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Die Nächtlichen."

Wenn die Uhr eins schlägt und die Lofale ihre Pforten schließen mijjen, dann sammein sich auf der Tauenzienstraße die Nächtlichen". Das sind vergnügungsfüchtige Leute aller Art, die nach Abenteuern Techzen. In Nacht und Wind stehen sie vor dem Kademe herum, bis es ihnen glückt, mit dem letzten" Autobus mitzukommen. Nicht, um nach Hause zu fahren! Frierend und gähnend gondeln sie nach Dem Norden Berlins , wo es in einer dunklen Straße oberhalb der Friedrichstraße einen Keller gibt, ber jede Nadyt geöffnet ift. Dieses einfache Bierlotal ist das Eldorado der Nachtschwärmer, Gin Spanner" läßt die Gäfte ein, wofür er 50 Pf. in Empfang nimmt. Unien im Keller geht es lebhaft zu, wenn auch Tanzen und Singen verboten ist. Man unterhält sich stundenlang bei einer Ralten", die nur 60 Pf. foftet und fofft" heimlich. Kofain nimmt der Fabri­fant aus der Provinz, der sich hier billig omüfieren möchte, nimmt das Mädel von der Straße, das auf der Suche nach einem Freier oder bloß gekommen ist, sich für ein paar Stunden aufzuwärmen. Man sieht auch sogenannte anständige Beute, die vielleicht Neugier hierher verschlagen hat. Warum fißen diese Menschen hier, phan­tafierend oder zanfend. Zu Hause steht ihr Bett bereit und die Müdigkeit zehrt sich lich an ihren Gliedern. Es fehlt an allem Reiz­vollen, Langeweile hockt an den Wänden. In einem Keller nächtliche Ruhestunden zu vergeuden, fönnen sich eben nur die leisten, die ehrliche Arbeit nie gefarnt haben.

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Gin wilder Nachtbetrieb wurde gestern spät abends in einem Hause in der Hamburger Straße ausgehoben. Hier hotten zwei Leute in einer Wohnung im Erdgeschoß des Hofgebäudes, Die nur aus einem Zimmer und Küche besteht, einen Schantbetrieb eingerichtet. Schlepper, die sich in der Nähe aufstellten, versprachen den Gästen allerlei Genüffe. Die Gäste waren aber durchaus nicht alle zufrieden mit dem, was geboten wurde, um so weniger, als fie übermäßige Preise für alle Getränke bezahlen mußten. Zwei Ge­neppte gingen gestern zur Polizei, als sie Krach" gemacht hatten und dafür hinausgeworfen worden waren. Beamte des 5. Reviers hoben die Bude aus und brachten die Gäste, 9 Herren und 5 Damen, Darunter eine Echauspielerin, zur Feststellung ihrer Persönlichkeit nach der Wache.

Der Staafener Meineidsprozeß. Zusammenstoß zwischen Verteidigung und Staatsanwalt. Nach eintägiger Unterbrechung wurden heute die Verhandlungen vor dem Schwurgericht III in dem Meineidsprozeß gegen die Für forgeschwester Mathilde Metzger wieder aufgenommen. Die an Ueberraschungen bisher schon außerordentlich reiche Verhandlung [ pigt sich immer mehr zu einem Kampf zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft um die Nachprüfung der Verurtei lung des Stadtrates Eggert zu. Als Landgerichtsdirektor Dransfeld die Verhandlungen mit dem Zeugenaufruf eröffnete, zeigte sich, daß eine große Zahl neuer Zeugen geladen worden ist zeigte sich, daß eine große Zahl neuer Zeugen geladen worden ist. Rechtsanwalt Dr. Pindar: Die Verteidigung ist gestern abend m't der Benennung neuer Zeugen durch die Staatsanwaltschaft über­rascht worden. Gegen dieses Verfahren in einem so wichtigen Pro­zeß muß die Verteidigung auf Grund der Strafprozeßordnung pro­tefieren. Es sind in diesem Stadium des Prozesses, da die Staats­anwaltschaft steht, daß das Verfahren nicht den von ihr gewünschten und bisher erwarteten Fortgang nimmt, neue Beugen herangeschafft worden, die trop der jahrelang schwebenden Affäre bisher noch nicht hervorgetreten sind, und die über Beziehungen zwischen Stadtrat Eggert und die Angeflagte Wegger Wahrnehmungen gemacht haben wollen. Es muß auffallen. daß die Staatsanwaltschaft lediglia Beu gen geladen hat, die zu ungunsten der Angeklagten aussagen wollen. Die Staatsanwaltschaft fcil eine objettine Be­hörde fein und hat daher, ebenso wie die Verteidigung, an der objektiven Feststellung der Wahrheit mitzuarbeiten und nicht nur cinseitig Belastendes vorzubringen. As aber am zweiten Tage der Verhandlung nachgewiefen worden mar, daß die 3eugin Baer­mann, auf deren Aussage fich die Verurteilung des Stadtrats Eggert flüßt, mindestens objettio die unwahrheit gefagt hat, hat die Etaatsanwaltschaft auch die Verpflichtung an fichts dieser Wendung, sich mit der Person der Frau Baermann zu beschäftigen. Diese neuen Zeugen bringen aber eine gonz neue Be meisführung, vor die die Angellogte gestellt wird. Die Angeklagte ist in haft, und der Verteidigung sind die Hände gebunden. Da muß doch uns Gelegenheit gegeben werden, selbst Ermittelungen über diese Gegenzeugen anzustellen. Entweder muß die Staats­anwaltschaft auf diese Zeugen verzichten, oder es muß Berb gung eintreten. Gonft liegt eine Beschränkung der Verteidigung vor. Staatsanwaltschaftsrat Ramlau bestreitet, daß der Prozeß eine gün ftige Wendung genommen hat. Das sei nur in der Bhantasie des Herrn Verteidigers geschehen, feine Hauptzeugen tämen erft. Er werbe selbstverständlich nicht bloß die Belastung, sondern auch die Entlastung berücksichtigen. Bisher hätte er nur Belastungszeugen bekommen, und es sind noch mehr vorhanden. R.-U. Baeder erklärte, daß die Verteidigung es mit ihrer Freiheit nicht in Ein flang bringen fönne, dieses neue Beweisverfahren ohne Prüfung hinzunehmen. Die neuen Zeugen der Verteidigung betrafen nur die Glaubwürdigbeit der Beugin Baermann. Hier fämen aber ganz neue Beweisthemen.. Als wir gestern die Mitteilung erhielten, war das Gefängnis schon geschlossen. Wir konnten mit der Angeklagten nicht mehr Rücksprache nehmen. Man bedenke doch, daß sich hier Zeugen nach vier Jahren melden, obwohl ihnen das Verfahren schon längst bekannt war. Wenn unseren Anträgen nicht stattgegeben wird, so fann das unmöglich als eine ausreichende er teidigung betrachtet werden. Nach einer Beratung von einer minute vertündete Sandgerichtsdirektor Dr. Drans feld den Gerichtsbeschluß, daß der Antrag der Berteidi gung auf Ausfegung des Berfahrens abgelehnt wird, da die Vorausfehung des§ 251 nicht gegeben ist. Die Ver­teidigung habe noch genügend Gelegenheit, fich zu erfundigen, und es brauche deshaib mit der Bernehmung der Zeugen nicht gewartet Zunächst wurde sodann der zweite Bürgermeister von Spandau , Dr. Herz, vernommen, der sich über die Vergleichsverhandlungen zwischen den Eheleuten Baermann in deren Ehefcheidungsprozeß äußern muß.

zu werden.

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Zum Tode verurteilt.

Eine ländliche Tragödie. Ein Mord, der am 3. Februar d. J. in Blattom an einem Landwirt verübt und Anfang Juli von der Berliner Krimi­nalpolizei aufgetlärt wurde, tam gestern in Frant. furt a. b. D. zur Hauptverhandlung vor dem Schwurgericht. Der Landwirt Wilhelm Schulze in Blattom hatte mehrere Kinder, darunter einen 21 Jahre alten Stieffohn Otto Lange, der beim 9. Reiterregiment in Fürstenwalde diente. Diesem jungen Manne gefie es bei der Reichswehr nicht mehr.

Um sich loszumachen und sich in den Befih der Wirtschaft seines Stiefvaters zu feßen, fam er auf den Gedanken, ihn zu er morden. Dabei spelte noch mit, daß er sich an dem Stief pater rächen wollte, weil er wiederholt feine Mutter geschlagen hatte. Zum Helfers belfer gewann Lange einen 20 Jahre alen Befihersfohn Mar Dahle aus Plottow. Diefer hatte von feinem Onkel ein 9- Millimeter- Lefching geliehen. Mit ihm gabea die beiden zur Probe je 5 Schuß auf eine Scheibe ab. Es zeigne fich, daß fie gleich gut fchoffer. Lange mollte aber doch nicht auf ben Stiefvater fchießen, und so übernahm es Dahle. Am 9. e. bruar abends, während eines Feuerwehrfestes im Ort, als der alte Schulze allein zu Hause war und am Tische faß und feine Zeitung las, schritten die beiden zur Tat. Sie verließen auf turze Zeit das

Feuerwehrfest und schlichen sich an das Gehöft heran. Auf ein Geräusch, das sie machten, nahm Schulze seinen Revolver, ging hin­aus und traf die beiden. Lange gab nun vor, daß er nur seinen Mantel holen wollte. Während er ihn herausholte, blieb Dahle mit dem Tesching unter dem Mantel bei Schulze auf dem Hofe. und setzte sich wieder an den Tisch. Jetzt stellte sich ange von Beide gingen dann wieder weg, Schulze fehrte in das Haus zurüc reuem an das Fenster, Dahle legte das Tesching auf seine Schulter, drüdte ab und traf Schulze durch die Scheibe in den Kopf, fo daß er tot zusammenbrach. Die fleineren Kinder, die jetzt er­wachten, glaubten, daß der Bater sich selbst erschossen habe, und liefen nach dem Feuerwehrfest. Man fand aber den Revolver auf dem Scrant, den Schulze wieder hingelegt hatte, und so war ein Selbst­mord ausgeschlossen. Die beiden Täler, bie gleich zu dem Feite zu­Schmiede gefellen 6. aus dem Nachbardorf Bufow, der mit seiner rüdgefehrt waren, Tentten ben Berdacht auf einen Werbung um eine Tochter des Ermordeten abgewiesen, einmal ge­äußert hatte, daß er der Familie eins auswischen werde. S. wurde verhaftet, nach zwei Monaten aber wegen Mangels an Beweisen wieder auf freien Fuß gefeßt. Anfang Juli wurde dann die Berliner Kriminalpolizei mit den Ermittlungen beauftragi. In ganz kurzer im Berliner Bolizeipräsidium zum Geständnis 2ange erhängte Zeit flärte fie das Verbrechen auf und brachte Lange und Dahle ich darauf im Gewahrsam. Dahle stand gestern vor den Geschwo­renen und wurde zum Tode verurteilt.

Verhehte Schuljugend.

Die Berrohung der höheren Schüler" Neuköllns .

In der gestrigen Neuköllner Bezirtsversammlung gingen die Bogen der Erregung wieder sehr hoch. Das Thema der verhetzten Jungens an der Albrecht Dürer Oberreal. schule, das schon in der vorigen Sitzung zu stürmischen Ausein anderseßungen geführt hatte, wurde gestern endgültig erledigt. Dramatisch wurde die Szene, als unfer Redner, Genosse har nisch, den Deutschnationalen Kloth darauf aufmerksam machte, daß er jetzt bereits bei allen Parteien unten durch" fei, was felbst feiner Partei nahestehende Zeitungen gestehen, indem sie ihn als einen üblen Schwäger bezeichnen. Kloth verließ darauf flucht artig den Scal.

Auf Betreiben des Stultusministers Dr. Boelig ist gerade der am schwersten belastete Oberprimaner Hoffmann in der Schule wieder zugelassen worden. Der Direttor Dr. Marschall amtiert immer noch. Ist es da ein Wunder, menn schon wieder an einer anderen verzeichnen ist? Die vereinigte Rechte hatte in einem Antrag Aus­Neuköllner Anstalt ein ungeheures Auffehen erregender Borgang zu funft verlangt über die Abgänge von Schülern im Kaiser­Friedrich- Realgymnasium seit Ostern d. 3. Der Bor fitzende dieser Fraktion, der abgebaute Studienrat und Stadtver ordnete Dr. Bierbach wollte durch diesen Antrag den Nachweis erbringen, daß an der Anstalt, wo unser Genoffe Dr. Karfen Direk tor ist, die Abgänge besonders groß feien. Genoffe Stadtrat Dr. Lowenstein legte eine bis ins fleinste detaillierte Statistik aller drei Anstalten vor, und da zeigte sich zur Ueberraschung der Rechten, daß gerade dort, wo deutschnationale Diret. torem mirten, der Abgang am größten war. Noch verblüffencer war felne Feststellung, daß gerade aus den Klaffen die Schülerabwanderungen am größten waren, wo deutschnational eingestellte Lehrer tendenziöse Anfragen, die immer von diefem Studienrat fommen, unterrichten. Es wird endlich Zeit baß einmal gegen derartige Front gemacht wird. Noch dazu, wenn der Vorsitzende dieser Frot­tion noch so naiv ist, zu fciner Entschuldigung zu erflären: Er tenne die Vorgänge nicht. fie feien ihm nur so mitgeteilt worden." Unser Redner, Genoffe Grabe, fonnte zum Schreden ber Rechten bie wahren Urfachen ber Anfrage aufbeden. An diefer Anstalt ist nämlich ein Schüler, dessen Tater Borsigender des Elternbeirats war, auf einstimmigen Beschluß des Lehrertolle. giums entlaffen worden, meil er zu einem Mitschüler hämte Worte gebraucht hatte. gegen den Direktor der Anstalt, Genoffen Dr. Rarfen, unver

Letter Tag im Haarmannprozeß.

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Gutachten und Plädoyers.

R. Hannover, 18. Dezember.

faales fchien Haarmann jedoch wenigstens äußerlich feine bisherige Ruhe und Gleichgültigfeit wiedergewonnen zu haben, währenb Grans heute noch blasser als sonst aussieht und anscheinend sehr niedergedrückt ist. Erst um 10% Uhr eröffnete Bandgerichts. direktor Böckelmann die Sizung und erteilte dem Staatsanwaltsrat Dr. Wagenschieffer das Wort zu feiner Anflagerede gegen den Mitangeklagten Haarmanns, Hans Grans. Der Staatsanwalt schilderte zunächst das Vorleben des Angeklagten und sein Zu­fammenleben mit haarmann, so wie sich das Bild aus dem Gang der Ermittlungen und der Verhandlung ergeben habe. Dann geht er auf die Hauptanflage gegen Grans ein, und zwar auf die Anftiftung zum Morde in den Fällen Hannappel und Wittig, neben der gegen Grans nur noch Anflage wegen gewerbsmäßiger Hehlerei erhoben worden ist.

Zum Schluß feines Plädoyers beantragte Oberstaatsanwalt Dr. Wilde gegen Grans wegen Anffiffung zum Morde in zwei Fallen zweimal die Todesstrafe und wegen der Habgier, Entziehung der bürgerlichen Ehrenrechte. Wegen gewerbsmäßiger. aus der heraus diese Verbrechen begangen worden feien, die dauernde Hehlerei, die als fortgefeßte Handlung zu betrachten fei, beantragte er drei Jahre Zuchthaus und Stellung unter Polizeiaufsicht. beteiligten im Anschluß an das Plädoyer des Oberstaatsanwalts Entgegen den bisherigen Dispofit.onen haben sich die Prozeß­jedoch entschlossen, den Prozeß heute noch nicht zum Abschluß zu bringen, sondern erst am morgigen Freitag noch die beiden An getfagten zum legten Wort fommen zu laffen und im Anschluß daran das Urteil zu fällen.

Eine Hinrichtung.

Landgerichtsgefängnisses in Erfurt der Landwirt Eisfeld aus Erfurt , 18. Dezember. ( TU.) Heute früh wurde auf dem Hof des Ringleben am Kyffhäufer, der seine Ehefrau erwürgt und dann ins Baffer geworfen hatte, und vom Erfurter Schwurgericht zum Tode verurteilt worden war, durch den Scharfrichter Grosse aus Breslau hingerichtet.

bille- Constantine( Algerien ) ist beim Einfahren in einen Elfenbahnunglüd in Algerlen. Auf der Stelle Philippe­Tunnel ein 3ug entgleift. Der Lotomotiv führer, ein Unbetannter, fowie mehrere Militärpersonen wur ben getötet, 18 Reisende schwer verletzt. Sechs Eisen­bahnwagen wurden zerstört.

Die Pläne des Flettner- Schiffes in Amerifa. Mit dem Dampfer Albert Ballin " trafen gestern die Pläne des Flettmerschen Rotorschiffes in New Dort ein.

Ein interessanter Brüdenbau. Die über den Donaufanal in Wien führende Brigittabrücke wurde mittels GIŋzerinöi bomben um 40 Zentimeter gehoben, auf Stahlkarren gesezt und fobann mit Hilfe von Drahtwinden um 26 Meter verschoben. Hierhet gelangte ein neues technisches Verfahren zur Anwendung, bei dem nur 12 Arbeiter die 700 000 kilogramm shavere Brüde von der Stelle brachten. Die verschobene Brücke wird einstweilen dem Berkehr dienen bis ein neuer, bretterer und tragfähigerer Brückenbau an der alten Stelle fertiggestellt ist. Dem interessanten Schauspiel wohnten tausende Menschen an beiden Ufern des Donaus

fanals bei.

Hohenturm, Bezirk Halle , wobei Personen nicht verlegt wurden, Infolge der Entgleisung eines Güter; uges auf dem Bahnhof mußten die Nachtschnellzüge Berlin - München - Stuttgart und um­gefehrt umgeleitet werden, was größere Beripätungen zur Folge hatte.

Berbindlich erklärter Schiedsspruch. Der Schiedsspruch vom 10. Dezember 5.& für den rheinisch- westfälischen Steinfohlenbergbau ist von Amts wegen für verbindlich erklärt worden.

Geschäftliche Mitteilungen.

Rum Beihnachtsfelt bringt bas balonie Schuh- Batal Behrubt, Münz Straße 25, mit feinen talen Rottbuser Damm 13 und Securfurter lee 54. unferen Refern gans befonders billige Angebote. Es fei insbefondere auf das heutige Inferat" her Firma hingewiefen.

Gewerkschaftsbewegung

Keine Vorauszahlung der Januargehälter.

Das Wolff- Bureau meldet: Durch die Breffe geht die Nachricht, den Spitzenverbänden der Beamtenschaft sei im Reichsfinanz­minifterium mitgeteilt worden, diefes werde bemüht sein, die Januargehälter kurz nach den Festtagen, aljo vor dem Fälligkeitstage auszuzahlen. Diese Nachricht ist frei erfunden. Den im Reichs­finanzministerum erschienenen Beamtenvertrefern wurden vielmehr eingehend die Gründe auseinandergefeht, die eine frühere Zahlung lich zugesagt, die Frage dem Reichsminister der Finanzen nach seiner der Januargehälter verbieten; auf ihren Wunsch wurde ihnen ledig­Rüdkehr aus dem Urlaub noch vorzutragen.

Generalversammlung der Holzarbeiter Kommunisten gegen Freilaffung der Politischen . Die Generalversammlung der Berliner Holzarbeiter am 25. Mo Dember fonnte befanntlich nicht beendet werden, weil die RBD.­Delegierten bei Behandlung der Beitragsfrage einen Tumult herbei­führten. Die Versammlung wurde deshalb am 16. Dezember fort­gefeßt. Zunächst hielt Genosse Ufermann einen Vortrag über die Wirtschaftskrise und die Gewerkschaften.

Zu den Gutachten der Sachverständigen zu den Plädoyers bes Staatsanwalts und des Verteidigers Haarmanns wäre noch folget. des nachzutragen: Nachdem Geh. Medizinalrat Dr. Brandt, der bei früheren Gelegenheiten Haarmann begutachtet hat, sich über dessen Geisteszuftend ausgelassen hatte, erhielt Geheimrat Prof. Dr. Schulze Göttingen das Wort zu seinem ausführlichen Guts achten: er ging zu allererst auf das Vorleben Haarmanns und auf die früheren Gutachten ein. Er bestritt deren Richtigkeit. Ju gendirre fei bei haarmann ausgeschlossen, da er nicht des typische Bild der Berfahrentheit biete. Und selbst wenn man zugeben wollte, daß er an epileptischen Anfällen gelitten habe, so müßte man sagen, daß seine Geistesfräfte während der vielen Jahre von dieser Epilepsie nicht gelitten haben. Prof. Schulze be­streitet, daß Haarmann feine Handlungen im Zu­ftande der Bewußtlosigkeit oder einer frankhaften Stö­rung ber Geiftestätigteit, die die freie Willensbestimmung aus schlösse, begangen habe. Prof. Schulze faßt sein Gutachten da­hin zusammen, daß haarmann zwar ein minderwertiger Mensch fei, daß jedoch der§ 51 StGB. auf ihn nicht zutreffe. Medizinal rat Dr. Schadwiß, der monatelang Gelegenheit hatte, Haar. mcem zu beobachten, äußerte fich dahin, daß bei Haarmann einer feits eine äußerst schwere örtliche Belastung vorläge, daß es in der ganzen Haarmannschen Familie nur ein halbwegs normales Kind gäbe und daß andererseits die Bedeutung für die örtliche Be Zur Beitragsfrage hatte der Rollege Freigang das faftung burch seine äußerst ung üdliche Umwelt noch erhöht wurde. Schlußport. Er wies ausführlich nach, daß feine Ausführungen in Bei dem geistigen Zustand Haarmams müsse man sich wundern, der vorigen Generalversammlung über die Stellung der Kommunisti. daß er überhaupt in seinem Leben trotz alledem ein Jahr in der schen Partei zur Gewertschaftsfrage richtig waren. Die verschieden Schweiz Arbeit gefunden. Neben der unbedingt intellettujten Barolen und Rundschreiben, die die fommunistische Gemert­ellen Schwäche, die eine äußerst tiefe Stufe der Intelligenz fchaftsabteilung in den Vorjahren herausgab, sowie die Einstellung offenbare, ist er geradezu als moralisch stumpf zu bezeichnen. der KPD. im allgemeinen wurden zur 2 gitation gegen die Bon dieser Stumpfheit förte ein normeler Mens fich überhaupt Gemertschaften benügt, mit dem Erfolg, daß viele Mitglieder feinen Begriff machen. Medizinalrat Dr. Schadwig fommt zu an den Gewerkschaften irre wurden. Wenn die KPD . jetzt wieder die bem folgenden Schluß: Haarmann hat sich zur Zeit der strafbaren Barole ausgibt: hinein in die Gewerkschaften!", dann beweist dies Handlungen weder in einem Zustand der Bewußtlosigkeit noch in doch, daß man im Lager der KPD . vordem nicht nach diesem Grund­einem Zustand der franthaften Störung der Geiftestätigteit be faß handelte. funden, durch welche seine freie Willensbestimmung ausgeschloffen war. Er ist auch jezt nicht geistestrant. Seine moralische Minderwertigkeit läßt die Möglichkeit offen, daß er auch ohne be­Jondere geschlechtliche Erregung Tötungen vornahm, lediglich um die Kleider feiner Opfer zu erlangen.

Verhandlungsbericht.

Hannover , 18. Dezember .( Drahtbericht.) Der Anbrana des Publikums zu dem heutigen legten( 13.) Verhandlungstag bes Haarmann- Brozesses, der das Urteil gegen den Waffenmörder und deffen Mitangeklagten Grans bringen fall, ist bei weitem starter als während der bisherigen Dauer des Prozesses. Auch an den beiden Enden der von der Polizei abgesperrten Beonhardstraße, über die die beiden Verbrecher aus dem Untersuchungsgefängnis nach dem Justizgebäude geführt werden, drängten sich heute früh dichte Menschenmengen, um einen Blick auf die beiden Angelagten werfen zu können. Vor Eröffnung der Sizung wird befannt, daß Haar. mann, seitdem er unmittelbar vor feinem Urteil fteht, außer ordentlich nervös geworden ist und fich im Gefängnis geweigert hot, allein in feiner Belle zu schlafen, da er in einer ftändigen Attentatsfurcht lebt. Infolgedeffen ist des Nachts in seiner Belle ein Beamter untergebracht, auch schon aus dem Grunde, meil die Justizverwaltung etwaigen Selbstmordversuchen des Maffen mörders vorbeugen will mörders vorbeugen will Beim Betreten des Schmurgerichts

Die nunmehr erfolgte Abstimmung über die Borlage zur Bei­tragsregelung ergab beren Annahme. Auch die Ber trauensmännerversammlungen der Bezirke und Branchen haben mit Dreiviertelmehrheit der Borlage zugeftimmt.

Zur Berhandlung stand eine Resolution, welche die Aufhebung der Klaffenurteile und Freilassung der politischen Ge­fangenen in Deutschland forderte. Ein aus der Bersamm fung gestellter 3ufazantrag, auch für die Freilassung der politi­schen Gefangenen und die Herstellung der Breffefreiheit in Ruß­ land einzutrreten, wurde von einer Anzahl fommunistischen Delegierten befämpft. Sie behaupteten, in Rußland gäbe es überhaupt teine politischen Gefangenen, worauf ihnen erwidert wurde, daß in Rußland allerdings alle Nicht­bolichewisten auch im politischen Kampf als gemeine Ber. brecher behandelt und bezeichnet werden. Unter diefen Umständen fönne es dort freilich feine politischen Gefangenen geben. Auf das Geschrei nach Amnestie wurde von den Rednern der Amsterdamer Richtung erwähnt, daß es stets der Stolz der deutschen Arbeiterbe­wegung, felbft unter dem Sozialistengeleg, gewesen sei, die bürgerliche Klasse im Rahmen der Geschmäßigkeit und mit ge­schieber Ausnügung derfelben zu bekämpfen. Die Kommunisten dürften sich nicht wundern, daß, wenn sie bauernd Gemalt gegen andere predigen, die Gewalt sich schließlich auch gegen fie fehrt. Trog alledem wurde ihnen in Aussicht gestellt, daß ihre Resolution auf Befreiung der politischen Gefangenen, mit dem Zufazantrage