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Abendausgabe

Nr. 81 42. Jahrgang Ausgabe B Nr. 40

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Vorwärts

Berliner Dolksblatt

5 Pfennig

Dienstag

17. Februar 1925

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Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Die Beisetzung der Grubenopfer.

Trauerkundgebung im Ruhrgebiet .

Dortmund , 17. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Am| beginnt die feierliche Andacht. Von allen Kirchen der Stadt läuten

heutigen Dienstag, an dem die geborgenen Opfer der Katastrophe auf Zeche Miniffer Stein" beigefeht werden, sind die staatlichen und fommunalen Gebäude des Kohlenreviers halbmast ge­flaggt. Als Bertreter des preußischen Staatsministeriums nehmen Hand Isminister Stering und Wohlfahrtsminister Hirtfiefer an der Belfegung teil. Noch immer sind nicht alle Tote geborgen, 5. Celchen werden noch vermißt. 130 Rettungsmana­schaften find in Ablösungsschichten ununterbrochen damit beschäftigt, die Aufräumungsarbeiten fort und zu Ende zu führen und zu den Ichten Opfern vorzudringen.

Dortmund , 17. Februar.( Eigener Bericht.) Bei der heutigen Leichenfeier für die Opfer des Unglücs auf Zeche Minister Stein " maren der Reichspräsident und die Reichsregierung durch Staatssekretär Dr. Geib vertreten, der gegenwärtig an Stelle des erkrankten Ministers Dr. Brauns das Reichsarbeitsministerium leitet. Reichspräsident Ebert, der auf die erste Nachricht von dem Unglück hin telegraphisch seine herzliche Anteilnahme ausgesprochen und gleichzeitig 50 000 m. zur Linderung der ersten Not gespendet hatte, und die Reichsregierung hatten Kränze gesandt. Reichs­fanzler Dr. Luther hatte zu seiner persönlichen Vertretung seinen Staatssekretär Dr. Kempner entsandt.

Dortmund , 17. Februar.( TU.) Schon in den frühen Morgen­Stunden lommen in Dortmund Abordnungen aus dem ganzen Ruhrgebiet an. Abordnungen der Berke, der Organisationen, ber Knappen- und Arbeitervereine. Nach den ersten Sonnenstrahlen bezieht sich der Himmel. Ueberall Fahnen auf Halbmast, hier und da mit mehendem Trauerflor. Auf dem Förderturm in Eving meht in trauriger Schwere die schwarze Zechenfahne. Girlanden aus Tannenreisig tragen über dem Eingang brennende Grubenlampen. In der neuen Waschfaue stehen in vier langen Reihen 95 Särge, überschüttet mit Blumen und Kränzen. Bäter liegen hier neben ihren Söhnen, Freunde neben Freunden, Kameraden neben Kameraden. An den Wänden hängen ihre Grubenlampen. Bier Särge lauten auf den Namen Becker, drei dieser Toten waren verheiratet. Außerdem ist der einzige unverheiratete Bruder dem Unglück zum Opfer gefallen. Einer der Rettungsleute, die die Toten­mache halten, erzählt, daß zwei Söhne dieser Familie im Kriege ge­fallen sind, und daß der alte Bater seinen Jungen nun gestern nach gefolgt sei, als ein Herzschlag ihn von seinem Leid erlöste. Bor den Särgen zeigen die Widmungsschleifen der Kränze die Anteilnahme bes ganzen Ruhrgebietes, des ganzen Landes. Kränze der Etädte, ber Gemeinden, der Berbände, der industriellen Werke und führen der Persönlichkeiten, daneben der Reichs- und der staatlichen Behör ben. Langsam sammeln sich die Angehörigen, um ihren Toten den legten Gruß zu bringen und noch einmal bei ihnen zu verweilen. Auf der Straße vor den Zechen sammeln sich die Bereine und

Berbände zum gemeinsamen Zuge zum 3entralfriedhof,

mo die Gedächtnisfeier stattfindet. Gegen 10 Uhr stellen fich auf dem Borplag des neuen Zentralfriedhofsgebäudes die ersten gejdloffenen Züge der Leibtragenden ein, Berbände mit ihren Fahnen, Gesang­rereine, Knappen mit ihren Abordnungen. in ihren alten schwarzen Trachten, nehmen im Vorhof Aufstellung. Kränze und Blumen in wachsender Fülle auch hier. Dann geht plöglich eine Bewegung durch die Menge. Bier der geretteten Bergleute, teils noch mit verbundenen Wunden, betreten, gestützt von barmherzigen Brüdern, den Hof. As fich um 11 Uhr der meite hof gefüllt hat,

Die Arenbergs und Belgien . Deutsche Fürften und belgische Patrioten. Brüssel , 17. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Bor dem Brüffeler Appellationsgericht begann am Montag der Prozeß mehrerer Mit­glieder der Familie des Fürsten Arenberg gegen den belgischen Staat wegen Beschlagnahme ihres Eigentums an Domänen, Grund­Stücken und Häusern, das auf viele Millionen beziffert wird. Das Familienhaupt, Fürst Engelbert Arenberg, hatte zuerst gleichfalls einen Brozeß angeftrengt, mit der Begründung, daß er, objjon deutscher Staatsbürger, Belgien vor und während des Krieges wertvolle Dienste geleistet habe. Er hat aber schließlich auf die Durchführung des Prozesses verzichtet. Hingegen behaupten die fibrigen Familienmitglieder, Belgier zu sein. Der ihnen einige Jahre Dor dem Krieg von Wilhelm II. verliehene reichsunmittelbare Adel Pönne sie rechtlich nicht binden. Der Verteidiger, der frühere fatholische Minifter Renfin, rühmte gleich am ersten Tage die Berdienste der Familie um die Sache der Alliierten während des Krieges.

Kontrollbericht und Räumungsfrage.

Im Unterhaus bestürmten gestern Montag Arbeiterparteiler und Liberale die Regierung mit Fragen über die Veröffentlichung bes Rontrollberichts, seine Berzögerung und die Räumung Kölns. ble Die Regierung berief sich lediglich auf ihre schon befannten Er­flärungen in der Throntede und im Notenwechsel mit Deutschland ; alle weitergehenden Auskünfte wurden für jegt abgelehnt. Auf eine age, wann weitere Berhandlungen mit der deut­hen Regierung, wie sie in der Note der Alliierten angefün. bigt feien, gepflogen worden würden, erflärte Premierminister Baldwin, es werde Sache der deutschen Regierung sein, die Berstöße, worauf ihre Aufmerksamkeit gelenkt worden sei, wie her gut zu machen, damit die Bedingungen, von denen die Räumung nach den Versailler Bestimmungen abhänge, erfüllt würden und die Räumung stattfinden tonna Wedgwood Benn fragte, ob Baldwin In der Aufrechterhaltung der Befaßungslaften und der Fort führung ber Belegung der Kölner Sone nicht eine Behällig. teit erblide. Balbmin erwiderte, bapon tänne teine Rede fein

die Glocken.

In der gewaltigen Trauergemeinde sind auch Abordnungen aus Jtalien, Ungarn , Desterreich, der Tschecho­flowakei und Frankreich ,

das durch die Bertretung von Courrrieres Anteilnahme bezeigt. Man zählt über 200 Fahnen der Bereine und Berbände. Unter dem feier lichen Geläut der Gloden spricht zunächst Bischof Dr. Schneider Paderborn . Er gedenkt des schweren Schicksals der Dahingefchiede nen und der Bäter und Mütter, der Witwen und Waisen, der Brüder und Schwestern. Möge es mit Gottes Hilfe der menschlichen Wissen­Maß herabzumindern. Die toten Knappen rufen uns zu: Seid schaft und Technik bald gelingen, die Unfallgefahren auf das geringste pflichttreu gegen Gott, pflichttreu gegen das Vaterland, pflichttreu gegen die Familie und pflichttreu gegen alle Mitmenschen durch einiges Zusammenarbeiten, Zusammenopfern und Zusammenleben. Für die evangelische Kirche Sprach Generalsuperintendent 3oellner- Münster. auch er sprach von der tiefen Erschütterung, die alle Zeugen dieses Unglücks bewegt und schloß mit einer Gemein­schaft des Gebetes, um Trost und Kraft aus der Höhe für die zer­tissenen und verwundeten Herzen zu erflehen.

Staatssekretär Dr Geib spricht folgende Worte:

Als des Herrn Reichspräsidenten und der Reichsregierung Ber treter fomme ich zu dieser Stätte der Trauer. Wieder einmal ist tief unten im Dunkel der Grube durch einen Ausbruch jener unerbittlichen Naturgewalten, deren der Mensch trotz allen Bemühens noch immer nicht Herr werden tann, eine erschütternd große Zahl waderer Berg­achtung der getreuen Retter und Helfer haben leider nur ganz wenige leute dahingerafft worden. Troß der Opferfreudigkeit und Todesver­lebend dem Lichte zurückgegeben werden fönnen. Im Innersten er­schüttert stehen wir vor den Särgen, voller Trauer um sie, deren Leben so früh enden mußte, voll wärmsten Mitgefühls mit den Hin­terbliebenen und den Berletzten. Was irgend getan werden kann, um ihr Leid zu lindern, sie vor Not zu bewahren, foll und wird geschehen. Schwer und ernst ist des Bergmanns Be­ruf, von Gefahren umdroht wie fein anderer. Dennoch fährt er jeden Morgen von neuem wieber ein; er weiß: Seine Arbeit ist Lebens­notwendigkeit für unser Bolt. Ergriffen und voll tiefer Achtung neigen wir unser Haupt: Ihr, die ihr jegt im Tode ruht, standet im Bewußtsein des Schicksals, das euch täglich ereilen konnte, in eurer ernsten, harten Arbeit, ihr fielt in treuer Bflichterfüllung im Dienste eures Bolles, eures Landes. Mit den Kränzen, die ich im Auftrage des Herrn Reichspräsidenten und der Reichsregierung überbringe, ehrt das ganze deutsche Bolt in bewegtem Anteil und dankbarem Ge­denken Euer Wirten, euer Sterben!"

firchener Bergwerfs- A.- G. widmete Direktor Sa lo monsohn den Im Namen des Aufsichtsrates und des Vorstandes der Gelsen hingeschiedenen Bergknappen einen warm empfundenen Nachruf.

Als Bertreter der preußischen Staatsregierung betonte Handels­minifter Siering: es werde die Aufgabe der preußischen Staats­regierung fein, dafür Sorge zu tragen, daß von den unglücklichen habe die Aufgabe, mit dafür zu forgen, daß solche Katastrophen fünf­tig gemildert werden.

Für die Stadt Dortmund ehrte Oberbürgermeister Dr. Eich hoff die Toten Die Hinterbliebenen zu tröften und zu stüßen, ist uns ein Herzensbedürfnis. Wir fühlen mit ihnen, und mit uns beauftragt haben, die Hinterbliebenen ihrer herzlichsten Anteilnahme trauern zahllose andere Gemeinden im deutschen Vaterlande, die mich zu versichern. Wir werden sie nicht vergessen, wir werden sie nicht verlassen. Das Unglüd eint. Nicht Haß, nicht Bitterfeit darf herr. fchen, fiegen muß die Liebe.

Britischer Industrieschuh.

Der Antrag Macdonald abgelehnt. London , 17. Februar. ( WTB.) Im Unterhaus sprach Mac­donald in Begründung des Abänderungsantrags der Arbeiter­partei zum Industrieschußgefeß sein Bedauern darüber aus, daß er bie Debatte über diese Frage eröffnen müsse, ohne daß eine e= gierungserklärung dazu vorliege, und stellte die Frage, wes­halb die Borlage dem Haus bisher noch nicht unterbreitet worden sei. Es handle sich um eine vorsichtige Einleitung eines Schutz 3011's und eine sehr wichtige politische Schwenkung. Der wirt­liche Grund, weshalb teine Vorlage eingebracht werden jolle und nur ein Weißbuch unterbreitet worden sei, sei, daß das Weißbuch eine Gelegenheit für den Beginn einer Politik biete, die eine reine Schuzzollpolitit sei. Macdonald fragte, welche Lage gemäß den Regierungsvorschlägen eintreten würde, wenn eine Schwankung in der deutschen Währung stattfinden oder die deutschen Wechsel­furse wieder stürzen sollten. Premierminister Baldwin antwortete, die Konservativen hätten in ihrem Programm besondere Aus­drücke über den Industriejchutz gebraucht und ausdrücklich erflärt, daß sie einen Schutzoll nicht einführen werden. Sie beabsichtigten ihr Versprechen dem Buchstaben und dem Ginn nach auszufuhren; das augenblicklich angewandte Verfahren bezwecke dies. Simon ( liberal) erklärte, Baldwin fel wie viele feiner Kollegen ein Schuh zöllner; sein Blan öffne die Tür für eine endlose Reihe von Steuern, die zufammengenommen nichts mehr und nichts weniger als ein allgemeiner Zarif felen. Alles hänge davon ab, wer in dem Ausschuß size, ber die Frage zu entscheiden habe; dem Unterhaus ftehe eine Kontrolle über den Ausschuß nicht zu.

Lloyd George ( liberal) sagte, niemand wisse, was diese Bor. fchläge eigentlich bedeuteten. Angeblich sollten sie nur auf anormale Verhältnisse Anwendung finden. Wie aber wolle man folche Ber­hältnisse beurteilen? Golle das Jahr 1913 zum Bergieich heran­gezogen werden? Gerade jetzt, wo sich der Handel allmählich er= hole, fchaffe die Regierung ein neues Clement der Ungewiß heit Vor dem Kriege sei der deutsche Wettbewerb gewesen. Augen­bildlich aber importiere Deutschland bis ¼ beffen nach England,

mas vor dem Krieg.

Schließlich wurde der Antrag Macdonald mit 335 gegen 146 Stinumen abgelehnt

Die mißlungene Verteidigung.

Vernichtendes Urteil der Presse über die Ruhrdenkschrift. Bas lange währt, wird nicht immer gut."( Ger mania" zur Ruhrdenkschrift.)

Die Ruhrdenkschrift der Reichsregierung ist ein Doku­ment des mangelnden Willens zur Aufklärung. Sie ist aber auch ein Dokument der Unfähigteit. Das flingt in der Kritik der gesamten Presse durch. Schonungslos zer­pflückt die Presse der Linken die dürftigen Scheinargumente, die Zahlenbuketts der Regierungsdenkschrift. Kurz, ohne Ueberzeugung, ohne Kraft registriert die Presse der Regio rungsparteien das Erscheinen der Denkschrift und druckt nichts­sagende Partien daraus ab. Selbst die bezahlte Preffe der Interessenten, der Abnehmer der 700 Millionen, muß sich mit war langen, aber nichtssagenden Redensarten begnügen, Eine schlechte Sache, eine faule Sache! Unrecht, gepaart mit Unfähigkeit. 700 millionen haben die Luther und Strese mann der Schwerindustrie zugeschanzt, und nun haben sic nicht einmal die Fähigkeit, Argumente zu finden, die wenigstens auf den Laien einen ersten Eindruck machen könnten! Blump und grob, wie die Bereicherung der Schwerindustrie auf Kosten des Volkes, ist diese Verteidigung.

Wenn die Regierung ehrlich gegen sich selbst ist, muß sie fich selbst gestehen, daß das Gesamturteil über die Dent schrift, das sich aus den Angriffen der einen, der betrete nen Zurückhaltung der anderen ergibt, vernichtend ist. In bewußt scharfer Zuspigung wird dies Urteil in der Ger­ mania " zusammengefaßt in folgender Erklärung:

Läßt sich rechtlich, staatsrechtlich und etatrecht. lich vertreten, wie die Regierung diefe Entschädigungen gewährt

hat? Diese Frage muß man auch nach eifrigem Studium der Denk­

schrift verneinen."

Die politischen Argumente der Denkschrift werden von der Presse der Linfen der Regierung völlig aus der Hand ge schlagen. Die Regierung beruft sich darauf, daß das Rhein­land nicht Reparationsprovinz werden durfte. But, aber rechtfertigt das die Berlegung des Etatsrechts des Reichstages? 3ft diese Berlegung gerechtfertigt mit der nachträglichen Er. flärung, man werde Indemnität fordern? Ueberhaupt diese Absicht, um Indemnität einzukommen! Wann wollte man dies tun? Etwa bei der Erledigung der Haushaltsrechnung im nächsten Jahre oder noch später? Seit wann besteht dieſe Absicht? Die Bofitit der Hintergehung des Reichs= tags durch die Regierung läßt jeben Berdacht zu Diese Verheimlichungspolitik wird von der Bossischen 3eitung" angegriffen:

Es ist der Regierung offenbar nicht leicht geworden, das seit Jahren angesammelte Material über die Bergütung der Ruhrschäden der Deffentlichkeit zur Kenntnis zu bringen. Sie hat es darauf ankommen lassen, daß im Haushaltsausschuß der

Bosten entdeckt wurde, und dann hat es noch Wochen ge­

Das Geheimverfahren begründet fie damit, daß die Micum ihre For

derungen erhöht haben würde, wenn bekannt gewesen wäre, dah die Micum- Lasten in Wahrheit vom Reich und nicht von der In­duftrie getragen würden.

Es mag sein, daß diese Befürchtung nicht ganz unbegründet war, Schwerindustrie zugeftoffen sind, verfügt wurde, doch immerhin aleichwohl hätte man, ehe über die gewaltigen Gummen die der einem breiteren Kreis der deutschen maßgebenden Etellen Kenntnis geben tönnen. So z. B. dem Kontrollausschuh des Reichstages. Nach dem Londoner Abkommen lag schon gar feinfachlicher Grund mehr zur Geheimnis tuerei vor. Barum schwieg damals die Regierung weiter, marum ließen die Haushaltspläne des Finanzministers nicht erfennen, welche Transaktionen im Gange waren? Warum schließlich hat man als über Kopf. am 20. Dezem ber 1924 die immer noch recht beträchtliche Summe Don 222 Millionen zur Auszahlung gebracht?"

Auf diese Fragen und Anklagen gibt es feine Verteidi­gung. gung. Die Regierung müßte höchstens erffären, daß die Deffentlichkeit den Interessen der raubgierigen Entschädigungs­nehmer abträglich gewesen wäre.

Ein anderes Argument der Denkschrift ist die Behauptung, daß es sich in allen Fällen nur um den Ersaz von Re parationslieferungen durch das Reich handele- eine Beweisführung, die man schon in der gekauften Presse des Herrn Hugenberg, national" aufgemacht, lesen fonnte. mit dieser Argumentation rechnet die Germania " ab:

Die Regierung gründet ihr Borgehen auf die Konstruktion, daß es sich in allen Fällen um Reparationslieferungen handelte, die dem Reiche nach dem Versailler Vertrag auferlegt waren. Sie macht sich hierbei also eine Beweisführung zu eigen, mit der Frankreich feinen Ruhreinbruch begründete. Dem ist ent­gegenzuhalten der Satz aus der an Frankreich gerichteten Note vom 12. Januar 1923: Die deutsche Regierung muß den Schleier zer­reißen, den die französische Regierung mit dieser Darstellung über

den wahren Charakter ihres Borgehens zu werfen fucht." Die deutsche Regierung erklärt in dieser Note selbst, daß dem Vorgehen Frank. reichs je de Rechtsgrundlage fehlt. Gerade damit begründete die deutsche Regierung die Einstellung aller Reparationsleistungen Damit entfällt aber auch für die Regierung jede Möglichkeit, na ch träglich diese Leistungen auf den Rechtsboden zu stellen, den sie selbst weggenommen hat. Mit einer solchen Beweisfüh rung führt sich die Regierung felbft ab absurdum; fie tann nicht standhalten. Benn diese abmegige Bemeisführung der Regierung zuiaje, dann müßten biefe 706,3 millioner jtatfälig auf Reparationstonto gebucht worde