Nr. 63+ 42. Jahrgang

„ Mörder!"

Beilage des Vorwärts

In Württemberg murde er als Sohn eines reichen Gutsinspet. tors geboren. Bunte Jugend in Bensionat und Schule. 1916 Not­abitur, Kriegsfreiwilliger, Fahnenjunter. Kämpft in Rußland , fämpft im Besten, wird Offizier. Der Krieg ist zu Ende, das Studium foll fortgefeßt merden, nach Tübingen gehts, nach Stutt gart, donn öfters und öfters und immer häufiger

nehmungen, die der Untersuchungsrichter Dr. Busch in Berbindung mit dem Finanzamt leitet, find noch nicht abgeschloffen. Eine Ber. haftung hat bisher nicht stattgefunden.

Gegen den Bürgerblock und System Schlieben. Beamtenfundgebung in der Stadthalle.

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Am Donnerstag abend protestierte eine start besuchte Versamm Denn dort tritt fie" auf, im Kabarett, als Tänzerin. Und statt lung der Begirisarbeitsgemeinschaft sozialbemo in Tübingen das juristische Kolleg wird in Stuttgart die Technische tratischer Beamten und Lehrer Groß Berlins in Hochschule besucht. Was befriedigt, wenn das Tempo des Blutes der Stadthalle gegen den Bürgerblod und das System schneller ist als das der Zeit? Reißt sich los. In München in der Schlieben . Nach der Begrüßung durch den Genossen Liebtte Organisation C tätig. bis ihm über den rechtsputschistischen Schwindel ergriff das Wort Ministerpräsident a. D. Stelling zu dem die Augen aufgehen. Neun Monate in Mailand als Dolmetscher. Thema:" Der Bürgerblock und die Beamten". An einem Bende Will unter Kemal Bascha bei den türkischen Aufständen fämpfen, punkt der deutschen Politit sind wir heute angelangt," führte er aus, wird aber nach Bulgarien verschlagen und ist dant fabelhaften aber es scheint, als wenn der Kurs rüdwärts und nicht vorwärts Sprachtalents fieben Monate in Sofia als Chefforrespondent tätig. ginge. Was sind das für Leute, die uns regieren wollen? Herr Weiter, weiter, weiter! Konstatinopel, Smyrna, Athen , Neapel ! Neuhaus, der den Eid auf die Verfassung ablehnte, Herr Fremdenführer bei Coot , Reisebegleiter in ganz Italien . Sigt in Schiele, der 1919 auf die Frage nach seinem Lebensziel antwortete: Genua auf einmal ohne Geld, lernt einen schwedischen Kapitän Wiedererstehen eines sozialen Raisertums auf tennen und fährt mit dem nach Alexandria und Tunis . Drückt sich föderativer Grundlage Herr v. Schlieben, der sich zwischen Arabern henum, abenteuert sich nach England durch, wird 1918 totschießen wollte, weil er unter dem Gesindel" nicht glaubte abgeschoben nach Hoek van Holland und sißt eines Tages wieder dienen zu können. Herr Dr. Luther ist als Reichstanzler Vor­in Berlin. Hälts nicht aus, führt wieder Fremde in Rom , liebt in steher eines Kabinetts jener Kreise, die nur ein Interesse haben an Benedig, spielt in Monte- Carlo und hat Pech in Wien . Geld geht egoistischer Wirtschaftsführung und ihrer Begünstigung auch an den aus, tann im Hotel Imperial die Rechnung nicht bezahlen, soll wegen höchsten Reichsstellen. Die Beamten haben mit den Arbeitern und Bechprellerei verhaftet werden, prügelt sich mit dem Kriminal- Angestellten die Pflicht, dafür zu sorgen, daß uns eine längere fommissar, wird wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt zu Bürgerblockpolitik und damit die Rüdkehr zur Monarchie erspart Dier Monaten schweren Kerters verurteilt und dauernd Landes bleibt. Ein Standal sondergleichen ist es, daß fommunistische„ Ar verwiesen. beitervertreter" sich als die Steigbügelhalter der Reaktion im Reich und auch in Preußen erwiesen haben. Die Politik der Reaktion er reicht außenpolitisch Erschwerung der bereits angebahnten Ber­ständigungspolitik. Unter solchen Umständen mußten Stresemanns Worte, daß eine Gehaltsaufbesserung möglich ist, sobald die Finanzen des Reiches es erlauben, wie ein Hohn wirken. Notwendig ist daher die Zusammenfassung in einer großen gewerkschaftlichen Organisation und Kampf der Sozialdemokratischen Partei gegen Bürgerblod für Freiheit und Demokratie. Nur Einigkeit macht start.( Stürmischer Beifall.)

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Und Weihnachten 1924 sitzt der junge Mann abermals in Berlin , schlägt sich durch als Autowäscher hier und Motorschlosser dort, eines Lages wird er am Anhalter Bahnhof verhaftet. In dem Stu denten Gantner glaubt die Polizei den Luftmörder vom Arnswalder Blaz zu haben, faft eine Woche lang hält sie ihn fest, fragt hin, fragt her, rebet aus, redet ein:" Geſtehen Sies, gestehen Gies!" Und dieser Abenteurer ohne jedes Papier und mit mächtig viel Intelligenz wars doch nicht! Die Polizei erkundigt sich überall, die Angaben über die Vergangenheit werden bestätigt, der Alibi­beweis für die Mordnacht gelingt.

Und Gantner ist frei. Ist frei? Ja, wenn diese voreilige Berichterstattung der Bolizei nicht wäre! Wenn diese Sensations­preffe nicht wäre, die diese Geschichte vom Mord des herabgelom menen Stubenten" weidlich ausgeschlachtet hat. Von Tür zu Tür, Don Tor zu Tor läuft Gantner heute, will arbeiten und wird doch überall abgewiesen. Gantner? Gantner?? Nee, nee, is nich ( Vielleicht doch der Mörder, nicht wahr, Und dann ist er doch ein heruntergekommener Student.)" Alle großen Garagen hat Gantner nun schon abgelaufen umsonst, umsonst Berkommen wird er sicher nicht, das mertt man im längeren Gespräch, das die Augen nicht nur im Temperament, sondern auch in Ehrlichkeit, faft in Güte leuchten läßt. Aber in Deutschland wird er wohl nicht lange bleiben, denn ich habe nichts übrig für ein Land, in dem man durch eine leichtsinnige Berichterstattung der Bolizei ruiniert werden dann".

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Zehn Zollbeamte in Spritschiebungen verwickelt. Ihres Dienstes enthoben wurden 10 3ollbeamte im Zusammen hang mit den Spritfchiebungen Webers und anderer Schiebungen, die noch die Behörden beschäftigen. Es handelt sich um den Ober­infpettor von Tilly, die Inspektoren Wiesler und Reinide, zwei Sefretäre und vier Affiftenten. Die Suspendierten bestreiten jede strafbare Handlung. Es liegen aber fo viele Berdachtsmomente vor, daß fie vom Dienste suspendiert werden mußten. Die Ber­

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rialrat a. D. Faltenberg, der besonders auf die Dent Ueber das System Schlieben" sprach näher Ministe fchrift über die Beamten besoldung einging. Diese Dentschrift sei ein Dokument ärgfter Klasseneinstellung, denn sie stellt im Endergebnis fest, daß die unteren Beamten bereits erheblich stärker aufgebessert worden seien als die oberen. Ihre Wirkung ist somit, daß sie die Beamten untereinander, weiterhin aber auch die Beamten gegen die Arbeiter aufheßt, die vielgepriesene und heißersehnte Boltsgemeinschaft" wird durch sie gewiß nicht pro­pagiert. Sft fie doch auch der Meinung, daß den höheren Beamten Ausgleich für fehlende Orden und Titel geschaffen wer den muß, und daß bei ihnen man staune! mehr Sehnsucht nach Kultur" vorhanden ist. An einer Geldfacrepublit haben wir nicht das geringste Interesse. Für uns ist mit Engels die Republit der Vorläufer des Sozialismus", aber wir müssen dafür forgen, daß nun auch endlich einmal bei allen Republikanern das Betenntnis aus der Ertenntnis wächst. Die Sozial demokratische Partei tut, mas unter den heutigen Umständen möglich ist; ihre Anträge im Reichstag verlangen u. a. Aenderung der Be soldungsgefeßgebung, fofortige Aufhebung des Reichssperrgefeßes, beffere und anders orientierte Berücksichtigung der Bensionäre, Auf­hebung der Personalabbauverordnung, Regelung der Dienstzeit der Reichsbeamten bei grundfäßlicher Erhaltung des Achtstundentages. Nur in der Demokratie werden die Rechte des Beamten gewahrt, feine legten berechtigten Ziele wird er nur in der sozialistischen Ge­

Freitag, 6. Februar 19

sellschaftsordnung erreichen. Genosse Liedtke schloß die Versamm lung mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf die Renuh und die Sozialdemokratie.

Ein verdächtiger Todesfall.

Mord oder Selbstmord?

Die Frau des Tröblers Meinide aus der Tied str. 1 heute morgen um 8% Uhr in großer Aufregung nach der bes 3. Reviers in der Chauffeestraße und meldete, daß sie soe. ihren Mann in feinem Bette erschossen aufg. funden habe. Die Kriminalbeamten des Reviers eilten hin un fanden Meinide mit einer Schußwunde in der rechten Kopfseite in Tette liegen. Die Schußwaffe lag unter dem Bette.

Frau Meinide fprach von Gelbstmord, ließ aber merf würdiger Weise in der Aufregung die Bemertung fallen, daß man ihr das wohl nicht glauben werde. Der Befund veranlaßte die Revierpolizei, die Mordkommission zu benachrich tigen. Die Untersuchung der Kopfverlegung ergab, daß Meinide nach dem Gutachten Dr. Straßmanns wahrscheinlich nicht einen. sondern zwei Schüsse erhalten hat. Bolle Gewißheit darüber wird erst die Obduktion bringen tönnen. Meinide wohnte mit seiner Ehefrau Alwine, geb. Engelhardt, und vier Kindern im 4. Stpd in einer Wohnung, die aus einer Stube und Küche besteht. Das Ehepaar teilte diefe Räume mit drei Töchtern von 14 bis 18 Jahren und einem Ghne von 10 Jahren. Im Keller des Hauses betrieb Weinide einen Trödelladen. Er handelte mit alten Möbeln, Betten, Schuhen, die er auch selbst ausbesserte und allerlei anderen Sachen. Seine Frau trug Zeitungen aus, er selbst half zumeilen auch mit. Heute Morgen blieb Meinide, wie seine Frau sagt, zuhause und fam, fand fie, wie fie fagt, ihren Mann erschossen auf. Die Tochter im Bette liegen. Als die Frau vom Zeitungaustragen nach Hause, Else, die die ganze Zeit in der Küche und gar nicht in der Stube gewesen war, gab zunächst an, daß sie einen Schuß gehört habe. haben. Frau und Töchter werden augenblicklich von der Mar. Später jedoch widerrief sie das und will gar nichts vernommen tommiffion noch weiter vernommen.

,, Reichsverband deutscher Kaffenärzte."

Leipziger Berbandes, auf deffen Befehl ber Die Befreiung der deutschen Aerzteschaft aus den Fesseln des 2 erstestreit in den Jahren 1923/24 infsentert wurde, der, wie wir schon früher nachwiesen, viele Opfer unter den Waffen des Proletariats forderte, macht weitere Fortschritte. Nachdem das Reichsschiedsamt durch seinen Spruch vom 27. Januar 1925 die Monopolstellung der wirtschaftlichen Abteilung des Groß­Berliner Aerztebundes auf Behandlung aller Berliner Kassenpatien ten und den Organisationszwang der Kassenärzte im Leipziger Ver­band für das ganze Deutsche Reich aufhob, schlossen sich die auf dem Boden der organisierten freien Aerztewahl stehenden und für den Ausbau der Kaffenambulatorien eintretenden Aerzte im Reichs: verband deutscher Kaffenärzte, Gig Berlin , Alexan­brinenstraße 44, zusammen. Den Borstand bilden Dr. Julius Moses , M. d. R., Dr. von Raven, Regierungsrat, Dr. Hermann Beŋ1, M. d. 2.

Wohltätigtei'stonzert der vereinigten Mufifforps. Das nächite unb poraussichtlich letzte Bobltätigkeitslonzert der bereinigten Ruff­torps and Spielleute Berlins ( fieben Musikkorps) in bieſem interim 8irfus Busch unter Leitung des Armeemufitinspizienten, gefangbereins unter Zeitung feines Chormeisters, Brofessor Maz Professor Dslar adenberger, und des Erlichen Männer Stange, findet am 8. Februat, 11%, Uhr vormittags, ftatt.( Starten zum Breite von 1-3,50)

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