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Der Blinde.

An einem trüben Spätnachmittag erlebte ich es. T

Es war ein Blinder.

Er stand an der Straßenkreuzung, hilflos, und rief einem Bor Beamten. Da die Menge Partei gegen die Polizisten ergriffen hatte,

überschreitenden zu:

Kann man rübergehen?"

Dann ging er. Tastend, wie trunten.

Auf dem Trottoir setzte er seinen Spürweg fort. Strich, von der grauenvollen Dede ewiger Finsternis geplagt, an der faltigen Mauer entlang und stieß mit dem Kopf heftig an die Eisengitter des Briefkastens.

Und dann schrie er leise auf.

Inmitten des entseelten Rhythmus erhizter Großstadttechnit. Der Blinde taftete an den schmerzenden Kopf, tastete in der angsterfüllten Verwirrung nächtiger Gefühle und fand ihn nicht. Ein unsäglich rührendes Bild.

Und wiederum frächzte er mühsam: Rann man rübergehen?"

Weiter schritt der Blinde, Schritt für Schritt, weiter in die ewige Nacht hinein.

Am Straßenrand stand ein Mütterchen.

Folgte dem Blinden mit tiefen, mitleidsvollen Augen und meinte. Ja, weinte.

Der Blinde aber sah es nicht. Sah sie nicht, jene rieselnde Träne der Erlösung. Selbst sie schenkte ihm das harte Schicksal nicht. Und wie geisterhaft flang es von fern: .Kann man rübergehen?"

Um den Potsdamer Platz  .

Eine neues Verkehrsprojekt. Namhafte Fachleute, der Regierungsdirektor Mosle, mehrere Oberbauräte aus dem städtischen Tiefbauamt und Vertreter der Groß Berliner   Presse besichtigten fürzlich ein neues Berkehrsprojekt für den Potsdamer Platz  , dessen Modell Dr. Paul Mahlberg in der Deutschen Gesellschaft zur Schau gestellt hatte. Das Projeft geht von dem Gedanken aus, den Play in Straßenhöhe für den Wagen­verfehr vorzubehalten und ihn von den Fußgängern mit Hilfe brüdenartiger Bauten überqueren zu lassen.

Das Projekt geht von dem Gedanken aus, den Platz in Straßen­höhe für den Wagenverkehr vorzubehalten und ihn von den Fuß­gängern durch brückenartige Bauten überqueren zu lassen.

Zunächst eine Blagerweiterung: die beiden Schinkelschen Wacht­häuschen, die Schinkel felbst schon im Jahre 1808 in den Tiergarten versetzen wollte, sollen entfernt merden. In den Botsdamer Play münden fünf große Hauptverkehrsstraßen und zwei Rebenstraßen ein. Sieben Bürgersteigzungen schieben sich bis an den Rand des Platzes vor, von sieben Stellen aus muß das lebensgefährliche Wagnis ber lleberquerung unternommen werden. Ein fiebenfacher Menschenstrom ergießt sich auf den Play, um den riesenhaften Wagenverkehr in Abständen stocken zu lassen. Der Mann auf dem Berkehrsturm regelt mit roten und grünen Lichtern dieses schwer flüffige Getriebe. Nach der( sicherlich überholten) Statistik des Jahres 1912 überqueren täglich 175 000 Fußgänger den Potsdamer Play, dazu fommen noch in Fahrzeugen mindestens 25 000 Personen, insgesamt also täglich 200 000 Menschen! Jeder Fußgänger und Jeder Fußgänger und jeber Wagen muß nach dem heutigen System etwa eine halbe Minute marten. 24 000 täglich passierende Wagen verlieren damit jährlich 72 000 Stunden, 200 000 Fußgänger jährlich 600 000 Stunden Warte­zeit. Müßte man diese verlorene Zeit bezahlen, so wäre Jahr um Jahr etwa eine Million Mart aufzubringen. Für diese Summen könnte man zweifellos den Mahlbergschen Plan verwirklichen. Also: Dr. Mahlberg läßt von den fieben Bürgersteigzungen aus Estala toren das find ewiglaufende, gededte Treppen, im Bintel von 30 Grab auf und absteigen, von denen aus die Fußgänger über freben Brüden auf eine erhöhte Mittelplattform gelangen, die den Mittelpunkt des plages in ausreichender Ausdehnung überdacht; oben suchen sie sich dann zum gleichen Abstieg diejenige Brücke und Treppe zu der Straße, zu der sie wollen. Um diese Mittelplattform gerum freifen unten in paufenlosem, rechtsgerichtetem Lauf die Fahr. zeuge, um dann in ihre Zielstraße abzubiegen. Die Mittelplattform spuckt und speit felbft einen großen Menschenstrom, denn unter ihr foll der Untergrundbahnhof sein, der für drei neue den Potsdamer Platz   freuzende Linien nötig wird und dessen Berlegung gerade an diefen Mittelpunkt glücklich gewählt erscheint. So meit der Mahi­bergersche Plan, dessen flarer Aufbau einleuchtend ist.

Die Herren Tiefbauräte gingen dem Plan aber mit technischen und statistischen Bedenken energisch zu Leibe, obwohl fie feine Eigen art und theoretische Geschicklichkeit anerkannten. Erstens: die Straßenbahn. Wäre nur der Zug von der Königgräger Straße nordwärts und umgefehrt, so tönnte man ihn, ohne Weichenstellung in den Kreislauf hineinnehmen. Aber der noch viel gewaltigere Best- Ost- Zug von und zur Leipziger Straße  ! Man fann ihn auf absehbare Zeit noch nicht, wie Mahlberg   es gern möchte, in die Jäger und Französische Straße ableiten, denn da wären, nach dem Westen zu, noch gewaltige Durchbrüche notwendig. Zweitens: Erjah der Straßenbahn durch Autobusse. Da brauchte man die doppelte Wagenzahl und würde, wie in London  , die Straßen erst recht ver­stopfen. Der Regierungsdirektor Mosle hat wohl recht, daß mir alle Gedanken und alles verfügbare Geld auf Jahre hinaus zum groß zügigen Ausbau der Untergrundbahn verwenden müffen; bis jetzt bewältigt sie ja nur 13 Pro3. des Gesamtverkehrs,

gegen 60 Broz. in New York  .

Go wird also der interessante Plan fürs erste nicht Utopie aber Theorie bleiben müssen. Die stadtarchitektonischen Bedenken, die Dr. Werner Hegemann  , der Bater der denkwürdigen Städtebau ausstellung des Jahres 1908, fo temperamentvoll zur Geltung bradate, mirde man später schon zu berücksichtigen wiffen.

Der Abschluß einer Demonstration.

Bor dem Großen Schöffengericht Lichtenberg   hatten sich die ret Arbeiter Karl Schobinsky, Ludwig Boediker und Ostar Miez zu verantworten. Ihnen wurde Zusammenrottung, Aufruhr und Landfriedensbruch zur Last gelegt. Am 28. September vorigen Jahres, und zwar an einem Sonntag, hatte die Kommunistische Vartei im Nordosten Berlins   wieder einmal eine Kundgebung und Bersammlung veranstaltet. Nach Schluß gingen zahlreiche Teil: nehmer die Greifswalder. Straße entlang, dem Bahnhof Weißenfee zu. Unter ihnen waren auch die beiden Arbeiter Schobinsky und Mieß. Alle hatten sich zu einem Zug zusammengetan und gingen unter Absingung einiger Lieder in größter Ordnung die Straße ent­lung. Die Bolizei befand sich an jenem Tage in erhöhter Alarm bereitschaft. An der Ecke der Ostseestraße stellten sich den um züglern mehrere Bolizeibeamte entgegen, die die Menge aufforder, ten, auseinander zu gehen. Die ersten des Buges sollten auch der Weifung nachgekommen sein; die übrigen jedoch fehrten sich an­geblich nicht daran, sondern versuchten die Schupoleute einzu ichließen und an ihren Funktionen zu hindern. Tatsache ist auch, wie durch Zeugen erwiefen, daß die Schußpolizisten von ihren Gummifnüppeln regften Gebrauch machten, manchmal auch, ohne daß sie Beranlassung dazu hatten. Der Arbeiter Boediter, der völlig unbeteiligt an der ganzen Sache und nur nach Weißensee gekommen war, um bei einem Fabritanten in dessen Privatwohnung um Ar. beit vorzusprechen, wurde von einem Schußpolizisten angehalten, Ankauf Verkauf

nur durch

-

Die Genossenschaftsmitglieder mögen aus diefen Dingen ihre Lehre ziehen und am heutigen Wahltage dazu beitragen, daß das Berliner   Genoffenschaftsparlament von der kommunistischen   Lügen­brut gefäubert wird.

angeblich, well er an dem Zuge teilgenommen und einen Beamten| Fraktion der Kommunisten beteiligten fich ganze 10 an der Abffim mit einem Stod mißhandelt haben sollte. Schobinsky und Mieg, mung 17, d. h. zwei Drittel, hatten fein Interesse daran, den bie auch wegen Zuwiderhandlungen festgenommen werden sollten, Genossenschaften eine Steuermilderung zu verschaffen, die auch tat­versuchten sich der Feststellung durch die Flucht zu entziehen. Dabei sächlich abgelehnt wurde. sprang einer der Arbeiter auf eine Straßenbahn, verfolgt von einem holte ein Polizist den Arbeiter unter vorgehaltenem Revolver her: unter. In der Verhandlung behaupteten die Angeklagten, sich nicht strafbar gemacht zu haben. Sie brachten auch Zeugen bei, die abet gegenüber den Polizeibeamten, die eidlich vernommen wurden, faum als Entlastungsbeweis dienen fonnten. Der Staatsanwalt beantragte in seinem Plädoyer gegen Schobinsky und Mietz je ein Jahr Gefägnis und gegen Boedifer ein Jahr sechs Monate Ge fängnis, außerdem sofortige Berhaftung sämtlicher Angeklagten. Das Gericht ging erheblich" herunter und erkannte gegen Scho­binjfy und Mietz auf je sechs Monate Gefängnis und gegen Boe­biter auf neun Monate Gefängnis, trotzdem alle drei bisher noch unbestraft waren.

Zur Wahl des

Reichspräsidenten  

ist der schmähliche Verleumdungsfeldzug gegen die republikanische Bevölkerung nunmehr durch die

Monarchisten

und Kommunisten

auf der ganzen Linie in strupelloser Weise eröffnet. Die Sozialdemokratische Partei   muß diesem verbrecherischen Treiben wiederum mit größter Energie entgegentreten.

Freiwillige Beiträge

zur erfolgreichen Führung diefes Kampfes durch die SPD.   in Berlin  fende deshalb jeder, der es irgend tann, schnell und reichlich an die Bant der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Berlin   S. 14, Wall­ftraße 65, oder auf Poflichedtonto nr. 48 743 an Alex Pagels, Berlin   SW. 68, Lindenstraße 3.

KPD  . und Konsumgenossenschaft. Neue Sowjeflügen.

fampf um die Bertretersize in der Generalversammlung der Bet­Die Eisenstirnigkeit der kommunistischen Berleumder im Wahl­liner Konsumgenossenschaft läßt sich erneut an einem besonders traffen Beispiel beleuchten. In Nr. 57 der Roten Fahne" wird wiederum die Behauptung aufgestellt, das Borstandsmitglied des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine, Bästlein, sei für eine Erhöhung der Umfaßsteuer auf 2% Broz. eingetreten und zum Beweis dafür wird aus der Drucksache 2866 der ersten Wahlperiode des Reichstages wörtlich ein Passus angeführt. Bei Durchsicht der angeführten Drucksache findet man nun, daß der Bassus nicht ent­halten ist, also auf freier Erfindung beruht. Das angebliche Dokument" ist eine gemeine fälschung. Die sonstigen Behauptungen des Lügenblattes verdienen die gleiche Be­wertung. Zum Ueberfluß jei darauf vermiesen, daß die Konsum genossenschaftliche Rundschau fast in jeder Nummer sich gegen die umsagsteuer gewandt hat und im befonderen für Freistellung der Genossenschaften eingetreten ist. Auch die Berliner   Genossenschaft Brotest gegen die ungerechte Umfahsteuer erhoben. Wie in ber hat in ihrer Generalversammlung am 26. Oftober 1921 schärfsten Bragis bie Kommunisten genossenschaftsfreundliche An träge in den Bartamenten unterstüßen, darüber belehrt das Resultat der Abstimmung am 22. Februar im preußischen Landtag über die Bewerbesteuerpflicht der Genossenschaften; von der 27 Mann starten

Das Rundfunkprogramm.

Sonntag, den 15. März.

Böhme). 2. Adagio E- Dur, Haydn  ( Das Wendel- Quartett( Kammer­9 Uhr vorm. Morgenfeier. 1. Harmoniumvorspiel( Dr. A. musiker Karl Wendel, 1. Violine; Erich Bader, 2. Violine; Her­ mann Wilke  , Viola  ; Kammermusiker Walter Rühle, Violoncello  ). 3. Die Bergpredigt, 1. Teil( Ev. Matth. 5-6, 18)( Johannes Schulzke, Bibelsprecher). 4. Cavatine aus dem Quartett op. 130, Beethoven  ( Das Wendel- Quartett). 5. Die Bergpredigt, 2. Teil( Ev. Matth. 6, 19- K. 7)( Johannes Schulzke). 6. Adagio, Günter Raphael  ( Das Wendel- Quartett). 12-12.55 Uhr nachm.: Hans- Bredow- Schule. ( Abteilung Hochschulkurse). 12 Uhr mittags: Dr. phil.   et med. Max Dessoir  : Einführung in die Psychologie". 1. Vortrag. 12.35 Uhr nachm.: Dr. med. Arnoldí: Der Stoffhaushalt des Menschen". 1. Vortrag. Zur Einführung". 3 Uhr nachm.: Hans- Bredow- Schule.( Abteilung Bildungskurse). Landwirtschaft. Dr. Friedrich Merkel  : Oeffentliche Maßnahmen auf dem Gebiet. Schwedische Märchen der Gegenwart, von Anna Wahlenberg  . des Saatbaues". 3.30 Uhr nachm.: Die Funkprinzessin erzählt: II. Folge: 1. Der Müller Jan und die Quellenjungfrauen. 2 Der seltsame Mönch.( Die Funkprinzessin: Adele Proesler). 4.30 bis 6 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner   Funkkapelle). 7 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule.( Abteilung Bildungskurse). Literatur und Kunst. Dr. Richard H. Stein: Spanische Musik". 2. Vor­trag. Spanische Tänze". 7.30 Uhr abends: Vortragsreihe: Neues Land. 3. Vortrag, Geh. Reg.- Rat Professor Dr. A. Miethe: .Gold aus Quecksilber".

Uhr abends: Dr. Johannes

Räuscher: Jugoslawien  , Land und Leute". 8.30 Uhr abends: Tänze. Dirigent: Dr. Wilhelm Buschkötter. Musik aus dem Ballett Don Juan", Gluck. 2. Deutsche Tänze, Mozart  . 3. Möd­ linger   Tänze, Beethoven  . 4. Deutsche Tänze, Schubert. 5. Hof­balltänze, Lanner. 6. Grubenlichter, Ziehrer. 7. Siesta, Wald­teufel. 8. Transaktionen, Josef Strauß  . 9. Rosen aus dem Süden, Josef Strauß  . Das Orchester besteht aus Mitgliedern der ehemaligen Großen Volksoper. Anschließend: Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sportnach­richten. Theaterdienst. 10.30-12 Uhr abends: Tanzmusik( Ueber­tragung). Königswusterhausen, Sonntag, den 15. März.

11.30-12.50 Uhr nachm.: Konzert. Mitwirkende: Susanne Lands­berg- Hollaender, Sopran; Korbanek- Trio: Lotte Tuch am Ibach­Flügel; Max Korbanek, Violine; Paul Wohlgezogen, Cello. 2. Adagio aus dem Cellokonzert D- Dur, Haydn  . 3. a) Mädchen­1. Trio Nr. 3 B- Dur, Mozart  , Allegro assai Adagio Rondo. lied, Brahms  , b) Ständchen, Brahms  , c) Wiegenlied. Brahms  , d) Der Schmied. Brahms  . 4. a) Adagio- Romanze, Gustav Hollaender  , b) Menuett, Beethoven  . 5. a) Arie: Amor und Psyche, aus Die toten Augen  ", d'Albert  , b) Arie: Endlich allein, aus Die ver­ kaufte Braut  ", Smetana  . 12 Uhr mittags: Esperantoeinlage. Montag, den 16. März.

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

6.40 Uhr abends: Tausend Worte Französisch. 7.15 Uhr abends: 4.30-6 Uhr abends: Unterhaltungsmusik( Berliner   Funkkapelle). Einführung zum Sendespiel. 7.30 Uhr abends: Sendespielbühne. Abteilung Oper. Leitung: Cornelis Bronsgeest  . XII. Veran­staltung. Die Zauberflöte, Oper in zwei Abteilungen. Text von Emanuel Schikaneder  . Musik von W. A. Mozart. Für den Rund­funk bearbeitet von C. Bronsgeest. Dirigent: Georg Szell  . Sarastro: Dirk Magré; Tamino: Richard Taaber; Sprecher und Hansa; Pamina, ihre Tochter: Emmy Bettendorf  ; Papageno: Priester: Alfred Borchardt; Die Königin der Nacht: Ethel Cornelis Bronsgeest; Papagena: Hedwig Jungkurt; Monostatos: Gerhard Witting; Drei Damen der Königin, drei Knaben: Jung­kurt, Lindemann, Conrad. Geharnischte Männer, Priester, Sklaven, Gefolge. Ort der Handlung: Im Morgenland. Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten. Zeitansage, Wetterdienst. Sportnachrichten, Theaterdienst. 10.30 Uhr abends:

Vermittlung von Kinos KINO- ZENTRALE BROCKHAUSEN Berlin   SW 68, Friedrichstr. 207 Schachfunk( E. Nebermann).

Der Ueberfall auf die Tante.

Ein durch Zufall vereitelter Plan.

Am 25. Januar abends gegen 10 Uhr wurde die Konditorei­befizerin 2. in ihrer Villa in der Albrechtstraße in Tempelhof   über­fallen. Dem Täter gelang es jedoch, zu entkommen. Bet dent Kampf, der sich im Dunkel abspielte, hatte die Ueberfallene in ihrer Angst dem Angreifer eine tiefe Bißwunde in den Finger zugefügt. Dieser Biß wurde zum Verräter und zu aller Ueberraschung wurde als Täter der Neffe der Frau L., der 20jährige Feinmechaniker Georg Dobrin ermittelt. Vor dem Schöffengericht Tempelhos hatte er sich jetzt wegen schweren Einbruchdiebstahls und Körperverlegung in lebensgefährdender Weise zu verantwroten.

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Dobrin gab die Tat zunächst zu. Es war aber aus ihm sehr wenig herauszubekommen und Landgerichtsdirektor Sachs hatte große Mühe, die Einzelheiten aus dem Angeflagten herauszuziehen. Daß es sich um einen ernstlichen und von langer Hand vor­bereiteten Plan handelte, ging schon daraus hervor, daß Dobrin den kleinen Pinscherhund seiner Tante an allen Bieren gefesselt und dann unter die Dede ins Bett gepackt hatte. Im Schlafzimmer hatte er die Kommode durchwühlt und eine Haarspange, die wertlos war, die er aber für wertvoll hielt, eingesteckt. Zu seinem Schreden war die Tante früher, als er erwartet hatte, heimgekehrt. Er versteckte sich, nachdem er das Licht ausgeschaltet hatte, hinter de Ofen im Herrenzimmer. Frau L. muß nun die Sache nicht ganz richtig vorgekommen fein, denn sie öffnete die Tür des Herrenzimmers. Kaum hatte sie einige Schritte hineingetan, als sie von hinten gepackt wurde. Zuerft glaubte sie, daß ihr Mann zurückgekommen sei; dann aber merkte fie, daß es ein Fremder war. Sie wurde zu Boden geworfen und es legte sich ihr eine Hand auf den Mund, so daß sie nur einen furzen Schrei ausstoßen konnte. Geistesgegenwärtig fonnte fie jedoch mit Füßen und Armen gegen die Tür stoßen, so daß Hilfe herbeifam. Der Unbekannte riß sich von ihr los und verschwand lautlos, indem er zum Fenster hinaussprang. An diese Einzelheiten will sich der Angeklagte heute nicht mehr erinnern tönnen. Von mehreren Aerzten wurde er als ein nervöser, erblich belasteter und mit einem gewissen Grad von Schwachsinn behafteter Mensch bezeichnet. Die überfallene Tante glaubt nicht, daß ihr der Angeflagte habe ein Leib antun wollen; sie hat auch wegen der Rörperverlegung feinen Strafantrag gestellt. Das Schöffengericht verurteilte Dobrin zu 6 Monaten Gefängnis, gab ihm aber Be­währungsfrist für die Strafzeit, falls er sich der Aufsicht des Jugend­amtes unterstelle. Der Haftbefehl wurde aufgehoben.

Neue Straßennamen in Groß- Berlin. Schneeglödchen- und Maiglöckchenstraße.

Eine ganze Reihe moderner Straßen sind jetzt mit Namen belegt und vom Polizeipräsidenten bestätigt worden. Die meisten der Namen sind nichtssagend, meil den Taufpaten offenbar nichts Besseres einfiel als ein paar deutsche Städte und die Namen einiger Industrieller. Eine Bebelstraße findet sich auch diesmal nicht darunter. dafür aber eine Walter- Fler- Straße, wobei sich die Bes wohner dieser Straße verwundert fragen mögen, mer wohl Walter leg gewesen sein mag. Auf das Gebiet zarter Lyrik und duftiger Frühlingspoesie begibt sich dagegen das Bezirksamt Prenzlauer Berg  . Hier gibt's jetzt neben einem Syringenplay auch eine Schneeglodchen und eine Maiglödhenstraße aljo eine" bufte" Gegend.

Die Namen der neuen Straßen find: die in der Siedlung der gemeinnügigen Baugesellschaft Berlin  - Heerstraße gelegene Straße 37 als Soldauer Allee, die ebenda gelegene Straße 38 als Rurländer Allee, Straße 39 als Marienburger Allee, Straße 51 als Bogen­allee, die Berlängerung des Saatwinkler Dammes zwischen Mäderizweg und Gartenfelder Straße als Saatwinkler amm, die Berlängerung der Gartenfelder Straße zwischen Hafeorfter Brüde und Hohenzollerntanal als Gartenfelder Straße, die Privat ftraße zwischen Mannheimer Straße und Bärstraße in der Siedlung am Fehrbelliner Plaz als Walter- Fler- Straße und deren Berlänge Cordesstraße, die im Ortsbezirk Lichterfelde   gelegene Straße 77 rung vom Tunnel zur Bahnhofstraße bis zum Königsweg als als An der Schäferei", die im Ortsbezirk Steglig gelegene Straße 65d als Am Elsenbruch", die in Mariendorf   gelegenen Straßen 130 als Daimlerstraße, Straße 72 als Friz- Werner- Straße, Straße 94 als Wilhelm- von- Siemens- Straße, Straße 93 als linter­legenen Plaz als Adolf- Scheidt- Play, die in Tempelhof   gelegene türkheimer Straße, den in Tempelhof   am Hohenzollerntorso ge­Straße 25 als Theodor- Frante- Straße, den daran grenzenden Bart als Franfepart, die Verlängerung von der Stubenrauchstraße von ber Massantebrüde in Rudom bis zur Johannisthaler Grenze ais Straße als Regattastraße, die Verlängerung dieser Straße von dem Stubenrauchstraße, die nach dem Sportdenkmal zu Grünau   führende Knid ab als Sportpromenade, die in Frohnau   gelegene Straße 187 als Wahnfriedstraße, den im Bezirk Prenzlauer Berg   gelegenen Blaz H1 Abt. XIII als Syringenplay, die im Bezirk Prenzlauer Berg   gelegene Straße 17B als Schneeglöckchenstraße, die ebenda gelegenen Straßen 21B als Sigridstraße, Straße 26A als Mai glöckchenstraße, Straße 26C als Chanenstraße, Straße 26D als Oleanderstraße und 26E als Chrysanthemenstraße.

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