so lange, daß die deutschen Soldaten draußen, während das feindliche Trommelfeuer auf. sie niederprasselte, ohne Munition blieben In diesem zweiten Fall wäre der Vorwurf des .Dolchstoßes" nicht so unberechtigt geblieben, wie er es jetzt tatsächlich ist. Das wollten wir nicht! Wir wollten a.b«r auch nicht, d aß die Arbeiter von der Militär» gewalt zur Arbeit zurückgejagt würden. Dar- um wünschten wir ein« rasche Beendigung des Streiks auf dem Weg« von Verhandlungen. Das war«in ganz gerad» liniges und ganz unzweideutiges Verhalten. Mit den Redensarten vom„Abwürgen" des Streikes soll man uns vom Halse bleiben! Wenn ein Streik unbesonnen entfesselt wird, wenn W i r r k ö p f e seine Leitung an sich reißen, so daß der Arbeiterschaft unabsehbarer Schaden droht— und wenn dann besonders ihrer Verantwortung bewl.ßte Männer k«n.'.men. die Vewegung in ruhige Bahnen ienki r und sie zum Abschluß bringen, so nennen das diejenigen, dj « nnt einem solchen Verfahren unzufrieden sind, ein.„Abwärgen" des Streiks. Bebel. Legien, Hue, Bömelbura haben sich oft den Vorwurf machen lassen müssen, sie hätten Streiks „abgewürgt". Ihrem Ansehen in der Arbeiterschaft und ihrem geschichtlichen Ruhm hat das auf die Dauer nicht geschadet. Und so standen wir im Munitionsärbeiterstreik g e g e n zwei Fronten. Wir standen gegen die Annexionisten, die Kriegsverlängerer, die Rechtsverweigerer auf der einen Seite, auf der anderen aber auch gegen diejenigen, die den Weltfrieden durch die Weltrevolution erwarteten. und die von einem Weitertreiben der Bewegung die Weltreoolution erhoff» ten. Da wir weder für die einen noch für die anderen Partei ergreifen konnten, war es nur die selbstverständliche Kons«- qpenz unserer Stellung, daß wir ein rasches Ende des Streiks durch Verhandlungen erstrebten. Die herrschenden Gewallen glaubten sich damals noch stark genug, um den von uns gewiesenen Weg nicht gehen zu müssen, sie gingen weiter den Weg ins Verderben! Einen Landesverratsprozeß gegen den„Vorwärts", riskierten sie freiliw nich. mehr. Desto lauter tönt heute das Geschrei von„Lande:-- verrat" auf der einen Seite und das von„ L r d c i.t e r- verrat" auf der anderen. Wir sprechen hier nicht davon, ob unsere Politik richtig gewesen ist. Das ist heute eine h i st o- r i s ch e Frage, über die man sich in aller Ruhe und Freund» fchaft unterhalten kann. Soviel aber glauben wir nachgewiesen zu haben, daß unsere Haltung im Munitionsarbeiterstreik die klare Konsequenz einer Ueberzeugung war. die weder vom Alldeutschtum noch vom Bolschewismus das Heil erwartet«. Ha>un wir aber jene Ueberzeugung, so konnten wir an st an- dig exweise im Interesse des Gesamtvolkes und im Interesse der Arbeiterschaft nicht and-'.- handeln, als nur gehandelt haben. Da» ist, kurz zusammengefaßt, die Stellung des„Vor- wärts" zum Munitionsärbeiterstreik vom Ianua' Von der des Porteivorstandes dürfte sie sich im wesentlichen nicht unterscheiden. Die Idee freilich, daß man eine Parteiköro-r- schaft für die Haltung einer Zeitung in allen Nuancen und emzelnen Redewendungen verantwortlich machen tonnte, kann nur der haben, der vom Wesen der Presse keine Tsrstellung hat. In den großen Zügen ist Uebereinstimmuni notwendig, in den Einzelheiten trägt jeder Teil sein« Verantwortung für sich.
Die Politik öer Volkspartei. Atresemaun über die Regierungsbildung. Hamburg , 26. Dezember.(TU.) Der Rttchsmmister des Leuheren Dr. Stresemaim schreibt im.Hamburger Fremdenblatt": �Di« Frage der deutschen Regierungskrise ist in den vergangenen Wochen meist unter dem Gesichtspunkt der Fraktionsarith» metik behandelt worden. Wäre die Frage der Regierung so ein» fach zu lösen noch dem System der Mehrheitsbildung, dann müßt« die groß« Koalition, deren Kanzler ich war, vor der leichte- sten Aufgabe gestanden hoben, denn über«in« groß« Mehrheit hat
Neujahrswünsche. Konzertumschav von Kurl Singer. Neujahr vor den Tonen. Berg« ragten empor von Programmen, Arrtuosen. Veranstaltungen. Namen. Ist das neu« Jahr anfpruch» lote? Erst« Frage zur Zeit der Weihnacht, in der sich. noch einmal allc> Chorische zusammendrängt. Nummer auf Nummer im Reper. toir« der Oratorien. Passioi??». Oder doch nicht ganz. Och, seht aus äußeren, materiellen Gründen das Weihnachtsoratorium Vachs ab, er. dar beste Kenner, der interessanteste und wissendste Deuter Vach - scher Chormusik. Seorg Schumann hat in der Philharmonie mit dem populären Werk zwei ausverkauft« Hauser. vi« Sing» a lad« mi« betreut da- Wert zmn 43. Mal. sachlich, sauber, sicher, in gleichmäßiger Gefühlslag«, die auf die Dauer von drei Stunden etwas ermüdet. Schumanns Helfer sind außer, den allbekannten Solisten, Leonard, Wilde. Biden.die famos einspringend« und mit Stilgefühl bewährte Paula Werner-Jensen. Di« schwer, zu blasenden Trompeten und Hörner oersogen kaum«inen Ton. vi« Choräle sind leicht und das ganz« Werk gefällt m seiner Volkstümlichkeit immer wieder. Friedlich« Stimmung bei Gebern und Nehmern. Wir wollim ste nicht stören. Immerhin soll«in« Frag« hier stehen. Das über» besetzte Haus scheint nicht zu bestätigen, was die Zeitungen und die vereine laut klagend ausschreien:- den Philharmonikern und der Singatademi« gehe es so schlecht. Wo bleibt denn das Geld, das Abend für Abend dem Philharmonischen Orchester zufließt? Wa bleiben die Tausende, die von zweieinhalbtausend Hörern in die Philharmonie getragen werden? Darf man wünschen, es möge im kommenden Jahr nie größer« Not in musikalischen verbänden Herr» schen, als es in diesen beiden illustren Gemeinschaften der Fall ist? Arbeiterchör« müssen ihre Mitgliederbeiträa« von 50 auf 75 Pfennig pro Monat erhöhen, ein Defizit von 500 Mark ist ihnen kaum erträglich. Hört man etwas von Notschreien durch die Nacht? Den Armen wünschen wir Hilfe, den Darbenden, nicht den Reichen — das ist doch wohl auch ein Sinn des Wechnachtsgedankens!. Das letzt« Schneevoigt- Konzert bestätigte all« früheren Eindrücke. Dieser Kapellmeister ist ein sachkundiger, gewissenhaster, korrekter Sflatm. Nicht mehr,, nicht weniger. Er wird in jeder Provinzstade mit diesem Veeihoven-Zyflus Glück hohen, besonder» wenn er so hervorragend« Solisten engagiert wie bisher. Riko» laus Orloff gehört nicht zu diesen. Technisch« Ungenauigteiten im lls-Vur-Konzert mögen hingehen, öber jeder Glanz, jede Größe, jeder poetische Aufschwung fehlt. Ein trockenes Spiel. Die Phil- Harmonik«, müde von zwei Tagesproben, spielen unlustig. Hie und da scheint es, als sei gerade für diesen Abend(mit der Chorio'an- Ouvertüre und der 5. Sinfonie) überhaupt nicht geprobt worden. Da» ist Broßstadtbetrieb, der die Kunst verdirbt»n Bcelhoven Niüfjt« mehr geübt werden, als cm Mahl«. Hoffen wir auf das neue Jahr: große philharmonisch« Zyklen sollten unter anderen vor» bed'ngungen vonstatten gehen, dt dt« sog populären Abende in txr Phill-a-moni«. Rechtschaffen und brav musiziert der Sinfonieoerein unt« der umsichtigen Leitung von Leo Schrattenholz . Das Publikum besteht vorwiegend aus Mitgliedern de» Vereins. Auf
noch kein Kabinett in Deutschland verfügt. Di« seit dem Ausein- endeftall des großen Kabinetts umstrittenst« Frage ist die Heran- Ziehung der Deutschnationalen Ziir verantwortlichen Mitwirkung im Reich. Weil ich dies« verantwortliche Mirwirkung für notwendig erachte, bin ich den größten Angristen ausgesetzt ge- wesen. Ich habe aber ohne Widerspruch auf der Dortmund « Tagung der Deutschen , Volkspartei feststellen können, daß wir dies« S ch« i- dung in die z w« i.De u tsch lan d nicht mitmachen wollen. So lvenig wie die Deutsche Volkspartei p r i n z,i p i« l l die.Zu- fammenorbeit mit der Sozialdsmokrati« ablehnt, mä der sie in Preußen und in Sachsen in einer Regierung ist, so wenig sollte man auch auf demokratstcher Seit« und auf der Linken sich in die Idee »«rennen, daß es prinzipiell unmöglich sein sollte, mit der Deutfchnationalen Partei zusammenzuarbeiten. Di« Deutsch - nationale Partei hat mein« Politik meist bekämpft und doch ist sie die ihrige. Wir brauchen außen- und innenpolitisch die Erziehung des deutschen Volkes zur Erkenntnis unserer realen Lage. Ich sehe kein besseres Ziel dieser Erziehung, als wenn, man l o y a l d i e Deutsch - nationalen einlüde, ihren Antess an der Verantwortung zu übernehmen. Kein Zweifel, daß auch sie den Weg gehen müssen, den all« Parteien gegongen sind, die an der Verantwortung teilnahmen. Der Deutsch « denkt ja gor nicht außenpolitisch, ihm ist die Hauptsach« die Innenpolitik. Da entsteht sofort die Frage, wie kann man dies« Leute in«ine republikanische Regierung aufnehmen. Ist es nicht dasselbe, was man früher der Sozialdemokratie gegen- über auch gesagt hat? Man sagt, die Republik sei bedroht. Ich sehe gegenroärrig keine praktisch« Bedrohung der Repu blik . Die groben Fragen wirlschafksich« Rakur, die jetzt bei den internationalen Hondelsoerträgen zu lösen sind, und auch die Fragen der Steuerreform, die eine Entlastung der Wirtschast bringen muß, sind bei der dogmatischen Einst-llung weiter sozialistisch« kreise mit einer soziolsttisch-bürgerlichen Koalition nicht zu lösen. Schließlich ah« die Frage: Sind dies« Gefahren bei der Deustchnaticnalen Partei auf anderen Gebieten nickt in demselben Maße vorhanden? Ich bin der Meinung, daß ein« Deustchnationale Partei, die in der Regierung stt, ihre Schwierigkeiten mit ihrem extre- m«n Flügel haben wird. Ab« man vergißt dock, daß die Deutschnastonale Partei aus den verschiedensten Gruppen zusammengesetzt stt. In ihr ist heut« ein starker Einschlag der Wirt- schaft. In ihr sind doch führend« Köpf«, die staatspoli- tisch denken und die staatspolitisch das Notwendige anerkennen. Was schließlich die Außenpolitik anbelangt, so hat die Deutsch- national« Partei den Satz geprägt: Die Dawes-Ge setze sind bindendes Recht." Wenn Stresemann so sehr davon überzeugt ist, daß eine „loyale Einladung" an die Adresse der Deutschnationalen Er- folg haben müßte, dann drängt sich den unbefangenen Lesern seiner gewundenen Rechtfertigung immer wieder die Frage auf: Warum übernimmt es Stresemann nichtselbe r, verantwortlich einen solchen Versuch zu machen? Warum lehnte er den Auftrag des Reichspräsidenten zur Kabinetts- bildung ab? Das Zentrum hatte ihm doch in Aussicht ge- stellt, daß es eine solche von ihm gebildete Regierung nach ihren Taten beurteilen, also nicht von vornherein stürzen würde. Wenn wirklich Stresemann und die Volkspartei nicht einen„R e ch t s b l o ck", sondern nur«ine einfache Beteiligung der Deutschnationalen zum Zwecke ihrer Entlarvung wollen, weswegen ging er als Staatsmann, als den er sich dauernd an- preist, nicht an diese große und schöne Aufgabe mit dem Opti- mismus heran, der ihn auszeichnen soll? Stresemann spricht auch in diesem Rechtfertigungsversuch wieder vom Primat der Außenpolitik. Weswegen versichert er dann gleichzeitig, daß eine Beteiligung der Sozialdemokraten unmöglich und eine Beteiligung der Deutschnationalen zwingende Notwendigkeit sei, weil die kommenden Wirtschafts- und Steuerfragen nicht mit den Sozialdemokraten, sondern nur mit den Deutsch - nationalen gelöst werden könnten? Sind etwa Steuerfragen doch vielleicht wichtiger für Herrn Stresemann als das außen- volitische Schicksal des Reiches? Lohnt es sich für die Herren der Doltspartei vielleicht doch, alle Erfolg« des jetzt abgelaufe- nen Jahres aufs Spiel zu setzen, well die Lastenvertei- lung im Innern bevorsteht? Wer wie Stresemann so warm den Deutschnationalen den Regierungseintritt empfiehlt, sollte er auch den Mut haben, vorher das sachlich« Programm der kommenden Regierung mit deutschnationaler Regierungs- beteiligung klarzulegen. Die Phrase, daß die„Dawes-Gefetze
dem ersten Rang in der ersten Reih« liest ein Herr mit semer Fo- mili« die Abendzeitung. Dos scheint mir ein« Taktlosigkeit, die selbst m gesellschaftlichen D«anstattunaen nicht zu dulden stt. Vorsicht bei den Aufnahmen! Ich lasse im Interesse d« D«anstolt«r dem Herrn Erziehung««gedeihen. Auch dos Publikum stt ja verpflichtet, mit zu musizieren: es kann das nur durch Andacht. Aufmerksamkeit, kor. rektes Benehmen. Seht euch die Konzert« der Volksbühne des Ve- zirksbildungsausschusfes an, untd ihr wißt, wi« ein Publikum sein soll. Dos Smfanie-Orchester musiziert gut: die Einleitung zur Genooeva-Ouver.ür« von Schumann allerdings war verworren und nonchalant hingelegt Im Allegrv pulst« Leben, und die gesamt« Begleitung(aus in« sich das Orchester spezialisieren könnt«) gelang. varziiglich. Das ungleiche Paar Emily Liebrecht und Eon- rad Li« brecht gibt Vachs berühmtes Doppelkonzert: die Frau mit pafllosem, großen Klang, d« Mann mit zartem, weichem Ton. Technisch eimvandfrei, aber nicht zusammenpassend. Werner Philipp sang die Heiling-Ari« mit noch ungälockerten Stimm. böndern ausdrucksvoll. Juan Manen sollt« das Komponieren einschränken. Er geht da auf Alteweltspfaden und ist doch ein Eigener wenn auch Allerweltskerl der Deigcnkmstt. Gegen sein« Ballade stt Tosellis zuckersüß« Serenade«in Bachs che? Präludium. Dem frappierenden Techniker und Tonschwelger Manen sei noch«in- mal gehuldigt. Fritz Hans Rehbold gehört zu den fesselndsten Erscheinungen des Pcdiums. Ein bravouröser Pianist, ein Phantasie- voller, schar» charakterisierender Künstler, d« sich Schubert, und Beethovens Werk von der Seele spielt. In d« Kammeroper führt L u d w i« Misch sachkundig das Regiment. Ein Kammerorchester mit Lambmon an der Spitz« hilft ihm getreu. Di« harmlos freundliche Spielerei des nordischen Mozart-Derehrer» Rodermann(„Rokoko ") wird beifällig ausgenom- men. von den Sängern zeigt Ruth Schneider gute Stimm« und gut« Stimmbehandlung. A n n i v r i x Musikalität und hübsches Antlitz. Alles andere singt noch stark nach Konservatoriumsart. Der Raum ist«in« intimen Wirkung nicht sehr günstig. Ein Einakter von Lordmann ist Musik von vorvorgesten. dazu wenig originell. und leider auch ganz unzulänglich gesungen. Ein Glanz ab« fiel noch in die letzte Musikwoche des Jahres: Maria. Schreter sang und spielt« in der Staatsoper mit vor- bildlicher Wärm« und Schönheit die Elz im„Schatzgräber", der zum 25. Male aufgeführt wurde. Ein Repertoire-Stück eines leben- den Meisiers— es gibt doch auch noch eine gerechte Gegenwart Hoffen, wünschen wir. daß solche Gemüt»- und Denkart lS25 zur Gewohnheit wird. In derselben Staaisoper b«ei:«t man auß« einem alten, doch sehr neuartigen Werk von Schreker jetzt auch den„Barbier von Bagdad " vor. Beim Studium der Lebensqeschichte von Peter Cor- nelius stößt man immer rvieder auf die Namen BTrlioz und Wag. ner. Da wir gerade beim Wünsch« sind, so fe, daran«rinnerl, daß kein« der beiden Overn von Berlivi im Revertoire d« Staaisoper steht, und daß z. B. von Richard Wagner der..Rienzi " fett einer kleinen Ew'okeit nicht aufgeführt ist. Beiden Meistern gegenüber würde sich Erich Kleiber sicher al» ein hervorragender musikalischer Deuter bewähren. Und darf man gleich dabei auch noch einmal an v«di,„Don Carlos" erinnern» 19i5 wird für die Berlin « Op « Schickial sein. Wir möchem. daß mcht jede Neugrb-it der Staa's. op« nur«in Intermezzo ist.
bindend" seien, kann nicht genügen in dem Moment, in den» die Völkerbundnote Stresemanns den heftigsten An- griffen durch die Rechtspresse ausgesetzt ist, in dem der Konflikt über die Räumungder Köln« r Z o n e durch den Bei- tritt der Deutschnationalen zum unlösbaren Zusammenstoß mit der Entente werden müßte. Auch Stresemanns Bered- samkeit wird nicht die Tatsache aus der Welt schaffen, daß es rein parteiegoistische innenpolitische Ge- sichtspuntte sind, die in der Reichspolitik den Rechtskurs der Strefemänner veranlaßten.
�Ein abgefeimtes Manöver/ Die Amnestie für die Opfer der KPD . Leider war es heuer kein richtiges Weihnachtswetter. Die Schneedecke, die erst die richtige Weihnachtsstimmung bringt, fehlt dieses Jahr. Wer ist daran schuld? Natürlich d:- Sozialdemokratie! Wahrfchernlich hat der sozialdemokratische Parteivorstand seiner angeborenen Niedertracht entsprechend, beschlossen, dies Jahr zu. Weihnachten keinen Schnee fallen zu lassen.... �.. Wönigstens muß mon'auf diesen Gedanken rammen, wenn man die„Rote Fahne" liest. Nichts, aber auch gar nichts auf der Welt passiert nach Meinung des kommu- nistischen Zentrawrgans, ohne daß nicht dag Sozialdemokrai.e daran schuld ist: „Es ist die Schuld der Sozialdemokratie, wenn zu Mihnachten 1924 Millionen von Proletariern in kalten Wohnungen stierend und und hungernd, dem nackten Elend preisgegeben si d. Es ist die Schuld der deutschen Sozialdemokratie, wenn Hundertlausende erwerbslos oder vom Stavt abgebaut sind. Es ist die Schuld der Sozialdemokratie, wenn an diesem Weihnachlstog« Sorg« und Not statt Lichterglanz und Festes- freud« beim Proletariat zu Gast« sind...." So geht es spaltenlang. Der ganze Inhalt der Weihnachts- nummer der„Roten Fahne" läßt sich auf diesen einen einzig:n Gedanken' konzentrieren: „An allem ist die Sozialdemokratre s ch'u l d." Wie raffiniert und abgefeimt die fbzialdemo- kratischen Schurken sind, sieht man an der Amneftierung der bayerischen Festungsgefangenen. Da sind ein„p a a r Leute" freigelassen worden.- Natürlich: Ebert und die Sozialdemokratie haben für sie keinen Finger krumm gemackit, da mußte erst die bayerische reaktionäre Regierung einsehen, daß dem Drängen des revolutionären Proletariats nach» gegeben werden müsie, damit die Niederschönenfelder frei kamen.... Seitdem hat der„Vorwärts" selbstverständlich „keine Zeile mehr für die Befreiung der proletarischen Kämpfer geschrieben"... und im übrigen: „Diese merkwürdigen Gnaden, und Besreiungsatte vor W.'ih- nachten haben ein« ganz bestimmt« Tendenz und«in« sehr gefähr. sich« Tendenz, die man auf das krasseste aufzeigen und der Arbeite. schaft klar machen muß.... Arbeiter! Ihr müßt verstchen, daß diese scheinbaren„Friedenstaten" abgefeimte Manöver sind. mit dem Zweck, euch Sand in die Augen zu streuen, mit dem Zweck, der Bewegung für die Freilassung der proletarischen Gefangenen in den Rücken zu fallen!" Na, nun wissen wir«s also. Erst hieß es zwar: Ebert und die Sozialdemokratie haben nichts für die Begnadigung der bayerischen Gefangenen getan, aber trotzdem erfahren wir, daß dies« Frellassung ein abgefeimtes Manöver ist, damit die übrigen politischen Gefangenen nicht freigelassen werden. Wer nun noch nicht von der abgrundtiefen Gemeinheit der Sozialdemokraten überzeugt ist, dem ist nicht zu helfen. Ruth Fischer höchstselbst hat diesen neuen Tip in der „Roten Fahne" verkündet, und da werden wir ihn ja wohl in allen möglichen Variationen demnächst wieder hören. Wenn Ruch Fischer es entdeckt hat, wird es sicher wahr sein....
Die Genesung Bcanlings schreitet günstig fort.
Sücherek unö Suchhanöel. Wohl kein anderer für die geistig-seelische Wohssahrt unseres Voltes verantwortlich:? Beruf ist so sehr wie d« des Volks» bibliothekars darauf angewiesen, durch die vollkommenst« Ausnutzung aller organisatorischen Möglichkeiten wenigstens einiger- maßen dt« wirsschostliche Behinderung zu überwinden, welche die Folgen der Ilnf'otionszeit und die leider auch heute noch nicht selt:ne kulturpolitische Kurzsichtigkeit manch« Mogistrate bedingen. So ist nehr und mehr die Zusammenarbeit der Bücherei mit anderen „steten" Bildungsfaktoren wie der Volkshochschule und der vorl«'«. stunde als notwendig anerkannt und in Angriff genmnmen worden. Insbesondere aber hat sich das Verhältnis zum Buchhandel grundsätzlich geändert, der loncssam einsehen gelernt hat, daß das Volksbüchereiwesen nicht eiere Schädigung, sondern«in« Förderung des Büchervertausts bedeute. Daß indessen mit dieser gegenseitigen Unterstützung die kulturellen Wirkungsmöglichkeiten der Berbindunn Bücherei und Buchhandel keineswegs«schöpft sind, zeigt das Beispiel des fortschrittlichen Dänemark . Hier sind die Bibliothekar« eifrig an der Arbeit, nicht nur die vorhanden« Liteatur bildungspfleglich zu verwa'tcn und ihren Betrieb zu beeinflussen, sondern auch die Produttion an» zu regen, also fehlend«, roch ungeschrieben« oder vergriffene Bücher hervorzulccken und den Büchermarkt in jeder Richtung ausreichend zu gestalten. Andererseits bekennen sich die dänischen Verleger n, der Auflassung, daß der Bibliothekar der natürliche Ratgeber für den Verlag ist. So haben si« begonnen, bei ihm in wachsendem Maß« Rat und Anleitung zu suchen für die Herausgabe von Büchern, Herstellung von guten Uebersetzungen, wichtigen aus'ändischen N:m «scheinungen, aber auch für die Herausgabe von Zeitschriften, Ber- anstaltung von Borträaen, Ausstellungen u. ö. Man ist jetzt dabei, einen Bücherarbeitsausschuß zu gründen, der sich aus Vertreten des Büchereiwesens, des Berlagsbuchhandels, aus interessierten Literarhistorikern. Technikern und anderen Fachtet«» zusammen- setzen und in enger Fühlung mit ausländischen Bibliothekaren stehen Das Tbeate am Dil«» laß wird die in der letzten Matinee der V o I k« b tt h n- zur Uraussilbruni, gebrachte Studie O'NeillS„Unterm k a r i d i I ch e n Mo n d � zutenme» mit Vildrae'«„Der Heimat- lose» in den Kbendipielplan übernehmen. Erste Ausführung DlenZlag, den S. Januar, abends 7'/, Uhr. .Da» G»i«vsplel'. ein« neue ManstSlchrill für Neue Dichtung, erscheint »> 1. Januar lS» im Dahern-Verlag, München . Maderbräuilr, 2 DetuaS- »reis »iertkljäbrlich 1,50 91. Unter den Heraus ebein ist Julias Mari« Deck« Tie Keilschrist sammelt atze jene»u« der jungen Dichlcraeneraliao. »ie Rat an»-eMn der Zeit Mit innerer Wahrhastigkeit irr aratzer Farm , estallen»»Ie».,» o Zw«! tSdtee Straß eaaasS«« ISzllch tu Conti tn. Die gabl der Straten- Unfälle ist»ich! nur bei un», ssndern auch in anderen Ländern beuluudigeiid gl 08 Nach einer Statistik, die in der.Deutschen Medizinischen Wochen- 'chrisr mitgeteilt wird, ereigneten sich in London vom Juli bi« Seplemter 1924 2LllZl Unsäll«. darunter 223 tödliche, also durchschnitllich über zwei T a d««f il le t S g l i ch. Im einzeinen entfielen»an den UnlSllcn aus Omnibusse 2238. darunter 41 löbliche, auf Privalaula» SS74. darunler 55 tödlich«, aus«alanäder 1907. davon 2« löblich«, auf HandelSwbi wert« SStL, daavn SS löbliche, auf Straßenbahn«» 1132, aus Droschke» 1033.