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Str. 16+42. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Gehen wir einer Kohlennot entgegen?

Es will nicht recht Winter werden. Keine meiße Schneedede deckt den Erdboden. Die Regenstürme, die in den letzten Tagen über uns hinwegbrausten, haben keinen Temperaturwechsel gebracht. Naht aber über kurz oder lang doch die Kältewelle heran, jo geht man zum Kohlenhändler und bestellt dort den notwendigen Bedarf. Doch das dürfte diesmal leichter gejagt als getan fein. In den letzten Wochen ist das Gerücht aufgetaucht, in Berlin   herrsche Kohlermangel, denn die Konsumenten tönnten nicht voll beliefert werden. Die Frage, was foll werden, wenn Frost eintritt, tritt jezt in den Vordergrund des öffentlichen Interesses. Wir haben uns darauf mit

der augenblicklichen Ralamität gibt es nur eins: die Ruhe bewahren und Angstfäufe unter allen Umständen vermeiden. Kleinhändler und Bublikum müssen in dieser Situation Hand in Hand arbeiten." Soweit der Mann, dem man immerhin einige Erfahrungen dank feiner wirklich langen Geſchäftstätigkeit zutrauen tann. Auch er steht auf dem Standpunkt, daß eine Erhöhung der Beteiligungs­bie Rohlen zugemessen bekommen, für Berlin   unbedingt erhöht wer­quote, auf deren Grund die einzelnen Länderstreifen vom Syndikat den muß. Wieder Anstehen?

Sonnabend, 10. Januar 1925

fiche und schriftliche Borstellungen über die Durchführung der gemeinnügigen Rohlenverteilung durch die Stadt haben dazu geführt, daß zwischen dem Magistrat und der Berliner  Brennstoffgesellschaft, die die Lieferungen bisher ausführte, einerseits und den Organisationen des Berliner   Kohlenhandels andererseits durch Entgegenkommen aller Beteiligten ein Abkommen geschlossen wurde, monach sich das Lieferungsverfahren zufünftig folgender. maßen gestaltet:

Brennstoffgesellschaft auch die Mitglieder des Verbandes der Berliner  Bom 16. Januar 1925 ab bezeitigen jidh neben der Berliner  Kohlengroßhändler E. V. sowie des Verbandes der Bereine selbst­

ständiger Holz- und Kohlenhändler von Berlin   und Umgebung E. B.

maßgebenden Stellen des Kohlenhandels in Verbindung gesetzt und mangel hinweisen, haben sich in lehter Zeit gemehrt. Im folgenden Berliner   Brennstoffgesellschaft wie bei den durch Blakate kenntlich)

folgendes in Erfahrung gebracht.

Keine Vorräte.

Der Bedarf an Brauntohlen tonnte noch nie richtig gedeckt wer den, weil eben die Braunkohlenflöze nicht ausreichen. Der eigent liche Grund, warum jegt ein Mangel an Kohlen herrscht, ist jedoch Darin zu suchen, daß niemand, weder das Privatpublikum noch das Gewerbe, bis Anjang Oktober Kohlen für den Winter eingetauft haben. Im Sommer dachte man nicht daran, auf Borrat zu kaufen, meil immer wieder angenommen wurde, daß eines Tages eine Preis­fenfung auf dem Kohlenmarkt eintreten fönnte. Und so tam der Winter. Die erwartete Kälte blieb aus, so daß der Bedarf an Haus­brandtohle nur gering war. Die Gruben, die auf Vorrat gearbeitet hatten, faßen nun da und mußten man höre und staune

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ihr Abfahgebiet zum Teil ins Ausland verlegen. Doch das nützte nichts. Feterschichten wurden eingelegt, denn die Industrie faufte ebenfalls nichts. Angeblich: Produktionsmangel. Nur wenige Großhandelsfirmen hatten vorausgesehen, daß es eines Tages auch mal anders fommen würde, und ließen sich deshalb einige Tausend Tonnen Kohlen auf Lager fommen, was aber, weil es eben nur wenige taten, für eine Millionenstadt wie Berlin   nicht mehr bedeutet als ein Tropfen auf den heißen Stein. Ueberall herrscht jetzt große Nachfrage nach Kohlen, und der Kleinhändler hat alle Not und Mühe, seine Kundschaft zu befriedigen. Zwei Beispiele mögen die Lage am Kohlenmarkt illustrieren: 1. Die Niederlaufizer Gruben hatten im Sommer etwa 300 000 Tommen auf Lager. Ende Oktober jedoch ftellte man nur noch 30 000 Tonnen fest, die aber auch inzwischen den Weg zum Konsumenten gefunden haben. 2. Zurzeit findet in Berlin   die Verteilung der Brisetts für die Armen und Sozialrentner, Erwerbslose usw. statt, wofür der Magistrat die Mittel bereit ge­stellt hat. Biel   Arbeit ist erforderlich gewesen, um die 60 000 3en­ner, die hierfür nötig maren, herbeizuschaffen. Kann nun der Kohlenmangel, der sich im übrigen erst dann richtig bemerkbar machen wird, wenn wir einige Tage hintereinander Frost haben, bald be hoben werden? Diese Frage muß mit einem glatten Nein beant wortet werden. 3m Niederlaufiker Gebiet arbeiten die Bergleute zurzeit drei Schichten, fönnen aber nicht das schaffen, mas im Augenblick angefordert wird. Manche hoffen auf die Gruben in Mitteldeutschland  . Aber auch das dürfte trügen. Die mitteldeutsche Gesamtproduktion ist nämlich bereits verkauft. Wer ist schuld am Kohlenmangel? Niemand und eider. Die Industrie konnte( oder roolite?) nicht einfaufen, weil sie nicht beschäftigt wurde. Die Händ­ler legten fein Lager an, weil sie auf eine Breissenfung rechneten. Und das Publikum faufte nicht, weil es sein Geld auch im Sommer nötig brauchte. Bir müßten also, wenn es nach den Bestimmun gen des Kohlensyndikats gehen soll, daß die Briketthelieferung Winter sich prozentual nach der Sommerbelieferung richtet, den Kohlenmangel wohl oder übel über uns ergehen lassen. Gefordert werden muß aber vor allem, daß das Kohlensyndikat die Beteili gungsquote für Berlin   erhöht.

Beim Kohlenkleinhändler.

Der Kleinhändler im südöstlichen Arbeiterviertel weiß allerdings auch nur das zu fagen, was im vorstehenden bereits angeführt murde. Einige Tage Frost und das fleine Lager ist erschöpft," meint er, indem er auf seinen Kohlenbestand deutet. Trittn al ein falter Tag ein, so glaubt die Kundschaft gleich, sie müsse et­frieren und fauft wie toll.. Daraus entstehen wieder die bekannten Angstfäufe, wobei derjenige, der die Tasche voll Geld hat, am besten fährt ,, während die Leidtragenden die ärmeren Schichten sind. Bel

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Der Mittelweg.

Bon Sir Philip Gibbs  . 51.

Durch die Begünstigung eines Sowjetbeamten, mit dem Christy sich gut stand, durften sie den Hafen befuchen. Lohnt es sich denn?" fragte Bertram. Ich will an die menschliche Seite der Dinge heran. Ich will wissen, wie die Menschen leben und sterben in diefem furchtbaren Lande."

Bir sind nicht hier, um ein Melodrama anzuschauen," gab Christy zurüd. Der Hafen wird uns flar machen, wes halb die Leute hier nicht leben können und meshalb Eng­land seine Arbeitslosen hat. Dieser Hafen war einst der Tor­meg des Welthandels."

Es war ein melancholischer Platz. Sie stolperten über be­schneite Kabel und wanderten durch öde, leere Docks und Speicher. Draußen im Schnee lager viele Pflüge und Ernte maschinen, nagelneu in ihren Gehäufen.

Christy untersuchte sie und las ein Wort Düsseldorf  ". ,, Das Wort erzählt eine ganze Geschichte."

Weshalb läßt man die im Schnee verroften?" Keine Transportmittel und orientalische Untüchtigkeit." Weiter draußen im Hajen lagen mehrere fleine Schiffe mit schwedischen und dänischen Flaggen und auch ein einziges Schiff von Newcastle  .

Christy wurde ganz aufgeregt. ,, D, von England! Wollen uns den Alten doch mal ansehen!"

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Der junge Kapitän, der auf dem Deck stand, war herzlich erfreut, als Chrifty ihn in seiner Muttersprache anrief. Sehr erfreut, Sie zu sehen, meine Herren! Kommen Sie in meine Kajüte und genehmigen Sie einen. Es ist beißend falt." Er mischte einen steifen Grog für sie und erhob sein Glas: Proft!"

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Was bringen Sie denn für Ladung?" fragte Christy. " Lokomotiven. Lauter deutsche Ware. Bon Hamburg. Meine Reeder haben einen Kontralt auf achthundert Stüd. Mir scheint, ich werde bei diefer Bergnügungsfahrt noch er frieren."

Christy sah mit bedeutsam eingezogenen Brauen zu Bertram hinüber.

Und womit bezahlen die Bolfchewisten diese Maschinen?" ,, Manchmal in Gold. Meistens in Juwelen und Belzen." Feines Geschäft. Und wie werden Sie mit den Bolschis ferfig, Rapitän?"

Die Zuschriften aus unserem Leserkreise, die auf den Brikett­geben wir eine wieder:" Seit Bochen schon das gleiche Bild. Will man beim Händler seinen Bedarf an Brifetts für 8 bis 14 Tage

KOHLEN   HANDLUNG

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FRITZ DUMKE

Kale sit

das? Der Kleinhändler erhält nicht die nötige Menge, die er braucht. decken, so erhält man, wenn es gut geht, die Hälfte. Wie fommt Seit Ende Oktober isi teine genügende Brikettzufuhr mehr zu ver­zeichnen und im November find zum Teil fämtliche Aufträge ge­ffrichen. Der Grossist erklärt dem Kleinhändler, nur 40-60 Proz liefern zu können, in Wirklichkeit erhält er aber fast nichts. Es gibt Kohlenfleinhändler, die in zwei Monaten einen Waggon Briketts erhalten haben. Auf diese Weise ist es selbst dem kleinen Ber­braucher unmöglich, fich auch nur für eine furze Zeitspanne mit Brennmaterial einzudecken, wenn er gerade einmal dafür die Mittel zur Verfügung hat. Zu diesem unglaublichen Zustand denke man fich nun eine plöglich eintretende längere Kälteperiode. Wenn bei uns auch feine amerikanische   Kältemelle so leicht eintreten wird, Beziehung recht unangenehme Folgen haben. Und dabei wären so könnte ein Mangel an Brennstoff für Berlin   doch in mancher die von früheren Zeiten her so beliebten Kohlenschlangen" vor dem Laden des Händlers vielleicht nicht einmal das Schlimmste. Das alles, trotzdem( hoffentlich nicht weil") wir in Berlin   ein Braun­fohlensyndikat haben! Oder sollten etwa die Gruben der schuldige Teil sein?"

Die Zuschrift schließt mit den Worten: Bielleicht haben auch die Behörden ein fleines Interesse daran, daß die Bürger Berlins  die Behörden ein kleines Interesse daran, daß die Bürger Berlins  nicht unnötig zu frieren brauchen."

Das Nachrichtenamt des Magistrats Berlin   teilt folgendes mit: Mehrfache Beschwerden in der Preise sowie münd­

Der junge Mann zuckte die Achseln. Die Beamten reden höflich. Wollt's ihnen auch geraten haben. Die Hafenarbeiter find arme, verlaufte Banferte. Können taum ein Schiffstau heben, ohne sich dabei zu zerbrechen. Halb ernährt, und fein Trieb drin. Fangen die Arbeit um elf Uhr an und brauchen zwei Stunden, um die Kräne in Gang zu bringen. Manche sprechen ein bißchen Englisch  . Da ist ein Universitätsprofessor dabei, und der weinte und füßte mir die Hand, als ich ihm ein Stüd Räje gab."

Laufbrett wieder verließen. Er serabschiedete sich herzlich von ihnen, als sie das

Miffen Sie, Major," meinte Christy nachdenklich ,,, daß mir diese Lokomotiven von Hamburg   wütend zu denken geben? Hier ist der Schlüssel zu Rußlands   Rettung, vielleicht auch für Deutschlands  , wenn Frankreich   die Schraube gar zu feft anzieht. Wie? Wenn sich Deutschland   mit Rußland   ver bünden sollte? Eine nicht zu verachtende Verbindung, bei Gott  !"

Springen Ihre Bermutungen nicht ein bißchen gar zu weit? Bier Lokomotiven zur Zeit berechtigen noch nicht zu Ihrer Prophezeiung eines Weltkrieges."

Bier Lokomotiven, denen 796 folgen werden, und diese Pflüge aus Düsseldorf  , die wir im Schnee liegen sahen, be­deuten jedenfalls, das Deutschland   seinen Fuß in die russische Tür zwängt und hier Geschäfte macht. Um Rußlands   willen freut's mich, aber es darf nicht sein, daß Deutschland   allein das macht. Sonst wäre der Teufel los."

Am Abend gingen fie ins Marinsky- Theater. Es gab wohl Karten zum Verkauf, aber man sah, daß die meisten Be­fucher Erlaubnisscheine vorzeigten. Ein junger Mensch, der franzöfifch sprach, erklärte den Beiden, daß es eine von den ,, Gewerkschaftsvorstellungen" war.

Es wurde Carmen gegeben, und zwar in prachtvoller Ausstattung, und ausgezeichnet gespielt. Aber für die beiden Freunde war das Publikum unendlich viel intereffanter, als die Bühne. Das ungeheure, prächtige Theater war gedrängt voll, und zwar vom Proletariat". Die Frauen waren sehr einfach angezogen. In der kaiserlichen Loge faß eine Gruppe von Männern mit über der Stirn abgeschnittenen Haaren und schmierigen Händen. Der kaiserliche Adler über der Loge war mit einer roten Fahne verhüllt.

Der junge Mann, der schon am Eingang mit ihnen ge­sprochen hatte, näherte sich ihnen wieder, als sie im Foyer auf und ab gingen, das so voll mar, daß man nur schritt meise vorwärts fonnte.

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an der Belieferung der von den Bezirkswohlfahrtsämtern an Minder: bemittelte ausgegebenen Gutscheine auf unentgeltliche Kohlenliefe­rung. Demgemäß find vom 16. Januar 1925 ab alle noch zu be. liefernden, bereits ausgegebenen und noch auszugebenden Gutscheine in der Art freizügig, daß fie sowohl bei den Ausgabestellen der gemachten Verkaufs- und Ausgabestellen der Berliner   Kohlenhändler zur Belieferung vorgelegt werden fönnen Bom 16. Januar ab find auch die auf bereits ausgegebenen, jedoch noch nicht eingelösten Gutscheinen vermerkten Abholungstage infolge der Neuregelung nicht mehr bindend. Weiterhin haben sich die Kohlenhändler und die Berliner   Brennstoffgesellschaft verpflichtet, die Kohlen auf Wunsch gegen Zuzahlung von 15 Pf. für den Zentner durch den Empfänger ins Haus, Keller bis Boden einschl., zu Liefern. Weitere Zahlungen dürfen nicht verlangt werden. So­weit die Freihauslieferungen auf Anordnung und Kosten der Be­zirkswohlfahrtsämter geschehen, erfolgen sie vereinbarungsgemäß auch fünftig durch die Berliner   Brennstoffgesellschaft. Es ist zu er­marten, daß durch die Einbeziehung einer so großen Bahl von Lieferungsstellen nunmehr alle Schwierigteiten bei der Belieferung behoben sein werden.

Die dicke Zigarre.

Mein Gegenüber in der Stadtbahn war so recht der Typus des fatten Menschen. Dick der Wanft, did der Kopf, die Hände, die Füße. Und die Uhrkette und die Ringe auf den Fingern standen im gleichen Verhältnis zum Körpervolumen. Ebenso selbstver­ständlich die Geldtasche er hatte wohl beim Lösen des Billetts einen größeren Schein gewechselt und das empfangene Geld in die Paletot tasche gestopft; jegt fortierte er das Hartgeld und die Scheine und brachte letztere in die ansehnlich gefüllte Brieftasche unter. Nachdem er diese rechts verstaut hatte, holte er von links eine dice Zigarren­tasche hervor, die beim Deffnen eine stattliche Reihe von natur lich diden Zigarren aufmies. Liebevoll ging sein Blid, gingen feine Finger über die zwei Reihen der teuren Glimmstengei. Diese maren nicht alle gleich; er hatte wohl drei oder vier verschiedene Sorten bei sich die nach seiner Meinung weniger guten mahr­scheinlich für die Geschäftsfreunde oder als Bestechungszigari en. hatte. Bald zog er von jener, bald von einer anderen Sorte eine Es dauerte einige Zeit, bis er sich zur endgültigen Wahl entschlossen halb heraus und musterte sie, schob sie wieder zurück, um eine dritte

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endlich zu wählen. Als er sie in Brand gesetzt hatte, sah er triumphierend umher, und er hatte auch die Genugtuung, daß es aus einer Ecke des Abteils hervortönte: Ein schönes Kraut, das Sie da rauchen." Soll wohl sein" war die Antwort des Dicken, ist Nun, er mußte auch wohl noch ja auch der einzige reelle Genuß." andere Genüffe fennen, wie sie etwa ein gutes Frühstüd bietet, denn unter dem eintönigen Rattern der Eisenbahnräder schien eine Müdig­feit sich seiner zu bemächtigen. Er schloß die Augen, die glimmende Bigarre hing bald schlaff herunter, die Asche fiel auf den feinen Ueberzieher endlich machte die Zigarre einen Luftsprung aus dem Mundwinkel zum Fußboden und bei einer gleich erfolgenden Bewe gung seines Fußes zerstampfte er das edle Kraut. Schade," kam es wieder aus der Ecke, unser einer hätte auch mal gern etwas Gutes geraucht." Der Sprecher betrachtete wehmütig seine qualmende Zigarre für' n Sechser fann man freilich nicht viel verlangen." Ein paar Stationen waren schon durchfahren, ohne daß der Dice  aufgewacht war- jetzt fam: Alexanderplatz  . Mit jener Sicherheit, die gut gefrühstückt habenden ein gütiges Geschick verleiht, wachte er noch rechtzeitig auf: seine Hände machien noch eine Bewegung, als fuchten sie die Zigarre  - aber er jah, daß Gile not tat und stapfte

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,, Nun, wie gefällt es Ihnen?" ,, Wundervoll!" sagte Christy. Wer sind alle diese

Leute?"

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,, Sowjetarbeiter jeder Art." Kommunisten?"

Der junge Mann zuckte die Achsein. Ja, sind wir denn überhaupt noch Rommunisten unter den neuen Wirtschafts­gesehen? Wir sind zum privaten Handel, privaten Eigentum, zu Geld statt Lebensmittelrationen, ja zum fremden Kapital zurückgekehrt, wenn es zu haben ist."

Sit das Boll mit diefer Aenderung zufrieden?" ,, Eine Zentnerlast ist ihnen von den Schultern gefallen. Sie atmen wieder auf." Sie atmen wieder auf." Er dämpfte die Stimme. Ich bin felbft Sowjetbeamter. Aber ich glaube an Handel, Geschäft und Privateigentum. Trogalledem hat die Revolution doch ihr Gutes gehabt. Unter den Romanoffs bekamen die Ar­beiter feine Freipläge für die große Oper. Uebrigens, sagen Sie mir doch, war die Revolution in England sehr blutig?" ,, Es war feine und es wird auch keine sein!"

Der junge Russe schaute ungläubig drein. ,, Aber mir haben doch so viel darüber in unserem Blatte, der Brawda". gelesen. Bei Ihnen verhungert das ganze Volt doch auch, nicht wahr?"

Bei meiner Abreise waren sie alle noch recht gut ge= nährt," lachte Christy. Es war deutlich zu sehen, daß der Russe ihnen nicht glaubte, aber das Klingelzeichen zum Beginn ertönte, und sie frennten sich.

Die Beiden fuhren im Schlitten in ihre Behausung zurüd. Sie schliefen in dieser Nacht in dem ,, Internationalen Hofpia", welches auch eine Art Gästehaus war, meistens non Sowjetbeaniteen hohen Ranges und deutschen   Kaufleuter bewohnt.

Der größie Teil diefer Nacht wurde von der Wanzenjagd in Anspruch genommen. 52. Sobald Bertram nach Moskau   zurückgekehrt war, erfun digte er sich danach, auf welche Weise er in die Hunger­distrikte befördert werden fönnte.

Sie lagen an fünfhundert Meilen östlich von Mostau, im Bolgatal, und die Hauptbahnstationen waren Kasan  , Simbir, Samara   und Saratoff. Wenn er von Kajan aus zu Schiff die Wolga   hinunter wollte, mußte er sich beeilen, denn bald würde der Strom beginnen zuzufrieren. ( Fortsetzung folgt.)