eben die Rede war. Kraft des von dem Bolte und von der Regierung in sie gelegten Mißtrauens soll diese Kammer die ihrerseits vom Mißtrauen der Nation eingehüllte Regierung ermächtigen, Italiens   Strafrecht, Strafverfahren, die Organi fation feines Richterstandes und sein Zivilrecht umzugestalten. Bas der Regierung und ihren Männern an Bertrauens mürdigkeit abgeht, würde die umfassende Intompetenz in juridischen Fragen ausgleichen.

Aber nicht genug damit, daß Mussolini   seine General vollmacht von einer in jeder Hinsicht entmündigten Körperschaft empfangen will, er will auch die Rechenschaftsab­lage einer Art ausgestopftem Hanswurst geben. Hier gewinnt der Entwurf geradezu pfychiatrisches Interesse. Auf Grund der Vollmachten paßt also Mussolini   bas italienische Strafrecht den faschistischen Bedürfnissen an und legt dann die Defrete, die dieser Umgestaltung Gefeßestraft verleihen, denfelben parlamentarischen Kommissionen vor, die jetzt über den die Vollmacht fordernden Entwurf beraten sollen. Ja, wird man sagen, selbst im Reiche des faschistischen Dentens fann man doch nicht in fünf Minuten alle Straf­gefeße umgestalten; mie tönnen also die Kommissionen einer vor ihrer Auflösung stehenden Kammer selbst wenn sie erst nach dem heiligen Jahr aufgelöst werden sollte mit der An­nahme der die Umgestaltung fanttionierenden Entwürfe be­traut werden?

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In unserm gesegnefen Lande geht das sehr einfach: der Faschismus haucht halt den Kommissionen ewiges Leben ein! Wenn die Kammer aufgelöst werden sollte und die Kommissäre ( mas Gott verhüten möge!) nicht wiedergewählt mir­den, so bleiben sie doch in Amt und würden, immer bereit, wie ein Gipshund mit den Funktionen der Streu sandbüchse, das gut zu heißen, was an faschistischem Strafrecht und faschistischem Strafverfahren Mussolini   dem Lande zu be­scheren für gut hält. Wer von den Kommissären stirbt, wird durch einen vom Präsidenten der Rammer oder des Senats zu ernennenden Abgeordneten oder Senator ersetzt. Bon der absterbenden Kammer betraut wird der italienische Justinian  feine Sanktion von einer einbalsamierten Kommission emp­fangen!

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gierung feht ihre Hoffnung in den Straßenaufstand, die Oppo­fition in... Senat, Bapst und Börse. Der Senat tann die ihm zugemutete Notzucht des Rechtsgefühls ablehnen, der Bapst tann die Faschisten in ihrem Heiligsten, ihrem Profit, treffen, indem er die Pilgerfahrten absagt, und die Börse fann in dem internationalen Mißtrauen marnend den Abgrund zeigen, in den der Faschismus das Land Italien   hinabzerren möchte.

gehalten werden. Die meisten Auslandsforrespondenten von MTB. sind ja sowieso zugleich die Presseattachés der deutschen   Botschaften und Gesandtschaften, die Telegramm­fpesen werden vom Reiche getragen, was insofern verständlich ist, als ihre Berichte ja ebensosehr für die Information des Auswärtigen Amtes wie für den Bertrieb an die Presse be­stimmt sind.

Es ist natürlich heute, wo alle großen deutschen   Blätter in den wichtigsten Hauptstädten des Auslandes eigene Kor­

rerfpondenten besigen, nicht mehr möglich, die Tatsache der tatastrophalen Aufnahme der Regierung Luther   jenseits der deutschen   Grenze zu unterdrüden. Vielmehr werden die politisch führenden Kreise auch ohne WTB. und trotz der Pressestelle maffe der Bevölkerung draußen im Lande, für die zahllosen der Reichsregierung im Bilde sein. Aber für die große Provinzblätter, die auf den Auslandsdienst der offi ziösen Agentur angewiesen sind, bedeutet dieses System eine gefährliche Jrreführung. Es muß Aufgabe der Sozialdemokratie und ihrer Presse sein, dafür zu sorgen, daß das deutsche   Bolf trotz dieser Rückkehr zu den un

Relative Mehrheit kein Pluralwahlrecht. Rom  , 19. Januar.  ( Eigener Drahtbericht.) In den späten Abend. stunden des Sonnabend hat die Kamumer das neue Wahlgesetz mit 268 gegen 19 Stimmen angenommen, nachdem die Regierung nicht zulegt infolge des Einspruchs der faschistischen Arbeiter vertreter, auf die Einführung des Pluralwahlrechts ver: zichtet hatte. Das neue Gefe fieht 460 Abgeordnete, also auf rund 70 000 Einwohenr ein Mandat vor. Die Wahl erfolgt mit relativer Mehrheit ohne Stichwahl Die Kammer hat sich auf etwa 14 Tage vertagt, mährend die Ausschüsse von Kammer und Senat beisammen bleiben, um die neue Wahlkreiseinteilung durch- heilvollen Zensurmethoden des Weltkrieges schon jezt darüber zuführen.

Mussolini   Paralytiker?

Genf  , 19. Januar.  ( Eigener Drahtbericht.) In der Schweiz   treffen, angeblich von unbedingt zuverlässiger Seite, Nachrichten aus Rom  ein, die den schlechten Gesundheitszustand Mussolinis beſtätigen. Er leide an schweren Depressionen und Geistesstörun= gen, was die natürliche Folge eines alten Leidens sei, den er in der Jugend zum Opfer gefallen ist. In der letzten Sigung des faschistischen Großen Rates feien diese Dinge zur Sprache gebracht worden, doch sei angesichts der kritischen Lage beschlossen worden, por der Deffentlichkeit strengstes Stillschweigen zu bewahren und sich porläufig mit einer sorgfältigen Ueberwachung Mussolinis durch Bertrauensleute zu begnügen.

Luthers   geistige Selbstblockade.

Das deutsche   Volk muß die Wahrheit hören! Es war während des Krieges oberster Regierungsgrund­faz, daß die„ Stimmung" der Bevölkerung um jeden Preis Gegenüber der geplanten Bartholomäusnacht der gehoben werden mußte. Deshalb wurden durch die Ober­Rechtsinstitute ist der Anschlag gegen den Freimaurerorden nur zenjurstelle und durch das Kriegspresseamt die für Deutschland  eine Kleinigkeit. Trotzdem dürfte er Italien   im Ausland mehr ungünstigen Aeußerungen der feindlichen und neutralen Bresse Schmierigteiten machen als die interne Angelegenheit" der meist unterdrückt, während jeder Artikel, der in einem aus Gesetzbücher. Schon jetzt hat das Verbrennen und Ausländischen Käseblättchen erschien und für Deutschland   günstig rauben der Freimaurerlogen zu Einsprüchen des flang, in aller Ausführlichkeit verbreitet wurde. Auf diese Botschafters der Bereinigten Staaten geführt. Der neue Ent- Art wurde das deutsche Bolt über die in der Welt herrschende wurf, der jeder Vereinigung zur Pflicht macht, die Liste ihrer Meinung fyftematisch getäuscht; zu der Lebensmittelblodade Mitglieder innerhalb 48 Stunden einzureichen, dürfte in den der Alliierten trat die geistige Selbstblockade hinzu. Staaten, wo, wie in Nordamerika  , England und Frankreich  , Um so furchtbarer war das Erwachen für das deutsche Volt, der Freimaurerorden start ist, nicht eben begeisterte als es sich beim Zusammenbruch nicht nur machtpolitisch, son­Zustimmung erregen. Bei ungenauer oder falscher dern auch moralisch völlig isoliert sah. Angabe der Mitglieder fann 3 uchthaus nicht unter einem Jahre, Geldbuße bis zu 30 000 Lire und fünf jähriger Chrverlust verhängt werden. Auch kann der Ber band aufgelöst werden. Die Beamten und Angestellten des Staates, der Provinzen und Gemeinden dürfen dem Frei­maurerorden bei Verlust ihrer Stellung nicht angehören. Also Spionagemefen in übelstem Ausmaß!

Als Rückschlag der Lage haben wir die Koalition Gio fitti Orlando Salandra, also der Opposition im Bartament, die übrigens im großen ganzen mit der des Aventins im Einvernehmen handelt. Die Nachricht von der Rüdtehr der echten Opposition ins Parlament ist tendenziös und wurde hier nie ernst genommen. Summiert man die Stimmen, so ist es klar, daß die Rüdtehr nichts ändern fönnte, außer in bem vom Tevere" angeregten Sinne: 130 Stimmen bes Aventins, plus etwa 45 der Opposition innerhalb des Bar­laments und 16 der Kommunisten, macht etwa 200 Stimmen, denen 250 faschistische Stimmen gegenüberstehen. In der Kammer tommt die Sache nicht zum Austrag.

Will man die italienische Situation auf ihren frassfesten Ausdruck bringen, wie es etwa der Becco giallo" täte, menn man ihn nicht gerade abwürgte, so muß man sagen: die Re­

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Die Dichter regen sich.

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Es ist freilich in den letzten sechs Jahren Deutschland   ge­lungen, sich aus dieser geistigen Bereinsamung herauszu arbeiten, und bei den verschiedensten Anlässen- Ruhrbesetzung, Nichträumung der Kölner 3one und dergleichen hat es fich gezeigt, daß der Nachrichtenapparat der Reichsregierung sehr mohl imstande ist, deutschfreundliche" Auslandsstimmen in aller Ausführlichkeit zu verbreiten. Daneben aber war man seit der Revolution immer mehr dazu übergegangen, Don feiten der Behörden feine Hindernisse der Verbreitung deutschfeindlicher" Stimmen entgegenzufegen.

Seit der Bildung der Regierung Luther   ist das MTB.  , mie mir bereits hier einmal erwähnten, merfwürdig ffumm geworden. Die gesamte Preffe des Auslandes ist Doll pon Kommentaren über den neuen Kurs in Deutschland  und diese Kommentare sind ausnahmslos ausge iprochen ungünstig, ja die neue Rechtsblodregierung hat in der ganzen Welt eine noch weit schlimmere Aufnahme gefunden, als man es annehmen fonnte. Trog bem werden diese Stimmen des Auslandes nicht verbreitet. Es gibt dafür feine andere Erklärung, als daß BTB. wie im Kriege zunächst der Pressestelle der Reichsregierung die erhaltenen Drahtberichte vorlegt, und daß diese dort zurüd

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Bezirksbildungsausschuß Groß- Berlin SPD.  : Drei musikalische Komödien. Es war ein außerordentlich glücklicher Gebante, im Rahmen gerade dieser Beranstaltung drei ber föstlichsten musitalischen Und wie sie sich regen und rappeln! Seitdem sie von der In­Komödien zu bringen: Johann Sebastian Bachs  , des Ernsten und Würdigen schelmisch plaudernde Roffee- Rantate", Friedrich von flation, der bösen Strantheit, wieder gesundeten, gründen fie Bereine, Flotoms liebenswürdig fentimentale, unb bann wieder allerliebst Bünde  , Zwergemeinschaften unaufhörlich, und ebenso unaufhörlich eberflädliche Witwe Grapin und zulegt Rchiard Genées Wtufit. laßt die breite Maffe", auf die man so gern alle Schuld sgiebt, die fein, deffen Komit, deffen musikalische Luftigkeit und Rassigkeit Organisationen aus Intereffelosigkeit" wieder eingehen. Und jeden Mufirfreund, ja selbst den geplagten Fachmann erfreuen muß Dicle der Enttäuschten wollen noch immer nicht begreifen, daß es und dessen liebenswürdig ins schwierige ästhetische Gebiet zielender nicht nur die Dichter sind, die ausgebeutet werden, und sie tonnen Schluß gar noch überlegiam macht. Sieht man in den Beranstai nicht einsehen, daß andere infolgedessen eben auch Brotsorgen haben. tungen des Bildungsausschusses das Bestreben, als Faktor in der nicht einsehen, daß andere infolgedessen eben auch Brotsorgen haben. Reihe mannigfacher anderer wirtender Glieber eine eigene Haltung So tonfolidierte fich zum Erempel in diesen Tagen erst ein zur Kunst, ein neues Stüd Kultur auf rezeptivem Wege zu er ffeiner Bunt, deffen Firma in seinem Interesse lieber verschwiegen arbeiten, so muß man die Auswahl dieser musikalischen Komödien fei, er hatte die Absicht, die zeitgenössische Dichtung zu fördern. Als besonders hoch anschlagen. In der willigen Hinneigung zu ihnen nun am Sonntag normittag so repräsentativ, wie es die häßliche spricht sich auch ein Stud Abmendung vom pompös- materialistischen Maffenaufgebot aus, äußert sich derselbe Zug ins Persönliche, dabei Aula eines häßlichen Gymnasiums zulassen kann, die Einführungs allem unecht Bathetischen abholde wie im fammermusikalischen Schafs matinee steigen follte siehe da: vollzählig war scheinbar nur die fen der Gegenwart, bei Hinneigung zum Intimen und schlicht Großen. Bresse, die einzuladen man natürlich nicht vergessen hatte. Sach- War also die Uebereinstimmung des Stoffes mit der geistigen Hal gemäß fonstatierten also die pflichteifrigen Rezensenten die An- tung der Hörer von vornherein glüdlich inspiriert, jo tonnte eine wesenheit einiger Herren vom Vorstand". ihres engeren Bekannten begeisterte Aeußerung des Bublifums nicht ausbleiben. Die Zuhörer freifes und drei tatsächlich fremder Gäfte, fernerhin aber den Ausnahmen lebendigen Anteil am reizenden Spiel und dem Biergefang fall ber Matinee". Traurig gingen die Herren vom Borstand" Rofa Hjorth Sells, die besonders im Mufiffeind eine nach Hause, nicht ohne den trotzdem erreichten Kaffenerfolg von zwei stimmlich außerordentlich dankbare Aufgabe mit viel gutem Gelingen löfte. Es erfreute sich genugsam an der feinen und dabei dezenten und einer halben Bapiermart festzustellen, noch enttäuschter waren die drei Zuhörer, alle aber schimpften beim Mittagessen über die. Walter Ahrens. Daß Frau Profeffor Flemming mit Darstellungsart und der Sangesfunft alter Logans und die nicht da waren. Dachte auch iemand an die rein wirtschaftlichen fühlender und schwungpol musizierender Begleiter mar, versteht sich Gründe, die das Bolt feine Beziehung zur Dichtung finden läßt? von selbst. Es war ein glücklicher und niedlicher Abend, der selbit ein abgehärtetes Mufifantenherz vom ästhetischen Genuß zur menschlichen Teilnahme" herabfinten machte, was ja nach Meister Bufonti nicht mehr ungehindertes geistiges Empfangen und Fein­schmecken" sein soll. S. G.

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Beit mehr Glück hatte der leider so überaus tonservative Berband beutscher Erzähler". Für ihn, den torreften und honorigen, las vor vielen Zuhörern aus eigenen Werken Bal demar Banjels im Plenarsizungssaale Reichstags. Huch, wie fein, auf dem tintenbesprigten Blag eines Ministers fizen zu dürfen, o mie langweilig war trotzdem der den ermählten Bertretern deutschen Geistes" begrüßende Schwulit Georg Engels, ach mie mäßig ist doch eigentlich trog der ge­ichmaclofen, con thm selbst zurückgewiesenen Reflame in feinen fchriftstellerischen Aeußerungen dieser Geist selbst. Gewiß hat er Bestechendes für sich. sonst wäre er ja nicht so beliebt, aber es ist auch mir Bestechendes und nichts gedanklich oder ästhetisch Befriedi genbes, was man bei der Lektüre feiner Werte( abgesehen natürlich von der„ Biene Maja") immer wieder feſtſtellt. Meit gefälligen Organ las der Dichter aus„ Indienfahrt". Barsalun und„ Notizen eines Bagabunden, die Stücke standen unter einem einheitlichen Gefichts punft, hatten felbft aber fein Gesicht, geschweige denn Charakter. Bonsels   ist der Philosoph der Badfische, der Marlitt der gebildeten Streise", der Strefamann unter den deutschen   Dichtern ich werde den Einbrud nicht los. Und das ist das Schlimme, daß die Streje männer immer noch und überall ihre Kundschaft finden.

Erich Gottgetreu  

Der König mit dem Wassertopf. In England hat man an den Mumien einiger Pharaonen neue Anatomische und chemische Stu dien gemacht, auf Grund deren der in diesen Dingen als Spezialist geltende Dr. Ellioth Smith die Krankheiten festgestellt hat, die ben Tob der alten Pharaonen herbeigeführt hatten. So wurden bei. [ pielsweise bei der Mumie des Pharao Menefta alle Zeichen der Arterienperfalfung gefunden. Bei der Mumie des Königs Ramies V. Aiterienperfalfung gefunden. Bei der Mumie des Königs Ramses V. aus ber zwanzigsten Dynastie, der um das Jahr 1200 v. Chr. lebte, fonnten von Gurunfeln stammende Narben und daneben Anzeichen von Basfersucht festgestellt werden, während die Form und die cha. ratteristischen Merkmale des Schädels des Kezertönigs me nophis IV.( um 1360 v. Chr.) Spuren zeigten, daß er einer Waffer topf hatte. Die pon ben Briestern ausgeführte Einbalfamierung hatte für die Entwicklung der anatomischen Wissenschaft deshalb große Bedeutung, meil die Bölfer des Altertums, besonders die Griechen, an den Mumien in jener Zeit, in der die Sektion von Leichen noch als gotteslästerliches Berf galt, die Anatomie des wissenschaftlichen Zweden schon vor zweitausend Jahren Sektionen Nur die Chinesen führten zu menschlichen Körpers studierten. Nur die Chinesen führten zu von Leichen aus. In Europa   war es erst der Neuzeit vorbehalten, Leichenöffnungen in der medizinischen Pragis zu ermöglichen.

aufgeflärt werde, wie das Rechtstabinett Luther im Auslande aufgenommen wurde, damit nur diejenigen sich über die un­vermeidlichen fatastrophalen Folgen dieser Rechtsschwenkung wundern, die sich haben täuschen lassen wollen.

Lerne hetzen, ohne zu schimpfen.

Dieses Motto schien Herr Doehring bei seiner Reichsgrü dungspredigt am gestrigen Sonntag im Berliner   evangelischen Dom sich vorgeseht zu haben. Nichts mehr vom christlichen Prügelstoď, zu dessen unbarmherzigen Gebrauch der Herr Domprediger die Lutheri schen Reichs- und Landtagsabgeordneten aufgefordert hatte, soweit fie bei Seffionsbeginn aus Bedürfnis nach Doehringscher Erleuchtung fich ihm zu Füßen niedergelassen hatten. Zwar sprach er auch gestern immerzu von der Politit, als ob ein richtiger Prediger sich stets den Kapuziner in Wallensteins Lager zum Vorbild nehmen müßte; aber er Derurteilte scheinbar gleichmäßig alle politischen Parteien, ohne auch nur eine einzige zu nennen, und er versicherte, daß aus den politischen Schwierigkeiten der Gegenwart fein Ausweg gefunden werden tönne, solange nicht die Politiker wieder fromm und gläubig geworden wären. Da jedoch eine ganze Anzahl unserer verehrlichen bürgerlichen Parteien das Christentum im Programm haben, so richten sich Doehrings Berdammnisse natürlich nur gegen die an deren, die gottlosen" Parteien. Noch deutlicher wurde er, als er sich einen getreuen Anhänger des verflossenen Obrigkeitsstaates nannte; Herr Doehring würde gern wieder Untertan fein, wenn nur wieder die alten Gewalten oben wären. Der alte Wilhelm und Biss mard  , die Reichsgründer, das seien die Richtigen gewesen, christliche, demütige Männer, die alles nur für die Allgemeinheit und nichts für fich selbst getan hätten. Dabei weiß nachgerade jedes Kind, daß der alte Wilhelm immer nur die Macht seines Hauses im Auge hatte, fo daß fogar Bismard ihm 1866 in schwerstem Kampf den Verzicht auf eine Annegion damals Habsburgischen Gebiets abringen mußte. und Bismard felbft hat sich weber gescheut, nach 1870 eine große Dotation anzunehmen, noch auch ganz einträgliche Geschäfte zu machen, wobei ihm die Hilfe des Juden Bleichröder   gar nicht unwillfommen war.

Immerhin ging aus der Unterlassung grober und gradliniger Schimpfereien und aus ihrer Ersetzung durch gewisse Andeutungen, welche Methode man sonst in evangelischen Kreisen recht gern als -jesuitisch" bezeichnet, eine gewisse Scheu des Herrn Hof- und Dom. prebigers vor dem Strafgeset hervor, gegen das er sich mit feiner Aufforderung zu brutaler Gewalttätigteit und mit dem ganzen politischen Seggeist seiner Rede an die Abgeordneten erheblich vergangen hat. Er gab diefe Ursache seiner Mäßigung im Ausdruck auch deutlich zu erkennen, denn er fagte, menn man über die jetzige Bügellafigfeit einmal ein scharfes Wort spreche, dann er. bebe sich in der Breffe fofort großer Zärm... Mit der Zügel­lofigkeit hat er es überhaupt; nicht Freiheit habe die deutsche   Revo­lution gebracht, von der man Goethes Bort, daß die französische  Repolution nicht von Gott   gewesen sei, vollauf anwenden könne, fon­dern nur Zügellosigkeit. Er äußerte sich nicht näher darüber, was darunter zu verstehen fei. Er zitierte auch nicht etwa Martin

Das psychische Halsband. Die von dem französischen   Arzt Dr. Coué empfohlene autofuggeſtipe Behandlung sieht auch als Anreger zur Konzentration einen Strid mit 20 Knoten vor; man soll bei den Uebungen jeden dieser Knoten fest in die Hand nehmen und babei bie berühmte Formel sagen: Jeden Tag fühle ich mich in jeder Hinsicht besser und beffer. Die neuefte Uinformung dieses Andachtsstrids" ist nun ein Halsband mit 21 bunten Kugeln, das die Anhängerinnen des Wunderdoktors um den Hals tragen. Die Rugeln haben sieben Farben, die bestimmte psychische Bedeutung befigen. So bedeutet Biolett religiöses Fühlen, Indigo geistige Cnt­widlung, Blau Selbstlofiafeit  . Gelb Klugheit, Grün Teft und Höj Die Kugeln mit lichkeit, Orange Ehrgeiz, Rot Leidenschaft.  der Eigenschaft, die man in fich stärken will, muß man in die Hand nehmen und denn die bekannten Coueschen Formeln aus­sprechen. Man empfängt angeblich die besonderen psychischen Kräfte, die mit der betreffenden Farbe verknüpft sind.

Eine neue Theaterzeitschrift. Für die Freunde des Mittel­deutschen Landestheaters in Halle a. d. S., das über zwanzig Bolts. bühnen und Theatergemeinden Mitteldeutschlands   Borstellungen gibt, wird jezt monatlich, nach Bedarf auch in fürzeren Abständen, die Seitschrift Das Boltstheater" herausgegeben. Das Volks theater soll nicht nur die Beziehungen zwischen Theater und Be­fucherschaft noch inniger gestalten, sondern darüber hinaus ein Be rater in allen fünstlerischen und organisatorischen Fragen, ein For derer des Theaterlebens und ein Wegweiser durch die moderne Lite­ratur sein.

Vorträge. Der Vortrag des Professor. von Frisch im Wissenschaftl. sondern erst am 11. Februar ftatt. Verein über die Sprache der Bienen findet nicht am 21. Januar,

Im Leffing- Museum spricht Donnerstag, 8 Uhr, Dr. Günther Noth lingeburtstag über Leffings Lustspiele aus der Jugendzeit". Szenen barqus werben gelejen. Die Staatliche Sunftbibliothet, Bring Albrecht- Straße 7a, beranſtaltet in ihrem Lejelaal eine Ausstellung Reflamerunit aus alter Beit. meiltäglich von 8 bis 9 Uhr frei zugängig. Sie wird am 20, d. M.. 12 Uhr, eröffnet und bleibt bis zum 20. februar

Die Galerie 3 Caper, Kurfürstendamm 238. eröffnete eine Ausstellung von Delbildern, Aquarellen und Graphit von Richard Ziegler  - Pforzheim  

Jm Welken Saal des Schloßmuseums weiben vom 21. Januar bis Bitale in Ravenna   ausgestellt, die in den Vereinigten erfſtätten 12. Februar Nachbildungen der großen Molaitgemälde in San für Mofail und Glasmalerei von Pub! u. Bagner, Gottfried Heinersdorff, Berlin   Treptow  , verfertigt worden sind. Dargestellt find das oströmische Kaiserpaar Justin an und Theodora   mit ihrem Gefolge um 547.

Schließung der Universität Neapel. Da fich in letter Beit die Ru fammenftige stilen faschistischen und nichtfaschistischen Studenten in den Räumen der Universität von Reapel gehäuft haben, hat der akademijdje Senat beschloffen, die liniversität bis auf weiteres zu schließen.

Ein Riefenwoffer flugzeug mit einer Motorenstarte von 3000 HP. unt einer burchschnittlichen Stundengeschwindigkeit von 160 Stilometern bat so. eben seine ersten Brobeflüge in Feligton( England) bestanden. Das Flug. zeug ist dazu bestimmt, ble Flotte zu begleiten. Eine englische Nordpolegpedition. Ein Komitee in Liverpool   rüstet eine Nordpolegpedition aus, an der sich 16 Personen beteiligen werben. G wurde bereits das Schiff Jduna" gemietet, das dem Drud des Eises besonderen Widerstand entgegensetzt. Die Expedition wird ungefähr sieben Monale dauern und sich auch des Flugzeuges bedienen.