Einzelbild herunterladen
 

nicht der Wirtschaft, sondern bestimmter Interessentenkreise dienen sollen, muß dann die Aufwertung überhaupt geopfert werden.

Das Spiel ist aus, die Lügen propaganda ist zu Ende. Der nadte, trasse großfapitalistische Charakter der Reichsblockregierung hat sich enthüllt. Kläglicher ist niemals der Widerspruch zwischen Worten und Taten gemesen, erbärm­licher hat niemals eine Regierung die Wählermassen, die hinter ihr stehen, betrogen. Der Beitsche Entwurf ist über haupt vollständig in der Bersenfung verschwunden. Die fümmerliche Erhöhung der Hypothefenaufwertung von 15 auf 25 Proz. ist mit soviel Rautelen umgeben, daß in der Wirkung dadurch gar nichts erreicht wird und die 5 prozeitige Anleihe erhöhung wird jeder nur als einen Betrug empfinden.

Der Chor der Grabgefänge in der Rechtspreise tönt darum übereinstimmend nach derselben Melodie, wie sie der Lokal- Anzeiger anhebt:

Die Ergebnisse dieser Arbeit müssen selbstverständlich, wie die Dinge nun einmal liegen, hinter den Erwartungen der Beteiligten zurückbleiben... Es wird natürlich nicht an Versuchen fehlen, die Vorschläge der Regierung als Pfuscharbeit, als flag liches lid wert, als Berhöhnung der berechtigten An­sprüche der Aufwertungsgläubiger von vornherein in Verruf zu bringen... Nach unserer Meinung würde sich auf diesem Wege die große und mir zu berechtigte Erregung unter den Sparern wohl noch weiter führen lassen, aber der Erfolg einer solchen Agitation fönne nur darin bestehen, daß den Notleidenden wieder auf ab­schbare Zeit nicht geholfen wird."

Leider hat derotal- Anzeiger" das nicht vor der Wahl gewußt. Leider hat man im Ba hitampf solche Aeußerungen in der Rechtspresse vergeblich gesucht, jetzt ist es zu spät: die Wähler haben nicht vergessen, was die Deutschnationale Partei versprochen hat". Die Quittung wird nicht ausbleiben.

Jarres als Kapitalistenfeind.

Die betrogenen Sparer sollen ihn wählen. Die Siegeszuversicht, die eine Zeitlang in der Rechtspresse gemimt wurde, verschwindet immer mehr. Die Herrschaften fühlen, daß in den Volksmassen ein anderer Wind weht. Darum liest man heute in der Kreuzzeitung" folgenden vesa logenen Aufruf:

Bon unverantwortlicher Seite wird unter Berufung auf den bisherigen Berlauf der Aufmertungsverhandlungen für Stimin enthaltung am 29. März gearbeitet. Diefe Quertreiberei liegt aus schließlich im Interesse der Linksparteien und ist geeignet, Heren Braun zu einem unverdienten Erfolg zu verhelfen. Sparer, Rentner, Hypothekengläubiger, glaubt Ihr, Euren Belangen zu dienen, wenn ein ausgesprochener Diener des Kapitals und Privateigentums Reichspräfident wird. Laßt Euch nicht einfangen, wählt alle Dr. Karl Jarres

und es wird auch in den Euch angehenden Fragen geschehen, was techt und möglich ist.

Die unverantwortliche Seite ist der offizielle Verband der Sparer und Hypothekengläubiger. Dieser rechtsradikale Berband hat aber gewußt, marum er nach dem schamlojen Betrug der Rechtsparteien es nicht mehr magen tonnte, den Kandidaten des Reichsblocks( lies der Schwerindustrie) zu empfehlen. Noch unverfrorener ist in den Spalten der Kreuz­zeitung" die Aufforderung, feinen Diener des Kapitals und des Privateigentums" zu wählen. Jarres als Quasi- Kom­munist und Gegner des Großkapitals, das ist allerdings föstlich. Für mie dumm muß die Kreuzzeitung " ihre Schäflein doch

halten, daß sie ihnen das zu bieten magt!

Zerbrochene Fensterscheiben.

Darm.

2-3 Monaten.

-

Scheidemann reiseunfähig. D

Die Rothardt- Verteidiger wollen ihn trotzdem sehen.

-

Sachverständiger: Eine Beantwortung dieser Fragen wird ihn ficherlich ganz besonders aufregen. Ich selbst war auch immer der Ansicht, daß Herr Scheidemann ein Mann sei, der sich sehr schwer aufregt, aber er sagte, daß er seine innere Erregung Borf.: Wird Herr Scheidemann fich nur nicht anmerken lasse. Sachverstän: seinen Erholungsurlaub in Kassel selbst verleben? diger: Nein, er soll eine Urlaubsreise nach dem Süden machen und es ist ihm geraten worden, die Reise in kleinen Etappen zurüdzulegen.

-

BS. Magdeburg, 27. März. Nach Eröffnung der heutigen| Kajfel einen Arzt hinzuzuziehen. Sachverständiger: Das tönnte Sitzung durch Landgerichtsdirettor Rudolf wurde zunächst Kreis auch nicht viel helfen, wenn der Oberbürgermeister in Erregung arzt und Stadtmedizinalrat Dr. Otto Wagner aus Raffel gerät. Borj.: Bir tommen eben nicht um die Tatsache herum, über den Gesundheitszustand des Oberbürgermeisters Scheidemann baß bei der Zeugenvernehmung Fragen gestellt werden, die die Es iſt vernommen. Vorf.: Ist der Zustand des Herrn Oberbürger. Persönlichkeit des Oberbürgermeisters sehr start betreffen. meisters Scheidemann derart, daß Herr Scheidemann als Zeuge zum Beispiel, ein Beweisantrag gestellt, der ihm vorwirft, daß einer Bernehmung nicht gewachsen ist? Sachverständiger: Das Sachverständiger: Das Herr Scheidemann tein objektives Erinnerungsbild ist sehr schmer zu sagen. Ich persönlich bin der Ansicht, daß Herr befize und daß er zu anderen Personen sich auch in diesem Sinne Oberbürgermeister Scheidemann einer Bernehmungin Kassel geäußert habe. durchaus gemachsen märe, menn das Gericht nicht stundenlang verhandelt. Einer Reise nach Magdeburg ist er meiner Ansicht nach nicht gewachsen. Herr Scheidemann leidet an einem Geschwür und Blutungen im Fünffinger Er bedarf deshalb auch eines Erholungsurlaubes von Borf.: Wäre es dann besser, wenn das Gericht mit der Bernehmung so lange warten würde? Sachverständiger: Es ist sehr fraglich, ob nach diesem Urlaub der Zustand des Herrn Oberbürgermeisters fich grundlegend gebessert hat. Borf.: Es handelt sich bei der Vernehmung des Herrn Scheidemann um einschneidende Fragen, die für Herrn Scheidemann wohl mit starter feelischer Erregung verbunden sein würden. Sachverständiger: Trozdem nehme ich an, daß, wenn Schonung obwaltet, vor einem Gericht in Kaffel die Bernehmung stattfinden fönnte. Staatsanwalt: Würden Sie es für besser halten, Herrn Scheidemann in seiner Wohnung zu befragen? Sachverständiger: Nein, es handelt sich nur darum, daß Herr Scheidemann nicht der Eisenbahn ausgesetzt wird. Vor dem Rasseler Gericht mürde er erscheinen fönnen. Bori.: Eine absolute nichtner. nehmungsfähigkeit ist also bei Herrn Scheidemann nicht vorhanden. Sachverständiger: Nein, aber ich muß immer wieder belonen, daß ihm gegenüber Schonung notwendig ist. Herr Scheide­mann hat bei der Beerdigung des Herrn Reichspräsidenten einen starten Schwächeanfall gehabt und in der letzten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung hat er sich ebenfalls start erregt. Er erzählte mir, daß er zwar äußerlich ruhig erscheine, daß er innerlich aber ungeheuer erregt sei. Generalffaatsanwalt: Ich werde dann vorschlagen, bei den eventuellen Vernehmungen in

blick auf die veränderte Weltlage und englisch - amerikanische An­näherung sich der Theorie Kautskys über den Weltimperia­lismus näherten und geneigt seien, den Standpunkt Lenins in dieser Frage preiszugeben. Diese Versuche einer Revision des Leninis mus müßten entschieden abgelehnt" merden. Auf welche Weise diese Ablehnung erfolgen würde, ob mit Maschinengewehren oder nach den ebenso bewährten Methoden wie bei der Abwürgung Trogtys, verriet Sinowjem nicht. Nicht minder interessant sind die Klagen Sinomjems über die revisionistischen Tendenzen, die sich in der tschechischen Kommunistischen Partei bemerkbar machen, in der bekanntlich dank der genialen Führung Moskaus ein heilloser Wirrwarr herrscht, der diese bis vor kurzem noch stärkste kommu­nistische Partei Westeuropas in einen Trümmerhaufen verwandelt hat. Im Anschluß an die Kritik der tschechischen Revisionisten" übte Sinomjem dann noch heftige Kritik an Bordiga , Thal heimer, reibich und Rappoport, die noch vor turzen in hohen Ehren standen. Jetzt sind das alles abgetakelte Größen, die von den Leitern der Moskauer Exekutive in den Ortus geworfen

werden.

Rücksichtslose Verteidiger.

-

R.-A. Dr. Martin: Herr Scheidemann ist aber doch unlängst in Berlin gewesen und ist am nächsten Tage schon nach Homburg ge­fahren, um dort eine Rede zu halten. Diese Reisen haben ihm also offenbar nichts geschadet. Sachverständiger: Someit mir befannt ist, reist Herr Echeidemann froh feines unzweifelhaft leidenden Zustandes sehr viel. R.-M. Dr. Martin: Vielleicht würde es fich empfehlen, eine Röntgenaufnahme machen zu lassen, um das Krankheitsbild genau feststellen zu fönnen. Generalstaatsanwalt: Nach meinen Informationen führen gerade starte seelische Aufregun­gen bei dieser Krankheit zu starken Blutungen.

wwww

Nach furzer Beratung verfündete das Gericht den Beschluß, daß am Dienstag die Zeugen Krause, Balm und Halley über die Borgänge in der Treptower Versammlung vernommen werden sollen. Auf die Hinzuziehung des Berliner Arztes Dr. Hirsch, der von der Staatsanwaltschaft zu einem mündlichen Gutachten über den Gesundheitszustand Scheidemanns vorgeschlagen war ,, soll ver­zichtet werden.

Börse und Aufwertung.

Zusammenbruch der Spekulation. Keine höhere Be­wertung von Hypothekenpfandbriefen.

Die jetzt der Deffentlichkeit übergebenen neuen Aufwer­tungsvorschläge der Reichsregierung gaben dem Markt bei Beginn des Verfekrs sein Gepräge. Kursmäßig fam das Bekannt­werden des Gesezentwurfs am Kriegsanleihemarkt weniger zum Ausdruck, da man gestern tatsächlich bereits behauptete, daß eine Trennung zwischen altem und neuem Besiz bei Behandhung der Aufwertungsfrage erfolgen werde und der Kurs der fünfprozenti gen Reichsanleihe demgemäß bereits gestern eine korrettur nach unten erfahren hatte. Zu einem starken Kursein. bruch fam es jedoch bei K.- Schäßen, für die bekanntlich die An­leiheablösungsschuld im Betrage von 5 Broz. des Goldwertes ge­mährt wird. Damit sind diese Papiere nunmehr des größten Teils ihres bisherigen Wertes ledig. Der Kurs, der an der Vortragsbörse noch mit 1,85 eröffnete und mit 1,20 schloß, wurde heute bei Beginn der Börse auf 0,45 herabge­fett, da naturgemäß außerordentlich startes Angebot von allen Seiten hervorfam. Schutzgebietsanleihe eröffneten noch mit 4.75 und fenften fich bald auf 3,0. Demgegenüber trat das Angebot in den feftverzinslichen Reichsanleihen zunächst nicht so scharf hervor, Die höhere Auswertung der hypothefen und hypothelarisch wodurch die 5prozentige Kriegsanleihe sich auf 0,685 halten fonnte. gesicherien Forderungen wirfte sich für hypotheken­pfandbriefe nicht aus. An den Aktienmärkten waren die Umfäge unverändert flein. Die Tendenz neigte zur Un= geringen umgegangenen Material feine allzu großen Veränderun gen. Bemerkenswert ist, daß am Geldmarkt heute eine leichte Er­höhung des Sages für tägliches Geld von 7% auf 9% Proz. erfolgte, obwohl hiermit noch feine irgendwie erkennbare Versteifung des Geldmarktes verbunden gewesen wäre. Kurzfristige Mittel blieben vielmehr unverändert leicht zu haben. Monatsgeld 10-12 Proz Privadiskonten 8 Proz. Am internationalen Devisenmarkt fand die Befestigung des französischen Frank eine bemerkenswerte Kurs­fortsetzung. Daneben zeigten nordische Devisen Festigkeit.

Troz aller dieser peinlichen Feststellungen muß Sinomjem schandenhalber das Banner hochhalten" und offiziellen Optimismus mimen. Die Linte bleibt die alte," erflärte er am Schluß seiner Rede mit schöner Unverfrorenheit. Aber mit faum verhüllter Resignation fügt er hinzu: Wir werden uns den Verhältnissen an­paffen, ohne das Ziel und das Ruder zu verlieren. Der Weg der Weltrevolution ist weit schwieriger, dorniger, schicfalsschwerer, mehr mit Hindernissen belegt, als wir früher meinten. Das ist genau dasselbe, was die Sozialdemokraten seit Jahr und Tag den In der Sigung der erweiterten Erefutive der Kommunistischen Kommunisten entgegenhalten, die bei ihren Anhängern zuerst unsicherheit. Im allgemeinen erfuhren aber die Surse bei dent Internationale, die gegenmärtig in Moskau stattfindet, referierte erfüllbare Hoffnungen und grundiose Illusionen wachrufen, um Ginowiem über die Weltiage und die Aufgaben der Kommu- hinterher einzugestehen, daß sie sich getäuscht haben. Die 3eche nistischen Partei. Trotz der bei diesem Redner besonders unleidlichen tezahlt natürlich die Arbeiterklasse, die durch die fom­Manier, die Weltereignisse etwa nach der Art eines roten Ludens munistische Demagogie in die Irre geführt und im Kampfe gegen Der Vorwurf, den dorff Revue pajfieren zu lassen, finden sich in seinem jezigen Bericht die Bourgeoisie zerfeßt und geschwächt wird. Der Borwurf, den Mahnungen zur Mäßigung und Geduld, die auf eine Sinomjew unter dem Beifall der Versammlung gegen die fommu gewisse linruhe in den leitenden Kreisen der Kommunistischen Internistischen Revisionisten in der Tschechoslowakei erhob, fann mit viel nationale hinweisen. Bezeichnend ist schon seine Einleitung, daß größerem Recht gegen ihn und seine ganze Sippe erhoben werden: man mit dem Tempo und den Zeitbegriffen der proletarischen Re- Diese Führer halten sich für Theoretifer. Einen Haufen von zer volution vorsichtig umgehen" müsse. Was die Marschroute und brochenen Fensterscheiben verwechseln sie mit der Revolution." die politische Geographie der Weltrevolution anbelangt, fahen wir anfangs den Weg der Weltrevolution von Rußland durch Deutsch­I and vor. Diesen Standpunkt gibt nun Sinomjem preis, indem er sich auf den Ausspruch Lenins vor einigen Jahren zurückzieht daß die Entwicklung nicht geradlinig, sondern zickzack­artig sein werde und daß die Fragen des Beitbegriffs und der Marschroute kompliziertere Fragen seien als die Kommunisten an­

nahmen.

Dieser Rückzug Sinomjews ist charakteristisch. Er bedeutet, daß die Hoffnungen, die in Moskau im Herbst 1923 auf einen tommu= nistischen Butsch in Deutschland gesetzt wurden, von den führenden Revolutionsmachern zeitweilig aufgegeben sind. Man hat in frivolfter Weise mit dem Gedanken eines bewaffneten Auf­standes in Deutschland gespielt, man hat Hunderte von Proletariern in Hamburg in einen aussichtslosen Putsch hineingehezt, der un­zählige Opfer forderte, und nun erklärt man fühl und geschäfts­mäßig, daß man sich in der Frage des Tempos und der Marsch route" der Revolution geirrt habe und nicht mehr der Ansicht sei, daß Deutschland die nächste Durchgangsstation der Weltrevolution sein merde.

$

Zur Beruhigung seiner Anhängerschaft bemerkt zwar Sinomjem, doß der Klaffenkampf mit Episoden des Bürgerkriegs" nicht auf gehört habe. Dies bewiesen die Straßenkämpfe(?) in Deutsch land. Indessen muß Sinowjem gleichzeitig feststellen, daß die öfo­nomische Lage sich gebessert habe und daß die deutsche Arbeiterklasse den Dames Plan noch von der guten Seite ansehe. Troß der Einschaltung, daß die Gegensätze sich verschärfen würden, bedeuten die mehrfachen Bemerkungen Sinomjems über den Dames- Plan, daß das bisherige Geschrei der Kommmisten über die Unannehm barfeit und Schädlichkeit des Dames- Blanes entweder bewußte 2üge oder totale Unfähigkeit war. Die Kommunisten sehen sich jetzt zu der Feststellung genötigt, daß die Annahme des Dawes, Blanes eine Periode der wirtschaftlichen Sanierung in Europa ein geleitet hat, die der Arbeiterklasse einen neuen festeren Rampfboden verschafft. Damit ist einer der leitenden Gesichtspunkte preisgegeben, von dem aus die Kommunisten ein Jahr lang ihre zersetzende dema­gogische Arbeit in Deutschland geführt haben.

Recht symptomatisch sind nut, in Berbindung mit der Kapitula tion der Kommunisten in den zwei wichtigsten grundsäglichen Fra gen, die Hinweise Sinowjews auf die revisionistischen Zen Denzen in der Kommunistischen Internationale. Er spricht da pon, daß eine Anzahl führender Elemente in der Partei im Him

Kommunistischer Abstieg.

Die Flucht aus der KPD. im Freistaat Sachsen nimmt meiter zu. In den letzten Tagen hat wieder eine Reihe von Stadträten und Stadtverordneten ihren Austritt aus der Partei vollzogen. In Sachsen haben im ersten Vierteljahr des Jahres 1925 bisher nicht weniger als 57 fommunistische Kommunalpoli tifer und ein Landtagsabgeordneter ihr Mandat nieber gelegt und sind zur SPD. übergetreten. Diese Zahlen sprechen deutlich genug.

Getreidemangel in Rußland .

Die Brotversorgung in den Hauptstädten gefährdet. Moskau , 27. März.( DE.) In Moskau hat sich legthin ein so starfer Brot und Mehlmangel fühlbar gemacht, daß eine Reihe von Bädereien schließen mußie und vor den übrigen sich wieder lange Reihen von Wartenden bildeten. Der Bevölkerung bemächtigte fich infolgedessen eine starte llnruhe. Aus Petersburg wurde schon von ernsten Brottrawallen gemeldet. Die offiziöjen fweftija" erklären nun an leitender Etelle, daß es sich um eine ganz porübergehende Erscheinung handle, die nach der offiziösen Auf­fassung durch Spefulanten hervorgerufen sei. Es sei genug Miehl vorhanden und fein Grund zu der Befürchtung, daß die Jahre 1919 und 1920 wiederkehren fönnten. Der Volkskommissar Kamenem gibt befannt, daß der Moskauer Sowjet alle notwendigen Schritte ergriffen habe, um dem Mehlmangel in wenigen Tagen ein Ende zu machen. Deffenungeachtet hält die Beunruhigung unter der Bevölkerung an. Tatsächlich ist die Lage der Mehl und Brot versorgung in diesem Frühjahr infolge der vorjährigen Wißernte als Pritisch zu betrachten, um so mehr, als die Landbevölkerung eine neue mizernte befürchtet, mit ihren. Getreidevorräten zurüd hält und sie jedenfalls zu den staatlich festgefeßten Höchstpreisen nicht abliefert.

Hungersnot in der Ukraine .

Kiew , 27. März.( Tul.) Der Kommunist" bringt beunruhigende Machrichten über die Hungersnot in der Proine, eine Folge der Dorjährigen Mißernte. In mehreren Bezirken liegt die Gefahr einer Berminderung der Snaffläche und des Vichausverkaufes vor. In vielen Gouvernements reichen bei der Hälfte der Bauernwirtschaften die eigenen Getreidevorräte nicht aus. Die ärmste Bevölkerung nährt fich bereits von Surrogaten.

Der geknebelte Hitler.

Hitler will die Präsidentenwahl anfechten. München , 26. März.( Eigener Drahtbericht.) Die national sozialistische Arbeiterpartei mollte am Donnerstag abend wiederum vier Versammlungen, mit Hitler als Redner, veranstalten. Die Polizeiverwaltung hat nunmehr auc diese Versammlungen verboten und zwar mit den gleichen Grünben, mit denen sie das erste Berbot des Wiederauftretens Hitlers rechtfertigte. Nur solche Versammlungen werden erlaubt, in denen Hitler nicht als Redner auftritt. Inzwischen hat die erste Beschwerdeinstanz, die Regierung von Oberbayern , die von Hitler gegen das Verbot eingereichte Beschwerde verworfen. Die nächste Instanz ist das Ministerium des Innern selbst, mit dessen Billigung tie Berbote erlassen worden sind, so daß auch hier mit der Ab­lehnung der Beschwerde zu rechnen ist. Die nationalistische Partel leitung sieht in diesem Verhalten der bayerischen Regierung eine Knebelung der Wahlpropaganda für Ludendorff und erflärt, daß sie nunmehr grundsätzlich die Wahl am 29. März anfechten merde. Außerdem hat der Reichstags­abgeordnete Frid als Einberufer der verbotenen Versammlungen Beschwerde zum Reichsministerium des Innern eingereicht.

Frauenwahlrecht in Belgien .

Bei den belgischen Kammer- und Senatswahlen am 5. April 1925 werden auch Frauen wählen fönnen, jedoch nur die nicht wiederverbeirateten Witwen reip. die verwitweten Mütter der während des Krieges gefallenen oder gestorbenen Militär­personen, die nicht wiederverheirateten Witwen reip. die verwitweten Mütter der vom Feinde erschossenen Belgier und die wegen patriotischer Handlungen während der deutschen Besetzung au Gefängnis verurteilten oder in Saft gehaltenen Frauen.

Ende der schwedischen Aussperrung.

Stockholm , 27. März.( WTB.) Der große Arbeitskonflikt ist heute früh beigelegt worden. Die Schlichtungskommission hat nach einer zwanzigstündigen Sigung ein Kompromiß vorgelegt, das von beiden Parteien angenommen wurde. Montag wieder aufgenommen werden,

Die Arbeit soll am