Einzelbild herunterladen
 

Die Ungeheiterlichkeit dieses volttischen Bündnisses der Kommunisten und Monarchisten ist so kraß und augenfällig, daß selbst ein S i n o w j e w nicht umhin kann, seine gefähr- lichen Seiten hervorzuheben und Bedenken über die selbst- mörderische Taktik der KPD. zu äußern. Unter dem Eindruck des katastrophalen Stimmenrückganges der Kommunisten bei den Wahlen vom 29. März hat Sinorojsw in der Schluß- sitzung der erweiterten Exekutive in Moskau vom A. April über die Lehren der Präsidentenwahlen in Deutschland folgendes ausgeführt: »In Deutschland entsteht setzt für eine Zettlang die Alternative: bürgerliche Republik oder Monarchie? Für uns Koniinuntsien besteht natürlich der Hauptgegensatz in folgendem: Proletarische Diktatur oder bürgerliche Staatsformen? Dadurch unter- scheiden sich die Kommunisten von allen anderen Parteien. Dieser Standpunkt bleibt nach wie vor für uns bestehen. Aber es kann auch «tue solche Loge enl flehen, wo die Alkernalive»bürgerliche Republik oder Monarchie" für eine gewiffe Zeil lebendig wird und für d'.e Massen in dem einen oder anderen Lande aktuelle Vedeulung ge­winnen. So ist jetzt die Lage in Deulschland. 3n dieser Phase der geschichtlichen Entwicklung hat die Frage der Diktatur des Prolelarials nur eine propagandistische Bedeutung. Die Arbeiter Deutschland » fühlen instinktiv, daß die Frage»bürgerliche Republik oder Monarchie" jetzt in Ihrem Lande zur Entscheidung gestellt ist. Aus Furcht, daß zu den Herrlichkeiten des Dawes-Planes nicht auch noch die Schrecknisse der Monarchie hinzukommen, stimmen sie für die Sozialdemokratie, indem sie darin ihre Rettung suchen. Wenn unsere Partei das nicht begreift, und nicht versteht, die Frage bolsche- wijiisch zu erfassen, werden wir a u ch w e i t e r An Hänger ver- lt e r e n. Ts handelt sich hier nicht um die Zahl der Stimmen mit Stimmenverlusten kann man sich hier noch abfinden, es handelt sich vielmehr um die Gefahr der Entfremdung von einigen Schichten des Proletariats selbst. Wir müssen so vorgehen, daß wir in möglichst enger Fühlung mit dem Proletariat stehen. 3ch habe von Genossen Einwendungen folgender Art gehört: Ist es nicht einerlei, ob das schwarzrotgoldene Banner der bürgerlichen Republik oder das schwarzweißrole Banner der Monarchie flegl? Rein, es ist nicht elnerleit Das ist keine marxistische Ausfassung der Frage. Eine solche Betrachtungsweise erinnert an die alten Streitigkeiten der Marxisten mit den Lafsalleanern, oder richtiger mit den Dulgarisatoren der letzteren. Srnvwjew kam dann attf die Tatsache zu sprechen, daß bei den Präsidentenwahlen für die Sozialdemokratie acht Millionen Stimmen abgegeben wurden. Welche Schlußfolge» rvngen müsse man daraus ziehen? Nach seiner Ausfassung die. daß das deutsche Proletariat noch immer nicht begreife. daß die Sozialdemokratie eine»dritte" bürgerliche Partei sei. Wegen dieser Auffassung brauchen wir mit�Sinowjew nicht zu rechten, Wesentlich ist jedoch, was er weiter, gegenüber feinen unbelehrbaren Jüngern, über die Notwendigkeit der Erhaltung der Republik ausführte: »Den Unterschied zwischen Monarchie und Republik müssen wir in Betracht ziehen. Für den Klassenkamps des Proletarials ist die bürgerliche Republik «in günstigerer Boden als die Monarchie.' Nicht ekwa deshalb, weil die Republik angeblich den sozialen Frieden an- strebt, sondern weil diese Staatsform den wirklichen Klassencharakter der Bourgeoisie am deutlichsten aufdeckt. Jetzt wissen wir bereits» daß auch das allgemeine Wahlrecht sich in den Händen der Bour- geoisie in«Ine Waffe de« Klassenkampfes gegen da» Proletariat ver- wandelt hat. wir müssen aber mich begreifen, daß da» Prolelarial bei der Wahl zwischen der bürgerlichen Republik and der Monarchie nicht gleichgültig betseile stehen darf." Diese Ausführungen Sinowjews, die direkt vernichtend für die kommunistische Sonderkcmdidatur Thalmanns sind, wurden wie bereits erwähnt in der Sitzung der Moskauer Exekutive am A. April gemacht, also bevor noch die Ausstellung Hindenburg ? die von Sinowjew erwähnte Alter- native»Republik »der Monarchie" ungeheuer verschärft hat. Mußte damals schon die einzige Schlußfolgerung aus der Rede Sinowjews die sein, daß die KPD. ihre Sonder- kandidatur Thälmann zurückzog und ihre

Ibsens Seelentechnik. Henrik Ibsen hat einstmals die Menschennaturen mitten entzwei- geschnitten. Es blieben nur übrig die ganz Bösen und die ganz Guten. Lauter Helden erwuchsen ihm aus der Bivisektion. Er tonnt« sich gar nicht vorstellen, daß es noch etwas schärferes gäbe als sein gewiß scharfes, aber doch nur menschlich beschränkte« Auge. Er versuchte nicht, um eine» geheimnisvollen Charakters habhaft zu werden,«in psychologisches Mikroskop zu gebrauchen. So stiegen alle seine Seelen, und er schus deren mannigfaltig« und mächtige. ins Ungeheure, ja sogar in« Ncchtgeheuerliche. Wir betrachten heute dies« Jbsensche Seelentechnik mit histo- rischem Respekt. Wir verwundern uns, daß ein Genie, einstmals unserem Blute so nah« verwandt, jetzt schon verwelken muß. Wir sagen uns. diese gewissenhafte Beleuchtung der Seelen und Schick- fale verrät einen ordnenden Meister, ober keinen ahnenden Meister. Und heute wollen wir ahnen, irgendwelche Prophezeiung, sogar irgendeine großartige Mystik vernehmen, wenn Menschenrätsel auf- gedeutet werden. Jede Realistik, auch die pompöseste, kommt uns beinahe wie Kolportage vor. Eines nur tröstet: Ibsen ist ein schwärmerischer Anwalt seiner Theatergeschöpfe. Er versetzt sie in fchimmernde Gloriole, er verteidigt sie so lange, bis sie eingehen in das Jenseits. Und siehe. In diesem letzten und höchsten Momente der Rechtfertigung findet er orphische Urworte, die seltsamer und weiser tlwaen als die Nug grabenden Reden, mit denen er sich sonst an die Erklärung des Alltags wagt. John Gabriel Borkmann , der Bankerotteur, der seinen Untergang nicht wahrnehmen will und sich noch zum Sternenbeherrscher aufwirft, als er schon entlarvt ist in Kleinheit, Kargheit, Verrücktheit, liefert den Beweis dafür, daß Ibsen über die realistische Seelentechni! hinaus wollte und damit auch über die Technik des spannenden Spektakelstückes. Was in diesem Drama vom»erkrachten Genie über Frauenliebe, über Kiiiderliebe, über dilettantisches Künstlertum, kurz über allerhand Schwächen. Eni- artungen und Verrätereien an den Tag kommt, rührt heute kaum noch. Der Dichter erfand sich«in« Technik, vor der wir einstmals erstaunten und sogar erschreckten. Heute erscheint dies« Technik viel zu durchsichtig, beinahe schon Taschenspielerci. Doch zum Schlüsse diese Lyrik, in der John Gabriel Borkmann untergeht, dieses Ein- schmelzen des Gebrochenen in den allgemeinen Wellenplan, diese Himmelfahrt, die sich leuchtend abzeichnet von der düsteren Erden- fahrt. Hier ist dem Genie die Technik verloren gegangen. Das Prophetenwort hat allein gesprochen. Und an diesen letzten Worten erbauten sich die Erben Henrik Ibsens , die von seiner Erbschaft tauin etwas annehmen wollen. Dieser letzte Prophetenstil klang hinein bis in unsere Zeit. f Neu belebt im Staatstheater soll John Gabriel Borkmann werde» Wir sehe««ine Aufführung, in der S t« i n r ü ck den Wien

Anhänger aufforderte, geschlossen für den republikanischen Kandidaten Marx zu st im- m e n, so war dies nach der Nominierung Hindenburgs doppelte Pflicht der Kommunistischen Partei, wenn sie sich nicht dem Borwurf aussetzen wollte, daß sie gegen die bessere Einsicht ihres eigenen anerkannten Führers, aus Haß gegen die Sozialdemokratie, aus politischer Kurzsichtigkeit und Borniertheit zur Schleppenträgerin der monarchistischen Reaktion, zur Bundesgenossin Hindenburgs und Ludendorsfs herabwürdigte. Die kommunistische Parteileitung hat diese Schlußfolge- rung nicht gezogen, sie hält vielmehr an ihrer schädlichen Sonderkandidatur Thälmann fest und kämpft Arm in Arm mit dem ihr befreundeten Rechtsblock gegen die Republik , deren Erhaltung selbst von Sinowjew als notwendig erklärt wird. Aber mehr noch! Sie handelt nicht nur im Widerspruch zu den wiedergegebenen Erklärungen Sinowjews, sie unterschlägt vielmehr bewußt die Ausführungen des Porsitzenden der Kommunistischen Internationale den deutschen Arbeitern. Obwohl die von uns wiedergegebene Rede Sinowjews bereits in der Nummer der Moskauer Prawda" vom 111. April (Nr. 82) im Wortlaut erschienen ist, hrF die ,,R o t e F a h n e" sich darauf beschränkt, in ihrer Nummer vom 8 April die Ausführungen Sinowjews über die deutschen Präsidenten- wählen, laut einem Bericht desJnprekorr" in wenigen Zeilen abzutun, in denen das Wesentlichste dieser Erklärungen e n t- stellt oder unterschlagen wird. Das kommunistische Zentralorgan kann sich auch nicht damit herausreden, daß ihm ein ausführlicher Bericht bisher nicht vorgelegen habe. Der Chemnitzer kommunistischeKämpfer" hat vielmehr schon am 16. April den Wortlaut der Rede Sinowjews nach der Prawda" veröffentlicht, ohne daß sich dieRote Fahne" be- müßigt fühlte, nachträglich auch nur eine Zeile daraus wieder- zugeben. Wie uns mitgeteilt wird, herrscht vielmehr in leitenden kommunistischen Kreisen die größte Besorg- n i s, daß die Rede Sinowjews in der deutschen Oeffentlichkeit bekannt werden könnte. Sie befürchten mit Recht, daß diese Rede, wenn sie den kommunistischen Arbeitern zu Gesicht kommt,«ine vernichtende Niederlage für Thal- mann bedeutet. Um dieser Gefahr zu entgehen, hat die Zentrale der KPD . den Vorsitzenden der Kommunistischen Internationale, Sinowjew , unterZensurgestellt. Die kommunistischen Arbeiter Deutschlands dürfen nicht erfahren, daß selbst Sinowjew es als notwendig anerkennt, die deutsche Republik gegen den Ansturm der Monarchisten zu verteidigen. Sie dürfen nicht zu der Einsicht gebracht werden, daß sie durch Aufrechterhaltung der Kandidatur Thälmann zu Stimm- vieh fürden Hindenburg -Block degradiert werden. Wir wenden uns deshalb direkt an die kommunistischen Arbeiter: Erkennt die Gefahr, in die ihr die Republik und die Zukunft der Arbeiterbewegung durch die Unterstützung der Sonderkandi- datur Thälmanns bringt! Erkennt das Gebot der Stunde, das auch von eurem Führer Sinowjew anerkannt wird: Die Republik vor den Monarchisten zu verteidigen! Darum: Keine Stimme für Thälmann ! Alle Stimmen für den Kandidaten'des Linksblocks. Wil - Helm Marx!__

�Lanüesverrater Stresemann". Stresemann verklagt eine« Reichsblockführer. Die Rolle, die die Deutsche Volkspartei nach der Aufstellung Hindenburgs im Reichsblock spielt, wird er- läutert durch folgende Meldung der»B. Z. am M i t t a g" aus Jena : .Be« einer kürzlich in Saalfeld in Thüringen abgehaltenen Sitzung des Reichsblockes hat der deutschnationale Major Prigg« u. a. erklärt, die Deutsche Volkspartei »sei ja eine ganz vernünftige Partei, wenn sie nur endlich den Landes- verräker Slresemann beseitigen wollte". Wie wir hören, hat der

spiell und Frau Rosa Bertens und Lina Lossen spielen die Frauen, von denen er zerrissen wird. Man klammert sich nur an die Realistik. Man ahnt nicht viel von dem Dunkleren, das verborgen ist. So geschieht es. daß der Eindruck nicht sehr tief geht. ___ Max H o ch d o r f. 5elix§echenbach lieft. Im Plenarsitzungssaal des Reichswirtschastsrates.aus dessen bequemen Lederpolstern es sich herrlich zuhört, veranstaltete derZentralverbnnd der Angestellten" einen k ü n st- lerisch- literarischen Abend. Solche Abende finden zwar öfters und überall statt, aber dieser machte nicht nur wegen der weichen Polstcrsitze, sondern auch wegen der vom Steiner-Roth- stetn-Quarrett geschmackvoll musitalisch umrahmten Dar- bietungen viel Freude. Man war auch nickt weiter ärgerlich dar- über, daß Alfred Beierle eine der schlichtschönen Großstadt- geschichten von Hans Baluschek viel komplizierter las. als es hätte geschehen dürfen, zumal ihm anderes besser geriet. Größte Aufmerksamkeit fand Friedrich Wendel , der einen inhalttich hervorragenden, anfangs aber wohl dock etwas zu schwer verltänd- lichen Dortrag über das Thema.hundert Jahre deutscher Buchhandel" hiell. Im Jahre 1S2S wurde nämlich mtt 108 Mit- gliedern aus wirtschaftlicher und ideeller Notwendigkeit derBörsen- verein deutscher Buchhändler" gegründet, und man wird Wendel recht aeben, wenn er behauptet, daß seitdem die Demokratisierung der Literatur ungeheure Fortschritte gemacht hat: freilich verlangt das allgemeine Buchbedürfnis hier heute mehr, weit mehr. Sollte nicht jeder, um gleich ein treffendes Beispiel zu wählen, solch ein erschütterndes Dokument der Anklage gegen die Trägheit des Herzens, wie es Fcchenbachs Zuchthausbuch ist soeben erschien es im I. H. W. Dietz Verlag besitzen können? Wie bedeutend dieses Wert ist, fühlte man, als Felix Fechenbach selber einige Kapitel aus demHause der Freudlosen" las. Leise, fast schüchtern liest der Dichter-Journalist und ohne jedes Pathos aber da» genügt. Denn, was man ihm, dem Unschuldigen, im Zuchthaus tat, und was man ihnen, denSchuldigen" im grauen Gitterriesen- iarg der Lebendtoten immer wieder tut, ihnen, die doch meistens nur eine vernichte Gesellschaftsordnungschuldig" werden ließ das ist von solcher Brutalität und von solcher Unmenschlichkeit, daß nüchterne Feststellung bereits die Brandfackel einer Anklage be- deutet. Felix Fechenbachs Kunde bleibt im Ohr, bleibt im Hirn, dringt ins Herz! Ergo. Drama und Gesellschasl. Ueber dieses Thema sprach im Bürger- saal des Rathauses am Sonnabend auf Einladung der Volksbuhne E. V. Dr. R u d o l f K a y s e n Er ging von der Notwendigkeit aus, Kunst. Drama und Theater mehr als bisher soziologisch zu betrachten, d. b. die dabei mitwirkenden gesellschaftlichen Kräfte bloßzulegen. In diesem Sinne untersuchte er dann zunächst die sozialen Bindungen des Stoffes wie der Form beim Zttinstwark und illustrierte sie durch zahlreiche geschichtliche Beispiele. Wetterhin zeigt« er das Wesen des Dramas als einen sozialen Organismus und wies darauf hin, wie das Drama, auch indem es die Zuschauer oll« Vorgänge als Gegen- wart erleben lasse, eine viel stärkere Bindung des Publlkum» bewirke als

Reichsaußsnminifter Dr. Srresemqnn daraufhin die Beleidigungs­klage gegen Prigge angestrengt, der die Beleidigung zugegeben und ertlärt hat. Strefemanns Bemühungen um einen Sicheruagsalk würde von seinen Gesinnungsgenossen als Landesverrat an­gesehen." So sieht die Einigkeit im Reichsblock aus. Die Politik der Reichsregierung wird als Landesverrat bezeichnet. Kein Wunder, daß Luther und Stresemann nicht Hindenburg wählen. Aber R e t l a m e für ihn machen sie trotzdem!_ Achtung I Rechtsblocklcbwmüel! Ans der Mlscherwerkstatt des Rechtsblocks. wie wir zuverlässig erfahren, berellcl der Rcchlsblock zwei auf siecher Fälschung beruhende wahlmauöver vor: 1. Einen gefälschien papstbcief: 2. ein gefälschtes Flugblatt des sozialdemokratischen Partcioor standes. 3n dem gefälschten Papstbrief wird behauptet, der Papst habe dos Bündnis mit deu Sozialdemokralen verboten. 3u dem gefälschtem Flugblatt unseres Parteivorftaudes fall stehen, das Bünduis der Republikaaer'habe sich iasolge eines Verrats des Zen­trums zerschlagen, wählt deshalb Otto Braun . Achtl'Iig. es wird vom Rechlsblock gefälscht uud geschwindelt! Die Wahlparole heißt: Fort mit der Läge des Rechtsblocks, fort mit hiodeuburg: wählt Marx!

yoefles Cnüe. Auf kaltem Wege ermordet. Das tragische Ende des gestern verstorbenen früher«, Reichspostministers Dr. H ö f l e, rüttelt schließlich auch die Lauesten auf. Dieser Mann ist von den Banditen, die jetzt sich der Justiz bedienen zu können glauben, in den Tod Tod gehetzt morden. Moralisch kann man das Bsrfahren gegen ihn nicht anders als einen kalten Erzberger-Mord bezeichnen. Sein Fall war vollkommen klargestellt. Kein Fluchwerdacht lag vor, keine Verdunklung war möglich und trotzdem hat man ihn mit barbarischer Strenge be- handelt. Seiner Frau hat man nicht gestattet, den schwer- kranken Mann zu besuchen. Erst als er im Sterben lag, hat sie ihn wiedersehen dürfen. Ein hohes Kollegium von nicht weniger als drei Gerichtsärzten hat noch am Sonnabend be- hauptet, daß Höstevollkommen haftsähig" sei. Jetzt wird die Version in die Welt gesetzt, Höfle habe durch übertriebenes Einnehmen von Schlafmitteln Selbstmord begangen. Dr. Höste hat früher Selbftmordabsichten stets bestritten. Er hat immer feine Unschuld beteuert und war bis zum letzten Augenblick davon überzeugt, daß im Gerichtsverfahren seine Unschuld bewiesen werden würde. Selbst derLokal-Anzeiger" sieht sich genötigt, festzustellen, daß der so tragisch ums Leben Gekommeue nach seiner Festnahme alles getan hat, um den Gang des gegen ihn schwebenden Verfahrens zu be- schleunigen und den Behörden die Aufklärung des ganzen un- gemein verwickelten Sachverhaltes nach Möglichkeit zu er- leichtern: »Es scheint auch in der Tal. daß zumiadest«in Test der gegen ihn erhobenen Beschuldigungen durch die bisherige llalersuchung schon entkräflel Wörden ist." Andere Blätter der Rechten halten es nicht einmal an­gesichts dieses tragischen Endes eines Mannes, den sie in den Tod getrieben haben, für richtig, ihre schmutzige Verleumdungskampagne einzustellen. Rur mit Widerwillen kann man ein Blatt wie dieDeutsche Tageszeitung" in die Hand nehmen, das auch jetzt nicht aufhören kann mit Dreck zu werfen und daß davon spricht. Höfte seials deutscher Reichsminister zum Trinkgeldnehmcr eines gali- zischen Schiebers geworden". Bei derDeutschen

andere Kunstwerke. Es folgte eine kurze soziologische Betrachtung des Wesens und der Aufgaben der Darsteller, unter Betonung der Wichtig. kett eines wirklichen Ensembcespiels, und ein interessanter Ueberblick auf die verschiedenartige gesellschaftliche Zusammensetzung des Theater- ublikums in den verschiedenen Epochen und ihre Auswirkung auf en Theaterbau. Der Redner suchte endlich seine Untersuchungen fruchtbar zu machen für eine Durchleuchtung der heutigen»Tbeater- krise". Er wandte sich dagegen, diese lediglich auf das Konto un- günstiger wirtschaftlicher Verhältnisse zu schreiben. Wir leben in einer Zeit des Uebergangee und der Unruhe, ohne gesellschaftliche Geschlossenheit und ohne einhettliches geistig-gesellschaftliches Leben Das bedingt eine inNer« Schwäche der Dramatik der Dramatiker ist viel zu sehr auf seine einsame Persönlichkeit angewiesen. bedingt ein mangelndes Ensemblegefühl in der Schauspielerschast, bedingt«>: innerlich zerrissenes Publikum ohne innere Teilnahme am Theater und ohne rechte Illusionsfähigkeit. Dr. Äayser schloß damit, daß der Untergong des Theaters in der überkommenen(Bestall der Geschäfts­theater nicht aufzuhalten fei und nur die Volksbühnen eine Zukunft hätten. Die in manchen Teilen sehr anregenden Aus- führungen fanden bei dem leider nur kleinen Kreis der erschienenen Zuhörer lebhaften Beifall. Die Freunde der»Znlernationalen klelnarbell". In einer Zu- sammcnkunst der Freunde»Internationaler Kleinarbeit" wurde die Aussprache über die Ausgestaltung des internationalen Aus. taufchs geistiger Güter durch Briefwechsel usw. sortgesetzt. Mit starker Betonung wurde darauf hingewiesen, daß der Erfolg dee Arbeit am besten gesichert sei, wenn sie sich auf dag zunächst zu setzende Ziel beschränkt, eine briefliche Verständigung mit Sozialisten in Eng- land zu betreiben. Auch die Schaffung einer Uebersetzungsstelle für fremde Sprachen soll noch in den Hintergrund treten. Diesen Aus­führungen wurde im allgemeinen zcigestcmmt, wenn auch mtt dem Vorbehalt, daß grundsätzlich den Nichlsprochkundigen der Weg der Korrespondenz nickst verschlossen werden dürfe. Die Sammlung und Vermittlung der Adressen des Auslandes soll die erste und wichtigst« Aufgabe der von den Versammellen gewählten Kommission sein, wobei die schon jetzt bekannten Adressen den Grundstock bilden. Sie sind der Kommission mitzuteilen. Zuschriften sind erbeten an Ge- nassen Dr. Adolf Paetz, Berlin NW. 21. Stromstr. 58. Inzwischen hatte letztgenannter Genosse cntspreckendes Material über dieses Problem zur weiteren Veranlassung an den Genossen Paul Faure. Paris , gesandt. Am 4. April erhielt Genosse Paetz aus Paris die Antwort, daß die Angelegenheit derCommission des Loissrs ouvrisrs" der französischen Vruderpartei zur weiteren Erledigung übergeben worden sei. Adolf hosfmavn spricht über.Krieg and Kirche' am Duirneretag. den 23., abends 8 Udr, in der Aula de« Friedrich Dilhelm-Kymnascum. Ko-bsirohe 13(nabe iUiedrichttrajje). veranstaltet vorn Deutschen Monisten- bund. Änichliehend Diskussion. Goelhe-Viibve. In Abänderung des Sdielplanes wird ab Donnerstag, den 23., abends 8 Uhr..Rusik', in den Hauptrolle»«!t Maria Neu- k i r ch« n und Erik Haffner. gegeben. Theo Schmaz-Vaudlh. der künstlerisch« Leiter der staatlichen Porzella«- Manufaktur, ist« de» Ruhestand gellet«.