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Gedenkfeier der Partei.

Abendgebenkfeiern für ben verschiedenen Genossen Ebert maren erwartungsgemäß fämtlich überfüllt. Im Deutschen Opern. haus sowohl als auch in der Boltsbühne und im Großen Schauspielhaus in der Starfstraße sprachen neben hervor. ragenden Mitgliedern der deutschen Sozialdemokratie auch die zu ben Bestattungsfeierlichkeiten in Berlin anwesenden Führer der Sozialistischen Internationale.

Im Großen Schauspielhaus.

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Die vom Bezirksverband Berlin unserer Barbei veranstalteten fetariat. In turzer Zeit hat das Profetariat der Welt zwei führende Männer verloren: in Schweden Branting und jetzt Deutschlands erften Präsidenten Ebert . Die ungeheure Teilnahme der Bevölkerung in den betroffenen Ländern zeugt von der Liebe und der Verehrung für dieje echten Boltsmänner. Das englische Bolt trauert mit euch dem toten Ebert mehr Bewunderung und Gerechtigkeit zuteil wer­um den herben Verlust, den Ihr erlitten habt. Wir wissen, daß den wird, als er zu feinen Lebzeiten erfuhr. Ein Land, bas solche Männer, wie Ebert hervorbringt, fann nicht untergehen, und deshalb hoffen wir Engländer, wie auch die gesamte Internationale, daß Deutschland wieder einen sozialistischen Reichspräsidenten wählen wird. Birken wir im Sinne der Lebensarbeit des Verstorbenen, so werden wir sein Andenken am besten wahren. Nach diesen eng­lisch gesprochenen Worten, die Genosse Schiff überfekte, sprach Genosse Sham unter dem demonstrativen Beifall der Versammlung ber ich bie ergen besser als sonst finden, fage ich euch, daß im folgende Worte in deutscher Sprache: In dieser ernsten Stunde, in englischen Bolt eine tiefe Sympathie für die friedliebende Geiftes richtung in Deutschland vorhanden ist. Ebert war ihr Symbol und deshalb fand er stets den Beifall des englischen Volkes." Als letzte Rednerin sprach Genossin Bohm Schuh in ihrer warmherzigen Weise. Wir haben in Friedrich Ebert , von dessen Leichenbegängnis wir foeben zurückkehren, einen Mann verloren, den noch auf seinem Krantenlager die gehässigsten Angriffe feiner politischen Gegner ver­folgten und verlegten. Erst jetzt, wo wir ihn verloren haben, er­fennen wir ganz, was er uns war. Erst in der Zukunft werden wir erkennen fönnen, welches Opfer Ebert persönlich, dann aber auch der Partei brachte, als er fein hohes Amt antrat und damit unserer Barteiarbeit verloren ging. Er trug sein Amt mit Bürde, weil er ein Charakter, ein Ehrenmann, ein Sozialist war. Seine Frau, die den sozialdemokratischen Frauen stets nahe ftand, hat ihr Familienglüd opfern müssen, dem Mann, seinem Amt und feiner Arbeit zur Liebe. Der immer gehegte Wunsch diefer beiden, bald wieder sich selbst leben zu können, follte nicht mehr in Erfüllung gehen. In unserer Trauer um den verlorenen Barteigenossen dürfen wir nicht vergeffen, was wir ihm schuldig find. Barteigenossen dürfen wir nicht vergeffen, was wir ihm schuldig find. Beil wir wissen, daß der Weg über die bemokratische Republit zu unserem ersehnten sozialistischen Staat führt, wollen wir sein Wert in feinem Sinne fortjeßen. Wir wollen, daß die Erde frei werde für alle. Dieses Ziel ist des Mannes wert, den wirt heute zu Grabe trugen. Geloben wir, in seinem Geiſte zu arbeiten, dann ehren wir Friedrich Ebert am besten. Mit dem Vortrag des trozig- ernsten Lord Folefon" fand die erhebende Feier ihren Abschluß.

Fahnen des Anbruchs, fenft euch zu Ehren der Toten; Fahnen des Anbruchs, flattert auf zum Sieg! Die Feier im Großen Schauspielhaus war von einer überwältigenden Macht und Schönheit, und allen Teilnehmern wird fie fange in Erinnerung bleiben. Rezitationen, Maffengesang und Sprech höre umrahmten die Darbietungen der einzelnen Rebner, beren Bodeft von einem Riefenwald schwarzrotgoldener und roter Fahnen umgeben war. Genofje Artur Crispien beantwortete die Frage: Was war Friedrich Ebert der sozialistischen Bewegung? Er stellte fest, daß Ebert nicht von Gott, wie lhelm II., sondern vom Pro­letariat gifandt war. Mit diesem Gesandten hat das Proletariat kkinen Anspruch auf die Macht angemeldet. Wir fenten die rote Fahne des internationalen Sozialismus vor Friedrich Ebert als legien Gruß. Aber hoch flattern diese Fahnen als Wegweiser zum legten Ziel Genoffe Renner, als Vertreter der Arbeiterschaft Deutschösterreichs, führte auf den Dahingegangenen aus, daß es ein tragischer Widerspruch sei, daß der Sozialdemokrat erarbeiten muß. was die Sache eines demokratischen Bürgertums gewesen sei. Es tann niemand anders leben als in feiner Zeit, deren Gebote er erfüllen muß. Bir mußten einen unserer besten Männer leihen, aber die sechs Jahre der Präsidentschaft Eberts bedeuten auch einen großen Gewinn bes Profeta riats der ganzen Welt. Diese heilige Freude soll sich niemand im Leibe nehmen laffen. Ehre hat uns Ebert eingebracht. Genossin Genossin Marie Juchacz gedachte in schlichter, aber ergreifender Weise Lufe Eberts, die vieles Schwere mit ihrem Mann in früheren Beiten getragen hat, auch in Zeiten, als Mut dazu gehörte, fich Sozialdemokrat zu nennen, auch während des Krieges, als mander der Berzweiflung nahe war. An Ebert selbst sei uns Borbild, daß er persönlich das höchfte erreicht hat, was ein Sozialiſt erreichen fann: die Arbeit an sich selbst zur Bollkommenheit zu steigern. Es ist etwas Großes, Berstorbene zu ehren dadurch, daß man in ihrem Sinne weiterlebt. Dieses Dentmal wollen wir dem Berstor­benen als Sozialdemokraten aufrichten. Herrlich war die Rede des französischen Sozialistenführers Renaudel, der zum Aus.

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brud brachte, daß die Bande, die zwischen den Sozialisten Deutsch lands und Frankreichs bestehen, auch zwischen den Völkern bestehen müffen. Es gibt ohne Joziale Gerechtigkeit feine Demofratie, ohne Demokratie feinen Frieden. An der Feftigung der Demokratie hot Friedrich Ebert mitgearbeitet, und das wollen wir ihm ewig danken. An den Rändern des Weges liegen viele Gräber, aber der Weg felber führt zum Licht. Vive la Republique allemande, vive la socialisme international! Nachdem Ge noffe Breitscheid diese in französischer Sprache Gehaltene Rebe überlegt hatte, ergriff das Wort Gen. Soufup- Brag: Ebert , bas iſt ein Name und zwei Banner! Wir wissen, was bie beutfche Republit für den Weltfrieden bedeutet, mir miffen, daß Ebert , der große Broletarier, thr persönlich gegeben hat. Bir neigen uns por Seni Bebenswert des Toten. Eberts Aufstieg fei das Symbol des Aufstiegs feiner Klaffe. Weiter leben wird er in der Geschichte, und fein Andenten bleibe unsterblich. Massengefang schloß die geroaltige Kundgebung, in der das deutsaje Proletariat feinen großen Führer und sich selber ehrte. Nur langsam fonnte sich das Riefenhaus Mar Reinhardts leeren, in dem schon gewaltige Tragödien die Maffen erschütterten. Diesmal war man zwar aus einem traurigen Anlaß her zufammengekommen, aber wir wollen die Hoffnung nicht ver. lieren, daß sich dem dunklen Auftakt freudige Afte bald anschließen.

Im Charlottenburger Opernhaus.

Im Deutschen Opernhaus in Charlottenburg , wo die Gedenkfeier für die westlichen Vororte stattfand, sprach nach einem stimmungsvollen Gesangsvortrag der Typographia" Genoffe Ebert vom Staatstheater Dichtungen von Rothenfelder und Toller. Dann richtete Wirtschaftsminister a. D. Genosse Robert Schmidt tief empfundene Worte des Gedentens an die Bersammlung. Die junge Republit steht vor der Bahre ihres ersten Bräsidenten, dem fie unendlich viel verdantt Er schügte die Republik vor den Un fechtungen der Gegner und nur seinem entfchloffenen Willen ist es zu banten, daß mehr als einmal die Gefahr des Zusammenbruches gebannt wurde. Friz Ebert nahm das Steuer des schwankenden Staatsschiffes in die Hand, als alles dem Untergang nahe schien. Das deutsche Bolt, das viel im Kriege gelitten hatte, begriff noch nicht den großen Gedanken der Staatsumwälzung, begriff noch nicht die große schwere Aufgabe, die Ebert als Boltsbeauftragter und später als Reichspräsident vorfand. Der militärische Zusammenbruch, das wirtschaftliche Chaos schien jedem Aufbau zu trogen; Ebert war der Mann, der Ziel und Wegweiser wurde. Der einfache Handwerker, der Mann aus dem Bolle wurde zum höchsten Amt berufen, das die deutsche Republit zu vergeben hatte. Seinem gefunden Sinn für das Notwendige ist der Fortschritt zu danken, den bisher die Republit genommen hat. Ebert hat sich nichts eingebildet auf Amt und Würden, rein und matellos stand er als Bartet. mann wie als Reichspräsident, und trotzdem versuchte ihn das Lataientum der alten Dynastie um Ehre und Ansehen zu bringen. Die Kreise des deutschen Boltes, die immer noch des Glaubens find, daß über einen Staatsmann auch die Gnadenjonne eines Monarchen icheinen müsse, trübten mit ihrem Rampf gegen Ebert und die Republif dem Bolte den Sinn und den Blid für die Wirklichkeit. In Berbindung mit den kommunisten mur de mit allen erdenklichen Mitteln gegen des Reiches Präsidenten gefämpft, in der Absicht, ihn moralisch zur Strede zu bringen. Es ist den Feinden der Republik nicht gelungen, der Tod ist den Hegern zuvorgekommen. Bir, die mir Ebert in sein Amt einführten, wußten, daß er die hohe Aufgabe erfüllen wird, zum Bohle seiner Klaffe, zum Wohle des gesamten deutschen Boltes. Warm und innig fommen die Beileibstundgebungen aus dem Aus land, ein Beweis dafür, daß mit dem deutschen Bolte die gesamte zivilisierte Welt um Ebert trauert. Wir haben einen guten Mann, einen wahren Freund verloren, der in allen Situationen Rat und Hilfe wußte, der aber auch selbst nie einen Rat ausschlug. Treue um Treue! 3u beris Gebenfen wollen wir fein Werf, bas zum sozialistischen Volksstaat, zum Bölkerbund führen foll, fortjeßen. Dann bestieg das Rednerpult Genoffe Nielsen Dänemart. Er sprach im Auf­trage der bänischen Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Bartei fein tiefites Beileib zum Tode Eberts aus. Die dänischen Arbeiterorganisationen trauern um diesen Mann, der nicht nur dem deutschen Bolke, sondern auch ihnen gehörte. Das Ausland meiß. daß es Frig Ebert war, der nach dem Zusammenbruch des alten Obrigkeitsstaates Deutschland zusammenhielt und es nach besten Kräften und mit reinftem wollen wieder aufzubauen versuchte. Das bantt ihm auch das Ausland. Der herzensgute aufrichtige Charafter des Berstorbenen wird sein Andenken auch im Ausland für inumer wachhalten.

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21s Setretär Der Broeiten Sozialistischen Internationale fprach Genofie Tom Sham Worte des Gebentens an Ebert , An der Bahre biefes Mannes, des hervorragenden Barleigeroffen und Staatsmannes, trauert das gesamte internationale sozialistische Pro

In der Volksbühne.

eifrigsten Förderer und beiten Schüßer der Republik galt die Ge Dem hervorragenden Kämpfer der Sozialdemokratie, dem dächtnisfeier auf der Schwarzbrapierten, mit roten Fahnen ge fchmüdten Boltsbühne, die der Schubert Chor mit dem er. greifenden Trauergesang: Weint ihr Schwestern, weint ihr Brüder!" Biffell, das Wort. Voll Schmerz betonte er, daß der Weltere eröffnete. Als erster ergriff Reichstagsabgeordneter, Genosse bem Jüngeren die Totenrede halten müsse". Er gedachte der Dort munder Opfer, der Kriegsgefallenen und des Mannes, den man zu dieser Stunde in die dunkle Nacht hinausfährt, der letzten Ruhe ftätte zu. Der Tob, meinte er weiter, ist die Brücke, die hinüber, aber nicht wieder herüberführt. Ein Menschenleben ist ein nichts, am Ewigen gemessen. Das Leben Friedrich Eberts füllte den Raum der Zeit so ganz: sein Inhalt ist auch der Inhalt unferes Daseins gemefen. Mehr verband uns mit ihm als das Bewußtsein, daß er unser Oberhaupt war. Die gleiche Herkunft und Weltauffaffung rereinte uns mit ihm. Ein reifer Mann war er, ein Kämpfer und Streiter, der erst im Beginn der Hochsommerzeit feines Lebens stand, der noch viele Aufgaben hätte erfüllen fönnen, wenn das Schidjal nicht anders gewollt hätte. Ebert ist groß geworden mit der Sozialdemokratie, an die er trotz aller Rüdschläge glaubte, ein fluger Taftifer war er, der fest zugriff, der nur erreichen wollte, was er­reichbar war, eine freie Persönlichkeit voll Selbstverantwortung und Arbeitsfreude. Ebert glaubte an fein Baterland, an das Deutschland von Schiller, Goethe, Kant, Fichte, Heine, Wagner, Dürer, Marg, Engels, Lassalle, Klinger usw., an das unbesiegbare Deutschland . Er stand an der Schwelle zweier Epochen, der Zeit, die des Staats­mannes bedarf. Sein Name wird noch genannt werden, wenn alle Könige längst vergessen find. Haß und But umstellte dieses Edel. wild. Die Ironie des Schicksals läßt Hitler und Ludendorff leben, während es den Wackeren abrief. Geloben wollen wir uns, fein Ringen zu vollenden. Sein Ziel ist das unsrige.

Dann sprach namens der Polnischen sozialistischen Partei der Abg. Diamant, der den Ausdrud tiefsten Be dauerns zu dem Schaden brachte, den wir erlitten haben. In Bolen, fagte er, heißt der verstorbene Reichspräsident unfer" Ebert , wenn von ihm gesprochen wird Irrtümlich trennt man feine letzte Lebensperiode von früheren Zeiten. ft Deutschland sich seiner Be deutung überhaupt bewußt? Das Ausland ist es. Der einfache Sattlergefelle, von Menschenliebe durchbrungen, hatte die Schäden der Gesellschaft erkannt und sie zu beffern gesucht. Die Könige der Welt huldigen heute dem Toten, eine Tatsache, die einzig dafteht in der Geschichte. Schlicht, einfach und bieber war Ebert auch als Bräfident. Die Gefte des großen Mannes hatte er nicht; er betonte stets den Zusammenhang mit dem Bolte, das ihm dieses höchste Amt verliehen hatte. Wenn er seinen Ursprung verleugnet hätte, wäre er fchnell zum populärsten Manne geworden. Ebert war ein starter Bertreter de: Interessen seiner Nation. Doch blieb das Brole tarier aller Länder, vereiniat euch!" sein höchster Grundsay. Nicht alle huldigen ihm heute. Dieses Bersagen bedeutet eine Ehre für ihn und uns. Er ist nicht gestorben, sondern im Kampf mit feinen Gegnern gefallen. Well er den Frieben wollte! Mit den edelsten Waffen der Menschheit hat er gefämpft. Nicht mit Blut hat er Deutschland gerettet, nicht mit Menschenmord, sondern durch Heran­ziehung aller Kräfte hat er es wieder aufgebaut. Im Sinne Eberts reicht bie polnische Sozialdemokratie heute der deutschen die Bruder hand. Nicht weinen und flagen wollen mir, sondern fämpfen, die schmerzliche Lücke ausfüllen.

Als Nächte erinnerte die Genoffin Nemiz, M. d. R., an das Arbeiterschlachtfeld von Dortmund . Auf dem Schlachtfeld feiner Arbeit, fagte fie, ist auch der Präsident geblieben. Ebert mar einer der unsrigen; er hat Not und Stampf fennen gelernt. Er lieferte ein leuchtendes Beispiel für die in unserem Bolt schlummernden Kräfte. Das Unheil des Krieges für die arbeitende Staffe hatte Cbert erkannt. Die scharfe Heße gegen ihn, von rechts und ganz links, die jahrelang währte, follte unsere Partei und die Republik treffen. Eberts Körper fehnte fich nach Ruhe und Erholung; aber er harrte aus. Man hat an thm, bas set offen gesagt, einen politischen Mord begangen. Wir brauchen trogallebem nicht mutlos zu werden. Rings Don einben umgeben, müssen wir alle Hindernisse aus dem Weg räumen, durch intensive Arbeit. Zusammenschließen wollen wir uns zu einer großen Familie. Den Weg Friz Eberts wollen wir weitergehen, den Weg zur Bölterverföhnung, zum Böllerfrieden.

Im Auftrage der Sozialistischen Bartel Frant reichs drückte der Abgeordnete Grumbach die tiefe Trauer feines Landes über unseren Berluft aus. Er lobte an dem Charakter des Berstorbenen seine Schlichtheit, Entschlossenheit und Offenheit, fowie die Tatsache seiner Tüchtigkeit. An seinem Herzen sei er gemordet worden von Monarchisten und Kommnunisten Jean Jaurès Branting Ebert, diese Linie zeichnete der Redner. Ebert habe den härtesten und dankbarsten Boden gefunden. Den Weg des Sozialismus, der einmal die Welt erobern wird, habe der Tote vor­bereitet.

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Der Schubert- Chor jchloß die Feier mit dem alten Kampfgefang Tord Folefon. Das Banner fann stehn, wenn der Mann auch fällt!

Trauerkundgebung der Reichstagsfraktion.

Dem Gedächtnis ihres einstigen Führers. In der Mittmodsigung der sozialdemokratischen Reichstags=

frattion gedachte der Vorsitzende, Genosse

Hermann Müller- Franken

unseres toten Genossen Ebert , der einige Stunden später zur letzten Ruhe gebracht werden sollte. Müller sagte in seiner von der Fraktion in tiefer Ergriffenheit angehörten Rede:

Wir haben ihn mit der Partei und mit uns werden sehen, mir miffen, was er unter den schwierigsten Verhältnissen aus sich felbst gemacht hat und wie er doch immer zurückschweifte nach seiner Heimat, nach der er jetzt übergeführt wird. In den letzten Unter­rebungen mit ihm fragte er mich um meine Meinung darüber, ob er nich am Ende seiner Reichspräsidenten- Wahlperiode nach Heidel berg zurückkehren sollte und ob ihm das nicht als Flucht vor der Politik und vor der Partei gedeutet werden könnte. Ich habe ihm damals dringend dazu geraten, damit er nach einiger Zeit der Ruhe in späteren Jahren noch etwas für uns leisten könne. Schon im Bremer Parlament

erwarb er sich bald die Achtung aller Parteien, insbesondere fiel allgemein sein positives Arbeiten auf. 1912 wurde er Reichstagsabgeordneter für den damaligen Wahlkreis Elberfeld - Barmen, und feine Wähler wissen, wie er sich ihrer an­genommen hat. Unermüdlich fühlte er das Bedürfnis, an fich und für andere zu arbeiten. Im Reichstag hat er sich bald ein Feld der Tätigkeit geschaffen, was früher nicht so einfach war. In erster Linie nahm er sich der Post und der Beamtenfragen an. Als Nachfolger Fehrenbachs in Anerkennung seiner Umsicht und feines Fleißes wurde er noch während des Krieges Vorsitzender des Haushaltsausschusses. Ebert wuchs mit seinen Aufgaben, und wer während des Krieges die Debatten in dem Fraktionszimmer erlebt hat, der wird nicht den Mut haben, ihm das Stigma des Landes­verräters anzuhängen.

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Als dann der unvermeidliche 3 ufammenbruch fam Ebert hat während des ganzen Krieges schwarz gesehen und feit dem Eintritt Ameritas in ben Strieg ganz i warz da war es einfache Selbstverständlichkeit, daß er an die vorderste Stelle gestellt wurde. Es tamen Wochen, in denen niemand wußte, was am Ende der Woche noch stand, wo es galt, schnelle Enta fchlüsse au fassen, um den Rest von staatlicher und wirtschaftlicher Ordnung aufrecht zu erhalten, ohne den ein mit der Weltwirtschaft verknüpfter Industriestaat überhaupt nicht existieren fann. Am Ende der ersten Januarwoche 1919, als viele daran zweifelten, ob nicht doch noch das Chaos über Deutschland täme, forderte Ebert den damaligen Unterstaatssekretär Schiffer auf, mir in die Hand hin­ein zu geloben, daß in dem Augenblid, wo etwa die Volfsbeauf­tragten gefangen gefeßt oder beseitigt würden, die Beamten­schaft des Deutschen Reiches unter einer von mir zu bil­felbſt in jenen schweren Zeiten die Ilm ficht Eberts. benden Regierung weiter zu arbeiten hätte. Soweit ging

Er hat dann das höchste Amt im Staate befleidet, aber nie hat er feine Mitarbeiter und feine Freunde von früher vergessen, Rolfes abgeschlossen war, sich über die Strömungen und Stim­immer wieder hat er, der doch in vielem von der breiten Masse des drängt, nie auch sich vom Lichte blenden laffen. Und bei all den nungen aufzuflären versucht. Niemals hatte er zum Cichte ge­großen Aufgaben, die ihm gestellt waren, hat er eines nie vergessen, Bartei, mas er der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion geleistet die Jugend. Wir sind ihm dankbar für das, was er unserer hat. Wir alle sind der Ueberzeugung, er mar einer der Besten!

Hierauf hält Genosse

Pierre Renaudel- Paris

folgende Gedentrede in französischer Sprache:

Ciniadung zu dieser Trauerfeier Als Ebert zum Präsidenten der Renaudel bankt zunächst der Fraktion für die fameradschaftliche Deutschen Republif gewählt wurde, erschien das der Welt als ein Aft von außerordentlich großer Bedeutung; denn es war ja doch zum erstenmal, daß ein Arbeiter, ein sozialistischer Arbeiter, Bräsident eines großen Staates wurde. Man hatte darin das vollzogen hatte, das foeben aus einer Revolution heraustam. Die Symbol der Umwandlung gesehen, die sich in dem Lande Left, die man damals auf die Schultern Eberts legte, hat sich nicht als zu schwer für ihn erwiesen; seine Schultern waren imftande, sie zu tragen, und der beste Beweis dafür liegt darin, daß in den Augenblid, in dem Ebert nun von uns ging, er von Sym pthien umgeben ist, nicht nur in seinem eigenen Lande, jon­barüber ablegte, melche schwere Last er in diesen Jahren zu tragen bern in der ganzen Welt, in der man sich flare Rechenschaft

hatte.

persönlicher Natur: weil man aus der Ferne selbst erkannte, Diese Sympathien hatten zweierlei Quellen. Die eine mar baß er auf dem hohen Bosten, den er befleidete, nichts ver­loren hat von jener Einfachheit, non jener demo fratischen Gesinnung, die ihn als einfachen Arbeiter und Parteiführer tennzeichnete, und daß er auch oben seine Beziehungen aur Maffe nicht vergaß.

ratter, und das lag daran, daß man wußte, daß er die beste Aber diese Sympathien hatten auch einen allgemeineren Cha Garantie für die Fortentwiflung der Zustände war, wie fie nun auf friedlichem organisatorischen Wege geschaffen wurden. deshalb war er

umgeben von dem Respekt aller.

Und

Als ich vor einigen Tagen in Stockholm zum Begräbnis eines anderen der großen Führer der sozialistischen Internationale meilte, ron Hjalmar Branting , deffen Sohn hier heute unter den De­legierten der sozialistischen Bruderparteien des Auslandes meilt, hatte ich Gelegenheit, mich mit dem sozialdemokratischen Mi nisterpräsidenten Schwedens über den Tod von Ebert zu unterhalten, und da sagte er mir im Laufe der Unterhaltung diesen Say: Ebert war in Deutschland der ruhende Punkt in der Er­fcheinungen Flucht. Man fann wohl nicht besser die Stellung, die Ebert inne hatte, charakterisieren als durch diesen Gaz, der von dem schwedischen Ministerpräsidenten ausgesprochen wurde. In der Tat war der Eindruck des Auslandes so start, weil man die Emp­findung hatte, daß Ebert den ruhenden Bol in der Erscheinungen baß, als die Nachricht vom Tode Eberts eintraf, fofort in den Flucht bildete. Grumbach, der heute aus Paris fam, erzählte mir, Wandelgängen der Kammer von allen möglichen Abgeordneten der verschiedensten Tendenzen die Frage aufgeworfen wurde: Bedeutet das etwa einen Umschwung der gesamten deutschen Politik und der gesamten politischen Verhältnisse? Sofort stellte man sich die Frage: Bedeutet das etwa eine Rüdwärtsentwidlung? deutet das, daß etwa dadurch der Friede als solcher gefährdet Und Sie verstehen ja, jagte Renaudel, was man damit meint. Be­ist? Und wenn unsere ausländischen Bruderparteien, wenn felbst beshalb, um mit euch in der Trauer zu sein, die euch An­die französische sozialistische Partei uns als Delegierte herfchidt, fo gesichts des Todes von Ebert beseelt, mit euch in dem Augenblid, in dem derjenige verschwindet, der die Idee des Friedens in der gegenwärtigen Zeit am stärfften verförperte, um mit eud) Idee des Friedens zu dienen! wieder zufammen mit allen sozialistischen Parteien der Welt der

zösischen sozialistischen Partei, der zugleich im Namen der Genosse Hermann Müller dankte dem Bertreter der fran­anderen Bruderparteien des Auslandes gesprochen hatte, und unterstrich noch einmal das, was Renaudel über die Bedeutung Eberts als Borfämpfer des Friedens gefagt hat. Weit über die Grenzen des eigenen Landes hinaus fei gerade diese Be deutung anerkannt worden und wird nachwirken auch in die Zu. tunft!