vom 9. September, inspiriert vom Reichsarbeitsministerium , deren Schlußfaz lautete:„ Die Konferenz schloß demnach unter dem allgemeinen Eindruck, daß es möglich sein wird, zu einer gemeinsamen Ratifizierung des Washingtoner Ueberein Commens zu gelangen." Und auf Grund der damaligen AusSprache wurde später auch durch WTB. die Meldung verbreitet, daß von einer ausnahmerechtlichen Behandlung Deutschlands bei einer eventuellen Ratifizierung mit Hilfe des Artikels 14 des Washingtoner Abkommens feine Rede sein könne.
Der Berlauf der parlamentarischen Berhandlungen hat o gezeigt, daß von der gegenwärtigen Rechtsregierung in der Frage der gefeßlichen Wiedereinführung des Achtstunden tages in Deutschland und der Ratifizierung des Washingioner Motommens nichts zu erwarten ist. Den Gemertschaften obliegt es nunmehr, die Borbereitungen für eine große deutsche Boltsbewegung zur Verwirklichung bieses Zieles herbeizuführen. Am 18. März treten die Bundes ausschüsse des Allgemeinen deutschen Gewerkschaftsbundes , des fa- Bundes und des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes ufammen, um in einer großen Rundgebung zu dieser Frage Gellung zu nehmen. Das ist der Beginn einer neuen Phase unseres Kampfes um den Achtstunden fag und die Ratifizierung des Washingtoner blommens. Die Intensität dieses Kampfes muß in den rächsten Monaten so stark werden, daß von diesem Kampfe bas ganze arbeitende Bolt aufgerüttelt wird.
Der deutschnationale Betrug.
Herr Beft und seine Gläubiger.
Mit Hilfe ihrers Trugspiels von der 100 prozentigen Aufwertung der Privatschulden und der öffentlichen Anleihen gelang es den Deutschnationalen bei den Dezember mahlen, ihre Mandatszahl zu erhalten. Sie erzwangen tie, Bildung einer Rechtsregierung mit vier deutschnationalen Ministern. An die Spitze dieser Regierung stellten sie denselben Dr. Luther, den sie vorher wegen feiner Aufwertungsgegnerschaft mit Haut und Haar verhlingen wollten.
Jetzt war die Zeit gekommen, wo die Deutschnationalen und die übrigen Rechtsparteien in der Auswertungsfrage farbe befennen mußten. Als die Deutschnationalen noch außerhalb der Regierung standen, hatte ihr Führer Dr. Sergt erflärt, am ersten Ta hrer Regierungsbeteiligung merde dem Reichstag eine neue Aufwertungsvorlage zugehen. Länger als zwei Monate sind nun die Deutschnationalen in der Regierung; von der Aufwertungsvorlage ist aber noch immer nichts zu sehen. Statt Aufhebung der dritten Steuer Potverordnung hatten sie bei Beginn des neuen Reichstags ar Aufhebung der fleinen Verordnung vom 4. Dezember 1924 beantragt, die den Gerichten zum Nachteil der Gläubiger un Sparer die Hände bindet. Aber auch dieser Antrag war nicht ernst gemeint. Die deutschnationalen Antragsteller fuchten hie Abstimmung über ihn zu verhindern. Als die SozialDemokratie die Abstimmung erzwang, lehnten die Deutschnationalen ihren eigenen Antrag ab. Unter dem Druck der sozialdemokratischen Kritik versprach Pie Regierung am 5. Februar 1925 binnendrei Wochen che neue Auswertungsvorlage einzubringen. Seitdem find faths Wochen verstrichen. Die Vorlage läßt immer noch auf fh warten, die Regierung hat ihr Bersprechen gebrochen This infolge des Bruchs dieses Bersprechens die Sozialdemo» Praten die fofortige Aufhebung der dritten Steuernotperordnung beantragten, um die Regie ring endlich zur Borlegung ihres Entwurfs zu zwingen, wichen die Rechtsparteien unter Führung der Deutschnatio len wieder aus durch Verweisung des Antrags an den Ausschuß. Wieber begingen die Deutschnationalen Berrat an einem Antrag, den sie wenige Monate zuvor selbst gestellt hatten.
Barum verraten die Parteien der Rechten so schmählich die auf ihr gutes Recht pochenden Gläubiger und Sparer?
Weil die reichen Schuldner in Industrie, Handel und Landwirtschaft, die durch Abstoßung ihrer Lasten mit wert lofen Papierfehen ihren Sachbesig vermehrt haben, ihre Verpflichtungen nicht anerkennen wollen. Die Spitzenver bände der Wirtschaft haben bekanntlich bei der Regierung Einspruch erhoben gegen jede Verbesserung der Aufmertungsvorschriften. Diese Spitzenverbände haben den Rechtsparteien viele Millionen Wahlgelder gespendet. Der Wille diefer Großfapitalisten ist den Rechtsparteien, vor allen den Deutschnationalen, Befehl. Das Gerede von der Unfähigkeit der Wirtschaft zur Tragung einer höheren Aufwertung ist ein grober Schwindel. Die Goldbilanzen, die ungeheuren Tantiemen, die Dividenden der Aktiengesellschaften, die Lurusautos der großen Unternehmer in Stadt, und Land reden eine andere Sprache. Hier treten die Milliarden wieder in die Erscheinung, die den Gläubigern und Sparern geraubt worden sind.
,, Das Gesamtergebnis ist erschreckend. Es stellt auf der ganzen Linie eine Kapitulation vor den Forderungen des Großtapitals und einen hohn auf die berechtigten Forderungen der Sparer dar", sagt der deutschnationale Abgeordnete Beft zum Schluß seiner Kritik der Auswertungsdenkschrift der Bürgerblodregierung. Herr Best hat nur vergessen, hinzuzu fügen, daß seine eigene Partei die stärkste Stütze dieser Regierung ist. Erst fingen die Deutschnationalen mit ihrem Wahlbetrug die Gläubiger und Sparer ein, und als sie ihr Ziel, nämlich vier Ministersize, erreicht hatten, billigten sie den Hohn auf die berechtigten Forderungen der Sparer.
Der Tchekaprozeß.
Koppenhöfer beschwert sich.- Neue Auseinandersehungen
BS. Ceipzig. 13. März.
Zu Beginn der heutigen Sizung wurde nach Aufruf der Zeugen in der Bernehmung des Kriminaloberinspettors Koppenhöfer fortgefahren. Zunächst richtete R.-A. v. Bagnaio eine Reihe von Fragen an den Baugen. Auf einen Borhalt des R.-U. Dr. Gimon, daß Koppenhöfer neulich ausgesagt habe. Margies habe Sprengstoff patronen aus dem Ruhrgebiet geholt, befundet der Zeuge, daß diese Auslage von Poege stamme."
Jeuge: Der Brief stammt aus ben fien bes tn Stuttgart festgenommenen Setretärs ber Roten Hilfe non dem Oberbezirk Südwest, Mag Bauer. Das Schriftstück habe ich mit Genehmigung des Untersuchungsrichters und mit mündlicher Einwilligung der Behörde erhalten.
R.-U. Dr. Wolf: Können Sie eine Erklärung geben, weshalb Ihnen das Schriftstück persönlich gegeben worden ist?
Jeuge: Auf meinen Wunsch. Ich habe es in den Aften ge funden und da es zu der Tschefasache gehörte, habe ich sogar den Auftrag befommen, es hier in der Gerichtsverhandlung zu übergeben. R.-A. Dr. Wolf stellt an den 3eugen Koppenhöfer die Frage, ob es richtig sei, daß auch in Stuttgart die Vernehmung von Beschuldigten in Gegenwart von Schriftführern vorge nommen werden müsse und diese Bernehmungen sofort zu Brotofoll zu nehmen seien. Ueber die Frage, zu welchem Zweck diese Frage gestellt wird, entspinnt sich eine Debatte zwischen dem Vorsitzenden und dem Berteidiger. R.-A. Wolt verlangt schließlich Gerichtsbeschluß darüber, ob er verpflichtet sei, den Zwed dieser Frage zu erklären, bevor die Antwort des Zeugen erteilt werde.
R.-A. Dr. Löwenthal verweist hierbei auf die einschlägige Lite ratur, aus welcher hervorgehe, daß der Vorsitzende zu solchem Verfahren nicht berechtigt ſei.
Der Gerichtsbeschluß geht dahin, daß die Beanstandung der Frage des Vorsitzenden, zu welchen Zwed der Anwalt seine Frage Stelle, unberechtigt jei Als R.-A. Dr. Wolf in anderer Form feine Frage wiederholt stellte, und wiederum Präsident Riedner die Frage beanstandete, fam es zu einer weiteren schweren Auseinandersehung zwischen dem Berteidiger und dem Vorsizzenden und dem Reichsanwalt, in deren Verlauf auch Dr. Rosenfeld den Gerichtshof davor warnte, ein Verfahren zu billigen, das mit den unzweideutigen Bestimmungen der Strafprozeßordnung Beinesfalls zu vereinbaren wäre.
Barmat und die Reichsbehörden.
Die Untersuchung im Reichstagsausschuß.
Der Untersuchungsausschuß des Reichstages setzte die Frage des Abg. Bruhn, Barmat habe sich auf eine Zusage des heute die Zeugenvernehmung fort. Direktor Pritschow fagte auf Ministers Robert Schmidt berufen. Sein Angebot, Baren gegen Ralfe zu liefern, fei abgelehnt worden. Als er auf die Zahlungs. bedingungen des Reiches einging, Lieferung gegen Akzept, einlösbar bei Lieferung der Ware, habe der Zeuge feine Bedenfen getragen, bei den Reichsstellen für ihn einzutreten. Einfluß auf bie Preise habe der Zeuge nicht genommen.
Der
Eine weitere Frage des Abg. Bruhn, ob irgendwelche Intimi täten zwischen ihm und Barmat bestanden hätten, ob Barmat ihm persönlich Angebote gemacht habe, beantwortet der Zeuge ver neinend. Einmal habe ihn Barmat nur zur Belichtigung des Amsterdamer Bureaus eingeladen, der Zeuge fei dieser Einladung aber nicht gefolgt. Mit einem gewiffen Volfer, der von Bruhn genannt wird, sei er erst nach seinem Ausscheiden aus dem Ami in private geschäftliche Beziehungen getreten. 3euge erörtert dann an der Hand einiger Berträge, wie die damaligen Geschäfte mit Barmat abgeschlossen, wie die Zahlungs und Lieferungsbedingungen vereinbart wurden, mie aber auch die Differenzen bei der Abwicklung der Geschäfte entstanden. Die. Bahlungsbedingungen feien mit dem in Betracht kommenden Dinifterium vereinbart worden. Auf weitere Fragen des Abge ordneten Bruhn, ob Verträge annulliert worden seien, wenn Barmat fich verspekuliert hatte, also auungunsten des Reiches. erwiderte der Zeuge, daß zwar wiederholt auf die Ausführung von Lieferungen verzichtet worden sei, aber nur dann, wenn dadurch keinen Schaden erlitt. inzwischen die Darftpreise heruntergegangen waren und das Reich
Es folgen dann vergebliche Verfuche des R.-A. v. Bagnato für die Behauptung, daß in Stuttgart bei verschiedenen Festgenommenen von Polizei und Untersuchungsbehörde befon dere Prafiilen ausgeübt worden seien, Belege von Koppenhöfer zu erlangen. Sie scheitern ebenso, wie die Bemühungen, die später Dr. Herzfeld in der gleichen Richtung macht. Zum Beweise dafür, daß noch im Mai 1924 die Kommunistische Partei die Angeklagten König und Diener nicht als Spigel angefehen habe, verliest dann Koppenhöfer ein Schreiben, das der kommunistische Abgeordnete Obuch an den württembergischen Landtagsabgeordneten Müüer in Stuttgart gefandt hat, in dem es fich um die Frage handelt, welchem Rechtsanwalt man die Verteidigung der Genossen König und Diener, die anscheinend weniger stark beloftet felen, übertragen folle. Es wird sodann auf Antrag von Dr. Herzfeld eine Veröffent lichung der Berliner Politischen Bolizei verlesen, in der die anfängliche Vermutung, daß ein gewiffer Jakob Peters, der zur Ruffischen Tscheta gehöre, den Anschlag auf Rausch verübt habe, angesichts der in Stuttgart erfolgten Berhaftung der tatsächlichen Attentäter als ein bedauerlicher Irrtum widerrufen wird. inspettor Koppenhöfer jehr energisch darüber, daß RechtsIm weiteren Verlauf beschwerte sich Kriminalober. anwalt Dr. Wolf heute zum fünften Male ihm gegenüber in einem angeblichen lapsus linguae den Ausdrud Angeklagter gebraucht habe. Der 3enge befundet dann mit Bestimmiheit, daß nicht etwa eine behördliche Stelle den Ausdrud Deutsche Ticheta" geführlich darstellen solle, in denen Anträge von Werten, Behörden. prägt habe, fondern daß er diese Benennung zum ersten Male a us dem Munde Boeges gehört habe.
R.-A. Dr. Goldstein richtet an den Zeugen die Frage, ob König von ihm oder der Polizei Geldmittel erhalten habe. Der Zenge verweigert hierauf die Aussage
R.-A. Dr. Herzfeld beantragte hierzu die Einholung der Genehmigung zur Aussage Koppenhöfers über die Frage, ob König von der Polizei Geld erhalten habe, und der Vorsitzende fagte zu, daß das Gericht später darüber Beschluß faffen werde.
R.-A. Dr. Wolf richtete an den Zeugen die Frage, wie er in den Befiz des Schreibens des Abgeordneten Obuch gelangt set.
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Die Geschäfte der Reichsstellen feien doch schon untersucht worden, es habe sich aber nicht ergeben, daß zum Nachteil des Reiches gehandelt worden sei. Wenn der Zeuge alle Falle aus Kommunen usw. auf Einfuhr von Lebensmitteln abgelehnt murden müßte er erst dide Aftenbände durcharbeiten. Man müsse. be denken, daß
für die Einfuhrpolitik sehr scharfe Bestimmungen bestanden, die insbesondere mit der Devisenbeschaffung zusammen hingen. Wegen der Versorgung der Post- und Eisenbahnbeamten mit Lebensmitteln bestanden Anweisungen, wonach diese zentral zu regeln sei. Auf Sonderanträge follte nicht eingegangen Die angeblichen Verbindungen mit gemiffen Lieferanten hätten gar feinen Einfluß darauf gehabt. Es feien auch andere Berträge mit Lieferanten abgeändert und annulliert worden.
Die Krankheit Friedrich Eberts . Unrube, Bredneigung auf; ber Buls wurde fehr flein, der Bauch the ganz genau wiffen, boß der Regiſterrichter eine solche wieder.
Ein Aerztebericht über Eberts Operation und Tod. In Fällen wie beim Tode des Reichspräsidenten machen sich Gerüchte über die Krankheit und die Operation nur allzu breiten Raum. Um unzutreffenden Ausstreuungen vorzubeugen oder sie richtigzustellen, hat die Familie Eberts dankenswerterweise die Buftimmung zu einem Sachberichte gegeben, den die beiden behandelnden Aerzte, Sanitätsrat Dr. A. Freudenthal und Geheimrat Bier sowie Geheimrat Lubarsch auf Grund des Leichenbefundes und der mikroskopischen Untersuchungen in der heutigen Nummer der„ Deutschen Medizinischen Wochenschrift" veroffentlichen.
Aus Freudenthals Bericht geht hervor, daß Ebert von ihm seit Johren wegen seiner Anfälle von Gallensteinfolit behandelt murde, das letztemal im Jahre 1924. Seit über einem halben Jahre aber hatte Freudenthal den Reichspräsidenten nicht mehr gefehen, so oft er fich deswegen auch mit ihm, seiner Familie oder feinem Rabinett in Berbindung fegte. Erst am 8. Februar wünschte Ebert felbst den ärztlichen Besuch, er lag und berichtete, daß er sich schon feit Beihnachten nicht wohl gefühlt habe. Schonen hätte cr fch nicht tönnen, nunmehr aber fönne er nicht mehr weiter. Freudenthal verordnete ihm u. a. Vermeiden jeder amtlichen Tätigfeit. Das Befinden besserte sich. Ebert konnte wieder aufstehen
und arbeiten. Ziemlich ohne Beschwerden nahm er am 18. an der
Reitfizung des Zentralfomitees für Krebsforschung teil. An diesem Abend rebeten Geheimrat Kraus und Freudenthal ihm zu, möglichst bald zur Erholung in ein Sanatorium zu gehen. Am Morgen tes 23, Montag, besuchte der Arzt Ebert , wie schon Tage vorher Der Reichspräsident lag zu Bett und flagte über Schmerzen schon am vorigen Tage. Als diese verstärkt wieder. famen, zog Freudenthal Geheimrat Bier hinzu( es war am Abend). damit möglichst sofort operiert werde.
verabredet.
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Aus Biers Bericht ist folgendes hervorzuheben: Eberts Operation begann um 12 Uhr, Mac Burneyscher Wechselschnitt. Echwierigkeiten machte dabei der Burmfortsat, der steif und frei in die Bauchhöhle ragte. Schließlich gelang es, ihn frei zu bekommen, an seiner Einmündung in den Diddarm abzutragen und den Stumpf zu übernähen. Die Bauchhöhle war sehr leicht von einer reicjitchen Menge eitrig- getrübten Erfubates zu reinigen Die Nacht und der folgende Tag waren gut; Der Stranke fühlte sich wesentlich erleichtert. Am Mittwoch abend wurde Ebert sehr unruhig, in der Nacht wurde eine Magenspülung ausgeführt und am Donnerstag morgen, um eine bedrohliche Darmlähmung zu beheben, Neohormonal gegeben, das aber den Zwed nicht erfüllte. Deswegen wurde aus einer in der Mitte der Operationsmunde gelagerten Dünndarmichlinge Gas entleert, was erheblich erleichterte Kliftiere, Magenspülungen ufio. mußten auch am Freitag ausgeführt werden, der Krante fühlte sich dann wohl. Sonnabend früh traten dann plöglich Uebelfeit, starte
war aufs äußerste aufgetrieben. Die Dünndarmschlinge wurde ge öffnet. Troßdem sich nur der Darminhalt, tein Gas entleerte, besserte sich das Befinden ein wenig, bis gegen 8 Uhr ein schneller Kräftererfall eintrat. Um 10% Uhr starb Ebert . Morphium hat er mur vor der Operation und gegen das Ende hin erhalten, Herzmittel waren nur in den zwei kritischen Nächten nötig. In der übrigen Zeit war der Buls stets voll und träftig. Während des ganzen Berlaufes überstiegen die Temperaturen nicht 36,9.
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Lubarschs Bericht kommt zu folgender Schlußfolgerung: Das ganze Krankheitsbild, murde beherrscht durch die Darmlähmung, deren Schwere durch den Leichenbefund aufgeklärt ist der Unter leib ist für diese Untersuchung geöffnet und eine mitroftopische Durch forschung angestellt worden; die Deffnung der übrigen Körperhöhlen war nicht gestattet. Aller Voraussicht nach hätte die Frühoperation ohne die Darmlähmung zu einer Heilung der Bauchfellentzündung und sogar zu einer primären Berheilung der Bauchwunde geführt, trotzdem es sich um einen schweren und ungewöhnlichen Fall von Wurmfortsatentzündung handelte. Die Schwere der Darmlähmung geht daraus hervor, daß selbst durch die Bunttion und den Einschnitt in den Darm sich nur wenig Inhalt entleerte. Lubarschs Bericht nacht auch verständlich, daß in der Borgeschichte in den ersten Stunden das Krankheitsbild nicht auf den Wurmfortsatz hinwies.
Eine Generalversammlung, die nicht weiß, was sie will Die Angelegenheit des Deutschen Opernhauses beschäftigt feit langem Bresse und Bublifum. Der Konturs des Deutschen Opernhauses, die Uebernahme durch die Stadt, die Frage, in welcher Form das geschehen soll, bie Frage, wem der Fundus des Deutschen Opernhauses gehört, alles das ist noch im Fluß. Wie ungeklärt und verworren die Verhältnisse sind, bewies am besten die Generalver fammlung, die zu gestern nachmittag in den Chorprobensaal des Deutschen Opernhauses einberufen worden war. Augenblicklich beherrschen zwei starke Strömungen die Aktionäre. Die eine Gruppe, das sind die alten Aktionäre, fürchten törichterweise, daß fie bei der Uebernahme des Unternehmens durch die Stadt Berlin in ihren Rechten geschädigt werden könnten. Als nun gestern Rechtsanwalt Paul Hennig die Generalversammlung, welche sehr start besucht war, eröffnete, erhob sich einer der alten Aktionäre und machte juristische Einwendungen über die Art der Hinterlegung von Attien. Da, Gott sei Dant, eine größere Anzahl von Juristen in der. Aktionär perjammlung anwejend waren, fam es zu langen juristischen Ausein anderlegungen. Alle redeten zu gleicher Zeit, und der Vorsitzende rief scheblich erregt dazwischen: Ich schließe, ich schließe! Und meinem Hausrecht Gebrauch." mer sich nicht fügt, dem gegenüber mache ich von
Daraufhin bemächtigte sich der Aftionäre eine überaus erregte Stimmung, und trotzdem die Bersammlung geschlossen war, debat. tierte man unentwegt weiter und verlangte Wiedereröffnung der Generalversammlung. Merkwürdigerweise waren auch ein paar Ju. riften und Kenner des Attienrechts für die Wiedereröffnung, obwohl
eröffnete Generalversammlung und deren Beschlüsse für unglültig erflären muß. Nachdem man eine Stunde hin und wider überlegt hatte, was zu tun fei, verkündete der Borfizende Hennig:„ Ich eröffne von neuem die Versammlung!" Aber siehe da, es ging doch nicht. Abermals Debatten, Auseinandersegungen und schließlich wurde befanntgegeben, daß die nächste Generalversamm lung am 5. April stattfinden solle. Die Notleidenden bei diesen Berworrenheiten sind natürlich wie immer die Angestellten. Die Stadt Berlin hat jedoch die Absicht, für das Personal in großzügiger Weise zu sorgen und ihm eine höhere Quote zu geben als es die Aktionäre tun können.
In der Generalversammlung wurde übrigens eine Broschüre verteilt:„ Der Kampf um das Deutsche Opernhaus, Tatsachen und Wirkungen. Sie ist im Auftrage von Attionären von Rechtsanwalt Paul Hennig verfaßt. Diese Broschüre, die am Anfang behauptet, daß sie weder angreift noch verteidigt, fo daß man mit Recht fragen fann, warum sie denn überhaupt geschrieben worden ist, enthält verschiedene unrichtigkeiten und greift vor allem, wenn auch nur so zwischen den Zeilen, unseren Genossen Paul Hirsch in durchaus ungerechter Weise an. K. J.
einer
Eine Radio- Universität. Bo ft on mird in furzer Zeit die erste Radio- Universität der Welt aufzuweisen haben. Es handelt sich bei diesem Plan nicht darum, die Kenntnisse des Radio als Wissen schaft einzuführen. denn diese Wissenschaft wird bereits an allen Universitäten gelehrt. Der Plan geht dahin, eine Organisation zu schaffen, die vollkommen den wissenschaftlichen Aufbau Universität ähnlich ist, ohne aber Hörsäle zu befizen. Die Hörfäie find eben die ganze Welt, die mit Radioapparaten verbunden ist. Alle Fakultäten sollen fyftematisch aufgebaut werden, um in einzelnen Kollegs dem Publikum wissenschaftliche Vorträge über alle Gebiete des Bissens halten zu können. Die Hauptsache dabei ijt, daß es sich nicht wie bei bisher schon bestehenden wissenschaftlichen Borträgen um einzelne Gebiete oder zusammenhanglofe Themen handelt, sondern um die ganz systematische Durchführung eines pissenschaftlichen Blanes nach dem Vorbild jeder Universität. Es sollen zu diesem Zwed die erforderlichen Gelehrten für regelmäßige Stollegs verpflichtet werden. Es wird ein ganz bestimmter Stundenplan aufgestellt werden, nach dem die Kollegs abgehalten werden follen, so daß jeder einzelne Zuhörer die Möglichkeit hat, das ihn interessierende Thema regelmäßig zu verfolgen. Man will dadurch die Wissenschaft in weite Kreise des Volkes bringen. Dazu ist erforderlich, daß sie in möglichst volkstümlicher Weise dargestellt wird, da sonst der Gewinn der Zuhörer nur sehr gering sein dürfte. Es wird sich also voraussichtlich um eine Voltshochschule handeln, die durch Radio wirksam wird und allerdings eine Verbreitungsmöglichkeit hat, wie sie andere Boltshochschulen faun besitzen. Es hat sich in Boston eigens eine Gesellschaft gebildet, welche das Unternehmen der ersten Radio- Universität finanizert.
Der Lichtbildervortrag Bruno Tauf für die Bolfsbühne Der Vortrag über die moderne Wohnung als Schöbfung der Frau", den Bruno Taut auf Einladung der Boltsbühne E. V. Sonnabend. 7%, Uhr im Höriaal des Kunitgewerbemuseums, Bring Albreatite. 7a, hält, beinnt m 7%, Uhr. starten zum Preise von 60 Pf. find noch am Saaleingang erhältlich.