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Nr. 74+ 42. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Städtische Werke und kommunale Wohlfahrtspflege.

Lange Reden bei den Stadtverordneten.

der Borlagen betreffend die Zu umfangreichen Erörterungen führte dann die zweite Beratung

H

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Nachdem zu Beginn der geftrigen Stadtverordnetensigung berbeitsnachweismefens bzw. der Erwerbslosenfürsorge selbständige Borsteher Genosse Haß der Opfer des furchtbaren Grubenunglüds bei Leistungen aufweisen". Ferner foll nach dem Ausschußantrage ber Bochum gedacht hatte, verabschiedete die Versammlung endlich die Magiftrat ersucht werden, bezüglich der Beamten und Festangestellten, Dienstordnung für die Angestellten der Bezirks- und Facharbeits die als Prüfer, Ermittler und Arbeitsvermittler tätig sind, eine Aan­nachweise. Die Umstellung des Kapitals der Berliner Straßenbahn Tarifangestellten in der Eingruppierung nach der Dienstordnung für derung der Besoldungsordnung dahin vorzunehmen, daß sie den gesellschaft und des Grundkapitals der Gas-, Waffer- und Elektrizi bie Angestellten der Arbeitsnachweise gleichgestellt werden. Für tätswerke A.-G. rief eine große fommunalpolitische Debatte hervor. die Annahme dieser Ausschußvorschläge trat Genosse Flatau lebhaft Herr von Ennern von der Deutschen Bolkspartei ließ deutlich er- ein; feine letzten Bedenken räumte eine Erklärung des Stadtfynditus kennen, daß zwischen den Mitgliedern seiner Fraktion, die als Aus Lange beiseite. Auch die Kommunisten ließen durch Gehlmann ihre sichtsräte in den städtischen Gesellschaften sizen, und der Fraktion Zustimmung erklären. Dem Verlangen der Deutschnationalen, daß felbſt tiefgehende Meinungsverschiedenheiten bestehen. Die Aufsichts- es sich in Gruppe VII um Facharbeitsvermittler handeln solle, wurde räte müssen wohl oder übel in ihren Aemtern( wenigstens bis zu durch Annahme einer entsprechenden von ihnen beantragten Re­einem gewissen Grade) praktische Arbeit leisten, sehen sich dabei aber solution entgegengefummen; die Dienstordnung fand in der nun­der Opposition der Fraktion gegenüber. Bon Ennern forderte mit mehrigen Fassung eine große Mehrheit. einer geradezu unangenehmen Arroganz, daß Neuanschaffungen und ühnliches nicht von den Werken selbst, sondern aus dem Stadtsäccl oder noch lieber aus Anleihemitteln gemacht werden. Die Umstellung des Kapitals der Werte, Hereinnahme von Brivatkapital in die städtischen Betriebe ist das nämlich der Berliner Straßenbahn Betriebs G. Ziel der Volkspartei; erreicht man das auch nicht so ohne weiteres, täts- und Bafferwerfe- Aftien- Gesellschaften" und betref­m. b. H., der Berliner Städtische Gas, Elettrizi so müssen wenigstens alle Gelegenheiten herhalten, um den Werken fend die Goldmarkeröffnungsbilanz der Charlottenburger Wasser Schmierigkeiten zu bereiten. Von unserer Frattion fagte Genoffe merke- G. m. b. H. Das Kapital der Straßenbahn- G. m. b. 5. soll Reuter Herrn von Ennern, daß er danach strebe, die Ueberschüsse der auf 15, das der Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke- G. m. b. H. städtischen Betriebe dazu zu benutzen, um der Steuerscheu seiner auf je 15, 15 und 6 Millionen Goldmark festgesetzt werden. Der Partei entgegenzukommen. Die Debatte zeigte wieder einmal, daß Haushaltsausschuß hat die Herabsetzung des Kapitals der Straßen­nur die Sozialdemokraten entschieden, mit vollem Bewußtsein und bahn- 8. m. b. 5. auf 10 Millionen empfohlen; die Demokraten bis zu allen Konsequenzen für die städtischen Betriebe eintreten. beantragen, es bei 15 Millionen zu belassen. Der Führer der DBp. Dann wurde die am vorigen Donnerstag ausgesetzte Abstimmung über v. Eynern vertrat einen Antrag, der darauf hinauslief, das Kapital die Anträge der Deutschnationalen, die Berliner Brennstoffgesellschaft bei den Wassermerken um 3 Millionen zu fürzen. Er verwies diese bei der Straßenbahn, bei den Gas- und Elektrizitätswerfen um 8, betreffend, vorgenommen. Sodann wurde eine neue Sagung für die städtischen Betriebe auf Anleihen bzw. auf die Kämmereikasse. Auch städtische Wohlfahrtspflege beraten. Soweit die Debatte von der im Interesse der Konsumenten läge es letzten Endes, das Gesellschafts­Kommunistin Rosenthal bestritten wurde, kann eigentlich von einer fapital so niedrig wie möglich zu halten. Treffend erwiderte ihm der parlamentarischen Diskussion nicht gesprochen werden. Die Lavaflu: Kämmerer, daß diese Ausführungen heute lediglich theoretischen der Schimpfworte floß unaufhörlich auf die Stadtverordneten herleihen aufnehmen fönne, was zurzeit gar nicht oder nicht genügend Wert hätten; sie würden richtig sein, wenn die Stadt wieder An­nieder und ließ sich auch durch das Klingelzeichen des Vorstehers nicht durchführbar sei. Die Frage sei, in welchem Umfange für Erneuerun aufhalten. Das starke Redebedürfnis der Stadtverordneten führte gen Geld ausgegeben werden müsse; bei den Elektrizitätswerken jei fießlich zur Bertagung der Abstimmung über die Sagung. Im es in diesem Punkte besonders dringlich. Ob man das Kapital auf garzen eine Sigung, in der nicht gerade viel positive Arbeit geleistet 15, 10 oder 8 Millionen normiere, fei eine reine 3medmäßigkeits wurde. frage. Dem Konsumenteninteresse werde damit auch gedient, wenn man in diesem Punkte nicht so ängstlich sei. Michaelis( Dem.) mar fiftisch eingestellten Partei der Bersammlung eine so flammende Rede höchlichst erstaunt, von dem Vertreter der wohl am meisten tapita gegen die Vorteile einer tapitalistischen Wirtschaft zu hören. Den müßte soviel Betriebskapital gegeben werden, daß sie damit arbeiten von der Stadt doch nicht aus Uebernuut geschaffenen Gesellschaften und leben tönnen. Wünschen des Herrn v. Ennern sei heute nichts anzufangen. Mit den frommen, heute nicht realisierbaren Fabian( Dnat.) polemisterte gegen v. Ennen Stolt( Komm.), brachte nach den üblichen Ausfällen gegen die Sozialdemokratie ben Antrag ein, die sämtlichen Gesellschaften zum frühest möglichen Ter­min zu liquidieren und in städtische Regie zu übernehmen. Gen. Reuter rechnete mit den

Die geftrige Sigung der Stadtverordneten eröffnete der Bor­feher Genosse Haß mit einem Hinweis auf die furchtbare Ratastrophe, die die Zeche Minister Stein " betroffen hat. Nicht weniger als 144 Bergleute haben in Ausübung ihrer Arbeit den Tod gefunden. ( Buruf bei den Kommunisten: Ermordet vom Kapitalismus !) ef­betrübt stehen wir an der Bahre diefer Männer. Wir sind keine gefeßgebende Körperschaft, die für die Verhinderung fünftiger Un plüdsfälle etwas tun tann; wir tönnen nur den Angehörigen unser Beiled ausdrücken, die heute händeringend nach ihrem Ernährer fuchen. Als Stadtverordnete wollen wir ihnen diesen Ausdruck unserer Teilnahme mit dem Zufah übermittcin, daß es gelingen möge, recht viele der Eingeschlossenen noch lebend ans Tageslicht zu bringen. Die Bersammlung hörte die Worte des Vorstehers ftehend an.) Zur Beratung kam zunächst der wiederholt in die Ausschuß

prüfung verwiefene..

Entwurf einer Dienstordnung

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theoretischen Ausführungen des Herrn u. Ennern unter feinen Umständen so fundiert werden dürften, daß sie auf ab, die darauf hinausliefen, daß diese städtischen Unternehmungen eigenen Füßen fiehen könnten. Auch der letzte Pfennig ihrer Uebers schüsse folle dem Stadthaushalt dienstbar gemacht werden, damit man für die Angestellten der Bezirksarbeitsnachweise und der auf diesem Wege unangenehme Steuervorlagen vermeiden tonne. Das Fachabteilungen des Landesarbeitsamtes. Nach noch fet das eigentliche Ziel des Borstoßes der DVp. In Wirklichkeit denke maliger gründlicher Berhandlung hat sich die große Ausschußmehrheit Herr v. Ennern, wenn er auch das Konsumenteninteresse mit heran­den Borschlägen unserer Genossen insoweit angeschlossen, als statt ziehe, gar nicht an Tarifermäßigungen. Denn hohe Tarife bedeuteten Des dehnbaren Ausdrucks in Stellen von besonderer Bedeutung" in weniger an Steuerzahlung. Um Anleihen aufzunehmen, müsse Der Ergänzung des Gruppenplans für die Einreihung der nicht- man die Möglichkeit dazu haben und dazu die Sicherheit, daß nicht ständigen Angestellten in Vergütungsgruppe VI gefagt werden soll Berzinsung und Amortisation teurer zu stehen kommen als die Be­Prüfer und Ermittler mit gründlichen Fachkenntnissen und selbstreitung der Erneuerungen aus laufenden Einnahmen. Zu einem fiändigen Ermittlerleistungen", und in Bergütungsgruppe VII Er gewissen Teile werde man ja um Anleihen nicht herumkommen, aber pedienten der Erwerbslosenfürsorge und Arbeitsvermittler, die neben man habe teinen Anlaß, die Belastung von 2% Milliarden unnüg gründlichen vielseitigen Fachkenntnissen auf dem Gebiete des Ar- zu vermehren, sondern solle sich lieber mit den verfügbaren Mitteln

Der Apfel der Elisabeth Hoff. Freund.

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Bon Wilhelm Hegeler .

Aber eines Tages zerbrach die Bergangenheit diese Riegel, und die wohlverwahrten Erinnerungen stürmten hinaus. Nein, nicht stürmisch famen fie, still, beinah lautlos tasteten sie eisig an Elisabeths Herz und hielten eine kurze Spanne seinen Schlag auf. Es war, als menn am hellichten Tage, draußen jauchzten die Kinder, der Kirschbaum streute feine weißen Blütenblätter durchs offene Fenster, die Sonne blizte auf Messing und Silber, in den feinen japanischen Tassen rauchte der Tee, und die beiden Elisabeth wie ihr Gast, blidten lächelnd in ein Zeitungsblatt... es war, als wenn in des Lebens lächelndſtem Augenblid ein Toter einträte, ein längst Berschollener, und mit drohendem Blid Elisabeth zwänge, seine und Rysecs Hand mit der ihren zu einem Schicksalsring zu ver­einigen. Der mirkliche Vorgang aber war ganz harmloser

Natur.

Zufällig hatte Ryjed außer einigen Berliner Blättern auch die Nummer einer Zeitung seines Heimatstädtchens aus der Tasche gezogen. Vergnügt lasen die beiden die Annoncen barin und fanden alte bekannte Namen wieder. Da stieß ihr Bid unten auf der Seite auf einen Namen: Erich Schmundt, genannt von Hellborn , Privatförster in Ruprechtsau. Es handelte sich um eine Holzangelegenheit. Ryseds Finger glitt zuerst darauf und zuckte zurück. Ihrer beider Augen freuzten fich und gingen, als fennten sie sich nicht, still aneinander vor­bei, und jeder stellte fest, daß der andere nicht gewagt hatte, dem Blid standzuhalten.

Ryfed ergriff eine andere Zeitung und sagte nach einem Räufpern: Ich muß doch mal sehen, was heute abend ge­geben wird.

Nach einigen Augenbliden faltete er die Zeitung wieder zufammen: Ich kann nichts Gescheites finden."

" Ich kann ohnehin heute abend nicht ausgehen. Mein Mann will mir etwas dittieren."

fann."

Kann er sich dazu nicht eine Tippmamfell nehmen?" Warum? Jh bin ja froh, wenn ich ihm helfen fann." Ich Eine schöne Hilfe, die jede untergeordnete Person feisten " Das wissen Sie ja nicht. Sie sollten meinem Mann lieber dankbar sein, daß er mir erlaubt, ihn so oft allein zu laffen." Ich bin ihm auch dankbar. Ich bewundere ihn geradezu."

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Mas heißt bas?" fragte sie greizt.

mit einem

Ich ließe Sie nicht so oft allein ausgehen Lieber Herr Ryfed, mein Mann fennt mich. Aber Sie fennen mich offenbar recht wenig."

einen anderen kennen? Noch dazu eine Frau." Rennen! Man fennt sich ja selbst nicht. Wie sollte man

leztenmal mit Ihnen ausgegangen sein. Sie dürfen meine Wenn Sie in diesem Ton fortfahren, werde ich wohl zum Freundschaft nicht auf eine zu harte Probe stellen."

-Soll das eine Verabschiedung sein?"

Nun feien Sie mal vernünftig und fassen den ungebärdigen " Was es sein soll, hängt ganz von Ihrem Benehmen ab. Jungen tüchtig bei den Ohren."

will's auch nicht mehr. So lange man neben Ihnen hertrabt Ich kann nicht!" erwiderte er plöglich ausbrechend. Ich wie ein getreuer Pudel, ist alles schön und gut. Aber ich bin feine Hundenatur. Auch meine Freundschaft darf man nicht auf eine zu harte Probe stellen."

Wände in Elisabeths Herz. Aber dann faßte sie sich wieder Angst, Traurigkeit rannen plöglich wie durch zersprungene und streckte ihm mit einem Lächeln die Hand entgegen.

" Hören Sie ich habe meinen Mann, den ich lieb habe, ich habe meine Kinder, und doch fühle ich mich nicht reich genug, daß der Verlust unserer Freundschaft mir nicht weh täte. Und Sie sind Sie mit menschlichen Beziehungen so reich ge­fegnet, um unser: Freundschaft leichtsinnig aufs Spiel zu jegen?"

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Es gibt keine Freundschaft zwischen Mann und Frau! Ich bin gestern die halbe Nacht durch den Tiergarten gelaufen. Die Bäume rauschten. Die Kastanienbäume erinnern Sie sich an unsere Raftonienbäume?- hoben ihre weißen Blüten wie Liebesfadeln aus dem Dunkel. Neben dem Mond stand jener einsame große Stern. Die Luft war so weich, so meich... wie damals! Erinnern Sie sich, Elisabeth?"

" Ich erinnere mich nicht," versetzte sie hart. Für mich gibt's teine Vergangenheit."

" D wirklich? Welch eine Blasphemie! Ich sage Ihnen, es gibt nichts als Bergangenheit und Zukunft. Die beiden find perfettet durch ein unlösbares Band. Was ist die Zeit? Das Maß unseres Gefühls. Ein Jahr, zehn Jahre bedeuten nichts -bedeuten gestern, wenn unser Gefühl es so will. Elisabeth Das alles mag sein. Aber ich ich will nicht. Ich will an die Vergangenheit nicht erinnert sein, verstehen Sie! Ich will nicht!"

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Er atmete tief, als föge er wollüftig diese in Erregung bebende Stimme in fich ein. Die Leidenschaft hatte alle

Freitag, 13. Februar 1925

einrichten. Jedenfalls sei der jetzige Moment der allerungeeignetste zu einem derartigen Borgehen, wie es der DBp. beliebe, denn man habe aus den a normalen Verhältnissen der Gegenwart die Kou­jequenzen zu ziehen. So inapp dürfe man die Gesellschaften nicht halten, daß ihnen die wirtschaftliche Bewegungsfreiheit ganz genom men wird.( Beifall.) In der Abstimmung fiel der Antrag Stolt- Dörr gegen die Stimmen der Kommunisten; auch die Anträge der DBp., für welche auch die Kommunisten stimmten, erlangten mur eine schwache Minderheit, ebenso der Antrag der Demokraten, die Stra Benbahn- G. m. b. H. betreffend. Das Kapital für diese wurde auf 10, Millionen Boldmark festgesetzt. Die aus der vorigen Gizung rück. das der Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke- 2.- G. auf 15, 15 und 6 ständigen Abstimmungen zum Antrage der Deutschnationalen megen Antrag, ihr sofort die Befugnis zum Vertrieb an Brivate zu end­der Berliner Brennstoff- Gesellschaft hatten folgendes Ergebnis: Der ziehen, fiel mit 111 gegen 91 Stimmen; mit noch größerer Mehr­heit wurde der zweite Antrag abgelehnt, der verlangte, daß unver­züglich nachgeprüft werden sollte, ob die Notwendigkeit des Fort­bestehens der Einrichtung überhaupt noch gegeben sei. Hierauf trat die Bersammlung in die zweite Beratung der

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neuen Sagung für die Wohlfahrtspflege der Stadt Berlin . Den Hauptstreitpunkt bildete die Zusammensetzung der zentralen Wohlfahrtsdeputation, die nach dem Willen der Ausschußmehrheit aus 3 Magistratsmitgliedern, 2 Bezirksamtsmitgliedern, 17 Stadt­verordneten und 7 Bürgerdeputierten bestehen joll, von denen sechs follen. Nach der Magistratsvorlage sollten diese sechs vom Magistrat Bertreter der Organiaftionen der freien Wohlfahrtspflege fein gewählt werden; nach dem Ausschußdorfchlag würden sie von der Bersammlung zu wählen fein. Mit größter Lebhaftigkeit setzte fich Dr. Saltzgeber( 3.) für die Beseitigung des letzteren Ausschußvor schlags ein, ebenso Dr. Kund von der DVP.; Frau Rosenthal( kom.) verwarf die ganze freie Wohlfahrtspflege. Genossin Todenhagen hielt dafür, daß auch die Berbände der freien Wohlfahrtspflege troßz Dr. Salzgeber politisch orientiert sind; fie trieben in gewisser Be siehung jogar bewußt Politik. Diese Berbände könnten ruhig mis­lung kommen und diese nach dem Berhältniswahlsystem die Wahl arbeiten, aber die bezüglichen Vorschläge müßten an die Versamm vollziehen. Uebrigens fönne von einer freien Wohlfahrtspflege faum noch gesprochen werden; die Kinderhorte und Kindergärten dieser Verbände wären ohne die städtische Subvention längst nicht mehr. Merten( Dem.): Die Demokraten stimmen für den Ausschuß hauptet, daß in der Zentralarbeitsgemeinschaft durchaus fachlich und und lehnen alle Amendements ab. Bürgermeister Dr. Scholt be­ohne Bolitif gearbeitet werde. Genojjin Todenhagen verharrte auch dem Bürgermeister gegenüber dabei, daß auch in den Organisationen der freien Wohlfahrtspflege politische Einflüsse wirksam seien; bei der Beratung des Jungendwohlfahrtsgesezes habe man das nur zu deutlich gemerkt. Nachdem auch noch die Wirtschaftspartei durd Müller- Franten ihre Gegnerschaft gegen den sozialdemokratischen pflege hatte erklären lassen, war diese annähernd zweistündige Standpunkt bezüglich der Wahl der Bertreter der freien Wohlfahrts­Debatte um 10 Uhr endlich zum Abschluß gelangt. Die Abstim mung wurde auf die nächste Sigung verschoben. Nach Erledigung einer Anzahl weiterer Vorlagen trat um 10 Uhr der Schluß der Sigung ein.

Wie kam es!

Selbstmord, Unglüdsfall oder Berbrechen?

Ein unaufgeklärter Todesfall beschäftigt schon wieder die Kri­minalpolizei. Auf dem Grundstück Schönhauser Alee 6/7, einem großen Judustriegrundstück, wurde Donnerstagmorgen um 8 1hr Wohnung im Erdgeschoß des zweiten Quergebäudes erschossen vor die 45 Jahre alte Björtnerfrau Martha 3iomba in ihrer ihrem Manne aufgefunden.

Der Pförtner Ziomba verließ um 7% 11hr die Wohnung, um die Heizung des Grundstückes zu besorgen. Seine Frau blieb noch zurüd. Um 8 Uhr tam der Nachtwächter nach der Pförtnerwoh­nung, um nach Beendigung seines Dienstes dort die Waffen abzuliefern. Er übergab Frau Ziemba die Pistole im Futte ral. Die Waffe wird stets in der Bförtnerwohnung an einer be­stimmten Stelle aufgehängt und abends dem Wächter wieder aus­nach 8 Uhr, fam Ziomba in die Wohnung zurück und fand seine Frau gehändigt. Bald nach dem Beggang des Wächters, 10 Minuten in der Küche neben dem Tisch in einer großen Blutlache ausgestreckt cuf dem Rüden tat daliegen. Sie hatte eine Verlegung am Kopfe. Ein Arzt der Rettungswache erkannte die Kopfverlegung als eine

Schatten seiner Züge vertieft, das ganze Blut schien aus dem blassen Gesicht in die Lippen zusammengeströmt. Seine Hal­tung war die eines hingebenden Glüdes und verriet doch lauernde Gespanntheit, und das funkelnde Schwarz seiner Augen strahlte eine wilde Herausforderung aus.

" Sagen Sie noch einmal: ich will nicht!" flüsterte er. Warum?"

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Es flingt so berauschend. Es gibt keinen füßeren Kampf­ruf als dies: Ich will nicht! einer Frau"

Als hätte eine plumpe Hand alle lieblichen Bilder der Zu Elisabeth. Aber rasch blickte sie wieder auf und fah Rysec funft ausgelöscht, wurde es einen Augenblick dunkel in gelaffen an:

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mich. Sprechen Sie von der Vergangenheit! Also, wenn Sie nicht anders wollen, dann erinnern Sie Ich höre." Sie haben eine Art.. murmelte er. ,, Wie denn? Ich sage Ihnen, daß ich nicht erinnert sein möchte. Das faisen Sie als eine Lodung auf. Ich tue Ihnen den Willen. Nun scheinen Sie beleidigt. Ist es nicht jo?" ,, Wahr ! Wahr! Aber eine Frau lügt nie abgründischer als wenn sie die Wahrheit sagt."

Rönnte ich ihm sagen, daß ich ihm alles Glück, alle Liebe... Könnte ich ihm doch die Wahrheit jagen! durchfuhr es sie. meiner Schwester wünsche. Und sie suchte nach flug und zart andeutenden Worten.

Währenddem hing sein Blick an dem unier den letzten Löckchen halb beschatteten Stückchen ihres Haffes, an der meichen Rundung ihrer Wangen. Es war noch etwas anderes als Begierde, was dieser Anblick erregte. Es war die Vor­ftellung einer unfagbar füßen, einer fast unentdeckten Un­schuld, die in ihm erweckt wurde und die das Gefühl seiner eigenen Berriffenheit noch steigerte. Aber unbewußt gegen diese Empfindung fich wehrend, erhob er die alte Anklage gegen sie, pochte auf das Recht des unbefriedigten Gläu­bigers, in dieser Verwechslung des herrischen Mannes, der in seinem leidenschaftlichen Verlangen zugleich fein Recht sieht.

es.

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,, Die Bergangenheit scheint sich doch nicht wegestamo­tieren zu lassen, Frau Hoff. Wir werden wohl von ihr sprechen müssen. Ob wir wollen oder nicht. Die Vergangenheit will Gestern war alles mit so unsinniger Gewalt wieder lebendig in mir. Und heute- eben stoßen mir auf ihn, den dritten im Bunde. Zufall fagen Sie. dritten im Bunde. Zufall fagen Sie. Aber der Zufall ist eine Karte. die manchmal entscheidet. Sprechen wir von ihm! Hellborn- Schmundt, wie er sich jetzt wieder zu nennen scheint. Haben Sie je wieder von ihm gehört?"

( Fortsetzung folgt.)