgliche Rechtfertigung Ameritas bar, das seinerzeit den Eintritt in den Bölferbund abgelehnt habe, folange England darin über sieten Stimmen verfüge". Damois fei diefes Argument aufs entschiedenste bekämpft worden, heute zeige es ſich bas Amerita tatsächlich recht gehabt habe. Die eng lische Bolitit, so schließt das Blatt, zeige, daß sie die riesige Tragweite der Völkerbundsfagung bezw. der sich daraus ergebenden Berpflichtungen bisher nicht begriffen habe und jetzt, wo ihr deren Bedeutung allmählich aufzugehen scheine, fich brüst zurüd. zuziehen versuche Wenn dem so set. dann sei dies das Todes. urteil für den Bölferbund und dessen einzige Ret.ung läge in einer fühnen chirurgischen Operation. Wenn England feinen Standpunft aufrechterhalte, dann müßten die sechs Dominien unverzüglich aus dem Bölkerbund ausscheiden.
Der Kriegshafen Singapur beunruhigt Japan .
Cofio über London , 17. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) Die japanische Deffentlichkeit ist über den Ausbau der Flottenstation Singapur durch England fehr beunruhigt. Die gesamte japanische Bresse betont sehr scharf, daß trotz der entgegengesetzten Versicherungen der englischen Regierung der Ausbau von Singapur gegen Japan gerichtete.
Im britischen Unterhaus bestritt der erste Lord der Admiralität, daß mit dem Ausbau Singapurs irgendwelche aggressive Tendenz gegen andere Mächte verbunden sei. Er sei sicher, daß die amerifanijchen und japanischen Staatsmänner darin lediglich eine Maßnahme der Verteidigung fehen, die für England den Borteil größerer Wirtschaftlichkeit habe. Die englischen Schiffe, die in den pazifischen Gewässern zu Schaden kommen, müßten jetzt Taufende von Meilen Weg bis in die englischen Docs zurücklegen und würden dann diesen Zeit- und Kostenverlust ver. meiden wenn Singapur so ausgebaut würde, daß dort jede Art Don Schiffsreporatur ausgeführt werden könnte. Darin liege nichts Außergewöhnliches und insbesondere teinerlei Angriffsabficht.
Der Achtstundentag.
Frankreich und das Washingtoner Abkommen.
Paris , 17. Dezember. ( Eigener Drahtbericht.) In der Kammer forderte Genosse Lebas die fofortige und bedingungslose Ratifizierung des Washingtoner Abkommens über den AchtStundentag. Die Gegner der Ratifitation, so führte er aus, behaupten, daß die deutsche Arbeitszeitverordnung den Unternehmern erlaube, von den Arbeitern Ueberstunden zu fordern, und daß der Achtkundentag in Deutschland daher effektiv abgeschafft ſei. Infolgedessen würde die Ratifizierung des Washingtoner Abkommens durch Frankreich die Konkurrenzfähigteit seiner Industrie der deutschen gegenüber verringern. Diese Argumentation entbehre jeder Grundlage, da die deutsche Verordnung feineswegs die Abschaffung des Achtstundenbages zur Folge hatte. Eine von den deutschen Gewerkschaften veranstaltete Enquête bat gezeigt, daß die Mehrheit der deutschen Arbeiter nach wie vor acht Stunden pro Tag arbeitet. Die deutsche Arbeiterschaft führe einen energischen Kampf für die Erhaltung des Achtstundentages. Die Ratifizierung des Abkommens durch Frankreich werde die Position der deutschen Arbeiterschaft stärken und das Deutsche Reich zu be gleichen Schritt veranlaffen.