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Der Lebenslauf Friedrich Eberts .

Friedrich Ebert wurde am 4. Februar 1871 in Heidelberg als Sohn eines fleinen Schneidermeisters geboren. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er in seiner Heimatstadt das Sattlerhandwerk und bereiste als Handwerksbursche Süd- und Norddeutschland und war als Gefelle u. a. in Hannover und Bremen tätig. 1889 trat er -noch während des Sozialistengefeges- als Achtzehnjähriger der Sozialdemokratischen Partei bei. Im Jahre 1894 trat er als Redat teur und Berichterstatter in die Redaktion der Bremer Bürgerzei tung", ein und 1900 wurde er in das neugeschaffene Bremer Arbeiterfekretariat berufen. Gleichzeitg trat er in die Bürgerschaft ein, das Parlament des Stadtstaates.

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Im Jahre 1904 präsidierte er neben Heinrich Dich dem Bremer Parteitag der deutschen Sozialdemokratie. Ein Jahr später wurde er aís Getretär in den Parteivorstand gewählt, dem er bis November 1918 angehörte. Wie Friedrich Ebert selbst stammt auch seine Gattin, die er in Bremen fennen lernte, aus einfachsten Berhältnissen. Aus ihrer Aus ihrer Ehe sind fünf Kinder vier Söhne und eine Tochter entsproffen. Zwei der Söhne sind im Weltkrieg gefallen. Der älteste Sohn, Buchdruder von Beruf, wurde mehrmals ver­wundet, auch der jüngste, Opliter Karl Ebert , war noch im letzten Kriegsjahre eingezogen worden. Die einzige Tochter Eberts hatte fich zur Bibliothefarin ausgebildet, welchen Beruf sie ausübte, bis fie sich mit dem Attaché im Auswärtigen Amt , Dr. Jenide, ver heiratete.

Eberts letzte Stunden.

lichkeit des Herrn Reichspräsidenten mar ja wie die eines jeden[ Mannes, der an fo erponierter Stelle steht, eine umstrittene. Ich für meine Berson darf aber doch erklären, daß das deutsche Bolt an ihm viel verloren hat und daß wir ihm, mögen rir uns in politischer Hinsicht zu ihm stellen wie wir wollen, viel zu verdanten haben."

Die Mitglieder des Ausschusses hatten sich während diefer An­sprache des Vorsitzenden von den Plätzen erhoben. Der Borsigende ließ sich vom Ausschuß die E..nächtigung erteilen, der Familie des Reichspräsidenten und der Reichsregierung das aufrichtige Bedauern des Landtages auszusprechen. Nach Abschluß des zur Beratung stehenden Etatabschnittes wurde die Sigung abgebrochen.

München , 28. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Die banerische Regierung hat anfäßlich des Ablebens des Reichspräsidenten durch ihren Gesandten in Berlin , Don Preger, der Reichsregierung und der Familie des Reichspräsidenten ihr herzlichstes Beileid aussprechen lassen.

Bandtagspräsident Königsbauer hat folgendes Telegramm an die Reidsregierung gefandt: 3u dem schweren Verlust, den die Reichsregierung durch das Ableben des Reichspräsidenten getroffen hat, bringe ich namens der bayerischen Bolfsvertretung das Gefühl der herzlichsten und tiefsten Trauer zum Ausbrud."

An Frau Ebert ging folgendes Telegramm ab: Aus Anlaß des Ablebens Ihres hochverehrten Batten geftatte ich mir im Namen des banerischen Landtages das herzlichste Beileid und die innigste Anteilnahme an Ihrem großen Schmerze auszusprechen. Rönigs bauer, Präsident."

Der Bandesausschuß und die Landtagsfraktion der Sozialdemo­fratischen Partei in Bayern richteten an die Familie des Reichspräsidenten folgendes Telegramm: Lief erschüttert über das Ableben des Herrn Reichspräsidenten drücken wir unsere innigste Teilnahme aus."

Die Stadt in Trauer.

Um ein Biertel nach 10 Uhr ist der Reichspräsident gestorben. Bald darauf wurde die Trauerkunde der Reichsregierung und den Zeitungen telephonisch übermittelt, und die ersten Fahnen, die an der Stange halbmast hochgingen, flatterten auf dem Dach des Borwärts"-Hauses und des Sozialdemokratischen Parlaments­dienstes. Baffanten, die eilig über den Belle- Alliance- Platz ihrer Arbeit nachgingen und die Baffagiere der Straßenbahnen in der Lindenstraße sahen das Trauerzeichen auf den Häusern des Vor­wärts" und wußten nicht recht, warum halbmast geflaggt war. Man vermutete wohl, daß der Reichspräsident gestorben sei, und man fürchtete, daß diese Vermutung Wahrheit sein könnte. Der eine oder der andere sagte wohl: Ebert wird gestorben sein! Man horchte höher auf, murde ernst und ging still weiter.

Aber schon um 411 Uhr wußte die Stadt Berlin , daß der erste Präsident der ersten Deutschen Republit nicht mehr unter den Lebenden meilt. Denn um diese Zeit hatten bereits fämtliche öffentlichen Gebäude halbmast geflaggt, alle Reichs­ämter, die Ministerien, Reichstag und Landtag, die Universität, die Bibliothet, die Staatstheater, die großen Banten. Und auch auf den Häusern, in denen die diplomatischen Vertreter ihr Heim auf­geschlagen haben, wehte es halbmast in den Farben des betreffen­den Landes. Frankreich , England, Rußland , die Vereinigten Staaten und alle anderen, die hier in Berlin Botschafter oder Gesandte unterhalten, hatten halbmast geflaggt. Und nun tamen die Extra­blätter, man riß sie sich gegenseitig aus der Hand, man fas, man blieb stehen, Ebert ist tot, rief einer dem anderen zu, vorbeifahrende Troschten, Autos oder Laftwagen machten halt an den Stellen, mo Ertrablätter verteilt wurden, und ließen sich die Trauerbotschaft schwarz auf weiß reichen. Vor dem Gebäude des Borwarts" unjer Egirablatt erschien. Das Publikum riß den Arbeitern, die die in der Lindenstraße 3 sammelten fich große Menschenmassen, als Teil- trablätter verteilten, die Trauerfunde aus der Hand. Immer neue Menschen sammelten sich, immer größer wurde die Menge, der Berkehr stoďte für turze Zeit und nach allen Seiten der Stadt der­breitete fich schnell von hier aus die Kunde von dem Tode Eberts . In verschiedenen Straßenbahnwagen hatte man die Ertrablätter, die den Tod des Reichspräsidenten meldeten, an die Fenster der Wagen gehängt, und es war so selbst in dieser großen harten und mitleidslosen Stadt, als wenn für eine Stunde das Leben stillstand und die Menschen den Atem anhielten. Vor dem Hause Wilhelm straße 73, vor dem Palais, in dem Ebert so lange gewohnt, stauten sich gegen Mittag die Menschen und blickten unverwandt Näheres, Einzelheiten zu erfahren. nach den verhangenen Fenstern. Man hoffte wohl, hier noch

die Bandtagsfraktion der SBD. in Bayern folgendes Telegramm: An den Parteivorstand schichte der Landesausschuß und ,, Lief erschüttert über das Ableben unseres hochverehrten Freundes Friz Gbert brüden wir dem Parteivorstand unsere herzlichste

Im Gegensatz zu den Versicherungen der Aerzte, bie am geftrigen Tage eine langsame, aber stetige Befferung wahrzunehmen glaubten, hatte Ebert selbst seit gestern mittag das sichere Gefühl seines bevorstehenden Endes. Zu den Krankenschwestern und später feinen Angehörigen gegenüber sprach er wiederholt seine Vermutung aus, daß er die Krankheit nicht überstehen würde. Er fühlte sich außerordentlich schwach. Die Familie hatte daher einen ausge- nahme aus." sprochen ungünstigen Eindrud von diesem letzten Besuch behalten, zumal auch äußerlich der Krante ein verfallendes Aus­sehen trug.

Eine Demokratische Kundgebung.

Die Frattion der Deutschen Demokratischen Partei des Preußi­schen Bandtags, gez. Fait, fandte an Frau Reichspräsident Ebert folgendes Beileidstelegramm, in, dem es heißt:

Der Tod des Herrn Reichspräsidenten ist ein furchtbarer Schidialsschlag für das deutsche Bolt. Mit bewundes rungswürdiger Treue und opferwilliger Selbstlosigkeit hat er die unheilvollen Auswirkungen des Krieges und der Nachkriegszeit für das deutsche Volk gemildert. In dem Gedenten unseres Volkes und deutscher Mann, als Hüter der Einheit des Reiches in den Büchern der Geschichte wird er fortleben als ein treuer und als Schüßer Don Republit, Verfassung und Recht

Trauer in Köln .

Dennoch gaben die behandelnden Aerzte noch nicht alle Hoff­nung auf. Gie waren der Ansicht, daß troß des schlechten äußeren Aussehens der Reichspräsident im medizinischen Sinne nicht schwach sei und daß seine starte Natur ihm helfen werde, den in den Abendstunden drohenden Fieberanfall zu überwinden. Man hoffte fogar, wie wir in unserer Morgenausgabe bereits meldeten, daß der Patient die Nachtstunden ruhig und ohne Schlaf mittel verbringen werde. Die Familienangehörigen verließen gegen 6% Uhr das Westsanatorium, hielten sich jedoch aus begreiflicher Sorge in der Wohnung in der Wilhelmstraße auf, von wo aus fic in telephonischer Berbindung mit dem Westsanatorium blieben. Im Laufe der Nacht trat dann eine weitere Abnahme der Köln , 28. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Sofort nach dem Sräfte ein und besonders die Herztätigteit wurde trog aller Eintreffen der Nachricht vom Tode des Reichspräsidenten haben Reizmittel immer geringer. Heute morgen war es auch den Aerzten die englischen Militärbehörden in Köln ihre Flagge flar, daß menschliche Kunst hier nichts mehr zu retten vermöge und auf alb mast gefeßt, so daß sie, was der Bevölkerung auffiel, so wurde die Gattin des Reichspräsidenten und die Kinder in den deutschen Behörden sogar zuvorgefommen waren. Auch zahl­schonender Weise verständigt. Sie begaben sich an das Krankenlager reiche Brivathäuser haben sofort nach Eintreffen der Trauer­Eberts, der jedoch in den letzten Stunden das Bewußtsein verbotschaft Halbmaft geflaggt. Die Sozialdemokratische Partei loren hatte. In Agonie dämmerte der Krante bis gegen 10 Uhr Sölns veranstaltet am Sonnabend abend eine Trauerfeier, in der und erwachte dann nur noch einmal für wenige Setunden. Kurz Genosse Sollmann ein Lebensbild des verstorbenen Führers geben nach 10 Uhr fegte abermals tiefe Bewußtlosigkeit ein und 15 Minuten später entschlief der Reichspräsident fanft, ohne die Schmerzen, die sich in der Nacht wieder eingestellt hatten, zu empfin den. An seinem Sterbelager weilte auch Geheimrat Bier, der während der Nacht das Ganatorium nicht verlassen hatte und der Hausarzt der Familie, Sanitätsrat Dr. Freubenthal, fowie Staatssekretär Meißner.

Trauerrede des Reichskanzlers.

Bei Beginn der heute vormittag um 11 Uhr einberufenen Kabinettsfißung richtete Reichstanzler Dr. Luther an die Mitglieder des Reichsministeriums fowle den gleichfalls erschleneuen preußischen Ministerpräsidenten Marg folgende Worte: Heute vormittag 10.15 Uhr ist der Präsident des Deutschen Reichs , Herr

wird.

Luftbarkeiten verboten!

%

Und um die Mittagsstunde war niemand mehr in Berlin , der von der Trauerbotschaft nicht Kunde erhalten hätte.

Das Westsanatorium in der Joachimstaler Straße, die Leidens- und Sterbeftätte des Reichspräsidenten , wurde schon den frühen Morgenstunden von einer zahlreichen Menschen­menge umftanden. Die Nachricht von der Verschlimmerung des Leidens hatte sich in der Stadt schnell herumgesprochen, obwohl die Morgenblätter, nach dem Befund der Aerzte in der Nacht, überein­stimmend von einer fortschreitenden, wenn auch nicht gerade besonders befriedigenden Befferung berichten konnten. Als aber um ein Viertel nach 10 Uhr im Sanatorium das Ableben des Reichs­ präsidenten bekannt gemacht wurde, verbreitete fich die Nachricht fofort auf der Straße, in den umliegenden Geschäften und Wohnun gen. Der rege Berkehr, vom 300 und entgegengesezt von Wilmers. dorf her in großstädtischem Massenstrom am Krankenhause vorbei flutend, stockte. Fußgänger blieben stehen, Gruppen bildeten jih, die die sehr bald eintreffenden Ertrablätter der Berliner Zei­beobachteten Gepflogenheit der Berliner , große Ereignisse lebhaft zu distutieren, trat offenbar diesmal die Ehrfurcht vor dem Tode dieses Staatsmannes in den Bordergrund, politische Erörterungen zurüddämmend. Niemand sprach ein Wort, teine Debatte, nicht einmal eine Frage an die das Sanatorium Berlassenden. Scheu hielt man sich von Tür und Hausfront fern, selbst Autos und Wagen hielten an der anderen Straßenfeiet. Auch bei der Bevölkerung des Kurfürstendammviertels, die doch wohl zum größten Teil weder zu den politischen noch persönlichen Freunden des Toten gehört, löste der Tod des ersten deutschen Reichspräsidenten stille, stumme An­teilnahme aus. Die in der Nähe des 300, in der Hardenberg­straße liegenden staatlichen Hochschulen hatten bereits um 11 Uhr Trauerflaggenschmud gesezt.

Das Breußische Staatsministerium hat auf Grund des Artikels 48, 4 der Reichsverfassung folgende Bertungen mit der Todesnachricht lasen. Aber entgegen der sonst immer ordnung erlaffen:

Deffentliche Mufit, öffentliche Luftbarkeiten, Rennveranstaltun­gen und Schauspielvorstellungen einschließlich der Lichtspielvorfüh rungen find für heute und Sonntag, den 1. März, fowie am Tage der Beisehung des verstorbenen Herrn Reichsprä­fidenten verboten."

Reichspräsidentenwahl!

In kürzester Frift.

Mit dem Tode des Reichspräsidenten tritt der letzte Abfaz Friedrich Ebert , fanft entschlafen. Auf den vorgestrigen Tag des Artikel 51 der Reichsverfassung in Kraft, der als ganzes lautet:

Ebert

ernftefter Sorge, den wir mit Bangen verlebt haben, und auf den geftrigen Tag, der neue Hoffnung brachte, ist nun doch der leben­vernichtende Ausgang der Krankheit gefolgt. 3 bin gewiß. daß nicht nur das deutsche Bolt, sondern weit darüber hinaus die zivilifierte Welt auftigtigen Anteil an dem schweren Shidfalsflage nimmt. Das Deutsche Reich verliert in Friedrich Ebert feinen eri en Reichspräsidenten . Bon feinem Wirten für das deutsche Volk und von seiner Führerschaft in schwerstet geschichtlicher Zeit zu sprechen, wird meine Aufgabe in einer späteren Stunde sein. Heute, im Kreise der Reichsregierung bringe ich in verehrungsvoller Erinnerung an Friedrich zum Ausdrud, wie wie vortrefflich der Heim­gegangene feines Amtes als Reichspräsident ge­waltet und wie glüdlich und erfolgreich die Zufammen­arbeit zwischen Reichspräsidenten und Reichsregierung fich durch feine Klugheit und vaterländische Hingebung gestaltet hat. Wir Stehen erschüttert an der Bahre des Staatsoberhauptes, dessen große menschlichen Eigenschaften so oft geholfen haben, fachlich schwierige Fragen zum Nußen des deuffchen Boltes zu lösen. Vielen von denen, die in die Regierung des Reiches be rufen worden sind, war er Freund geworden. In fiefer und auf­richtiger Trauer gedenten wir alle des Entschlafenen." Von fachlichen Verhandlungen wurde in dieser Sigung des Reichskabinetts abgefehen.

Die Trauerfeiern.

Die Trauerfeier des Reichstages dürfte am Montag nachmittag stattfinden, die Trauerfeier des Reiches wahrscheinlich am Mittwoch in und vor dem Hause des Reichspräsidenten , wobei der Reichstanzler sprechen wird. Alle öffentlichen Gebäude sind halbmast geflaggt, auch die diplomatischen und fonfularischen Vertretungen des Aus landes in Berlin haben die Flaggen auf halbmaft gefeßt. Der Reichswehrminister wird des Hinscheidens des Reichspräsidenten in einem besonderen Tagesbefehl gedenten. Trauerfundgebung im Bayerischen Landtag . München , 28. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Als die Nach richt vom Tode des Reichspräsidenten im Banerischen Land. tage bekannt wurde( 10.30 Uhr), mar gerade der Haushaltsaus schuß zur Etatberatung versammelt. Der Borsitzende des Ausschusses, bg. Sped von der Bayerischen Boltspartei, unterbrach sofort die Rede eines Abgeordneten und widmete dem Reichspräsidenten folgenden Nachruf:

Achtung Reichsbanner!

durch den Reichstanzler vertreten. Dauert die Verhinderung Der Reichspräfident wird im Fall seiner Berhinderung zunächst voraussichtlich längere Zeit, so ist die Vertretung durch ein Reichs­gefeh zu regeln. Das gleiche gilt für den Fall einer vorzeitigen Die Kameraden heute abend 11 the Gendarmenmarkt Erledigung der Präsidentschaft bis zur Durch führung der neuen Wahl

Danach ist zu erwarten, daß die Reichspräsidentenwahl innerhalb der türzesten Frist, die technisch möglich ist, vorgenommen werden wird. Sie erfolgt durch das ganze Volk. Gewählt ist im ersten Wahlgang, wer mehr als die Hälfte aller Stimmen auf sich vereinigt. Wird ein zweiter Wahlgang notwendig, fo findet feine eigentliche Stichmahl statt, sondern derjenige gilt als gewählt, der die größte Stim menzahl erhalten hat.

Die Rechtsparteien, die mit der normalen Neuwahl im Mai d. 3. und der Wiederaufstellung Eberts rechneten, hatten bereits umfangreiche Schmähschriften gegen diesen ihnen besonders gefährlichen Kandidaten vorbereitet.

Jetzt wird die Wahl nach den Bedingungen der Verfas fung früher und unter anderen Zeichen stattfinden. In letter Stunde wird uns gemeldet, die Rechtsparteien beabsichtigten, ein Reichsgefez vorzuschlagen, das den Reichs tanzler Luther für absehbare Zeit mit der Stellvertretung des Reichspräsidenten betraut und die Wahl auf einen un bestimmten Zeitpunft vertagt. Es ist flar, daß ein solches Gesetz als verfaffungändernd der Zweidrittelmehrheit bedarf, die es niemals erhalten würde!

Die Börse geschlossen.

Der Börsenvorstand hat beschlossen, wegen des Todes des Reichspräsidenten die Effettenbörse und den Produktenmarkt heute geschlossen zu halten.

Abbruch des Tscheka - Prozesses.

BS. Leipzig, 28. Februar. Um 10% Uhr verbreitete sich im Gerichtssaal die Nachricht vom Ableben des Reichspräsidenten . Eenatspräsident Riedner machte von der Trauerbotschaft offiziell Mittteilung, worauf sich alle im Saal befindlichen Personen zu Chren des Entschlafenen von den Plägen erhoben. Es trat sodann eine dreiviertelstündige Baufe ein, worauf der Gerichtshof wieder im Saal erschien und Senatspräsident Dr. Niedner erklärte: Der Staats­gerichtshof zum Schuße der Republik hat mit Trauer die Kunde von dem Ableben des Staatsoberhaupts der Deutschen Repubiit ver nommen. Der Gerichtshof ist der Ansicht, daß daraufhin der Prozeß für einige 3eit abgebrochen wird. Ich schließe die heutige Sigung und sehe den nächsten Sizungstermin auf

Ich glaube, nachdem die Vollversammlung des Landtages nicht heiſammen ist, daß ich als Vorsitzender des Haushaltsausschusses unser großes Bedauern im Namen des Landtages über das Hinscheiden des Reichsoberhauptes aussprechen darf. Die Berföns| Dienstag mittag 12 Uhr an."

Die Gauleitung!

Familientragödie in Steglit.

Verzweiflungstat einer Mutter.

Eine furchtbare Familientragödie hat sich gestern in dem Hauje Salefestraße 43 abgespielt. Hier hat die 44 Jahre alte Raufmanns frau Melanie Don Dade ihren 13 Jahre alten Sohn Hans Gustav, ihre 8 Jahre alte Tochter Eva und sich selbst mit Leuchtgas vergiftet in dem Glauben, daß auch ihr Ehe­mann, der von Hause weggegangen war, Selbstmord begangen haben werde. Bon Dade war früher städtischer Beamter, wurde aber abgebaut. Er fand dann Beschäftigung in einem Industrie­betriebe, sollte aber auch hier wieder entlassen werden. Die Familie lehte fchon länger in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die noch das durch gesteigert wurden, daß in der legten Beit die beiden Kinder häufig trant waren. Als von Dade nun die Nachricht erhielt, daß er auch seine neue Beschäftigung wieder verlieren werde, pacte das Chepaar die Berzweiflung. Der Mann ging von Hause weg und Als er hinterließ, daß er sich das Leben nehmen werde. nicht zurüctehrte, beschloß die Frau mit den Kindern ebenfalls in den Tod zu gehen. Sie brachte die Kinder zu Bett, öffnete den 8 Uhr wurden Hausgenossen durch Gasgeruch auf die Wohnung auf Gashahn und legte sich ebenfalls nieder. Gestern nachmittag gegen mertsam und riefen die Stegliger Feuermehr. Diese öffnete und fand Mutter und Kinder in der mit Bas angefüllten Wohnung tot auf. Ein Arzt fonnte nur noch feststellen, daß der Tod schon vor piers beschlagnahmte die Leichen und ließ sie nach der Halle des längerer Zeit eingetreten mar. Die Kriminalpolizei des 130. Re­längerer Zeit eingetreten mar. Stegliger Friedhofes bringen. Bald nachdem das geschehen war, fehrte von Dade nach Hause zurüd. Er hatte in der Tat die Ab­ficht gehabt, fich am Kleiftgrab am Wannsee zu erschießen. Da er bie Bistole zu Hause gelassen hatte, war er planlos umhergeirrt.

Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold. Bauvorstand. Montag, den 2. März, abends 5% Uhr, treten sämtliche Kameraden im Luft­garten zur Trauerfundgebung für den verstorbenen Reichspräfi­benten bert an. Fahnen sind mit Flor zu tragen. Sämiliche perfügbaren Trommler müssen erscheinen. Beteiligung aller Stameraden ist Ehrenpflicht.

Genoffe Prof. Mag Adler- Wien spricht am Sonntag, den 1. März, vorm. 10 Uhr über das Thema: Staat und Margismus" in der Schloßbrauerei Schöneberg , Hauptstrage. Die Bartetgenoffen werden um rege Beteiligung ersucht. Stulturfartell des XI. Streifes( Schöneberg - Friedenau ).

Die Opfer der Stürme an der englischen füste. Aus Hull wird gemeldet, baß 84 englische Fischer bei den legten Stürinen umgetommen sind. Der Fischerdampfer Stapa Flow ist mit vierzehn Mann an Bord gestern im Ranal untergegangen.