Dienstag 27. Januar 1�25
Unterhaltung unö �Vissen
durch öen öaperisthen walö. Erinnerungen au Bebel und Auer von Richard Fischer.') Bebel geht nicht in den Pfarrhof. Auf unserer Wanderung durch den Bayerischen Wald hatten mir uns eines Tages etwas übernommen, hatten wohl auch das Tagesziel etwas zu weit gesteckt, zumal der letzte Teil des Weges, ein stark abfallender schotteriger Bergpfad, unsere Beine arg mit- nahm— kurz, todmüde kamen wir abends gegen Uhr nach dem Wallfahrtsort cheiligblut. Woher der Name.ä)eiligblut'? Im 16. Jahrhundert soll aus der Dorffirche eine Hostie geraubt und mit einem Messer durchstochen worden sein. Do fingen die anderen Hostien im Tabernakel zu bluten an. Ein solches Verbrechen schrie zum Himmel. Der Hostienräuber und Kirchenschänder wurde rasch ermittelt, natürlich war es In damaliger Zeit ein Jude, und mit Nachhilfe der Folter ward auch ein Geständnis erreicht, so das) der Gotteslästerer geköpft werden konnte. Nebenbei wurden in einer kleinen Judenhetz«— heute nennt man so was ein Tczrom— auch noch einige Judenfamilien abgeschlachtet und der gesamte Judenbesitz nach bewährter Praxis.expropriiert'. Das Marx'fch« Wort von der.Expropriation der Expropriateure' wurde im Mittelalter von den staatserhaltenden völkischen Elementen In den Iudenhetzen vorweggenommen. Die auf den Lehren der katholischen Kirch« aufgebaut« allge- mrine Staatsauffassung ließ den Juden nicht als Staatszugehörigen aeltm: in den Städten, die ollem flüchtigen Landvolk die Möglich- feit der Bürgerrechtserwerbung wenigstens in der zweiten Genera- tnn offenließ, hatte der Jude nur in den abgeschlossenen, mit Tor und Ketten versperrten Ghettos Aufenthaltsrecht und auch auf dem Lande wurde er in geschlossenen Anstedlungen eingepfercht. Dalür mußten die Juden auf der anderen Seite für die christlichen Mit- d ärger manchmal die Rolle der Blattläuse im Ameisenstaate spielen. Im Handel und Hausieren, als Bankier» der Fürsten und Städte durften die Juden Reichtümer sammeln und aufhäufen. Eines Tages entstand dann irgendwo das Gerücht einer religiösen Missetat— �ostienrailb, Kinderschächtung u. dgl.— die Volksseele kochte, eine Judenverfolgung wurde inszeniert, ein paar Juden totgeschlagen, den anderen Juden der angehäufte Reichtum wie den Blattläusen der Saft abgepreßt. An der Stelle der vollbrachten.Missetat' er- eignete sich ein.Wunder', ein findiges Pfäfflein.gründete' eine Wallfahrtskirche— und die Juden hatten wieder Muße zu neuer Reichtumsanhäufung. So war auch in Heiligblut die Kirche, In der die Hostien zu bluten angefangen hatten, ob dieses.Wunders' eine Wallfahrt-. kirche geworden und in den letzten drei Jahrhunderten>pegen zahl- reicher weiterer.Wunder' und Gnadenbeweise für die frommen Biltsucher in der ganzen Umgegend berühmt geworden. � Zum Unglück für un« drei müde Wanderer war am anderen Tage gerade der.Jahrtag' des Wunders, also Kirchenfeft, und des- halb die Wallfahrer von weit und breit in Scharen nach Heiligblut gekommen. Im ganzen Dorfe war daher kein Bett aufzutreiben, nicht einmal ein Strohlager, die Wallfahrer hatten das letzte Haus im Dorfe belegt. Was tun? Wir standen mitten auf der Dorfstraß« und berat - schlagten. Sollen wir unsere müden Knochen wirklich noch in das nächste Dorf schleppen, das noch«ine Stund« entfernt war— und wer in Bayern gewandert ist, der weiß, wie lange so eine Bauern» stunde sich hinzieht! Da hatte ich einen Einfall:.Wißt ihr was,' lagt« ich zu Bebel und Auer,.jetzt gehen wir in den Pfarrhof, stellen uns vor, sagen, daß wir seit 6 Uhr früh auf den Beinen sind. Ihr werdet sehen, der Pfarrer schafft Rat und für dich. August, garantiere ickz!' Bebel schaute mich einen Augenblick an, dann fuhr er mich an:.Du bist verrückt, Richardl, das Dorf darf einen solchen Gottesleugner, wie ich bin, nicht beherbergen. Glaubst du. ich wolle erst betteln und dann mich höflich hinauskomplimentieren lassen? Nein, dafür danke ich, lieber laufe ich noch eine Stunde.' Sprach's und schickte sich zum Weitergehen an. Vergebens stellte Nazi sich aus meine Seite, vergebens suchte ich August die Psyche eines katho- tischen Bauernpfarrers begreiflich zu machen. Umsonst! Da trat ein alter Bauer auf uns zu-, er hatte wohl den Inhalt unseres etwas laut geführten Gespräches verstanden und sagte zu uns, er könne uns ein Logis verschaffen. Wer war glücklicher als wix? Auch August verspürt« plötzlich keine Lust mehr zum Mar- schieren. Der Dauer führt« un« zu einem Bäcker, der zugleich auch die Wirtschaftsgerechtigkeit besaß und uns ein Zimmer mit drei Betten zur Verfügung stellen konnte. Warum aber hatten wir trotz unserer Nachfrage nach einem zweiten Wirtshause von dieser Wirtschaft nichts gehört? Die Sache lag ganz einfach: Das Dorf— in Niederbayern und ein Wallfahrtsort!— war natürlich.ftbwar,'. Der Bäckerwirt aber war ein Liberaler, der sich mit dem Pfarrer und dem Mehner nicht allzugut stand! Da war es nun freilich kein Wunder, daß die frommen Zcntrumsbaucrn diese.liberale' Wirtschaft boykottierten und bei dem„Liberalen ' kein Wallfahrer einkehrt«. Wir aber hatten Gottscidank bei dem.liberalen' Wirt Unterkunft gefunden. Wozu soviel Wasser? In der.Bauernstube' qualmten ein paar Bauern echten WRdler-Tabak, daß man den Rauch mit Händen ballen konnte: wir wurden aber vom Wirte in das.Herrenzimmer' geführt, eine kleine, neben der Küche gelegene Stube,»n der eben Brot gebacken wurde, so daß eine fast zu mollige Temperatur herrschte. Sosort rissen wir das Fenster auf, was die Wirteleute nur halb billigten. Wir machten es uns bequem. Der Wirt brachte drei Paar Filz..Laalschen' und wollte uns auch gleich die Schuh« ausziehen. August wehrte sich gegen solche Sklavenarbeit, wir beide ließen sie uns gefallen und foppten ihn. daß er leicht ablehnen könne: er habe nur leicht« Halb- schuhe, wir aber schwere de.be Schnürschuhe. Auch Rock und Weste zogen wir in der heißen Stube aus. trotzdem August das für un- passend fand, den prächtigen Eiertuchen aber, den die Wirtin brachte. verzehrten wir mit gutem Appetit und ließen uns das gut« Bier trejf. kich schmecken. August zwang den ersten Maßkrug nicht ganz, Nazi und ich ließen ihn now zweimal füllen! Nach e»ncii> so langen Marsch an dicscm heißen Tage....... Als wir in unser Schlafzimmer kamen, fand>».! dort nur eine Waschschüssel und einen Literkrug mit Wasser vor. Das reichte natürlich nicht zum Füßewaschen am Abend hin. Da es stockfinstere Nacht war und Wirtsleute und Dienstboten schon zu Bette waren. als» frisches Wasser nicht mehr gehott werden konnte, mußten wir uns also mit dem bißchen Wasser bchclsen. An, Morgen war es •) Siehe �)eimwelt' Nr. 17 vom 14. August 1934.
meine, de» Jüngsten, erste Arbeit, Wasser zu holen. Ich erbat in der Küche noch einen Krug und brachte also 2 Liter Wasser. Dann holte ich die zweite Ladung: als ich aber zum drittenmal die 2 Liter Wasser die Stiege hinaustrug, konnte die Wirtin, die kopfschüttelnd meiner Wasserschlcpperei zugeschaut hatte, ihre Verwunderung doch nicht länger zurückhalten:.Ob denn die Herren gar so arg Durst hätten, wir hätten dach nicht viel getrunken.' Daß man zum Waschen soviel Wasser brauchen konnre, daran dachte sie nicht: der bayerische Bauer ging dort zum Brunnen oder nahm einen Mund voll Wasser, spuckte es in die hohlen Hände und wusch sich damit das Gesicht. Punktum! Es ist heute noch so!*
Geburtstagsviflte in voorn.
Sah. Scholen», Ruth Fischen.In dankbarer Erinnerung an die Taisache, daß Ew. ZNajestäl seinerzeit Lenin zur Rückkehr nach Rußland oerholsen haben, erlauben wir uns, Ihnen zum Geburtstag einen selbstgearbeiteten Pah für die Einreise nach Deutschland zu überreichen." Eine Forellenfagd. Das war noch eine schöne Zeit zum Wandern— vor dem Krieg! Die Reichseinhcit hatte mit den lrahwinkeligen Zoll- und Paß- scherereien der Vielstaaterei gründlich ausgeräumt, man konnte sogar ,1ns Ausland' ohne Paß wandern: wer hätte damals daran gedacht, daß man ein Mcnfchenatter später sogar zu einer Reise von Berlin nach Bayern einen Paß viauche und keine Stund« in der Nacht sicher davor war, im O-Zuge nicht aus dein Schlafe geweckt zu werden, um sich zu.legitimieren'. Nach England und Frankreich konnte, man ohne Poß reisen, geschweige denn noch Tirol oder in den Böhmer- wald. Natürlich führte un» Auer auch in den Böhmerwald , an den Plöckenstein-See, an dessen Ufer dem Dichter des herrlichen.Hoch- wald', Adalbert Stister, der schöne Obelisk errichtet ist. Alle Träume der Jugend, welche einst seine„Studien' in mir geweckt und noch später im Gefängnis so manche trübe Stunde verscheucht hatten, wachten hier wieder auf, als wir am See und Hochwald wanderten. In Böhmisch-Clsenslein batten wir Quartier gemacht. Zwei präch- ttge Kirchen in reichstem Barock ergötzten uns und billiger Wein und gute Zehrung waren für unsere, von langer Wanderung er- müdeten Glieder ein willkommenes Labsal. Wir waren die ein- zigen Gäste. Ein freundlicher Wirt gesellte sich zu uns, um uns zu unterhalten. Bon allem Möglichen sprachen wir, sogar— es war wohl das erstemal— auch von Politik. Allzuviel verstand er nicht, von Sozialdemokratie hatte-er keine Ahnung, aber er sühlte sich als Deutscher inmitten der stark mit tschechischen Bauarbeitern durchsetzten Bevölkerung Und da er etwas gar zu eifrig seinem Weine zusprach, lenkten wir das Gespräch von der Politik ab und sprachen vom Abendbrot. Gar feine Forellen habe er im eigenen Bache. Ob er solche uns zum Abendbrot servieren dürfe. Forellen waren für Bebel eine unerwartete Delikatesse. Natürlich stimiiiten wir freudig zu. Ob er sie erst sangen müsse?.Gott bewahre. draußen im Brunnentrog schwimmen sie.' Er sprang aus und zeigte sie uns. Etwas enttäuscht sahen wir nur drei kleinere Forellen im Trog umherschießen. Und als wir so am Brunnen standen, merkten wir erst, wie bedenklich unsicher der Wirt aus seinen Füßen stand. Er mochte wohl unsere Blicke beobachtet haben und rickstete sich nun erst recht stramm auf..Gleich werden wir sie haben,' meinte er, zog den Rock aus und krempelte die Hemdärmel auf und mit kühnem Griffe fuhr er in den Brunnentrog. Natürlich stitzte die Forelle rasch davon. Er wartete einen Augenblick, bis wieder eine Forelle.stand'. Nun fing er's schlauer an. Er steckte die Hand ganz langsam ins Wasser— plötzlich ein Ruck— und wieder war die Forelle weg. Wir rieten ihm. einen Köscher zu nehmen. Er lachte! Er, einen Koscher nehmen! Er fange die Forellen im Bache mit den Händen! Und wieder lauerte er, da„stand' eine der drei Forellen. Ganz langsam und behutsam ging er diesmal zu Werk— ein rascher Ruck, die Forelle war weg. aber sein Hemd- ärmel war heruntergerutscht und sein Arm bis zur Schulter im Wasser. Die Szene war so drollig, daß Bebel seine Heiterkeit nicht mehr verbergen konnte, sondern in fröhliches Lachen ausbrach. Nun aber geriet der Wirt in Zorn und Eiser.„Ihr Luders, ich werd's euch zeigen!'— er meinte die Forellen. Nun jagte er die Forellen, aber damit verschlimmerte er nur seine Chancen. Mit beiden Händen hatte er nicht mehr Glück, als mit einer. Er wurde hochrot vor Zorn, fing zu fluchen an über„die gottverfluchten Biesters' und kehrte wieder zur Taktik des Belauerns zurück: es glückte ihm endlich, eine Forelle zu haschen: aber als er sie uns triumphierend zeigen wollte, flitzte sie ihm zwischen den Fingern in den Trog zurück. Wir konnten unser Lachen nicht mehr verhalten, kehrten in die Wirtsstube zurück und schauten durch das Fenster der Forellcnjagd zu, bis jetzt die Wirtin mtt dem Köscher kam und der Szene«in Ende machte. Die Forellen schmeckten vorzüglich und
veilage öes vorwärts
ebenso ein Eierkuchen, den wir zur Nachspeise genossen, well die Forellen eben doch nur ein Leckerbissen waren, der zur Sättigung nicht ausreichte. Nach dem Abendbrot erschien der Wirt wieder, etwas kleinlaut, zumal auch seine Frau setzt uns Gesellschaft leistete. Aber die lustige Szene des Forellenfangs, das gute Abendbrot mtt dem wohl- schmeckenden oberösterreichischen Wein hatte uns in die fröhlichste Stimmung versetzt. Und jctzl offerierte die Wirtin den Stolz ihres Kellers: einen Wein aus der Wachau:.Donauperle'. Das war ein köstlicher Tropfen! Der ergötzle die Kehle und löste unsere Zungen. Nie vorher und nie nachher in den nahezu 40 Iahren, die ich Bebel kannte, höbe ich ihn so fröhlich und heiter gesehen wre damals in Böhmisch-Eiscnstein, als Nazi mit der Wirtin Schnadahüpfel sang und Bebel schmunzelnd und stillvergnügt mit lachenden Augen in der Sofaecke sah. Als wir anderen Tags nach Bayrisch-Eisenstein kamen, wunderte sich der Bahnhofswirt dort, daß die Wirtin von Böhmisch-Eisenstein nüchtern gewesen sein soll— sonst.sei es gewöhnlich umgekehrt, öfter aber seien Wirt und Wirtin.einig'! Bon da gings nach Passau und dann— viel zu früh— wieder nach Berlin .
Die Jestreöe— öaheim. Am 27. Januar empfindet der schwarzweißrote Patriot das deutsche Unglück besonders schwer, denn an diesem Tage ist sein Kaiser geboren, an diesem Tage war er es gewohnt, falls er Reserve- leutnant war, die Uniform anzulegen, den Schnurrbart hochzu- wichsen und an der Parade teilzunehmen. Wer aber dieses Glück nicht hatte, konnte am Abend auch als gewöhnlicher Bürger an der Kaiser-Geburtstagsfeier teilnehmen, dem erhabenen Schwung tot Festrede sich hingeben, sich auf eigene Kosten einen Rausch an- schassen und unzählige Male„Hoch, hoch, hoch!' rufen. Seitdem Wilhelm in Doorn residiert, ist das Vergnügen an seiner Geburts - tagsfeier sehr im Kurse gesunken. Die geborenen Festredner können ihr« Pauke nicht mehr anbringen und leiden nun unter patriotischen Bauchschmerzen. Der Untertan kann nicht mehr in Ehrfurcht aus» blicken zu dem Throne, von dem aller Glanz ausging. Aber siehe, ein Trost ist ihm geblieben: er kann die Erinnerungen an die un- vergeßlichen Feiern auffrischen und im engsten Familienkreise erneuern, wenn er sich den„Patriotischen F e st r e d n e r' an- schafft, der«ine reichhaltige Sammlung von Reden und Toasten für alle Gelegenheiten enthält und gerade jetzt doppelt wertvoll ge- worden ist, wo der einzelne sich selber Helsen muß. Wir wollen, um dein tiesgefühlten Bedürfnis mich einem Ersatz für die Kaiser-Geburtstagsrede nachzukommen, einige schöne Stellen aus Viesen präparierten Reden hersetzen zu Nutz und Frommen für die von der Republik um ihre schönste Festjeier Betrogenen. Freilich, ob der einzelne von der Hauptsache Gebrauch machen kann, hängt ganz von ihm ab.„Die Hauptsache nämlich bleibt'— so heißt es in dem Vorwort dieses empichlcnswertcn Buches—.daß man bei den Stellen der Rede, die von der Versicherung der Treue, von Tapferkeit, von hohen Verdiensten handeln, die Stimme hebt und eine entsprechende Kraft in die Worte legt.' „Der Kaiserl Dieses Wort ist ein Kraftwort im hehrsten Sinne geworden. Wilhelm der Große und Friedrich III. haben sicherlich die höchste Achtung aller Nationen genossen, aber solche überragende Bedeutung lag nicht in ihrem Kaisertitel, wie sie Wilhelm II. ihm zu geben vermocht hat. Es ist, als ob die Zeiten Karls V. oder Friedrich Barbarossas wiedergekommen seien, was den Glanz des Titels„Der Kaiser ' anbelangt. Kein äußerlicher Prunk, keine theatralische Gestaltung der Dinge begründet diese Wucht, sondern die Persönlichkeit allein ist es, usw." Hier wird zwar der Patriot, die Bescheidenheit des Festredners nicht ganz am Platze finden, denn nuf Prunk und Theatergestolwng hat sich nun Wilhelm II. doch wirNich verstanden. ..Seinem hochscligen Großvater nachfolgend, liebt er ganz de- sonders, bis in die niedrigsten Schichten der Bevölkerung hinabzu- steigen, um dort die drückende Rot aufzusuchen und zu stillen. Ich erinnere nur an die Teilnahme, die er so wahrhaft väterlich an den armen verunglückten Bergleuten im Ruhrrevier des öfteren bezeugte, wo er durch persönliche Anwesenheit seinem Schmerze Ausdruck gab.' „Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Friedenskaiscr: Friedfertig soll der Deutsche sein, Acker bauen und seiner Beschäfti- gung nachgehen. Im Frieden soll Handel und Wandel blühen und Gedeihen. Kunst und Wissenschaft schützt und fördert er, indem er zu edlem Wettstreit anregt und Denkmäler seiner Gesinnung schafft in Stein und Erz, usw.' „Ein schneidiger Reiter, ein trefflicher Schütze, ein Seemann ersten Ranges, bewährter Stratege, ein feuriger Redner, wenn es gilt, dem jungen Rekruten seine Pflichten gegen das Baterland vor Augen zu führen oder den in das Ausland ziehenden deutschen Krieger anzuspornen zu Kamps und Sieg für Deutschlands Ruhm und Ehre. Seine Majestät Hurrai Hurrai Hurra' Das walte Gott !
Krankheit— Stimmung- kost. Den meisten erfahrenen Aerzten ist es schon vielfach aufgefallen. daß das seelische Verhalten eines Kranke» für den Verlauf des Leidens für den Ausgang einer schweren Operation von erheblicher Bedeutung war. Bei Schlafiheit. Mutlosigkeit. Wiilcnslmfähigkeit erlebt man viel häufiger ungünstig« Ergebnisse als bei brutalen, leicht erregbaren und unangenehmen Menichen: die letzteren scheinen eben widerstandsfähiger zu sein. Die Erklärung für diese Erscheinungen liegt höchstwahrscheinlich in dem Einfluß des Nervensystems auf die Blut Verteilung, auf Wasser, und Salzstoffwcchsel aus die Zahl der weißen Bltckkönjcrchen usw. Bei erregten Menschen haben wir eine relative Dlutsuae der äußeren Körperschichten und guten Blut. umlauf im Gegensatz zu ängstlichen, niedergeschlagenen Personen. Der«rstenannt« Zustand begünstigt die Heilung, der letztere erili/wert sie. Ter Will« zur Gesundung, das kräftig« Wehren ge.gen die«in- dringenden krankhaften Erscheinungen sind nicht zu unterschätzend« Hilfsmittel. Sicherlich ist auch, wie jüngst von den bekannten Ehirurgrn Prof. Bier und Sauerbruch ausgeführt wurde/ mehr Wert auf die Ernährung des Kranken zu legen, als es bisher üblich ist. Bei Hoch- fiebernden empfiehlt sich ausgiebige Flüsflgkeitszusuhr. um die giftigen Abbaustofs« au» dem Körper herauszuschroemmen: maßgebend für die Menge ist hier in erster Lini« das Bedürfnis des Lvanken. Auch bezüglich der festen Kost soll man sich den— manchmal recht seltsamen— Wünschen der Kranken möglichst entgegenkommend ver- halten. Ausfallend« rweise wiederholen sich dies« Gelüste sehr häufig-. so wird immer wieder von Schwerkranken saurer Hering. Salzgurke und Sauerkraut verlanal. Wir wissen heute, daß der Kranke instink!- mäßig Säur« und Kochsalzzufuhr begehrt, die den ganzen Stoffwechsel anscheinend günstig beeinflussen. Natürlich muß man sich bei Schwer- kranken mit der. Erfüllung solcher Wünsche stets in gewissen Grenzen halten. Aehnlich sind auch die merkwürdigen Gelüst« Schnxmaerer zu beurteilen. Man faßt heute das Erbrechen. Uebelkeit, Mangel- hafte Nahru naszufuhr und die Begi-rd« nach sauren Spellen bei Schwangerschaft alz ein Mittel des Körpers auf. um den für die Entwicklung des Eis erforderlichen Gewebzustand im mütterlichen Körper herzustellen. Die genannten Erscheinungen bei Schwangeren sind also keineswegs als krankhaft zu bezeichnen, sofern sie nicht im Uebermaße auftreten.