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Donnerstag S.März 1925

Unterhaltung unö AAissen

Settage ües vorwärts

Tiere im Schlaf. von HJofo. Obwohl wir mit der Biologie, d. h. der Lebensweise der aller- verschiedensten Tiere ganz gut vertraut sind, wissen wir von einem Vorgang im Tierleben bisher noch sehr wenig, und das ist der Schlaf. Es ist hier nickst der Winterschlos, den viele Tiere halten, und der ein Stadium der Erstarrung ist, gemeint, sondern der Zustand, der eine völlige Ruhe auslöst. Wir können mit Sicherheit noch nicht einmal behauplen, dag alle Tiere wirklich schlasen. Ob beispielsweise ein Laklerium oder ein Urtier, wie die Amöbe, schläft, wissen wir nicht, wenngleich wir schon auf Grund unserer anderen Erfahrungen geneigt sind, es anzunehmen. Jedenfalls ist bei den Tieren der Aus- druckschlafen" gleichbedeutend mitruhen": ob wir aber aus den langsamen Bewegungen eines Murines schließen dürsen, daß er schiäft, istjjum mindesten zweifelhaft. Deutlicher ausgeprägt haben wir den Schlas schon bei den Gliedcrtieren. Die einen hauen den -rxg zu ihrer Haupttätigkeit erwählt, während die anderen ihn bis zum Einbruch der Dämmerung ruhend verbringen. Die Beobachtung, wie ein aus seiner tiefsten Ruhe aufgestörter Nachtsalter aistangs hin und her taumelt, ohne zuerst seine Flügel zu benutzen, bis er dann langsam davonfliegt, wird man ohne weitere» Besinnen al» Er- wachen deuten können. Dieser so äußerst wichtige Punkt löst auch gleichzeitig den Streit, daß die niederen Tiere ein geistiges Leben fuhren, indem man wird zugeben müssen, daß in dem Zustand des ruhenden Schlafs und in dem erwachenden Bewußtsein eine geistig« Tätigkeit liegt. Ganz allgemein unterscheiden sich bereits die Wirbeltiere, denn sie schlafen und wachen zu ganz bestimmten Zeiten. Am wenigsten bekannt ist der Zustand des Schsafs allerdings bei den Fischen, deren genaue Beobachtung jedoch gezeigt hat. daß auch sie, sosern sie Tag- tiere sind, bei Nacht am Boden liegen, an der Oberfläche hängen, im freien Wasser an einer Stelle"erharren oder in stark verminderter Schnelligkeit auf und ab schwiminen. Ein Nackstticr, wie der Wels, »erbringt den Tag, wie inan es im Berliner Aquarium schön beob- achten kann, in beschaulicher Ruhe in einem dunklen Winkel, uin dann nach Einbruch der Dämmerung um so eifriger seiner Tätigkeit obzuliegen. Der im Mittelländischen Meer vorkommende, durch feine groteske Gestalt ausfollend« Mondfisch(Orthagoriscus) ist dadurch bekannt, daß er öfters in ichlafendem Zustande an der Oberfläche angetroffen wurde. Er lug dabei auf der Seite vhiie jede Schwimm- bewegung, und leicht gelang es den Insassen eines Boote», da« ruhende Tier zu erareiien. Schwer ,st der Schlaf allerding» bei manchen Fifchen nachzuweisen, z. B. ob und wann der Hai schläft. B?an hat festgestellt, daß er Wochen hindurch einem schnellfahrenden Schiff hiiuerherfolgie. ohne e, auch nur für kurz« Zeit aus den Augen zu verlieren. Ob er während seine» Schwinunen» schläst, wann er sonst Zeit dazu findet, sind Fragen, deren Beantwortung bisher noch aussteht. Interessant und vielleicht weniger bekannt ist es, daß es unrer den Fischen auch Winterschläfer gibt. Sie' betten sich, meist sind es Tropentische, in feuchtem Schlamm ein, aus dein sie manchmal kunftoalle Kapseln bauen, und überstehen in träger Ruhe, die Zell der Dürre. Einem jeden Teichbesiyer ist es bekannt, daß unjere «chleie und Karpfen sich«inen Teil de» Winters hindurch In den Schlainm einwühlen. Auch die Lurche schlafen, und«enn man in der Sommerzeit auf den Seerosenblattern eine» Weiher» die Frösche platt ausgestreckt ltegen sieht, so schlafen Ne dabei, wenn auch nich, so tief, wie die höheren Wirbeltiere. Jedoch sind in diesem Zustande ihre Augen stets geöffnet, und eine in der Nähe sich niederlassende Flieg« wird al» Lcutetier fofort erkannt. Die Hirntätigkeit ist also bei diejem wehr- losen Tier auch während de» Schlaf» vollkommen rege. Daß d!« Nacht Ihre eigentliche Lebenszeit ist, beweisen zur Genüge die be> lonnten Froschkonzerte und das melodische Geläute der Unken. Besonders interessant ist«in Reptil in seinem Schlaf, die Harm- lose und so oft als giftig verschriene Blindschleiche. Sie besitzt nämlich noch ein aus Urzeiten stanimendes Organ, dos bei fast allen anderen Tieren seine Funktionen längst verloren hat: unsere Blind - schleiche hat noch ein in der Mitte de» Schädel» sitzendes Auge. Dieses sogenannte Scheltelaug« dient �war nicht mehr zum Sehen, wohl aber reagiert es noch auf Einfälle von Licht und Schatte». Während diese Eidechse also in der Sonne liegt und schläft, hält ihr dritte» Auge getreue Wacht. Auch beim Menschen Ist diese» Aug«, wenn auch schon längst verkümmert, noch vorhanden: e» ist die so lange in rätselhaftes Dunkel gehüllt« Zirbeldrüse. Um vieles leichter zu beobachten und daher auch sicherer sestzu- stellen, ist der Schlaf der Bogel . Alle Bogel haben«ine bestimmt« Zeit des Schlafs, die aber bei den einzelnen Arten sehr verschieden ist. In der Regel beginnt der Tag unserer gesiederten Sänger mit

dem Aufgehen der Sonne und endet mit hereinbrechender Dunkel- hcit. Sie alle schlasen nur«ine relativ kurze Zeit, sind dabei aber auch nicht ununterbrochen tagsüber in Tätigkeit, die sich auch beim Leben in der Gesangenschafl den veränderten Lebensgewohnhettcn anpaßt. Nur zur Zeit der Brutpflege verändern sie ihre sonst auf das strikteste eingehaltene Lebensweise. Bis lOUHc abends jagt der elegante Mauersegler sein Gebiet ab, schwingt sich dann zur kurzen Ruhe ein, und bereits um 2 Uhr nachts beginnt er wieder seine Tätigkeit. Interessant zu beobachten ist, daß die Vögel eine bestimmte Stelle für ihre Ruhe einhalten. So hat jeder Baumvogel eine be- stimmte Stelle im Geäst, der Sumfifvogel eine gewohnte Sandbank, der Raubvogel die unbesteigbar« Höhe eine» Felsens oder die höchste Spitze eines Baumriesen. Di« Mehrzahl unter den Vögeln schläst gesellig oder mindestens paarweise. In gemeinsamen Scharen brechen sie zu ihrer allabendlichen Ruhestätte auf, und eng aneinandergedrückt übernachten sie dort. Bei ihnen, den Tieren, die immerhin«ine ziemlich hohe geistige Entwicklung aufweisen, hat man auch mit Sicherheit festgestellt, daß sie zu träumen vermögen. Man hört ohne jede Ursache plötzlich kurze Laute, vernimmt manchmal ein Flattern. Interessant sind dazu auch die bekannten Beiträge Alfred Brehms, die er uns in seinemLeben der Vögel" gibt. Höchst verschieden ist der Schlaf bei den Säugetieren, nicht nur je nach ihrer Art. sondern auch nach der jeweiligen Tageszeit und den zufälligen Umständen. Es gehört der überwiegende Teil der Säuger zu den Nachttieren Zu ihnen rechnet man die meisten Paar- und Vielhuser. einen Teil der Nager, die Beuteltiere, Raub- und Flattertiere sowie die Halboffen. Wenn man sich vorstellt, daß fast alle Säugetiere, wie auch die Wiederkäuer Nachttiere sind, so wird man sich wundern, unseren Hund, die Katze, Rinder und Schweine tagsüber in Tätigkeit z» sehen. Dies ist«ine Folge de» Lebens in der Gefangenschaft. Alle unsere höher stehenden Säugetiere pasien sich den veränderten Bedingungen ihres neuen Lebens an. Daß diese Anpassung nur unter einem gewissen Zwange stattgesunden hat, erkennt man am besten daraus, daß der Hund am Tage jede freie Minute zum Schlasen ausnützt. An ihm können wir auch leicht beobachten, wie die Säugetiere träumen. Je erfahrungsreicher cin Hund ist, um so mannigfaltiger sind sein« Aeußerungen im Tramn. An einem schlafenden Jagdhund kann man beispielsweise deutlich ersehen, wie er den Hergang einer Jagd noch einmal erlebt. Alle scine Glieder sind in zitternder Bewegung, sein Fell sträubt sich, er gibt ein leises Kläffen von sich, das sich sogar bis zum lautentot- verbellen" steigern kann. Nimmt e» uns Wunder, daß noch höher entwickelte Tiere, wie der Affe, träumen? Und zwar handelt es sich bei diesem Träumen nicht nur um bloß« Reflexerscheinungen, die die Eindrücke einer erlebten Szene wiedergeben, sondern um ein völlig freies Ausschweifen der Phantasie des betreffenden Tieres. So haben wir nicht nur an der Beobachtung des wachenden Tiere», sondern auch im Schlaf des Tieres ein wichtiges Moment zur Ersorschung der intellektuellen Fähigkeiten der Tierwelt. Das öeutsche Hasthaus im Nittelalter. Bon Hugo Pvetzsch. Im Laufe der letzten Jahrzehnte vor dem Krieg« hat es in Verlin einige Mal« Originale unter den kleinen Speisewirten ge- geben, die man aussuchte, um sich der GrodheUen zu erfreuen, mit denen er höchst freigebig sein« Gäste bedacht«. Was hier ein« ge- suchte Ausnahme, scheint im mittelalterlichen Deutschland die Regel gewesen zu sein. Damals brauchte manden groben Sottlieb" unter den Wirten nicht aufzusuchen. Wenn man de n"ietgcreisten Erasmus von Rotterdam glauben darf, war zu seiner Zeit jeder deutsch « Wirt ein Grobian und ungeschlachter Geselle. Er erzählt: Bei der Ankunft grüßt niemand, damit es nicht scheine, als ob sie viel nach Gästen fragten: denn st« halten es für schmutzig und niederträchtig und de» deutschen Ernstes unwürdig. Nachdem du lange geschrien hast, steckt endlich irgendein«« den Kopf durch da» kleine Fensterchen der geheizten Stube heraus, gleich einer au» ihrem Hause hervorschauenden Schildkröte. Diesen Heraus- schauenden muß man nun fragen, ob man hier einkehren könne. Schlägt er es nicht ab, so ersiehst du daraus, daß du Platz haben kannst. Die Frage nach dem Stall wird mit eindr Handbewegung beantwortet. Dort kannst du dein Pferd nach Belieben behandeln, so, wie dir es gefällt, denn kein Diener legt eins Hand an. Wenn du etwa» tadelst oder irgendeine Ausstellung host, hörst du gleich die Rede: Ist dir» nicht recht, so suche dir ein andere» Gasthaus. Ist das Pferd besorgt, so begibst du dich, wie du bist, in die Stube. mit Stieseln, Gepäck und Schmutz. In dieser allen Gästen gemein- samen Stube ziehst du die Stieseln aus, bequeme Schuhe an und kannst auch das Hemd wechseln. Die vom Regen durchnäßten Kleider hängst du am Ofen aus.

In humorvoller Weise schildert dann Erasmus weiter, wie hier in der großen Gaststube die ganze Gesellschaft oft bis zu(50 an der Zahl Toilette �macht. Hier kämmt sich einer sein 5)aar, dort wischt sich einer den Schweiß ao.tui:"a ein"ik.erer putzt Un) seine Reitstiefel, jenem stößt der Knoblauch auf usw. Auf das Essen müsi« man stundenlang warten. Ee werde erst ausgetragen, wenn kein« Fremden mehr zu erwarten sind. Ein Hclzteller und Holzlöffel waren das ganze Eßgerät: dazu ein Trinkglas für den Weinvon bedeutender Säure" Fällt es nun einem Gaste ein, einen anderen Wein zu oerlangen, so tut man anfangs, als ob man es nicht hörte. aber mit einem Gesichte, als wollte man den ungebührlichen Bc- gehrer umbringen. Erst, wenn das Wahl vorbei:st, gibt's auch bessere Sorten»om Wein. Zu Bett darf niemand eher gehen, bis sich alle niederlegen. Schließlich beschwert sich Erasmus auch über die schlechten und schmutzigen Betten. Mag auch Erasmus in manchem übertrieben haben, so trifft sein» Schilderung sicherlich auf manche der Gasthäuser jener Zeit zu. Das erftehl man deutlich aus den zahlreichen Verordnunzen, die in den Städten erlassen werden mußlen, um die Wirte zur Erfüllung ihrer Pflichten den Gästen gegenüber anzuhalten. So führte der Fretburger Rat 149S darüber Klage, daßdie wiri ire aest unfreund, lich empfahen und ungastlich halten". Di« badisch« Wirtsordnung von 1541 gebot, die Gäste gut nach Stand und Gebühr aufzunehmen, und weder die Wirte noch ihr Gesinde sollten einem«Gast zu einichem Unwillen ursach geben". In einem oberrheinischen Stadt- recht hieß es:Doch sollen sich die Herrenwirt und gestgeben sauberer trintgeschirr. schihlen, thäller, tischtücher und zwebeln befleißen." Und Hans Ludwig von Gleichen schrieb Anfang des 17. Jahrhundert» seinem Sohne, der eine Reise antreten wollte:So Du Dich an einem fremden Ort« zu Bette legst, so sollst Du an den leinenen Tüchern zu Häupten und zu den Füßen ein Eselsohr machen. Wenn es steff steht und nicht umfällt, ist ee ein Zeichen, daß die Tücher neu und rein sind: sind sie nicht neu gewaschen, so sollst du die Hosen an- behalten, denn in solchen Betten kann man die Pestilenz de- kommen." Seitdem sind einige Jahrhunderte dahingegangen, Wohlstand und Kultur sind gestiegen und mit ihnen Sauberkeit und Komfort auch in den Hotel» und Gasthäusern. Ein nach der Art der oben geschil- derten Gasthäuser geführtes Haus würde heute wohl vergebens auf Gäste warten. Aber die Abstände zwischen den besten(und leuersten) und den Gasthäusern der untersten Klasse haben sich ganz gewaltig erweitert, wie das Leben der verschiedenen Klassen überhaupt. Ausgestorbene Städte der Neuzeit. Die toten Städte sollten von Rechts wegen ein Kennzeichen der alten Welt sein: in Wahrheit aber trifft man nirgend» so Häufig auf auegestorbene Städte wie gerade in Amerika . Dort sind namentlich in der Zeit des Gold- fiebere Städte wie Pilze nach einem warmen Regen aus dem Boden gewachsen und haben sich infolge einer zügellosen Gnmd- stücks- und Bodenspekulation mit Blitzesschnelle ausgedehnt. Nach einer kurzen Blütezeit wurde dann die Stadt aufgegeben und Häuser und Grundstücke für ein Butterbrot verschleudert. Auch heute noch bietet sich dem Reisenden in den Vereinigten Staaten däufig genug der Anblick verfallener Häuser und von Hotels, in denen die Vögel nisten. Glen Eyre In Pennsylvanien ist beispiel»- weise dank einer rasch zur Blüte gelangten Industrie erstanden und ist mit dem Niedergang der industriellen Hochkonjunktur über Nacht wieder in» Nichts zurückgesunken. Bemerkenswert ist auch der Fall von North Dallas im Staate Oregon , einer Stadt, die nur aui dem Papier existiert hat. Ein entgleister Pfarrer hatte eines Tage« «inen umfassenden Stadtplan mit Geschäftshäusern. Straßenbahn- linien und allem Zubehör eines großstädtischen Anwesens«nt. warfen und vervielfältigen lasten, um auf Grund dieses Planes der von ihmNorth Dallas" getauften Stadt Käufer von Grund» stücken und Häusern zu werben, die sozusagen im Monde lagen. Er fand auch zahlreiche Interessenten, die Kmifverträg« mit ihm abschlössen. Die Sache ging so lange, bis die Polizei einschritt und den geschäftstüchtigen Goiteemann hinter Schloß und Riegel setzte. Erwähnt sei ferner das Städtchen Brandon bei New Pork, besten Untergang besiegelt war. als Rockefeller daran ging, seine Jagd- gründe immer welter auszudehnen, bis der Stadt schließlich der Atem ausging. Hopewell in Virginien endlich wurde Im Jahre 1917 von einer Gesellschaft gegründet, die dort große Munitionssabriken anlegte. Nach Abschluß des Waffenstillstandes sank die Zahl der Einwohner über Nacht von 45 900 auf 3990 Köpfe, und die Stadt. die mit einem Kostenauiwand von 45 999 Millionen Dollars erbaut worden war, siecht seither langsam dahin. Man könnte die Bei- spiel« noch vermehren: ist doch in Amerika der Fall nicht selten, daß ganze Stadtbezirke aus gesetzmäßigem Wege an den Meist- bietenden versteigert werden.

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?m kosakenöorf. von Maxim Corki.

Du sagtest doch, daß du«in« Frau hast.. Ktmew warf mir einen ärgerlichen Blick zu, wandte sich ab und knurrte: Soll ich die vielleicht Im Bündel mit mir herumtragen?" Ueber den Platz kommt in schiefer Haltung ein bärtiger Kosak mit einem Bund großer Schlüssel in der«inen Hand, während er eine zerknüllte Mütze mit dem Schilde voran in der anderen hält. Hinter ihm her trippelt schluchzend und die Augen mit den kleinen Fäusten trocknend, ein etwa achtjähriges, kraushaarige» Bllrschchen, neben dem ein zottiger Köter, der Schnauze und Schwanz hangen läßt, offenbar gleichfalls verstimmt, herläuft. Sobald der Klein« zu schluchzen beginnt, bleibt der Kosak stehen, erwartet ihn schweigend, schlägt ihm die Mütze um die Ohren und geht, wie«in Betrunkener schwankend, weiter, woraus der Knabe und der Hund ein paar Se- künden stehen bleiben und letzterer, während der Knabe in ein Wim« mern ausbricht, gleichgültig mit der alten schwarzen Nase in der Luft herumschnuppert und mst dem Schwanz« wedelt. Sein« Miene scheint zu besagen, daß er an alle« in der Welt gewähnt ist. und er hat darin«ine gewiste A-hnltchkeit mit«onew. .Du sprachst von meiner Frau." sagte konew nach einer Weil« mit einem tiefen Seufzer--gewiß, die Hab' ich!... Nun. nicht jede Krankheit führt zum Tod«... Mit neunzehn Jahren hat man mich oerheiratet...",......_ t. Da» übrige wußte ich«S Hab« diese Erzählung mehr als einmal gehört Ich war jedoch»u trag«, um Konew Einhalt zu tun. und so klangen die mir bekannten Klagen zudringlich an mein Ohr: .E» war ein üppige» Mädchen und sehr ausgelegt zum Lieben. Di» Kinder kamen nur so. al»-«nn Schwaben vom Ofen sielen.. Der Wind wehte nicht mehr so stark, et flüsterte melancholisch von irgend etwa»., .ah' ich mich'» versah, waren'- sieben Stück geworden, und olle blieben am Leben. Nach und nach wurden«» sogar dreizehn was sollten dl« mir? Nun rechne mal nach: sie war zweiundvierzig. und ich dreiundolerzig: sj, w�r«m Ute« Deib geworden, und ich: sieh mich anl Ich kann mich noch immer sehen lasten. Not und Armut kamen mir übern Hak», dl« älteste Tochter mußte diesen Winter aus den Bettel gehen wa» blieb un» schließlich übrig? Ich trieb mich tu den Städten herum dort sieht man so vielerlai,

da««inen lecker macht... na, und wie ich denn sah, daß ich doch nicht Rat schasste, spuckte ich aus alle» und ging meiner Wege." Hinter der Mauerbiegung losten sich dumpfe Schläge und Weiber. geschrei vernehmen: wir stürzen dahin und sehen eine recht bewegte Szene: der groß« Rothaarige sitzt rittlings auf dem Burfchen au» Pensa , schreit auf ihn los und schlägt ihn, höchst vergnügt die Hiebe zählend, mit seiner schweren Hand über die Ohren: die Frau au» Rjäsan bemüht sich vergeblich, den Rotkops vom Rücken her anzu» greifen, ihr« Freundin kreischt, und alle übrigen sind aufgesprungen. stehen in Haufen da, lachen und schreien... So ist's recht!" ruft irgend jemand. F- fünf!" zählt der Rotkopf. Wofür denn?" .Sech»!" Hör' auf! Ach. seid ihr Menschen!" ruft Konew erregt und springt auf einer Stelle herum. Schlag aus Schlag sausen die klatschenden flachen Hiebe nieder: der Bursche wirst sich hin und her, stößt mit den Füßen, wühlt mit dem Gesicht in der Erde herum und wirbelt den Staub auf. Ein hochgewachsener, finsterer Mensch im Strohhut streift langsam die Hemdärmel aus und schüttelt seinen langen Arm, während«In be- wegliche» graues Kerlchen wie ein Spatz auf die andern lo»springt und halblaut seine Warnung hören läßt: Bringt st« auseinander! Man steckt un» sonst alle in» Loch!" Der Hochgewachsen« tritt ganz dicht an den Rottops heran, wirst ihn mit einem Hieb« gegen die Schläfe von dem Rücken de» Pensaer » hinunter und sagt, zu allen gewandt, in belehrendem Tone: .Do» war ein Tombower Hieb!" Ihr Schamlosen, ihr Arglistigen!" schrie die Frau au» Rjäsan. während sie sich über den jungen Burfchen neigt«: ganz rot var Er» regung. trocknet« sie mtt ihrem Rockzipfel da» blutüberströmt« Ge­sicht de» Geprüaellen. wobei ihr« dunklen Lugen zornig blitzten und zwischen den schmerzlich zuckenden Lippen die regelmäßigen Reih«, der kleinen Zähp« sichtbar wurden. Konew begann um st« herumzuspringen und rtet ihr: ..Hol' doch Master, gib ihm zu trinken, wasch' ihn ab..." Der Rottopf kniet« auf der Erde, hielt dem Mann au» Tambow die Fäuste unter die Ras« und schrie: Warum hat er geprahlt, daß«r so stark Ist?" Dirum schlägt man doch nicht gleich so grobl" Und du wer bist du denn?" Sch?" «Ja, da!?"

Ich geb' dir gleich noch'ne zweite Dachtel.. Plötzlich klang, olle Stimmen übertönend, Glockengeläut zu dem im Abendrot erstrahlenden Himmel empor. gleicher Zeit erschien ein junger Kosak, e>n Bursche mit dichtem Schopf« und run- dem, ganz mst Sommersprossen bffätem Gesichte, mit einem Knüttel in der Hand mitten in der Menge. Was soll der Lärm, ihr Halunken?" fragte er gutmütig. Einen Menschen haben ste blutig geprügelt!" sagte voll In- grimm die schmucke Rjäsanerin. Der Kosak sah st« an und lächelte. Wo schlaft ihr?" Hier," sagte irgend jemand unsicher. Da- geht nicht. Ihr brecht schließlich noch in die Kirche ein... Marsch in» Militärhaus, dort wird man euch auf die Häuser oer- teilen." Das läßt sich hören!" meint« Konew. der neben mir herging. Dos ist doch immer ein Quartier..." Sie halten uns füt Diebe," sagte ich. Dafür halten sie uns überall!'s ist mal nicht anders: die Vorsicht gebietet e». Von fremden Leuten muß man immer an- nehmen, ste sind Diebe..." Die Frau aus Rsäsan ging mit dem verprügelten Burschen vor un» her: er war ganz kleinlaut geworden und murmelte irgend etwa, Unverständliches vor sich hin. während sie den Kopf hoch trug und eindringlich, tm Tone einer Mutter, auf ihn«insprach: Du bist noch so jung, du darfst dich nicht mtt Räuberpack abgeben..." Langsam und feierlich hallten die Glockenklänge, und uns ent- gegen kamen von den Höfen sauber gekleidete alt« Männer und Frauen: die leer« Dorsstraß« belebte sich, und die niedrigen Hau»-? chen blickten freundlicher. Eine hellklingend« Mädchenstimme rief laut: Mütt... Mütterchen! Wo ist der Schlüstel vom grüne» Kasten? Ich will die Bänder herausnehmen.. Di» Ochsen brüllten, und ihr Brüllen klang wie«in dumpfe» Echo de» Glockengeläuts. Der Wind hatte sich vollends gelegt: über dem Dorfe zogen still die roten Abendwolken hin. und auch die Gipfel der Berge färbt« «In rötlicher Hauch---- es schien, als seien sie im Schmelzen begriffen, al» ergössen sie sich in goldig flammenden Strömen über die Steppe,. wo, wie au» Stein gemeißelt, auf einem Bein der Storch steht und' auf da» leise Rauschen der vom Tage ermatteten Gräser lauscht. (Fortsetzung folgt.