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Republikaner bewährt. Daß er auch die staatsmänni schen Fähigkeiten hat, die man an den Reichspräsi­denten stellen muß, ist von seinen Gegner mehr als einmal denten stellen muß, ist von seinen Gegner mehr als einmal anerkannt worden. Braun ist der Kandidat der ehrlichen Republikaner und Sozialisten, ihm gel ühren unsere Stimme und unsere Arbeit!

lich gefährlich werden fonnte, wird faum bestritten. Daß es die Absicht Friedrich Eberts und der Führer der Sozial­demokratischen Partei war, dieses Unheil abzumehren, und daß sie diesem Ziel zu Liebe das schwerste Opfer gebracht haben, das ein Arbeiterführer bringen fann, fann ein objektiver Beobachter nicht leugnen.

geschäften und nicht ein Mann vorgestellt wird, zu dem sich das| sschsasfst hervorging, wie Ebert , ist als Sozialdemokrat und| liche Auffassung aller Sachverständigen. Daß er außerordent nationale Deutschland bekennen fann? Die Urheber des Vorschlags Geßler sind Herr Schiffer und Frau v. Oheimb vielleicht vermag mancher erst, wenn er diesen Vater und diese Mutter der bee fennt, gunz zu ermessen, was sie bedeutet. Die Bertreter des nationalen Deutschland in den Ausschüssen, in denen man über die Präsidentenwahl die Entscheidung treffen will, werden sich klar fein müssen, wie ungeheuer gefährlich das Spiel ist, in das fie von den Verhandlungspartnern auf der Linken hineingezerrt teerden sollen... Nicht eindringlich genug fann man davor warnen, daß aus lauter Rücksicht auf Linksparteien die eigene Wählerschaft, die eigene Partei, die nationale Bevölkerung schlechthin, zu Schriften getrieben wird, die allerdings verhängnisvoll wirken müßten.

Um der Verwirrung die Krone aufzusetzen, taucht so nebenbei auch der Name des Dr. Heinze als neuer Gammel" fandidat auf, jenes Heinze, der einst national liberal war, inzwischen sich aber zu einem Rechtsradi talen entwickelt hat. Sein Andenken ist besonders in Sachsen seit der Zeit gehaßt, da er als Stresemännischer Reichskommissar" mit Militärgewalt den Landtug sperren und die Minister zwangsweise aus ihrem Amt entfernen ließ. Dieser Gewaltpolitiker wäre allerdings der richtige Mann, die Tendenzen der Sammelbrüder um Loebell zu fenn zeichnen.

Die Entscheidung über all die Projekte wird heute beim

3entrum fallen. Ueber dessen Auffassung sagt die

,, Germania ":

Es ist klar, daß für Berfaffungsparteten nur ein Mann in Frage fommen fann, der fest auf dem Boden der Verfassung steht, das Ansehen genießt, das zur Führung feines Amtes notwendig ist und der das Deutsche Reich auch dem Ausland gegenüber würdig und erfolgreich vertreten fann. Persönlich ist gegen die beiden vom Reichsbürgerrat genannten Kandidaten nichts einzuwenden. Aber wir brauchen nicht erst aus­einander zu sehen, warum Dr. Jarres, der Vater der Verfackungs­politik, für das Zentrum unannehmbar ist. Auch Geßlers Kandi detur begegnet in unseren Reihen starten, nicht in feinem ehrlichen und aufrichtigen Charakter legenden Bedenken. Sie sind in der Hauptsache außenpolitischer Natur. Auch wir sind selbst redend der Ansicht, daß außenpolitische Rüdfichten bei der Kandi datenaufstellung nicht ausschlaggebend sein können. Aber in der Cage, in der fich Deutschland befindet, fann es uns nicht gleichgültig fein, wie der Mann, der das Deutsche Reich nach außen vertreten foll, vom Ausland aufgenommen und bewertet wird. Bon dem nun einmal vorhandenen starten Mißtrauen, unter dem die Amts­führung Dr. Geßlers im Auslande leidet, würde Deutschland schwers lich Borteile ziehen können. Die Stimmung draußen in der Welt Die Stimmung draußen in der Welt ist jedenfalls für Geßler wenig günstig, und wir möchten nicht, daß dieses Mißtrauen sich auf die deutsche Gesamtpolitik über­trägt. Manches von dem, was in den legten Jahren erreicht worden ist, scheint uns durch eine Präsidentschaftskandidatur Geßler be. droht. Aus allen diefen Gründen glauben wir nicht, daß eine Ginigung auf Herrn Geßler erreicht werden wird.

Die Germania" bezeichnet els als immer noch das wahrscheinlichste, daß die Parteien gesondert vorgehen werden und daß das Zentrum seinen bewährten Führer Margals Randidaten präsentieren mird. Der erste Wahlgang wird dann vermutlich unentschieden ausgehen und für ben zweiten sind noch alle Möglichkeiten offen".

Die bürgerlichen Sammlungspolitiker befinden sich danach in einem netten Tohumabohu. Was die einen haben, wird von den ander getadelt; was die einen als moralischen und politischen Erfolg preisen, das verwerfen die andern als un heiboll Den Kandidaten, der aus biefer Herenfüche her. norgeht, mird man ob seiner Lage bedauern müssen!

Die Sozialdemokratie, die in dem verstorbenen Reichspräsidenten ihren langjährigen Führer betrauert, stellt als Kandidaten für seine Nachfolge seinen langjährigen Mit tämpfer Otto Braun vor. Für ihn gilt es zu arbeiten und zu werben mit allem heißen Eifer, den unsere Genoffen noch immer bewiesen haben. Braun, der aus der Arbeiter

Schulfreund Müller.

Bon Hans Bauer.

Reulich auf der Straße, da traf ich Müller, meinen alten Schul­freund. Ich erinnerte mich, daß mir irgend jemand einmal gesagt hatte, daß der Müller es im Kriege sehr weit gebracht habe, bis zum Oberleutnant glaube ich, und daß er jegt einen Führerposten in der nöllischen Organisation befleide. Das hatte mir Müller zwar un sympathisch gemacht, aber wie ich ihn jeẞt so auf mich zugehen fah, hatte ich doch durchaus nicht vor, ihn das entgelten zu lassen. Ich mollte ihm Guten Tag sagen, ihm die Hand drücken und ein paar un­verbindliche Worte mit ihm wechseln. Ich wollte in ihm den früheren Freund, den Zufallskameraden auf einem Stüd Lebensweg begrüßen. Müller ließ es aber bei der Beziehungslosigkeit zu der aktuellen Birklichkeit nicht bewenden. Sehr rasch trug er, ohne daß das Ge­spräch dies erfordert hätte, eine politische Tendenz in die Unterhal tung. Das Wort Berjudung", das Wort Baterländisch" fiel. Er fprach nicht aggressiv zu mir, er sprach im Plauderton und ganz freundschaftlich. Ich merkte, daß es ihm fern lag, mich provozieren zu wollen, daß er gar nicht auf die Bermutung gefommen war, ich fönne anders denten als er, daß er fest überzeugt war, auch in meinem Sinne zu sprechen. Es war nicht ein politisches Bekenntnis, das er vor mir ablegte, es war, unter der stillschweigenden Voraus fegung, daß wir auf einer gemeinsamen geistigen Basis ständen, die beiläufige Illustration zu einer Schilderung persönlicher Pläne. Ich hatte menig Luft, mit Müller zu debattieren, ich merkte, daß er ein Strohtopf geworden war, ein gedankenloser Phrasenheld. Schon an feinem Tonfall merkte ich das, der jenen intoleranten Leutnantsatzent frug. Ich konnte das nicht mehr aushalten. Ich sagte, daß ich mich freue, ihn wiederzusehen, daß es mir aber fein Bergnügen mache, von ihm als Gesinnungsfreund angesehen zu werden, daß ich in politischen Dingen anders dente als er, daß ich Republikaner fet, daß ich den Antisemitismus als Zurüdgebliebenheit empfände. Ich war darauf gefaßt, daß mir Müller nun brüst antwortete. Aber ich hatte mich geirrt. Er machte zuerst ein maßlos erstauntes Geficht und dann trieb ihn wohl etwas, mir scharf zu widersprechen, aber irgend ein anderes Gefühl tötete diese Neigung in ihm und fast ein wenig stotternd und ganz unsicher fragte er mich, wieso und warum denn ich anders dente als er. Er hatte dabei ein paar Linien auf dem Geficht liegen, die ich zuerst nicht recht zu deuten vermochte, die ich aber dann später als Ausdruck eines innerlichen Untergebenheitsge fühls erfannte. Früher, vor fünfzehn Jahren, als wir zusammen in Die Schule gegangen waren, war Müller ein schlechter Schüler ge­wesen. Er hatte sich oft bei mir Rat geholt. Er hatte sich von mir helfen lassen. Nicht, daß ich ein besonders guter Schüler gewesen wäre, aber Müller mar ich überlegen gewesen, ich hatte für ihn als die geistige Instanz zwischen ihm und dem Lehrer gegolten. Wenn immer er eine Frage gehabt hatte, mar er zu mir als seinem Ber.

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Mißbrauchte Zeugen.

Die Fälscherzentrale an der Arbeit.

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Der zweite Magdeburger Prozeß gibt der deutschnational­fommunistischen Fälscherzunft neue Gelegenheit, ihr Handwerk zu üben. Eberts Selbstentlarvung und Doppelspiel" ver fündet die Rote Fahne" im Blafatierstil. Der Tag" versucht in der bösartigsten Weise Zweifel an der Wahrhaftig feit der letzten Aufzeichnungen Friedrich Eberts hervorzurufen. Wie Rote Fahne und Tag" versuchen auch otal anzeiger"," Deutsche Zeitung" und" Deutsche Tageszeitung" das bisherige Berhandlungsergebnis umzudichten, indem sie einseitig und aus dem Zusammenhang geriffen den Kleinkram zusammenscharren, der dem toten Reichspräsidenten und der Sozialdemokratischen Partei ab­träglich sein fönnte.

Allerdings auch die fundigsten Thebaner scheinen inzwi­fchen zu der Ueberzeugung gekommen zu sein, daß es um ihre Sache schlecht bestellt ist. So beginnt die Deutsche Ta. geszeitung" ihre Betrachtung mit den Worten:

Wenn Zeugenaussagen wiederholt werden, dann verlieren fie von ihrer ursprünglichen Frische und Wirksamkeit. Diesem Schicksal unterliegen die Befundungen des Generals von Stein und des Generals von Wrisberg."

Der Stoßseufzer ist nur zu berechtigt. Die beiden Gene­rale, die als erbitterte Gegner der Sozialdemokratie bekannt find, faffen sich diesmal viel vorsichtiger, und ihre fleinlichen Beschwerden stehen in fläglichem Gegensatz zu der historischen Niederschrift Friedrich Eberts , zu dem Beweismaterial, das Gen. David vorbrachte und zu dem Gutachten Grö ners. Ganz richtig bemerkt der Lokalanzeiger": 3 wei elten stehen sich hier gegenüber". Es ist die Welt der zu fammengebrochenen faiserlichen Generalität und die Welt, deren Führer Friedrich Ebert war. Die Angit vor dem Vergleich dieser beiden Welten ist die Ursache der Dolchstoßlegende. Die Dolchstoßlegende ist zusammengebrochen ebenso wie die faiser liche Generalität im Kriege. Die Schuld an der Nieder lage ist heute feine Streitfrage mehr. Die Folgen, die sich daraus für das monarchistische Regime ergeben und die von den einzelnen Monarchen längst gezogen wurden, find klar. den einzelnen Monarchen längst gezogen wurden, find klar. Aber die Deutschnationalen als Nußnießer des monarchistischen Regimes wollen diesen Tatbestand unter allen Umständen ver dunkeln. Deswegen ihre Geschichtsflitterungen, deswegen ihr Mißbrauch der Zeugenaussagen im Magdeburger Prozeß. Aber die Tatsachen lassen sich nicht umbiegen. Selbst der Gerichtsporsigende bezeichnete die Jeremiaden des Generals v. Stein als Kleinigkeiten, aus denen sich nicht sagen laffe, daß die hinter diesen Beschwerden Stehenden dem Gan zen etwas Schlechtes anhängen wollten". In der Tat, das Bild des toten Führers der Sozialdemokratie, der sein Bolt, nachdem die Fürsten und der verantwortliche Heeresleiter es im Stich gelaffen hatte, vor dem Untergang be. wahr fe, läßt sich heute nicht mehr verdunkeln. Ein Mann, der noch am 13. Juli 1918 erklärt: Auf entehrende, feine politische und fulturelle Zukunft vernichtende oder herabbrüdende Bedingungen wird das deutsche Volf niemals eingehen!" und ein Mann, der sich noch a cht Tage vor dem Zusam menbruch der Obersten Heeresleitung entschie­den gegen einen Frieden um jeden Preis aussprach, Landes verräter? Das Geschrei der Verleumder wirkt lächerlich.

Die Geiferer versteifen sich auf Friedrich Eberts Rolle im Munitionsarbeiterstreit. Daß der Streif die Entscheidung des Krieges inteiner Weife beeinflußt hat, ist die einheit

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trauensmann gefommen. Es lebte jetzt noch das Wissen um seine damalige geistige Distanz von mir in ihm. Wäre ich ein Fremder gewesen, so hätte er jetzt meine Meinung für verächtlich gehalten. Bei mir lag ihm das nicht. Ja ,, wenn er ein lebendiger Kopf ge­wesen wäre, er hätte eine Schulbewertung, die vor fünfzehn Jahren Gültigkeit hatte, nicht mehr als bindend anerkannt. So war er im Innersten viel zu fonservativ, viel zu behördenfromm, als daß sie ihm eine erledigte Sache gewesen wäre. Er tam in Kollision mit fich. Er war hilflos. Sein bedingungsloses Abhängigkeitsgefühl, das er mir von früher her in geistigen Dingen entgegenzubringen ge­wohnt war, follidierte mit seiner bedingungslosen Rechtsgesinnung. Er war ganz unsicher geworden, mißtrauisch gegen sich und mich, gegen die Schule und die Politif. Ich lenfte das Gespräch auf anderes und war froh, als ich mich von ihm verabschieden konnte. Ich sah ihm noch einmal nach, als er weiter ging. Da schritt er hin: ein ganzer Teutscher: in aller Arroganz die lebendige Subordination.

Diktatur in der Staatsoper.

Es ist so recht die Leidenschaft Erich Kleibers, Opern, die zum festen Repertoir jedes besseren Theaters gehören, gänzlich neu heraus­zubringen. Das ist sehr begrüßenswert, wenn es uns auch nicht über sonstigen Erträgnismangel an der Staatsopernfaat hinwegiäuscht und ganz und gar nicht jenen in Berlin jetzt schon vulgären leiber selbst aber schärft dabei sein Auge, übt eine genialisch Premierenrummel mit Frad und gesellschaftlichem Schliff rechtfertigt. federnde Hand, erzieht au peinlichster Sauberkeit, Sänger wie Orchester, und gibt seinem brausenden Temperament felbft noch ein ral Sporn, Anregung, Flügel. All das sei mit Refpeft gegrüßt, auch in dieser" Aida"-Erneuerung. Dabei geht aber alles ver. loren, was naiv und primitiv, vieles, was italienisch und verdisch ist. Immer wieder fommt das Calcul eines großen Mujilers der wird mit dem berechtigten Eifer der Auffrischung auch ein Zug der Geradheit und Klarheit einer Oper in die Quere, und immer wieder lleberintellektualität bemerkbar, der verstimmt. In der italienischen Ueberintellettualität bemerkbar, der verstimmt. In der italienischen Oper Berdis gilt zuerst einmal der Sänger und Mime. Der bat, angefüllt mit Mufit und erfüllt vom Brio der Töne, das Recht, fich im Rahmen des besonderen Opernstils auszuleben. Diesen Stil be stimme, firiere der Kapellmeister. Dann aber feffele er nicht mehr die Menschen und mache sie nicht zu Pagoden. Der autofralisch gewachsene, herrlich besessene Kleiber gerät in Gefahr, Dittator da zu werden, wo er in Gemeinschaft mit anderen herrschen soll. Er reißt einem Sänger den Ton aus dem Mund, er spißt eine Ge fangsfigur orchestral zu, er gibt das llebergewicht der Musit von der Bühne weg an das Orchester. Sehr schön, wie er Gleichgültiges belanglos verflingen, wie er Steigerungen effektvoll aufsteigen läßt. muß es aber jo um jeden Preis anders sein, als jonft? Dluß das Tempo bald gewaltsam gedehnt werden gegen die Stimmen, bald militärisch gestrafft werden, als galte es immer einen Kampf gegen Tradition? Gibt es gar feinen Taft, feine Note mehr, bei der er still dienend den Begleiter spielt? Frau Kemp, Berlins größte dramatische Opernkraft, muß als Aida verschwinden, weil eine Individualität auf die andere plagt. Muß das sein? Sch feune

So liegen die Tatsachen. Sie sind klar und eindeutig. So eindeutig, wie die Ursachen des Zusammenbruchs und der Verleumderfampagne.

Zusammengebrochene Lügen.

Die Geschäfte Barmats mit dem Reich. Im Untersuchungsausschuß des Reichstages be

gannen heute die Beugenvernehmungen über die Frage, in welchen Beziehungen Barmat zur Reichsfett und Reichs. fleischstelle gestanden hat und ob er dabei in irgendwelcher eise bevorzugt worden ist. Man wird sich erinnern, daß die in nistische Bresse behauptet hatte, Barmat habe sich in besonders guten diesem Falle so innig vereinte deutschnationale und kommu­nistische Presse behauptet hatte, Barmat habe sich in besonders guten tischen Partei angehörten und einflußreiche Stellen im Rei.he be Beziehungen zu Persönlichkeiten befunden, die der Sozialdemokra­leideten. Insbesondere wurde dabei der Name des damaligen Reichswirtschaftsministers Genossen Robert Schmidt genannt.

Der Beginn der Zeugenvernehmungen hat bereits ergeben, daß an diefen lügnerischen Behauptungen nicht das mindeste wahr ist. Der Zeuge Brütschom, der schon während des Krieges der Zentralstelle für Heeresverpflegung vorgeftanden hat und nach dessen Beendigung mit der Leitung der Bersorgung des deutschen Volkes mit Lebensmitteln betraut wurde, sagte wiederholt und mit dem stärksten Nachdruck aus, daß Genosse Echmidt in feiner Weise Barmat vor anderen Lieferanten bevorzugt habe, baß er im Gegenteil strengste Arweisung ge­geben hatte, alle Lieferanten, also auch Barmat, gleichmäßig zu he­handeln und daß alle Verträge nur nach strengsten faufmännischen Regeln abgeschlossen werden solten.

Was der Zeuge über Barmat heute sonst noch aussagte, das stimmt ebensowenig mit dem Bilde überein, das man sich auf Grund der Schilderungen der Rechtspreise und der kommunistischen Blätter von ihm gemacht hat. Barmat hat sich damals um Geschäfte bemüht, genau so wie hundert oder tausend andere Kaufleute feiner Art. Seine Offerten find ebenso geprüft worden wie die der Kon turrenz. Er ist ebenso wenig oder so häufig mit den Reichsstellen bei der Ausführung der Kontratte in Differenz geraten wie die anderen Liefe. ranten. Er hat schließlich auch bei der Finanzierung der Ge schäfte keine Sonderstellung eingenommen. Wenn die deutschen Händlervereinigungen damals nicht zu den Lieferungen heran­gezogen worden sind, so lag es eben daran, wie der Zeuge Brütschow ausführte, daß sie nicht in der Lage waren, troß weitestgehender Zevorzugung bei der Finanzierung.

Die Bernehmung des Zeugen wurde gegen 12 Uhr abgebrochen. Eie foll nach der Reichstagssigung, in der die Bereidigung des Stellvertretenden Reichspräsidenten vorgenommen wird, weiter fort­gefeßt werden.

Zu der heutigen Sigung des Untersuchungsausschusses des Reichstages waren 19 3eugen geladen. Darunter die Leiter der Reichs, Fett- und Fleischstelle, der frühere Wirtschaftsminister Genoffe Schmidt, Staatssekretar Beter, die Genossen Budwig und Bartels vom Barteivorstand.

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Der Borfißende Saenger( S03.) teilt mit, daß sowohl das Reichswirtschaftsministerium, wie das Reichsfinanzministerium feine Beamten, die als Zeugen vernommen werden sollen, vom Amts­geheimnis entbunden habe. Der Borsigende richtet an die Beugen die Aufforderung, bei ihren Aussagen Zuneigung oder Ab­neigung gegen bestimmte Bersonen zu vergeffen, der Ausschuß habe die Pflicht, die Wahrheit festzustellen. Ein Teil der hier zu be­handelnden Fragen sei bereits im Breußischen Unter. fuchungsausschuß behandelt worden. Er habe sich an das Reichswirtschaftsministerium und an das Reichsinnenministerium gewandt und auf die Folgen staatsrechtlicher Natur aufmerksam

die Aida Tempi der Frau Kemp nicht, aber ich billige sie, weil diese Frau als fünstlerische Gesamtpotenz nicht straucheln kann. Ich tenne die Tempi Kleibers , und ich tann sie durchaus nicht billigen. Geien Eie einfacher, hochverehrter Maestro! In der gestrigen Aufführung rückte das Interesse von der musikalisch glänzenden, bramatisch farb losen Aida von Frl Leider zu der übergroßen, faszinierenden Amneris der Frau Arndt- Ober hin. Welch eine Spiel fonkurrenz wäre das mit der Kemp geworden! Der Brunt dieser Brunfoper wurde übersteigert, filmisch unterstrichen. Wie das geschah, das war unter der flugen, wissenden Regie Hans Körths ftilvoll, bunt und abwechslungsreich.

Auch die Kostüm- und Szenenreize von Aravantinos fonnten gefallen. Aber weder die allzu offene Stimme Helgers, noch die Enge in Organ und Spiel Talens, noch die unbewegtheir Brauns konnten mit dem befehlenden Stod Kleibers versöhnen. Mehr Freiheit hatte Roth als Amonasro. Einer allein schafft es nicht in einer auf viele Stehlen und Röpfe gestellten italienischen Oper. Und es soll sogar schon Feldherren gegeben haben, die sich von be gabten Adjutanten Fingerzeige zum Siegen gefallen ließen. Polizei­gewalt führt im Staat wie in der Oper des Staats zum Drill. Und Drill führt zur Entartung des Geschmacks in der Kunst. Aber all das figt uns noch in den Knochen. Die Aufführung wurde bejubelt. Kurt Singer .

Uschi." Liebling. Du hast mich in Stimmung gebracht", heißt der Text des erfolgreichen Liedes der neuen Operette, chi" im Theater in der Kommandantenstraße. Dasselbe fann Baune betritt, vergißt sie im Lauf des Abends und wird von der man von der ganzen Operette fagen. Wer das Theater in welster Munterfeit und dem Uebermut, der auf der Bühne tollt, angeſtedt. Woran das liegt, weiß man nicht. Es ist das Geheimnis der heuti gen Tanzoperette. Die Handlung, von den Herren Leo Raftner und Alfred Möller aus den Erzeugnissen früherer Saison zu fammengesett, ist etwas tindisch der Diener, in den sich die Tochter aus Berlin W. verliebt, ift gar fein Diener, sondern Gott fei Dand aus qutem Hause Die Liedertepte sind keine Schlager, Gilberts Mufit ist diesmal nicht einpräglam, larmorant gezogen mit opernhaften Zusäßen, die nicht hierher paffen, weil alles auf Buftigteit abgestimmt ist. Aber ein wenender Walzer im Wiener Stil reißt alles heraus und die Munterfeit der Darstellung madyt den Abend zu einem Genuß.

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Die reizend aussehende Ufdy IIeot entzüdt mehr durch die Bracht ihrer Kostüme bas erfolgreichste läßt neun Zehntel ihrer schönen Figur unbedeckt als durch ihr( aufdringliches) Spiel, und durch die schlecht ausgebildete Stimme. Gertrude Berliner fann ganz hübsch tanzen, aber auch nicht recht fingen. Den Haupteil am Erfola trua der voll Luftinteit forühende unverwüstliche. von tomi fchen Einfällen strogende Friz Schulz von dannen. Der Dirigent Dr. Römer, ein bemerfsmert begabter Kapellmeister, hatte das Orchester wieder einmal in Schuß­Dar.

Ueber Käte Kollwig hält Dr. Adolf bellborn einen Lichtbilder vortrag am 18., abends 8 Uhr, in der Aula Georgenstr. 30( nahe Bahnhof Friedrichstraße ).

Eine Balle t- Matinee von Tamara Harfavira findet Sonntag, den 15 12 Uhr mittags, im Theater bes Bestens statt.