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ficher sein. Etwas verblüffend wirft eine Aufforderung bes| müffe. Das alles empfinden die Faschiften als Sabotierung

Popolo d'Italia" vom 29. Januar folgenden Wortlauts, die in Riefenlettern unter dem Titel des Blattes prangt:

Seit einiger Zeit verbreiten die dredigen Kanaillen des Uventins auf unterirdische Beise das Gerücht, daß Bonito Mussolini, Oberhaupt der Regierung Italiens und Heerführer des Faschismus, vor zehn Jahren in der Schweiz wegen eines gemeinen Verbrechens verurteilt worden wäre. Einer diefer infamen Berleumder, den die römische Polizei in diesen Tagen arretiert hat, hat dem Polizeidirektor eine elende Erklärung aus­gestellt.

Außerdem rühmt sich der Senator Luigi Albertini , ben Wortlaut des Urteils zu befizen. Wir fordern diesen Herrn ausdrüd­

lich auf, dieses Dokument im Senat oder in seiner Zeitung Corriere della Sera ") fofort zu reröffentlichen."

Diese Aufforderung ist eigenartig, vielleicht unflug. Keine Zeitung des In- oder Auslandes hat von einer Berur teilung Mussolinis wegen eines gemeinen Verbrechens ge­sprochen. Sehen die Herren der faschistischen Presse etwa Ge­spenster? Und hat diese Gespensterfurcht vor vergangenen Dingen nicht etwas Neuropathisches? Albertini hat geant­wortet, daß ihm das Popolo d'Italia" sagen möge, wann und wo er sich gerühmt hätte, das erwähnte Dokument zu be­fizen, worauf das Popolo d'Italia" die Schleusen seiner Schimpffloaten öffnet und mit einer Drohung endet. Ge­hören nun solche Episoden zu denen, die die Baterlandsverteidi­gung erheischen oder zu denen der Touristen anziehenden ,, Normalität?"

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Einstweilen werden viel schlechte Bize gemacht über die Bilger, die nicht tommen". Der Becco Giallo", das biffige Bigblatt, bringt eine Annonce, in der authentische Pilger gegenfreie Station und Gehalt gesucht werden. Der ministerielle Travajo" erzählt eine Bilgeranfunft in mehreren Bildern: Zuerst ein Telegramm, das 3520 877 Bilger anmeldet; dann eine Richtigstellung: es sind nur 502 000. Ein dringendes Telegramm berichtigt noch einmal: es find nur 82 721, aber sie fommen sofort. Alle Zimmer vermieter und Lebensmittelhändler vereinigen sich eiligst auf dem Fremdenbureau und einigen sich über einen allgemeinen Preisaufschlag. Behörden, Musikkorps, Polizei und Scharen Neugieriger erwarten die Pilger, deren Zug mit 198 Minuten Berspätung ankommt. Dem Zuge entsteigt ein einziger, dem eine junge Frau an den Hals springt: Mein lieber Belle grino!" Der Mann hieß mit Bornamen Pellegrino", was eben Bilger heißt!

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Ganz so schlimm ist es natürlich nicht, aber immerhin läßt sich das Jahr sehr mager an. Man wird schließlich noch eine Kommission ernennen müssen, die amtlich feststellt, daß der ,, Aventin " an diesem schlechten Fremdenverkehr schuld trägt, nicht das Ausnahmeregime der Regierung, das ein nor­maler Bürger eines normalen Landes ganz unwillkürlich als Rückschlag von Unruhen ansieht.

Uebrigens ist es charatteristisch für die Stellung des Faschismus, daß die faschistischen Blätter sich immer wieder zu scharfen Angriffen gegen den Finanzminister De Stefani hinreißen lassen. Man wirft dem Manne vor, nicht eine fidele Finanzwirtschaft" treiben zu wollen. Er hält etwas an dem Sparsystem fest, das der Faschismus bei Uebernahme der Regierung zu verwirklichen gelobte. Da aber faschistische Partei und Staat dasselbe sein soll und jeder Faschist sich als Attionär des Staates fühlt, findet man De Stefanis Dividenden zu spärlich.

ihrer Parteiintereffen, der gegenüber die unleugbare Kompe­tenz De Stefanis nicht ins Gewicht fällt. Vor allem sind es die Extremisten", die De Stefani los werden möchten.

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Die tragische Geste der eisernen Faust" droht ein Poffen­Spiel ohne Ende zu werden; sie stellt feine Lösung des italie­nischen Problems dar, sondern nur eine verschärfte Verwid lung.

Der Fall Bauer.

Beschluß des Prüfungsausschusses der Partei.

Der von den sozialdemokratischen Frattio Brüfungsausschus nahm heute früh zum Fall nen des Reichstags und des Preußischen Landtags eingesetzte Bauer Barmat Stellung. Der Prfüungsausschuß ver­trat einmütig die Auffassung, daß Genosse Bauer sein Reichstagsmandat sofort niederzulegen habe. Genoffe Bauer erklärte sich dazu bereit.

Der Bandwurm der Verleumdung.

Er wächst immer weiter nach..

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In Nr. 61 der Deutschen Tageszeitung" vom 6. Februar taucht unter dem Titel Barmats Butter auf Schmidts Kopf" zum foundio­pielten Male bie Behauptung auf, ein Teil der Gewinne, die Barmat durch die Einfuhrbewilligung von Lebensmitteln nach Deutschland erzielt habe, fei in bie fozialdemokratische Parteitaffe Deutschlands geflossen.

Der Parteivorstand erklärt hierzu, daß die Behauptung von A bis 3 erlogen ist.

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Gegen kommunistische Verleumdungen. Bir erhalten vom Landtagsabgeordneten Paul Hirsch fol­gende Buschrift:

Bu der in der gestrigen Stadtverordnetenverfammlung von dem Stadtverordneten Stolt aufgestellten Behauptung, daß sich in der Barmat- 2ften eine Quittung von mir über 50000 m. befindet, erkläre ich, daß ich von Herrn Barmat oder einem seiner Konzerne teinerlei Gelder erhalten habe. Ich habe trotzdem den Borsitzenden des Untersuchungsausschusses des Land­tags gebeten, in der ihm geeignet erscheinenden Form für Auf klärung zu sorgen und behalte mir weitere Schritte in dieser Angelegenheit vor."

Sachsen und die Firma Barmat.

Dresden , 6. Februar. ( BIB.) Die Nachrichtenstelle der Staats­fanzlei teilt amtlich mit: In der Bresse wird ein Bericht der Bör fenzeitung" wiedergegeben, der behauptet, daß die im Jahre 1920 zwischen der sächsischen Regierung und der Firma Barmat in Amsterdam getätigten Geschäfte durch Vermittlung des damaligen Ministerpräsidenten Bud erfolgt seien.

Diese Behauptung ist unrichtig. Am 6. November 1920 ist in einer außerordentlichen Sigung des Gesamt. ministertums, an der ber Ministerpräsident nicht teilnehmen fonnte, auf Antrag des Ministers Schwarz die Bewilligung eines außerplanmäßigen außerordentlichen Kredits von 75 Millionen an das Wirtschaftsministerium zum Anfauf von Lebensmitteln beschlossen worden. Dieser Beschluß ist dann in einer unter dem Vorfiz des Ministerpräsidenten Bud abgehal tenen ordentlichen Sitzung des Gesamtministeriums vom 19. Novem­ber 1920 bestätigt worden. An dieser Sigung haben außer dem Minifterpräsidenten Bud, feilgenommen die Minister Dr. Vor allem wirft man ihm vor, fein Geld für die Unterkühn, Reinhold, Dr. Harnisch und Dr. Seyfert ftüßung der mit unglaublichem Defizft arbeitenden Eine weitere Betätigung in irgendeiner anderen Form oder. Faschisten preffe herausrüden zu wollen. Diesem eine Bermittlung von Geschäften mit der Firma Barmat hat durch Defizit follten die Beschlagnahmungen der Oppofitionspresse den Ministerpräsidenten Bud nicht stattgefunden. abhelfen, aber sie haben fast gar keine Erhöhung der Auflagen der Regierungsblätter mit sich gebracht. Außerdem wollte die Regierung, um der Abwendung der Beamten vom Faschismus Einhalt zu tun, den Staatsbeamten einen Teuerungszuschlag bewilligen, aber die Nachricht wird jeht dahin eingeschränkt, daß erst die Deckung für die Mehrbelastung gefunden werden

der Redakteur Drachsler vom KPD. - Blatt in Halle, einem der 1 Jahr 9 Monate Gefängnis bei sofortiger Berhaftung erhielt übelsten und gewiffenlosesten Hezblätter, vom Staatsgerichtshof in Leipzig zuerkannt für eine Anzahl Schimpfartikel und Putschaufforde rungen im Sommer 1924.

Hilfe für die Schwerindustrie.

Natürlich die Kommunisten.

Das Polbüro" der KPD . kommt der Reichsregierung und den Schwerindustriellen zur Hilfe, indem es in einem langen Schimpf artifel in der ,, Roten Fahne" behauptet, die sozialdemokratischen Mi­nister hätten der Ausschüttung der 700 Millionen an die Ruhr industriellen zugestimmt und die Sozialdemokratischen Burgfriedens. apostel" wären für die unbezahlte Mehrarbeit und den 12- und 14- Stundentag eingetreten. Die sozialdemokratischen Gewerkschafts­führer hätten den ausgemergelten Kumpels begreiflich zu machen versucht, daß auch fie ihren Anteil an der Liquidierung des Ruhr. täglich schuften mußten. rieges zu tragen hätten, infolgedessen diese 10 Stunden und mehr

Selbstverständlich weiß das Bolbüro der KPD., daß alle

diese Behauptungen erst unten und erlogen sind. Es ist eine niemandem unbekannte Tatsache, daß die Ruhrbergarbeiter nie länger

als acht Stunden gearbeitet haben und daß der Deutsche Berg arbeiterverband im vorigen Jahr einen schweren Kampf geführt hat zur Wiederherstellung der Siebenstundenschicht. Wie ver­logen die Behauptungen der Kommunisten find, geht insbesondere aus der Tatsache hervor, daß in derselben Nummer der Roten Fahne" die Tatsache erwähnt wird, daß der Deutsche Bergarbeiter. verband bereits in einem Brief vom 17. Oktober, als er von dem fauberen Plane Wind bekommen hatte, von der Reichsregierung Aufklärung verlangt hat.

Die KPD., die sich von den deutschnationalen Hintermännern hat benutzen lassen, um den Barmat- Standal aufzurühren, hat sich über den ungeheuren Ruhrsfandel hartnäckig ausgeschwiegen und tommt jetzt den Schwerindustriellen zu Syilfe, indem sie in bewußt verlogener Weise die Sozialdemokratie verantwortlich zu machen fucht für die beispiellofe Verschleuderung der Reichsgelder.

Baden schützt die Republik . Disziplinarverfahren gegen einen Hochschullehrer. Karlsruhe , 6. Februar. ( WTB.) In Erledigung einer furzen Anfrage von Sentrumsabgeordneteen über die Vorgänge bei der Reichsgründungsfeier der Universität Freiburg wurde seitens der Regierung heute nachmittag im Landtag folgende Antwort erteilt:

Am 20. Jamuar erhielt die Unterrichtsverwaltung einen Bericht des Senats, in dem dieser feststellte, daß der Reftor der Universität, Dr. Freiherr Marshall von Bieberstein, in seiner Feftrede über Recht und Gesetze" sich unbestreitbare Entgleisungen zuschulden tommen ließ, die um so lebhafter zu bedauern waren, als der Redner fich offenfundig bestrebt zeigte, der heutigen Staatsordnung gerecht zu werden. Die Vorlage des Manuftripts bat Freiherr v. Bieberstein verweigert, sich aber gleichwohl über den Inhalt der Rede geäußert und erklärt, daß ihm jegliche Absicht, irgend jemand zu verleben, ferngelegen habe. In der Meinung, daß zwei Stellen der Rede Anstoß erregen fönnten, habe er diese gestrichen. Bei der fchlechten Beleuchtung und feinem fiebrigen Zustande fei ihm allerdings das Mißgeschic passiert, daß er in der Erregung die

Streiung mit verlesen habe. Er habe darüber sofort schriftlich sein Bedauern ausgebrüdt.

Die Unterrichtsverwaltung fönne ein abschließendes Urteil nicht gewinnen, ohne daß ihr der volle Wortlaut der Rede vorliege. Am 26. Januar fei daher gegen Freiherrn v. Bieberstein das Diszi­plinarverfahren eingeleitet worden. Weiter erklärte der Re gierungsvertreter, daß beim Fackelzug der Studenten und der Fest. rede Anlaß zu Beanstandungen nicht vorgelegen hätten, und daß von Ausschreitungen nichts bekannt geworden fet.

Hungerstreik in Moskau .

Cauf Meldungen, die der Auslandsdelegation der russischen Sozialdemokratie zugegangen find, haben die im Moskauer Gefängnis internierten Sozialrevolutionäre den Hungerstreit begonnen. Es handelt sich anscheinend um die 11 Genossen, die im bekannten Moskauer Prozeß im Sommer 1922 zum Tode verurteilt und später begnadigt wurden.

Reffel und die benötigte Menge Brennstoff mitzuführen. Sie würden| zu werden, und schufen so ganz aus Bersehen einen Naturschutzpart.

Umwälzung der Wärmetechnik? onft,& B. auf dem Lande, ficherlich große Berbreitung gefunden Die Chineſen haben einfach Ehrfurcht vor dem, was war. Und wir?!

Bon Dipl.- Ing. Dr. Hamm.

Durch die Zeitungen geht die Nachricht von einem ganz neu artigen Dampfteffel, den ein deutscher Ingenieur Namens Beder erfunden haben soll. Dieser Kessel soll lediglich aus einigen Röhren bestehen, die von außen durch eine Delflamme erhitzt werden und in die das Wasser in zerstäubter Form eingespritzt wird. Bei der Berührung mit der heißen Wand verwandelt es sich augenblicklich in Dampf, und es soll möglich sein, mit dieser einfachen Vorrichtung Dampf von sehr hohem Drucke( es werden 150 Atmosphären genannt) zu erzeugen. Außerdem könne man schon fünf Minuten nach dem Anheizen Dampf entnehmen. Der Kessel bedeute eine vollständige Umwälzung in der Wärmemissenschaft.

Zu dem legten Bunft erübrigt sich wohl eine Bemerkung. Ohne eine solche Umwälzung geht es nun mal in der heutigen Reklame nicht. Der Wissenschaft von der Wärme ist es ganz gleichgültig, ob man den Dampf nach fünf Minuten oder nach fünf Stunden fertig hat, fte beschäftigt sich mit ganz anderen Dingen. Auch ist diese Zeit feineswegs besonders imposant. Denn jede so heiße Flamme wie Del oder Kohlenstaub verkürzt die Anheizzeit eines Kessels ganz er­heblich, die großen Delfeffel der Kriegsschiffe, die sich doch schließlich gegenüber einer fleinen Berfuchsausführung verhalten wie ein Riese zum Zwerg, waren im Notfalle in sieben Minuten auf vollen Druck zu bringen. Und die Idee zeichnet sich durch alles andere eher aus als durch Neuigkeit. Denn schon vor hundert Jahren veröffentlichte Berfius den Entwurf zu seinem Röhrenkessel, der seitdem in ver­schiedenen Formen immer wieder probiert worden ist. Er ähnelt dem Beckerschen Kessel aufs Haar, scheiterte aber an der nicht zu über windenden Schwierigkeit der Kesselsteinbildung. An der Stelle, wo das Waffer auf die heiße Rohrwand aufspritzt, setzt sich sein ganzer Salzgehalt ab, so daß diese Stelle in sehr furzer Zeit vom Baffer nicht mehr gefühlt wird, anfängt zu glühen und schließlich durc brennt. Das fann man nur verhindern, indem man destilliertes Baffer zum Speisen nimmt, eine große Erschwernis. Ferner ist solch ein Keffel für Schwankungen in der Dampfentnahme ganz un­geeignet. Er verdampft das ihm zugeführte Wasser sofort, wenn aber die von ihm gespeiste Maschine eine größere Leistung aufzu bringen hat und dazu mehr Dampf gebraucht, versagt er, denn er weiß nicht, woher ihn nehmen. Bei den meisten Maschinen sind aber solche Leistungsschwankungen etwas ganz Gewöhnliches, in Elektrizitätswerten find sie sogar außerordentlich groß.

Ein Gebiet, auf dem solch ein Kessel Bedeutung haben fönnte, tire dagegen das der Fahrzeuge. Aeltere Leser werden sich noch der Dampjautomobile erinnern, die zu Beginn dieses Jahrhunderts her gestellt wurden, die mit ihren zierlichen Formen und ihrer voll tommeren Geräuschlofigkeit viele Freunde hatten. Ihre Weiter entwidtung scheiterte an der Schwierigteit, einen genügend großen

haben. Sollte der Beckersche Kessel sich für diese 3mede als geeignet erweisen, so hätte er auf alle Fälle seine erheblichen Verdienste, auch ohne daß Technik und Wissenschaft gleich eine vollständige Um­wälzung erfahren.

Englisches Konversationsluftspiel Bon den in Berlin über die Bühnen gegangenen Luftspielen Lady Frederic"," Bictoria" und Mrs. Dot des Enginders Maugham ist Mrs. Dot" das schwächste. Dank der en Regie und der lebendigen Darstellung im Lessing Theater brachte es" Mrs. Dot" gestern zu einem Erfolg, der ihm zur Genugtuung des Raffierers eine Weile treu bleiben dürfte. Der Stoff des Lustspiels ist nicht gerade neui. Er bildete früher den beliebten Inhalt für leichte Operetten mit schmalzi gem Einschlag. Frau Dot, eine junge und immens reiche Witwe, möchte partout Herrn Gerald zum Mann, der sich indessen in einem vorübergehenden Zustand von Unüberlegtheit anderswie verlobt hat. Troß fich auftürmender Hindernisse macht sich die äußerst zielsichere Dame den Weg zu ihm frei, indem sie einen anderen jungen Mann auf das hinderliche Mädchen scharf macht, der sie denn auch entführt, so daß Herr Gerald sich guten Gewissens mit Frau Dot

verloben tann.

Maugham hat Bühneninstinkt. Er versteht es, Spannung zu erzeugen und geistreichelnde Paradoge im Stil Bernard Shaws oder Ostar Wildes anzubringen, mit denen er den oberen Zehntausend Englands Stiche verfekt. Zum Beispiel bas Mädchen verfügt über einen solchen Grad von Dummheit, daß sie für jeden Engländer das Muster einer Ehefrau bilden dürft." Dadurch bekommt das magere Stüd einen Reiz.

Leopoldine Konstantin , die schon Gelegenheit hatte, als Lady Frederic zu brillieren, verlieh dem Abend einen besonderen Glanz. Sie ist die vollendete Dame von Welt mit viel Temperament, mit einer durchaus passenden Kühle des Gemüts( ohne feelenlos zu fein) und mit dem seltenen Charme der pikanten Frau, die den Männern die Köpfe verdreht. Georg Alexander , ihr Gegen­spieler, gewann sich im Nu alle Herzen; ein lieber, herziger Junge. dgr.

Ein merkwürdiges Bolt übrigens, diese Chinesen! Ganz aus Ber sehen erfinden sie das Pulver, ohne auf den glücklichen Gedanken zu fommen, nfan fönne damit Weltkriege machen, ganz aus Bersehen erfinden sie den Kompaß, ohne 50 000- Tonnen- Dampfer mit Ges schäftsreisenden und Fortrotidielen um die Erde zu jagen, ganz aus Bersehen bringen ihre Händler Seidenstoffe ins römische Weltreich, ohne eine Seidenbörse in Rom zu errichten und einen neutralen Hafen dafür im Mittelmeer mit Kanonen zu erzwingen, ganz aus Bersehen entdeckten sie vielleicht Amerika , ohne die Indianer aus zurotten und Wolfenfrazer zu bauen. Ganz aus Versehen reden thre natürlich reichlich belanglofen! Philofophen feit 2500 Jah­ren vom platonischen Idealismus, pom Ding an sich", von den Rantischen Antinomien , von der Relativität der Werte, alles ohne die betreffenden Standardwerke darüber zu schreiben. Bloß weil sie zu feelisch ausgeglichen, d. h. zu faul dazu find! Ja, es ist höchste Zeit, daß wir den Chinesen unsere Kultur bringen!

Kulturarbeit in der tschechoslowakischen Sozialdemokratie. Die tschechoslowakische Sozialdemokratie befigt einen großen Buch per lag, der unter der Leitung des Genossen Sveceny steht, sowie zwei Drudereien und mehrere Buchhandlungen. Der Berlag beschäftigt sich nicht nur mit der Herausgabe sozialistischer Literatur so find Marr' Rapital und Werke von Engels, Kautsky , Mehring, Bebel, Jaurès , Bauer u. a. übersetzt und in zum Teil sehr hohen Auflagen verbreitet worden-, sondern läßt auch die besten Werte der schönen Literatur aller Sprachen in Bolfs. ausgaben erscheinen. Mit der tschechoslowakischen Partei in eng­ster Berbindung steht der tschechische Arbeiterturnverband, der im abgelaufenen Jahre mehr als 100 000 Mitglieder zählte. Er besitzt eine Freidenker- und eine Abstinentenfektion und leistet bemerkenswerte Arbeit nicht nur auf dem Gebiete der förperlichen Ausbildung, sondern auch der geistigen Erziehung der Arbeiterschaft

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Die Wandertruppe als Kulturtheater. Was Hingabe an die Idee zu vollbringen. vermag, davon zeugen die Leistungen und der von Monat zu Monat wachsende Spielbezirk des Mitteldeut. schen Landestheaters, Halle a. S. Seinem Ziel: Erziehung und Erhebung der Volksbühnenmitglieder, Wedung und Förderung des Gemeinschaftsgedankens, Durchführung eines von Kaffenrück­fichten und Ungefchmad unabhängigen, ftreng fünstlerischen Bro gramms formte es trog mannigfacher Schwierigkeiten mit Erfolg Orte der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt regelmäßig nachgehen. Es verforat jest fajt 30 fleinere, mittlere und große mit Vorstellungen. Mit der Monatsschrift Das Bolfstheater" fchuf es sich einen literarisch- dramaturgischen Wegweiser.

Europa und China Hatten da die chinesischen Kaifer zu Ehren ihrer Ahnen ein ungeheures Bergwaldgebiet als unantastbares Heiligtum erflärt. Ohne daß sie eigentlich baran bachten, hatten fie das erste großzügige Naturschutzgebiet der Welt errichtet. So steht es gefchrieben in einer weitverbreiteten deutschen Bereinszeitschrift. Wie groß steht doch der europäische Zeitgenosse vor den alten bummen Chinesen da! Wenn die Natur durch die Technik zum Teufel geht, so gründet er zuerst, wie ein satirisch veranlagter Mit­arbeiter launig in Zeiten und Bölker" plaudert, eiumal einen Verein und sucht dann zu retten, was zu retten ist. Schließlich soll doch irgend noch etwas beim Alten bleiben, so aussehen, wie es die Verführung von Herbstliche Geigen in der Premierenbelegung statt päter gesehen haben, weil uns hie und da ein bißchen bange wird vor den Errungenschaften der Zivilisation und wir uns manchmal mit Recht fragen, wie das eigentlich meitergehen foll. In krassem Aberglauben aber erklärten die chinesischen Kaiser, ohne einen Verein zu gründen ein ungeheures Bergwaldgebiet zum Heiligtum der Ahnen, als das Land Gefahr lief, überkultiviert und übervölfert

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3m Renaissance- Theater findet Sonnabend, abends 8 Uhr, die 25. Auf Der Berband der tonzerfierenden Künfiler Drutichlands bat an tell des verstorbenen Xaver Scharwenta Professor Siegfried Och zun Vorsitzenden seines Borstandes gewählt.

Die Detmolder Hochschule, die in der Striegszeit für Staats- und Wirt schaftswissenschaft errichtet wurde, ist, da der Lippefche Staat die jeinerzer von dem Fürsten Lippe- Detinolb gegebene Unterstützung nicht aufbringen wollte, endgültig geschlossen worden.