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tikel über die militärische und ökonomische Erfüllungsnöfigung| fontrollkommission zu bringen, um zu Berhandlungen über die| Es bleibt einstweilen abzuwarten, wie fich the Dinge entwidefn einen bestimmt umgrenzten Inhalt empfangen. Ihre An- gemachten Ausstellungen und von der Buchstabendurchführung werden Die Regierung, auf die unsichere Mehrheit eines National führung wäre deshalb nur als fadenscheinig zu bezeichnen. zu einer großzügigen Regelung zu tommen. Aehnlich wie bei sozialisten angewiesen, fann jederzeit gestürzt werden. Weiterhin gibt es feine Instanz, vor der die Parteien den Reparationsvorschriften des Versailler Vertrages wird ihre Meinungsverschiedenheiten darlegen und von der sie sich bei den Entwaffnungsbestimmungen wohl herausstellen, ein unparteiisches Urteil erwarten fönnen. So wären Ber - daß ihre peinlich genaue Durchführung ein Ding psychologischer handlungen über die Ausführung der Räumungsvor- Unmöglichkeit ist. So gilt es nach der ökonomischen zu einer militärischen Dames Regelung zu fommen. fchriffen geboten gewesen.

Schließlich aber hat der Wortlaut des Teiles XIV des Bersailler Bertrages durch die politische Entwicklung einen anderen Sinn erhalten als er ursprünglich hatte. Offen­bar hat sich niemand träumen lassen, daß die interalliierte Militärkontrolle je mit der Räumungsfrage in Verbindung gebracht werden könne; hat doch bereits 1920 der Völter= bundsrat die Bundesaufsicht gemäß Artikel 213 vorbe­reitet, die die zeitlich begrenzte Militärkontrolle ablösen sollte. Es hieße die heutige politische Lage gewalttätig in eine für sie nicht passende und für sie nicht vorgesehene juristische sie nicht passende und für sie nicht vorgesehene juristische Form pressen, wollte man sie auf Grund des Teiles XIV entscheiden. Jegliche Verbindung zwischen Nichträumung und Militärkontrolle ist eine formal- juristische Konstruktion, die die deutsche Bolfspersönlichkeit in ihrem natürlichen wie in ihrem vertragsmäßigen Bestande angreift.

So richtet sich aus dem Daseinsrecht aller Bölfer heraus die deutsche Entrüftung einmütig gegen jegliche Absicht der alliierten Regierungen, den Räumungsaufschub einfach zu notifizieren, einseitig von sich aus über ihn zu entscheiden: ein schwerer und verwerflicher Rückfall in die mit Rechtsschein um­fleidete Politit der Gewalt, von der sich Europa im Sommer und Herbst des vergangenen Jahres befreien zu wollen schien.

Der deutschen Außenpolitit aber der ver­gangenen Monate tann der Bormurf nicht erspart werden, zu wenig getan und zu viel unterlassen zu haben. Sie hat teine Borsorge getroffen gegen die sich seit Dezemberanfang an­fündigende Bedrohung des deutschen Rechtes. Sie hat der Gegenseite den Rechtsschein, die rechtliche Begründung für ihr Berhalten gegeben. Ihre Passivität ist mitschuldig an der neuen Berbitterung.

3weimal hätte es dem deutschen Außenminifter frei­gestanden, die alliierten Regierungen zu Verhandlungen zu bringen, bevor sie zu Diktaten schritten. Ein juristischer und ein politischer Einwand standen gegen den drohenden Räu mungsverzug zur Verfügung. Der Wortlaut des Vertrages: ,, At the expiration of five years there will be evacuated, à ..( nicht l'expiration de cinq années, seront évacués... mit, sondern) beim Ablauf von fünf Jahren werden ge­räumt sein," schreibt die Vollendung der Räumung für den 10. Januar vor, ihren Beginn also für einen angemessenen Zeitpunkt vor diesem Tage. Der Nichtbeginn der Räumungs­vorbereitungen wäre also der Anlaß für eine rechtliche Räu­

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Stahlhelmregierung in Braunschweig .

Was die Schwarzweißroten leiften!

Das Kleine Land Braunschweig hat seit der Revolution stets Regierungen gehabt, in denen die Sezialdemokraten, teils allem, teils mit linksstehenden bürgerlichen Parteien vertreten wor. Die Landtagswahl am 7. Dezember brachte eine Rechtsblodragterung, trotzdem die Sozialdemokratie gegenüber den Reichstagswahlen im mai einen Stimmenzuwachs von 26 Proz. buchen konnte. Der legte,

vor drei Jahren gewählte Landtag setzte sich zusammen aus 24 Rechtsparteilern, 29 Sozialdemokraten. 6 Demokraten und einem Romminiften. Die Regierung bestand aus 3 Sozialdemokraten und 1 Demokraten und hatte mit 35 von 60 Abgeordneten eine genügende Mehrheit hinter sich. Im neuen Landtag, der nur noch 48 Abgeordnete zählt, hat die Sozialdemokratie 19 Size; die Demokraten besitzen nur noch zwei. Die Kommunisten, die gegenüber der Maimahl 40 Proz3. ihrer Stimmen eingebüßt haben, sind ebenfalls nur durch 2 Abgeordnete vertreten. Die alte Koalition ließ sich also nicht mehr aufrechterhalten. Dabei wurde von bisherigen Regierungen und nicht zuletzt von der Realitionsregierung der letzten Jahre, ersprießliche Arbeit für das Land Braunschweig geleistet. Erhebliche Mittel wurden für die Schule ausgeworfen( Braunschweig hat ein vorzügliches neues Lese buch, in dem u. a. Marg und Bebei aufgenommen find). Die Regie rumng hat von einem Lehrerabbau abgesehen und den Beamten den Achtstundentag erl; alten. Grund- und Gewerbesteuer waren ge techt geftaffelt. Fine Staffelung der Hauszinssteuer nach sozialen Gesichtspunkten scheiterte am Einspruch des Reichsfinanzministers, den die Schwarz- Weiß- Roten alar. mierten. Eine schwere finanzielle Belastung droht dem fleinen Lande ous den Forderungen des ehemaligen Fürsten. Dieser Welfensproß und Schwiegersohn Wilhelms II. verlangt nicht weniger als 44000 Morgen besten Bodens nebst Do­mänen, außerdem das Landesmuseum, die Bibliothek in Wolfen. büttel usm

Der neue Landtag war am 23. Dezember zum erstenmal zusam mengetreten; bereits am nächsten Tage war die neue Regierung des Rechtsblocks am Ruder. Von einem Regierungsprogramm ist aller­dings bis heute noch nichts zu hören. Aber die neuen Fachminifter". ein adliger Rittergutsbesitzer, ein Oberregierungsrat und

mungsinitiative gewefen. Zweitens aber lag der geographisch ein Regierungsrat, haben sich vom ersten Tage an bereits energisch betätigt im Abbau sozialdemokratischer Beamten. gegebene Zusammenhang der Kölner mit der Ruhrräumung Dem bisherigen Berfonalreferenten im Minifterium, Genossen vor; eine politische Initiative hätte alsbald nach London Bermühlenkamp, unterbard man die Tätigkeit, indem ihm ein andere: handlungen über die gemeinschaftliche und zusammenhängende Beamter vor die Nase gesezt wurde. der Landesschufrat nd Evaluation der beiden Gebiete beginnen, die spätere Kölner gegen die frühere Ruhrräumung eintauschen müssen. Dann Leiter des höheren Schulwesens Genoffe Dr. Stoelzel wurde hätte die Verknüpfung zwischen Köln und Ruhr die Berbin- fofort beurlaubt. Schupowachtmeister wurden wegen dung von Köln und Kontrolle verhindert. Eine etwaige ihrer Tätigkeit im Reichsbanner fofort entlassen Triebfeder für mangelhafte Ausführung der Entwaffnungsbestimmungen diese Politit des Ausräucherns der Sozialdemokraten und Republi­wäre dann der Politik der Gewalt entzogen und auf der Weg toner ist der Stahlhelm, der sofort nach der Wahl für feine der Verhandlungen geführt worden, Wahlhilfe mit seinen Forderungen unverblümt hervorgetreten ist. Er ficllte an die Regierung eine Reihe Forderingen, die jede natio nale Regierung unterschreiben muß und maßt sich an, die Ron troite darüber auszuüben, daß und wie sie sich dieser Auf­Diese Stahlhelm Rebenregierung gabe unterzieht. verfundet laut, daß sie die Regierung ftüße, wenn sie die Stahlhelm Sorderungen erfülle, daß sie im anderen Falle aber start genug fei, auch diese Rechtsregierung wieder zu beseitigen.

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Stresemanns Mangelannationaler Real politit hat Deutschland und Europa in diese Sadgaffe ge­bracht. Wie im Falle der vernachlässigten Begnadigung des Generals Nathufius hat er nach rechts geschielt, statt geradeaus nach vorne zu sehen. Er führt das Primat der auswärtigen Politit über die innere im Munde, ohne es im Kopf und im Herzen zu tragen.

Den Ausweg aus der verfahrenen Situation zu suchen ist jezt noch zu früh. Es kann sich nur darum handeln, auf be fchleunigte Mitteilung des Berichtes der Interalliierten Militär­

Der Fall Sp...

Bon Ernst Toller .

Ernst Toller veröffentlicht in der Weltbühne Dokumente banrifcher Juftis. Das folgende ist nicht bloß ein Justiz- sondern

ein Lebensdotument stärtster Art.

Im Gefängnis Stadelheim fiel mir ein Ramerad auf, in deffen Stirn, zwischen den Augenbrauen, eine fenfrechte, tiefe, rote Narbe fich einferbte. Es war Ludwig Sp...., Bädergeselle aus München . Andere erzählten mir, daß er nicht sprechen noch hören fönne. Ich bat ihn, auf einem Zettel seine Geschichte mir aufzuschreiben. Er tat es. Das Blatt mit seiner Erzählung habe ich verloren. Ich bemühe mich, seine Darstellung wiederzugeben.

Kein Geschehnis fann deutlicher Ahnung vom Geist bayerischer Juftig geben. Im Mittelalter entschied über manchen Gefangenen das Gottesurteil. Ueberstand er es, ward ihm Freiheit geschenkt. Wir leben im zwanzigften Jahrhundert. Fortgeschrittener ist unsere Beit! Humaner! Aufgeklärter!

Die bayerische Regierung stellt einen Mann, der zweimal alle

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Der neue Landtag trut noraussichtlich nicht vor Mitte Januar zusammen. Vorher wird das Land am 18. Januar och einen großen schwarzweißroten Reichsgründungsrummel des Stohlhelms erleben.

Als ich erwache, liege ich in einem großen Saal auf einem Operationsbisch. Ich sehe Männer in weißen Kitteln und Schwestern. Ich sehe ihre Lippen sich bewegen. Aber ich höre nichts. Ich will fprechen. Es geht nicht. Plötzlich erinnere ich mich: Ich bin boch tot! Was denn? Was denn? Ich gebe Zeichen. Die Menschen um mich merken, daß ich nicht sprechen noch hören kann. Allmählich erfahre ich alles.

Der Schuß vom Feldwebel war an meinem Zigarrenetui abge prallt. Vor Angst und Schred war ich ohnmächtig geworden. Der Soldat, der mir den Fangschuß gab, hatte den Revolver an meiner Stirn angesetzt. Aber da mein Kopf nach unten hing, war die Kugel nicht in die Stirn eingedrungen. Es war nur ein Streiffchuß ge worden. Man kann den Finger reinlegen, so tief ist die Narbe. Ich blieb auf dem Hof für tot liegen. Abends warfen Soldaten den Toten auf einen Wagen, auf dem schon einige Leichen lagen. Sie fuhren uns auf den Ostfriedhof. Als ich auf die Erde gelegt wurde, muß ich mich bewegt haben. Ein Pfarrer fah es und veranlaßte, daß ich in die chirurgische Klinik geschafft wurde." Und dann?" schrieb ich auf einen Zettel.

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Ich kam vors Boltsgericht. Sie haben mir ein Jahr drei Mo­Qualen der Erſchießung erleiden, der zweimal, in Wahrheit, sterben nate Festung wegen Beihilfe zum Hochverrat aufgeschmissen. Morgen transportieren sie mich in die Festung.

mußte, vor Gericht, verurteilt ihn und schickt den Krüppel ins Ge fängnis.

Der Justizminister jener Tage hieß Müller- Meiningen.

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" Ich war Rotgardist. Am 2. Mai wurde ich gefangen ge­nommen. Weißgardisten führten mich in die Mattäser- Brauerei. Ich wurde zu einem Offizier geführt. Er nahm meine Personalien auf. Dann wurde ich einem Feldwebel übergeben. Der führte mich in den Hof einer Schule. Dort sagte er: Wozu lange Umstände machen! Kerl, ftell Dich an die Wand." Ich stellte mich, ohne viel zu überlegen, an die Wand. Furcht hatte ich schon, aber alles ging so rasch, daß ich zu langen Besinnen nicht fam. Der Feldwebel zog feinen Revolver, zielte, schoß

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Ich lag auf dem Hof Mein Kopf fiel nach hinten. Ich fühlte feucht. Er hing wohl in eine Pfütze. Was war geschehen? Herrgott, ich bin doch erschossen. Aber wie? Ich öffne die Augen. Ueber mir Himmel. Ich überdenke, was geschehen ift. Sehr geschwind denke ich. Der Feldwebel hat seinen Revolver gezogen, hat gezielt, hat geschossen. Das habe ich nicht geträumt. Aber tot bin ich nicht. Wahrscheinlich bin ich nur verwundet. Wo, weiß ich nicht. Ich will mich erheben. Nein, nein, das darf ich nicht tun! Der Feldwebel ist vielleicht oben in seinem Bureau und sieht, daß ich noch lebe. ang tommt er und macht mir vollends den Garaus. Ich bleibe ganz eif liegen.

Wieviel Zeit verging, weiß ich nicht. Ich höre Stimmen: Du, liegt ein Roter." Ich fühle, wie man in meine Taschen greift, ch ausraubt. Ich muß nun doch eine Bewegung gemacht haben. r eine fagt: Du der lebt noch."" Dann gib ihm den Fangschuß," der andere. Ich fühle was Raltes an meiner Stirn.

Eine Große Anfrage. Im Himmelsreichstag ist die folgende Große Anfrage der Deutschen Wetterregulierungspartei( DWP.) ein gegangen:" Die Wetterschäden während der letzten Wochen, insbeson bere die Hochwasserschäden im Rhein - und Ruhrgebiet , und das über­aus milde Better im ganzen Reich haben in der Deffentlichkeit un liebsamstes Aufsehen erregt und zeigen anscheinend, daß die Wetter­regierung im Himmel wenig Berständnis für das Wohlergehen des deutschen Volkes hat. Wir fragen an:

1. Ist die Himmelsregierung bereit, über die Behauptung, der Winter mit Schnee und Eis solle ganz abgeschafft werden, Aufklärung zu geben? 2. Ist die Himmelsregierung bereit, über die anscheinend vorhandenen Mängel in der Organisation des himmlischen Better dienftes Auskunft zu geben? 3. Ist die Himmelsregierung bereit, ihre himmlischen Schleusen zu verstopfen und das Näſſen auf die Erde zurzeit zu unterlassen? 4. Ist die Himmelsregierung bereit, in Zukunft das Wetter festzusehen nur in Einvernehmen mit dem beutschen Bolke, als dessen Bertreterin in Wetterangelegenheiten fich Die Deutsche Betterregulierungspartei betrachtet? M. D.

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Reifeeindrüde aus vier Weltteilen gab Arthur Hofitscher am Dienstag abend im Bürgerfaal des Rathauses wieder, teils durch Borlesungen aus einigen feiner Bücher, teils mit weit stärkerer Wirkung in freier Rede. Holitcher gehört, wie schon der als Ein leitung gebotene Abschnitt aus seinem letzten Buche ertennen ließ, zu denen, die ein innerer Drang zur Wanderung in immer neue Gegenden treibt, die ohne Bindung an einen beſtimmten Reiseplan gern im Genuffe überraschender Eindrücke verweilen und ein be fonders feines Empfinden für die Egenart von Landschaft und Bolks­tum haben. Dabei ist ihm ein startes foziales Berständnis eigen,

Der zweite Magdeburger Prozeß. Verhandlungsbeginn voraussichtlich Ende Februar.

Wie uns aus Magdeburg gemeldet wird, ist die schriftliche Urteils begründung im Prozeß des Reichspräsidenten gegen den stellvertretenden Schriftleiter der Mitteldeutschen Zeitung" in Staßfurt , Rothard, nunmehr fertiggestellt. Sowohl dem Nebenklager als auch dem Verurteilten wird das übrigens sehr ausführliche Urteil noraussichtlich zu Beginn der kommenden Woche zugestellt werden. Nach den Vorschriften der Prozeßordnung hätte das Urteil bis zum 27. Dezember bereits fertiggestellt sein müssen, doch verzögerte sich die Abfegung infolge der Feiertage nicht unerheblich. präsidenten, den Rechtsanwälten Landsberg und Heine, auch bie an sich sowohl vom Nebenkläger als auch von der Staatsanwalt­fchaft bereits furz nach dem Urteil felbft eingelegt worden war.

Nach Zustellung des Urteils wird von den Vertretern des Reichs.

Die neue Verhandlung, die diesmal die große Straf wir hören, Ende Februar oder Anfang März stattfinden, da[ D- tammer beim Landgericht Magdeburg beschäftigen wird, wird, wie wohl der Reichspräsident als auch die Staatsanwaltschaft um mög. lichste Beschleunigung des Verfahrens nachgefucht haben. Schon jetzt läßt sich erkennen, daß auch die Berufungsverhandlung längere Seit in Anspruch nehmen wird, da der Beflagte neue Beweise an geboten hat und die Ladung zahlreicher neuer Zeugen beantragt. Dagegen wird der große Fragenfompler ausscheiden, der die erste Instanz mehrere Tage lang beschäftigte, nämlich die Be hauptung, daß die Sozialdemokratie durch ihre ganze Haltung wäh rend des Krieges die Landesverteidigung erschwert oder durchkreuzt habe, und ferner, daß durch den Streit der Rüstungsarbeiter in Rel und der Tertilarbeiter in Chemniß die Maßnahmen der Obersten Heeresleitung erschwert worden seien.

Die Frage, ob gegen die beiden befannten Zeugen Syrig und Gobert aus der ersten Berhandlung ein Berfahren wegen fahr­lässiger oder wissentlich falscher Befundungen angestrengt wird, ist, wie wir hören, noch immer nicht entschieden. Die Staatsanwaltschaft wird binnen furzem die Frage Пlären, ob von Amtswegen die Borunterfuchung eingeleitet wird.

Graefe, Hitler, Ludendorff. Bernehmung im Hochverratsverfahren. Eine Berliner Korrespondenz meldet:

Prozesses beim Staatsgerichtshof ein Verfahren wegen Beihilfe Gegen Herrn von Graefe schwebt sei Beendigung des Hitler­zum Hochverrat, der darin erblickt wird, daß in den kritischen

Tagen des November 1923 v. Graefe in München weilte und nach voraufgegangenen Besprechungen mit den damaligen Führern der

Bölkischen an der historischen Versammlung im Münchener Bürger­Oberreichsanwaltes in Berlin vernommen worden, und es bräu teilgenommen hat. Gestern ist v. Graefe im Auftrage des Ludendcuff entgegengehalten. Weiter wurde auf die Reden Bezug wurden ihm die Aussagen der Kahr, Lossow, Pöhner, Frid und genommen, die v. Graefe in Reichstag gehalten hat. Die Untersuchungsbehörde vertritt dabei den Stand­punkt, daß v. Graefe, der auch im Reichstag wiederholt auf seine Münchener Berbindungen hingewiesen, durchaus über das im Bilde gewesen sein mußte, was Hitler am 9. Nesember 1928 durchzuführen versuchte. Der Untersuchungsrichter hat in zwischen auch den Kurier festgestellt, der in der kritischen Beit Nachrichten von General Ludendorff an v. Graefe überbrachte. Es handelt sich um einen Hauptmann Drechsler, der jedoch Deutschland schon vor längerer Zeit verlassen hat und sich gegen­wärtig in Angora aufhält. Ein Bruder dieses Hauptmanns Drechs let, der in Deutschland wohnt, hat v. Graefe schwer belastet. Infolgedessen soll jezt auf Antrag des Beschuldigten der in Angora wohnende ehemalige Kurier Ludendorffs tommissarisch vernommen werden. Bezüglich seiner Reichstagsreden lehnte v. Graefe gegen über dem Untersuchungsrichter einen Kommentar ab.

und mit lebhafter Teilnahme begleitet er das proletarische Ringen nach einer neuen Gesellschaft. Eine fesselnde soziologische Studie tot seine anschauliche, aus scharfer Beobachtung geschöpfte und mit leich hem Huntor gewürzte Darstellung der Entstehung der Siedlungen im Innern und im Westen von Kanada und der expansiven Tendenzen ihrer Bevölkerung. Die Schilderung einer Luftfahrt von Paris nach London und noch mehr die eines Besuchs der Pyramiden in Aegypten offenbarte ein tiefes feelisches Erleben äußerer Eindrüde. Am mit­reißendsten und nachhaltigsten war die von starter Ergriffenheit ge. tragene Schilderung einer Reise in das Hungergebiet an der mittle ren Wolga im Frühjahr 1922. Hier wurde die weiche, gütige Seele des russischen anmen Volles und fein Martyrium in jenem voran­gegangenen Winter entfeßlichster Hungersnot mit packender Eindring. lichybeit lebendig. Db fich freilich Holischer nicht aus sozialrevolutio närem Temperament zu einer allzu einseitig günstigen Beurteilung der bolfchemistischen Leitung hat verleiten lassen, mag die historische Kritik feststellen.

Eine Seilschwebebahn auf den Broden. Es fmd umfangreiche Borarbeiten im Gang, um eine Seischwebebahn von Bad Harzburg über Mollenhaus auf den Broden zu errichten. Die Talstation soll in die Gegend der Haltentalwiese fommen, die Zwischenstation etwa auf den Hasselkopf am Molkenhause und die Endstation auf den Broden. Die Errichtung dieser Bahn wäre deshalb besonders wünschenswert und entspräche einem Bedürfnis, weil die jeẞt be. Stehende Wernigeroder Gleisbrodenbahn im Winter nicht fahrbar und weil für den Wintersport infolgedessen feine Brocken- Verbindung vorhanden ist.

Die deutsche Sprache in England. Der Direktor der englischen Er ziehungsanstalt Rugby School erklärte auf der in London abgehalte. nen Jahrestonferenz der Verbände für Erziehungswesen in einer Rede über das Thema Die Bernachlässigung der deutschen Sprache, alle Knaben und Mädchen müßten nach Erreichung eines bestimmten Lebensalters in die deutsche Sprache eingeführt werden und in ihr soweit gefördert werden, daß es ihnen möglich wäre, sich selbständig fortzubilden. Die deutsche Sprache sei als Erziehungsmittel unschätzbar. Es sei unmöglich, ohne Kenntnis der deutschen Sprache mit dem Fortschritt der Wissenschaften Schritt zu halten. Auch für Handelszwecke sei die Kenntnis der deutschen Sprache von großem Wert. Zwischen Deutschland und England ſei ein weit größerer Handel im Gange, als es einige englische Politiker

ugeben wollten.

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Das Gaffipiel der Mitglieder des Moskauer Künftertheaters im Deutfchen Stünstlertheater geht am 9. zu Ende und zwar lommen als Ab. Die Brüder Karamazo- 11 nach dem Schiedsvorstellung nochmals Roman von Doftojenosti zur Auführung. Am 8. gebt Andrejeffs, Elate. rina Iwanowna mit R. Bermanoba, für die der russische Dichter das Berk geschrieben hat und die die Litelrolle spielt, in Szene Eduard

Bernstein it mit der Abfaffung seiner Memoiren beschäftigt die im Berlag Erich Neiß in Berlin erscheinen werden.

Die Humboldt- Hochschule eröffnet ihre Lehrtätigkeit Sonnabend, 8 1hr, Aula Dorotbeenftr. 12, mit einem Vortrag des Dr. R. Potonié: Banderungen mit der Humboldt- Hochschule durch Deutschland.