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Stimmen zur Wahl.
Ouariauer 5ritzchea: Der Dichter Lümtnernteier: Feldwebel a.D. Schnauzte: »Hludevdurg is mein Mano.ick pfeife«Ich wähle Hiodenburg, ich versteh'»Nalirlich Hindenburg!— H ol soll» ooch äst humanistische Bildung!" auch nichts von Politik!" wa mit fo'u dreck'jen Zivilisten!"
Raffte: Eulalia SchmachtlSckch ea: Obertanzleiafftsteut Staubmauu: »Sei mir Hiudeuburg. stk brauch'»Selbstverständlich wähle ich Hiudeu-»Ich wähle nicht, außer mir versteht 'ue Inflation!" bürg, mein Vetter war Vize beim überhaupt niemand was von ReTrain!" gierungsgeschäften!"
Freitag 17. �ipri! 1925
Die Kinöstaufe. Eine Geschichte aus Sowjetrußland von poljarny. Ssmjnn Gromow, ein elendes Lauern kerlchen mit wirrem Haar und unruhig umherirrenden Augen, ist in großer Aufregung: schon n-ker Kinder, eins immer ein Jahr älter ats das andere, bildeten eine Lost für seinen Haushalt, aber nein, noch nahm es kein Ende — seine Frau Darja hatte nun in de? Nacht schon wieder entbunden, und zwar waren es diesmal zwei Mädchen. Gronww machte eine hilflos« Handbewegung, räusperte sich, spie aus und sagte vorwurfsvoll: „So eine dumm« Geschichte!... Das war doch mm ganz un- notig, aber nein,"so" ganz ohne Ueberlegung mußt du«ins ums ander« aus die Welt bringen... Weißt ja doch selbst, daß wir arm sind.... Wenn du aber durchaus bei deinem Willen bleiben willst, so werde auch ich tun. was ich für gut halle: jene vier hoben wir taufen lassen, bei diesen aber werde ich es nicht tun,— und Schluß damit." .Du verpfluchter Heide, du bist wohl gar verrüitt geworden? Sollen sie etwa ungetauft wie Tataren kinder heranwachsen? Das ganze Darf wird uns ja verspotten, wir werden uns nicht mehr blicken lasten dürfen!" fuhr ihn Darja heftig an. „Dorf hin. Dorf her", brummte Gromow spöttisch.„Wird das Dorf etwa den Popen bezahlen? Gestern war der Witka Boldyrjow aus der Stadt auf Urlaub hier, der hat mir erzählt, wie jetzt dort dies« ganze Sache für unserelnen geregelt ist:„Dort," sagte er.„gibt es ein Bouernheim, man bringt sein Kind hin. und die Genosten geben einem ohne weiteres ein rotes Hemdchen. Leinen für Win» deln und auch noch etwas Geld dazu..." So überlege doch selbst — es wäre die beste Rechnung, die Kinder nicht zum Pfaffen zu bringen. Wir lassen die Mädels kommunistisch taufen und Schluß damit!..." Grnrnows Herz schwamm in Freude: nun wird es keine un- ttützen Unkosten geben, wenn er's gut trifft, wird er bei der kam- munistischen Tause noch fünf Rubel geschenkt bekommen oder gar für jedes Mädel drei Rubel. Vor dem Pfaffen aber» darf man sich nicht ohne Geld blicken lasten... Cr aber hatte' nur noch drei !>tubel in der Tasche.... Und dazu sehst««» an allen Ecken und Enden an Geld, und es waren so viele Löcher zuzustopfen!... Aber ein Bauernweib läßt sich nicht zur Vernunft bringen, wenn sie sich einmal etwas in den Kops gesetzt hat; daran läßt sich nun einmal nicht rütteln— sie bleibt aus dem Ihren bestehen:»Nein. !ch will es nicht, unter keinen Umständen, und wenn du mich auf der Stolle totschlägst!" Wohl nagt der Wurm auch an Darjas Herzen, aber sie nimmt den Kampf mit ihm auf: „Dein Witka ist der erste Schwätzer im Dorf«: wenn du ihm zuhörst, kann er dir wer weiß was daherreden... Das ist ja ganz unmöglich, daß män irgendwo ein Hemd umsonst bekäme!..." Semjon gab es auf. feine Frau zu überreden, er kratzte sich nur im Nacken und seufzte tief: „Wie du meinst, doch wäre es ganz unüberlegt, die Mädel» zum Pfaffen zu schaffen, er wird uns tüchtig rupfen, der langhaarig« Kerl— nichts als Verlust!" »» Am nächsten Tag« spannte Semjon seinen Gaul ein und schaffte die Kinder zusammen mst Großmutter Lukerja zum Popen. Der Pope trat aus dem Haus, betrachtete Gromow mit gerunzel» ter Stirn und fuhr ihn an mst den Worten: „Du hast mir dein« alten Schulden noch nicht bezahlt, noch immer habe ich von dir achtzig Kopeken für die Seeleumest« zu bekommen. Jetzt ist es aus mst dem Kredit.,. Erst zahlen, dann können wir das weitere besprechen." „Ich will ja gern gleich in bar bezahlen, Väterchenl" .Das glaub' ich! All« seid ihr der Kirche abspenstig geworden. seht es immer nur darauf ab, euren geistlichen Dater zu betrügen. ,.. Nun gut, diese Amtshandlung wird fünf Rubel kosten." „Wo willst du hin. Väterchen, wo sollte ich so viel Geld her. nehmen? Vor dem Krieg« verlangtest du einen halben Rubel und jetzt oerlangst du eine so hohe Summe!" „Vor dem Kriege waren die Preis« für all« Waren anders!" Es wurde gefeilscht. Es wurde harnäckig und lange gefeilscht. Man bedachte sich gegenseitig mit Schimpsworten. Schon einigte man sich durch Handschlag, ging auseinander, kehrte dann doch wieder um. Es trieb einem den Schweiß aus den Poren. Schließlich einigte man sich endgültig: für jedes Mädchen einen Rubel, achtzig Kopeken alte Schuld und zwanzig Kopeken für eine Kerze. Der Pfaffe wollte auch nicht einen Heller nachlasten. Und das Geld wollt« er vorausbezahlt haben. Und so wanderte Semjon» Dreirubelschein in dl« geräumige Tasche des Pfaffen. » Als Gromow nach Haufe zurückkehrte, war er bitterbös ärgerlich: „Ich habe es dir ja gesagt, daß er mich um die drei letzten Rubel mingen wird, du unüberlegtes Weibsbild.. Darja fragte ihn über alles aus, geriet ebenfalls in Wut und erging sich in langen Schimpfredcn über den Pfaffen: „Der unglückselige Lodrian!... Das Kind ins Becken tauchen, ein kurzes Gebet sprechen, und dafür einen ganzen Rubel verlangen!... Und was müssen wir uns um einen Rubel den Rücken verrenken!... So ein verfluchter Bösewicht! Aussauger ver- dammler!... Wie«in Heid«!.. Sie schinrptt« lange, dann lächelte sie plötzlich rmd sagi« zärtlich: „Aergero dich nicht, Senfo. die Sache läßt sich wieder gut machen... Schaff doch die Kinder zu den Genossen hin... Man mag sie m der Stadt noch einmal taufen... Vielleicht können wir den Verlust wieder decken.. Von neuem tlin, werten vor Semjvns Augen rote Hemdchen. feste« gelbliches Windelleinen, ein Fümrubelfclicin mit dem darauf abgebildeten Traktor, der dahingegangen« grüne Dreirudels chern, und er begann von neuem auf den Pfaffen, auf sein Weib und auf die Du mnchest der Bauern zu schimpfen, schimpfte lange und mst Wollust. Als er sich erleichtert fühlte, sagte er benihigt: ..In der Tafl es bleibt nichts übrig, als sie umtaufen zu losten. .,. Taufe hin. Taufe her— morgen will ich recht früh einspannen und die Kinder in die Stadt schassen." Obis dem nissifchen Witzblatt„Kraßüz Peretz" übersetzt mm Hau» 9lttof f4
Die lahmen Götter. Der Verlag Die Schmied« brachte in seinen Romanen des 20. Jahrhunderts auch„Die lahmen Götter" von Albert Daudistel heraus. Dieses Buch, das zwei Erzählungen enthält, ist in mehr als einer Beziehung interessant und lesenswert. Um es voraus zu nehmen, die zweite Erzählung von dem früheren See- mann Pitt uno seiner Frau Finchen, die Geschichte einer proletari- schen Ehe in den Revolullonsjahren ist die stärkere, dramatisch be- wegtere. Sie ist ein kleines Meisterwert proletarischer Milieu- und Seelenschilderuug. Die Revolution spiest auch hinein, aber im Grund« ist es die Geschichte eines Nestbaus zweier armer, aber tatkräftiger Menschen. Wie die beiden sich langsam Hocharbeiten, wie das erste Kind kommt, wie über dem Mann und seinem Käme- roden das alte Tau ächzt, wenn es mit jetner schweren scharfkantigen Last über den Häuptern schwebt, wie das Aechzen des ausgeschun- denen Taus zum immer mehr anschwellenden Unglücksmotiv wird, bis die Katastrophe sich ereignet, ist beinahe otemraubend. Die erste Geschichte spiest im Zuchthaus zu Ebrach . Daudistel. der Sohn eines schtächtenneiilero. Matrose und Kriegsteilnehmer. mußte dort und tn Niederschonenfeld seine sechsjährige Fcstungs- Haft abbüßen, die Quittung für lozialrevoluilonäre Tätigkeit im Räiebayern. Ist die zweite Erzählung gespannt und bis ins letzte Bluttröpfchen hinein empfunden, Iv ringt tn der ersten noch der Menlch, der Revolutionär aus Gefühl und gesteigertem Ich heraus, mst oen Problemen der Gesangen>choft. Ein oroher Teil der baye- rischcn Räteführer und ihrer Mitrevvlutionarc wurde dort in Festungshast geHallen. Zur Steuer der Wahrheit muß gesagt wer» oen.� daß diese Gefangenen sich wenigstens in Ebrach eines großen Maße» von Freiheit erfreuen dursten, sowest man überhaupt hinter Gesängnismauern noch von Freiheit sprechen lann. Die Schilderun- asn Daudistels sind stark, doch man merkt, daß ihm oft die Kraft sehst, die Verhältnisse gerecht zu betrachten. Der Schlüssel zum Gerechtwerden ist das Verstehen, denn das Einfühlen allein tui es nicht, sondern es gehört euch das Wissen über die Triobkräste in der menschlichen Gesellschaft dazu. Daudistel ist Revolutionär ous dem Gefühl heraus und das bedingt seine Stärke, aber auch manche Schwäche. Wie schon gesagt, Kotten die Festunasgesangenen wenigstens innerhalb der Mauern«ine ziemlich« Freiheit, die sogar eine Art Selbstverwalutng und politische und andere Zusammeickünft« bis in den Abend hinein ermöglichte. Es ist nun interxlsam, wie die Geister sich scheiden, wie das anfängliche, vpm gemeinsamen Revo- wtionserleben stark« Gefühl dar Zvlammengehorigkeit sick zerspltt- tert. wie sich Gruppen und Grüppchen bilden, die sich bald haßooll befehden, bald sich wieder anziehen. Gerade das Fehlen des eisernen starren Zwanges, der die Gefangenen zu einer unterdrückten Mast« zusammenschweißt, die froh ist, sich ein Äott zuflüstern zu können, ,st es, was die Gefangenen dag Fehlen ihrer völligen Freihast n, ch mehr empfinden läßt»nd ein überftarkee individüelles Bewußtsei» auslöst. Die Empfindlichkeit steigen sich. Ein Auslmen, ja selbst ein Betäuben dieses Dranges ist so gm wie unmöglich. Wer nicht die eiserne Energie hat, sich im Studium zu begraben, fühst sich in immer mchr steigendein Maße den Mitgesangenen gegenüber zu- gleich angezogen und abgestoßen. Und so erleben wir in der Dau- distelfchen Erzählung Szenen, die grotesk wirken würden, wenn sie
nicht so tieftraurig wären. Der Dichter konnte sich vielleicht öfters in die andere Well flüchten, feine Erlebnisse verdichten und sich so wieder wenigstens etwas Raum schaffen.„Ihm gab ein Gott, zu sagen, was er leidet." Der Wissenschafter tonnte sich, wenn er Energie genug besaß, für einige Zeit abschließen. Aber die Tatkraft der vielen, allzuvielcn verlangte umsonst Betätigung, denn der Lerneifer, soweit er vorhanden, ist bei ihnen durch das Gefühl des Gefangenscins gelähmt. Immer wieder tritt vor sie das Bild der Außenwelt und die Jahre, die entsetzlich vielen Jahre Gesangenschast, die sie noch von ihr trennen. Die Tage fliegen dahin und schleichen zugleich und werden zu einer immer drückenderen Last. Der Groll will sich, muß sich entladen und richtet sich gegen sich selbst und die Mitgefangenen, denn an die anderen kommen sie nicht heran. Und so kommen die Gefühlswellen von Haß und Gemeinschaftsgefühl wie Ebbe und Flut, nur daß das Gefühl der Gemeinschaft immer bitterer wird. Es ist in hohem Maße interessant, wie sich diese Verhältnisse bei Daudistel widerspiegeln, wie er sich selbst und die andere« sieht. Seine Pseudonyme sind klanglich sehr geschickt gewählt, nian merkt bei seiner Auseinandersetzung, wie.itark sein Ächgefühl ent- wickelt ist, wir er es ängstlich zu behaupten suän, und man emp- findet, daß ihm die geschilderte psychologische Sorte der lvtassenhast noch nicht recht zum Bewußtsein gekommen ist. Das tut natürlich dieser Erzählung keinen Abbruch, kann sie sogar für den aufmerk- samen Leier noch austchlußreicher machen. Ueber die Quälerelen in Niederschönenseld erfahren wir nichts aus dem Buch, denn Daudistel schließt seine Erzählung damit, wie er mst einigen Kameraden in ein anderes Zuchthaus übergeführt wird./ Es würde zu weit führen, hier alle Schlußfolgerungen aus dein Gelesenen zu ziehen, denn das hieße den ganzen Wahnsinn der „Strafrechtspslege" aufrollen. Hier sprechen die Tatsachen unendlich stärker als jede pathetische Entrüstung. Immer mehr Tatsachen herbeizuschaffen, die die Well hinter den Gittern wiedergeben, nicht nur die der polstischcn Gefangenen, die sozialen Ursachen schonungslos auszudocken und die giftigen Brunnen zuzuschütten, das ist hier verdienstlicher als alles Ach- und Wehgeschrei. ______ Bruno S ch ö n l a n k. Est» zerbrochenes Glas, das 60 Millionen Dollar kostet«. Bpr ZK Jahren fiel«in kleiner Glasbehälter aus dem Fenster ein« Hauses zu Medford in Massachusetts : er enthiell einige Motten, die der französische Professor Leopold Trouveloi aus Europa nach den Vereinigten Staaten gebracht hatte, weil er eine neue An von Seidenwurni zu züchten hoffte. Der Professor erlannie sofort, daß dieser kleine Unfall der Anlaß zu einem ungeheuren Unglück werden könnte, und er hatte sich nicht getäuscht, denn diese wenigen Malten riefen die größte Pslanzenschädiguna hervor, der New England je unterlegen ist. Die Insekten, die der Gattung der sogenannten Zigeunermotte angehörten, vermehrten sich außerordentlich rasch und haben einen«schaden hervorgerufen, der auf die Riesensumme von 60 Millionen Dollar bezifser? wird. Obgleich man sofort die Bekänipsuyg aufnahin, nahm die Plage doch imnier zu. Im cssten Jahr« wurden 500 Dollar zu der Bekämpfung der Malte ausgeworfen: jetzt hat die Regierung der Vereinigten Staaten eine» Fond» von 25 Millionen Dollar bereitgestellt, um den Schädling tu bekämpfen, und man hofft, daß«* nun endlich geling n» wird.