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ein Akt vorbildlicher echt germanischer Mannestreue gewesen. der jedemLokal-Anzeiger"-Leser Thronen der Rührung ent* lockt hätte. Warum also auf einmal diese brüske Zurückweisung einer an sich nur schlicht selbstverständlichen Nachricht alsunsinnig�? Ludendorff gegen Hiudenburg. Das Münchener Ludendorsf-Organ, derBölkische Kurier", macht sich den Spaß, eine Kandidatur Hindenburgs mit genau denselben Gründen zurückzuweisen, mit denen die Hiudenburg- Leute die Kandidatur Ludendorffs bekämpften. Man dürfe »den dem Parteigetriebe erfreulich entrückten Feldmarschall nicht im politischen Kampf verbrauchen". Außerdem wird Hiudenburg vorgerechnet, daß er fast zwanzig Jahre älter sei als Ludendorff, der noch in der Vollkraft feiner Jahre stehe. Das Ludendorff-Blatt gibt. zugleich die Parole aus, unter keinen Umständen für den Reichsblock zu stimmen. Das heißt also:Auch für Hiudenburg unter keinen Umständen!" Enttäuschte Hoffnung. DieZeit" rechnet damit, daßder linke Flügel der Sozial- demokratic" für Marx nicht mitmachen werde, derTag" schätzt den Ausfall der sozialdemokratischen Wählerstimmen auf zwei Millionen. Zugleich verkündet aber schon dieRote Fahne" wutkreischend, daßdie linken Führer der SPD ." schon wieder Verrat am Proletariat" begangen haben. Sie belegt diese Auffassung mit Stimmen aus der sächsischen Parteipresse, aus denen hervorgeht, daß die Partei am 26. April bis zum letzten MannDisziplin üben wird. Wie kein verständiger Mersch anders erwartet hat! Es wird jedem Sozialdemokraten und jeder Sozialdemo- tratin ein Vergnügen sein, demReichsblock" am 26. April eine gründliche Niederlage zu vereiten. Diese Nieder- läge kann gar nicht groß genug sein, denn nach allem, was sich in den Utzten Tagen abgespielt hat, ist jede Stimme, die noch für Jarres abgegeben wird, ein Beweis unerträglicher Dummheit und für Deutschland eine Schande. Die politische Einsicht und die unermüdliche Kampflust unserer Parteigenossen wird dafür sorgen, daß die Reaktion am 2 6. April so geschlagen wird, wie sie e s v e r d ie n t!____ wie entstbeiöet sich Sapern? München . 6. April. (Eigener Drahtbericht.) Das offizielle Organ der Bayerischen Volkspartei , dieAugsburger P o st» zeitung" erklärt in ihrer Sonntagsausgabe nochmals mit aller Entschiedenheit, daß Jarres als Kandidat für die Bayerische Volksportei nicht in Frage kommt. Erst am Dienstag wird sich der Landesausschuß der Partei mit dem zweiten Wahlgang und der Kandidatenfrage befassen. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß die Bayerische Volkspartei auch für den Fall einer Kandidatur Hindenburg die Abstimmung im zweiten Wahlgang frei- g i b t. In diesem Falle ist sicher damit zu rechnen, daß Marx den größten Teil der Stimmen von der Bayerischen Volkspartei erhält. Der Landesoorstand des Bayerischen Bauern- und Mittel st andsbundeg tritt am Montag in München zusam- men. Auch er dürfte Jarres einstimmig ablehnen und die Parole für Dr. Marx ausgeben. München . S. AprU.(WTB.) Nach einer Meldung des.V ö l- tischen Kuriers" hat der nationalsozialistische Reichstagsab» geordnete Frick beim Wahlprüfungsaint die Gültigkeit der Reichspräsidentenwahl vom 29. März 1923 ange. fochten. Die Anfechtung wird mit dem Adolf Hitler auferlegten Redeverbot und der dadurch verursachten Unmöglichkell, für die Reichspräsidentenwahl die nötige Versammlunqspropaganda durch- zuführen, begründet. Der demokratische varleia'usschuß nahm gestern nach einem .ileferat des Vorsitzenden K o ch und einer dreistündigen Deballe mll überwältigender Mehrheit eine Entschließung an. die dem badischen Staatspräsidenten Hrllpach noch einmal für die Uebernohme der Kandidatur im ersten Wahlgang dankt und dem Beschluß des Bor. standes einer Kandidatur Marx als Gemeinschaftskandi- daten des Volksblocks zustimmte. Moses Heß . Van A. Stein. Heute jährt sich zum 30. Male der Tag. an dem Moses Heß , einer der Pioniere des Sozialismus in Deutschland , starb. Am Äl. Januar 1812 in Bonn als Sohn einer jüdischen Kaufmanns- fomilie geboren, widmete er sich schon früh sozialreligiösen und philosophischen Studien und war einer der ersten, der in der vor- märzlichen Periode die Ideen der französischen Sozialisten, in enger Verbindung mit der Hegelschen Philosophie, in Deutschland popu- larisierte. Während die deutschen Handwerksgesellen(Weitling u. a.) die revolutionär-sozialistischen Ideen aus Frankreich noch Deutsch- lond trugen und in Gcheimbünden den Grundstein für eine revo- lutionäre Arbeiterbewegung zu legen suchten, war eine Reihe von Intellektuellen, von denen Moses Heß bis zum Auftreten von Marx sicherlich der bedeutendste war, bemüht, aus den Lehren der sranzöfischen Sozialisten(Saint Simon und Fourier) und der klassischen deutschen Philosophie(Hegel und Feuerbach ) eine Art deutschen Sozialismus zu konstruieren. Die bedeutendste» Schriften, die Heß zu icner Zeit schrieb, sind dieHeilige Geschichte der Menschheit"(l837) undDie Europäische Triarchie"(1841). In diesen Schriften kommen die bereits gekenn- zeichneten Eigenschaften der Denkweise von Heß mit aller Deut- lichkeit zum Auedruck. Für die heutige Zeit haben die Gedanken- gänge von Heß nur mehr historisches Interesse, da sie von der Grundlegung des wissenschaftlichen Sozialismus durch Marx und Engels well überholt worden sind. Es muß aber dennoch her- vorgehoben werden, daß Heß nicht nur früher als die beiden großen Lehrmeister des wissenschaftlichen Sozialismus eine Reihe von Ideen verfochten hat, die Ende l847 imKommunistischen Manifest" ihren klaren Ausdruck fanden, sondern daß er auch persönlich einen starken Einfluß auf Friedrich Engels , den er dem Sozialismus zuführte, ausgeübt hat. Engels schreibt in einem Briefe vom November 1843. daß Heß der Erste gewesen sei, der ihm und seinem Kreiseden Kommunis- Mus als die notwendige Weiterentwicklung der junghegelionifchen Doktrin plausibel machte". Bei Marx jedoch hatte Heß weniger Glück mit seinen etwas verschwommenen Gedankengängen. Heß beu�.e sich sofort vor der Genialität des jungen Marx, in dem er schon frühzeitig das Monumentale seiner geistigen Erscheinung er- kannte. In einem Briefe an Berthold Auerbach vom 2. September 1841, den Theodor Zlocisti in seiner großen Biographie von Moses Heß (Berlin 1921, Well-Verlag) wiedergibt, bezeichnet er Marx als eine Vereinigung von Rousseau , Voltaire , Holbach, Lessing, Heine und Hegel in einer Perjon. Diese Hochachtung vor der Persönlich- keit von Marx paarte sie) bei Heß mit einem tiefen Verständnis für die sozialistischen Zeitpr»bleme. Wie Max Beer in seinerAllge- meinen Geschichte des Sozialismus" bemerkt, lesen sich Heß ' Auf- sätze aus dem Jahre»»4,7 in der.Deutschen Brüsseler Zeitung" Jenen von üer Einigkeit. Man schlägt sich, man verträgt sich. Da die angekündigte Einigkell des Rechtsblocks Programm- mäßig erst am Mlltwoch wieder einttitt, haben die Rechts- Parteien drei Tage Zeit, um ihre Differenzen zu erörtern. Die Deutsche Volkspartei erzählt den Konservativen alias Deutschnationalen in derZeit", man sei nationalliberal aber nicht konservativ, lebe also nur in wilder, nicht in echter Ehe mit ihnen, und die Deutschnationalen ziehen das Thema Sicherheitspatt wieder hervor. Drei Tage Ferien von der Einigkeit, uvb schon beginnt der Kiakeel. Voran dieR a t i o n a l p o st". Sie wirst der Reichsregierung, das heißt Herrn Strefemann vor: er treibe Geheimdiplomatie: er lasse die Deutschnationalen ohne Aufklärung: zwischen Reden und Taten bestünden bei ihm unvereinbare Widersprüche: er empfinde nationale Warnungen als lästig und unbequem: er stelle die Deutschnationalen vor vollendete Tatsochen. Die Wiedergabe der Rede Stresemanns aus dem Auswärtigen Ausschuß des Reichstags in derKölni- sehen Zeitung" braucht dieNationalpost" nicht zu keimen, und Herrn Schiele braucht sie nicht zu fragen. DieK r e u z z e i t u n g" hat es ebenfalls wieder mit dem Sicherheitspakt, nur ist sie höflicher. Sie schreibt: Da kam das deutsche Garantieangebot vom Dezem- ber vergangenen Jahres den Engländern außerordentlich gelegen, und wir glauben gerne, daß die freudige Ueberroschung in England groß war. Uns will aber doch scheinen, daß wir vorzeitig unsere Trümpfe aus der Hand gegeben haben, die zwar von der Gegenseite freudig angenommen werden, die aber nun nicht mehr zu einer vollwertigen Gegenleistung ausgenutzt werden können. Auch hier mag noch nicht alles verloren fein und eine Wendung zum Besseren möglich: dien not measuresi" Männer, nicht Maßnahmen also kein Sicherheitspakt, aber einen deutschnationalen Außenminister! DieDeutsche Tageszeitung" schließlich bemüht sich, Herrn Strefemann eine Brücke zu bauen. Sie hält ihm einen Temps"-Artikel vor und rät ihm: Wenn derTemps" betont, daß Frankreich sich bis zur eventuellen Unterzeichnung des Paktes vollkommen freie Hand vor- behallen müsse, so gilt dasselbe selbstverständlich für Deutschland . Es muß mll aller Klarheit zum Ausdruck kommen, daß ein ein- mal verworfenes deutsches Angebot für uns nicht mehr existiert." Er soll sich also rückwärts konzentrieren. So geht es zu in den Ferien des Rechtsblocks von der Einigkeit. Eins ist bewundernswert. Die deutschnationale Presse ist sich gewiß darüber Nor, daß Herr Strefemann sich für seine außenpolitischen Aktionen bei Herrn Schiele rückversichert hat. Also: wer Strefemann schlägt, schlägtSchiele. Trotzdem schlägt sie Strefemann. Sollte die Deutschnationale Partei auch Ferien von der Einigkeit haben? Ab Mittwoch werden He jedoch programmäßig alle wieder einig sein, und wie einig! Das Kabinett öraun. Der Preußische Landtag hat den Minssterpräsidenten a. D. V r a u n zum Ministerpräsidenten gewählt. Der Ministerpräsiden: Braun hat den Staatsminister Dr. Am Zehnhoff zum Staats- und Justizminister, den Staatsminister Severing zum Staats- minister und Minister des Innern, den Staatsminister H irtsiefer zum Staatsminister und Minister für Volkswohlfahrt, den Staats­minister Professor Dr. Becker zum Staatsminister und Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, den Staatsminister Steiger zum Staatsminister und Minister für Landwirtschaft, Drmänen und Forsten, den Staatsminister Dr. H o e p t e r- A s ch o f f zum Staats- und Finanzminister und den Staatsminister Dr. Schröter- Halle zum Staatsminister und Minister für Handel und Gewerbe ernannt. geradezu wie ein« Popularisierung mancher Kopllel des Marxschen Kommunistischen Manifests ", das einige Monate später geschrieben wurde, und einzelne Aufsätze von ihm aus jener Zeit sind besser als Engels' Entwurf zumKommunistischen Manifest". Wenn Heß in den letzten Jahrzehnten seines Lebens auch keine führende Rolle in der deutschen sozialistischen Bewegung spielle, so kann er doch mit Fug und Recht als einer der bedeutendsten Vorläufer des wissen- schaftlichen Sozialismus in Deutschland betrachtet werden. ver.Hamlet " üer Volksbühne. Der Hamlet " der Volksbühne dauert von 7 bis VelL llhr. Da- ich reichlich. Es ist auch anstrengend für die Schauspieler. Aufgabe der Regie ist es. dafür zu sorgen, daß die Vorstellung auch nicht für die Zuschauer anstrengend wirkt. Der Regisseur Paul Günther, ein noch junger Schauspieler, um den sich zur Krisen- zeit des Schauspielerstreits eine Gruppe ideal gesinnter Darsteller scharte, hat diese Aufgabe nicht gelöst. Bei seinemHamlet ", so fleißig und sauber er ihn auch einstudiert hat, ist die Anstrengung größer als der Genuß. Die Vorstellung ermüdet. In Berlin fand die ersteHamlet "-Airssührunfl vor 125 Iahren statt, seitdem ist Shakespeares gedankenreiche Tragödie unzählige Male über die deutschen Bühnen gegange». Ein ernster Regisseur setzt daher heute seinen Ehrgeiz darein, sich an dem-Werk auszugeben, einen eigenen Stil zu schaffen. Paul GünthersHamlet " hat gar keinen� Stil. Vergeblich� sucht man nach einer Lcitidee und einem einheitlichen Willen. So hätte man denHamlet " schon vor Jahrzehnten spielen können. Zu loben ist der Fleiß, den Herr Günther an die Inszenierung gesetzt hat. Er gibt das Drama fast vollständig. Keine einzige der zahlreichen Szenen ist gestrichen. Das Aeußerliche, die Vollständigkeit des Textes, ist also vorhanden. Dos Innerliche, seine geistige Durchdringung fehlt. Schon in der ersten Szene, bei der Spukerscheinung des ermordeten Königs, schaudert man nicht, sondern staunt nur über die Primitivität der Ausfassung. Und dann stürmt Karl Ludwig A ch a z aus die Bühne, ein wenig schwer- rnütig zwar, aber ein Held mit feurigem Temperament und mächtigem Stimmenauswand. Ein Theoterheid. Er legt einen brav gelernten Hamlet hin, der auch von Schiller sein könnte. Seine Worte dringen ins Ohr. aber nicht ins Herz. Sein Hamlet ist Pathos und kalte Pracht, die eine halbe Stunde erfreut und deren man dann überdrüssig wird. Achaz trägt vor und trägt auf, aber gestaltet nicht. Bei den übrigen Darstellern stört das schulhafte Deklamieren noch viel mehr. Welch einen Abstand von Achaz, ganz zu schweigen von den anderen, haben Aribert Wäscher und Erhard Ritter. Wäscher gibt einen geckenhaften Schwätzer von Polonius mit abgehackten Gesten, die sein« hohle Eitelkeit' ebenso gut charakterisieren wie seine Sprechweise. Ritter erweckt mit seinem schleimig intrigierenden schurkigen König mehr Mitleid als Abscheu. Die Angst dieses Fettwanstes um sein Leben, die Ohnmacht gegen das drobend herannabende Schicksal erschüttern. Die Bühne ist den ganzen Abend über in mystisches Dunkel gehüllt. Düsterkeit der Szene gibt noch keine Düsterheit der Stimmung. Der Beifall bei der Premiere war außerordentlich stark. Man hatte Achtung vor der Fülle der geleisteten Arbeit. Ernst Degner. Reichsbannertag in Eharlotteuburg. Eine Rede Hörsings für Marx. Die Fahnenweihe der Kameradschaft Charwttenburg des Reichs- banners Schwarz-Rot-Gold, die am Sonntag auf der Reitbahn vn Tiergarten stattfand, gestaltete sich zu einer Kundgebung für die Republik , wie sie Charlottenburg kaum vorher gesehen hotte. Nach- dem sich die festgebende Kameradschaft, die Reichsbannerabteilungen des westlichen Groß-Borlins und die Abordnungen einer großen Anzahl weiterer Abteilungen, auch aus dem Lande, auf dem Wil - helmplatz versammelt hatten, zogen sie zum Festplatz, wo sich eine riesige Menschenmenge angesammelt hatte. Die Fest- und Weiherede hielt der Bundesvorsitzende Ober- Präsident H ö r s i n g. Die Fahnenweihe der Kameradschaft Chor- loUeuburg, so führte er aus, fällt in eine Zeit höchster politischer Spannung. Nach dem unersetzlichen Verlust, den die deutsche Rc- publik durch den Tod Friedrich Eberts erlitten hat. gilt es jetzt, die entstandene Lücke auszufüllen. Der Kampf um den Nachfolger ist eigentlich kein Streit um Personen obwohl es bei den Rechtsparteien wirklich danach aussieht. der Streit geht vielmehr um die Frage: Monarchie oder Republik . Die Monarchisten bemühen sich nach Kräften, den Präsidentenposten einem Statthalter der Monarchie zuzuschanzen. Man weiß noch nicht, ob Herr Jarres der Erwählte des Reichsblocks sein wird. Er wird bald in die Ecke gestellt, bald wieder hervorgeholt.(Große Heiterkeit.) Uns Republikaner kann eine solcheAuswahl" nur recht sein: trotzdem möchten wir aber gern wissen, ob Herr Jarres ein Republikaner ist, weil er erklärt hat, die Verfassung achten zu wollen, oder ob er als derganze Mann" der Man- a r ch i st e n ebenfalls Monarchist Ht. Gegenüber diesem Rechts- durcheinander begrüßte es Hörsing unter dem stürmischen Beifall der Kameradschaften und des Publikums, daß sich die republika - nischen Parteien aus eine Sammelkandidatur geeinigt haben. Die Kunde, daß in Marx ein entschiedener Republikaner als Präsident- schaftsanwärtcr gefunden ist, erfüllt gerade das Reichsbanner mit besonderer Freude und Genugtuung. Jetzt gilt es, nicht zu fragen, was wäre für diese oder jene Partei nützlicher gewesen, jetzt gilt es, zu arbeiten, damit ein Republikaner Präsident der Republik wird. Dabei wird das Reichsbanner vor, neben und hinter de» Parteisn stehen: es wird den Gedanken der Republik aus den Städten auf das Land tragen. Die Rechtsparteien werden alle Minen springen lassen, um ihren Kandidaten, den sie aller- dings noch nicht gefunden haben, zum Siege zu bringen Jetzt bettelt man um Hindenburg . Bei aller persönlichen Achtung vor diesem Mann, hoffen wir, daß er klug genug sein wird, eine Kan- didatur abzulehnen. Nicht gegen den Menschen Hindenburg , wohl aber gegen den unpolitischen Heerführer richtet sich unsere Stellung. Wir wollen, daß das Ausland auch bei der Prästdentennachfolge Deutschlands Willen zum Frieden erkennt. An das monarchistische System bindet uns nichts mehr. Es ist das System, das anzu- wenden, die Regierung Luther gebildet wurde, die jetzt in der prak- tischen Arbeit allerdings vieles machen muß, was den republika- nischen Regierungen früher als Landesverrat angekreidet wurde. Deshalb müssen wir versuchen, das Ansehen der Republik zu kräf- tigen und zu mehren: die Präsidentenwahl gibt genug Gelegen- heit dazu. Auf Kameraden! An die Arbeit, in den Kampf, damit am 26. Aprll der Republikaner Marx gewählt wird! So schloß unter jubelndem Beifall Hörsing seine Rede. Nachdem die Fahnenträger zu ihren Abteilungen eingerückt Waren, setzte sich unter Begleitung von vier Rsichsbannerkapellen ein en dlo s e.r Demonstrationszug durch die Hauptstraßen Eharlottenburgs in Bewegung. Da. wo vor acht Tagen die Halen- lreuzlerhorden ihre Diktatur über alle Andersdenkenden auszuüben oersuchten« marschiert« gestern in größter Ruh« und Disziplin die republikanisch« Schutztruppe des Reichsbanners. An der Kaiser- Wilhelm-Gedächtniskirche vorbei, ging es die Tauentzisn-, Ansbach « und Augsburger Straße entlang zum Kurfürstend amm. wo Bundes- Präsident Hörsing den Borbcimorsch entgegennahm. Fast eine halbe Stunde dauerte es, bis das Eiche des Zuges in Sichtnähe kam. Unzählige aus dem Publikum schlössen sich an und marschier- ten tapser mit. In größter Ruhe und Ordnung lösten sich schließ- lich die Züge auf. Die Fahnenweihe und der Umzug zeigten gerade wieviel Radium gibt es auf der Welt? Radium ist nicht nur der kostbarste Stoff, sondern auch der seltenste. Vor dem Kriege gab es auf der ganzen Erde nur einige wenige Gramm, da damals fast ausschließlich Ioachimsthal als Erzeuger von Radium in Betracht kam und der Prozeß der Gewinnung von Radium aus der Pech- blende ein sehr schwieriger ist. Damals kostete Vioco Gramm Radium Radium wurde stets nach Tausendstel Gramm verkauft un­gefähr 400 M.. so daß der Wert eines Gramms auf 400 000 M. zu veranschlagen ist. Inzwischen ist aber in Amerika ein bedeutendes Lager von Stoffen entdeckt worden, die die Möglichkeit einer blühenden Radiumindustrie gewährleisten. Außerdem sind in Eng- lano. Frankreich und Portugal auch geringe Mengen von Rodiuin festgestellt worden. Schon durch die Entdeckung der amerikanischen Lager ist der Preis des Radiums, der im Kriege bis auf 800 000 M. pro Gramm in die Höhe gestiegen war, auf 160 000 Dollar pro Gramm gesunken. Schließlich siel der Preis weiter auf 100 000 Dollar pro Gramm, so daß der ehemalige Dorkriegspreis damit er- reicht war. Jetzt kam eine neue günstige Gelegenheit, wie dieUm- schau" mitteilt. Radium zu gewinnen, und zwar durch Entdeckung radiumhaltiger Lager am belgischen Kongo . Hier wurden in einem halben Jahr vom August 1922 bis Mai 1923 allein 23 Gramm Radium gewonnen, allein eine Menge, die, an früheren Verhältnissen gemessen, sehr beträchllich ist. Naturlich fiel dadurch der Preis des Radiums sehr stark, so daß er jetzt auf 70 000 Dollar zu veranschlagen ist, d. h. er ist weit unter dem Vorkriegspreis. Das Gesamtgewicht des Radiums, das gegenwärtig auf der Erde in Verwendung ist, kann auf 240 Gramm geschätzt werden. Diese beträchtliche Menge .ist sowobl für Forschungszwecke als auch für Heilzwecke recht er- freulich. da früher nur sehr wenige wissenschaftliche Institute und Kliniken sich im Besitze der nötigen Menge von Radium befanden. um allen Bedarf für Heilzwecke zu decken. Richard wogners französischer Vorposten. IeandeReszke. einst ein gefeierter Tenor, dessen Ruhm die Kontinente erfüllte, ist, 73 Jahre alt. in Nizza gestorben. Der Tod dieses Mannes beschwört die Erinnerung an eine der größten Epochen der Musikgeschichte herauf. Er war der Caruso der Wagner-Zeit. Aber während Caruso zwar ein herrlicher Sänger, aber eben doch nur ein Sänger war, ist Jean de Reszke unvergleichlich mehr gewesen. Als er be- rests jahrelang in Hülle und Fülle Lorbeeren eingeheimst hatte, be- gann fein künstlerisches Gewissen in seinem Tiefsten gepackt von dem damals revolutionär neuen Evangelium Richard Wagners sich gegen die Enge und Rückständigkeit des überlieferte» Opern- spielplanes aufzulehnen. Von diesem Augenblick an gehört- sein ganzes Streben und Trachten dem Meister von Bayreuth . Er war nicht nur der erste Siegsried der Paisser Oper, sondern schuf auch die französische Uebersetzung des Werkes. Aber auch sonst betätigte er sich mit unvergleichlicher Leidenschaft und Hingabe als Apostel Wagners.__ 3b der Grone» voitsoper singt Kammcrsanfler Adols L o e l t a e n am Dientlag den Manrico im.Troubadour' und Tonneistag den stloreflan im.Fidello'. Das größte Unterseeboot der Ulelt XI, liegt«ach ein« englische« Meldung bei Chatham zu ein« Fabrt um die Welt bereit. Die Mannschaft beträgt nicht weniger als 131 Peilonen. Das Boot kann 2'/, Tage unter Wasser bleibe«. Die Baukosten betragen 842000 Pfund.