einem Rüdtritt Geßlers und zu einer Neueröffnung der Regierungsfrise geführt hätte. Wir glauben zwar nicht, süß Dr. Geßler jo empfindlich gewesen wäre, aber die Tats sache allein, daß derartige Erwägungen heutzutage eine Rolle fpielen, ist für die Brüchigkeit der ganzen Lutherschen Regierung bezeichnend.
Wie sieht es überhaupt mit dieser Mehrheit der ersten ausgesprochenen Rechtsblockregierung Deutschlands aus? immt man die Abstimmungsziffern zur Hand, so tommt man zu dem spaßigen Ergebnis, daß selbst inklusive der vielen Rentrumsleute, die im Sinne der Fehrenbachschen Erklärung nur mit stärkstem Widerwillen die Programmrede Luthers gebilligt haben, die Regierungsmehrheit gar teine mehrheit ist, der Reichstag zählt 493 Abgeordnete und es haben nur 246, alfo nicht ganz die Hälfte, mit Ja geftimmt! Das ist also die starte Regierung der Tat" derethalben die Rechtsparteien feit Monaten intrigierten und tobten, bis ihnen endlich der Rücktritt von Marr recht zu geben schien! Uns will es scheinen, als würden sich die Rechtsnarteien diefes ,, Sieges" nicht lange zu erfreuen haben Der Triumphator" in diesem Kampf um den: Bürgerblock war jedenfalls in diesen legten Tagen von einer Zurückhaltung und Schweigsamkeit, an die man sonst bei ihm nicht gewöhnt ist: Herr Stresemann hat zwischen Montag und Donnerstag abend nicht ein Wort gesprochen, obwohl er sich während der Breitscheidschen Rede eifrig Nofizen gemacht hatte Abgesehen von Luther hat überhaupt fein Mitglied des Kabinetts in diesen vier Tagen das Wort ergriffen. Befürchtete etwa der Reichskanzler, daß, wenn er den einen oder den anderen seiner Mitarbeiter zur Beantwortung einer Spezialfrage vorschicken würde, sofort ein großes Unglüd passieren fönnte?
Die Regierung Marr hätte zwar formell feine parla mentarische Mehrheit hinter sich gehabt, aber sie wäre politisch, namentlich nach außen, unendlich viel stärter ge wefen als diese Regierung Luther . Lehtere hat zwar formell eine Mehrheit über eine vage Billigungsformel erhalten, aber fe trägt alle Merkmale der Schwäche und des fchlechten Gewissens. Sogar der sonst so rebelüsterne Stresemann scheint sich seines Kindes etwas zu schämen...
Die Republik webrt sich. Hetzeitungen nicht mehr Amtsblätter. Innenminister Gen. Gebering bat den Potsdamer Regierung brändenten angewiesen, dem Potsdamer Polizeipräsidenten und
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die auf dem Universitätsgebäude aufgezogene Flagge nteber. Landesverratsverfahren erstattet hatte und das holen ließ. Daneben laufen allerdings noch Klagen gegen diefe Leuchte der Wissenschaft wegen feiner ungemein niedrigen Agitation in der Dezember- Wahlbewegung.
Das andere Gesicht.
wirklich geeignet war, das Licht der Deffentlichkeit scheuen zu müssen. Nun besagt zwar Artikel 30 der. Reichsverfassung, daß wahrheitsgemfäße Berichte über die Verhandlungen dés Reichstages oder der Landesparlamente in der Presse abgebrudt werden können, ohne daß deshalb eine strafrechtliche Berfolgung eintreten dürfe. Aber die Strastammer in Leipzig hat sich nur an den§ 7 des Preßgefeßes gehalten, der folgenden Wortlaut hat:
Deutschnationales, allzu Deutschnationales. Der Deutsch nationale Areisverein Hamburg Hohenfelde hat vor furzem eine Entschließung zur Weiter. Die Anflageschrift oder andere amtliche Schrift. leitung an die Hauptparteileitung in Berlin und die Frattion" geftü de eines Strafprozesses dürfen durch die Presse nicht eher verfaßt, die verdient, der weiteren Deffentlichkeit bekannt zu werden, öffentlicht werden, als bis diefelben in öffentlicher Verhandlung da sie den Borzug der Offenheit hat. Die Hamburger Deutsch fundgegeben worden sind oder das Verfahren sein Ende erreicht hat. nationalen verlangen von der Parteileitung, den sofortigen Für einen solchen vorzeitigen Abdruck droht der§ 18 des Rüdtritt des sozialdemokratischen Reichspräsidenten zu Breßgefeges Geldstrafe bis zu 1000 m. oder haft oder erzwingen, eine Klarstellung der Kriegsschuldlüge, die Ein. Gefängnis bis zu sechs Monaten an. Das Gericht hat stellung aller Reparationszahlungen und Kriegs augenscheinlich angenommen, daß die freistellende Bestimmung schuldlieferungen, die Kündigung des Bersailler für einen Auszug aus einer Barlamentsrede nicht gelte Friedensvertrags. Rückforderung von 99% Broz. des zuviel und deshalb sein Urteil gefällt. Daß es, wenn eine BerurGeleisteten. Rüdgabe aller geraubten Gebiete. Her stlleung einer achtunggebietenden Schutz- und Heeresmacht. Ein teilung überhaupt eintrat, eine Geldstrafe bis zu 1000 Mt. für ausreichend gehalten hätte, darf man bei den sächsischen Richwenig viel auf einmal! Was fagen die Herren von der Bartel- tern nicht erwarten. Aber daß es auch die wahlweije zuge leitung, was sagen die Herren Schiele, Neuhaus und v. Schlieben laffene 5 aft strafe durch Gefängnis erfekte und dazu? Auch nur eine Entgleisung, wie die des Herrn Gottsei dabei fast bis an die Grenze des höchstmaßes dant im Reichstag? Mampe scheint auf die Politik der Deutsch heranging, zeugt von einer geradezu bösartigen Absicht, nationalen nach wie vor einen hervorragenden Einfluß auszuüben. den Sozialdemokraten zu treffen und den Stresemann- MüllerDie Opposition im Zentrum. fchen Belagerungszustand noch nachträglich mit allen Mittein der Rechtsprechung zu sanktionieren. Daß die Justiz durch felche Urteile fich nur selbst schädigt, das zu begreifen fann man freilich von deutschen Richtern noch immer nicht
erwarten.
Köln , 22. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Die Opposition der Kölner Zentrumsarbeiter scheint mit der Konferenz des rheinischen Provinzialausschusses der Sentrumspartei, in der der bisherige Reichstanzler Marg sprach, nicht gedämpft worden zu sein. Der Arbeiterbeirat der Kölner Zentrumspartei hat für tom men. den Sonnabend zu einer neuen Bersammlung eingeladen. In ihr spricht der politische Redakteur des offiziellen Kölner Die Zengen rechtfertigen die Praris des Gen. Hermann, Sentrumsorgans, der Rheinischen Volkswacht", über Zentrum, Reichs- und Preußenpolitit". Das Blatt hat bekanntlich in den letzten Tagen sehr scharf die Entscheidung der Reichstagsfraktion des Zentrums in der Regierungsbildung kritisiert. An der Verdes Zentrums in der Regierungsbildung fritifiert. An der Ber. sammlung nehmen auch die Kölner Arbeiter Abgeordneten des 3entrums im Reichs- und Landtag teil.
Das geheimnisvolle Gutachten.
Und ein unverständliches Urteil. fand vor der 5. Straffammer des Landgerichts Leipzig unter Bor. Ceipzig , 22. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Am Donnerstag Sen Amtsvorstehern zu verbieten, weiterhin amtliche Begerichtsdirektor Miastowski die Berufungsverhandlung gegen den fitz des aus dem 3eigner Prozeß bekannten reaktionären Land tanntmachungen gegen Bezahlung in der Potsdamer verantwortlichen Redakteur de Leipziger Boltszeitung", Genoffen Tageszeitung" ericheinen zu laffen. Vertrag zwischen dem Potsdamer Polizeipräsidenten und der Ernst Frenzel, statt. Als Verteidiger fungierte Rechtsanwalt Dr. Paul Levi Berlin . Wegen einer Notiz in der Leipziger Bolts Tageszeitung", auf Grund dessen in Ermangelung eines amtlichenzeitung" vom 23. Mai 1924, die einen Auszug aus der Rede Bublikationsorgans für den Potsdamer Polizeibezirk die Zeitung des sozialdemokratischen Abgeordneten Arzt in diefe Stelle vertrat, außer Strait geiegt. Die amtlichen Bekannt Die amtlichen Bekannt der Landtagsfizung vom 22. Mai 1924 enthielt und die über machungen sollen jetzt durch das Potsdamer Boltsblatt" schrieben war: Reichswehrminister Geßler und die Geheimerfolgen. verbände", hatte das Schöffengericht Leipzig im Oktober v. 3. den Disziplinarverfahren gegen den Prorektor der Universität Genossen Frenzel zu zwei Monaten Feftungshaft bei Greifswald. urteilt. Dagegen wurde Berufung eingelegt, die am Donnerstag zur Verhandlung fam. Staatsanwalt Dr. Burschiaper beantragte, die Feftungshaft aufzuheben und in eine Gefängnisstrafe von fechs Monaten umzuwandeln. Das Gericht verurteilte den Genossen Frenzel wegen Bergehen nach§§ 17, 18 bes Preffegefezes zu vier Monaten Gefängnis und den Stoften.
Stettin , 22. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Der durchgefallene Spitzenkandidat der Böltischen Pommerns bei der letzten Reichstags ahl Professor Vahlen, Prorettor der Universität Greifswald, ist. jezt vorläufig eines Amtes enthoben dein Disziplinarperfahren gegen ihn angeordnet moren Der Grund zu diesem Vorgehen gegen Professor Bahlen ist inächst in seiner Rede in der Stadthalle von Greifswald zu suchen, in der er sich schwere Beleidigungen seiner republitanischen Kollegen con der hiesigen Universität und des Reichs präsidenten erlaubte und die völtischen Studenten wegen ihres bewaff neten Aufruhrs am 4. Auguft vorigen Jahres öffentlich lobte. Ein weiterer Grund zum Einschreiten wird darin gesehen, daß Vahlen um Berfassungstage entgegen der ministeriellen Anordnung
Abwege.
Konzertumschau von Kurt Singer .
Die gemischten Chöre flagen darüber, offen und versteckt, daß fie taum mehr imftande sind, zu tonzertieren. Die Unfoſten der großen; öffentlichen Aufführungen find maßlos gewachsen, und der Bug nach dem Kino, den Sportpaläften, Barietés ist so start gemorden, daß nicht einnial mehr innerlich viel Blag blieb für die Be Johäftigung mit ernster oratorischer Mujit. So verfallen in letter Seir Chordirigenten oft dem aus Not geborenen Einfall, ihr Instru ment an einen der in Berlin gefeiertsten Orchesterdirigenten abzu geben. Nur durch die Sensation eines berühmten und flischierten Ramens ist es anscheinend noch möglich, Säle zu füllen. Wer würde es wagen, Hayons Jahreszeiten heute auf das Programm zu jezen? Der Berliner Generalmufifdirektor Erich Kleiber barf es, weil er als Persönlichkeit eine außerordentliche, auch berech tagte Zugkraft darstellt. Ob es eine Aufgabe für ihn ist, ein bequemes Mufifmert, das ihm andere chorisch einstudiert haben, festlich zu dirigieren, ist eine andere Frage, und zweifellos fügen die Leiter gemischter Chöre fich felbft einen großen Schaden zu, wenn sie zu folchen Verleihgeschäften ihre Hand bieten. Ein Chor ist nur lebens fähig durch den Kontakt zwischen dem ständigen Dirigenten und feinen Leuten. Wird das zur Gewohnheit, daß die Chordirigenten ben Erfolg ihres monate- und jahrelangen Studierens an die Diri gierleuchten der Seit abgeben, so stürzen fie von der Höhe selbst. ficherer Künstler mit spezifischer Erzieherbegabung herab zu der Bofition von Handlangern. Dieje, hoffentlich nur durch die schlechten Zeitverhältnisse bedingte Methode erinnert sehr lebhaft an die früheren Jagden der Duodezfürften. Man trieb der Durchlaucht ein besonders schönes Tier auf 100 Meter Entfernung zu, hielt ihr bas Gewehr und ließ abdrücken. So fonnte der Fürft, als hervor. ragender Waidmann gepriesen, die schönsten Böde schießen. Wir bollen dafür sorgen, daß solch abgelebtes Spiel nicht in der Mufit miederkehrt. Jeder halte zu dem, was er fich felbst geschaffen, jeder schreite auf dem Weg vorwärts, den ihm sein eigenes Talent, fein Bille und seine Arbeitsidee vorschreibt. Keine Abwege!
Das Berliner Sinfonieorchester macht eine Entwicfung zum guten durch. Bedauerlich, daß der Zuspruch zu den popu lären Abenden noch ein so geringer ist. Bielleicht ist daran die Lage des Blüthner - Saales schuld, und das Orchester sollte es fich wirklich überlegen, ob es für die regelmäßigen Sonntagskonzerté nicht einen Spielsaal wählt, der etwas abseits von der blaflerten Welt Berlin W.'s liegt. Der neue Kapellmeister Julius Ropich hat in den Jahren seiner Oldenburger Tätigkeit viel gelernt. Es berührt höchst sympathisch, daß er jedes Schema, jeden Schlendrian zu haffen scheint, ja, daß er versucht, jedem Teilchen, jeder Periode eine gewisse Bedeutung zu geben. Er phrasiert und nuanciert sehr fein und weiß einem Werf, wie etwa Tod und Berklärung von Strauß, großen Schwung zu geben. Im ganzen tritt feine Leidenschaft, ein Orchester don Stuttur fich zu erziehen, deutlich hervor. Dabei braucht man fich nicht zu verhehlen, daß er selbst noch weit entfernt ist von einem großen Dirigenten. Das Ungelente seiner Bewegungen, vor allem das Leerlaufen seiner linken Hand stören die Möglichkeit tiefgehender Eind- üde noch empfindlich. Er wird ruhiger, elastischer werden
Dieses Urteil reiht sich würdig den zahlreichen anderen an, die darauf abgestellt sind, die sozialdemokratische Bresse mundtot zu machen! Was ist die ehrlose Handlung, die der Redakteur der„ Leipziger Volkszeitung " be gangen haben soll und die nur mit Gefängnis gefühnt werden fann? Unser Leipziger Barteiblatt hat aus einer Landtagsrede den Wortlaut des Gutachtens veröffentlicht, den das Reichswehrministerium in einem
müffen. Er wird Mufitgebärde und Mufitempfindung stärfer mit einander in Konner bringen müssen.
All das ist in Peter Raabe , der die Sonderfonzerte bes Sinfonieorchesters leitet, seit langem wahr geworden. Er ist eine jener gefestigten und scharf umriffenen Persönlichkeiten, denen man millig folgt, und denen man in jedem Ton die Ehrlichkeit einer Ueberzeugung anmerft. Nicht genug damit; er führt durch seine Erziehungsarbeit dem Gesamitlang des Orchesters eine vornehme Tönung zu, die ihm bislang fehlte. Es zeigt sich, daß man die I. Mahlersche Sinfonie auch ohne äußere Leidenschaft und ohne hege rische Gebärde sinnvoll aufbauen und spielen lassen tann.
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Im zweiten Kammermusifabend des Waghalter Quar. tetts tam das Streichquartett C- Moll opus 13 von Baul Klepti zur Uraufführung. Wir haben gelegentlich der Aufführung der Sinfonietta unter Raabe schon auf dieses große Talent hinge wiejen. Auch dieses Quartett zeigt Begabung, wenn auch nicht so persönlich wie das frühere Wert. Im ganzen ist das Allegro zu did geraten und nicht genügend filtriert. Die Thematit ist mehr wühlend als auswählend, die innere Berarbeitung gut und phantasie. voll, doch melodisch in einem Rahmen, dessen Wände Beethoven , Reger und Brahms bezeichnen, nicht interessant genug. Sehr in brünstig das Adagio mit seinen fühnen, harmonischen Sprüngen und tanonischen Stimmführungen. Waghalter und seine Genossen spielten das Wert mit großer Delitateffe und einer temperamentvollen, faft stürmischen Hingabe..
Auf einem der Abwege, die uns Kritikern so gut tun, weil die Heerstraße so voll von Gleichmäßigem ist, begegnete man dem Bia nisten Hans Belg. Dieser junge Mann hat alle Aussichten, ein großformatiger Künstler zu werden. Er erinnert an Giefeting, mit bem er auch die Liebe zu Zwischenfarben und Halbtönungen teilt. Die Regerschen sechs Intermezzi zeigten den in der Musik lagernden Humor wie auch die Leidenschaft und Etstafe im Spiel des jungen Meisters.. Sehr massiv der Anschlag, sehr geistig das Zusammen. faffen und Zerlegen der Einzelheiten. In Scriabines Klavierimpreffionen fonnte Belt sein Wesen am eigentlichsten offenbaren. Gerade hier find jene duftigen Schwebungen möglich und nötig, denen er feinsinnig nachgeht, getade hier auch die Auftrumpfungen rhythmischer Präzision, denen die ganze Leidenschaft dieses tief er. regten Mufifanten entgegenzukommen scheint.
Katharina Goodson spielte leider auf einem stumpfen Steinway- Flügel, der einen schmunghaft gewollten Ton substanzlos machte. Dabei zeigte die Spielerin, daß sie nicht nur technisch ge mandt ist, sondern auch musikalisch gebildet. Die Brahmsschen Interinezzi und Rapsodie opus 119 ließen einen inneren Rhythmus fühlen, der bei Frauen nicht gerade häufig ist, das freimütige flare, durch Nachhilfe von Pedal taum veränderte Musizieren, das fret blieb von aller Koketterie und weiblicher Beschwichtigung, erwedt außer ordentliche Hoffnungen für die höchst sympathische Frau. Unsere Sympathien find auch für Agnes Schulz Lichter. felb. die gleichen geblieben. Sie hat drei Jahre lang nicht öffentlich gesungen. Diese Wartezeit ist ihrer inneren Entwicklung gut zu ftatten gekommen. Mit Michael Rauchetsen am Flügel ent wickelte fie in Hugo Wolfschen Liedern jene Innerlichkeit des Singtons und des Vortragens, die eigentlich überhaupt erst durch intensive Beschäftigung mit Wolffcher Lyrit möglich wird. Manches lag der musikalischen Frau zu hoch, und gelegentlich störte ein ungesundes
Der Staatsanwalt hält die Strafe aufrecht. Weimar , 22. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Im Beru fungssprozeß des ehemaligen thüringischen Innenministers Genoffen Hermann ging diefer am Donnerstag auf die Beschuldi. gung ein, die Aften im Fall Kopf beseitigt zu haben. Es handle fich um einige Aften gegen den früheren Renierungsrat Kopf, die von ihm gesondert aufbewahrt wurden, da es sich um Beschwer. den handelte, die nicht ohne weiteres den Perfonalatten einverleibt werden konnten.
Obwohl Hermann in dieser Angelegenheit in erster Jn. ftanz freigesprochen worden war, legte bie Staatsanwalt. fchaft, anscheinend auf höhere Weifung, befonderes Gewicht auf noch malige Aufrollung der ganzen Angelegenheit. Doch wurde dieses teidigung und Oberstaatsanwaltschaft abgetrennt. Aftenverfahren schließlich nach ausgiebiger Aussprache zwischen Ber
Von den Zeugen machte Ministerialrat Dr. Jahn bemerkens werte Ausführungen. Eine Urkunde fei nicht als gefälscht anzusehen, wenn sie an einem anderen Tage als dem der Zeichnung ausgestellt über Datierung von Urfunden sei überhaupt nur für den follen feineswegs für die Unterzeichnung der Urkunde an dem aninneren Dienst bestimmt. Die so vorgenommenen Datierungen gegebenen Tage die Autorität öffentlichen Glaubens erbringen.
worden sei. Die Vorschriften der Geschäftsordnung des Minifteriums
Der als Sachverständine geladene Ministerialrat Brandt aus dem preußischen Innenministerium ergänzte diese Ausführungen. Die Richtlinien der Geschäftsordnung eines Ministeriums fe en nicht rechtsserbindlich, insbesondere fänne ber Master felbft jederzeit von ihnen abweichen. Selbstverständlich könne ter Minister und der Staatsfetretär auch selbst Enimürfe anfertigen und ohne den üblichen Weg zur endgültigen Regelung bringen. Er hatte es zwar für nicht cana torrett, menn das Ausfertigungsdatum und die tatsächliche Unterschriftsleistung in cinem Attenftüd nicht übereinstimmen, doch jelen berartine Fälle im Reich und in den Ländern aus alter und neuer Zeit zahlreich befannt.
In einem einstündigen Plädoner legte der Oberstaats. an malt seine Auffassung bar und beantragte für die Angelag en die gleichen Strafen wie in der ersten Verhandlung. Er begründete feinen Antrag genau wie damals: Anftellungsurfunden stellten eine erheblich rechtliche Tatsache bar, und hielt den Nachweis für erbracht, daß eine falsche Beurfundung erfolgt fei. Er müsse beshalb gegen Hermann 1% Monate Gefängnis, gegen Runze 1 Jahr
Drüden des Tones. Es mag sein, daß die Stimme fich auf dem Bege von einem Mezzosopran zu einem Sopran befindet. Dieses wunderschöne Organ einer wunderschönen Frau zu pflegen, muß die lohnende Aufgabe eines großen Pädagogen sein, und es wäre schade, wenn an der harmonischen Entwicklung bis zur allerlegten Reife irgend etwas gestört würde. Die uraufgeführten Lieder von Mar Safelin erwiesen eine für das Bolksliedmäßige und Bornehm Heitere prädestinierte, unauffällig melodisch schaffende Begabung.
Die Halbtotgeburt.
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Bon Nicodemus intepinte. et lebt! Hurra, det Kind, Et is nur'n bisten schwach uff de Brust, Und wenn et ooch asthmatisch puft Oder sphärisch schwebt Et lebt!
Nu ja, bet Kind hat' n Wasserfopp, Un mit be Dogen schielt et nach rechts, Un denn is et poch fächlichen Geschlechts; Un et hat de Schwindsucht im Galopp Tip Top!
Nu ja, de Beene find' n bisfen O. Un uff de Dogen is et blind, Aber sonst is et' n scheenet Kind Et hat bloß teen richtigen Po Un so.
Nu ja, et is ooch sonst noch defekt.
Et fann feenen Wind von links vertragen.
Un et hat noch eenen sehr schwachen Magen. Un' nen Hirnschwund ham se ooch fchon entdeckt... Menn't bloß nich verrect!
Nu ja, so is bet!
Un darum woll'n wir'n Garg erwerben, Denn fon Rindelen fann plötzlich sterben. Un denn schreiben wir uff'n Eichenbrett: Hier ruht das Luther - Kabinett!"
einem Beißen und einem fünfzehnjährigen Regertnaben waren Noch immer Cynch- Juftig in USA . Bei einem Streit zwischen beibe verlegt worden, der Regerfnabe so sehr, daß er ins Hospital gebracht werden mußte. Ohne das gerichtliche Verfahren abzuwarten, holte nun eine Anzahl von Männern den Regerfnaben aus dem Hospital heraus und hängte ihn einfach auf! So ge chehen in der Stadt Nashville im Jahre 1925!
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Der frilaforicher Frobenius bat die Leitung des Afrikaarchivs und des Inflituts für Kulturmorphologie in Frankfurt a. M. übernommen und wird am 4. Februar feine Antrittsrede ant der Universität halten.
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in itgewerbe, Felleoneſtr. 3, Künstlerbaus. Für Preiſe find 1275- M., Einen Weltbewerb für Möbe erlant der Verein für Deutsches für Anlaufe 800 M. ausgefekt. Einsendung bis 28. Februar b. bingungen tostenlos durch den Berein.