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Sonntag

19. April 1925

Alus der Film- Welt

Die Filme der Woche.

Interessanter Anschauungsunterricht.

In dieser Woche tamen zwei Filme auf den Spielplan, die eigent. lich einen ganz interessanten Anschauungsunterricht geben. Sie werfen Schlaglichter auf das Leben und Treiben verwöhnter, gefell: schaftlich so fest veranferter Schichten. Es ist alles gut erfaßt und Dabei ein leichtflüssiger optischer Berichterstatterstil gewählt.

Da wäre zuerst von Der Frau von 40 Jahren"( Mozart faal) zu erzählen. Diese Frau ist schön, sehr schön sogar, anderen und sich selbst zur Freude. Schönheit und Angebetetwerden wurden ihr aber Lebensinhalt, daher fommt es zu Abstürzen ganz eigener Art. Der altgewordene Gatte imponiert ihr nicht, auch nicht sein Freund, der sich gewaltsam jung zu machen sucht. Da tritt ein Mensch, strahlend im Jungfein, liebenswürdig in den Manieren, leicht entflammbaren Herzens in ihren Kreis: der wird ihr zum Verhängnis. Trotz aller Warnungen läßt sie sich scheiden, eilt zu dem Geliebten und, da sie seinen Abschiedsbrief unglücklicherweise nicht erhalten hat, erfährt sie erst an Ort und Stelle, daß er inzwischen sein Herz an eine andere gehängt hat. Diese Andere aber ist die Tochter der Verstoßenen. Sie hatte sie bislang immer ängstlich in einer Pension gehalten. Jetzt raubt ihr die Tochter die Liebe des Mannes, nach dessen blühender Jugend die alternde Frau sich sehnt. Die Enttäuschte eilt nach Monte Carlo. Dort macht sie desgleichen niederdrückende Erfahrungen. Als sie dann von dem einzigen Ge­danken gepackt ist nach Hause", findet sie daselbst ihren ehemaligen Mann jungpermählt. Liebenswürdigerweise wird sie zum Ueber­nachten eingeladen und ihr das Fremdenzimmer eingeräumt. Da cilt sie davon, um ihre Tochter dem Manne zuzuführen, dessent­willen sie selbst alles verlor. Der Film ist raffiniert sicher in seinem Aufbau. Richard Oswald   hatte als Regisseur Berstehen für das Problem, die nötige geschmackvolle Zurüdhaltung, recht viel Wiz und die guten Einfälle, um mit ihm glänzen zu können. Die schöne, interessante Diana Rarenne war die Frau von 40 Jah­ren. Sie sah stets so aus, wie eine Frau, deren einzige Beschäftigung darin besteht, sich anzuziehen. Ueber ihrem Spiel lag eine gewisse Kalte, die prächtig zu der Rollenauffaffung paßte. Gaidarow war glaubhaft im Jungsein und in der Liebe. Alle übrigen Dar­steller boten tadellose Leistungen, und da sich auch bei den Photo­graphen aufgewandte Mühe und können vereinte, bietet der Film eine durch und durch saubere Arbeit.

"

Recht nett waren auch Ralphs galante Abenteuer"( U. T. Rurfürstendamm). Sie bringen Schilderungen aus dem ame­ritanischen Gesellschaftsleben, aber diesmal mit Schmiß, bei stetem Frohgelauntsein. Ach, Ralph hat sie so fatt, diese Broadway­Weiber. Er weiß, der Dollar fauft die Schönheit, und das per­dammte Uebersättigtsein zwingt die Frauen ja beinahe dazu, ihre Tugend aufs Spiel zu setzen. Und Ralph ist so reich und das Leben ift für ihn so langweilig, bis er einer plöglichen Laune nachgibt, sein Automobil vor einem fleinen Artistenhotel halten läßt und dort Wohnung nimmt. Er lernt ein junges Mädchen kennen, das seiner sterbenden Mutter helfen wollte, Geld unterschlug, eine Gefängnis­strafe verbüßte und nun von einem strupellosen Detektiv in den Tod gehetzt werden soll. Ralph läßt dem fleinen Stubenmädel Schliff beibringen und führt es als sein Mündel in die Gesellschaft ein. Daburch lernt er die selbstsüchtigen, pberflächlichen, hartherzigen Frauen erst recht kennen. Darum ist er von Herzen glücklich, als er das unbedeutende Mädel, bas feine Edelsteine besigt, aber selbst ein Edelstein ift, heiraten fann. Monta Bells Regie ist sehr vergnüglich stimmend, und der Hauptdarsteller Adolf Menjon ist es auch. Gar zu föstlich ist es, wenn er an seine verschiedenen Liebsten telephoniert, ihm beim Abschied von einer schönen Frau das Gähnen überkommt usw. Außerordentlich wirkungsvoll ist es ferner, wenn Ralph im Bade sigt und Papierschiffchen schwimmen läßt, die er aus lauter Liebesbriefen gemacht hat. Der Photograph hatte ein dankbares Feld, ihm boten sich dar: pruntvolle Toiletten, schön gedeckte Tafeln und Lichtreklamen. Ralphs galante Abenteuer bringen alles in allem den Beweis, daß Filmluftspiele im Bereiche der Möglichkeit liegen. e. b.

Das goldene Kalb". Alhambra.

Henny Borten hat nach all ihren Erfolgen, die sie in dieser Eaison bereits erzielt hat, diesmal eine Miete. Abgesehen von einem paar großen Momenten, in denen sie auch seelisch wirft, bietet dieser Film teine geeignete Borlage für fie, obwohl fie sogar eine Doppel­rolle spielt. Der Regisseur Fellner, der nach einem Roman pon Herczeg dieses Spiel von Gold und Glück und Galgen" gestaltete, hatte portreffliche Abfichten, aber sie sind leider nicht zur über­zeugenden Wirklichkeit geworden. Die Doppelhandlung erscheint als Bision der alten Frau Grahl, deren reicher Sohn unter Hinter­laffung zweier fleiner Rinder eben gestorben ist und sie mit der schweren Wahl beauftragt hat, das eine oder andere kind als alleinigen Erben einzufeßen. Sie erlebt nun in ihrer Phantasie so­wohl das Schicksal der Nachkommen des einen wie des anderen Kindes, je nachdem, ob es zum Haupterben wird oder nicht. Das arme Kind wird jedesmal zum Verbrecher, das durch irgendeinen Zufall in das Haus des reichen Erben gelangt und durch dessen Gingreifen jedesmal zum Tode verurteilt wird. Die gute Frau Grahl schaudert var diesen Geschicken und setzt beide Kinder zu gleichberechtigten Erben ein. Die Doppelhandlung selber nun ist ein mit wenig Kunstgeschmack aufgemachter und mit taum recht wirksamen Bolkstanz und mondänen Tanzigenen verbrämter Kriminalfall ohne tieferes psychologisches Interesse. Jedes Mal wird der benachteiligte Erbe zum Dieb bei seinen reichen Verwandten, und jedes Mal herrscht Standrecht, unter dessen Regie er zum Galgen verurteilt wird. Henny Borten und Albert Stein­rüd sind die Nachkommen der Erben, die wechselweise das gleiche Geschid erleben. Beide bemühen fich ohne besonderen Erfolg, die

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nur durch

Vater Voß".

D.

Beilage des Vorwärts

Marg

gepreßt, gute Innendeforationen photographieren ließ. Odette wirfte peinlich als Gerti, weil sie voll gewollten Lieb teizes war. Stewart Rome   hatte in der tragenden Rolle des Boß feine regelrecht überwältigenden Augenblicke, doch war er natür­lich durch und durch. Das ist ein Verdienst.

Schneller als der Tod".

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Gestalten zu vertiefen. Beide find natürlich charakteristisch in ihrer Erscheinung; aber man erpartet eben mehr von ihnen. Gute Nebenfiguren schufen Rosa Baletti und Olga   Engl als Frau Brahl, somie Johannes   Riemann, der einen pfiffigen Tanz­meister und geriffenen Anstifter zum Verbrecher darstellte. Das übermäßig lange Programm brachte noch ein Gastspiel von Hilde Engel, die virtuos eine Reihe Tänze und zwischendurch die Umfleideszenen vorführte. Ein zweiter Film Der Sport: könig von Megifo" zeigte Richard Talmadge als einen Ein neuer Harry Biel- Film wie dieser, der in der in allen Satteln gerechten Tausendfaisa, der verblüffende Sport Alhambra startete, bebeutet Sensation, bis aufs äußerste ge­leistungen mit gewandtester Darstellung vereinigt und die unglaubtriebene Spannung und waghaljige Leistungen des Haupthelben, lichsten Schwierigkeiten spielend überwindet. der sein eigener Regisseur und Hauptdarsteller ist und alle Fäden der Kolportageromantit zu ziehen versteht. Harry Biel gondelt mit seinem Wohnauto an der Riviera herum( das gibt reizende Naturaufnahmen) und sucht nach einem Stoff für seinen Serien­roman. Er entdeckt eine interessante Dame, Frau Barker, folgt ihr nach   Paris, erfährt aus ihrer Bergangenheit allerlei Spannen­des, das sich für seinen Roman eignet, fehrt zu seiner Roman­arbeit zurück, für die er Frau Barters Schicksale verwendet. Mitten in der Arbeit blitt thm der Gedanke auf, daß die junge Witme fid) in einer großen Gefahr befindet; er flieht aus der ihm auf­crlegten Klausur und erlebt nun den Rest des Romanes in der Wirklichkeit. Diese Kriminalgeschichte zu erzählen, verlohnt nicht, denn ihr Reiz liegt in der Spannung und fabelhaften Aktivität Harry Biels, der sich als Detektiv, Borer, rajender Autofahrer, der die schwierigsten Hindernisse nimmt, und als fühner Schwim mer in Szene jetzt und schließlich durch seine Geistesgegenwart ein ganzes Schiff vor dem Untergang durch eine Höllenmaschine rettet. Natürlich werden Tricks hierbei in reichstem Maße verwendet, und manches grenzt ans Unglaubliche und manchmal auch ans Brutale. Die Aufnahmen dieser rasenden Borgänge sind mit großem Ge­schickt gemacht, und filtechnisch ist und sonst allerlei Beachtens­meries da, z. B. wie die Phantasien im Kopfe des Autors durch­einanderwirbeln, Jeben Harry Biel tun sich die schöne Dary  Holm und eine Reihe anderer tüchtiger französischer und deutscher Darsteller hervor. Abet trog der geschickten Einkleidung und guten Photographie, ist das Genre doc; schen etwas überaltert.

Bater Boz"( UT. Friedrichstraße) steckt poll Filmlogit. Das ist bedauerlich, denn es hätte etwas aus ihm werden können. Bater Boß hat den Verführer seines Weibes erschossen, und als er deshalb eine vierjährige Gefängnisstrafe verbüßt hat, nimmt die bürgerliche Gesellschaft den Arbeitsuchenden nicht wieder auf. Als der Geächtete dem Inhaber eines Bankhauses seine Geschichte er zahlt, empfindet der wohl Mitleid, hilft aber nicht durch die Tat. Die schlittschuhlaufenden Kinder des Bankdirektors brechen ein, Bater Voß gelingt es, einen der verunglückten Knaben zu retten. Daraufhin wird er Buchhalter im Bankhaus. Nach 15 Jahren ver lobt sich seine Tochter mit dem sehr leichtsinnigen Sohn des Hauses. Als wiederum etliche Jahre verstrichen sind und Bater Boß be reits Großvater ist, begeht sein Schwiegersohn einen Diebstahl, Und da setzt die Filmlogit ein. Bater Boß fennt den Dieb, ver­pflichtet ihn zum Schweigen und läßt sich ins Gefängnis sperren, um das Glück seines Kindes zu retten. Wird denn das Kind nicht unglücklich, wenn der Vater im Gefängnis fizt? Schließlich spricht der Schwiegersohn, der Bankdirektor entlastet seinen Buchhalter, der Untersuchungsrichter schreibt: Das Geld hat sich gefunden", und das Banthaus heißt in Zukunft Holson u. Boß. So ist der Film halb Kitsch und halb erträglich. Der Regisseur Mar Mad hatte nur eine fleine, unbedeutende Arbeit zu liefern. Dann und wann war er recht feinsinnig, wenn er, in einen fleinen Bildausschnitt

PPP

PALAST Georg  

Jacoby

der Regisseur des Quo vadis- Films schuf nach dem bekannten Bühnen­werk von Gustav   Kadelburg und Richard   Skowronnek

einen prächtigen Lustspielfilm

Husarenfieber

unter Mitwirkung erster beliebter Darsteller

Berliner Uraufführung Dienstag 7 und 9 Uhr

im

Primus- Palast

Potsdamer Straße 19

Sichern Sie sich Premierenplätze im Vorverkauf von 11 bis 1 Uhr. Tele­phonisdie Bestellungen:   Lützow 7095

Die Stadt der Versuchung.

I.

Die Stadt der Bersuchung"( Richard   Oswald Licht­spiele), das ist   Konstantinopel, diese Hölle für russische Emigranten. Trübe Erfahrungen macht dort auch Wanda, die Enfelin eines faiserlich russischen Generals und Gouverneurs. Sie lernt alle Niederungen des Lebens kennen, wohnt in den elenden Flüchtlings­baraden, ist Tänzerin in einem Nachtlotal pon Bera, bleibt sich felbft aber treu und wird insofern belohnt, daß sie schließlich von einem Schiffsoffizier geheiratet wird. Der Regisseur Walter Niebur bewies feinerlei Können. Er geriet an ein Manuskript von Sir Philipp Gibbs, diefem lebendigen, tiefschürfenden Schilderer der Nachkriegsereignisse, er verfilmte jedoch Courths   Mahler. Riebur hat wohl mal etwas von der Wirkung langausgespielter Ezenen gehört. Er ließ glücklich alles in Langeweile ersterben, das Gähnen tommt einem bei seiner umständlichen Kleinmalerei an. Julianne Johnston, die Hauptdarstellerin, hat fein sympathisches Mienenspiel. In den Photographen tam nur Leben, wenn er Originalaufnahmen von Konftantinopel bringen fonnte. Die Kulisse war bedenklich schlecht, namentlich die Schiffs­tulisse artete zu einer regelrechten Katastrophe aus.

g.

Der im Rer- Verleih erscheinende Film Jeremias Grainque bille" nach der bekannten Novelle von Anatole   France ist auch für Jugendliche zugelassen.

Der Reichsverband Deutscher Lightspieltheater­befizer und der Bildspielbund   Deutscher Städte haben eine Konvention vorbereitet, die eine ersprießliche Zusammenarbeit beider Gruppen gewährleistet. Sie will die gemenseitigen Bestrebungen auf wirt­schaftliche Förderung des fulturellen Films unterstüßen, freie Filmver­anstaltungen tunlichst in den ant Ort befindlichen Lichtspieltheatern statt­finden lassen u. a.

Zum ersten Male bebiente sich dieser Tage die deutsche Kriminal polizei des Films zar Ermittelung eines Verbrechers. In den Essener Stinos wurde Borträt und Beschreibung eines Schwer­berbrechers auf der Leinwand gezeigt, um dem Publikum Bild und Ver­sönlichkeit des Gesuchten einzuprägen und so zu seiner Festnahme beizu­tragen.

,, Dic Moral ber Gafie" heißt der neue Primusfilm, der bon Jaap   Speyer dem Regisseur der Blumenfrau vom Botsdamer Play" inszeniert wird.

Heinrich 3ille wurde von der Nationalfilm-.- G. dazu ge­wonnen, bei seinem Film Det fünfte Stand" an der Innen­ausstattung mitzuwirken.

Jm Theater am Rollenborfplaß ist der Mount   Everest- Film Zum Gipfel ber Welt" die pritte Woche verlängert worden. Die tibeta­nischen Lampa treten nach wie por in jeder Vorstellung auf.

Eine Film Matinee veranstaltet Sonntag 11% Uhr Direktor Rosso with im Rahmen der Humboldt- Hochschule in den Kammerlicht­spielen Potsdamer Play. Die Technif des großen Films wird durch einen eigens für diesen Zweck hergestellten Film erläutert.

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