hörige der freien Berufe mit den Sozialdemokraten durchaus auf einer Linie.
Ziehen wir das Ergebnis aus diesen Betrachtungen. Was die Sozialdemokratie als Ziel der unmittelbaren Gesetzgebungsarbeit der nächsten Monate erstrebt, das ist soziale Reform, aber noch nicht Sozialismus. Mit diesen Absichten steht deshalb die Sozialdemokratie nicht allein, sondern Schulter an Schulter mit den schaffenden Kräften des Boltes, die im Lager anderer, auch bürgerlicher Parteien stehen. Will man das Gesetzgebungswerk der nächsten Monate gegen die Sozialdemokratie durchführen, so heißt das nichts anderes, als es durchzuführen fuchen gegen die großen Massen des Boltes, auf deren Arbeit das Wirtschaftsleben beruht. Das ist die Front: Kapitalisten gegen Nichtkapitalisten.
Man tann Herrn Stresemann nur dankbar sein, daß er fo offen zugestanden hat, daß er und die Deutsche Volkspartei fich dem Diktat von Schwerindustrie und Groß agrariern vollständig gebeugt haben und im Begriff stehen, Deutschland in die schwersten inneren Rämpfe hineinzutreiben. Kämpfe, die gewiß in erster Linie im Parlament ausgefochten werden, dort zu den heftig sten Explosionen führen müssen, aber auch das Wirtschaftsleben erfassen werden. Wenn er glaubt, trotzdem Deutsch lands Wirtschaftsgesetzgebung gegen die Sozialdemokratie und gegen die Voltsmassen lösen zu können, so wird er durch die Tatsachen bald eines anderen belehrt werden.
Die Sozialdemokratische Fraktion hat sich bereit erklärt, an der Bildung einer Regierung auf der Grundlage der Weimarer Roalition mitzumirten. Sie hat bis zur Entfesselung der Regierungstrife ihre Absicht befundet, auch einer Regierung der Mitte teine grundsäglichen Schwierig teiten zu bereiten. Sie hat sich dessen bewußt gezeigt, daß bei der Kompliziertheit der deutschen Parteiverhältnisse und an gesichts der Tatsache, daß fie allein leider noch lange nicht über die Mehrheit verfügt, Besserungen nur schrittweise erreicht werden fönnen, ja daß es unter Umständen sogar ge nügen muß, drohende Verschlechterungen abzuwehren. Damit hat sie ihre Bereitmilligteit zu Berständigungen gezeigt, damit ist aber auch die äußerste Grenze ihres Entgegenkommens erreicht. Eine Wirtschafts- und Steuerpolitit, die einseitig von den Vertretern der befizenden Klassen getragen und einseitig in deren Interesse geführt wird, wird ihrem allerschärfsten Widerst and be gegnen. Will Herr Stresemann diesen Kampf, so wird er ihn haben.
Zentrumsprobleme.
Politisch parlamentarische Orientierung und soziale
Kräfte.
In der Germania " veröffentlicht A. Gottwald einen Auffaß über die Zukunft des Zentrums, der zugleich die programmatische Einstellung des Zentrums scharf umreißt. In diesem Aufsatz, der in den Tagen der Regierungsbildung von großem Interesse ist, heißt es:
Nun hat zwar das Zentrum lange Zeit mit den Parteien der Linken in der Regierung gesessen, es lehnte auch niemals ab, mit den Parteien der Rechten zusammen zu regieren; ganz unmöglich aber ist, daß das Zentrum eine Rampfregie. rung von rechts ober lints unterstützt; die Einordnung in einen Rechts- oder in einen Linksblod würde den 3erfall des Zentrums bedeuten. Beite Streise im Zentrum, beispielsweise die Landwirtschaft, maren grundsäglich einem Zusammen gehen mit der Sozialdemokratie abgeneigt; es ist ihnen hoch anzu rechnen, daß fie fich politischen Notwendigkeiten fügten, aber es fann ihnen doch nicht zugemutet werden, diese gemeinsame Arbeit in ein Bündnis umzuwandeln und sich einer Gruppe einzu ordnen, in der die Sozialdemokratie nach Lage der Sache führend fein müßte. Umgekehrt würden andere Zentrumskreise, z. B. die 2rbeiter, mohl an einer Rechtsregierung teilnehmen, unerträglich für sie aber wäre eine fefte Berbindung unter deutschnatio. naler Führung. Darüber sind sich vermutlich alle Bolitiker tlar, und der gegenwärtige Rampf gilt nicht bloß, vielleicht nicht einmal in
Pirandellos Experiment.
Der Sizilianer 2uigi Pirandello nahm deutsche Romantil auf, als er in Deutschland auch das Schulmeisterfach studierte, und später noch, als er schon das 50. Lebensjahr überschritten hatte. Er ist, ohne daß seiner Bravheit Abbruch geschehe, ein geriffener Mann und gewaschen in allermodernster Rolportage. Wenn ihm eine Bision aufgeht, so handelt es sich zunächst nicht um etwas Traumhaftes, es handelt sich nur um die Schauergeschichte vom Stiefvater, der die schöne Tochter verführt, von der Mutter, die darob verzweifelt, wieder um die Tochter, die aus Not auf die Straße geht, und um einige Geschwister, die ein für allemal durch diefes Familientrauerspiel vernichtet werden. Die Tochter, die niemals in ihrer fittlichen Aufgebrachtheit entwaffnet, und der von Gewissensbiffen zerfressene Bater bleiben dem dichtenden Bisionär besonders hell im Gedächtnis. Er wagt schließlich den fühnen Gedankenstreich: die sechs Trauergestalten seiner Einbildung sind zwar nur phantastische Geister, doch es plagt ihn der Wille, sich volltommen mit ihrem Schicksal zu verbrüdern. Die Gestalten find da, aber sie müssen mehr werden, sie müssen das rote Blut der heißen Dichtergnade empfangen, bis er, der Dichter, versagt. So start erlahmt feine Kraft, daß er sich vor seinen eigenen Geschöpfen plötz lich fürchtet und desertiert. Die Gestalten, die er sich als glänzende Theaterrollen ausgedacht hat, find nun verlassen und verwaist. Sie suchen, all diefe sechs Unglüdspersonen, einen Autor. Diese Beob achtung wird dem entrechteten Dichter von jetzt ab michtiger als die Lösung seiner Standalblattfolportage." Sechs Personen juchen einen Autor" so heißt fortan der Titel dessen, was
ber Dichter auf der Bühne sieht. Und nicht etwa" Die gefniďte Unschuld vom Lande". Wie wird der Autor gesucht? Alle Neugierde des Dichters gilt dieser Froge. Nicht die Wirklichkeit fesselt ihn mehr, fondern nur noch diese Gespensteret, das heißt das Dasein der Geschöpfe, die nur Schatten aus seiner Phantasie sind. Er fann chts anderes tun als zeigen, auf welche geisterhafte Manier diese sechs Schatten in die Alltäglichkeit eindringen. Sie stören das Blutvolle, reguläre Theaterspiel, fommen den Komödianten, die reell auf den sechs Brettern agieren, in die Quere und machen sogar aus dem robusten Direktor einen Poeten. Kurz, Leben und Märchen werden vermengt auf eine imponierende Weise, die auf die Nerven geht, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen wurde, die man ohne Nationalstolz aber als romantisch- deutsch rühmen darf. Biran dello gibt übrigens ohne Bedenken zu, daß ihn die Deutschen inspirierten. Nachdem das Stück in England und Amerika gespielt werden war, schrieb Bernard Shaw , es wäre das originellste und stärkste Wert des antifen und modernen Theaters. Pirandello quittiert das mit einiger Bescheidenheit.
Noch eines: der Ruffe Tairoff, deffen Truppe auch in Berlin spielte, will die Kulissenbanalität überwinden, indem er sich über fie Luftig macht. Seine Komödianten sollen mit allen Theatermitteln tändeln und feinen Augenblid vergessen, daß alles nur auf eine graziöse Blendung abzielt. De Russen blieben mehr bei ober flächlichen Ballettmitteln. Bei Pirandello wird die Kulisse wirtlich
erster Linie, der eigenen Herrschaft, sondern dem Zerfall des Zentrums."
,, Von den beiden Hälften des zerbrochenen Zentrums würde die eine ziemlich rasch Anschluß an die Parteien der Rechten finden; die andere wird sich als christlich- soziale Boltsgemeinschaft oder unter einem anderen Namen vermutlich länger erhalten. Des Rückhalts an einer starten Partei beraubt, würde aber schließlich dech die Mehrheit der chriftlichen Arbeiter Anschluß bei der Sozialdemokratie finden."
Arbeiter als Minister.
Die Germania " veröffentlicht die Zuschrift eines Arbeiter. führers, der die Hetze der Rechtsparteien gegen die Minister aus dem Arbeiterstand zurückweist. Jedes Wort dieser Zuschrift ist ein KeulenFrattionen auch hinter die Minister aus dem Arbeiterstande stellt, bli ds. blicks.
,, Aus der Tiefe wachsen dem Volte die staatstragenden Kräfte, und, staatspolitisch gesehen, fommen wir zum Voltsstaat. Zum Ruin Glaubt man wirklich, daß die Industriearbeiter schnell ist dem Ganzen die Neuordnung nicht geworden. So etwas fann nur der Bornierte behaupten. In all den Zuckungen der vergessen werden, was sie von ihren fast ausschließlich politisch rechts letzten Bergangenheit hat sich immer wieder gezeigt, daß das Land, stehenden Arbeitgebern im Laufe der letzten Jahrzehnte erduldeten?" stehenden Arbeitgebern im Laufe der letzten Jahrzehnte erduldeten?" in dem obige Gedanken die schärfste Ausprägung fanden, am festesten „ Das Zentrum hat nur als Mittelpartei eine stand. Es war das neue Preußen! Hier ist der Beweis erbracht, 3utunft, wer es in ein 3 weiparteiensystem einordnen baß das Verwalten doch nicht eine Wissenschaft der Bücher, sondern will, vernichtet es. Die Gefahr ist nicht groß; sie wird von der cin flares Ertennen und Einschähen der Bolts= Barteiführung flar erkannt. Der Reichsparteitag des Zentrums hat fräfte und Tatsachen ist, daß das Regieren die Anwendung sich entschieden für die bisherige Mittelpolitik ausgesprochen, die der gefunden Vernunft bedeutet. Breußen ist doch gewiß das Land, welches am schwierigsten zu leiten ist. In ihm spiegelt sich die ReichsReichstagsfraktion erklärte sich ein mütig gegen die Teilnahme an struktur unverfälscht wieder. Wo aber hat die Verwaltung seit 1918, einer Rechtsregierung, die nach der gegenwärtigen Lage und nach einer Rechtsregierung, die nach der gegenwärtigen Lage und nach von einigen Bürgerblockerperimenten abgesehen, als es im Reich den offenen Befundungen der deutschnationalen Breffe eine Ramp fzudte, groffte, zum offenen Aufruhr tam, am besten funktioniert? regierung sein würde. Es gilt aber, einerseits den Zentrums. Es mar doch das neue Preußen mit all feinen deutschen wählern die gegenwärtige Lage möglichst klar darzustellen, weiter Mischungen von Oft und West, Nord und Süd, Industrie und Landaber der breiteren Deffentlichkeit darzulegen, wie unbegründet die wirtschaft und seinen Gegensätzen auf kulturellem Gebiet. Und vielfach vertretenen Hoffnungen auf einen Sinneswandel des Zen- gerade in diesem neuen Preußen ist die Arbeiterschaft in den höchsten trums tatsächlich sind."
Das Ziel des Zentrums ist, die Reichspolitik entscheidend zu beeinflussen mit Hilfe der starten Stellung als ausschlaggebende Partei im Parlament, die bei jeder Mehrheitsbildung die Entscheidung in der Hand hält. Diese Politik ist der Ausfluß des inneren Gefüges des Zentrums, das widerstreitende soziale Kräfte in einem Barteirahmen zusammenhält. Das 3entrum muß sich formal politisch orientieren, nicht vorwiegend sozial. Aus diesen inneren Gründen wird die Stellung des Zentrums zu großen sozialpolitischen Fragen niemals entschieden sein.
Volksparteiliche Neujahrswünsche.
Worte und Taten.
Die Nationalliberale Korrespondenz" bringt Neujahrswünsche des volksparteilichen Reichstagsabgeordneten Dr. Most. Vier Wünsche hat er auf dem Herzen, und jeder Wunsch wäre eine Ohrfeige für die Volkspartei, wenn es dort so etwas wie ehrliche Politik gäbe.
Auf politischem Gebiet wünsche ich, daß die baldige Schaffung unferer wirtschaftlichen Produktion durch nie ablaffende Rämpfe vernichtet wird, in denen die beiden Seiten gegen einander stehen."
Deshalb ist die Volkspartei auch für den Block gegen die Arbeiterschaft und gegen die Sozialdemokratie, weil die wirtschaftlichen Fragen nach Herrn Stresemann nicht auf dem Wege der Verständigung, sondern nur auf dem Wege des Kampfes mit der Sozialdemokratie gelöst
werden können.
„ Auf wirtschaftlichem Gebiet wünsche ich, daß der Kampf aller gegen alle zum Stillstand kommt."
Dazu ist das beste Mittel zweifellos der Bürgerblod, denn er bedeutet im Innern Deutschlands Friede auf Erden. Auf politischem Gebiet wünsche ich die baldige Schaffung einer Reichsregierung nicht auf dem schwankenden Boden einer jeden Tag npm Zusammenbruch bedrohten Minderheit beruht Es ist ein schlechtweg nicht mehr zu ertragender Zustand, daß alle paar Wochen eine Regierungskrise entsteht und immer neue Unsicherheit in die nicht zulegt für das Schidsal des deutschen Rheins ent scheidende Politik getragen wird."
Deswegen inszeniert auch die Bolkspartei ununter. brochen Regierungstrifen und wünscht gerade die Partei in die Regierung aufzunehmen, deren Eintritt mehr als alles andere die Befreiung des Rheinlandes gefährden muß. Wenn Herr Stresemann und seine Jünger auch mit Engelszungen reden, fo werden sie es doch nicht fertig bringen, die Tatsache wegzuleugnen, daß gerade sie all die schönen Dinge am meisten gefährden, von denen sie reden.
mit geistigen Mitteln überwunden. Man rechnet wirklich mit der Blunderwelt des Regisseurs ab, doch so, daß nicht nur der Kino. freund befriedigt wird, sondern auch der fluge Kopf.
Mar Reinhardt packt dieses Entlarvungsstüd, diese an genehme Kitschparodie, verborgen hinter einer psychologischen Silvesteratrappe, mit Bollust für seine Komödie. Bolust ist das richtige Wort. Alle, er, der Regisseur, und seine Genossen, find herrliche Genossen:' Ballenberg, Gülstorff, Diegelmann, Frau Lucie Höflich , Fräulein Franziska Kinz und ein famofer Tra bantenschwarm find fostbar, freigebig im Berschenken des eigenen Temperamentes und begeistert von ihrem Häuptling zu eigentüm licher Bielseitigkeit. Ballenberg, der Theaterdirektor, diesmal untertan dem Dichtermort, sich behütend vor Improvisationen und so fest diszipliniert, daß Rolle und Mensch ideal zusammenkommen. Frau höflich großartig in einem einzigen Schmerzensausbruch, Gülstorff tragischer Schleicher, am Ende gehegter Gewissens. früppel, nicht nur fein, sondern auch erschütternd. Fräulein Rinz, die als Desdemona Geziertheit und Schlichtheit noch nicht trennte, zieht die Aufmerksamkeit an sich, weil ihre Natur noch nicht ganz bekannt ist. Sie wirkt tragisch, weil ein behagliches Aeußeres leicht in Gegensatz zu einem scharf betonten Leide gerät. Gewinnend wirft sie, weil manchmal ihr gebildetes Wort ins Heimatlich Dialektische fällt. Dann sagt man fich: Mädchenunschuld, die zu hart angefaßt wurde. Und alles, bis auf die Theaterprobenwige, aus. gearbeitet, man möchte sagen, mit unendlicher Geduld abgestimmt. nichts Broblematisches. Gelingen überall. Das war der Stil des Mar Hochdorf.
Abends.
Bleigießen.
Bon Hans Bauer.
Das fleine Bleistüd brät in der Pfanne, Ontel Otto, Papa Ernst, Mama, Fräulein Tochter Käti, Sohn Hans umstehen benannte Pfanne.
err
Bapa hält sie über einen Spiritusfoder in der Rechten. Das Blei hat den in der Gebrauchsanweisung vorhergesagten Schmelzprozeß vorschriftsmäßig absolviert und schwimmt als dickflüssiger
Brei.
Bapa tippt den Bleibrei in ein Waschbecken hinein. Zischend wimmert das Blei Wasserdampf an die Stubendede hinauf, gludst im Schmerz über die grobe Behandlung noch ein paar Winfeltöne aus, beruhigt sich allmählich und liegt nun als hartgefottener Klumpen auf dem Waschbeckenboden.
Alle gaffen neugierig das formlose Resultat an und bemühen sich, on den zackigen Spigen ihr Kombinationstalent zu wezen.
Ontelchen vermutet ein Schiff mit drei Masten und einem Ret tungsboot an der Seite", Papa wieder behauptet, drei fniende Sol daten zu sehen, die das Gewehr anlegen, wohingegen Mama von einem Korb mit brei Quasten muntelt und Käti nicht umbin, kann, an einen Panther denten zu müssen, der zwei Pranten cusfpreitet und mit riesigem Schweif wedelt", was wieder Hans gar nicht findet, der eine Landschaft mit drei aufragenden Telegraphenpfosten ertennen will.
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Spigen start vertreten. Vieles, was im Reich, insbesondere in der Aera Cuno, an Unflugheiten hervortrat, ist in Preußen start gemildert worden. Hier saßen Arbeiter auf den maßgebenden politischen und sozialen Ministerstühlen. Daß es so ist, bedeutet kein Wunder, sondern ist der äußere Ausdruck der Tatsache, daß wir uns in der Meubildung der Gesellschaftsgliederung befinden, in der Bildung der Gesellschaft, wo hinein die Arbeiterschaft mit starken Kräften strebt. Sie hat die alten Feffeln gefprengt. Es wäre nun eine außen hin im Staatsleben in die Erscheinung treten laffen zu wollen." das Rab der Geschichte zurücddrehen, die den alten Obrigkeitsstaat Das Zentrum steht vor der Frage, ob es denen folgen soll, die wiederherstellen wollen.
Katastrophe in sich, die alte Ordnung wieder schaffen, sie nach
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Was hat nun unsere Partei zu tun? Das ergibt sich ganz flar aus der Eituation. Es genügt nicht, daß sie nur Arbeiterabgeordnete hat, nein, fie muß der Anerkennung origen Zustandes sichtbaren Ausbrud geben, indem sie auch Arbeiter an die Spike der Staatsleitung ftellt. Sie, die Partei, hat bisher die Dinge in ihrer Tragweite flar erfannt und ist fest und entschlossen den neuen Weg gegangen. HierDon foll fie sich nicht abbringen faffen, mögen die Spießer schimpfen, feciel sie wollen. Unsere Partei soll dadurch, daß sie fich mit ihren Franfionen auch hinter die Minister aus dem Arbeiterstande stellt, offen zum Ausdruck bringen, daß sie die Volfspartei ist. Bon diefem Weg darf sie sich nicht abbringen laffen durch die wider= lichen bemagogischen Angriffe auf die neuen Männer, auch nicht durch Feher und Mißgriffe, die hier und da vorkommen. Unsere Partei muß die Vertreterin dieser Ideen sein und bleiben. Sie zeigt damit ihren Wählern, daß sie die Zeit versteht und Vertrauen zum Volt hat. Bertrauen und Gerechtigkeitsempfinden im Bolt selbst ist aber die beste Grundlage des Staates. Erkennt man all die Dinge und Tatsachen, die im Volksstaat gegenüber dem Obrigkeits- und Klassenstaat lebendig sind, an, wird der Weg vom Arbeiter zum Minister als nichts anderes gewertet
merden können, als der natürliche Ausdrud der geistigen Grundlage unseres neuen Staates, worin das freie Volk der gleichen Bürger lebt. Alle Schichten und Stände sollen thre besten Kräfte schicken, und wer der Beste ist, set der Erfte unter Gleichen.
Bisher hat das Zentrum es abgelehnt, den verhängnisvollen Weg zu beschreiten, auf dem die Bürnerblödler Deutschland in neue fchmere innere Kämpfe stürzen wollen. Schon die nächsten Wochen werden zeigen, ob das 3entrum auch weiter diese Stimme der Arbeiter in feinen Reihen hören will.
die
Diktatoren auf der Eisenbahn.
Eine intereffante Reiseunterhaltung.
In unserem Lübecker Parteiblatt, dem„ Boltsboten" finden wir
folgende, überaus interessante Zuschrift veröffentlicht: Gründen in der 1. Klasse des D- 3uges, der Lübed um 4,18 nach Vorige Woche fuhr ich von Lübed nach Berlin . Aus gewissen mittags verläßt. Außer mir saßen noch drei Herren im Kupee. Wie später von ihnen erfuhr, waren es drei Gewaltige der deutschen Eisenbahn. Nämlich der Geheime kommerzienrat Lenz aus Schienelbein in Pommern , der Geheime Oberregie:
Bapa hat den Klumpen inzwischen aus dem Woffer genemmen und ihn auf den Tisch gelegt.
Eine lange Bauſe tritt ein, mährend der dos Bleistück durch die diversen Hände wandert.
Schweigen hält den traulichen Kreis umfangen. Die Uhrzeiger treiben die Zeit dem neuen Jahr entgegen.
Da bemerkt Onkel Otto, man habe ja noch gar nicht ausgemacht, was man denn eigentlich aus dem Bleigießen ersehen wolle. Schweigen.
das
Papa brummt: Ja, eigentlich."
Die anderen ftülpen nachfinnende Mienen auf. Nur Käti piepft, sei doch selbstverständlich: die Zukunft!
Papa brumit: Ja, eigentlich."
Onfelchen bemerkt schüchtern: Aber welche benn?"
Räti piepst:„ Na, überhaupt so."
"
Alle machen nachdenkliche Gesichter. Alle find es zufrieden. Onfelchen fagt, er laffe sich nicht davon abbringen, daß der Bletguß ein dreimastiges Schiff darstelle. Dann hebt er die Stimme: Wie die dreimaftigen Schiffe hinausfegeln, hinaus in die Weite, hinaus... also hinaus in das Meer. fo fegeln auch wir mit geblähten Segeln einer neuen also hinaus in das Meer einer neuen, schönen, befferen Bufunft hinaus... hinein Das prophezeit das Blei!"
Alle sind gerührt. Die Uhr haut zwölf Schläge. Ontel toastet: Auf die prophezeite, neue, bessere Zukunft!" Alle sagen überzeugt:" Profit Neujahr!"
,, Shakespeare bei Roffers". Zu unserer Kritik in der Abendnummer vom 29. Dezember fendet uns die Direktion des LessingTheaters eine Berichtigung, in der sie behauptet ,,, Der Wider spenstigen Zähmung " fei nicht start gekürzt, gewissermaßen auszugsweise" gespielt worden, sondern es habe vielleicht noch nie in Berlin eine Shakespeare- Aufführung stattgefunden, die den Tert des Werkes in so wenig gekürzter Form gebracht hat". Auch habe Theodor Becker nicht ein einziges Wort gesprochen, das nicht eine Uebersetzung des Shakespeareschen Textes sei, und Ferdinand Bonn habe nur ein einziges Ertempore gesprochen, das in den Broben mit Zustimmung des Regisseurs festgelegt worden war.
Gründung einer städtischen Galerie in München . Der Stadtrat München hat die Lenbachschen Anwesen an der Luifen- und Richard Wagner - Straße erworben. Frau von Lenbach hat der Stadtgemeinde die wertvolle Venbach Galerie geschenkt. Die Stadt beabsichtigt nunmehr, eine städtische Galerie zu errichten, in der Berle Mür chener Künstler gesammelt werden sollen.
Im Neujahrs- Konzert des Berliner Sinf- Orchesters, abends 8 Uhr im Blüthner Sa a I, wirken Konzertmeister Lambinon( Bioline), Godfried Beelander( Cello) und Friz Hartmann( Harfe) als Solisten mit. Dirigent: Dr. Julius Kopsch. Eintritt M. 1.-.
William Archer , der einflußreiche engliche Kritiker, Ueberseter Ibsens und anderer norwegischer Dramatiter, ist gestorben.
Cornelius Gurlift, der bekannte Kunsthistoriker, vollendet am Neujahrstage jein 75. Lebensjahr.