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halten haben, ein neues und unwiderlegfiches Argument in J die Hand spielen. Sie würde in den maßgebenden Kreisen Englands, in denen man zwar die demokratischen Kräfte in Deutschland   erkennt, aber an ihrer inneren Kräftigung zweifelt, als ein Sturmzeichen gewertet werden. Nicht in dem Sinne, daß man eine Restauration der Hohenzollern   er­martete. Man ist in England überzeugt, daß die Republik  , auf lange Sicht gesehen, die einzig mögliche Staatsform Deutschlands   darstellt. Wohl aber in dem Sinne, daß sie das Vorspiel für einen Restaurationsversuch darstellt, der Deutsch­ land   in eine langdauernde Krise und außenpolitische Agonie versehen würde.

Die Lösung der französischen   Krise. Die Sozialisten für Herriot.- Neue Kämpfe in Sicht. Paris  , 4. April.  ( Eigener Drahtbericht.) In den Kreisen der Linksparteien ist man von der Lösung der Regierungskrise befriedigt. Die Sozialisten haben noch am Freitag abend beschlossen, der Regierung Herriot auch in Zukunft ihre aktive Unterstützung zu leihen. Den besten Weg zur Lösung der Finanzkrise sieht sie in der Erhebung einer Bermögens­abgabe. Herriot hat in diesem Sinne auch bereits gewiffe 3ugeständnisse gemacht und in einer Fraktionssihung feiner Partei erklärt, daß er bereit ist, diese Abgabe vom Kapitalvermögen zu erheben. Das Betriebsvermögen foll nicht besteuert werden. Es ijf zu erwarten, daß die Erhebung einer Bermögensabgabe im Senat auf starken Widerspruch stößt, so daß neue kämpfe zu Senat auf starken Widerspruch stößt, so daß neue kämpfe zu erwarten sind. Coucheur, dessen Ehrgeiz dahin geht, auch ein­mal Ministerpräsident zu werden, hat sich bereits ebenfalls gegen jede Bermögensabgabe ausgesprochen.

Am Dienstag werden die vier koalifionsparteien in einer gemeinsamen Sigung zu der Forderung nach einer Vermögens­abgabe Stellung nehmen.

Die reaktionäre Opposition hat sich gestern in der französischen   Kammer eine tattische Niederlage ge­holt: als Herriot die Bertagung einer Interpellation über den Rücktritt Clementels auf Dienstag verlangte, wagte es die Minderheit nicht, zu widersprechen, offenbar wie Herriot und Auriol mit Recht bemerkten, weil sie sich davor fürchtete, ihre Stimmen zu zählen. Mit Ausnahme der Kommunisten stimmten infolgedessen alle Abgeordneten für die gewünschte Bertagung, über die der Ministerpräsident die Vertrauens­frage gestellt hatte. Es ergab sich infolgedeffen das etwas paradore Schauspiel, daß gerade in einem Augenblick, in dem Herriot auf das äußerste gefährdet ist, ein Vertrauensvotum für ihn mit 530 gegen 29 Stimmen angenommen wurde.

Mehr als einen taktischen Erfolg bedeutet allerdings diese Abstimmung nicht, vielmehr bleibt die Lage der Regierung außerordentlich ernst, und es muß sogar mit der starten Möglichkeit einer allgemeinen Regierungsfrise im Laufe

der kommenden Woche gerechnet werden. Die Presse der Opposition gebärdet sich heute morgen sehr zuversichtlich, zu­mal sie nicht nur auf die Gegnerschaft der Loucheur­Gruppe gegen die von der Regierung geplante Kapitalabgabe rechnet, sondern auch auf den Abfoll eines Teils der in der republikanisch- sozialistischen Gruppe vereinigten Anhänger

Briands.

Die Opposition Loucheurs ist einmal darauf zurückzu­führen, daß dieser gerissene Polititer einen Sturz Herriots wittert, dessen Nachfolge er übernehmen tönnte, aber auch darauf, daß die großtapitalistischen Interessen, beren Exponent er und feine Gruppe sind, sich durch die ge­plante Rapitalabgabe bedroht fühlen. Herriot hat sich hingegen in den letzten Tagen noch mehr nach links orientiert, indem er eine antidemokratische Erhöhung der Einkommensteuer ab­lehnte und eine Art Schuhe und Truzbündnis mit der Sozialistischen Partei schloß. Diese Entwicklung dürfte allerdings in einem Teil feiner eigenen Partei, der schon seit Monaten über die sogenannte sozialistische Bevor mundung" stöhnt, sehr ungern gesehen werden. Schon aus diesem Grunde ist der Ausbruch einer allgemeinen Regierungs­Prise in den nächsten Tagen nicht unwahrscheinlich.

Ein Butterbrot.

Von Käthe Stombieret

Der alte Mann, der auf der mittelsten Bant in den fümmerlich angedeuteten Bartanlagen saß und Figuren in den Sand zeichnete, bückte fich num, auf seinen Stod geftüßt, mit sichtbarer Anstrengung und hob einen in Fettpapier gehüllten Gegenstand auf. " Sie haben dieses verloren!" wandte er sich an den jüngeren Menschen, der am anderen Ende der Bank seine Beine weit von fich streckte, seine Zeitung studierte und bei der unvermuteten An­

rede überrascht aufblickte.

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,, Ueberflüssiges Brot!" antwortete diefer mit wegwerfender Geste. Lassen Sie liegen, vielleicht frißt es ein Hund. Er ver­tiefte sich wieder in seine Zeitung, während der andere stillschwei­gend die Schnitten neben sich auf die Bank legte. Aber die Hand des Greises, die das Brot berührt hatte, zitterte leicht, und über feine zerknitterten Wangen huschte fliegende Röte. Er schien einer der vielen Altersreniner zu sein, die zu jeder Jahreszeit während des Mittags die Bänke im Freien aufsuchen, um ihren morschen Knochen für ein paar Stunden Sonne zu gönnen. Obgleich seine abgetragenen Kleider von Armut und das zerfallende Gebält seines Körpers vom Alter gezeichnet waren, trug sein Gesicht, wie Ruinen, immer noch die Andeutung des ganzen Gebäudes, etwas von jener Würde der Ehrbarkeit, die früher vielleicht den Stil der Persönlich­keit ausmachte. Der Alte betrachtete lange nachdenfilch den Mann hinter der Zeitung. Dann streifte er mit einem vergrübelten Blicke das Päckchen, erhob sich und ging langsam, mit schleppenden Schrit­ten, um das Rondell in der Mitte des Partes. Manchmal stieß er. erregt innehaltend im Gehen, mit dem Stock auf die Erde. " Eine Schande", sprach er halblaut ins Leere, das schöne Brot! Ich hätte es gerne gegeffen... Vielleicht frißt es ein Hund!?" Nervös lachte er auf und suchte mit seinen turzsichtigen Blicken zu erforschen, ob das Päckchen noch unberührt auf der Bank lag. Als er das erste Mal um das Rundteil herum war und die Bank wieder erreicht hatte, überwand er ein Zögern, ehe er den zweiten Rund­gang begann.

Warum soll ich's nicht effen!?"

murmelte er wieder

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,, Man wirst doch das Brot nicht so fort! Aber der junge Mensch könnte benken... Schweigend schritt er weiter, bis er die Bant wieder erreichte. Unverändert die Gruppe: der junge Mann als Hindernis noch immer neben den Schnitten. Doch der schlaue Alie setzte sich mehr in die Mitte, so daß er mit seinem Körper, wenn er fich vorbeugte, das Bäckchen verdeckte. So saß er nun, immer noch grübelnd, und bewachte das Brot.

flärt.

Allmählich wurden seine müden Züge von einem Lächeln ver. Ein Entschluß schien zu reifen. Es war für die frühe Jahreszeit außerordentlich mild. Der junge Mann hatte seine Bei­tung zusammengefaltet und las einen Roman. Er würde vielleicht

Tscheka  - Prozeß vor dem Ende.

Plaidoyer des Staatsanwalts.

BS. Leipzig, 4. April

Zu Beginn der Sonnabendverhandlung erflärte der Angeklagte Poege, er halte seine Aussagen aus der Voruntersuchung auf recht, dazu aber noch feine Aussagen aus der Hauptverhandlung, die feine Mitangeklagten entlasten.

Der Angeklagte Margies beantragte sodann, die bei ihm gefundenen Sprengstoffe durch einen Sachverständigen untersuchen zu lassen. Aus der Photographie der Sprengstofftiste könne das Gericht doch unmöglich ersehen, daß es sich um Sprengstoffe ge handelt habe.

Nach einer Beratung teilte der Borsigende mit, daß es der Gerichtshof für voll erwiesen halte, daß es sich um Sprengstoff gehandelt habe, und daß er daher den Antrag ablehne.

ftändlich, wenn man die Leute betrachtet, deren fich ble RD. afs Funktionäre bedient hat. In verschiedenen Prozessen ist schon fest­gestellt worden, daß den Angeklagten bei Berrat der Tod angedroht wurde. Der Einwand der Berteidigung, daß die Partei einen individuellen Terror ablehne, ist unerheblich. Für fo dumm halte er eine politische Organisation nicht, daß sie so etwas ftatutenmäßig festlege.

Die Not im besetzten Gebiet.

Der Reichstag für sofortige Abhilfe.

Der Reichstag, der heute in die Osterferien gehen will, be­gann seine Beratungen 12.20 Uhr. Der erste Punkt der Tages ordnung ist der mündliche Bericht des Ausschusses für die befesten Gebiete und des Haushaltsausschusses über Hilfsmaßnahmen für die besegten Gebiete. Die beiden Ausschüsse schlagen folgende Entschließung vor:

Hierauf erhielt der Reichsanwalt zu seinem Plädoyer das Wort: Der Reichsanwall betonte zunächst die Objektivität, die er Nach Mitteilungen der Reichsregierung sind Berhandlungen walten lassen wolle. Es sei im Laufe der Verhandlung behauptet bietes vor dem Abschluß. Unter Hinweis auf die große Dringlich­mit den Ländern über Hilfsmaßnahmen zugunsten des besetzten Ge­Reichsanwaltschaft stattgefunden habe. Das sei aber niemals geus 3ahlung der bereitgestellten Beträge für geboten. Er ist worden, daß eine ungebeure Bearbeitung der Presse durch die feit dieser Maßnahme hält der Reichstag die beschleunigte schehen. Auch sei der Vorwurf gemacht worden, als führe das Gericht einen Tendenzprozeß. Auch das müsse er zurückweisen. damit einverstanden, daß unbeschadet der etatsrechtlichen Beschlüsse Niemals jei von irgendeiner Behörde aus eine Beeinflus des Reichstages die sofortige Auszahlung an die Länder fung vorgenommen worden. Schließlich müsse er noch auf die erfolgt. Dieser Beschluß gilt auch für die besonderen zur Förderung Vorwürfe gegen die Untersuchungsbehörden eingehen. Poege habe des Wohnungsbaues im befezten Gebiete vom Reiche zur Ver­fich über Koppenhofers Untersuchungsführung beschwert. Landfügung zu stellenden Mittel. Die gesamte vorläufig zu veraus­gerichtsdirektor Vogt habe unter Eid ausgesagt, daß sich Poege aus gabende Summe darf 75 millionen Mart nicht übersteigen. Der Berichterstatter v. Guerard weist auf die besondere Notlage freien Stücken vorführen ließ. Boege war es, der angegeben hatte, Beschwerden gegen Landgerichtsrat Bühner sind Gegenstand einer munalverbänden. Aber auch die Wirtschaft habe sich noch nicht daß Reumann im Ernst auf Rausch geschossen habe. Die gesamten in den besetzten Gebieten hin. Besonders groß sei sie bei den Kom­femmunistischen Interpellation im mürttembergischen Landtag ge völlig erholt. Besonders schlecht stehe es um die Volksgesundheit. worden, wo die Vorwürfe gegen Bühner zurückgewiesen wurden. Außerordentlich groß seien die Quartierlasten, die infolge der Be­Bogt hat über die Pflichten seines Antes hinaus einem Angeklagten belegten Gebiet.( Hört, hört!) Die Zahl der Ausgesteuerten, Auch gegen Landgerichtsdirektor Vogt find Angriffe gerichtet worden. Jagung entstanden sind. Die Zahl der Unterstügungs­empfänger jei im besetzten Gebiet dreimal so groß als im un­gefagt, daß er nichts aussagen brauche. Sodann wies der Reichsanwalt darauf hin, die der öffentlichen Fürsorge anheimfallen, betrage mehr als das Doppelte als im unbesetzten Gebiet.( Hört, hört!) In den letzten zwei Jahren sei die Zahl der fremden Familien, die trog der Räumung einzelner Teile des besetzten Gebietes untergebracht werden mußten, noch beträchtlich gewachsen. Es gebe noch 3000 beschlagnahmte Wohnungen, für die noch fein Ersaz geleistet sei. Das Mindestmaß dessen, was gefordert werden müsse, sei, daß für die beschlagnahmten Wohnungen Ersatz geleistet werde

Die Entschließung wurde debattelos angenommen, schuß beschlossener Gesezentwurf über eine Bum 2. Punkt der Tagesordnung liegt ein vom Haushaltsaus­

daß die PD. Ihre Leute angewiesen habe, bis zum äußersten zu schweigen und eventuell recht ausgedehnten Gebrauch von der Erfindung des großen Unbekannten zu machen. Nach einer Mahnung an den Ge­richtshof, sich nichts vormachen zu laffen, analysierte der Reichs­anwalt die Spigeltheorie, mit der die KPD. eingehend ge­arbeitet habe. Es sei gesagt worden, daß an der Spize der 3er­standen habe, was durch ein Schreiben an denselben flar bewiesen fegungsabteilung der Landtagsabgeordnete Eberlein ge­werbe. Der Angellagte Neumann wurde nach dessen Aussagen Don Stoblemiti verpflichtet, und er hat ihm den Rat ge geben, mit Sprengstoffen zu arbeiten. Demgegenüber find Sto­blewstis Aussagen widerspruchsvoll. Er verleugnete die Schipowa aus Ravaliersrücksichten, während diese selbst vor dem Untersuchungs­richter zugegeben hat, mit Stoblemsti in einem Verhältnis gestanden zu haben. Der Angeklagte Hute hat zuerst den Decknamen Wolfschließung vor, die Reichsregierung zu ersuchen, mit tunlichster Be Berbindungsmann des Stoblewsti vorgestellt wurde. Stoblemiti angegeben. Mörsner hat zugegeben, daß Neumann ihm als hat behauptet, er sei erſt Ende Februar nach Deutschland   gekommen, während die Beugin, Frau Hoffmann, angegeben hat, ihn schon vor Weihnachten   gesehen zu haben.

Der Reichsanwalt hielt es für nachgewiesen, daß Stoblewski der Helmuth ist, von dem drei Angeklagte gesprochen haben, daß ferner hochberräterische Sihungen bei dem Abgeordneten Koenen stattgefunden haben, wobei militärische Karten ver­wendet wurden.

Weiter wies der Reichsanwalt die Behauptung zurüd, daß die KPD. lediglich faschistische Angriffe habe abwenden wollen. Die Gewehre find in Hamburg   wirklich losgegangen, und es war feine Abwehr fallen hat, die dem demokratischen und sozialistischen Senat pon Don faschistischen Angriffen mehr, wenn man die Polizeiwachen über Hamburg   unterstanden. Der Angeklagte Neumann hat geflanden, daß damals die Absicht bestanden habe, Revolutions tomitees einzusehen. Verschiedenheiten haben zwischen den Richtungen innerhalb der KPD.   nur bestanden über den Beitpuntt des Losschlagens, niemals aber darüber, daß man den Aufstand por bereiten solle.

der Ticheta oder Terrorgruppen über. In einer Seit ber Nunmehr ging der Reichsanwalt zu der Frage der Bildung äußersten wirtschaftlichen Bedrängnis, mo faum ein Arbeiter in Deutschland   mußte, wie er seinen Lebensunterhalt bestreiten solle, da rollte der russische Dollar in Deutschland  . Wir wissen, welche Beträge zu ben Waffenauffäufen verwendet wurden. Daß dabei schließlich die Korruption fich breit gemacht hat, ist ver­

por der Dämmerung den Part nicht verlassen. Bei diesem Gedan fen liebfoste der Alte mit den Augen das Päckchen, schob seine Hond, die er leicht auf der Bank gestützt hatte, vorsichtig vorwärts in der Richtung der Schnitten, rückte ein weniges nach, büdte sich, wie um seine Figuren im Sand zu betrachten und verbarg, ein Knistern ver­meidend, den eroberten Schatz in die Tasche. Mit einem prüfenden Blick auf den Andern erhob er sich dann und bewegte sich schwer fällig davon.

Mit einem verschmisztem Lächeln zog er das Brot aus der Tasche, betrachtete eingehend das saubere, fettdichte Papier und ticherte, während er langsam den Umschlag entfernte, übermütig wie ein flaumbärtiger Jüngling:

Gar nichts hat er gemertt, gar nichts! Und jetzt wird er fich wundern, daß das Batet nicht mehr dallegt!"

Wedekind im Revuestil.

Es war immer die Klage Wedekinds, daß seine Dramen nicht die zutreffende Darstellung fänden, daß seine Sehnsucht nach dem eigenen Bühnenstil nicht verwirklicht wurde. Inzwischen it mancherlei geschehen, um Wedekinds Forderungen zu allgemeinen zu machen. Der Expreffionismus des Theaters von heute hat nachträg lich auch einen neuen Wedekindstil ermöglicht. Aber erst ein Gast spiel des Wiener Deutschen   Volkstheaters, bas im Theater in Der Königgräger Straße" vor sich geht, hat die letzte Konsequenz gezogen. Sein Regisseur Karlheinz Martin   hat alles das zusammengefaßt, was an Russen und Deutsche an neuen Regieleistungen versucht haben, und dem Wedekind zu einem Theater­ausdruck verholfen, der nicht mehr zu überbieten ist. Die Bühne hat Stockwerkshöhe führte und unter sich ein leeres Gerüst und Raum nur noch eine Wendeltreppe und eine breite Stufentreppe, die au für puppenstubenartige Einbauten freiließ. Das Regieexperiment wurde vollzogen an Franziska", dieser Faustparodie, die einen vorbiblischen Fauft durch die Wedekindschen Höhen und Tiefen des Lebens führt, sie die Erlebens- und Freiheitsmöglichkeiten des Mannes austosten und o Hohn als brave Familienmutter enben läßt. Die vielverschlungenen Tendenzen des Mysteriums wurden unter der Begleitung der im Hintergrund der Bühne in einem luftigen Gitterfäfig postierten Jazzband natürlich vielfach Aber dafür wurde ein rasendes Theater lebendig. Die einem Berliner   Weinhaus spielt, war eine Revueorgie mit Nackt­Die Monologe wurden zu Trompetenstößen, der zweite Aft, der in tänzerei und wahrem Herenfabbath, in dem der Revolverfchuß eine Selbstverständlichkeit wurde. Wedekind gab nur noch die Stichworte an. Seine Predigt von Nadtheitskult konnte hier und im Festspiel nicht wörtlicher genommen werden. Musit, Schauspiel und Tanz alles hatte eben einen Rythmus des toll gewordenen Theaters. Tilla Durieug war die Franziska, blendend in der virtuosen haften Bielgestaltigkeit, der Erscheinung, der Stimme, des Minen­verkündet, bald zur großen Komödiantengeste aufgeredt, wenn sie die spiels. Bald zur Säule erstarrt, die unbewegt Wedekinds Paradore Helena meistert, und zum Schluß Idyll aus der Gartenlaube. Ihr zur Sette Hugo Werner Kahle, der moderne Mephisto,

übertönt.

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Aenderung des Besoldungsgesetzes

Dor. Danach sollen vom 1. April 1925 ab bis auf weiteres 95 Proz. des Wohnungsgeldzuschusses gezahlt wer den. Die für den Monat April nachzuzahlenden Beträge sollen im Mai ausgezahlt werden. Der Ausschuß legt ferner eine Ent­jchleunigung zu prüfen, ob und auf welcher Grundlage die Bezüge der Beamten eine Erhöhung erfahren fönnen, und darüber dem

Reichstag alsbald nach dem Zusammentritt zu berichten.

Abg. Bender( S08.)

weist darauf hin, daß die Sozialdemokratische Frattion im Ausschuß einen Antrag gestellt habe, wonach den Beamten­gruppen I bis VI eine Erhöhung der Grundbezüge um 7% Proz. gewährt werden soll. Dagegen hätten sich sämtliche bürgerliche Par­teien gewandt mit Ausnahme der Demokraten. Was den Millionen Beamten aus den unteren Gruppen jeht als Notftandsmaßnahme bewilligt werden solle, fel so gering, daß damit keine Zufriedenheit hervorgerufen werde. Seit dem Juni vorigen Jahres sei die Leue­rung außerordentlich gewachsen, im Dezember habe man den Be amten nur 12 Broz. bewilligt, so daß gegenüber der Teuerung noch eine Differenz von 15 Prozent bestehe. Es habe den Anschein, als ob die bürgerlichen Parteien ihre Versprechungen vom De zember vergessen hätten. Nach amtlichen Feststellungen be finden sich die Beamten der unteren Gruppen in einer außerordent. lichen Notlage und schon im Januar hat das Finanzministerium an gefündigt, daß etwas dagegen geschehen solle. Jezt haben wir April trästet werden. Es scheint, als ob man den Beamten nur über die und nunmehr sollen die Beamten wieder auf später per Bräsidentenwahlen hinaus eine weiße Salbe" geben und sie damit täuschen wolle. Was man den Beamten hier gebe, fei ein Hohn. Die Sozialdemokratie merde jedenfalls nicht versäumen, bei der fommenden Wahl die Beamten darüber aufzuklären.( Beifall bei den Sozialdemokraten.)

Sternenienter und Versicherungsagent in einem, ganz im Geiste ( und in der Maske) Wedekinds: halb verstiegener Apostel, halb Glücksritter, und in all sein Aspirationen immer betrogen. Eine Fülle charakteristischer Gestalten umgab die beiben Hauptgestalten: Hubert von Meyerind( der schwärmende Herzog), Hans greises), Karl Forest  ( als Schriftstellerbohemien), Friz Kam= Hermann Schaufuß( ein Kabinettstück eines madligen Lebe­pers( als bajuwarischer Maler). Die schöne Marianne Kupfer mar ganz nackte Holdheit, Lilly Lohrer das füße Weibchen Maust, wie sie Wedekind vorschwebten. Die Parodie­Groteske mit untergelegtem Wedekindſchem Text wird für Berlin   W. zweifellos obligatorisch werden. Aber wer baut den Zuschauerraum so um, daß das Publikum endlich aktiven Anteil nehmen und den Rhythmus der Bühne mitbarstellen fann?

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Part- Frühling. Er folgte dem milden Winter schon im Fe­bruar, aber der rauhe März warf ihn um Wochen zurüd. Ein Gang ins Freie zeigte Sträucher mit Blättern, die sich zu früh hatten vor­locken lassen und die mun, wie verbrannt, dem Froste erlegen waren. in den warmeren Dunstkreise Berlins   war den früh entfalteten Knospen die Borwizigfeit nicht so übel bekommen, und der Früh ling, der in Gestalt von Schneeglöckchen, Hyazinthen und Narzissen ( Osterglocken) bisher eine Angelegenheit der Blumenschaufenster und des Straßenhandels war, beginnt in Anlagen und Barts sim unter grünen Schleiern zu entfalten und Blüten zu erschließen. Was hier aber überall zuerst die Blicke auf sich zieht, ist ein Strauch, der seine goldgelben Blüten den Blättern vorausschiat. Unbehindert durch die noch in der Knospe schlummernden Blätter leuchten die Blüten weithin- und dieser Strauch, den man überall findet, ist so der eigentliche Frühlingsbote der Großstadt geworden, obwohl er unserem Boden fremd ist und aus China   und Japan  stammt. Nach einem englischen Botaniker heißt er Forsythia, aber nun hat er sich auch einen deutschen   Voltsnamen erworben: Gold­weibe. Der Name ist passend, nach der Farbe der Blüten, nach der Form der Blätter und nach dem Wuchs des Strauches, der aber mit unseren Weiden sonst in teinerlei verwandtschaftlichen Be ziehungen steht. Vielmehr gehört die Goldmeide, obwohl man es ihr nicht ansieht, nach dem Bau ihrer Blüten und Früchte in jene Pflanzenfamilie, der auch unser Flieder, Liguster, unsere Eiche und die südliche Olive angehört. Die Gattung der Goldweide gehört im mefentlichen, wie erwähnt, dem fernen Osten an. Es war eine große Ueberraschung für die Botaniker, als während des Krieges auf der Balkanhalbinsel   ein bis dahin unbekannter europäischer Bertreter der gleichen Gattung entdeckt und der schwierigen Wissenschaft von der Berbreitung der Pflanzen ein neues Rätsel aufgegeben wurde. Wir aber lassen Rätsel Rätsel sein und freuen uns des Früh­lings, der nun endlich seine goldgelben Fahnen im Sonnenschein flaggen läßt. 2.2.

Erstaufführungen der Woche. Milfw. Die Komödie: Der sprechende Affe. Sonnab. Leffingth.: Cesare Borgia  ". Renaissanceth.: Das romantische Alter". Neues Theater am 300: Baby". Ju der Volksbühne beginnen die Wiederholungen von Shakespeares bereits um 7 Uhr. Hamlet  " am Sonntag und Dienstag, sowie alle folgenden Aufführungen

üchen Stunftbibliothet, Brinz- Albrecht- Str. 7a, bis zum 15. April ausgestellt. Die Beröffentlichungen der Marées- Gefellichaft" bleiben in der Staate