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Abenteurer öer Revolution. Der Leipziger Tfcheka-Prozetz.

Der Leipziger Tscheka -Prozeß, der am 11. Februar seinen Anfang genommen hat. geht seinem End« entgegen. Di« Arbeiterschaft hat in den letzten Tagen anderes zu tun gehabt, als die abenteuerlichen Winkelzüge der KPD. zu verfolgen. Jetzt aber, n>c das Urteil nicht mehr lange auf sich warten lassen wird, scheint es an der Aeit. einzelne lotfachen der ausgedehnten Gerichts­verhandlung zusammenzufassen und das Gesamtbild dieses denk- würdigen Prozesses im Gedächtnis aufzufrischen. In der traurigen Reihe der Kommunistenprozesse ist er vielleicht der wichtigste, �isr wurde zum erstenmal gründlich in die verbrecherische Revclutions- spislerei der russischen Führer Und ihrer Hintermänner hinein- geleuchtet und das Geheimste offenbart. vis Vorgeschichte. Der Leipziger Tscheka -Prozeß greift aus den Augenblick zurück, als die Inflation von einer stabilen Währung abgelöst werden sollte. Di« Kommunisten wußten nur zu gut. daß mit dem Ende der ?nsla!iouLperiode für sie auch jede uoch so geringe Aussicht auf Putsche verschwinden würde. Der Moment mußte genutzt werden. Ein Reoolutionskcrmitee unter Leitung des Sendlings der Kommu- nistischen Internationale, Klein, sollte, gestützt von der Mitarbeit eines russischen Generalstabs, für den Oktober den Ordnerdienst, die Hunderischasten der Partei und der Betriebe zum Losschlagen bereit halten. Der verfrühte Hamburger Aufstand durchkreuzte alle Pläne. Die KPD. wurde verboten, das Revolutionskomitee löste sich auf. An ihrer Stelle sprang der sogenannt« Fünferkopf mit diktatorischen Fünfergruppen ein. Die T.-Gruppen(Terror, oder Tscheka -Gruppen), örtlich und zentral organisiert, wuvden ins Leben gerufen. Der individuelle Terror zur Kampfssmethrde proklamiert. Dem Fünserkopf soll auch u. a. der Reichspräsidenten- kandidat Thälmann angehört haben. An der Spitze der T.-Gruppen soll als militärischer Leiter der Rusie Hellmuch-Gorew- Skobolewfki gestanden haben. Seine rechte Hand will Neumann gewesen sein. Erst nach langer und mühevoller Arbeit gelang es den Behörden die Gesamtoryanifation auszuheben und deren Mit- glioder vor den«taatigerichtshos zu bringen. Im Gerichtssaal. Der Staatsgerichtshos«st aus ueun Richtern zusammengesetzt, aus drei Lerufsrichtern und sechs taieu. die gewissermaßen Der- trcter der republikanischen Parteien sind. Er hat seinen Eitz im Reichsgerichtsgeböude. Der Sitzungssaal reichte für den großen Apparat, der ausgezogen wurde, kaum aus. Zeugen und Ange- klagte mußten, wegen der schlechten akustischen Verhältnisse, von einer bestimmten Stelle aus, an einen Holzpfeiler gelehnt, sprechen. Verteidiger rrnd Klienten nehmen den ganzen Raum vor dem Richtertisch ein. Hinter jeder Reihe von Angeklagten sitzt immer eine Reihe Schupoleute. Die Plätze der Presse befmden sich hinter der Barriere, die den eigentlichen Gerichtssaal vom Zuhörerraum trennt. Regievunasvertreter verfolgen andauernd die Verhandlun« gen. Die Kontrolle vor dem Gericktssaal ist sehr scharf: ein großes Polizeiaufgebot und eine dreifach« Kontrolle sorgt für dl« Sicherheit der Prc-zeßbetelligten. Die Angeklagten sind von jedem Verkehr mit der Außenwelt abgeschnitten. Ehefrauen, Eltern und erwachsene Kinder können nur in Gegenwart des Untersuchungsrichters bis zu einer Viertelstunde Sprecherlaubnis erhalten. Die Sitzungen selbst »erkmsen immer wieder äußerst stürmisch, man kann nicht be. hauvten, daß die Interessen der Angeklögten besonders gewahrt werden. SÜobtavski. Die lnieressanteste Figur unter den Angeklagten ist der Russe Hessmuich Skoblewski. Er ist der Typus elaes modernen Sowset-Tschekislea cder eher eines Mitgliedes der GPU . Nicht groß von Wuchs, glatt rasiert, mit buschigen Augenbrauen, intelli- aenten energische« Zügen, grausam auseinander gepreßten �seinen Lippen, gemessenen militärrschen Bewegungen, kann er äußerst liebenswürdig und zuvorkommend lächeln. Er hüllt sich gerade dann In ein vielsagendes Schweigen, wenn man nach Lage der Dinge einen Boscheid von ihm erwarten müßte. Seine Behauptung, daß er erst sechs Wochen vor der Verhaftung In Berlin eingetroffen sei, ist bereits gründlich widerlegt. Selbst seine Freundin die S ch i p o- w a sprach in der Voruntersuchung von drei bis vier Monaten. Seine Zimmerwirtin, deren Angehörige und eine weitere Zeugin haben bestätigt, daß er schon seit dem Herbst hier wohnt«. P o« g e war der erste, der die Spur aus ihn gelenkt hatte, und erkannte ihn bei mehrfachem Gegenüberstellen als Hellmuth Skoblowsti. Neu- mann, der mit ihm Wochen hindurch verkehrt haben will, be- hauptet auch heute noch, daß er der Hellmuch sei. Selbst der Pyjama, in dem Skoblewski Neumann in der russischen Botschaft empfangen hat. ist zur Stelle. Das Gutachten der Sachverständigen über die Identität seiner Handschrist mit den Untrrschnsten auf den Geldquittungen ist zu seinen Ungunsten ausgefallen. Sköblewflis Spiel scheint verloren. Neumann. Neben ihm N e u m a n n. Klein von Wuchs, mit lebhaften und weichen Bewegungen, intelligentem Gesichtsausdruck, freier Sprach«, verfüg! er über eine scharfe Auffassungsgabe und ein gutes Ge< dächtni». Ein Gernegroß, wollte er unbedingt ein« Rolle spielen- Und kennte dieses irgendwo leichter geschehen, als in der KPD. ? So war er bald als Sekretär der Parteizentrale in olle Geheimnisse

des Revolutionskomitees, des Revkos eingeweiht, stand in engsten Beziehungen zu dem Fiinseriopf und wurde kann der Militär- organisation Skoblewski s zugeteilt. Er bereilelc die Terrorakt« vor, ging vielleicht manches Mal in seiner Großmannssucht über die Auf- träge hinaus, versaßt Berichte, die er nicht abschickte, schrieb an Trotzki einen Brief, und führte schließlich nur ein Attentat aus, das aus de* Friseur Rausch. Im Grunde weich und ängstlich, durfte er jedoch dies weder sich noch den airderen eingestehen, da er ja sonst aufgehört hätte, die Rolle zu spielen, die er unbedingt spielen wollte. Verhaftet, schwieg er anfangs. Er hätte auch weiter geschwiegen, wenn ihm durch dieses Schweigen die erste Rolle im Prozeß zugc- sichert gewesen wäre. Er begann rücksichtslos aufzudecken, als ihm die belastenden Aussagen Poeges vorgelegt wurden, und als die Sommunistifche Partei ihn verriet, ihn zuin Spitzel stempelte. Auf diese Weis« erreichte er von neuem sein Ziel, die erst« Rolle zu spielen. So spielte er im Prozeß wirklich die erste Geige. poege. Wurde Neumonn zum Verräter an seinen früheren Genossen, durch deren Verrat an ihm und durch seine Grohnrannssucht dazu getrieben, so war es Poege kraft der Gemeinheit seiner Natur. Er trägt ein leichtsinniges, unbedeutendes Durchschnittsgesscht zur Schau, ist mit einem geckenhaft zugestutzten Schnurrbärtchen ge- schmückt und zeigt dann und wann ein frivoles Lächeln. Ehemaliges Mitglied der Ehrhardtbrigade, wurde er Mitbegründer der 5cPD. in Leipzig und später eifriges Mitglied der Terrocgruppc. Er war der Erst«, der alles auskramte und die Svur auf Hufe und Skob- lswski lenkte. Hinterher rühmte er sich dessen gegenüber dem Unter. suchungsrichter. Er erklärte, er wolle dasIudengesindel" in der Zentrale hochgehen lassen, und in einem Brief an den Unter» suchungsrichter Vogt schrieb er:Ich will meine ganze Person dafür einsetzen, daß die wahren Schädlinge der Arbeiterklasse entlarvt werden.' Er meint« damit die Zentrale der KPD. >md die Moskauer Türk« st an er, der Prozeß der Zentral« steht ja noch bevor. Bereits in der Untersuchungshaft erkundigte er sich, ob er nicht nacki seiner Befreiung in den Dienst der Polizei treten könnte. Die kommunistisch« Presse l)at ihn mit Lobhymnen über- schüttet, wohl weil er jetzt Skoblewski nicht mehr kennen will, obgleich er im großen und ganzen seine Aussagen aufrecht hält. Der Zuchthäusler M a rg i« s, der vierte im Bunde hat ihn eine traurige Gestalt genannt. Margies selbst, breitschultrig, mit großem Kopse, kahlem Schädel, hervorstehendem Kinn, stechenden Augen und einem Siiernacken, sitz kalt beobachtend da und gibt heraus- fordernde Antworten. Ob er wirklich Margies ist? Jedenfalls ist Margies w«gen schwerer Körperverletzung mit Zuchthanz bis zu Ig Jahren vorbestraft und hat gelegentlich drei Polizeibeamte über den Hausen geschossen, von ihm gingen steks die biuirünslige» vor- ichläge aus. Ihm reiht sich als Fünfter 5? u k e an. Ein zappeliger Mensch, mit rührigem Mundwerk, für den das ganze Leben eine große Volksversammlung ist. Er ist wegen Betrugs vorbestraft. In der Gerichtsverhandlung leugnet er seine frühere Aussage, den Verbindungsmann zwischen Neumann und Skoblowski gespielt zu haben, ob. Moier. der Wosfenleiter und Waffenkäuser. verkehrte täglich m der Handelsvertretung in der Lindsnstraße. Bei seiner Verhaftung zog er eiligst einen Revolver. In seinem Besitz fand man ein« beträchtliche Summe Dollars. Die Reihe der darauf folgenden weniger wichtigen Angeklagten wird mit König und Diener abgeschlossen, die die eigentlichen Spitzel und Lockspitzel

in dieser Sache, wie vielleicht in manchen anderen Sachen ge- wefen sind. Spitzelfumpf unü polizd. Diese Galerie der Angeklagten ist ein Spiegelbild der Kommu. niskischen Parket. Neben den paar in ihren Aussagen standhaften Kommunisten die Verräter aller Schatkierungeu. Selbst der Zucht» Häusler fehlt nicht. Sie behaupten, Polizei und Untersuchungs» richte? hätten ihnen die Aussage erpreßt. Daß grobe Unkorrekr- Helten vorgekommen sind, daß unzulässige Redensarten gebraucht wurden, mag der Fall gewesen sein. Daß aber das Spitzeltum, ja selbst das Lockspitzeftiim in so großem Umfange möglich wurde, daran tragen die unklaren Revolutionsphantasicn der Kommunistischen Partei selbst die Schuld. Sie hat den individuellen Terror gutge» heißen, trug sich mit Attentalsp'änen gegen Geeckt, gegen den wüntembergischen Minister Bolz u. a. mehr herum, schuf Waffen- läger ganze 44 sind registriert gefunden worden, bereitete Sprengstoftattentale vor, versorgte die Mitglieder in den T.-Gruppen mit falschen Pässen die Registratur der Paßfälschementmle in Neukölln hat den Beweis dafür erbracht schreckte auch nicht vor hiamordung verräkerischcr ehemaliger Genossen zurück usw. Glaubt man Neumann, so haben an diesem Treiben selbst die bekannten kommunistischen Führer teilgenommen. Und ft'ir all dieses gab es russisches Geld ohne Ende. Es langte aber nicht, wenn es hieß, den Opfern der kommunistischen Verführung und deren Familien zu helfen. Hier ein beschämender Beweis dafür. Als die Unter- ftützung der Zenirale der KPD. zu verfielen drohte, schrieb die Wurfteinberger Bezirksleitung nach Berlin :Die Tuckestaner bringen unsere Genosse» ins �uchllMis und halten sich dann in Rußland in sicherem Verskeck au?." Darauf kam von dem kmnmuni- stischen Reichstageabgeordneten Pieck folgender Bescheid:Es sind so noch nicht alle Würftemberger Kommunisten im Zuchthaus', da sollten sie doch selbst für ihre verhafteten Genossen sorgen.' Er machte ihnen auch den Vorschlag, sich an die International« Zlrbeiterhilfe zu wenden, die im Dienst der KPD. stünde. Andererseits verstand es aber die Kammunistische Partei vor­züglich, ohne der Psychologie der Verhafteten Rechnung zu trogen. sie als Spitzel zu brandmarken, sobald sie des Rückgrats eines sozialistsschen Kämpfer» bar, ihre Aussagen machten, die allerdings auf Verrat hinausliefen. Selbst die ständigen Drohungen mit der Rache der Tscheko im Falle des Verrats halfen nichts. Eins der großen Verdienste des Leipziger Tscheka-Prozesses ist unter anderem, daß durch ihn gerichtsnotorisch die Tatsache festgenagelt worden ist. die auch sonst allgemein bekannt war, daß die Komintern keine Geldmittel stheute, um die deutschen Arbeiter ins Unglück zu stürzen. Neumann sprach von 200 000 Dollar, die alljährlich in der Berliner Sowjederirctuag abgehoben wurden. Ueber die weitere Rolle die die Sowjetbotschaft gespielt hat, wird die Oessentlichkeit wohl nichts erfahren. Die Aussagen des Untersuchungsrichters und der Kriminalkommissare, sofern sie den Aufenthalt Skoblewskis i» der Sowjetbotfchafl und die verhängnisvoll« Rolle, die anschciner.d die politisch« und die Handelsvertretung der Sowjetregierung in der deutschen Arbeiterbewegung gespielt haben, betreffen, sind unker völligem Ausschluß der Oessentlichkeit gemacht worden. Die Angeklagten des Leipziger Tscheka-Prozesses, wenigstens ein Teil von ihnen haben sich gegen die Verfassung der Deutschen Republik und gegen das Proletariat versündrgt. Es würde aber eine unnütz« Grausamkeit bedeuten, sie zu besonders harten Strafen, besonders m Anbetracht der mehr als milden Praxis des Staats- gerichtshofs gegenüber den Rechtsbolschewisten, zu verurteilen. Di« Bedeutung des Prozesses liegt allein in der Aufdeckung des ver- brecherischen Treibens der kommuniftifchsn Führer, in der Liquida- tion der Putsch täftgkeit der KPD . und in der Charakterisierung ihrer leitenden Männer.

/m Gerichtssaat während der Verhandlung s_

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