mittel steigen ständig im Preis, langsam zwar, manchmal nur um ein paar Pfennige das Pfund, aber die Preise ziehen doch weiter an, und der Straßenhändler ist zum Teil nicht mehr in der Lage, fo einzukaufen, daß er billiger als die Ladengeschäfte verkaufen fann. Damit aber ist das Risiko für ihn zu groß, und für das Publikum fällt der Reiz fort, am Wagen die Einkäufe zu tätigen. Nur die Händler mit Büchern haben sich noch behauptet. Und ein anderes noch fällt auf beim Straßenhandel und ist auch ein bezeichnendes Zeichen der Zeit. In der Nähe der Hallen, in Lür nischen und Hausfluren, wo sie ein wenig gegen die Unbilden der Witterung geschüßt sind, sieht man wieder alte, müde Mütterchen mit zitternden Händen, die mit matten Stimmen Scheuerrohr, ein paar Hemdknöpfe, ein paar Meter Leinenband oder ein Bündelchen Suppengrün anbieten. Zu diesem Handel gehört freilich nur ein ganz fleines Betriebskapital, er bringt aber auch nur ein paar Bfennige ein.
Am Stilliegen des Straßenhandels hat aber auch die vermin derte Kaufkraft des Publikums schuld. Viele können nur das Allernotwendigste kaufen. Anscheinend steht Berlin vor einer neuen Invasion von Apfelsinen. Indessen, auch die Apfelfinen werden die Lage des Straßenhandels nicht. verbessern. Er fann fie heute nicht schnell genug absetzen, die Früchte verderben ihm, und so läßt er lieber die Finger dovon. Unter dem Stilliegen des Straßenhandels leidet auch der Engroshändler, der den Straßenhändler als Abnehmer der Waren braucht. Allerdings hat der Engroshändler immer noch genügend andere Möglichkeiten, seine Waren loszuwerden. Den kleinen Straßenhändler aber fragt niemand, was er ohne Handel anfängt.
Die„ vergifteten" Aerzte. Eine Erklärung der Direktion des Neuköllner Krankenhauses.
Zu den Meldungen über angebliche Bergiftungserscheinungen, die im städtischen Neuköllner Krankenhaus aufgetreten sind, teilt die Direktion mit: Bereits im Oktober und schon früher wurden einige besonders stürmische Fälle von Durchfall bei Aerzten und Schwestern beobachtet, die aber nicht schwer verliefen. Auch am 2. Januar wurde bei einigen Aerzten eine ähnliche Beobachtung gemacht. Die Direktion und das Hauptgesundheitsamt der Stadt Berlin betrieben sofort nach Meldung der Fälle die Aufklärung der Ursache und die Beseitigung, und zwar mit Hilfe erfahrener Sachverständiger, besonders auch des hervorragenden Torilogen, der Geheimrat Lewin von der Universität Berlin, sowie der Chemiker und Balteriologen des Hauptgefundheitsamtes der Stadt Berlin und darüber hinaus Don Spezialfachverständigen des Kühlraum- und Küchenwesens der Fleischereien usw. Troydem die Untersuchungen eine restlose Aufklärung nicht schufen, hat die Direktion auf Beranlaffung und Vorschlag der Sachverständigen und unter Mitberatung der Assistenzärzte durchgreifende Aenderungen im inneren Betriebe vorgenommen: Neueinrichtungen der Speiseräume, Neuanschaffungen von Speisetransportgefäßen, Wechsel der Fleischliefe. ranten und anderes mehr. Der Erfolg war zunächst der, daß über ein Bierteljahr lang diese plöglichen Durchfälle verschwanden bis zum Anfang dieses Jahres. Bei 300 Kopfteilnehmern des Personals, darunter 43 Aerzte, sind jetzt ron 9 Aerzten Durchfalls. ertranfungen gemeldet worden. Die Durchfallserkrankungen dieser Art sind im großen Betrieb mit Massenbeföftigung nie völlig zu vermeiden. Im vorliegenden Falle handelt es sich sicher nicht um jogenannte Nahrungsmittelvergiftungen bakterieller Natur, wie sie 3. B. aus Görbersdorf berichtet wurden, sondern um Ueber empfindlichkeitserscheinungen, wie fie bei längere Zeit genoffener Anstaltstoft bei empfindlichen Personen beobachtet merden. Haben doch alle bakteriologischen und chemischen Unterfuchungen der Entleerungen und der Nahrungsmittel, die vom Haupt gesundheitsamt der Stadt Berlin ausgeführt wurden, niemals die Anwesenheit irgendwelcher Giftstoffe oder Krankheitserreger fest ftellen fönnen. Das Bezirksamt Neukölln und die Direktion des Krankenhauses haben somit alle Maßregeln getroffen, die nach dem heutigen Stand unserer Wissenschaft überhaupt möglich find. Bon anderer Seite wird zu der Angelegenheit noch gemeldet: Im Laufe des gestrigen Tages haben zahlreiche Besprechungen stattgefunden, die aber, bisher wenigstens, ein negatives Ergebnis gehabt haben. Sicher ist, daß sich in den Speisen, nach deren Genuß die Aerzte erfrantten, teine Gifte befunden haben. Andererseits steht jedoch die Tatsache fest, daß in einer ganzen Anzahl von Fällen untrügliche Erscheinungen von Darmtatarrhen festzustellen waren. Vertreter des Hauptgesundheitsamtes verhandelten am gestrigen Mittwoch längere Zeit mit den Aerzten. Es wurde zugesagt, daß in Zukunft strengste Ueberwachung der Lebensmittel und der Speisezubereitung stattfinden solle. Die Aerzte haben sich mit diesen zu ficherungen vor der Hand zufrieden gegeben.
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Drei Jahre Gefängnis für einen Chauffeur. Das Gericht fündigt strenges Borgehen an. Berschiedene in den letzten Monaten vorgefommene Fälle, bei denen infolge Trunkenheit des Chauffeurs Menschen um Gesundheit und Leben gekommen find, haben jetzt die Gerichte derart in Harnisch gebracht, daß man in Zukunft mit strenger Bestrafung der schuldig Gewordenen wird rechnen müssen. Das mußte zu seinem Leid foeben der Chauffeur Wilhelm Quasdorf erfahren, dem wegen leichtfertiger Tötung eines Menschen drei Jahre Gefängnis bei sofofortiger Berhaftung zuerfannt wurden.
Am 6. November wurde durch die Schuld des Angeklagten in der Kopernifusstraße eine junge Telegraphengehilfin totgefahren. Die Verunglückte war aus einem Auto in dieser Straße, zwei Häu ser von der Ede der Warschauer Straße, ausgeftiegen. Sie stand noch an der offenen Tür des Autos, um sich von ihrem Begleiter zu verabschieden. In demselben Augenblid faufte um die Ede der Warschauer Straße der Angeklagte mit dem von ihm gelentten Auto herum und fuhr, ohne ein Hupensignal zu geben oder die Fahrgeschwindigkeit zu vermindern, hart an das hal. tende Auto heran. Unglückseligerweise war die junge Dame nach der Straße hin ausgestiegen. Sie wurde von dem daherraten. den Auto erfaßt und überfahren. Die Leiche wurde noch fünf bis sechs Meter mitgeschleift. Der Angeflagte hatte als Fahrgäste drei Gepäckträger vom Schlesischen Bahnhof , die ein Vergnügen mitgemacht und mit dem Angeflagten noch gezecht hatten. Als der Angeklagte zur Polizei gebracht wurde, war er derart betrunken, daß er nicht vernehmungsfähig war. Er roch start nach Alkohol, redete fonfuses Beug und schlief auch auf der Pritsche der Wache bald ein. Beim Erwachen wußte er gar nicht, wie er auf die Wache getommen und was paffiert sei. Während Staatsanwaltschaftsrat Langenberger 1½ Jahr Gefängnis beantragt hatte, ging das Gericht über diesen Strafantrag weit hinaus und erkannte mit Rücksicht auf das ungemein leicht fertige Berhalten des Angeklagten auf drei Jahre Gefängnis bei fofortiger Berhaftung. Amtsgerichtsrat Dr. Neumann begründete das Urteil mit folgenden Ausführungen: Gegen Berliner Chauffeure von der Art des Angeklagten, die nicht nur sich der gröbsten Fahrlässigkeit im Fahren schuldig machen, sondern auch während der Fahrt betrunken sind, müssen die Gerichte mit der größten Rück fichtslosigkeit vorgehen. Alle polizeilichen Vorschriften nützen nichts; nur durch die strengsten Maßnahmen der Gerichte können betrunfene Chauffeure aus dem Berliner Verkehr entfernt werden. Dieses Urteil mag allen anderen Chauffeuren als Warnung dienen, daß sie in Zukunft, wenn sie in derselben Leichtfertigkeit verfahren sollten, wie der Angeklagte, mit den schwersten Strafen zu
rechnen haben.
Alkohol und Automobilisten. Der Deutsche Arbeiter abstinentenbund hatte an das Berliner Polizeiprä. fidium das Ersuchen gerichtet, den Kraftwagenführern den Alfo
holgenuß während des Dienstes und kurz vorher zu untersagen. Der Bund ist von der Tatsache ausgegangen, daß die Kraftwagenführer nach dem Alkoholgenuß nicht mehr die Herrschaft über den Wagen befizen. Eine Antwort ist auf das Ersuchen bisher leider nicht erfolgt. Daß ein Alkoholverbot für Automobilisten sehr wohl durch führbar ist, geht aus der folgenden Verordnung hervor, die die Regierung in Venezuela erlassen hat:„ Der Verkauf alkoholischer Getränke an Kraftwagenführer, die im Dienst oder in Dienstbereits schaft sind, ist verboten. Wer eine lebertretung dieser Verordnung beobachtet, ist zur Anzeige verpflichtet."
Achtung, Genossinnen!
Allgemeine Funktionärinnenkonferenz
Freitag, den 9. Januar, abends 6 Uhr Jugendheim, Lindenstraße 3, 2. Hof, 3 Trp. Tagesordnung: 1. Unsere Arbeit im neuen Jahr. Berichterstattung: Genoffin Todenhagen. 2. Die politische Arbeit. Referentinnen: die Geno finnen Clara Bohm- Schuch und Gertrud Hanna .
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Türkontrolle hat der 6. Kreis.
Nochmals die geheimnisvollen U- Strahlen. Wiederaufnahme des Prozesses Unruh.
Mit der angeblichen Erfindung des Ingenieurs Willi Unruh, der behauptet hat, daß er Elektrizität aus der Luft erzeugen könne, hat sich nochmals das Gericht zu beschäftigen. Wie erinnerlich, er
regte der Betrugsprozeß gegen Unruh im Frühjahr vorigen Jahres
erhebliches Aufsehen.
% 2 Uhr mittags. Go ist die Tour von der Postdirektion in Zehlendorf eingeteilt. Früher braucht der Bostbote laut seiner Aussage nicht hier zu sein. Wir haben seit Jahren nur einmal täglich Post bestellung. Alle Beschwerden hatten keinen Zwed. Auf die letzte Beschwerde hat uns der Herr daß wir täglich mindestens 20 Batete erhielten, dann be Postdirektor in Zehlendorf geantwortet, wir follten ihm garantieren, femmen wir bessere Postbestellung, eine natürlich unerfüllbare und deshalb ziemlich merkwürdige Zumutung. Ein am 5. Januar nachmittags 5 Uhr 20 zur Kontrolle im Postamt Zehlendorf Mitte aufgegebener Brief war erst am anderen Tage mittags um 1 Uhr 15 hier. Der Fußweg von Zehlendorf beträgt etwa 40 Minuten, der Brief aber mar 18 Stunden unterwegs. Ein so lächerlicher und für die Post als Verkehrsinstitut beschämender Zustand follte doch wohl in Groß- Berlin unmöglich sein. Es täte wirklich not, daß die Oberpostdirettion Berlin , von der man vor längerer Zeit einmal hörte, daß sie sich mit der Grußpflicht der Beamten beschäftigte, mit diesen standalösen Zuständen recht ernsthaft beschäftigte. Was die Zehlendorfer Diret= tion ihren Beamten heute zumutet, geht daraus hervor, daß der eine Postbote nach hier täglich über 60 Pfund Zeitungen mitschleppen muß.
Der Konzern der Schwindelfirma.
Neue Berhaftungen.
Bor einigen Tagen meldeten wir, daß die Kriminalpolizei die Firma Schene u. Riemann in der Jägerstraße wegen betrügerischer Geschäfte geschlossen hatte. Die beiden Inhaber wurden verhaftet und wegen Wechselbetruges dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Die unreellen Geschäftsmanöver waren dieser Firma zum Teil dadurch ermöglicht, daß sich ein Ring von Firmen zusammengeschlossen hatte, die stets untereinander Referenzen austauschten.
In enger Geschäftsverbindung mit Scheŋe u. Riemann stehend und auch zu diesem Ring gehörend, wurden jezt zwei weitere Firmen hauptete, daß ihm eine epochemachende Erfindung ge Unruh hatte sich als Freiherr v. Unruh ausgegeben und bevom Kriminalfommissar Hartwig ermittelt und unschädlich gemacht. lungen fei, mit Hilfe eigenartiger Anlagen von Klingelbatterien schäftsräume hatte. Kleiner hatte die früheren Räume der Firma Die eine ist die Firma Import und Export, M. Kleiner G. m. b. H., die in der Alexandrinenstr. 119/120 ihre GeElektrizität aus der Luft zu gewinnen. Er hatte auch Leichtgläubige gefunden, die ihm zur Berwertung der Erfindung Schene u. Riemann übernommen, als diese nach der Jägerstraße reiches Kapital zur Verfügung gestellt hatten. Bei Probevorführunübersiedelte, er kaufte genau so wie Schene u. Riemann besonders gen hatte der Apparat tatsächlich funktioniert und Licht gespendet. Bigarren und Lebensmittel in größeren Bosten, auf die er nur eine Als dann aber die praktische Ausführung kommen sollte, war der fleine Anzahlung gab und für den Rest Atzepte ausstellte. Die Apparat regelmäßig in Unordnung geraten. In dem Betrugs. Ware wurde fofort verschleudert und das Geld zum weitaus Angeklagte wollte das Prinzip, auf dem seine Erfindung beruhe, prozeß waren zahlreiche Sachverständige vernommen worden. Der größeren Teil für private 3wede verbraucht. Da die Anzahl der Angeklagte wollte das Prinzip, auf dem seine Erfindung beruhe, Gläubiger zu groß wurde, flüchtete Kleiner. Sein Aufenthalt ist nicht preisgeben Versuche, den Apparat wieder in Betrieb zu setzen, noch nicht ermittelt. Unter den Geschädigten sind Firmen, die eine scheiterten daran, daß der Angeklagte behauptete, im Gefängnis Ferderung von 30 000, 10 000 und 8000 m. geltend machen. Die dazu außerstande zu sein. Der Prozeß endete mit der Ber andere Firma ist das Kommissionsgeschäft Jungemann urteilung des Angeklagten zu fünf Jahren Gefängnis, in der Kaiserstraße 28. Jungemann fonnte vor der Kriminaldem das Gericht auch nachwies, daß er unberechtigter Weise sich als polizei ermittelt und festgenommen werden. Er bestritt zunächst Freiherr v. Unruh ausgegeben hatte. Gegen dieses Urteil hatte der clles. Die Firma Schene u. Riemann wollte er überhaupt nicht Angeklagte Berufung eingelegt und die neue Verhandlung, zu der tennen. Bei einer Leibesvisitation fand man eine Geschäftstarte wiederum zeugen und Sachverständige aus allen der Firma Scheŋe u. Riemann, und es stellte sich dann heraus, daß Teilen Deutschlands geladen sind, begann gestern vor der Jungemann mit Echene persönlich bekannt war. Außerdem fand Straffammer des Landgerichts I unter Borjih von Landgerichts- man bei ihm mehrere schon vollständig ausgeschriebene Wechsel, direktor Dr. Langels. Im Gefängnis hat Unruh eine Schrift, die durchschnittlich über 2000 m. Jungemann will sie aber nur aus 96 Schreibmaschinenseiten umfaßt, über seine Erfindung fertig. Größenwahn für sich ausgestellt haben. Mitteilungen weiterer GeAußerdem ist ihm Gelegenheit gegeben worden, im Gefängnis an gestellt und bei Beginn der Verhandlung dem Gerichtshof überreicht. schädigter nimmt Kriminalfommissar Hartwig, Dienststelle C. 8, Bimmer 3 und Zimmer 6 im Polizeidienstgebäude in der Georgen. geian hat. Nach feiner Behauptung soll der Apparat, wenn er auch feinem Apparat zu arbeiten, was er auch in der Zeit von acht Wochen fitchstraße, entgegen. noch einige fleine Mängel zeige, jetzt funktionieren. Er blieb dabei, daß er eine ernsthafte Erfindung gemacht habe. Das Gericht befchloß, im Laufe des gestrigen Nachmittags eine informatorische Vorhandlung wird das Gericht mehrere Wochen an Anspruch nehmen. besichtigung des Apparates im Gefängnis vorzunehmen. Die Ber.
Nationalistische Rüpel im Natskeller.
In der gestrigen Charlottenburger Bezirksver. fammlung beantwortete Stadtrat Genosse Hirsch folgende von der sozialdemokratischen Fraktion gestellte Anfrage: In letter 3eit sind im Charlottenburger Ratskeller wiederholt Gäste von radauluftigen Elementen belästigt worden, weil sie es abgelehnt haben, nationalistische Demonstrationen durch Erheben von den Plätzen zu unterstützen. Sind dem Bezirksamt diese Vor. fommniffe bekannt und was gedenkt es zu tun, um die Gäste vor Anrempelungen zu schützen?" Die Untersuchung hat ergeben, daß Belästigungen von Gästen vorgekommen sind. Durch Berhandlungen mit dem Defonom ist erreicht worden, daß eine Wiederholung dieser unliebsamen Borkommnisse in Butunft ausgeschlossen wird. Herr Herzog, Mitglied der bürgerlichen Fraktion, Kommunalbeamter im republikanischen Staat, beantragte Be sprechung und erlaubte sich, ohne vom Borsteher zur Ordnung gerufen zu werden, in verächtlicher Weise die Farben der Republik als schwarzrotgelb" zu bezeichnen. Er bestreitet, daß sich nationalistische Schreihälse im Lofal rüpelhaft benommen haben und hielt es für erfreulich, wenn Gäste, die bei den Klängen der preußischen Militärmuntert werden. Genojie orlig wies mit aller Schärfe den Anmärsche sich nicht von ihren Plähen erheben, entsprechend aufge. griff auf die Farben der epublik zurück und führte den Nachweis, daß die Gesinnungsgenossen Herzogs in mehreren Fällen, vom Aitohol bene belt, anständige Gäste belästigt und Tische und Wände des Lokals mit 5atenfreuzen beschmiert haben. Daß ein Beamter, der aus den Steuergroschen republikanischer Bürger bezahlt wird, sich bereit findet, diese Dinge zu verteidigen, fann den tolerantesten Beurteiler solcher Vorkommnisse nur mit Berachtung vor solcher Gesinnungsschusteret erfüllen.
Ein neues Groß- Berliner Poft- Skandalosum. Aus Zehlendorf wird uns geschrieben: Der Vorwärts schreibt am 20. Dezember 1924, daß in manchen Vororten von Berlin ostpreußische Zustände herrschen. Dafür ein weiterer Beweis: Ich wohne in Zehlendorf , 25 Minuten mit der Wannseebahn vom Potsdamer Plaz entfernt, in der Frauenhofer Straße. Hier liegen die großen Werte: Spinnstoffabrit, Optische Anstalt Goerz, Sendlinger Glaswert, Photo- Chemische Werte Goerz. Diese Fabriken beschäftigen ungefähr 4000 Arbeiter. Wir erhalten unseren Abend-, Vorwärts" einen Tag später, etwa zwischen 12 und
Donnerstag, den 8. Januar. Das Rundfunkprogramm.
Außer dem üblichen Tagesprogramm:
4.30-6 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner Funkkapelle). kurse). 7 Uhr abends: Handelskurse. W. Behnisch:„ Einfache Buch7-7.50 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule.( Abteilung Bildungsführung". 7.30 Uhr abends: Literatur und Kunst. Mr. Pender, Lektor an der Universität Berlin: Englische Literaturgeschichte" ( in englischer Sprache). 8.10 Uhr abends: Vortrag Herr Brauner, erster Vorsitzender des Berliner Lehrer- Gesangvereins:„ Die deutschen Männer- Gesangvereine. 8.30 Uhr abends: Konzert des Berliner Männer- Gesangvereins. Dirigent: Professor H. Rüdel . 1. Die Ehre Gottes in der Natur, L. v..Beethoven . 2. a) Gott der deutschen Messe) Fr. Schubert. meine Zuversicht( Psalm 23) Fr. Schubert, b) Zum Sanktus( Aus 3. O Isis, o Isiris. W. A.
nichtig, ach, wie flüchtig, P. Cornelius. 6. a) Ich fahr' dahin, A. Mozart. 4. Die Rose stand im Tau, Rob. Schumann. 5. Ach, wie V. Othegraven, b) Zu ihren Füßen, A. v. Othegraven. 7. Minnelied, Adam de la Hale. 8. a) Des Jägers Abschied, F. v. MendelsBartholdy, c) Rheinweinlied. F. v. Mendelssohn- Bartholdy. 9. Gebet, sohn- Bartholdy. b) Der frohe Wandersmann, F. v. Mendelssohn
Karl Kämpf. 10. Heimat, Rich. Wiesner. 11. Untreue, Fr. Silcher . 12. Wanderschaft, K. Fr. Zöllner. 18. Trübsinn, A. v. Othegraven. 14. Meister und Gesell, K. Fr. Zelter. Anschließend: Dritte Be kanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichton, Theaterdienst. Tanzmusik.
Die Verleihung der Stadtrechte an Nowawes .
Die Gemeindevertreter von Nowames versammelten sich gestern zu ihrer voraussichtlich legten Sigung. Bürgermeister Rosenthal Bom Regierungspräsidenten wurde die Gemeindevertretung beauf verlas die Urkunde über die Verleihung der Stadtrechte. tragt, bis zur Neuwahl der städtischen Körperschaften die bisherigen Gemeindegeschäfte fortzuführen. Die Gemeindevertreter faßten den erfreulichen Beschluß, fünftig anstatt der bisherigen 36 Gemeindevertreter nur 32 Stadtverordnetenmandate zuzulassen.
Keine Wiederaufnahme des Wiesenhaus- Prozesses.
Wie erinnerlich, hatten die Verteidiger des wegen Tötung feiner Geliebten zu mehrjähriger Gefängnisstrafe im fogenannten Wiefenhaus- Prozeß verurteilten früheren Susarenleutnants Lorenz Köhn aus Berlin , gestüßt auf nachträgliche Funde von Batronenhülsen an der Leichenfundstelle nabe dem Wiesenbaus im Erzgebirge , die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Köhn beantragt. Die Straflammer des Landgerichts gwidau batte diesem Antrag nicht stattgegeben. Gegen diese Entscheidung war von der Verteidigung Beschwerde eingereicht worden, die aber nun e ben falls vom Oberlandesgericht Dresden zurüdgewiefen worden ist, so daß die Berurteilung Köhns nunmehr endgültig ist.
Ein Unterstützungsschwindler verhaftet.
Auf einen Rabbiner Dr. Lewy" berief sich seit einiger Beit ein angebich hilfsbedürftiger Mann, der hiesige jüdisäe Familien um eine Unterstügung anging. Die Familien wurden vorher angerufen, daß der Mann erscheinen und daß er der Hilfe bedürftig und wert set. Bald darauf kam er dann auch mit einer Visitenkarte, mit der ihn Rabbiner Dr. Lewy" empfahl. So fand er überall offene Türen und Hände. Die Kriminalpolizer stellte jedoch fest, daß er ein Schwindler war, der von den Unterſtüßungen einen guten Tag lebte. Sie ermittelte ihn in einem 28 Jahre alten Tischler Walter Fabian , fonnte feiner aber bisher nicht habhaft werden. Gestern hob die Streife Mitte in der Dragonerstraße eine Kneipe aus, und unter den Gästen befand sich auch der vielgesuchte Fabian. Er wurde der Dienststelle B. II. 1. der friminalpolizei zugeführt. Diese nimmt weitere Mitteilungen von Betrogenen entgegen, die noch keine Anzeige gemacht haben.
Die Scala beginnt das neue Jahr mit einem Programm voller Reichhaltigkeit und Qualität, besonders der artistischen Kräfte. Im Mittelpunkt steht Kapitän Winstons Seelöwen Att, der auf der großen Bühne in der Lutherstraße vollendet zur Geltung tommt. Diese anmutigen, zutraulichen und beweglichen Tiere, die chmen bekanntlich die Schwimmfünfte zweier junger Damen in einem an Gelehrigkeit andere Dressurprodukte bei weitem übertreffen, großen Baffin virtuos nach. Es foll aber dahingestellt bleiben, ob die Damen nicht erst von den Seelöwen gelernt haben den schönen Körper in die schlanke Bewegung zu leiten, die ihnen bewußt fo gut steht. Auf artistischem Gebiet herrscht der groteste Syumor ames ritanischer Prägung vor. So bei den Erzentrits Mutt und Jeff und bei Corn und Neil in einem glänzend parodierten diefer Spezies zu zählen, wobei einer der Partner das„ UeberApachentanz; auch die Reckkünstler Geo und Volo sind zu wundern läßt. Das beste, was wohl je in Berlin auf dem Drahtfliegen" des dreifachen Reds mit einem Arm a's Weltleistuna he feil gezeigt worden ist, produzieren die Merikaner Mijares und Bruder auf dem schlaffen. schwingenden Seil ohne jede Balanze hilfsmittel. Auf gleicher Höhe stehen die kleinen, weichgliederigen Japaner Togo und Hata, typische Vertreter der traditionellen japanischen Artistenschule, die sich stets das wirklich unmöglich fcheinende zur Aufgabe stellten. Viktor Andree, ein enalischer Stepptänzer von Rang. Robbins mit seinen bockenden Rädern, ber equilibristische Perche- Akt. den der baumlange Smarzo Ring uis mit feinem Sohn ausführt, und die weiße. Reiterin fchloffenen, glänzenden Kreis. Baptista Schreiber runden das Programm zu einem ge.
Wegen Bauarbeiten der Nord- Süd- Bahn in der Berliner Straße in Neukölln berkehren die Straßenbahnlinien 15, 47, 48, 147 bom 8. b. M. bis auf weiteres in beiden Richtungen über Kaiser Friedrich- Straße, Reuterstraße, Berliner Straße