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Weimarer Koalition in Hessen  .

Einigung auf der alten Basis.

Darmstadt  , 14. März.( Eca.) Nach monatelangen Be­mühungen haben sich die Vertreter der Fraktionen des 3 entrums, der Demokraten und der Sozialdemokraten in Heffen auf die Bildung einer neuen Regierung auf der Basis der kleinen Koalition unter Beibehaltung der bisherigen Minister ge­einigt. Die Wahl des Staatspräsidenten wird in der nächsten Woche stattfinden.

in der jetzigen Borlage vollständig ausgeschaltet find. und nichts bekommen. Von den weiblichen Angestellten erhalten nach der jetzigen Borlage nur 3 Pro3. eine Zusatzsteige­rung. Alle übrigen Frauen gehen vollständig leer aus.

Alle sonstigen Wünsche der versicherten Angestellten in bezug auf die Erweiterung der Versicherungsgrenze und den Rechtsanspruch auf das Heilverfahren usw. werden überhaupt nicht genannt. Die Sozialdemokratische Partei   hat demgegenüber die Ver= doppelung des Grundbetrages Don 30 auf 60 m. und ebenso die Berdoppelung des Witwen und Waisen­geldes beantragt. Sie fordert, daß in Zukunft ein Rechts­

Die Rechtsparteien gegen die Angestellten. anspruch auf das heilverfahren besteht und verlangt die

Eine Warnung zur rechten Zeit!

Der Präsidentschaftswahlkampf fetzt in diesen Tagen mit aller Schärfe ein. Wie bei allen bisherigen Wahlkämpfen wird man auch dieses Mal um die Stimmen der großen Schicht der Privat. angestellten buhlen. An Bersprechungen werden es die Rechtsparteien auch diesmal wieder nicht fehlen lassen. Die Be­ratungen, die in diesen Tagen im Reichstag über die Ange. ftelltenversicherung stattgefunden haben und noch statt finden, werden auch dem letzten Angestellten aber die Augen öffnen und ihm das wahre Gesicht der deutschnationalen Angestelltenfreunde offenbaren.

Nach dem geltenden Gefeß besteht das jährliche Ruhegeld aus Grundbetrag und Steigerungsbetrag. Der Grund­betrag ist für alle Gehaltsklassen auf 360 M., also monatlich 30 M.,

festgesetzt. Als Steigerungsbetrag werden 10 Broz. der Beiträge gewährt, die für die Zeit seit dem 1. November 1924 gültig entrichtet worden find. In der Praxis tommt gegenwärtig so gut wie fein Steigerungsbetrag in Frage. Hat der Ruhegeldempfänger Kinder unter 18 Jahren, fo erhöht sich das Ruhegeld für jedes Kind um jährlich 36 m., also um 3 M. monatlich. Die Witwen und die Witwerrente beträgt sechs Zehntel des Ruhegeldes, also 18 M.

15 M. ben Monat.

des

Erweiterung der Versicherungsgrenze auf 9000 M. Darüber hinaus wird eine Erhöhung der Steigerungs fäße für alle Klassen von A bis J gefordert. Die Angestellten sehen ihre Interessen nur durch die Sozialdemokratische Partei   vertreten. Sie werden bei der Stimmabgabe für den fommenden Reichspräsidenten sich dieser Tatsachen zu er innern wissen.

bandes:

Wie die Rechtsregierung, mit dieser alldeutschen Mahalla im Rücken, Außenpolitik treiben will, ist ihre Sache.... ausgeschlossen!

Frau v. Oheimb

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Frau v. Oheimb, die sich für Geßler gegen Jarres eingesetzt hatte, ist, wie parteioffiziös gemeldet wird, durch ihren Austritt nur ihrem Ausschluß zuvorgekommen.

Die Versammlungsschlacht in Halle.

Ein vorläufiger amtlicher Bericht. Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: Die bisherigen Ermittlungen über den blutigen Zusammenstoß in Halle anläßlich einer kommunistischen   Wahlversammlung am 13. d. M. haben bisher ergeben:

Sturm gegen Stresemann  ! Bort ergriffen. Auf Veranlafſnug des überwachenden Beamten

Generalangriff der Alldeutschen.

In der kommunistischen   Wahlversammlung, die von cima 2000 Teilnehmern besucht war, hat ungeachtet eines vom Polizei­präsidenten der Versammlungsleitung rechtzeitig mitgeteilten Ver­bots des Auftretens ausländischer Redner ein englischer Redner das mies der leitende Polizeioffizier, nachdem er sich den Weg bis zur Rednertribüne gebahnt hatte, wiederholt den Versammlungsleiter Bugleich mit dem Aufruf des Rechtsblocks für Jarres er- und den Redner auf das ergangene Berbot hin. Um die beginnende ficheint folgender Aufruf des Altdeutschen Ber- Erregung der Versammlungsteilnehmer zu beruhigen, erklärte der Polizeioffizier, auf einem Tische stehend, mit lauter Stimme, daß die Bersammlung als solche nicht gestört, nur die behördliche Anordnung durchgeführt werden solle. In diesem Augenblicke sah der Polizeioffizier, daß ein Mann auf der Galerie einen Revolver gegen ihn richtete und losfchoß. Unmittelbar darauf fiel von der Galerie und aus dem Saal eine ganze Anzahl von Schüssen in so schneller Folge, daß die Beamten sich einer Maschinen pistole gegen­über glaubten. Als zu allem die Menge die Beamten aufs äußerste bedrängte, gaben nun auch diese zu ihrer Verteidigung in der Not­mehr, ohne besonderen Befehl erhalten zu haben, Schüsse ab. Die Versammlungsteilnehmer verließen darauf panifartig den Saal.

Seit einigen Tagen hat die Auslandspresse es aufgededt, daß der deutsche   Außenminister es fertiggebracht hat, ungedrängt und aus freien Stüden unsere unverjährbaren Ansprüche auf die im Westen geraubten Gebiete Elsaß- Lothringen  , Eupen  und Malmedy durch ein unheilvolles Sicherheitsangebot" zu ge­und Malmedy burch ein unheilvolles Sicherheitsangebot" zu ge. fährden, dessen Annahme unsere deutschen Brüder endgültig den Feinden ausliefern würde. Jezt hat der Außenminister Dr. Stresemann selbst diese Gerüchte in vollem Umfange bestätigt; er hat sein Angebot in Betätigung einer heute angeblich verfemten Geheimdiplomatte den einden gemacht, ohne den Reichstag und anscheinend auch ohne das Reichsfabinett vorher befragt zu haben. Schon die erfte An­beutung fold unerhörten Vorgehens hätte

den Monat; die Waisenrente für jede Waise fünf Zehntel, also Das Direktorium der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte steht heute restlos unter dem Einfluß des Hauptausschusses für die foziale Versicherung der Privatangestellten, der sich aus Mitgliedern Deutschnationalen handlungsgehilfenver. bandes und feiner Unterverbände sowie Mitgliedern des Gewerf. einen Sturm der Entrüffung in ganz Deutschland  schaftsbundes der Angestellten zusammenfeßt. Die Führung in diesem entfesseln müssen. Das ist, da die Deffentlichkeit durch innerpolitische Hauptausschuß in den Händen der Deutschnatio. Angelegenheiten ganz in Anspruch genommen war, leider nicht ge­nalen. Die Hilferufe der notleidenden Angestellten und der beschehen. Deshalb wendet sich der Alldeutsche Verband an alle gründete Unmut derselben haben felbft diesen Hauptausschuß ge- ehrliebenden Deutschen   mit der Forderung, laut die zwungen, dem Deutschen Reichstag eine Eingabe betr. Alenderung Stimme des völlischen Gewissens ertönen zu lassen und der Welt des Angestelltenversicherungsgefeges zu übermitteln. Die Ange zu zeigen, daß das deutsche   Volk gewillt ist, seine Ehre und stellten sollten durch diese Eingabe beruhigt werden. Es wurden Würde zu wahren. Es muß ausgesprochen werden, daß, wer in ihnen Hoffnungen erwedt. Um so größer muß jetzt die Ent- durch Duldung jo verderblicher Vorschläge an der endgültigen täuschung fein. Im Sozialpolitischen   Ausschuß des Reichstages haben Preisgabe deutscher Boltsgenossen und an der dieselben Bertreter, bie die Eingabe des haupt ewigen Berstlavung deutschen   Blutes mitwirkt, den ausfchuffes veranlaßten, gegen diese Eingabe ge.. ftimmt und im Ginvernehmen mit der Reichsregierung dem Plenum des Reichstags am Donnerstag, den 12. März, eine Bortage zur Annahme empfohlen, die jedem sozialen Empfinden und der großen Rot der Angestellten Sohn spricht.

Mit Recht führte der Borsigende des Af- Bundes, Genosse Aufhäuser, aus, daß man über ein Jahr nach Beginn der Stabilisierung es wagt, dem Reichstage und damit den breiten Schichten der Angestellten eine Borlage zu unterbreiten, die weiter Hidits enthält als eine ganz bescheidenie Aufwertung der vier sberten Gehaltstlaffen Die Gehaltsttafson der soge nannten mittleren und nieberen Angestellten gehen voll tommen leer aus. Eine Erhöhung erhalten lediglich die Ge­haltstlaffen F bis J, die auch bereits früher ein Einkommen von über 2000 m. im Jahre hatten. Nach der eigenen letzten Enquete der Ungestelltenversicherung wurde festgestellt, daß von den damaligen Versicherten ein Einkommen bis zu 2000 m. im Jahre 757 389, bas find 62,8 Proz., bezogen. Bon den weiblichen Angestellten steht feft, daß bis zu 2000 m. 514 612 Versicherte und über 2000 m. nur 16 129 Berficherte vorhanden waren. Das heißt also: zwei Drittel der männlichen Bersicherten fallen unter die Gehalts flaffen, die

Glück.

Bon E. Generic.

Heute ist mir das Glück begegnet!

Fluch der kommenden Geschlechter

auf sich zieht. Denten wir daran, daß nicht einmal nach den furcht. baren Leiden des 30jährigen Krieges der Reichstag zu Regensburg  sich zu einem Berzicht auf die deutsche Westmart mit ihren deutschen  Menschen hergegeben hat! Menschen hergegeben hat! Der Alldeutsche Verband fordert von einen Mitgliedern, daß sie alle Kräfte daransetzen, unfere Deffent lichkeit über die Folgen eines solchen ungeheuerlichen Battes" auf. zuflären. Es muß and rat

ein folcher Sturm der Entrüffung entfacht werden, daß tein Minister und fein Reichspräst bent es wagen, sich dem Willen des deutschen   Boltes auf Bahrung feiner Ehre und Würde zu widersetzen.

Die Worte tein Reichspräsident" erhalten ihre besondere Bedeutung durch den Umstand, daß Herr Jarres befannt­lich der Kandidat Strefemanns ist.

Bei dem geschilderten Borgang sind 7 Personen getötet worden, und zwar 6, darunter 2 Frauen, durch Schüsse, ein siebenter ist im Gedränge er drückt worden. Sechzehn Verwundete, unter diesen 8 mit Schußperlegungen, sind ärztlicher Behandlung zu­geführt worden. Von den eingesetzten Schutzpolizeibeamten haben pier Siebberlegungen, zum Teil erheblicher Art, erlitten. Bon dem Regierungspräsidenten in Merseburg   ist im Be­nehmen mit der Staatsanwaltschaft und den Gerichtsbehörden be­reits ein Termin zur Einnahme des Augenscheins abgehalten. Hier­bei sind unmittelbar neben dem Standort der Beamten zahlreiche Geschoßeinschläge festgestellt worden, auch haben sich im Saal und auf der Galerie Hülsen einer bei der Schutzpolizei nicht geführten Munition gefunden. Die Untersuchung zur vollständigen Aufklärung der höchst bedauerlichen Borfälle ist bei den drei genannten Stellen

im Gange und wird mit größter Beschleunigung durchgeführt.

Diese amtliche Darstellung bestätigt den ersten Eindruck, daß die Beamten unbegreiflich topflos gehandelt haben, als sie wahllos in eine Bersammlung von Tausenden hinein­fchoffen. Wobei sich noch die Frage ergibt, wozu überhaupt Polizei in eine Wählerversammlung geschickt werden muß. Das Bereinsgefeß von 1908 geftaiset nur die Entsendung weier Beauftragter der Polizei. Warum wurde diese Sahl in Halle überschritten und dadurch die Erregung hervor gerufen und gesteigert?

Ein deutsch  - finnischer Schiedsvertrag ist im Auswärtigen Amt  unterzeichnet worden. Der Bertrag fieht ein schiedliches Verfahren

politischer Art handelt. Im ersten Fall hat das Schiedsgericht einen für alle Arten von Streitfällen vor. Dieses Verfahren ist jedoch em hundertmalerschiedenes, je nachdem es sich um Streitigkeiten rechtlicher oder endgültig bindenden Spruch zu fällen; Rechtsfragen werden einem Bergleichsverfahren überwiesen, das mit einem Bergleichsvorschlag endet.

Ichweigt den alldeutschen Kriegsruf tot. Sie ist hundertmal Die Rechtspresse, mit Ausnahme der Deutschen Zeitung", bereit, auf Ehre, Würde und Boltsgenossen zu verzichten, menn es nur gelingt, Herrn Jarres, den Kandidaten der Großagrarier und der Schwerindustrie, ans Biel   zu bringen.

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In seltsamer Gestalt. Flüchtig wie ein scheues Reh und doch fragen, ist das wirklich Schnitzler  , der Verfasser feinsinniger bra­tieje Spuren hinterlassend in Herz und Sinnen.

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" Ein halbes Brot bitte und ein viertel Pfund Butter Wie? 60 Pfennig? Ach nein, bitte Margarine meinte ich nur geben, Sie mir bitte von der mittleren Sorte und

" Bergiß nicht ein wenig Buder, Liebes!" Ach ja! Geben Sie mir bitte auch ein viertel Pfund Zuder! Und, sieh einmal, Schaz, den schönen Harzer Käsel Sieht er

nicht wundervoll aus? Meinst du nicht

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Und nach einem Blick des Einverständnisses mit dem Schatz wurde auch ein piertel Pfund Harzer Käse erstanden. Ein junges Chepärchen, dem man den Honigmond ansieht, macht diese kleinen Besorgungen mit unendlich wichtiger und glüd. licher Miene. Er", ein fleines, etwas verhuzeltes Männchen mit gutmütig- hilflos- treuen Kinderaugen, fie" etwas größer, über­Schlant, mit mageren, edigen Schultern, die unter dem Tuche des dürftigen Mäntelchens scharf hervortreten. Es ist Freitag, Lohnzahl tag, Eintaufstag. Nachdem ich meine fleine Besorgung im nämlichen Geschäft erledigt, drängt es mich, die beiden Lebenstünstler am Aus­gang zu erwarten, um ihnen noch einmal ins Auge zu sehen. Irrte ich mich auch nicht, als ich Befriedigung und Glüd in ihren 3ügen zu lesen vermeinte? So dürftig und doch glücklich? Er öffnet ihr galant die Tür, sie treten heraus mit ihren winzigen Baletchen im Arm. Vor dem benachbarten Bigarrenladen hemmt sie den Schritt:

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Weißt Du, Schäßchen, ich habe achtzehn Pfennige vom Rauf­männ herausbekommen- da gehe ich schnell hinein und kaufe 3iga­retten für mein Männchen. Dente einmal, Du Schlemmer, achtzehn Stück! Du sollst einmal einen guten Tag leben."

Er nicht freudig. Was hat er doch für ein liebes, forgendes Frauchen!

Strahlend steckt er das erworbene Gut in die Tasche, da wo sie am fiefften ist- fie ziehen los, Arm in Arm, dürftig befleidet, mit schlechtem Schuhwert, mit ihrer Butter, ihrem Harzer Käse, ihren Zigaretten und ihrem Glüd:

Bolfsbühne: Segel am Horizont von Rudolph Leon hard. Gerade meil Rudolph Leonhard ein sehr ernster Dichter ist, der sich mit vielen Problemen und Gedanken herumschlägt, muß in feinen besonderen Kopf noch tiefer hineingeleuchtet werden. Heute werde nur gesagt, daß sein Schauspiel ungewöhnlich fejfelte, menig ftens zum Schluß, wo die Gesinnung und die visionäre Welt anschauung des Dichters schönen Ausdruck fanden. Die einzige Frauenrolle des Stüds wurde von Gerda Müller prächtig ge­fragen. Stürmischer Beifall, ein lärmender Erfolg, und sogar einige Widerspenstige übten ihre Pfeiferkünfte. M. H.

Das Märchen von Arthur Schnitzler  . Die Direktion des Leffing Theaters hat weder dem Autor noch dem Publi­fum einen Dienft erwiesen, als sie diefes Stück, das anfangs der 90er Jahre geschrieben wurde, aus seiner verdienten Bergessenheit hervorzog. Man mußte fich während der Aufführung fortgesetzt matischer Skizzen und psychologischer Novellen, der hier durch den Mund der handelnden Bersonen zu dem Publikum spricht. Grau und verstaubt flangen die Tiraden, wie aus weiter Ferne ertönten die philosophisch gefärbten Auseinandersetzungen, hohl und un­wahrscheinlich erschienen die seelischen Konflikte, die von den han­nicht uninteressante Thema der doppelten Moral des männlichen delnden Personen glaubhaft gemacht werden sollten. Das an sich Geschlechts und der Unfähigkeit des Mannes, sich der Frau gegen über von der alten überlieferten Moral freizumachen, wird in diesem Stüd in einer so hölzernen, unlebendigen Form behandelt, daß es bei dem Zuschauer nicht die geringste seelische Reaktion auslöst. Biel­leicht hätte eine bessere Aufführung dennoch etwas mehr von dem Stud zu retten vermocht. Aber die Fülle der Talentlosigkeit auf der Bühne mußte nur noch den deprimierenden Eindruck verstärken. Selbst die Anfäge eines talentvollen Spiels bei Camilla Spira  in der Rolle der Fanny fonnte über die Langeweile der Aufführung nicht hinweghelfen. Ein verlorener Abend.

A. St.

Die Stadt im Schlunde des Bullans. Eine verfehrte Welt, ein Einfall Jules Vernes  , das ist der Eindruck, den der Besuch der fleinen Antilleninsel Saba beim Betrachten zurüclaffen wird. Das Inselchen, in der Breite von Jamaica  , 10 Grad östlich dieser Insel gelegen, wurde gleichzeitig mit dem nahen St. Eustatius   im Jahre 1634 von den Holländern tolonisiert. Die Muttersprache der heute etwa 450 Seelen zählenden Bevölkerung ist hingegen englisch, ihr tischen Inp; vielleicht Nachkommen jener fühnen Flibuſtier, die im Aussehen entspricht dem schlanken, blauäugigen, blonden, echt bri­16. Jahrhundert unter eigener Flagge Krieg gegen das mächtige Spanien   führten? Die etwa fünf Gebiertmetlen große Insel besteht durchweg aus fteilen Klippen, schroffen Felsgraten, und in der Mitte einem 1300 Fuß hohen, in hiftorischer Zeit nicht mehr tätig ge­wesenen Bultan Das Innere dieses Bullans ist der einzige ebene, zu einer Ansiedlung geeignete Fleck auf Saba, das übrigens auch teine Straßen oder auch nur fahrbaren Wege tennt. Dort im Schlunde des Bullans befindet sich dann auch der von den Ein­Namen Bottom"( Abgrund) führt. Steile Stufenpfade führen von wohnern stolz als Stadt bezeichnete Wohnplayz, der den passenden außen auf den Kraterrand und von diesem fast fentrecht hinab zur Stadt; wollen die Bewohner ins Freie, so müssen sie, wie die Fliegen in einer Tasse, an den Bänden in die Höhe flettern. Bielleicht war die Verborgenheit des Plazes für die ersten An­siedler der Grund zur Niederlassung, dazu kommt die schmere Bugänglichkeit der Insel selbst, die feinen Hafen aufweist, dafür unter ihren Beamten aber einen Hafenmeister hat. Und nun das Seltfomste: die einzige Industrie der Infulaner ift der Bootsbau; alles Material: Holz auf der Insel mächst fein einziger Baum-, Eisenwert, Seile wird eingeführt. Die, übrigens im ganzen An­titenmeere befannten und geschätzten Boote merden drinnen im Bultan gebaut und dann mit Sebezeugen über den Rand an die Rüfte gebracht. Obwohl also die Leute recht guten Verdienst

haben, ist doch ihr Leben auf der unwirtlichen Insel, die nicht ein. mal eine Wasserquelle enthält und auf Regenzifternen angewiesen ist, ein entbehrungsreiches. Immerhin, ein kleines Weltwunder.

Wie die Windauer den Teufel sehen wollten. In dieser Zeit des Weltuntergangs" hatte sich in der lettischen Stadt Windau ( 15 000 Einwohner) eines Morgens eine große Menge Leute vor dem Stadtkrankenhaus eingefunden, um den Teufel zu sehen. Es eltuntergangs habe eine Ruh geschlachtet und in deren Haut, mit hatte sich nämlich folgendes Gerücht verbreitet: Ein Verkünder des Hörnern und Klauen, auf dem Kirchhof gewütet. Affs er dort ge­in das Krankenhaus gebracht, und hier jolle er nun dem Publikum fangen werden sollte, habe er Feuer gespien, weswegen auf ihn gefchoffen worden sei. In angeschossenem Zustand habe man ihn gezeigt werden. Vergebens sette das Personal des Krankenhaufes dem Bublifum auseinander, daß in dem Krankenhaus tein Teufel untergebracht set und daher auch nicht gezeigt werden könne. Die Menge achtete nicht darauf, ja, einige Neugierige erflommen jogar die Fensterbretter, um durch die Fenster den Teufel in seinem Bett 34 eripähen. Man meinte, wenn der Teufel wirklich nicht da fei, Dann würden doch die Menschen nicht davon reden und behaupten, werden, um Ordnung herzustellen, und erst gegen abend verlief fich daß er gezeigt werde. Schließlich mußte die Polizei gerufen die Menge. Sie glaubt aber auch heute noch steif und fest an den Teufel im Krankenhaus.

Fünfter Autoren- Abend der Wolfsbühne. Für ihren 5. Autorentabend hat bie Boltsbühne Karl Bröger   und Bruno Sönlant ge­wonnen. Sie lefen Montag, 8 Uhr. im Bürgersaal des Rathauses aus eigenen Dichtungen. Starten zum Preise von 50 Pf. am Saaleingang.

Der 3. Dichterabend des Verbandes Deutscher   Erzähler findet heute abend 7% Uhr im Reichstage statt. Georg Engel   lieft aus feinen Werten: ,, Der Fahnenträger" und Hann Klüth". Begrüßung burch Josef Buchhorn  .

Ueber das Schaffen von Käthe Rofwik, ihre fünstlerische und soziale Bedeutung, spricht an Hand zahlreicher Lichtbilder Dr. Abolf Seilborn am Mittwoch, 8 Uhr, im ,, Bolfskraftbund"( Aula Georgenstraße).

Der Berlag Bruno Caffirer, Derfflingerfit. 15, eröffnet am 16. in feiner graphischen Abteilung eine Ausstellung Aus der Wertstatt- bes Berlages. Die Ausstellung gibt Ginblid in die Entstehungsweise von Radierungen, Lithographien und Holzschnitten, in die Herstellungsformen des Muſtrierten Buches und Bergleichsmöglichkeiten zwischen Driginal und Reproduktion.

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Junge Dichter vor die Front!" Ein Franzöfifchet findet am 16., abends 8 Uhr, im Meisteriaal statt. Das Havemann- Quartett pielt Debussy   und Ravel  , Franz Konrad Hoefert spricht Barbusse  , Baudelaire  , Flaubert  , France  , Rimbaud  , Nolland Roftand, Berlaine. Die Buchhandlung Dr. Hanns Preiß stellt im Vorraum die in deutscher Sprache erichieneneit Werte moderner franzöfifcher Dichter aus. Das Programmheft enthält Beiträge von Dujardin, Günther, Hammecher, Haß, Heine, v. Veltheim  

und Verlaine  .

Enfdedung einer uralten Stadt. Eine von dem bekannten Archäologen Harrington geleitete Expedition entdeckte bei Moapa im südlichen Nepada eine Stadt. die vor etwa 10 000 Jabren existiert haben muß. Die Stadt hat eine Ausdehnung von 9 km und liegt an einem Fluß zwischen den Städten St. Thomas und Overton. Sie entspricht der Epoche der bor indianischen Beit. Die zwischen Ruinen gefundenen Bfeile, Gegenstände aus gebrannter Erde, Körbe usw. laffen auf eine hohe Zivilisation schließen