gefahr so, wie wenn ein Vormmd, den man verhindert hat, die schntlichen ihm anvertrauten Mündelgelder in der Lotterie an- zulegen, nachher den Mund vollnimmt:„Beweist mir, daß ich nicht das große Los gezogen hätte!"' Gegen eine solche„Be- wcisführung" ist man allerdings machtlos. Jedenfalls bekennt sich Herr Jarres nach wie vor, und sogar tnit einem gewissen Stolz, zu seinen Hasardspiele- r e i e n mit Rhein und Ruhr aus dem Herbst 1923. Vor allem die Wähler des deutschen W e st« n s werden ihm am Sonn- tag die Quittung dafür geben. Aber es gibt noch andere Gegenden Deutschlands , die ein besonderes Interesse an einer nachträglichen Abrechnung mit dem Versackungspolitiker Jarres haben. In dem Schreiben von Jarres, das wir kürzlich auszugsweise veröffentlichten und dessen Enthüllungen in ganz Deutschland so großes Aufsehen erregten, befindet sich noch folgend« bisher nicht veröffentlichte Stelle: „Auch eine gewisse Dlockadeverhängung über Deutschland und ein Vordringen der Polen und Tschecho- sliwoken ist nicht ausgeschlossen. Auch diese Folgen mühten wir in kraus nebmen? sie würden zweifellos den europäischen Konflikt beschleunigen, ohne besten Hilfe meines Erachtens endgültig eine Befreiung des Rheinlandes nicht denkbar ist." Also auch Beyern. Sachsen . O st preußen. Schlesien sollten nach Jarres' Plänen der Besetzung durch alliierte Truppen ausgeliefert werden. Das wollte Jarres„in Kauf nehmen". Erst wenn nicht nur Franzosen und Belgier. sondern auch Polen und Tschechen in Deutschland von allen Seiten ein- und vorgedrungen wären, dann hätte man die richtige„internationale Lösung" gehabt. Ein schöner„Kauf", eine nette„Lösung""! Und dieser Mann ist Kandidat zur Reichspräsidenten - mahl! Daneben erscheint der Ludendorff als ein politisches Genie und als ein vorsichtiger Staatsmann.
Mitschulöige gesucht! Aber nicht gefunden. Die„Deutsche Tageszeitung" nennt,«ine älter« Iarres-Rede zitierend, den Genossen Hilferding als einen der angeblich Mitschuldigen an der Dersackungspolitik. Hilferding soll im Herbst 1923 als Reichsfinanzminister für die Sperrung der Zahlungen an das Ruhrgebiet und damit für die Versackung eingetreten sei. In Wahrheit hat Hilferding zwar die Sperrung der Industrie- kredile, aber auch— als entschiedener Gegner der Versackungs- Politik— die Weiterzahlung der Arbeitslosenunterstützung befürwortet. Er stand, wie Herr Stresemann bestätigen kann, in dieser Frage mit Stresemann zusammen, also gegen Jarres und gegen die Versackungspositit.
tzmöenburg gegen LuöenÜocff. Eine Erklärung für JärreS. . Hannover , den 2Z. März.(TU.) Der„Telegraphen-Union" wird von Generalfeldmarschall v. H i n d e n b u r g folgende Er- llärung übermittelt:„Aus mir unbekannten Gründen, vielleicht in der Absicht, dadurch eine Zersplitterung der Stimnien herbeizu- führen, ist in den letzten Tagen das falsche Gerücht verbreitet worden, daß ich für mich den Präsidentenposten er- st r e b e. Ich erkläre demgegenüber, daß ich nach wie vor unentwegt an der Kandidatur Jarres festhalte. � ,i.■ Ist Farres Zkranzosenstammlmg? Völkische Sorgen. Die Ritter vom.Reichsblock" haben es schwer. Täglich haben sie' mit neuen Tücke« zu kämpfen. Da wird einmal behauptet, daß Frau Jarres eine I ü d i n sei, da heißr es das andere Mal. Jarres sei Franzosenstämmling und sein Name französischen Ur- sprungs. Die Linksparteien haben für solche Fragen nicht das aller- geringste Interesse, es können also nur die völkischen Edeling« um Ludendorsf sein, auf die solche Ausstreuungen zurückzuführen sind. Welche Wirkung die Iarres-Sämpser von ihnen befürchten — wie hoch sie also die Intelligenz ihrer Anhänger einschätzen—. geht daraus hervor, daß allerorten aufs heftigste gegen sie gepredigt wird. Daß Frau Jarres eine blonde Germanin ist, haben wir schon gehört. Jetzt versichert der„Lokal-Anzeiger" seinen mißtrauischen Leferti. Jarres selbst habe kein Tröpfchen unreinen Blutes in den Adern, sondern stanime aus einem alten deutschen Geschlecht im Bcrgischen. - Dabei fällt einem ein, daß die„Nationalpost" unseren Genosten B r e t t s ch e i d einen Rhein -Kelten nennt, weil er in Köln ge- boren ist. Es müßte also noch festgestellt werden, wo die Grenze ist, an der die Rhein -Kelten aushören und die echten Germanen(deren Namen bekanntlich meist mit ow oder witz endigt) beginnen. Das Mißtrauen gegen Jarres ist durch ein« Tücke des franzö- fischen Wörterbuches besonders verschärft worden. Dort steht:„i-rre, großer irdener Krug". Also„j-rr«, Krüge"(die zum Brunnen gehen, bis sie brechen). Mit diesem philologischen Problem beschästigte sich jüngst auch in Königsberg der deutschnationale Freiherr v. G a y l. Er bemerkte mit deutscher Schlichtheit, der Name Jarres habe mit dem franzö- sisch-n„jsrres" nicht das geringst« zu tun, er sei e i n e e ch t r h e i> nisch« Bildung, wie z. B. die Namen Hannes oder T u n n« s. Neu« Tücke des Schicksals! Frecherr v. Gaql kann schlechter Rheinisch als Französisch. Er weiß nicht, daß Sannes" � oder „Tünnes" im Rheinland einen Kaspar bedeutet, über d c n a l l e W e l t l a ch t. Und so hallt jetzt de» Rhein entlang fröh- liches Gelächter über die sprachkundlichen Entdeckungen des Frei- Herrn v. Gayl. - Herr Jarres aber denkt:„Ch ein rheinischer Hannes oder Tünnes, dann' schon lieber ein franzästscher Topf!" Ja. ja, man hat's nicht leicht, wenn man der Präsidentschasts- kandidst von Idioten ist...... Severings Appell. Reichsbanncrtag i« Bielefeld . Bielefeld . 23. März.(Eigener Drahtbericht.) In Bielefeld fand am Sonnabend und Sonntag eine große republikanische Kund- aebung de» Reichsbanners für das östliche Westfalen itatt. Am Sonnabend zog ein Fackelzug durch die Stadt: aus dem Kesselbrink wurden die 1090 Fackeln zu einer großen. Flqmmenlvhe vereinigt und auf ihr die Grenzpfähle Deutschlands symbolisch ver- brannt. Am Sonntag morgen kamen aus dem Ruhrgebiet und aus Niedersachsen verschiedene Ortsgruppen, so daß am Hauptsesttag bei lächelndem Sonnenschein eine gewaltige repubii- konische Demonstration veranstaltet werden konnte. Am Rathaus sprach vor etwa 15000 Demonstranten zunächst der preußische Minister de» Innern Severing. Er sagt u. o.:„Als der Ruf an mich erging, heut« vor Ihnen zu sprechen, hatte ich einen Augenblick Bedenken: Ich fürchtete Sie zu
kompromttieren. Es gibt kein Wort von mir, daß nicht alle möglichen Deutungen erführe. Als ich in Kiel sagte, das Reichs- banner wolle den Bürgerkrieg verhindern, konnte ich in der bürgerlichen Presse lesen, daß ich den B ü r g e r k r i e g pro- pagiert habe. Meine amtliche und außeramtliche Tätigkeit schützt mich vor jedem Verdacht, wenn ich ausdrücklich feststelle, daß nicht nur i ch, sondern daß auch das Reichsbonner fchwarzrotgold keinen Bürgerkrieg will. Wir wollen eben den Bürgerkrieg unmöglich machen! Di- gegnerischen Verbände sind angeblich gegründet die Kameradschaft zu pflegen, aber als es 1913 ga.t Kameradschaftlichkeit und verantwortliche Freudigkeit zu zeigen, waren jene Gründer nicht da. Damals überließ man es den vaterländsloson Gesellen das Band der Vaterlandsliebe neu um die Dolksgenosten
Grosse Kundgebung zur Wahl des Reichspräsidenten für den Kandidaten OTTO DHAUN Mittwoch, 25. März, abends 8 Ahr im Sportpalast, Potsdamer Str . 72 Es sprechen die Reichstagsabgeordneten Aufhäuser, Adolf Hoffmann , Dittmann Dr. Hilferding(Reichsminister a.D), Stampfer Severing(Preuß. Innenminister), Otto Wels Massenchöre, Rezitationen. Zur Deckung der Ankosten Tellersammlung. Parteigenosse», sorgt dafür, daß diese Kundgebung zu einer gewaltigen Demonstratio« wird für unsere» Kandidaten OTTO BRAUN ! Der Bezirksvorstand.
zu schlingen. Als das Recht der freien Meinungsäußerung wieder gesichert war, mißbrauchte man dieses Recht, so daß wir an den Rand des Bürgerkrieges geführt wurden und im Auslande der Ge- danke an die Revanche gefördert wurde. Kameraden! Unsere Arbeit ist nicht beendet. Ein Jahr Reichsbanner schafft keine Welten- wende, in sechs Jahren läßt sich keine Republik errichten, die allen Stürmen standhält. Nicht Eichenknüppel und Handgranaten sollen herrschen� fondern Hirn und Herz des deutschen Volkes müssen für die Selbst- und Fortregierung erobert werden. An die Arbeit, nicht nur an diesem einen Tage, sondern an allen 365 Tagen des Jahres, dann werden wir in weiter en fünf Jahren sehen können, daß die deutsche Re- publik steht und durch kein« Macht mehr er- schüttert werden kann. Nach Severins sprach N y f f k a von der Zentrumspartei als Aertrcter der Windthor st bände. Er sagte u. a.: Wir wollen nicht wieder Knechte und Sklaven werden, die den Karren ziehen. auf dem andere kutschieren, wir werden mit dem letzten Tropfen Blut unsere Republik verteidigen. Als letzter Redner sprachen Staatsminister a. D. Rönneburg (Demokrat). Er feierte ein einiges Groß-Deutschland und gab«in Ltfcnnwis zum Frieden und Ml einigen deutschen Republik ab. Zugleich vollzog,«r.di« Weihe des Banner« der Ortsgruppe Bielefeld . Nach dieser großen-und eindrucksvollen Kundgebung zog ein imposanter Fest zu g durch die Straßen Bielefeld ». Der glänzend verlausene republikanische Tag von Blelefell, hat gezeigt, daß auch im östlichen Westfalen die Republik an äußerer und innerer Kraft gewinnt. Zweierlei Maß. Zuchthans für Rotgardisten!— Uud die Rechtsvutschiste«? München . 23, August.(Eigener Drahibericht.) Während der Straßenkämpfe, die sich bei der Befreiung Münchens von der Räte- r«publik am 1. Mai 1919 abspielten, flüchtete die verwundete Be> dienung eine» Geschützes der Regierungstruppen in«in Hau «. Der Vorreiter Ruhmann zählt« ebenfalls zu den Fliehenden. Rot. gardisten, darunter der 28 Jahr« alte Reubel, bemerkten die Fliehenden und drangen in das Haus ein. Sie erwischten den Ruh- mann im Hofraum und mißhandelten ihn, bis er schließlich unter den Gewehrkolben zweier Rotgardisten, darunter eines Russen, schwerverletzt zusammenbrach. Daraufhin zog Reubel«inen Re- volver und tötete den am Baden Liegenden durch«inen Schuß in den Kopf. Während dieses Vorfalls standen in der Näh« mehrer« Frauen, die die Rotgardisten fortgesetzt zur Cr» m p r d u n g des Ruhmann aufhetzten. Unter ihnen war auch die M a u r« r s w i t w e Ehrhardt, die besonders zur Tat aus- forderte. Reubel und die Ehrhordt wurden erst vor einigen Monaten durch den Staateanwalt aussindig gemacht und hatten sich am Montag vor dem Münchener Schwurgericht zu verant- warten. Nach sechsstündiger Verhandlung wurde Reubel wegen«r- schwerten Totschlages zu 6 Jahre» Zuchthaus oerurteilt. Da- von werden ihm 4X Jahr« Gefängnis, die er zurzeit wegen schweren Einbruchs verbüßt, angerechnet. Der Staatsonwalt hatte 8 Jahr« Zuchthau» beantragt. Die Geschworenen ließen Mild« walten, und zwar auf Grund der durch den ärztlichen Befund bestätigten Tatsach«, daß der ermordete Ruhmann auch ohne den Schuß Reubel? infolg« der bereits erlittenen Verletzungen nur mehr wenige Tag« zu leben gehobt hätte. Da die Tot politischen Motiven entsprungen ist, wurde dem Verurteilten die bürgerlichen Ehrenrechte nicht aberkannt. Die Angeklagt« Ehrhardt erhielt 6 Monte Gefängnis. Der Sarmat-fibbau. Der Geschäftsführer der„Amexima" entlaffe«. Auf«in« Beschwerde ili einer der Hauptangeschuldigten im Fall Barmat, Klenzk«, durch Beschluß des 3. Senats des Kammergerichts gegen den Widerspruch der Staatsanwaltschaft aus der Haft entlassen worden. Klenzke ist der Geschäftsführer der „Amexima Ein- und Ausfuhr- Gesellschaft Berlin". Die Beschul- digung gegen ihn lautete auf Beihilfe zum Betrug. Seine Haft- entlassung ersolgte ohne Kaution» st ellung. Die Ansprüche üer Welsen. Ein Rechtsstreit mit dem Lande Braunschtveig. Welfenherzog a. D. Ernst August forderte vom Lande Braun- schweig im„Vergleich" 44090 Morgen Land mit 3 Schlössern, 16 Gebäuden, Forsthäusern usw.. ferner Anteil am Landesmuscum und an der berühmten Wolfenbütteler Landesbibliothek. Die alte Linksregierung lehnte das ab. Ernst August klagte. Bor dem 1. Zivilsenat des Oberlandesgerichts in Braunschweig wurde in der letzten Woche über die Klage verhandelt. Der ExHerzog ging hier über den früheren Vergleichsvorschlag hinaus. Er habe„nur" 130 000 Mark im Jahr zu verzehren. Der Vertreter der Landes
regierung, Rechtsanwalt Dr Regensburger . bezweifelte dem gegenüber, daß die Einnahmen des Herzogs nur 130 000 Mark be- tragen. Der Kläger habe riesige Substanzwerte, so z. B. eine Ge- mäldesammlung, in der ein einziges Bild bereits über 1 M i l- l i o n Mark wert sei, und den großen S i l b e r s ch a tz der Welsen. der aus 10 0 Millionen G o l d m a r k geschätzt werde. An die Erklärung der beiden Parteien knüpften sich lange pmstische Auseinandersetzungen Schließlich wurden beide Parteien verpflichtet, dem Gericht Unterlagen über ihre Vermögensverhältmsse beizu- bringen. Der Oberlandesgerichtspräsident wies daraus hin, daß hauptsächlich ein Vertrag vom Jahre 1832 zu prüfen sei. und drohte, wenn kein Vergleich zustande komme, könne der Prozeß noch zehn Jahre dauern, Unsummen verschlingen und im Falle eines Sieges des ExHerzogs das kleine Braunschweig in einen großen Bankerott stürzen,— ein Wink, den die jetzige schwarzweiß- rote Landesregierung wahrscheinlich gut verstehen wird.
Atoskauer Katzenjammer. Absage an die Weltrevolution. Moskau , 22. März.(OE.) Di« Eröffnung der Session des er- weiterten Plenums des Exekutivkomitees der Kommunistischen In- ternational« in Moskau wird.durch eingehend« Artikel in der Presse beleuchtet. S i n o w i e w führt in einem gleichlautenden Ärtikkl in der„Prowda" und in der„Jswestlja" vom 22. März aus: Die gegenwärtig« Lag« der Kommuni st ischen Jnter- nationale sei schwierig und gleich« d«r Lag« der russischen K. P. während der Periode zwischen den Revolutionen von 1905 und 1917. Man sehe eine abebbende revolutionäre Welle. Mangel an Bertrauen. Ueberläufer aus die Seite de» Feindes. Die Welt- revolution entwickele sich verhäUnismäßig langsam. D«r Kampf gegen die Kommunistische International« werde systematisch in ganz Europa , ja in der ganzen Welt geführt, was Deulschland betreff«. fo gebe e» dort setzt überhaupt keine wirtlich revolutionäre Situation. Die Kommunistisch« Internationale verschließe den Tatsachen gegen- über nicht die Augen. In gleichem Sinne wi« Sinowjew äußert sich Stalin in d«r „Prawda" über die Aufgaben der Kommunistischen Internationale im Zusammenhang mit der außenpolitischen Lage und kommt eben- falls zu dem Schluß, es fei unzweifelhaft im Zentrum Europas , in Deutschland , die Periob« des revolutionären Aufschwunges beendet. Züricher Gemeinüewahlen. Sozialistisch- kommunistische Mehrheit. Zürich . 23. März.(MTB.) Für den B e m e i n d e r a t(Exe- kutive). der bisher aus fünf Bürgerlichen , drei Soziaidemolraten und einem Grütlianer(sozialistische BollSpartei) bestand, lagen vier Wahllisten, nämlich eine gemeinsam« der Bürgerlichen und der Grütlianer, eine sozialistische, eine kommunistische und ein« tatho» lisch-tonservative vor. Die Wahlen bestätigten daS bisherige ver- hältnis.. Als Stadtpräsident wurde Naegeli wiedergewählt. Für den Stadtrat(Stadtparloment). in dem bisher die Bürgerlichen eine ganz schwache Mehrheit besaßen, waren von den Freisinnigen, den Demokraten, den Sozialisten, den Kommunisten, den Katholiken und den Grütlianer» je eine Wahlliste aufgestellt. Die Wohl zeitigt« folgendes Ergebnis: von den 125 Mitgliedern des neuen Stadt« rate» sind 5V Sozialdemokraten(Gewinn 1l> und 9 Kommunisten(Verlust 4). Di« 6 4 Kommunisten und Sozialisten zusammen haben demnach die Mehrheit im Stadtrat. Die üänischen kommunalwahlen. Stimmenzuwachs für die Sozialdemokratie. Aopenhagen. 22. Marz. (Eigener Bericht.) Die Kommunal. wählen in Dänemark sind nunmehr abgeschlossen. Während die Zählung auf dem Lande noch geraume Zeit in Anspruch nimmt. liegen die Ergebnisse aus den Städten— mit wenigen Ausnahmen — vor. Sie bringen der dänischen Sozialdemokratie einen Zu- wachs von rund 100 00 Stimmen. In vier Städten wurde die Mehrheit neu erobert, in Kopenhagen tonnte sie trotz der außergewöhnlich schlechten Umstände gehalten werden. Be- sonders ungünstig zeigte sich die Abhängigmachung des Wahlrechts von der Bezahlung der Steuern im letzten Jahr. Durch die Ar- beitslosigkeit und die Teuerung waren gerode viel« Arbeiterwähler nicht imstande gewesen, diese Bedingung zu erfüllen und verloren ihr Stimmrecht. Allein in Kopenhagen waren 47000 Stimm- b e r e ch t i g l e aus diesem Grunde g e st r i ch e n worden. In den bürgerlichen Parteien hat sich die Stellung zugunsten der Konserva- tiven geändert, während die Bauernpartei Venstr« in den Städten verloren hat. Die Radikalen gingen an einzelnen Stellen gleich- falls vorwärts, dafür verloren sie an anderen Stellen Terrain. An- gesichts der Tatsache der Regierungsführung und der schweren Zeit ist der Wahlausfall ein neuer Beweis für die Festigkeit der dänischen Sozialdemokratie._ Zoch und öer Kontrollbericht. Pari», 23. März.(Eigener Drahlberichl) Die seit zwei Tagen in Pari» kursierenden Gerüchte, nach denen Marschall F o ch ge» droht haben soll, seine Demission als Präsident des interalliierien Militärlomitee» in Versailles zu geben, weil von gewisier Seit« versucht worden sei, da» von dem Komitee zu erstattende Gutachten zu dem Bericht der Kontrolltommission au» politischen Oppor« tunitätSgriinden zu beeinflussen, werden am Montag offiziell dementiert. Immerhin wird zugegeben, daß Marschall Fach an der AllZarbeituug dieses Gutachtens bisher nicht aktiv teil« genommen bat. Fach werde, so heißt es in dem halbamtlichen Kommuniqus. nach der Rückkehr von einer nach Südfrankreich unter« nommenen Reise Gelegenheit erhalten, den Entwurf, mit dessen Redaktion das Komitee augenblicklich beschäftigt ist, zur Kenntnis zu nehmen._ Karfki gestorben. Aus Italien kommt die Nachricht, daß der bekannte Wirtschostä- Politiker I. Karski-Morchlcwsti verstorben ist. Marchlewski war viele Jahr« vor dem Kriege als Mitarbeiter in der deutschen sozialdemo- kratischen Presse, insbesondere in der„Leipziger Volkszeitung' und in der„Neuen Zeit" tätig. Er geHärte zu dem engeren Kreise Rosa Luxemburgs und ging später zu den Kommunisten über. Kurze Zeit nach der Novemberrevolution nahm seine politische Wirksamkeit in Deutschland ein Ende. Er begab sich nach Rußland , wo er ein« Zeit- lang der Verbindungsmann zwischen der kommunistischen Bewegung in Rußland und in Polen war. In den letzten Iahren ist er in der Oeffentlichkeit sehr wenig hervorgetreten.
/tastösung öes ägyptischen Parlaments. Wegen des Sieges der Opposition. eondou, 23. März.(MTB.) Reuter meldet aus Kairo : Das ägyptische Parlament wurde nach einer Dauer von nur zehn Stunden aufgelöst. Dieses ist wahrscheinlich die kürzeste Lebens- dauer eines Parlaments in diesem Lande. Das Ende kam mit diamatischer Plötzlichkeit. Zirwar Pascha trat während der Wahl der Zensoren ein. gab Befehl zur Unterbrechung der Sitzung, verlas ein Dekret, welches durch jubelnde Zurufe der Zaghluisten begrüßt wurde.