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Die Kredite der preußischen Staatsbank.

Wer war für die Kreditgewährung verantwortlich?

Sm Untersuchungsausschuß des Landtags über die Staats. bantkredite fragte Abg. v. Waldthaufen( Dnat.): In welcher Weise ist die Empfeh­lung des früheren Reichstanzlers Bauer dem Innenministerium zugegangen?

Dr. Abegg: Reichstanzler a. D. Bauer war damals öfter im Innenministerium. Er hat die Empfehlung wahrscheinlich münd lich gegebent.

Abg. Schwering( 3.) beantragt, den Minister Severing, die Brivatlekretärin des Ministers, Fräulein Rosenheim, Reichs­lanzler a. D. Bauer und Herrn o. Stod hammern vom Aus­ wärtigen Amt vor den Ausschuß zu laden, um diese Persönlichkeiten über die Angelegenheit der Empfehlung der Barmats für die Durch reise durch deutsches Gebiet zu vernehmen.

Der Ausschuß beschließt auf Vorschlag des Borf. Dr. Leidig ( D.Bp.) die Bernehmung der in dem Antrag Schwering genannten Bersonen, zu denen auch Frhr. v. Malgala noch geladen werden fell, soweit fie imstande find, zu erscheinen, am 29. Januar, abends 6 Uhr. vorzunehmen und wendet sich dann der Frage zu, wie die Barmats ihre Einreise nach Deutschland vollzogen

haben.

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Ein Bertreter des Innenministeriums gibt auf Brund von Ermittlungen beim Polizeipräsidium darüber Auskunft. Es handelt sich dabei um die vier Brüder Julius, Salo: mon, Henry( Herschel) und Ifaat Barmat. Julius Barmat ft am 20. April 1922 aus Amsterdam mit einem pollgültigen Reifepaß eingereift. Am 26. April 1922 beantragte Julius Bar mat für fiá, feine Ehefrau und seinen Sohn die Aufenthaltsbewillis gung und berief sich dabei auf Empfehlungen einer Reihe von deut­chen und holländischen Firmen, darunter der Amsterdamer Er und Import Gesellschaft( der Amerima) und legte weiter ein Empfehlungsschreiben des Reichsschahministers Bauer por, das am 26. April 1922 ausgestellt ist. Auf Grund dieser Unter­lagen hat das Polizeipräsidium dem Julius Barmat bis auf weiteres bie Aufenthaltsbewilligung erteilt. Auch als am 27. Juli 1923 fämt liche Aufenthaltsbewilligungen der in Deutschland lebenden Aus­länder nachgeprüft wurden, hat das Berliner Polizeipräsidium auf Grund der vorliegenden Empfehlungen die Aufenthaltsgenehmigung für Julius Barmat verlängert. Salomon Barmat ift am 18. Mai 1923 mit einem vollgültigen Paß und Sichtvermert aus Lodz zu­gereift. Er berief fich dabei auf ein Gesuch des Julius Barmat. Das Bolizeipräsidium hat offenbar hier diefelben Unterlagen als maß gebend betrachtet, die für Julius Barmat zur Stelle waren, und die Aufenthaltsbewilligung erteilt. Henry( Herschel) Barmat ist am 4. Februar 1924 aus Amsterdam eingereift. Er hatte bereits am 31. Januar 1924 eine Aufenthaltsbewilligung beantragt und sich dabei ebenfalls auf seinen Bruder Julius Barmat berufen. Befon bere Empfehlungen haben auch hier nicht vorgelegen. Ifdat Barmat ist bereits am 12. April 1921 ohne Baß und Sicht permert nach Deutschland eingereift. Bon ber trainischen Ge­fandtschaft in Berlin hat er am 18. Juli 1921 einen Baß er­halten. Auf feinen Antrag ist ihm dann ebenfalls Aufenthalts. bewilligung erteilt worden. Es wurde in dem Antrag betont, Daß faat Barmat in Deutschland seine Studien fortfehen wollte. Am 25. November 1923 ist er bann nach Wien gezogen und feit dem 15. Oktober 1924 für Schwanenwerder gemelbet

Abg. Ruffner( S03.) beantragt, den Abg. Heilmann als Zeugen zu vernehmen. Die Einreiseerlaubnis fei von Unterstaatsfetretär Töpfer erteilt worden, der jegt in Stettin wohnt

Borfigender Dr. Leidig fündigt für morgen die Bernehmung des Abg. Heilmann an. Weiter foll Unterstaatsfefretär Töpfer

bernommen werden.

Barmats Geschäfte mit der Staatsbank. Finanzrat Bretenfeld äußert sich hierauf fiber bdie Geschäfte ber Breußischen Staatsbant mit Barmat. Die Geschäftsverbindung wurde im Mai 1923 aufgenommen auf Grund von Empfehlungs. schreiben, die mit dem gleichen Datum vom 12. Mai 1923 vom Reichs­fanzler a. D. Bauer und vom fächsischen Gesandten Dr. Grab nauer eingingen. Die Briefe waren an den damaligen Staats bankpräsidenten D. Dombois gerichtet. Reichstanzler a. D. Bauer schreibt:

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Berfin, ben 12. Mai 1923. Gehr geehrter Herr Bräfident!

Auf Ersuchen des Herrn Direktor 3. Barmat, der mit Ihnen wegen Disfontierung von Wechseln verhandelt hat, teile ich Ihnen mit, daß Herr Barmat mir feit vielen Jahren als ein super Laffiger, treditwürdiger Geschäftsmann befannt ist, der feine Berbindlichkeiten bisher prompt erfüllt hat. Ich wäre Ihnen zu Dant verpflichtet, wenn es Ihnen möglich wäre, ihm entgegen­autommen.

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Der Brief des Gesandten Dr. Gradnauer, der mit dem Briefkopf der Sächsischen Gesandtschaft verfehen war, enthielt gleich falls eine Empfehlung des Direktors 3. Barmat von der Amerima". Dr. Gradnauer weift darauf hin, daß unter feiner Ministerpräsident fchaft in Sachsen das fächsische Wirtschaftsministerium umfang reiche Gefäftsbeziehungen zu Barmat unterhalten und fich wiederholt lobend fiber die Zuverlässigkeit und Kreditwürdigkeit Barmats ausgesprochen habe.

Finanzrat Berkenfeld betont, nach diesen Empfehlungsschreiben

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habe die Staatsbank weitere Erfundigungen über Barmat nicht für erforderlich gehalten. Barmat habe Krebite zur Beschaffung Don Lebensmitte in und Margarinerohstoffen ere halten. Zunächst erhielt er auf Wechsel, die mit 95 Broz bellehen wurden, einen Kredit von 72 000 Goldmart, am 26. Mai 1923 einen Zufagkredit von etwa 60 000 Goldmart auf Wechsel, die mur mit 75 Proz. belieben wurden. Dann wurden ihm gegen Effektendedung weitere rebite, nach ber Stabilisierung der Mark wertbeständige Krebite gewährt. Am 16. Of tober betrug der Krebit etwas über 40 000 Goldmart. Die Deckung war bis dahin immer ausreichend. Auf Veranlassung von Dr. Hellwig, der Dezernent für ble Strebite roar, bekam die Staatsbant ein Blankoakzept, das überhaupt nicht ausgefüllt war. Es war ein eigenartiges Bapier, auf dem als Akzeptanten standen: Amerima Holland, Gebrüder Barmat- Holland und Ludowifa- Holland. Dieses Blanfoafzept follte die holländischen Unternehmungen des Barmat- Konzerns für die jeweilige Rontofchuld der Barmats haften lassen. Der Kredit stieg schließlich bis zum 31. Dezember auf 1 400 000 Rentenmart. Das konto war damals in voller Höhe durch nofierte Werte gebedt und daneben waren noch unnotierte Werte da. Für die Generaldirektion war von entfcheibender Be deutung, daß die Krebite zur Lebensmittelbeschaffung bestimmt waren. Ende Januar nahm die Amerima von den wertvollen Effetten viele heraus, ohne sie entsprechend zu ergänzen. Dadurch murde die Dedung allmählich schlechter. Als Höchstgrenze des Kredits murben 4 Millionen Rentenmart bestimmt, die bis zum 15. februar belassen werden sollten.

Haben Irgendwelche geschäftlichen Berbindungen der Seehand­lung mit politischen Persönlichkeiten oder beamteten Decjön­lichkeiten bestanden?

Hierzu tam Anfang April auf der Grundlage guter Hanbelsmedel| aus dem Depot herausgegebenen amtlich notierten Papiere ist in der eine Kreditzusage in Höhe von 250 000 M. Die Zusage murde in Generaldirettion nicht gesprochen worden. deffen in erheblich größerer Höhe, nämlich bis zum Betrage von Abg. Dr. Deerberg( Dnat.): 2 Millionen M. realisiert, fodaß die Schuld fich Ultime Mai auf über 10 millionen Marf belief. Im Mai war ebenso wie im Falle des Bankhauses von Stein auch bei Barmat- Amerima angeordnet worden, daß eine weitere Erhöhung der Kredite nicht stattfinden sollte. Die Bemühungen der Staatsbant gingen von bann ab barauf, eine weitere Berstärkung der Unterlagen und eine Abdeckung der Kredite zu erreichen. Bis Ende August wurden 2,4 Millionen M. zurückgezahlt, wopon freilich 500 000 M. auf 3infen fommen. Mit Einrechnung der Zinsen ergibt sich für das Konto Barmat- Amerima abschließend

per 30. Dezember 1924 ein Schuldsaldo von 9 484 000 Z Nachdem die Rückzahlung der 2,4 millionen M. erfolgt war, find leider von dem Sachbearbeiter, Oberfinanzrat Hellroig, die amtlich no­fierten Werte aus dem Depot herausgegeben worden. Das war Ende Auguft. Dadurch hatte sich die Deckung erheblich verschlechtert. Die Kreditschuld der Barmat- Amerima ist zuletzt am 15. September bis zum 15. Dezember 1924 verlängert worden und zwar, nach­dem die Staatsbant von seiten Barmats die Mitteilung erhalten hatte, daß die Reichs post, als einer der größten Geldgeber der Staatsbant für Kreditzwede, einen entsprechenden Betrag der preus Bilchen Staatsbant ebenfalls für die verlängerte Frist belassen würde. Auf eine Frage des Borsitzenden Dr. Leidig bestätigt Finanz­rat Bretenfeld, daß Oberfinanzrat Dr. Hellwig am 1. Oktober 1924 in die Dienfte Barmats übergetreten ist, aber am 15. September noch Sachbearbeiter im Falle Barmat wat. Dem Ersuchen Barmats, die Kredite über den 15. Dezember hinaus zu verlängern, hat die Staatsbant nicht stattgegeben, namentlich deswegen, weil sich in zwischen eine Reihe wichtiger Tatsachen ereignet hatte. Einmal hatte Barmat einen fälligen 3insbetrag nicht bezahlt und fodann mußten auch die inzwischen einfegenden Breifean. griffe feinen Kredit unterhöhlen. Die Staatsbank behandelte da. her die Darlehen Barmats im Falle Amerima als fällig; von Barmat wurde die Fälligkeit bestritten. Die Staatsbant vertrat den Stands punkt, daß eine Brofongation nur in Frage tommen tönne, wenn eine erhebliche weitere Sicherheit ins Depot der Staatsbant gelegt werde. Und zwar follten mindestens für 4 Millionen M. erststellige gute Hypothefen eingelegt werden. Das wurde von der Gegenseite als unmöglich bezeichnet. Die Berhandlungen fonnten bann nicht weitergeführt werden, weil in zwischen fämtliche Barmats, auch Ministerialdirektor Raub, verhaftet worden waren.

Weitere Geschäftsbeziehungen der Staatsbank.

Auf Wunsch des Ausschusses beginnt Finanzrat Brekenfeld num einen Borirag über die Geschäftsbeziehungen der Staatsbank zu anderen Unternehmungen der Barmats. Hier müsse man eine Scheidung eintreten lassen, weil bei einigen Unternehmungen die Kredite als vollbedeckt bezeichnet werden müssen.

Der Vortragende wendet sich dann dem Fall der Allgemei. nen Handelsbant Berlin zu, deren Kreditfdpuld bei der Staatsbant sich in den einzelnen Monaten des Jahres 1924 nach eben und unten dauernd veränderte. Per 31. Dezember schloß das Konto der Allgemeinen Handelsbank mit einem Schulbfalbo von rund 1,2 millionen Mart ah.

Die Deutsche Mertur Bant und die Berlin Bure ger Maschinenwerte standen schon vor der Uebernahme durch Ben Barmat- Konzern in Geschäftsverbindung mit der Staatsbant. Berlin - Burg war schwach geworden und follte von verschiedenen Banten mit Unterstützung der Staatsbant fantert werden. Diese Aussichten sind aber durch die letzten Ereignisse wieder zweifel haft geworden.

Barmats Gesamtschuld.

Nach der Mittagspause legt der Borsigende Dr. Leidig bem Ber treter der Staatsbank die Frage vor, wie der Status Staatsban!- Barmat- Konzern sich am 1. Januar 1924 darstellt.

Finanzrat Bretenfeld: Die Gesamtschuld der Barmats gegen. fiber der Seehandlung betrug am 1. Januar 14,5 millionen Mart. An Deckung waren vorhanden: 2,2 Millionen Mart an Wedhjeln mit der Garantie der Garantiebant, Blankoakzept der hof ländischen Amerima- Gesellschaft und Wechsel der Konzern- Firmen. Auf Vorschlag des Vorsitzenden gibt Bräfident Schröder sodann einen lleberblid über

Bräsident Schröder: Eine große Reihe solcher Bersönlichkeiten haben ihre Ronten bei der Staatsbant, die ein regelmäßiges Kontengeschäft führt.

Asg. Dr. Deerberg( Dnat.): Sind Anhaltspunkte dafür oorhan­den, daß außer dem Schreiben Heilmanns unmittelbar e- [ prechungen politischer oder beamteter Berför­lichfeiten mit dem damaligen Präsidenten Dombois stall­fanden, in denen sich diese Bersönlichkeiten für die Kreditgewähru an Barmat einfegten?

Bräsident Schröder: Darüber ist mir nichts bekannt. Abg. Ruschte( Dem.): hat die Staatsbant nachgeprüft, ab Barmat die kredite tatsächlich, wie er zu ihrer Begründung ar führte, zum Antauf von Lebensmitteln verwandt hat. Finanzrat Bretenfeld: Eine derartige Nachprüfung hat nicht stattgefunden. Da wir von Barmat als Deckung Attien der Dema" Margarinefabrit erhielten, nahmen wir natürlich an, dass er mit dem Kredit auch Rohstoffe für Margarine erwarb. Abg Nuschle( Dem.): Es war wohl bekannt, daß Reichskanaler a. D. Bauer im Aufsichtsrat der Dema" jaß. Finanzrat Brekenfeld: Barmat war nur mit 25 Broz. der Aftien an der Dema beteiligt, während 75 Broz dem Reime gehören.

Abg. Ladendorff( Birtsch. Bereinig.):

Die größte Erhöhung der Barmat- kredite erfolgle Ende 1923, als Reichsbanfpräsident Schacht die Krebile tüdichtslos sperrte und als an der Börse schon die allerungünstigsten Gerüchte über Barmat kolportiert wurden.

Finanzrat Brefenfeld: Der Staatsbant mat davon nichts bekannt. Abg. Ladendorff: Hat die Slaatsbant einen Börsenver­treter? Finanzrat Breitenfeld: Sogar mehrere, aber uns#t nichts von solchen Gerüchten berichtet worden.

Abg. Mardwald( Soz.): Sch beantrage die Ladung des ersten Börsenvertreters als Beugen.

Abg. Dr. Deerberg( Dnat.): Die Handelstammer Bochum hat seinerzeit eine Warnung vor der Firma Barinat er. laffen, die eine betrügerische fet. Diefe Firma habe ihr Fettmonopol in unerhörter Weise ausgemust und das Doppelte der üblichen Preise fchon 1919 genommen. Hat die Staatsbant pon diefen in ganz West­deutschland allgemein befannten Dingen nichts gewußt? Präsident Schröder: Mir ist diese Anschuldigung erst jeht aus der Breffe befannt geworden.

haben.

Abg. Brank( Dnat.) fragt, ob Barmat und Autister die größten Summen von allen Kreditnehmeren der Serhandlung erhalten Präsident Schröder: Nein, es find noch an zwei andere Firmen größere kredite erteilt worden.

Abg. Brant( Dnat.): Sat es in der Zeit der Kreditgeschäfte mit Barmat feriöse Firmen, die vergeblich um Strebite er fuchten, weil die Staatsbant nicht in der Lage war" Strebite zu gewähren, gegeben?

Präsident Schröder: Darüber ist mir nichts befannt. Es iſt möglich, daß in einem Brief der Staatsbant an eine Strebit fuchenbe Firma erklärt worden ist, die Staatsbant fei nicht in der Lage, kredite zu gewähren", weil die wirklichen Gründe nicht genannt werden, sollten Bewöhnlich war dann die Deckung nicht vorschrifts gemäß oder die Serebiigefudhe waren langfristig.

Abg. Kuttner( S03.): Oberfinansrat ellwig hat, obwohl von Mai ab Beheimrat Rut gge mit der Abwicklung der Geschäfte mit Barmat betraut war, wertvolle Effettendedungen aus dem Depot herausgegeben. Bestanden ba teine besonderen Borschriften?

Präsident Schröder: Besondere Borschriften sind hierfür nicht gegeben. Un der Zuständigkeit Hellwigs für seine Abteilung war nichts geändert worden. Rugge hatte nur den Auftrag, die b wicklung dieser Kredite an Barmat zu betreiben. Selbstverständlich hätte sich in follegialer Weise Here Hellwig mit Herrn Rugge in Berbindung fehen müssen. Ueber die Erweiterung des legten Kredits an Barmat von 250 000 m. auf 2 Millionen Marf ist in der Generat direktion nicht gesprochen worben. Dieses Kreditgeschäft spielte fici im April ab, als Herr Hellwig noch Sachbearbeiter war.

die Geschäftsüblichkeit der Staatsbant vor dem Kelege. Biel der Staatsbank ist immer gewesen, das Geld, das aus öffent lichen und privaten Mitteln zur Berfügung ftand, gefunden mirt­schaftlichen Zweden zuzuführen. Die Staatsbant stand beswegen insbesondere in Berbindung mit Spartassen und mit Komethöhung ohne Kenntnis von Dr. Rugge vornehmen. munen. Auch der Landwirtschaft sind Erntekredite zur Ber fügung gestellt worden. Wechsel- und Lombardgeschäfte der hier zur Eprache stehenden Art sind früher nur in wenigen besonderen Fällen getätigt und nach dem Striege erst seit 1923 entwickelt worden. Abg. Dr. Pinkerneil( DBp.):

Abg. v. Waldthausen( Dnat.): Nach den Geschäftsgepflogen­belfen der Staatsbank fonnte Hellwig unmöglich die enorme Kredit­Borf. Dr. Ceidig:

3ft außer dem Empfehlungsschreiben der Herren Baner and Gradnauer noch für Barmat spáter Fürsprache eingelegt worden? Präsident Schröder: Bald nach meinem Amtsantritt wurde mir non meinem borgesetzten Finanzminister v. Richter ein Schrei ben des Abg. Heilmann übermittelt, in dem es heißt: Berlin, den 31. März 1924. Sehr verehrter Herr Minister! Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meinen Freund Julius Barmat, einen Großkaufmann, der bisher mit der Breußischen Staatsbant in guten Geschäftsverbindungen gestanden hat, auch dem neuen Präsidenten der Staatsbant zu wohlwollender Berücks fichtigung empfehlen würden.

Der Minister übermittelte mir dieses Schreiben in einem Brief, in dem er schrieb:

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dem Anliegen des Abg. Heilmann Ihr Interesse schenken und ihm vielleicht Gelegenheit zu einer perfönlichen Unterrebung gewähren würden." Präfitent Schröder erklärt dazu: Ich habe mich in meiner feib. fiändigen Geschäftsführung durch diese Empfehlungsschreiben eben­somenig beeinflussen lassen wie durch ähnliche Empfehlungen in anderen Fällen. Im ganzen stehen wir auf dem Standpunkt, daß Kreditgefuche, die uns mit politischen Empich lungen übermittelt werden, mit ganz besonderer Borsicht geprüft werden. Geschäftsleute, die auf ganz follder geschäftlicher Grundlage einen Kredit bekommen müßen, gehen im allgemeinen nicht den Weg über Politifer.

Auf eine Frage der Abg. Frau Dr. Wegscheider( Soz.) erklärt Präsident Schröder, er tönne fidh nicht bestimmter Fälle erinnern, in denen ähnliche Empfehlungsschreiben von Politikern eingegangen find. Abg. Waentig( Soz.) fragt fobann, ob irgendwelche Be. späteren Zeit und den Streditbeziehungen der Staatsbant zu Berlin Burg und Roth 2.-G. in Burg bestehen. Die Staats. bant ftand ja mit letteren beiden Werten schon in Geschäftsverbin dung, ehe fie Barmats Eigentum wurden.

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Die Gesamtschuld beirug am 17. Januar 2330 000 m. und erhöhte sich bis zum 30. Januar infolge Abdeckung anderer Konten aui 3 130 000 m. Am 20. Februar betrug die Schufd 5 336 000.iehungen zwischen der Kreditgewährung an Barmais in der Am 31. Mär 3 fam eine wichtige Vereinbarung zustande, derzufolge 5,1 Millionen M. ber Barmat- Amerima bis zum 14. Juli fest beloftet merden follten. Db biefe Bereinbarungen mit Zustimmung der Genes rafdirektion getroffen wurden, ist nicht bekannt. Auf Grund weiterer Akzepte wurde ferner ein neuer kredit in Höhe von 1 Million Goldmark an diesem Tage gewährt, zu dem noch ein anderer Kredit in Höhe von 1 Million M. auf der Grundlage der Aktien­mehrheit der Riftentransport- und Bergungs-.- G. in Hamburg fam. Am 31. März ist außerdem nochmals ein rebit von 1 mil lion Mart unter weiteren abweichenden Bedingungen gewährt morden,

fodaß die Schuld an diesem Tage 8 Millionen Mart betrug.

Finanzrat Brefenfeld: Die Kreditgewährung an Barmat ist nur bestimmt gewesen durch das Verhältnis zu Barmat.

Auf Anfragen ertlärt Präsident Schröder, daß der General­direffion der Staatsbant feit 1923 außer den Herren Rühe und Hellwig u. a. noch angehörten Geh. Rat Rugge, Oberfinanzrat Solder, Oberfinanzrat Habener. In der Generaldirettion tft auch ist jegt über die zur Sprache stehenden Angelegenheiten gefprodjen worden. Ueber die nach der von Barmat geleisteten Teilzahlung

Es ist auffällig, daß die Herren Rühe und Hellwig welter mit der Beftimmung der Krebile für Barmat beschäftigt waren, nachdem sie sich im Fall Autister scheinbar doch als nicht ganz fachverständig erwiesen hatten.( Rufe: Rein, fehr fachverstän Dig!" Heiterkeit.)

Bras. Schröder: Das tann man nur verstehen, zoenn man die Verhältnisse in der Staatsbank näher kennt. Nachdem dieses Un­Rühe, glück geschehen war( Rufe: Ingerbrechen), hat Drieben

Der stets ein gewissenhafter war, fich geradezu aufgerieben in den furchtbar schwierigen Berhandlungen mit dem Herrn Kutis­ter, der sich taun beutsch verständlich machen fonnte.

Zu dem vorher erivähnten Gutachten der Bochumer Handels tammer über Barmat stellen ble Albgg. Kuliner und Nuschke fest, daß es fich dabei ruir um die Wiedergabe einer holländischen Aeußerung durch die Bochumer Handelstammer handelt.

Der Ausschuß befchließt, dieses holländische Gutachten heranzus ziehen und wendet sich sodann der Befragung des Breußischen Han­delsministers Siering zu.

Minifter Slering erklärt, daß er elgenttid) für seine Aussagen formell der Genehmigung des Staatsministeriums bebürfe. Er wolle aber troßdem seine Aussager machen, well er glaube, daß ihm biefe Genehmigung nicht vorenthalten würde. Der Minister führt dann aus, er habe den Wunsch eines Barteigenoffen auf

Börsenzulaffung der Bremer Privatbank dem Leiter des Börsenvorstandes, Herrn D. Mendelssohn, weiter gegeben. Dieser Parteigenosse fel aber nicht etwa ein Basamenta rier, sondern ein Hamburger Bantier gewesen. Wünsche dieser Art feien oft an ihn von Mitgliedern aller Bartetes herangetreten.

Börjentommiffar Lippert äußert sich dann über die Berhältnisse, unter denen der Bremer Privatban? und der Merkur- Bant die Börsenzufassung gewährt und der Altenburger Sparbank belaffen wurde. Für die Bremer Brivatbant hatte sich der Landtagsabge­ordnete Dominicus eingelegt. Auch Handelsminister Siering hatte einen Bunsch eines Hamburger Bantiers dieser Art bem Börsenvorstand weitergegeben. Das war Ende 1923. Der Bar. mat kongern habe bie Bremer Privatbant erst mitte 1924 erworben.

Abg. Brunk( Dnat.): Hat der Minister Erfundigungen einge. zogen, bevor er in seinem Briefe schrieb: Die Bremer Privatbant ist mir gut bekannt"?

Minister Siering: Mir war diese Bant längst bekannt. Mein Urteil wurde bestätigt burch den erwähnten Hamburger Bankier, bet übrigens ein Gegner des Barmat- Konzerns war.

Auf eine Frage des Abg. Ruffner( S03.) erklärt der Minister. an ihn fei niemals jemand zugunsten des Barmat- Stonzerns heran getreten und er habe sich niemals für diesen Ronzers etwandt