Moskauer Reformen.
Angst vor der Bauernschaft. Moskau , 3. Januar. ( DE.) Die schon seit längerer Zeit stetig wachsende Besorgnis der leitenden Sowjetkreise wegen der antikommunistischen Haltung und offen regierungsfeindlichen Aktivität der Bauernschaft hat zu einem bedeutungsvollen Schritt der Mosfauer Regierung geführt, dessen Auswirkungen eine weitgehende
Neuorientierung der Sowjetpolitik im Innern mit sich bringen tönnen, wenn die praktische Anwendung der diesem Schritt zugrunde liegenden Prinzipien wirklich rückhaltlos erfolgt. Vom Präfidium des Zentralegefutiofomitees des Sowjetbundes ist nämlich ein Defret erlassen worden, welches eine Rassierung aller soeben vollzogenen Neuwahlen in die Sowjets in den Fällen vorschreibt, welche, wie häufig, bei starkem Absentismus der Wahlberechtigten vor sich gegangen oder unter unzulässigem Druck der Parteigänger der KP. auf die parteilosen Wählermassen zustande gekommen sind.
Diese Konzession an den demokratischen Gedan ten ist vorbereitet worden durch die in der Presse schon seit Wochen geführte Kampagne, welche die Gewinnung der Bauern für die Sowjetregierung und für die Mitarbeit am Sowjetsystem als unerläßlich bezeichnete. Diese Pressekampagne hat vom Beginn der ersten bäuerlichen Angriffe gegen die verhaßten kommu nistischen Zeitungsberichterstatter bis zu den schärfften Ausbrüchen der Bauernwut in letzter Zeit, die in zahlreichen Fällen sich der kom munistischen Mitglieder der Dorfsowjets durch Totschlag entledigt hat, mit immer steigender Besorgnis immer wieder darauf hinge wiesen, daß die feindliche Einstellung der Bauern durch Ent. gegenkommen überwunden und ihnen die Möglichkeit zur freieren Willensäußerung gegeben werden müßte. Der Sinn des neuen Defrets, das die Verwirklichung dieser Demokratisierungstendenzen anbahnen soll, geht aus offiziöfen Pressekommentaren hervor. Hier wird offen ausgesprochen, daß die Ergebnisse der Neuwahlen in die Sowjets, soweit sie bisher durchgeführt sind, völlig unbefriedigend find. Es wird zugestanden, daß die gewisse Zunahme der kommunistischen Stimmen bei diesen Wahlen künstlich und daher unerwünscht sei. Die übereifrigen kommunistischen Agenten üben einen Terror aus, der, bei fast allgemeiner Wahlenthaltung der verbitterten Bauern, einen für die Parteizentrale bequemen, im Dorf selbst aber befämpften und verhaßten Sowjet ergibt. Die Kassierung der in ungeset mäßiger Weise beeinflußten Wahlen und ihre Wiederholung bei stärkerem Schutz der Wahlfreiheit werde der Bevölkerung die Möglichkeit geben, die ihr wirklich erwünschten Personen in die Sowjets zu wählen. Soweit die Wahlen noch nicht vollzogen sind, wird die Sicherung der Wahlfreiheit auch auf sie angewendet werden. Diese Reinigung der Atmosphäre" will ein Leitartikel der„ Ismestija" so gar dann begrüßen, wenn die freiere Wahl den Großbauern( Kulati) die Möglichkeit geben sollte, ihren Einfluß im Dorf noch mehr zur Geltung zu bringen.
Ohne daß man den jetzt in Moskau getroffenen Maßnahmen eine übertriebene Bedeutung beimißt, fann man dennoch aus ihnen ersehen, daß die leitenden Kreise der Sowjetregierung die Gefahr zu erkennen anfangen, die dem in Rußland herrschenden System von der großen Masse der Bauernschaft droht. Ob es der Sowjetregierung gelingen wird, die Gärung in der Bauernschaft mit den jetzt getroffenen Mitteln zu beschwichtigen, erscheint uns sehr ameifelhaft Nur wenn die sich leise bemerkbar machenden Demokratifierungstendenzen ehrlich anerkannt und durchgeführt werden, fann ein politischer und wirtschaftlicher Fortschritt in Rußland erwartet werden. Im anderen Falle merden die jetzt getroffenen Maßnahmen nur die Rolle von kleinen Palliativmitteln spielen, die den Abstand zwischen den regierenden Diftatoren und den unterdrückten Volksmassen nur vergrößern werden.
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Schene u. Riemann- Kommissionsgeschäft nannte sich eine Firma, die in der Jägerstraße 19 ihre Geschäftsräume hatte. Die beiden Direktoren dieser Firma Scheŋe u. Riemann, die im 30. Lebensjahre stehen, wurden wegen Wechselbetruges verhaftet. Riemann war zuerst alleiniger Inhaber. Damals be fanden sich die Geschäftsräume in der Alexandrinenstraße. Als im Juti vorigen Jahres Scheye in die Firma eintrat, vergrößerte sie fich und übersiedelte nach der Jägerstraße. Beide Inhaber handelten mit ollem Erdentlichen. Jetzt hat sich herausgestellt, daß durch die betrügerischen Geschäfte 15 Strumpffirmen, außerdem Teppich, Lederund Automobilfirmen geschädigt sind, Teilweise sind es Berliner Firmen, beilweise solche aus den Provinzen.
Das Geschäftsgebaren dieser Schwindelfirma war ungefähr folgendes: Sie taufte Waren ein, leistete eine fleine Anzahlung in bar und gab den Rest in Atzepten. Die eingekauften Waren wurden sofort wieder verkauft, und man versuchte, so viel als möglich bares Geld dafür zu erhalten. Ronnten die Räufer jedoch die ganze Kauffumme nicht in bar erlegen, so nahm.man bereitwillig 3echsel in Zahlung, die dann bei einem Einkauf bei einer anderen Firma dieser wieder in Bahlung gegeben wurden. Das bare Geld verbrauchten Schene und Riemann für ihre persön lichen 3wede. Dieses Geschäftsgebaren wurde auf zweierlei Arten unterstützt. Einmal dadurch, daß ein altes Banthaus Unter den Linden sehr leichtfertig handelte, indem es der Firma Schene u. Riemann einen Wechseltrebit fiber Million einräumte, ohne Erkundigungen einzuziehen, ob die Firma auch dafür gut wäre. Die Dedung für diesen Wechselkredit war niemals vorhanden. Die zweite Art der Unterstügung wurde zufällig durch den Banfrott einer Hamburger Firma aufgedeckt. Es hatte sich ein sogenannter Ring gebildet. Ungefähr zehn Firmen gaben sich gegenseitig als Referenzen an, wenn sie Stredite brauchten oder Waren auf Kredit fauften. Durch diefe beiden Manöver fam es schließlich, daß die sogenannten Opal mechfel in Umlauf waren. Vor einigen Tagen erstatteten mehrere geschädigte Firmen bei der Kriminalpolizei Anzeige, der es gelang, gestern abend Schene und Riemann in einem Lofalder Lebe. welt in der Friedrichstadt zu ermitteln, und fest zu nehmen. Beide waren seit drei Wochen nicht mehr in ihr Geschäft in der Jägerstraße 19 gegangen, um dem Ansturm der Gläubiger aus dem Wege zu gehen. Riemann ist in vollem Umfange geständig, während Schene noch Ausflüchte macht. Aber auch gegen ihn liegt so viel Belastendes vor, daß er vollkommen überführt ist. Wie viele Firmen im ganzen geschädigt sind und wie hoch sich die Summe der Wechselschulden beläuft, läßt sich erst feststellen, wenn sich alle Firmen, die mit dem Kommissions geschäft Schene u. Riemann in Berbindung standen, besonders auch die aus der Provinz, bei der Dienststelle C. 8 in der Georgenkirch straße 30 mit ihren Forderungen gemeldet haben.
Eine Viertelmillion auf dem Boftamt W. 9 unterschlagen. Nach Unterschlagung von 250000 Mart Amtsgeldern ist der 42jährige Oberpostsekretär Berthold Fischer, der auf dem Postamt . 9 beschäftigt war, geflohen. Es war eine Revision durch die Oberpostdirektion im Gange, die in der vergangenen Nacht abgeschlossen wurde. Die eingehenden Prüfungen deckten Veruntreuungen Fischers auf, die er schon seit geraumer Zeit beging, aber jedesmal durch Bücherfälschungen zu verheimlichen ver
stand. Daß die Unterschlagungen und Buchfälschungen durch diese Kontrolle ans Licht kommen mußten; darüber konnte Fischer nicht im Zweifel fein. Er muß wohl auch geahnt haben, daß sie vor dem Abschluß standen. Heute morgen verließ er zur gewohnten Zeit seine Wohnung und seine Angehörigen, als ob er zum Dienst gehen werde. Er erschien jedoch nicht mehr auf dem Amte, wo unterdessen die Summe der Unterschlagungen auf 250 000 m. festgestellt worden war. Wie we bermiftungen ergaben, ist Fischer seiner Spielund Wettleidenschaft unterlegen.
Nochmals Gerthel- Egloffstein.
Sein böser Geist".
Sturmflug.
Juntersflugzeuge zu Zeitungstransportflügen nach Dresden , Gestern Mittag starteten auf dem Tempelhofer Felde drei Beipzig und Hannover , die alle drei täglich durchgeführt werden. Obwohl gestern ein Sturm von 25 Meter- Sekunden und äußerst schneidender Regen herrschte, erreichten die drei Flugzeuge mit einer geringen Verspätung glücklich ihr Ziel. Die Leistung dieser drei Flugzeuge und ihrer Führer iſt um fo anerkennenswerter, als
eine Windströmungsgeschwindigkeit von 25 Sefumdemneten, die einen Sturm von 90 Kilometer in der Stunde bedeutet, noch vor wenigen Jahren jede Möglichkeit eines Fluges hätte lächerlich erscheinen lassen.
Vor dem erweiterten Schöffengericht Mitte begann der zweite Teil des Hochstapeleiprozesses Derthel-„ Egloffstein". Derthel tritt diesmal jedoch als Beuge in Erscheinung, ebenso fein„ Adjutant", der frühere Seutnant Dito hermes, die beide aus dem Gefängnis dem Gericht zugeführt werden. Die Anklage richtet sich gegen den Kaufmann Mar Schrome, ben Derthel in der Hauptverhandlung. als seinen bösen Geift" bezeichnet hat, durch den er mit Hilfe werbezirk Neukölln. Heute abend Probe zur„ Liebknecht- Feier", Canner Str. von Vorschüssen und Kokain zu seinen ganzen Schwindeleien angestiftet worden sei.
Dampfer in Seenot. Der französische Dampfer Dahomey " und der amerikanische Dampfer Elbad" haben Notfignale ausgefandt. Der erstere befindet sich 20 Meilen südlich von Penmart, der zweite in der Höhe von Liverpool . Jugendveranstaltungen.
Verein Sozialistische Arbeiterjugend Gr.- Berlin. Morgen Feier am Sonntag, den 4. Januar 1925, vorm. 10 Uhr im Bürgersaal des Neuen Rat hauses, Schöneberg am Rudolf- Wilde- Play. Preis der Karte 0,25 Mt. Einlaß 92 Uhr.
Theater der Woche.
Vom 4. bis 12. Januar 1925.
Bolfsbühne: 4., 9. und 10. Gakuntala. 5. Don Carlos. 6. Der Heimatlofe. Unterm karibischen Mond. 7., 8., 11. und 12. Schlud und Jau. Opernhaus: 4. Lohengrin . 5. Hoffmanns Erzählungen. 6. und 12. Barbier 10. Coft fan tutte. 11. Freischütz . von Bagdad . 7. Troubadour. 8. Cavalleria. Bajazzi. 9. Symphoniekonzert. Oper am Königsplay: 4. Tiefland. 5. Tosca . 6. Waffenschmied. 7., 8. und 9. Madame Butterfin. 10. Sänfel und Gretel. Puppenfee. 11, Fledermaus. 12. Bohème. 4., 6.,
Gegen Schrome fonnte damals nicht verhandelt werden, da er sich verborgen hielt und sich erft gegen Ende des Prozesses stellte. Deshalb mußte das Verfahren gegen ihn abgetrennt werden. Auch gegen eine weitere Mitangeklagte, Frau Anni v. Kulas, war verhandlungsunfähig sein sollte. Inzwischen ist Frau v. Kulas als das Verfahren abgetrennt worden, weil sie nach ärztlichem Attest Hauptangeklagte in dem Sensationsprozeß der Meineids- G. m. b. H. in die Deffentlichkeit getreten. Sie wurde, wie erinnerlich, vom Schöffengericht Charlottenburg zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt und hat am Weihnachtsheiligabend im Gefängnis Selbstmord verübt. Das Gericht beschloß daher heute, dieses Verfahren einzustellen, so daß Schrome allein als Angeflagter abzuurteilen ist. Er wird beschuldigt, Derthel angeftiffet zu haben, seine früheren Strafatten zu beseitigen. Derthel war als Gerichtsschreiber aufgetreten und hatte sich die Aften verschafft, die dann nach der Behauptung Derthels von Schrome verbrannt worden sind. Außerdem wird Schrowe beschuldigt, mit Derthel schwere Urkundenfälschungen und Betrug verübt zu haben. Im Gegensaz zu Derthel bestreitet der Angeflagte Schrome, daß er von den Strafhandlungen Derthels etwas gewußt habe. Gerade im Gegenteil habe Derthel feine Gutmütigkeit und Gut gläubigkeit durch Ueberredung auszunuzen verstanden. Der Angeflagte wird weiter beschuldigt, an der Fälschung von Ein. fuhrbewilligungen mitgewirkt zu haben. Es handelt sich um das Betrugsmanöver, das Derthel unter der Maste eines Delegier Theater am Roo: Wild- Weft- Mädel. Trianon- Theater: Papa. Residenz ten des rumänischen roten Kreuzes ausgeführt hat. Auch hier bestreitet der Angeklagte die Behauptungen Derthels, daß er den Stempelkasten und die Urkunden felbft gefälscht habe. Derthel behauptete ja vieles, was nicht wahr fei.
Der Großfaufmann".
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10. und 11. Charlens Tante, 3. und 9. Wallensteins Lod. 7. Beer Gynt. 8. und 12. Wallensteins Lager. Piccolomini. Schiller - Theater: 4., 6., 8., 9. und 11. Das Konzert. 5., 7. und 12. Alt- Berliner Boffenabend. 10. Doktor Klaus. Deutsches Theater: 1913. Kammerspiele: Die tote Tante und andere BeTheater: Der Widerspenstigen Rähmung. gebenheiten. Die Komödie: Sechs Berfonen suchen einen Autor, Leffing Theater in der Königgräger Straße: Deutsches Opernhaus: 4. Carmen. 5. Prophet. 6. Wenn ich König wär'! 7. Tannhäuser . 8. Eugen Onegin . 9. Lohengrin . 10. Oberon. 11. Aiba. 12. Fledermaus. Großes Schauspielhaus: An alle Große Boltsoper im Theater des Westens: 4. Lohengrin . 5. Don Juan. 6. Carmen.
Der Tokaier.
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7. Boris Godunom. 8. Martha. 9. Fra Diavolo. 10. Gamson und Dalila. 11. Die Fledermaus. 12. Der Troubadout. Renaissance- Theater: 5., 6., 7., 8. und 9. Gläubiger. Heiratsantrag. 10., 11. und 12. Serbstliche Geigen. Die Tribüne: 4. bis 8. Charly. Ab 9. Frau Warrens Gewerbe. Komödienhaus: Der Floh im Ohr. Berliner Theater: Anneliese von Dessau. Neues Theater: Gaunerliebdjen. Zentral- Theater: Die versunkene Glode. Theater in der Kommandantenstraße: Wenn man verliebt ist Komische Oper: Das hat die Welt noch nicht gefehn! Luftspielhaus: Der wahre Jafob. Metropol- Theater: Gräfin Mariza. Reues Operettenhaus: Die verbauschte Frau. Theater am Rollendorfplan: Der Kleine Rapitän( Baby Beggn), Film. Theater am Kurfürstendamm : Mamzelle Nitouche. Kleines Theater: Eine Frau ohne Bedeutung. Wallner- Theater: Belleas und Melisande. Walhalla- Theater: Varieté- Borstellung. Nose- Theater: Das Milchmädchen Don Schöneberg. Rafino- Theater: Graf Rots. Intimes Theater: Ragi. Abenteuer nach dem Tode. Sie braucht nur zu tlopfen. Schloßpark- Theater Steglig: 4. bis 12. Das Dreimäderlhaus. Theater im Admiralspalast : 9łoch und Noch! Apollo- Theater: Das lachende Berlin . Rachmittagsvorstellungen Bolksbühne: 4. Don Carlos . Schiller - Theater: 4. Candida. Deutsches Opernhaus: Theater in ber Kommandantenstraße: 4. Der Raub der Gabine
11. Gakuntala. 4. Freischüß.
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tinnen. Theater am Rollendorfplatz: 4: Beterchens Mondfahrt. Schloßpark. Theater Steglis: 10. und 11. Der Froschkönig.
Ein 21jähriger Großlaufmann" Friz Ruhmann aus der Waißstraße 10 zu Charlottenburg wurde verhaftet, weil ihm allerlei Schwindeleien nachgewiesen wurden. Ruhmann war zunächst Ge= schäftsreifender für Stoffgeschäfte. Die Muster fammlungen, die er auf seinen Reisen der Kundschaft vorlegen sollte, verfoufte er und den Erlös brachte er burch. Bei seinen Auftragebern ließ er dann natürlich nichts mehr von sich hören. Nach diesen Anfängen gründete er eine Firma Friz Ruhmann, Blusen und leider engros". Als Großfaufmann" brauchte er nun nicht mehr mit Mustern umherzureifen, sondern erhielt von erschiedenen Firmen alle möglichen Stoffe auf Kredit geliefert. Auch diese machte er für fich zu Geld, ohne die Lieferanten zu bezahlen. Um diese Machenschaften zu verbeden, machte er bei der Kriminalpolizei die Anzeige, daß ihm die Stoffe Don unbekannten Bernehmern besuchte Reichs fonferenz der Arbeiter. und bredern gestohlen" worden feien. Mit dem Kredit mor
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es nun aber doch aus. Da legte Ruhmann beim Bostschecamt ein bei Juwelieren Ringe, Armbänder Brillanten usw. ein und bezahlte eines Konto an und befam fo ein Schedbuch. Jezt kaufte er jedesmal mit einem Poſtſched. Dedung war nie vorhan den. Am 1. Feiertag machte der Großfaufmann" einen Ausflug nach Brandenburg . Dazu nahm er von einem großen Verleihgeschäft ein Privatauto. Auch diesen Wagen bezahlte er bei seiner Rüdfehr mit einem feiner Bostschecks. Unterdeffen liefen von verschie denen Seiten bei der Kriminalpolizei Anzeigen ein. Beainte ermittelten den Schwindler gestern in seiner Wohnung und nahmen ihn fest. Er gibt alles zu und wurde nach Moabit gebracht. Jetzt fam heraus, daß er auch noch mit einem Preisausschreiben gute Geschäfte gemacht hatte. Eine erdichtete Konfitürenfabrik in Frank furt a. D. erließ ein Preisausschreiben und versprach den Löfern Der Aufgabe Motorräder, Küchenschränke und andere nüßliche Sachen. Alle, die mit der Lösung kein Glück hatteet, sollten als Trostpreis je ein Pfund allerfeinstes Ronfett er halten. Alle Bewerber mußten je zmei Marf einsenden und feiner befam etmos, weder ein Motorrad oder dergleichen noch ein Pfund Ronfett.
Das Unwetter über Westeuropa .
London , 3. Januar. ( WTB.) Der Sturm, der seit vorgestern abend über England tobt, ist der schlimmste seit den letzten elf Tagen und weist eine Geschwindigkeit von 70 Meilen in der Stunde auf. Alle Flugzeugverbindungen mit Paris , Brüssel und Köln sind eingestellt. Die Telephonverbindung Londons mit zahlreichen Provingstädten ist unterbrochen. Die großen Dampferlinien halten ihren Dienst nur unter großen Schwierigkeiten aufrecht. Der Sturm war an manchen Stellen mit starten Regenfällen verbunden, so daß der Stand der Themse innerhalb von 24 Stunden um acht Zoll gestiegen ist. An den verschiedenen Stellen der Küste sind die Deiche ernstlich beAn den verschiedenen Stellen der Küste sind die Deiche ernstlich beschädigt. Nach den Aussagen der Wetterfundigen ist eine derartig lange Reihe von Stürmen seit dem November 1893 nicht dagewefen. An der französischen Küste im Aermelkanal hat der Sturm auch gestern mit unverminderter Heftigteit gewütet. Der englische Frachtdampfer Clam Murdoch hat drahtlose Hilfe. englische Frachtdampfer Clam Murdoch hat drahtlose Hilferufe ausgefandt. In Brest find an den Häusern große Schäden verursacht worden Zahlreiche Schiffe, die sich in die Häfen geflüchtet haben, find beschädigt worden. Der Dampfer, der regelmäßig jede Woche die der bretonischen Küste vorge lagerten Infeln verproviantiert, fonnte nicht auslaufen, so daß bei den Bewohnern der Insel Nahrungsmittelmangel herrscht. Die Behörden haben beschlossen, heute zu versuchen, einen Schleppdampfer nach den Inseln zu senden. Mehrere hundert Telegraphen stangen sind in der Umgebung von Brest umgerissen worden, so daß der Telegraphen- und Telephonverkehr größtenteils unterbrochen ist. Die beiden Segelschiffe Est elle" und Cormoran" find in der Nähe von La Rochelle untergegangen.
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In der letzten Nacht entstand über Paris ein heftiger Wirbelsturm von 100 Kilometer Stundengeschwindigkeit. Der Orkan hat Sachschaden verursacht. Durch eine einstürzende Mauer wurden zwei Personen getötet und drei verletzt.
Wetterfatastrophe in Rio de Janeiro . Ueber die Hauptstadt von Brasilien ist ein furchtbares Unwetter hereingebrochen. Ein Gebäude eingestürzt sind. Bereits jetzt find 11 Tote zu großer Teil der Stadt ist überschwemmt worden, so daß zahlreiche beklagen. Die Schäden werden auf mehrere Millionen„ Contos " ( 1000 Milreis) veranschlagt.
Auch in New York herrschte gestern ein heftiger Schneesturm. Der Gließenverkehr fonnte nur unter den größten Schwierigkeiten aufrechterhalten werden. An gewissen Stellen türmte der Wind den Schnee zu einer solchen Höhe, daß die Haustüren nicht mehr geöffnet werden konnten.
Gewerkschaftsbewegung
Betriebsrätekonferenz der Metallarbeiter.
In Stuttgart tagte vom 28. bis 30. Dezember eine non 110 TeilAngestelltenräte aus ber Metallindustrie. Es waren vertreten die Betriebsräte von 24 Gruppen Ser Metallindustrie und G., Siemens, Gute Hoffnungshütte, Hösch, Otto Bolf, Buderus 17 größeren Konzernen( Stinnes, Thyssen, Klodner, Krupp , AEG., Höchling, Hentschel- Lothringen , Deutsche Werke , Berlin - Burger, WolfLanz, Linte- Hofmann, Orenstein u. Koppel, Rheinisch- Bestfälische Elettrizitätsmerke), dazu Vorstands und Bezirksleitungen des Medes Wertmeisterverbandes. tollarbeiterverbandes, Zentralverband der Angestellten, Butab und
Stand der Betriebsrätebewegung. Genosse SchröVerbandsvorsitzender Dißmann sprach über den gegenwärtigen der vom 3D A. stellte in seinem Referat die Notwendigkeit eines engen Zusammenarbeitens der Angestellten- und Arbeiterräte in den Vordergrund. Den zwei Referaten folgte eine eingehende Aussprache. 19 Redner aus den verschiedenen Reichsgebieten und Inbustriezweigen tamen zu Wort. Ihre Darlegungen gaben sowohl manch dankbare Fingerzweige, wie fie allfeitig den festen Willen zur engsten Zusammenarbeit von Arbeitern und Angestellten bekundeten.
Tony Sender behandelte dann in eingehendem Referat die mit den§§ 70-72 des BRG. zusammenhängenden Aufgaben der Betriebsräte. Die genannten Paragraphen spiegeln den Gedanken wider, Orgone als Mitträger bei der Ausgestaltung der Wirtschaft zu schaffen. Das BRG. werde aber dem§ 165 der Reichsverfassung nicht gerecht. Es gebe teine Gleichberechtigung bei der Leitung des Betriebes. Am Schluß ihres Vortrags forderte Genossin Sender den Ausbau der zentralen Verbandseinrichtungen zweds engster Berbindung mit den Bezirts, Drisleitungen und Betriebstäten. In der Diskussion famen 16 Redner zu Wort, die aus der Fülle praktischer Erfahrungen wertvolle Beiträge lieferten.
Herr Hofmann von der Gewerbeinfpettion Nürn berg bob anschließend in einem Vortrog die Aufgaben der Gewerbeinspektion und die notwendige Mitarbeit der Betriebsräte auf dem Gebiet des Arbeiterschußes, der Gewerbehygiene usw. hervor. Geine Darlegungen fanden eine Zusammenfassung in den von der Konferenz einmütig angenommenen Richtlinien, die zunächst auf die Notwendigkeit hinweisen, bei der Wahl von Betriebsräten Kollegen mit zu berücksichtigen, die die Arbeiterschutzbestimmungen überwachen. Dann sollen Unfallschuhfommisfionen gebildet werden, die regelmäßige Betriebsbesichtigungen Dornehmen, bei der Kontrolle durch Gewerbeaufsichtsbeamte und folchen der Berufsgenossenschaften hinzugezogen werden, Unfälle mit untersuchen, belehrende Vorträge einleiten, der Belegschaft regelmäßig berichten usw.
stellte in einem Referat die auf Grund des BRG. erfolgte RechtD. Eichler von der Betriebsräteabteilung des DMV. Stuttgart prechung ufm. in den Vordergrund. Aus den angenommenen Entschließungen heben wir hervor:
1. Allgemeine Kundgebung, die im Rückblick auf die letzten 5 Jahre alle Hand- und Kopfarbeiter zur höchsten Klassensolidarität aufruft und betont, daß die Betriebsräte eine wirksame Tätigkeit nur im Rahmen der Gewerkschaften und mit deren Unterstützung ausüben fönnen.
2. Zur Neuwahl der Betriebsräte, die einheitlich im März 1925 erfolgen muß, ist vollzählige Wahlbeteiligung notwendig. Einheitliche Kandidatenlisten der freien Gewerkschaften. Sonderlisten sind unzulässig. Wer gegen diese Grundsätze( Verbandstagsbeschlüsse) verstößt, hat mit einem Ausschlußverfahren zu rechnen.
Butab und Werkmeisterverbandes werden ersucht, mit tunlichster Be3. Die Vorstände des DMB. Zentralverband der Angestellten, schleunigung Vereinbarungen zu treffen, die für die Betriebsräte der Metallindustrie ein enges Zusammenarbeiten aller Arbeiter und Angestelltenräte, fowohl örtliche wie bezirkliche und im Reiche sichern.
4. Anerkennung der bisherigen Bemühungen der Verbands. leitung zwecks Schulung und Unterstüßung der Betriebsräte.
Die Betriebsrätezeitschrift des DMR müssen alle Betriebsratsmitglieder obligatorisch erhalten.