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fprach von Ebert, der ein Symbol ber Reigseinheit gewesen, er sprach von dem Kampf um die Nachfolgerschaft und er betonte, daß nur der, der, ebenso wie Ebert es mar, reinen Herzens fei, an diesem Kampf teilnehmen dürfe. In Amerika ", so etwa führte der Redner aus, gibt es ebenfalls einen harten und leiden­schaftlichen Kampf der Parteien, aber vor dem Toten schweigt der Kampf, und jeder ist sich darin einig, die Verdienste des Verstorbenen air würdigen. Groß aber find Eberts Berdienste um die Repubiit. Er litt nicht nur mit, er handelte. Er war ein politischer Mensch mit politischem Berantwortungsgefühl, und er hatte auch den Mut zur Unpopularität, menn es das Staatswohl erforderte. An Maffenführung gewöhnt, nahm er, den ja nicht die Revolution, fondern die überwiegende Mehrheit des deutschen Volkes an die Spize des Staates gerufen hatte, das Staatsruder fest in die Hand und bewahrte Deutschland vor Bolschewismus und allgemeiner Zer­störung. Aus dem Chaos erstrebte er die Saffung des Kosmos, und er, der einfache Mann, er wird heute vom Ausland der Reiter Deutschlands genannt. Gewig war es feine angenehme Aufgabe, in diesen sechs Jahren Präsident der Republik zu sein. Aber er hat in treuer, schwerer Bjlichterfüllung cusgehalten und dabei den größten politischen Lafi be miejen. Die Zukunft erst wird ihm gerecht werden." Redner schloß mit einem Appell an die Schüler, die Zeugen eines gefchichtlichen Ereignisses geworden feien, und die vom heutigen Tag bes Dichters Wort mit nach Hause nehmen mögen: zu neuen Ulfern lodt ein neuer Tag".

Der

Nachdem der Staats- und Domchor das Ave verum corpus a- Cappella- Chor" von Mozart gesungen hatte, hielt Ministerpräfi­dent Dr. Marg eine furze Ansprache. Auch er appellierte an die Jugend, die die Zukunft Deutschlands ist und die von den Toten lernen fann und lernen muß, daß es heißt: lleber alles geht die Vaterlandsliebe, der Ernst und die Arbeitskraft. Diese Borte mit eindrucksvollem, politischem Afzent verfehlten ihre Wirtung auf die jungen Gemüter nicht. Sie werden hoffentlich nach Hause ge­gangen sein, überzeugt davon, daß, wenn sie das Leben und das Birken des verstorbenen Bräsidenten sich zum Muster nehmen, Friz Ebert auch hier seine Mission erfüllt hat. Das wuchtige, und an das Tieffte im Herzen greifende Adagio aus der fiebenten Sinfonie von Brückner, von der Kapelle der Staatsoper gespielt, beschloß die Feier.

In der Universität.

In Form einer erweiterten Senatsfigung, zu der auch die Stu denten der Berliner Universität eingeladen worden waren, fand eine schlichte Gedächtnisfeier statt, bei der die Gedächtnisrede Reftor Ge= heimrat Prof. Dr. Holl hielt. Er zeichnete ein verständnis­volles Bild von dem geraden Charakter des Dahingefchiedenen, der durch seinen Taft, seine Klugheit und seine Gerechtigkeit das Ver­trauen aller anständigen Menschen in Deutschland , das ihm unend­lich viel verdanke, gewonnen habe. Weihevolle Chorgesänge unter der Leitung von Geheimrat Friedländer umrahmten die Feier, die auf alle Anwesenden einen tiefen Eindruck machte.

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Die evangelischen Kirchen und die Trauerfeier. In sämtlichen fatholischen Kirchen Berlins wurden zur geftrigen Trauer­feier für den Reichspräsidenten die Glocken geläutet. Den evange Iischen Gemeinden hatte das Konsistorium es freigestellt, fich an der Ehrung für das verstorbene Reichsoberhaupt zu beteiligen. Der Erfolg war, daß die meisten evangelischen Kirchen, wenn nicht alle, stumm blieben. Während der vierjährigen Echreckenszeit war das anders. Da wurde jeder ertagreiche Massenmordtag von den evange fischen Dienern der christlichen Liebe mit Glockengeläute und in vielen Fällen sogar mit schwarzweißrotem Bannerwehen gefeiert. Die enangelischen Kirchengemeinden werden bekanntlich noch immer vom Staate alimentiert. Angesichts der gestern so provozierend zur Schau getragenen Gefinnung foliten die maßgebenden Instanzen mit sich zu Rate gehen, ab es nicht würdiger wäre, diesen staatsfeind: lichen Korporationen die Beiträge zu entziehen, die ihnen aus den Kaffen der Republit zufließen.

Der entflohene Selbstmordkandidat.

Ein nicht alltäglicher Selbstmordverfuch ereignete fich am Diens tag abend um 8% Uhr in Neukölln. An der Ede der Emser= und Oberstraße erhängte sich ein unbekannter Mann an einem Bretterzaun. Ein Arbeiter, der zufällig des Weges fam, jahnitt den Lebensmüden ab, legte ihn vorläufig auf den Erd­boden, lockerte die Schlinge und lief dann nach dem nächsten Polizei­revier, um für die Ueberführung in ein Krankenhaus Hilfe heran­zuholen. Zwei Beamte eilten sofort mit ihm zurück. Der Mann hatte sich unterdessen schon wieder einigermaßen erholt, faß aber immer noch da. Sobald er Polizeibeamte fommen fah, sprang er auf und lief mit dem Strick um den Hals in größter Gile davon. Die Beamten und andere Leute sehten ihm nach, auf dem Tempelhofer Felde aber fam er ihnen aus den Augen und war nicht mehr zu finden.

Der Apfel der Elisabeth Hoff.

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Von Wilhelm Hegeler .

Sie werfen meinen Mann Mangel an Zärtlichkeit vor. Sie mögen recht haben. Aber er ist fein Mensch, der sein Herz auf den Händen trägt. Und auch darin haben Sie recht, daß jetzt in ihm etwas vorgeht, was ich nicht verstehe. Aber ich werde es verstehen. Es wird sich aufklären, sobald ich zurück bin. Doch wenn Sie glauben, es sei nur Zufall, was mich ihm verbindet, so irren Sie. Es ist das Gefühl, bei ihm ge­borgen zu sein. Und das hat mich nie getäuscht. Ich weiß heute so gut wie all die Jahre: er ist der treueste Mensch, der mich und meine Kinder nie verlassen wird, in feiner Not und Gefahr. Und darum werde auch ich ihm treu bleiben. Aber jagen Sie mir jetzt, ist das bloßer Zufall, daß wir hier hergekommen find?"

,, Es ist fein Zufall."

,, Also Absicht und wohlüberlegte Berechnung. ganze Reise hierher."

Wie die

Was ist Abficht? Es war ein Müffen, fein Bollen. Ich mußte noch einmal mit Ihnen an dieser Stelle zusammen fein. Aber feßen wir uns doch. Auf unsere aite Ban Elisabeth, wollen Sie mir diese eine Stunde nicht gönnen? Von deren Hoffnung ich gezehrt habe, so lange in meiner Einsamkeit. Elisabeth, Liebe ist etwas Seltsames, und unser Herz ist immer noch ein Kinderherzein Nichts, die Er­füllung eines fleinen Buniches fann es oft zufriedenstellen. Erfüllen Sie mir diesen einen findischen Wunsch."

Sie ließ fich an feiner Seite nieder und wehrie ihm nicht, als er ihre Hand ergriff, von leifer Trauer, vom Borgefühl des Schmerzes, den sie ihm bereiten würde, weich durchströmt. Er schwieg lange, in stillem Glüd.

Nicht rühren! Nur Ihre Nähe will ich spüren. Wie eine Pflanze, die Tropfen durch die trockene Erde rinnen fühlt, den Lebensstrom, der ihre Wurzeln tränkt. Das brennende verdorrte Herz, wie es sich labt an diesen fühlen Händen. Sehen Sie, alles ist mir im Gedächtnis geblieben. Alles. Selbst die einzelne Eiche dort zwischen den Buchen habe ich mir gemerkt. Wenn sie auch größer geworden ist, sie ist doch noch diefelbe. Und alles ist dasselbe- alles wie damals."

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,, Nur wir nicht."

Wir auch. Wir wollen's nur nicht glauben."

Weitere Aufklärung des Gattenmordes.

Die inneren Beweggründe des Täfers.

Droner der Profetarischen Feierfunden! Stepunt gue Sugenomese am Sonntag, den 8. März, im Großen Schauspielhaus morgen 3.8 an der bekannten Stelle.

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Die Jugendweihe der Urbeiterschaft Groß- Berlins findet am Sonning. Zu der Gaitenmordaffäre in der Roloniestraße mird mitge­ben 8. März, vorm. 11 1hr, im Großen Schaufbtelhaus, Starl teilt, daß der verhaftete Dr. phil Schreiber am Dienstag spät abends noch eingehend vernommen wurde. Schreiber fehrte als Flieger- ftrage, statt. Mitwirkende an der Beibe find: Reformierte Ges fangsgemeinschaft Roseberry d'Arguto. An der Orgel leutnant der Reserve aus dem Weltkriege zurück, vollendete seine Herr Willi Jaeger, Cello: Herr Armin Liebermann, Beiberec: Studien, machte das Doktoreramen, trat aber als Studienreferendar Serr Artur Crispien, W. d. R. Ferner der Sprech chorder Brole. in die Redaktion einer fleinen Borortzeitung ein. Seit Oftober farisen seier it unde, Leitung: Herr Albert Florath und Einzel­vorigen Jahres mar er ohne Stellung. Wie er besprecher: Herr Heinrich Bille. Baftfarten für Erwachsene zum Breise von hauptet, machte ihm seine Frau darüber wiederholt hämische Be- 1 M. und für Kinder zum Preise von 50 Pf. find im Jugendfefretariat merkungen, über die es jedesmal zu Streit tam. Das geschah auch Groß- Berlin, SW 68, Lindenitr. 3, 2. Hof 2 Tr., Zimmer 11 und ant Die Vor­Sonntag im Großen Schauspielhaus an der Staffe zu haben. am 4. Dezember morgens wieder, als das Ehepaar um Uhr besprechung mit den Kindern für die Jugendweihe am Sonn­gerade aufgestanden war. Dr. Schreiber hatte jegt einen Hammer tag, den 8. März, findet hente, Donnerstag, nacim. punttlich un in der Hand, um ein Scharnier an einer Tür zu befestigen. Seine 4 lür, im großen Saal der Sepbienfäle, Copbiente. 17/18, ftatt. Auf Frau saß in einem Lehnstuhl. Durch ihre Bemerkungen gereizt, diefer Borbesprechung werden die Eifernfarten zunz Breiſe non so nerfette er ihr mit dem Hammer mehrere Schläge auf den Kopf. Sogleich tat ihm das aber wieder leid. Die Frau lebte noch. Er hüllte sie ein, legte sie ins Bett und flößte ihr Milch ein. Im Laufe des Tages jedoch starb sie. In seiner Ratlosigkeit behielt er die Leiche bis zum 16. Dezember im Bett. Seinen Eltern erzählte er, daß seine Frau zu seinem Schwager nach Bergsdorf gefahren jei. Später verbreitete er, sie sei ihm davongelaufen, ohne daß er wisse, wohin. Als nun sein Schwager ihm zum 16. Dezember cinen Besuch ankündigte, mußte er die Leiche aus der Wohnung schaffen. Deshalb wickelte er sie jest ein und versteckte sie in dem finsteren Bodenverschlag.

Schwerer Straßenbahnzusammenstoß.

Fünf Perfonen verletzt.

Ein schwerer Straßenbahnzusammenstoß ereignete sich gestern nachmittag an der Endhaltestelle Bismardstraße in Steglitz . Ein von Berlin tonunender Straßenbahnzug der Linie 88 fuhr mit foícher Gewalt auf einen Wagen der Linie 61, der zur Abjahrt bereit ftand, auf, daß die vordere Plattform des Bagens der fammenstoß, erfitt Frau Melzer, Lichterfelde , Gartenstraße 2 Linie 88 vollständig eingebrudt wurde. Bei dem Zu fammenstoß, erlitt Frau Melzer, Lichterfelde , Gartenstraße 2 wohnhaft, schwere Verlegungen. Sie wurde von der Feuerwehr zur Rettungsstelle und dann in das Krankenhaus Schöneberg geschafft. Leicht verletzt wurden: 1. Fahrer Willi Haupt, Cuvryftraße 1 wohnhaft, 2. Fräulein Ruth Eplinius, Steglit, Sedanstraße 2 wohn­haft, 3. Anna Andres, 4. Elifabeth Borfstede, beide in Steglitz , Albrechtstraße 63 wohnhaft. Diese Leichtverletzten fonnten ihren Weg. fortfeßen. Nach Angaben des Führers der Linie 88 foll die Bremse versagt haben.

Seinen besten Freund erstochen.

Der tragische Ausgang einer nächtlichen Raufszene zwischen zwei Freunden hatte ein Nachspiel vor dem Schwurgericht. Der 23jährige arbeitslose Handlungsgehilfe Karl Keßler befand sich mit seinem Freunde Lange eines Nachts in der Brunnenstraße auf einer Kneipfahrt, die sie in Begleitung eines Mädchens machten. Um die holde Schöne, ein Mädchen von der Straße, fam es zwischen den beiden Freunden zu einem Streit, in dessen Verlauf Lange dem anderen mehrere Faustschläge versette. Obwohl der Letztere mahnte, daß sie sich doch als Freunde nicht schlagen, setzte Lange seine An­griffe fort. Schließlich zogen beide ihre Mäntel aus und gaben fie dem Mädchen zum halten, mährend sie selbst nun einen regel rechten Borfampf auf der Straße ausfochten. Keßler muß dabei aber mohl übel zugerichtet worden sein, denn er drohte, das Messer zu ziehen, wenn der andere nicht aufhöre. Gleich darauf hatte er auch schon seine Drohung verwirklicht und feinem baß die Halsschlagader burchschnitten mer. Freunde zwei Stiche verjet, von denen der eine so unglüdlich faß, Lange verstarb auf der Stelle an Verblutung. Vor Gericht entschuldigte fich Reßler mit finnloser Trunkenheit und R.- 2 Lesser rachte Notwehr geftend. Das Schwurgericht teilte fich doch auf einen anderen Standpunkt und verurteilte Reßler wegen Störper verlegung mit Todeserfolg zu 3% Jahren Gefängnis.

Das Rundfunkprogramm.

Donnerstag, den 5. März.

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

4.30--- 6 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner Funkkapelle). 6.45 Uhr abends: Einführung zu der Uebertragung der Oper " Carmen ". 7 Uhr abends: VII. Uebertragung aus der Staatsoper. Unter den Linden : Carmen, Oper in vier Akten von Georges Bizet Don José, Sergeant; Escamillo, Stierfechter; Zuniga, Leutnant: Morales, Sergeant: Carmen , Zigeunerin: Micaela, Bauernmädchen: Dancairo and Remendado. Schmuggler: Fras­quita und Mercédés, Zigeunerinnen. Ort: Spanien . Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten. Zeitansage. Wetterdienst. Sportnachrichten, Theaterdienst. 10.30-12 Uhr abends: Tanzmusik.

Ich nicht. Sie wissen nicht, was es bedeutet, Kinder zu haben. Bon dem Tage an ist das persönliche Leben einer Frau erfüllt. Sie fann nicht wieder entwurzelt werden. Lassen Sie mich mit Ihnen sprechen, ehe wir uns beide wehe tum. Einmal war ich so alt wie Sie, heute bin ich um vieles älter. Und Sie Sie brauchen einen jungen, starten Menschen-"

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Er wandte ihr sein Geficht zu, mit einem Ausdrud, der fie schweigen machte, noll Schmerz und überlegenem Spott. ,, Elisebeth, soll ich Ihnen die Frage von vornherein zurüd geben? War Ihre Reije nicht auch voller Absicht? Kluge Elisabeth, und doch nicht flug genug für den, den Liebe flug macht. Meinen Sie, ich hätte Sie nicht durchschaut und wüßte nicht, was Ihre Unruhe bedeutete, gestern bei unserer An­funft? Sie meinten es gut, wie jene Frau, die ihren Zeißig mit Rosinen fütterte. Jagen Sie mich morgen fort, aber diefe eine Stunde schenken Sie mir ganz und quälen mich nicht mit Ihrer Schwester. Jagen Sie mich fort übers Wasser und fehren Sie in Ihren Hafen zurüd! Ach, törichte und tleine Elisabeth, es gibt noch eimas Köstlicheres, als geborgen sein. Das heißt: einen anderen Menschen bergen, ihm Jugend fein und neues Leben. Sie sollen Ihre Kinder nicht verlieren. Aber wagen Sie's dech, Ihren Mann zu fragen, ob er nicht ohne Sie und Ihre Kinder leben kann. Aber ich will ja nichts. Nur Ihre Hand laffen Sie mir, die fühle Hand auf meinen heißen Augen."

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und sie, so kampfbereit und willensstart, bemehrt mit jo viel flugen Worten, war wehrios doch gegen seine Schwach heit, ließ es geschehen, daß ihre hand von seinen Lippen be­rührt wurde in einem faum fühlbaren Kuß, und als ihre Finger sich auf die Höhlung seines Auges legten und fie die heißen, feuchten Lider füblten, war es, als schlösse sie eine

brennende und blutende Wunde.

Sehen Sie mich an," flüsterte er. Nur ansehen will ich Sie. Meine Augen sollen die Pforte sein, durch die ich Sie in mich aufnehme. Meine Hände wollen Ihre Rüge nach­formen. Lassen Sie mich Ihre Wangen streicheln. Lassen Sie mich einmal den Duft Ihres Haares trinten. Den füßen, be törenden, heilenden Duft. So werden ich nicht allein sein, wenn ich allein bin. Etwas von Ihnen nehme ich mit mir fort. Schöne, schöne Elisabeth o sehen Sie!" Mit einem feifen Schtei des Entzüdens stredie er die Hand aus und wies in die Nacht, wo über der dunklen Wölbung Des Hochwalds jetzt die Mondsichel stand. Und über ihr, ge

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pro Stud, sowie noch Gaftfarten zum Breife von 1 M. für Erwachsene und 50 Pf. für Kinder vertaut. Den Kindern ist die entsprechende Geldsumme Einladungs- und Gratulationsfarten fomie eingerabutte

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mitzugeben Sprüche als Geschenkgabe find ebenfalls in Jugendsekretariat, Lindenstr. 3, erhältlich. Mittwochs und Freitags von 9-6 Uhr geöffnet.

Explosionskatastrophe.

wird

25 Arbeiter das Opfer einer Pulvererplosion. im geftrigen Mittwoch vormittag gegen 10 Uhr hat sich in der Pulverfabrif Reinsdorf in Piesterih im Breis Witten­ berg , die der Westfälisch- Anhaltischen Sprengstoff- A.- G. gehört, eine außerordentlich folgenschwere Dynamitexplosion ereignet, der nicht weniger als zehn Menschenleben zum Opfer gefallen sind. Als schwer verleht find bisher 15 Arbeiter festgestellt worden. Nach einem des Sozialdemokratischen Pressedienstes Drahibericht die Berichterstattung schr erschwert, da jich die Berwaltung in völliger Berkennung der schweren Besorgais der Bevölkerung um die im Be­triebe arbeitenden 2000 Leute juhweigiam verhielt und jede Auskunft verweigerte. Wie verlautet, ist die Explosion in der Verlötabteilung der Pulverfabrik erfolgt, in der fast nur Frauen und Mädchen arbeiten. Da Gefahr besteht, daß weitere Explosionen folgen, iſt das Gelände in weitem Umfreije gesperrt worden.

Der von dem Amtlichen Preußischen Pressedienst verbreitete amtliche Bericht gibt von der Erplosionskatastrophe folgende Darstellung: Am Mittwoch, vormittag 9.46 Uhr ereignete fich auf den Reinsdorfer Werfen in Biesteris, Kreis Wittenberg , eine schwere Dynamiterplosion, die fünf Tote(?), fieben Schmer. perlegte(?) und dreißig Leichtverlette als Opfer forderte. Der Sachschaden ist sehr groß. Nach den bisherigen Er­mittelungen handelt es sich um ein durch Zusammentreffen widriger Umstände gefchehenes Unglüd, dessen Entstehungsursache noch unbe­fannt ist. Von allen Seiten wird übereinstimmend der Gedanke an ein Attentat abgelehnt. Die Verwundeten wurden durch städtische Krantenautos und Kraftwagen der Schußpolizei ab­transportiert.

Die Direktion der Westfälisch Anhaltischen Sprengstoff A. G. gibt folgenden Bericht heraus: Mittmod vormittag 10 Uhr brach in der Bulverabteilung der West­fälisch- Anhaltischen Sprengstoff A.-G. in Reinsdorf ein Brand aus, dem in furzer Zeit drei Erplosionen folgten. Die Anlagen wurden nicht unerheblich beschädigt. Leider hat das Unglüd auch Opfer von Menschenleben gefordert Someit bisher feitgestellt werden fonnte, sind fünf Tote, sieben Schwerverfekte und 25 Leichtverletzte zu beklagen. Das Wert ist etwa fieben Kilometer von Wittenberg entfernt. Die Abteiluna, in der der Brand ausbrach. bestand aus mehreren getrennten Häusern. Die Dächer der umliegenden Ge bäude wurden durch den gewaltigen Luftdruck größtenteils abgedect. Die Maschinen sind teilweise erheblich beschädigt. Der Schaden beläuft sich schätzungsweise auf 100000 bis 200000 mark. Durch die Explosion gingen in den benachbarten Dörfern bis nach dem über eine Meile entfernten Koßwia zahlreiche Feniter­scheiben in Trümmer. Aus allen umliegenden Orten find Sanitäts­folonnen nach der Unglücksstelle unterwegs. Ueber die Ursache des Brandes und damit auch der folgenschweren Explosion läßt sich zur zeit noch nichts Genaues sagen.

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notwendia. dringend fofort fom mene Klarheit über die Größe der Menschenopfer geçeben wird. Die Katastrophe scheint doch schwerer zu sein, als sie bisher geschildert worden ist, denn durch Wittenberg rollen bereits an dauernd Sanitatsautos mit Berlegten nach den Krankenhäufern. Es follen furchtbare Berorennungen und Berstümmelungen vorgekommen sein. Die Ervlosion felbit mar jo gewaltig, daß man die Detonation bis Dessau , Ronnie, Gräfenhainichen , Oranienbaum und in anderen Orten gehört hat. Die Fabrit Reinsdorf gehört zu dem Konzern der Westfälisch Anhaltischen Sprengstoff A.-G., die trennt von ihrem Schein und doch magisch verbunden mit ihr schwebte ein fleineres, aber nicht minder strahlendes Licht, ein einsamer großer Stern.

Ist das Berechnung, Elisabeth? Ist das nicht Schicksal, das diese Nacht so gleich der ersten macht? Der Nacht vor vielen Jahren, der Nacht von gestern. Das Wort, dos du gestern verschwiegit, fag' es mir heute, du Zauberin Elisa­beth! Wie oft habe ich die Arme nach dir ausgestreckt, und du stießest mich zurüd. Und zwangit mich zu dir, indem du mich verstießeft. Erlöse mich von dir!"

Sie wollte sprechen, wollte sich losreißen. Aber sein Arm über ihrer Schulter, zuerst so leicht, faum spürbar. ein Kiffen nur über der harten Steinlehne der Bant, drückte schwerer und schwerer, und seine Hand öffnete und schloß sich wie in Krämpfen des Schmerzes, während die andere hand in faum fühlbarer Berührung ihr Haar, ihre Schläfen, ihre Bangen, den weichen Umriß ihres Bufens ftreichelte, mie die flehende Hand eines Beters, der mit dem Gnadenbild ringt, um es zu rühren, und doch kaum wagt, es zu berühren. Ein stummer Kampf ihrer beider Billen, von kurzem Ge­stammel unterbrochen, tobte gegeneinander. Immer näher tam fein Mund, sie hörte seine Worte wie eine traumhaft bekannte Mufit, sie spürte seinen heißen Atem. Ste stemmie fich an gegen die Gewalt des flammernden Armes und sank in fich zufammen unter den spik und heiß ihren ganzen Körper durchschießenden Wellen. Jeht fühlte sie feine Lippen auf ihren Wangen.

Ich will nicht! Ich will nicht!" ftöhnte fie, warf den Kopf zur Seite und... zerreißt den eifernen Ring feines Armes wie ein dünes Fädchen: im schwarzen Loch des Wald. wegs steht schwärzer noch eine Gestalt, und es dämmert der fahle Fled eines Gesichts.

Sie schreit auf. Erregt prallen Frage und Antwort gegen­einander. Sie zeigt auf den Weg. Er ergreift seinen Stoď, wieder.

Elisabeth! Gespensterseherin! Wer sollte da wohl sein?" aber nicht, es ihm zu sagen. Sie hat sich fest eingebildet, ihr Mann stände dort, wagt

Sie zudt zufammen, mit so herrischer Gewalt hat er wieder den Arm um sie geschlungen. Wenn ein Stro'ch uns hier überfällt," flüsterte sie. Er zieht einen Revolver hervor und legt ihn auf den

Tisch.

( Fortsetzung folgt.)