Nr. 184 42. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Maiaufruf der Internationale.
Arbeiter und Arbeiterinnen!
Wieder ruft der 1. Mai die arbeitenden Menschen von den
durch ein internationales Gefeh vor den Angriffen der kapitaliſtiſchen
täglichen Nöten und Sorgen weg zur Sammlung für die großen Gegner gesichert. Demonstriert darum am 1. Mai Kampfziele ihrer Klasse. für die Ratifikation des Washingtoner Abkommens über den Achtstundentag!
Im vergangenen Jahre haben wir am zehnten Gedenktag der Entfesselung des Weltkrieges unser Gelöbnis erneuert, nicht zu etlahmen im Kampf gegen den krieg. Dieser Kampf steht auch heuer im Mittelpunkt aller unserer Bestrebungen. Eine wichtige Etappe auf dem Wege zur Sicherung des Friedens durg Berträge und Schiedsgerichtsbarkeit hätte das Genfer Protokoll sein können. In der Weiterführung des Kampfes für die in ihm niedergelegten Prinzipien sieht die internationale Arbeiterklasse, die einzige, eigentliche Trägerin des Weltfriedens, ihre nächste Aufgabe. Noch sind wir weit von dauerndem Frieden. Noch drohen, insbesondere im Osten, immer wieder neue Kriegsgefahren. Demonstriert darum am 1. Mai
für die Sicherung des Friedens unter der Kontrolle der Urbeiterklasse!
Aber wir wissen sehr wohl, daß, auch wenn die Arbeiterklasse im Kampf gegen den Krieg siegreich bleibt, sie dadurch erst die Vor ausfehungen schafft für den Kampf um eine beffere Weft. Die Mindestforderung der arbeitenden Menschen in dem Kampf um ein menschenwürdiges Dasein, die erste grundlegende Bürgschaft des Aufstiegs der Arbeiterklasse ist der Achtstundentag. Noch ist cr nicht überall errungen. Noch ist er vor allem nicht allgemein
An die Frauen und Mütter!
Ein Wort zur Präsidentenwahl.
Bon Elisabeth Kirschmann Röhl
Einst lag in der Hand des Monarchen die Entscheidung über den Krieg. Wir haben ihn erlebt, in der Werkstatt, wo wir schwere Männerarbeit machen mußten; ungewohnt und gefährlich war es oft; in den Nähstuben, wo wir das Weiß- und Buntzeug nähten für die Soldaten, für die Lazarette. In den Zuschneideräumen, wo wir den Staub schluckten, der aus dem Kopfpolster- und Strohfadstoff aufwirbelte; in den Konservenfabriten; in den Geschoß und Munitionswerkstätten, wo die Pikrinsäure unsere Haut ägte und
unsere Haare bleichte.
Wir haben ihn erlebt mit unseren Einkaufstaschen und Körben, in denen der Erfah" verschwand und die Fettpaketchen unter dem Korbpapier nicht mehr zu finden waren. In Sonnenglut und Regen, in Winterkälte und Schnee haben wir angeflanden". Angestanden aber haben wir auch, um die„ hohen" Unterstügungen zu bekommen, die die Kriegerfrauen befanntlich so übermütig gemacht hatten, daß fie sie in Kaffee und Kuchen verschlemmten und verpraßten.
All das zu erleben, Schmähungen und Kränkungen als Arbeiterfrau zu erdulden zu all dem Leid, ist grauenhaft, ist schrecklich gewesen! Und viele mußten nicht einmal, warum das alles geschehen mußte.. Manchen Frauen sind dann die Augen aufgegangen, und sie haben gewartet auf den Tag, da alle Schrecken ein Ende nehmen mußten: auf den Kriegsschluß. Der mußte auch die Angst und Sorge wegfegen.
Um das Leben derer da draußen brauchten wir nun auch nicht mehr zu bangen. Die Männer famen heim. Nicht mit flingendem Spiel und Fahnen, nicht an der Spiße der Monarch, mie er zum Beispiel, hoch zu Roß, auf der Hohenzollernbrüde" in Röln zu schauen ist. So ging es nicht, wenn es sich Wilhelm II. wahrscheinlich auch immer schön gedacht haben mag. Aber er zog nachher das Auto vor. Am Brandenburger Tor in Berlin war es ihm auch nicht schön genug in jenen grauen Novembertagen. Und so fuhr er lieber nach Holland , wo er jegt mit seiner zweiten Frau bekanntlich hungert. Das fann man menigstens in den„ nationalen" Zeitungen lesen. Es war damals auch wirklich für Monarchen, Generäle und andere hohe Herrschaften nicht ordentlich genug im Lande. Denn, poz Bunder,
Dies sind nur zwei der großen unmittelbaren Aufgaben, die die Arbeiterklasse zu bewältigen hat. Aber die Maffenarbeitslosigkelt, die gewaltigen Lohnunterschiede zwischen den verschiedenen Ländern bringen jedem Arbeiter die Unsinnigkeit und Unmenschlichkeit der kapitalistischen Gesellschaftsordnung zum Bewußtsein und erfüllen ihn mit dem Willen zum Aufbau einer neuen Weltordnung. Das vergangene Jahr hat die Arbeiterbewegung in den meisten cändern im Aufstieg, wiederholte Wahlen haben die Arbeiterparteien auf dem Wege zur Majorität gezeigt. Der Zuwachs an Macht bringt auch einen Zuwachs an Pflichten und Problemen. Um sie zu beraten und zu flären, wird im Auguft ein internationaler kongreß zufammentreten. Noch sind die Reihen des Proletariats night in allen Ländern gefchloffen, noch fordert aber feine Affion gebieterisch immer größere Einigkeit. Rüftet daher in machtvollen Kundgebungen am 1. mai zum
Internationalen Kongreß der Sozialistischen ArbeiterInternationale!
Condon, im April 1925. Das Administrativfomitee der Sozialistischen
Arbeiterinternationale.
die Menschen waren nach der kurzen Spanne", die der Krieg gedauert hatte, es plöglich leid, sich schurigeln und placen zu lassen und dabei halb zu verhungern. Und trotz der Siege, die das unfehl bare Hauptquartier, die die Hindenburg und Ludendorff meldeten, nahm nichts ein Ende. Etwas ftimmte night!
in der deutschen Geschichte. Es kam etwas, was andere Völker schon hatten: Eine republikanische Staatsform. Und dieser Staatsform gab das Volk eine Verfassung.
Es stimmte sehr vieles nicht! Es fam, wie es fommen mußte
Um das Zustandekommen der freiheitlichen Verfassung hat der Mann das größte Verdienst, der am letzten Februartage in diefem Jahre für immer seine Augen schloß: der erste Bräsident der deutschen Republik, Fritz Ebert. Er empfing in jenen unruhevollen Februartagen 1919 aus den Händen der Nationalversammlung in seinem Schwur getreu. Weimar das Amt und eine hohe Aufgabe. Er hat es gut verwaltet,
Der erste Bürger im Staate hat große Pflichten. Er hat aber auch Nun soll das Bolf seinen neuen Präsidenten wählen. Rechte, die ihm die Berfaffungsartikel, besonders Artitel 48, in die Hände legen.
Er ist nicht alleiniger Herr und Meister über Krieg und Frieden! Aber er muß ehrlichster Sachwalter der Republit sein! Ist das Hindenburg? Er, der nur bas willenlose Werkzeug in der Hand der Tirpigianet ist?
Bie, sagte einmal der, faiserliche Michaelis? Wie ich es auf faffe!" Die Rechtsleute glauben an einen Thron! Nicht heute, nicht morgen. Aber vielleicht übermorgen. Wenn mal ein richtiger Anwärter da ist, mit dem man auch Staat" machen fann. Und Hindenburg ist als Blazhafter gedacht, bis die Zeit für den souveränen Monarchen reif geworden sei.
Das sind Gefahren, angesichts derer wir Frauen uns an die schwersten Jahre unseres leidvollen Lebens erinnern follen, an die Seit der Herrenrechte; als der Federstrich eines geistig unvollkomme nen Menschen die Brandsadel des Krieges zum Emporlodern brachte. Die Sozialdemokratie hat sich entschlossen, im zweiten Wahl gang für den Reichskanzler a. D. Marg einzutreten. Zwischen Marg und Hindenburg fann es für uns fein Schwanken geben. Die Frauen, die den Frieden und eine freiheitliche Weiterentwicklung der Republik wollen, die an der Wahl gleichberechtigt, aber am Wohl des Ganzen gleich verpflichtet sind, müssen ihrer Berantwortung bemußt werden und stimmen für Wilhelm Marg!
Sonntag, 19. April 1925
Warum Marx und nicht Hindenburg ?
Bon Ministerpräsident Heldt Dresden.
Die Wahl des Feldmarschalls Hindenburg zum Reichspräsidenten würde dem deutschen Bolte und seiner zufünftigen Entwicklung abträglich sein und sowohl innerpolitisch, wie auch deuten. Millionen von Volksgenossen sehen in Hindenburg aßenpolitisch eine Beeinträchtigung der Bolfsinteressen be
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bei aller Achtung vor ihm als Menschen und als Heerführer den, wie er sich selbst nennen läßt:„ aller= getreuesten Diener feines taiserlichen herrn"; sie sehen in ihm den Untertanen des Monarchen, dem er nach seinen eigenen Worten als feinem Kaifer nach wie vor den Treueid hält". Betont er doch selbst in den Denkwürdigkeiten aus seinem Leben, daß die Betätigung innerhalb der Gegenwartspolitik seinen Neigungen von jeher widersprach, daß er sich in seiner politischen Ueberzeugung am wohlsten in dem Schatten des Baumes fühlte, der in dem ethisch- politischen Boden Kaiser Wilhems I. wurzelt, und daß er als rettender Felsen in den politischen Möten unseres Baterlandes wieder ein deutsches Kaisertum erhofft! Man kann sich nicht vorstellen, wie eine solche Auffoffung sich vertragen soll mit dem Eid auf die republikanische Verfassung, den der Reichspräsident nach seiner Wahl ablegen muß. Ein Mann, der im folcher Gedankenwelt lebt, fann vielmehr niemals der höchste Vertreter eines Bolles sein, dessen Verfassung mit den Worten beginnt: Das Deutsche Reich ist eine Republik . Die Staatsgewalt geht vom Bolte aus".
Erst recht in außenpolitischer Hinsicht erreichen die, die Hindenburg präsentieren, etwas ganz anderes als das, was ben wahren Voltsinteressen dient. Gewiß ist es unsere eigene Angelegenheit, men das deutsche Volk zum Staatsoberhaupt sich erwählt, allein wenn wir den Ländern, mit denen wir in Frieden leben wollen, ein Staatsoberhaupt präsentieren, dem gegenüber nun einmal im Auslande ein tiefes Mißtrauen besteht, so schädigen wir damit den Gedanken der Bölferverständigung, der gerade anfängt, sich in den einfichtigen Kreisen aller Böffer auszubreiten. Die Wahl des Feldmarschalls wieder beleben, die nach ihren Attentaten auf die Republik Hindenburg zum Reichspräsidenten würde alle die Kreise und ihre Träger sich vor dem Willen des Bolkes zurückgezogen hatten; sie würde die Kreise der Rathenau - und ErzbergerMörder ermutigen, ihre Pläne gegen Republik und Berfaffung fortzuführen.
Selbst mit dem besten Willen wäre Hindenburg nicht in der Lage, die Geister zu bannen, die er zwar nicht rief, die aber sein Name und das Programm und der Wille mancher feiner Hintermänner hervorlodt. Ohne daß er es wollte, würden die der Verfassung feindlichen Kreise hinter seinem Rücken Unterschlupf suchen, um aus sicherem Bersted heraus den Rachegeist zu züchten. Mit dem Namen Hindenburg verbindet sich nur zu leicht der Gedanke einer Militärdiktatur, und das muß das In- und Ausland mit Mißtrauen erfüllen, während wir gerade jezt mehr denn je des im Erwachen begriffene Vertrauens besonders des Auslandes bedürfen.
Schon durch die Aufstellung Hindenburg ist eine nationalistische Stimmung entfacht worden, die das Gegenteil von nationaler Gesinnung bedeutet, die zu pflegen wir alle berufen sind. Jene Stimmung würde durch eine Wahl Hindenburgs noch gesteigert und zu einer neuen Bergiftung der europäischen Atmosphäre führen. Darauf deutet die Hindenburgbegeisterung der Kreise hin, die sich bisher als Feinde der Rechte des Volkes gezeigt haben.
Alle diese Gefahren können nur unbeachtet bleiben von jenen, die keine Verantwortung zu tragen brauchen und die Schwierigkeiten des Wiederaufbaues unseres Bateríandes vollständig übersehen.. Keiner darf deshalb der Wahl fern- t bleiben, es muß der Welt gezeigt werden, daß das deutsche Bolt seine demokratische und republikanische Verfassung zu hüten gewillt ist. Eindeutig muß das deutiche Bolt sich am Wahltage zur Republik be tennen und einen überzeugten deutschen Republikaner wählen, den früheren Reichs= tanzler Wilhelm Marg!
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