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Worwars Lolites Resultat
Ott. Broy
Potwarty
Letztes
Resultat:
ut Braus
Ovationen für Braun in der Wahlnacht vor dem Vorwärts".
Berlin ist noch nicht mahlmüde, ist, wie es scheint, auf den Geschmad gefonumen. Macht es gründlich, wie man alles in dieser Stadt gründlich machte, wenn man erst auf den Geschmack getommen ist. Sucht das Nügliche mit dem Angenehmen zu ver quiden. tommt dabei langsam ins amerikanische, vermischt Erbabenes mit dem Lächerlichen, wobei es den reaktionären Rationalisten wieder vorbehalten war, den Bogel abzuschießen. Ihre schwarzweißroten Hafenjungens provozierten, natürlich nur im Westen um die Gedächtniskirche herum, wo sie es wagen tonnten, Zusammenstöße mit Andersgesinnten. Im allgemeinen aber blieb die Stadt ruhig. Bis zur Mittagsstunde war die Zahl der Wähler um etwa 20 Prozent geringer als bei den Dezemberwahlen. Im Zentrum.
Ganz so bunt und ganz so lebhaft mie zu den letzten Wahlen war im Innern der Stadt diesmal nicht das Straßenbild, aber die Beteiligung an der Wahl ist auch hier deswegen durchaus nicht Schwach gewesen. Ganz allmählich wissen ja auch die Bürger der Republit ihre Rechte zu schäßen, ohne daß man erst mit Baufen und Trompeten aufzufordern braucht, sie zu wahren Mit Schlagmertzeugen ganz anderer Art, nämlich mit Fahnenstangen und Gummifnüppeln, arbeiteten am Moltenmarkt leider die Kommu risten, deren Angriff auf unser reichgeschmüdtes Parteiauto aber trog solcher edlen Waffen gänzlich fehlschlug. Auch am Alexanderplag war man hin und wieder recht gereizt, besonders übel führten fich Nationalisten hier auf. Sonst ging es im allgemeinen friedlich zu, auch im Restaurant Bazenhofer, Laubenstr. 44, wo die Minister wählen, fah es wie bei den früheren Wahlen aus. Neugierige warteten, ein paar Reporter standen herum, und als einen der ersten Wähler fonstatierten sie biesmal ben preußischen Suftizminister Am Behnhoff. Herrn Stresemann fichteten fie um 12 Uhr. In einigen Wahllokalen waren die Helfer bitter böle, daß die Wähler jo hartherzig feien und meder Bier noch Schnaps fpendierten, aber in dem einen Restaurant in der Landsberger Straße, in dem fast 700 Stimmen für Otto Braun abgegeben waren, follen die 2( mei) Wähler von Ludendorff fich doch zu umfangreicher Altoholpropaganda für ihren Kandidaten haben ermeichen laffen fo fagt man wenigstens. Andere freuten sich wieder über die in Maffen verteilten Künstler poftfarten mit dem Kopf von Herrn Jarres. Ganz Schlaue wollten wissen, daß man gerade die Form einer Postkarte gewählt habe, weil ja auch Herr Jarres nicht gerade großes Format" ist. Die Wahlarbeit unferer Genossen war aber auch recht lebhaft, erzählt stolz der Sohn von Adolf Hoffmann , der Leiter vom 4 Stimmbezirt ist. Der Lohn, d. h. diesmal die Auszahlung der Stimmen in dem tleinen Wahllotal am Alexanderplatz , machte Freude: Braun, Braun, Jarres, Braun, Hellpach , Braun, Braun
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Im Often und Südosten.
Schon in den frühen Morgenstunden begann hier eine rege Bahlbeteiligung. Die Bartei, die in diesem Bezirk besonders auf dem Bosten war, sorgte dafür, daß auch alle den Weg zur Wahl urne antraten. Manche Episode hat sich hierbei abgespielt: So in einem Bahllokal in der Wiener Straße: Ein altliches Ehe paar betritt das Lokal. Es dauert eine längere Zeit, ehe der Wahl alt vollzogen ist. Endlich erscheinen die beiden. Ich muß nochmal hinein, meint der Mann. Ich hab ja nur das leere
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Bartei, die überall an den Litfaßsäulen zu sehen waren und die Otto Braun am Steuerruber zeigten, mit dem mahnenden Kopf Flagge herausgesteckt, die luftig flattert und dem böigen Märzwind Eberts im Hintergrund, aneinandergeflebt und hat das Ganze als nicht nur schwarzrotgold geflaggt, sondern sie haben auch große wader standhält. In der Gerichtstraße haben unsere Genossen Blafate: Otto Braun soll unser Führer fein! an die Balfonbrüstungen gested t. Aber nebenan, in der Bajewalfer Straße, da hängen ein paar rote Kommuniftenfahnen, und aus einem Fenster hängt sogar eine große rote Sowjetfahne heraus, über und über mit Gold und mit Goldbuchstaben bestickt. Die echte Arbeiterfahne! Hier kann man auch ein paar schwarzweißrote Fähnchen sehen. Hier ist ja bekanntlich die Heimat der berühmten" fonservatiyen Arbeiterfolonne Wedding , die von den Rechtsbolfchewiften immer wieder gestreichelt und umschmeichelt wird, bis sie der„ Ranaille" endlich das wahre Gesicht zeigen und sie mit Fußtritten regalieren werden.
Im Nordwesten, in den Straßen, unweit der Bahnhöfe Beuffelstraße und Butligstraße, nach Norden einbiegend bis nach der Birkenstraße und dem Kriminalgericht, nach Besten abzweigend bis Bahnhof Jungfernheide und an die Grenzen Charlottenburgs , ist entschieden mehr Wahltreiben zu fonstatieren. Hier ist auch lebhafter geflaggt, und hier begegnet man ab und an den Automobilen der Schwarz- Weiß- Roten mit Trompeten, Radau und Gebrüll. Und dann wieder fommen Wagen mit Reichsbannerleuten und mit schwarzrotgoldenen Fahnen, und sie wirken durch ihre stille Eindringlichkeit und brauchen nicht zu brüllen und zu lärmen wie auf dem Jahrmarkte. Auch die Kommunisten haben das Feld ihrer Tätigkeit hierher verlegt und gondeln von hier mit ihren Wagen unter großer Estorte hinüber nach dem Westen. Nicht selten aber fann man beobachten, wie sich gegen die Autos mit den Schwarzweißroten Fahnen mit dem provozierenden Gebrüll junger, unreifer Burschen drohend die Fäuste reden. Und über den Straßen freist ein Flieger, dessen Maschine mit langen schwarzweißraten Fahnen bedeckt ist, und ein Feifel ballon steht in der Luft mit der Aufschrift: Wählt Jarres! Jarres, der in die Luft ge gangen ist.
Westen und Südwesten.
um
So
ber Raiferallee in die Rheinstraße der Brennpunkt der Bahlagitation. Große Menschenmassen verfolgten auf den Straßen die Umzüge der Parteien. Besonders fielen hier vier Lastautos auf, bie Bropaganda für den Zentrumsfandidaten mad, ten. Unsere Ge noffen haben in diesen Bezirten einen schweren Stand, aber ent scheidend ist zum Glück nicht der Umfang der Propaganda, sondern bas Stimmenergebnis. Die größte förperliche Leistung in der Agitation vollbrachte sicher ein Sportgenosse, der in Schöneberg im Schnellauferdreß und tempo, begleitet von seinen Sport freunden, einen Propagandalauf für Otto Braun veranstaltete.
Westliche Außenbezirke.
In den westlichen Außenvororten, die seinerzeit nach Berlin ein gemeindet worden waren, in Lichterfelde , Dahlem , Zeh lendorf, Nitolassee, Schlachtenjee und Wannsee spielte sich der Wahlkampf wesentlich anders ab als in den eng bebauten dicht bevölferten Bierteln. Wie merkwürdig hier draußen die Verhältnisse sind, geht schon daraus hervor, daß man, um zu den drei Wahllokalen von Wannsee zu tommen, in Wannsee selber nicht weniger als dreiviertel Stunden braucht. Wenn man es nicht müßte, würde man es hier draußen taum merken, daß Wahltag ist. Die üblichen Platate mit ein paar Plakatträgern an den Eingängen zu den Wahllokalen, fertig. Die Leute, die kommen, wissen, wen sie mählen wollen. Hier draußen fommen nicht wenige im Auto. Die Wahlbeteiligung scheint nicht schlecht gewesen zu sein. So hatten in einem Wannseer Bezirk um 212 Uhr vormittags von 1100 Wahl berechtigten bercits 330 gewählt. Viel Flaggen sind nicht zu sehen. Mal schwarzrofgold, mal schwarzweißrot. Noch stiller fast, wiewohl es viel näher an Berlin ist, war es in Lichterfelde und Dahlem . In den letzten beiden Stunden vor Wahlschluß waren bie Straßen ganz menschenleer. In Nitolassee, das immer fo ein bißchen feudal tut, muß sich wohl in allerlegter Stunde eine Freie Bereinigung aller geistig minderbemittelten Jarres- Wähler" gebildet haben, die als Propagandaschaf den berühmten unsterb lichen Quartaner Karlchen Miesnid herangezogen hatten. Bor bem ehemaligen Rathaus hatte dieser Wadere an die 10 schwarzweißrote Papptäfelchen aufgebaut und sie mit Versen und SinnSprüchen geschmückt, z. B.: Jarres ist der Mann, der uns retten fann, oder: 7 Jahre trugst du die Not, drum wähle das Schwarz rotgoldene Fahnen, die den eigentlichen Blickfang bildeten Weiß- Rot, 7 schwere Jahr war es, drum wählt den Jarres. Ueber all diesen Reimereien aber wehten fühn und groß zwei schwarze Dort ratterte ein Zebhafter schon ging es in Zehlendorf zu. die drauf faßen, froren erbärmlich. Die alten Herren aber, die auch Lastauto durch die Straßen und die armen völkischen Säuglinge, hier wieder warm und trocken in der Etappe, will sagen in der Kneipe faßen, erbarmten sich der Jüngelchen. Um 1 Uhr holten sie fie, die alle die Sprache verloren hatten, hinein. Um 4 Uhr entließen sie sie wieder. Jetzt waren sie reif zum Stürmen. Wie eine Schar Brüllaffen und Orang Utangs tobten und schrien sie auf den Wagen und rülpsten jedem Entgegenkommenden ihr Heil Jarres! zu. Noch schlimmer war es am Vormittag in Steglig vor dem Rat haus. Die höheren Steglitzer Schulen finden wohl nichts dabei, wenn ihre Schüler sich in wüften und gemeinen Schmährufen üben. Das gehört nun mal zu der deutschen Art, wie sie die Böllischen und Deutschnationalen verstehen. Am Nachmittag tobten vier Bagen Doll total besoffener Hafenfreuzler, Bismarckbündler und sonstiger Butschiften durch die Straßen von Steglig und verstärkten durch ihr Erscheinen den Efel, dessen sich der meisten Zuschauer bemächtigt hatte.
Vor dem Vorwärts"-haus.
Bor dem„ Borwärts" in der Lindenstraße und auf dem Belle Alliance Plaz vor dem Haufe des Sozialdemo tratischen Bressedienstes herrscht solche Freude, daß man annehmen tönnte, die republikanische Siegesfeier, die während der Reichstagsmahlen im Sportpalast stattfand, würde nach dort verlegt fein unzählige Rerublikaner geben sich hier ein Stelldichein, fingen republikanische Lieder, rufen nach dem Bild von Otto Braun und warten gespannt auf die ersten Ergebnisse. Wie eine unsichtbare Hand die ersten Bahlen auf großer, meißer, hellerleuchteter Fläche erstehen fäßt, bricht unbeschreiblicher Jubel los, denn günstig find die Ergebnisse, die aus Mainz , Magdeburg und sonst woher noch gemeldet werden. Selbst die Schupo starrt intensiv nach den Zauberzahlen, die doch so viel Wirklichkeitsfinn verfünden, ja, vor Aufregung vergessen fie fogar zeitweilig die Absperrung der Straße. In den Pausen bilden sich lebhaft diskutierende Gruppen im Publikum; jeder weiß natürlich schon, wer Reichspräsi bent wird. Mensch, wenn du den Vorwärts" lesen würdest, wäreft du besser informiert!" muß ein Kommunist hören, der gar 32 gern Herrn Thälmann an der Epige fähe. Du siehst doch, wie die meisten Arbeiter denten," antwortet man thm, wie gerade wieder neue Zahlen verkünden, welche Sympathien Otto Braun genießt..
Hakenkreuz- Fasching.
Wicder einmal stand der Nationalidiotismus in seiner ganzen barbarischen Siegerfranzpracht in Blüte. Die gutfituierten fchwarzweißroten Herrschaften des reaktionären Bestens mußten nach reichlichem Morgenimbiß im Training patriotischer Gesänge fich die notwendige Berdauungserschütterung verschaffen. Gedächtniskirche, die bekanntlich die zweifelhafte Etre hat Zu fleineren Schlägereien, vornehmlich in der Gegend der in nächster Nachbarschaft der faschistischen jolierzelle, des halen fieuzcafés Wilhelma, zu stehen, tam es schon in den Vormittags stunden. Ernster schon, als völfische Rowdies in den Nachmittags Stunden begannen, organisierten Straßenterror auszuüben. Die Polizei war von einer unglaublichen Sanftmut den Jarres Terroristen gegenüber; hierüber wird später noch einiges zu sagen fein. Um 1% Uhr überfiel ein Trupp unifor. Fahne wurde beschädigt und um ihm die Fahne zu entreißen. És tam zu einer Schlägerei, die der Angegriffene zur a che geführt. Motto: Nicht der Mörder, sondern der Er. mordete ist schuldig! Um 2%, um 2½ und um 3% Uhr wurden Propagandaautos des Reichsbanners von dem nationalistischen Mob angefallen. Als sich die Reichsbannerleute gegen das rechts. radikale Gesindel zur Wehr seßten, beschlagnahmte Schußpolizei dit Etöde der Republikaner , nahmen im Wagen Platz und ließen mehrere Bannerleute sowie zwei Hafenkreuzler zur Bache bringen Cin Tarameter unserer Bartet, der Werbeplatate für Dits Braun sowie rote und schwarzrotgoldene Fahnen trug, wurd an der Kaiser- Wilhelm- Gedächtniskirche von einer etwa 100töpfiger
Rupert in die Wahlurne geworfen. Aber es hilft nichts. Er darf nicht noch einmal feine Stimme abgeben. Betrübt geht er von dannen. Im übrigen: Unsere Parteigenossen im Südosten hatten fich wirklich Mühe gegeben. Ueberall, wo man auch hinfam, hingen rote und schwarz rotgoldene Fahnen aus den Fenstern. Dann und wann waren an vielen Stellen Transparente von Haus zu Haus gezogen, die zur Wahl von Otto Braun aufforderten. Die Wahlbeteiligung im südöstlichen Stadtteil betrug ungefähr 70 bis 80 Proz. Ein Lob den Treptowern. An hundert rote und ( chwarzrotgoldene Fahnen flatterten hier im Winde. Ab und zu fah man auch ein paar schwarzweißrote. Auch hier stellt man die gleiche Wahlbeteiligung wie im Südosten und Osten der Stadt fest. Transparente für Otto Braun hingen überall. Die Schwarzweißroten merften, baß es um die Wurst ging und rasten deshalb überall mit Laftantos, die sie von fapitalfräftigen Leuten geftelit bekommen haben, umher. Sie hatten tein Glück und ernteten hier trotz der riefigen Propaganda nur Hohnlachen. In Neukölln, der Hochburg des Sozialismus und der Sozialdemokratie, sorgten unfere Barteigenoffen ebenfalls für eine wirksame Propaganda. Ab und zu sah man eine schwarzweißrote Fahne. Bald aber wurden die, schieden werden sollte. Irgendwelche propagandistische Wirkung nationalistischen Bande überfallen, die die Fahnen zerriß und di bie fie gehißt
farben Schwarzrotgold find. Ebenso mutig, wie diese Deutschen das Symbol der Monarchie herausgestedt hatten, zogen sie es mieder ein.
Jm Norden und Nordwesten.
Benn man gestern in den Vormittagsstunden Bahnhof Gesund brunnen ausstieg und die Babstraße über die Prinzenstraße hinaus immer weiter in die Höhe wanderte, diese lange, eintönige Straße mit den großen grauen, traurigen Häusern, die in der hellen Sonne tur fo recht fraß ihre grausamen Schäden und Wunden zeigen, fiel eins, verglichen mit dem Sonntag der Dezemberwahl zum Reichstag, besonders auf. Fast nichts deutete hier auf einen Wahltag hin, und auf einen Wahltag zumal von so einschneidender und grundlegender Bedeutung. Benn man nicht hier und da ein Mahllokal erblickte, unsere Genoffen nor den Wahl lofalen mit den Blataten, rate Bettel an Häusern und Maften der Straßenbahn mit der Aufschrift: Wählt Otto Braun !, man würde, meiß Gott, nicht gewußt haben, daß gestern Wahltag mar! Aber Dann biegt man in die Ramlerstraße ein, und hier erblickt man in jebem Haus und in jedem Fenster faft eine Fahne. Einer unserer Senoffen hat sich eine originelle Fahne zufammengestellt. Er hat einfach bie belannten und mirtungsbollen Biatate unferer
In den westlichen Bezirken war es schwer zu sagen, wann der Wahlkampf anfing und wann er sein Ende erreichte Jarres Ritter und Knappen" tobten hier umher, wie die Beseffenen und besonders das berüchtigte Restaurant Wilhelma " an der Gedächtnis firche, dieje Zentralstelle völkischen Offenfingeistes"( Anftich von Salvator, Onimator ufr.!) war der Mittelpunkt echt hafenkreuz lerischen Heldenlebens. Das Wert der Befreiung Deutschlands rom inneren Erbfeind wurde schon in der Woche begonnen und am Sonnabend abend fortgesetzt. Besonders unsere Filmpropaganda auf dem Wittenbergplay hatte es den deutschnational vollischen Knaben angetan; mehr als einmal umschwärmten fie in ihren Lastautos, die mit ihrer lebenden Fracht den Eindrud riesiger Kinderwagen machten, unser fahrbares Kino, um natürlich sich den Film anzusehen. Nur der besonnenen Haltung unserer republikanischen Schußtruppe, des Reichsbanners, ift es zu danken, daß es hier nicht zu Ausschreitungen gekommen ist. Am Sonntag müssen die deutschnational- völkisch- voltsparteilichen Säug entrissen worden sein. Schon gegen 11 Uhr hatte man Laitwagen linge schon sehr früh der Mutterbruft zu der Jarres- Propaganda und Personenautos mit den Schülern aller umliegenden höheren Schulen vollgepfropft, die dann für Jarres ins Feld zogen. Man hatte fast den Einbrud, als ob es sich darum handelte, den Reims. rechtsblockkandidaten zum Kindervater zu machen. fuhren denn die Autos in Schlachtformation dahin, dem Feind entgegen, der sich aber absolut nicht zeigen wollte. Das Reichs banner, ganz besonders aber unsere Parteigenossen, hatten Wich tigeres zu tun, als sich mit Kinderpflege abzugeben. Angelodt burch das schöne Wetter waren die Straßen schwarz vor Menschen, die aber nur zum geringen Teil den Jarres- Kindern offene Sympathie entgegenbrachten. Ab und zu gelang es einem Stoßtrupp Brimaner, einem vereinzelten Reichsbannermann das Käppi zu entreißen oder aus einem umringten Personenauto eine schwarzrotgoldene Fahne zu erobern". Dann war der Jubel groß, der Sieg" wurde mit Raubtiergebrüll gefeiert und im Triumph wurde die Trophäe durch die Straßen geschleppt, ganz fo, wie es die Indianer und Afrikaner mit ihren Stalpen auch tun. Die Polizei wor fehr lang. mütig bei diesem Unfug, nur in den feltensten Fälen schritten die Beamten gegen die Belästigungen des Bublifums durch die erwachsenen Jarresel ein. Es ist nicht einzusehen, was durch diese tumultuarischen Vorgänge für die Reichspräsidentenwahl entübten das Gebaren und die Lufthiebe gegen jemand, der nicht da war, feineswegs aus; man fah genug Leute, die sich voll Abscheu Um fo eifriger maren unsere Genoffen bei der Wahl arbeit. Schlag 9 Uhr standen die Platatträger vor den Wahllofalen, um prattische und erfolgreiche Werbearbeit für Otto Braun zu treiben. Einige Abteilungen unserer Barteiorganisation hatten besonders gut wirkende Propaganda Deranstaltet. So fah man Blatate aus den Fenstern hängen, die Baifons besonders in den Arbeitervierteln der westlichen Vororte zeigten reichen republikanischen und parteilichen Flaggenschmud. Die Fahnen der Republit und der Partei behaupteten fich glänzend neben den Monarchistenfahnen, die sicherem Bernehmen nach Don der Rechtsblodleitung an alle Lotal- Anzeiger Abonnenten leihmeise geliefert wurden. In der Gegend des Reichs. tanglerplages ließen die Jarrefiten einen ausgemachsenen Autobus fpazieren fahren, der die Wähler zum Bahllatal in der Herderschule auf Westend befördern foute, gratis und fianto natürlich. Die Ruhrmillionen der Schwerindustrie find offen bar gar nicht flein zu triegen, denn die Beranstalter hätten sich wirklich sagen müssen, daß die Leute in dieser Gegend eigene Autos haben, die denn wirklich auch zu Dugenden vor den westlichen Bahl totalen partien. Für die fübmeftlichen Borerte ift bie inbung
abwandten.
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B
hier nahm die Polizei mehrere Berhaftungen vor. Eis etwa 30 Mann starter Reichsbannerzug, der vom Wittenbergplat marschieren wollte, wurde an bei her nach Charlottenburg Wilhelm Raiser Gedächtniskirche von mehrere hundert Nationalpiraten heimtüdisch angegriffen. Ein mit Böllischer befeztes Propagandaauto tam den Hafenfreuzstrauchrittern z Hilfe; 3 wei 60jährige Reichsbannerkameraden wurden durd hinterrücs geführte Schläge mit Fahnenstangen nicht unerheblid verlegt. Immerhin war die Verteidigung der Angegriffenen über aus nachdrücklich, nach einigen Minuten hatten die Republikanet. freie Bahn, bas politifierte Gesindel zog dann unter Johien uni Schreien hinterdrein. Hier derfagte die Polizei Doll temmen, anstatt gegen die unerhörten Provokationen de marzweißroien Lümmel einzuschreiten, die die Sicherheit auf de Straße aufs fchwerfte bedrohten, ließ fie die monarchistische Besoffen beit sich voll austoben.
Berantwortlich Hire Bolitik: Craft Reuter: Birtfchaft; Arthur Saternus Gewerffchaftsbewegung: S. Steiner: Feuilleton : R. S. Dolcer; Lotales un Sonstiges: Frig Karstäbt: Anseiger: Th. Glode; fämtlich in Berlin . Series: Sorwärts- Berise G. m b. Berlin , Drud: Borwärts- Buchbruckerg Bezlegson Bali Baul Singer Berlin 68. 68, Sizbenitraße