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Fort mit dem Dawes- plan  !

Herr Stresemann, wie wird Ihnen?

Die Deutsche Zeitung" beabsichtigt, gegen Herrn Stresemann zu fanonieren. Gestern ging sie gegen den Sicherheitspaft an, heute gegen den Dames- Plan. Sie gibt das Stichwort: Revisiondes Dawes-Plans. Der Ruf: Unerfüllbar" ertönt wieder:

In dem Jahre aber, seitdem der Dawes- Plan   herausgekommen ist, ist man fühler und überlegter geworden. In diese Fähigkeit zu fühler Ueberlegung fällt die Erfahrung, daß der Dames Plan

undurchführbar ist."

" Wir stehen vor der großen Krise. Im Herbste ist sie da. Im Innern unserer Wirtschaft geht es stetig bergab. Krise in der Textilindustrie, Krise im Kohlenbergbau, unsichere Haltung auf allen Märkten: Der Inlandsmarkt ist zu Ende. Das ist kein vor übergehender Zustand, sondern diese Krisen sind der Uebergang zu dem Dauerzustand: Tiefstand. Die Exportindustrie kommt immer mehr zu der Erkenntnis, daß auf den Auslands­

märkten nicht mehr viel zu holen ist."

,, Wir wenden uns hier auch an die gesamte deutsche Presse. Sie soll nichts anderes, als die Wahrheit sagen. Jeht noch von der Erfüllbarkeit des Dawes- Planes reden, ist glatter Landesverrat." Wir sollen also nicht nur vor Stresemann gerettet werden, sondern auch vor der Erfüllung des Dames- Plans. Es besteht eine enge Verbindung zwischen der gegen die Exportindustrie gerichteten Sabotage der Handelsverträge durch e Deutschnationalen und dem Schrei gegen den Dames- Plan. Wir möchten nur wissen, ob die Regierung Luthers Stresemann- Schiele, die den Dames- Plan erfüllt, auch des glatten Landesverrats schuldig ist, und ob nicht dieser Vor­wurf auch gegen Hindenburg   erhoben werden könnte, der sich mit Luther   in politischer Uebereinstimmung befinden soll? Was die Deutsche Zeitung" will, ist klar. Sie will die Verträge, die die Grundlage der Verständigung bilden, zer­reißen. Als Erfag offeriert sie England und Amerika   gemein­same friegerische Abenteuer an der Weichsel  .

Das eine wie das andere steht in schroffem Gegensatz zu dem außenpolitischen Kurs Stresemanns, den er von den vor­hergehenden republikanischen Regierungen übernommen hat. Mit dem Rufe: Fort mit dem Dawes- Plan  !" tann man mht ernsthaft die Politik des Sicherheitspafts betreiben. Mit dieser Rufe bepackt" man ihn so, daß er unmöglich wird.

Diefer Ruf fommt aus den Reihen der stärksten Regie rungspartei. Er ist gedacht als Kommentar zur Präsident­schaft Hindenburgs  . Mit Hindenburg   gegen den Dames- Blan für den Krieg an der Weichsel  ! Uns scheint, die Herrschaften, die ernsthaft solche Absichten in der Deffentlichkeit vertreten, sollten mit dem Vorwurf des Landesverrats etwas sparsamer umgehen.

Aber wie wird Herrn Stresemann? Seine Schonzeit ist vorbei. Jegt gilt es nicht, Farbe zu wechseln, fonden Farbe zu bekennen!

Siegerkrankheit."

Die Volkspartei ruft nach Versöhnung. Das Berliner   volksparteiliche Organ, die Beit", bringt einen Leitartikel, in dem gegen die Absicht schwarzweißroter Berbände, eine große Siegesfeier zu veranstalten, lebhaft Einspruch erhoben wird. Im Bruderfrieg von 1866, so heißt es da, seien die Militärs porübergehend der Siegertrant­heit" verfallen und wollten nach Wien   marschieren. Bismard hätte sich dem erfolgreich widersetzt und dabei den Ausspruch getan: Die Streitfrage ist also entschieden, jetzt heißt es die Gegner versöhnen." Dieses Wort gelte auf für die heutige Lage. Am 26. April sei die Entscheidung gefallen. Deutschland   wolle ,, mit schwarz weißrotem Geist und Inhalt und nicht mit neuschwarzrotgoldenem erfüllt sein". Jezt gelte es, die Einigkeit mit unseren Brüdern von Schwarz Rot- Gold, die doch auch im Schüßengraben gestanden haben, zu erarbeiten und zu erkämpfen".

Konrad Haenisch   und die Schulreform.

Bon Friz Karsen.

Als Konrad Haenisch   nach der Revolution zunächst mit Adolf Hoffmann   und nachher allein das preußische Kultusministerium über­nahm, da stand vor ihm die unheure Aufgabe, die von autoritativen Behörde geleitete Schule des verflossenen Obrigkeitsstaates zur Schule des Volksstaates umzugestalten. Darüber hinaus mußte er als Sozialist bedacht sein, diese allgemeine Schule im neuen Gemeinschaftsgeift des Proletariats zu gestalten. Damit ist gesagt, daß er dem gesamten Bolt Anteil geben mußte an der Verwaltung der Schule, um sie aus einem unbelieb­ten Instrument der herrschenden Klasse zu einem geliebten und in seinem Wert verstandenen Bildungsmittel der Massen zu machen, daß er den Nächstbeteiligten, der Lehrerschaft, durch Verleihung demokra­tischer Selbstverwaltungsrechte einen bestimmten Einfluß auf diese Verwaltung einräumen, daß er den Behördenapparat selber unter Ersetzung verknöcherter Beamten des alten Regimes durch neue Männer zu erneuern versuchen mußte.

Um das Ziel zu erreichen, schuf er Elternbeiräte, Lehrerbeiräte, und gewann er sich Mitarbeiter, denen er die Fähigkeit zutraute, anders als die alten Beamten im Sinne des werdenden Volksstaates zu wirken. Die Elternbeiräte haben freilich nicht gehalten, was wir von ihnen erwarteten. Anstatt den Kulturwillen der proletarischen Massen in die Schulen zu bringen, sind sie, wie wir alle wissen, viel öfter unter dem Einfluß der christlichen Kirchen ein Mittel der politischen und firchlichen Reaktion geworden. Dies sein Kind hat Konrad Haenisch   selbst oft genug das Leben schwer gemacht. Man kann die Art der Durchführung vielleicht für unglücklich halten, muß aber anerkennen, daß Haenisch einen innerlich notwendigen Weg beschritt, als er die Elternbeiräte überhaupt schuf. Hat nun die Einrichtung der Lehrerräte für die Lehrerschaft der Wolfsschulen in dem von ihm beabsichtigten Sinn gewirft? Von ihnen gilt wohl dasselbe wie von den Betriebsräten und den anderen Formen der Beamtenvertretungen. Ihre Rechte sind beschränkt. Sie wurden mit Energie wahrgenommen, man versuchte sie auszudehnen, sie erreich ten örtliche Erfolge, so lange es schien, als ob sie von einer stoß­Präftigen Masse getragen seien. Mit dem Bordringen der Reaktion verloren fie immer mehr an Bedeutung. Aber sie sind da und eine andere Zeit wird die Richtigkeit auch dieses Gedankens erweisen. Begen seiner Beamtenpolitit ist Haenisch von den Genossen viel gescholten worden. Man hat ihm mangelnde Energie vorgeworfen. Er hat sich immer mit den sicher bestehenden Schwierigkeiten ent­schuldigt, Beamte mit Hilfe eines veralteten Disziplinargeseges über­haupt zu entfernen, und mit dem Mangel an geeigneten Kräften in den Reihen der zuverlässigen Republikaner. Auch mir scheint freilich, daß er auf diesem Gebiet nicht sehr erfolgreich war, besonders wenn man ihn mit Herrn Böliz vergleicht.

Ist ihm, so fragen wir weiter, die innere Erneuerung der Schule geglückt? Er hat die alten Lehrbücher mit ihrer schmantigen Hohenzollernverehrung und ihrer hohlen Frömmigkeit durch Erlaß abgeschafft, besonders die Geschichtsbücher, hat auch die Schaffung neuer republikanischer Geschichtsbücher in Angriff genommen, konnte freilich nicht verhindern, daß dieser Erlaß durch

Den Ausführungen der Beit" iff zu entnehmen, daß sich die Sieger tatsächlich recht frank fühlen. Abgesehen davon, scheint uns alles schief und widerspruchsvoll. Am 26. April hat sich doch die Mehrheit des Volkes gegen Schwarz- Weiß­Rot entschieden, man fann also nicht gut sagen, daß die Ent­scheidung für Schwarz- Weiß- Rot gefallen sei. Wir wären der Zeit" auch dankbar, wenn sie uns sagen wollte, was der schwarzweißrote Geist und Inhalt" ist, mit dem Deutschland  ieht erfüllt werden soll. Darüber scheinen doch zwischen den Schwarz- Weiß- Roten selbst sehr erhebliche Meinungsverschieden­heiten zu bestehen. Ist das der Geist der Zeit" oder der der " Deutschen Zeitung", der Geiſt Stresemanns oder der Geiſt v. Freytagh- Loringhovens?

Denkt man ferner an die gestrige Sigung des preußischen Landtags, so findet man, daß die Siegertrantheit" noch in recht erheblichem Umfang bei den Schwarz- Weiß- Roten graffiert. Die Heilung wird wahrscheinlich nicht durch die fanften Sprüche der Beit", sondern durch eine Entschei dung der preußischen Wähler herbeigeführt werden, die mit gewissen Wahnvorstellungen aufräumen wird.

Die Parolenschuster an der Arbeit.

Die Zeit der leeren Phrasen ist vorüber." Immer tommen die Häuptlinge der KPD. eine Post­futsche zu spät, wenn sie eine taktische Schwenkung machen. zu spät tam ihre famose Bolschewisierung und Linksschwen­tung nach dem Oktober 1923. Schon nach einem halben Jahr war es klar, daß diese Linksschwenkung nur den Banfrott war es klar, daß diese Linksschwenkung nur den Bantrott der KPD. beschleunigen mußte. Jetzt hat der Linksturs die Kommunisten wirklich so weit gebracht, daß sie zur Bedeu­tungslosigkeit abge wirtschaftet haben. Darum wird das Steuer herumgedreht und in Anbiederung" gemacht. Ein Gemisch von Einheitsfronttaktik und Entlarvungsstrategie ist das neue Produkt gemeinsamer Anstrengungen der Reichs­zentrale und der Exekutive. Dem ,, Offenen Brief  " folgt heute bereits ein neuer Aufruf. Damit unser Glück voll zählig sei, beschert uns auch die Eretutive einen Aufruf. Für Minderbegabte wird außerdem ein erläuternder Artikel des Pol- Bureaus der Reichszentrale angefügt und, damit ja nichts fehle, wird eine ganze Seite einer spaltenlangen Antwort an die Adresse der Vorwärts"-Redaktion geopfert. Sogar so vernünftig sind sie, einzusehen, daß jetzt in der Arbeiterschaft mit wahrer Leidenschaft zwei Fragen dis tutiert" werden:

1. Wer ist schuld an der Wahl Hindenburgs? 2. Was ist gegen die Gefahr der Reaktion, die sich in der Wahl Hindenburgs so deutlich zeigt, zu tun?

Um die Antwort werden die Arbeiter nicht verlegen sein. Sie lautet sehr einfach und sehr deutlich:

1. Die Kommunisten sind schuld an der Wahl Hindenburgs. 2. Die PD. muß erledigt werden, damit ein geschloffener Kampf der Arbeiterschaft möglich ist und die Kommunisten nie wieder Gelegenheit haben, die Reaffion in den Saffel zu heben.

Im übrigen fann die ,, Rote Fahne" wirklich von feinem Menschen verlangen, jeden Tag die neuesten Erzeugnisse ihrer Parolenfabrik zu lesen. Die traurigen Resultate der tom munistischen Zersplitterungstaktik sind so offenfundig, daß sie jetzt je der Arbeiter begreift. Die ,, Rote Fahne  " braucht nur mal eine Rundfrage bei ihren eigenen Anhängern in den mal eine Rundfrage bei ihren eigenen Anhängern in den Berliner   Betrieben zu veranstalten, dann wird sie schon die nötige Antwort erhalten. Das Gute wird die bittere Lehre der Wahl Hindenburgs wenigstens haben, daß der Zusammen­schluß der Arbeiterschaft zu einem einheitlichen und wirklich ernsthaften politischen Rampf beschleunigt wird. Die Zeit der Hansmurftereien ist vorbei.

Der Zerfall der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei  geht weiter. Zwei fommunistische Abgeordnete, darunter der Füh rer der kommunistischen   Partei des Kreises Brünn  , sind aus der Partei ausgetreten und man rechnet mit weiteren Austritten.

passive Resistenz vieler Oberlehrer sabotiert wurde. Er hat die bes rühmten Schulgemeinde- Erlasse, zunächst unter dem Einfluß Gustav Wynefens, herausgegeben, um dem in der Jugend erhofften freien Geist ein legitimes Organ in der Schule zu geben, ist aber auch hier der Sabotage nicht entgangen. Wo etwa revolutionärer Geist sich in der Jugend regte, gelang es den Machtmitteln der Reaktion, diese Einrichtung zu beseitigen, und heute bestehen Schulgemeinden im eigentlichen Sinne wohl überhaupt nicht mehr. Er hat schließlich auch dem neuen Geist staatsbürgerlicher Gesinnung durch Einführung der Staatsbürgerkunde und durch die Anregung des Arbeitsunterrichts in den neuen Lehrplänen, er hat dem Geist einer freien weltlichen Gegenwartsbildung des gesamten Volkes durch die Einrichtung der weltlichen Schulen oder richtiger der evangelischen Schulen ohne Religionsunterricht eine Gaffe gebahnt. evangelischen Schulen ohne Religionsunterricht die die Zukunft erweitern wird.

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Uebersteht man so das schulreformische Wert des Berstorbenen, so wird man zugeben müssen, daß der erste sozialdemokratische Kultus. minister Preußens eine Leiſtung vollbracht hat, die reich war an frischer Tat, reicher an fruchtbaren Gedanken, deren volle Durch führung erst in späterer Zeit möglich sein wird. Selbst ein Gegner des einst so heiß umfämpften Mannes wird es zugeben, daß Konrad Haenisch   auch dort, wo er als Sachwalter des Proletariats sich durch setzte, niemals persönlich verletzte, sondern durch die Liebenswürdig= feit seines Wesens versöhnend wirkte.

Gogol   und der Revisor". Zur Wiederaufführung im Deutschen   Theater. Als Nitolaus Gogol vor über 90 Jahren den Revisor schrieb, wollte er Satire mit Patriotismus mischen. Alle Beamten, die in der fleinen Provinzstadt ihr Hallunkentum betreiben und erpressen und stehlen, was sie nur fönnen, mußten entlarvt werden. Dann aber sollte, nachdem dieses ganze Narrentum sich blamiert hatte, der Name des wirklichen Revisors wie eine Bombe zerschmetternd einschlagen. In diesem Revisor, der nicht auf der Bühne erscheint, sondern nur die beamteten Diebe, Erpresser, Wucherer und Hoch­stapler vor sein Gericht fordert, sollte sich nach dem Willen Gogols, die reine Hoheit des russischen Barentums symbolisieren. Gogoi die Komödie, das alles noch heller erleuchtet:" Schimpft nicht über die Komödie, daß alles noch heller erleuchtet:" Schimpft nicht über den Spiegel, wenn die Mäuler schief gewachsen find!" Also fürchtete er wohl, man könne ihn zur Verantwortung ziehen, weil er allzu schief gezeichnet hätte. Er wurde ein Asket, der sich kaum den trockenen Bissen gönnte. Er starb als ein fana­tischer Anbeter des ofthodoren Gottes und gab sich kurz vor seinem Tod noch Mühe, die realistische Bedeutung seines genialen Spott stiles zu bestreiten. Fürwahr, Gogol  , diefer erste Meister der Rea­liftit, der noch mit dem Romantifer in literarischer Geselligkeit gelebt hatte, war seltsam und verworren genug.

Noch heute ist diese Komödie frisch, schlagkräftig, unterhaltsam hart, unerbitterlich, ja jogar großartig. Man lacht, aber man fnirscht auch mit den Zähnen. Man wird wild und möchte loshauen auf all diese Betrüger, die in Uniformen und mit Dreispitz und fridgeputzten Orden umberlaufen. Welche Narren! Belche Lumpen! Und doch zum Schlusse, welche betrogenen Narren, welche hinters

Wirth zum Wahlausfall.

Ein Ruf zu neuen politischen Taten.

Reichskanzler a. D. Wirth hat dem Vertreter der ,, Ger­ mania  " seine Ansichten über den Wahlausfall geäußert. Er be­tente, daß nach der Wahl die Situation nicht unter senti­mentalen und rührseligen Gesichtspunkten betrachtet wer­den dürfe, sondern daß die politischen Probleme gelöst werden müßten:

" Nachdem die Wahl getätigt ist, treten die politischen Probleme und Fragen, die man nicht in Rührseligkeit und Sentimentalität ersticken kann, wieder in den Vordergrund: Ent­waffnungsfrage mit der bevorstehenden interaliierten Tote, Sicherheitspaft am Rhein  , die Verteilung der Lasten aus dem Dawes Gutachten Dawes Gutachten die Steuergesetze liegen gerade jetzt in unserer Reichstagsmappe, die Frage des Abschlusses und der Weiterführung der Handelsvertragspolitik treten mit einem Schlage so gebieterisch in den Vordergrund, daß schon tattische

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Berzögerungen bei der Bearbeitung dieser Fragen einen Verluſt

moralischer und materieller Art für das deutsche   Volk bedeutet. Die hier berührten Fragen umfassen ein gigantisches Programm. Die Lösung dieser Aufgaben ist ohne Einstellung zu einer mirf= lichen Politit nicht dentbar, gerade im Gegensatz zur getätigten Präsidentenwahl, wo wir ohne Vorein­genommenheit gegen irgendeine Person sagen können, daß gerade Der unpolitische Charakter, den die Kandidatur Sinden­burg tatsächlich getragen hat, die wahrhaft politischen Auf­gaben unseres Voltes um mehrere Wochen zurück stellen ließen und sie aus dem Gesichtskreis der deutschen   Wählermassen. deren Schicksal sie berühren, entfernten. Die Wahl des Soldaten und die daran geknüpfte Heldenverehrung brachten Distanz von den politischen Aufgaben des deutschen   Volkes." Er betonte weiter, daß die Wahl für die kommenden zu lösenden Aufgaben noch gar nichts bedeute. Er vertress suf die lebendigen politischen Kräfte im Volke:

Was politische Einstellung angeht, und was Sinn für nationale Realpolitit umfaßt, das war die politische Linie beim Boltsblock und seinem Kandidaten Marg. Bon einer politischen Linie war beim Reichs blod, der sich diesen Namen angemaßt hatte, um andere zurückzustoßen und zu verlezen, nichts festzustellen. Bei uns die flare politische Linie, dort ein Ronglomerat, wie der Ausdruck aus den Rechtskreisen ja selbst lautet, das sich erst nach der Wahl besinnen darf, was er nun eigentlich für eine Bolitik in den nächsten entscheidenden Monaten führen will und führen soll. Troß des Ausgangs der Wahl, die start unter tonfeffionellen, antikatholischen Gesichtspunkten in weiten Teilen des deutschen Boltes getätigt wor­den ist, betrachten wir auch die Wahlbewegung des Volksblocks als den Ausgangspunkt neuer träffiger Arbeit im Dienste des deutschen  Boltes und der deutschen   Republif. In unserer politischen Linie sind wir nicht beirrt und nicht zurückgedrängt. Es ist gewiß die Bemerkung am Plazze, daß die deutschen   Republikaner  in drei Wochen das nicht nachholen tönnen, was zum Teil in drei Jahren versäumt worden ist. Die republikanische Bewegung ist in Deutschland   gewiß, auch was äußere Form und Ausprägung angeht, mit einer Bucht und Geschlossenheit in Erscheinung getreten, die den Schluß erlaubt, daß jeder Versuch, die Republik   gewaltsam um­zustoßen, an den Scharen des Reichsbanners scheitern muß. Damit ist auch unsere Aufgabe nicht erfüllt, sondern nur erneut vorgezeich­net. Die republitanische Arbeit wie auch die Bewegung um die republikanische Fahne muß meitergeführt und vertieft werden!"

Aus den Ausführungen von Birth spricht der feste Wille, an der Weimarer Koalition festzuhalten und die Sammlung der Republikaner   fortzuführen.

Die Tiroler Landtagswahlen am letzten Sonntag haben an der Zufamemnsehung des Landtages nicht viel geändert, Die Sozial­demotraten haben trotz der dauernden Wirtschaftskrise in dem sanierten" Deutschösterreich ihre Stellung voll be hauptet. Ihre Stimmenzahl ist gegen die Landtagswahl von 1921 um mehrere tausend gestiegen.

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Licht geführten Lumpen! So rächen sich Borniertheit und Schweinerei. Man kann den ganzen Moralfoder des ordentlichen Menschen und Staatsbürgers, der die Schieber und die Ueber patrioten und die Speichellecker verurteilt, aus dieser Komödie herauslesen. Sie ist ein töftliches Lehrbuch, eingeteilt in fünf sprühende Akte. Diese fünf Atte werden im Deutschen   Theater von dem Regisseur Martin Kerb mit Recht über die Bühne gehetzt. Gie werden gepufft. Die Explosion hört erst auf, als der Borhang zum fünften Male fällt. Das ist gut so. Man merkt, auch drama­turgisch veraltete noch nichts in dieser Komödie.

Hermann

allentin war der größte Narr, der Polizeimeister, der am nächtigsten gefoppt wird. Er war ein pompöser Spizbube, der nicht nur mit Mund und Gesten, sondern auch mit Sporenstiefeln und Speicheldrüsen arbeitete. So mußte es geschehen, bis er als ein elendes Bündel von Unglück zusammenfintt. Keine echte Komödie ohne tragische Spizen. Ballentin zeigte diese Tragit. Hermann Thimig   war der Narrenfänger, flißig, fprißig, akrobatisch nie gemein, nur humorvoll. Dazu eine wirklich gut gelaunte und gut­gedrillte Garde von Krähwinklern, die sowohl für das Auge wie für das Ohr Erfreuliches wirften. Ein schöner Erfolg. Die Ver­gangenheit wird gefeiert, weil sie noch lebendig genug ist, um uns arme Schächer, auf denen die Gegenwart laftet, zu belehren.

Max Hochdorf  .

Fingerabdrüde zur Bestimmung der Vaterschaft. Frau Doktor Christina Bonnevi, eine norwegische Aerztin, die als Assistentin an der Universität von Oslo   wirkt, hat nach eingehenden Forschungen die bemerkenswerte Entdeckung gemacht, daß zwischen den Finger­abdrücken eines Kindes und denen seines leiblichen Baters regel­mäßig eine ausgesprochene Uebereinstimmung besteht. Die Ent deckung ist besonders bei der Rechtsfindung in Alimentationsprozessen wichtig, weil sie dem Richter ein Mittel an die Hand gibt, die Baterschaft eines Kindes mit unzweifelhafter Sicherheit durch Ver­gleichung der Fingerabdrücke festzustellen. Frau Dr. Bonnevi hat an 20 000 Fingerabdrücke geprüft und dabei festgestellt, daß sie ganz bestimmte Gruppen bilden, die durch den Verwandtschaftsgrad be= stimmt werden. Je enger das verwandtschaftliche Verhältnis, desto geringer die Abweichung der Fingerabdrücke. Am geringsten sind sie zwischen Vater und Sohn, während sie zwischen Bater und Tochter schon deutlicher hervortreten.

Stanoldt ist jetzt als Berwalter einer ordentlichen Professorenstelle an die Kanoldt an der Breslauer Kunfihochschule. Der Münchener   Maler Aler. Breslauer Akademie für Kunst und Gewerbe übergefiedelt. Der Künstler, der zu den bekanntesten süddeutschen Vertretern der expressionistischen Rich tung zählt, ist ein Mitbegründer der Münchener Neuen Gezession und der Neuen Künstlervereinigung   gewesen. Er nimmt in Breslau   Endells Stelle ein.

Ein wissenschaftlicher Höhenflug. Bom Flugplatz in Brunsbüttel unter nahm der Flugzeugführer Robert Förster einen wissenschaftlichen Höhenflug mit dem Flugzeug der Deutschen Seewarte  . Er erreichte die für Hamburg  außergewöhnliche Höhe von 7200 m. Das Thermometer zeigte in dieser öhe eine Kälte von 44,6 Grad Celsius. Der Flug gab sehr wertvolles Material über die in diesen Höhen herrschenden Luftströmnngen.

Die Internationale Kunstgewerbeausstellung in Paris   wurde am Dienstag nachmittag eröffnet.