gleich 100, so beträgt es im Dezember nur 69,3! Die Arbeits- leistung des Hauers hat im Dezember 1924 trotz wesentlicher Verschlechterung der Technik das Vorkriegsniveau sogar über- schritten(die monatliche Förderung pro Hauer erreichte im Jahre 1914 3,363 Pud. im Dezember 1924 3,590 Pud). Der Arbeitsverdienst des Hauers bleibt aber immer noch weit hinter seinem Vorkriegsverdienst zurück. Diese Zustände ließen sich schließlich nicht aufrechterhalten, und die Tarifsätze der Berg- arbeiter des Danjetzgebiets wurden ab 16. Januar um 6,3 Proz., ab 1. April um weitere 5,9 Proz. erhöht. Kein Wunder, daß diese Steigerung der Arbeitsintensität durch eine raffinierte Ausbildung des Akkordlohnsystems, ver- Kunden oft mit einer Senkung des Arbeitsverdienstes, eine erschreckende Zahl der Unfallzahlen zur Folge hat. Auch dies ist ein charakteristischer Zug der neuesten Entwicklung in Rußland . Man verzeichnet eine bedrohliche Steigerung der Zahl der Unfälle nicht nur in der gottverlassenen Provinz, sondern auch in Moskau und Petersburg . So ist die Zahl der Unfälle in Moskau , nach den Angaben der Arbeits- lnspektion, von jährlich 15 auf je 1000 Arbeiter in den Jahren 1914 bis 1917 auf 35 in 1919, auf 70 in 1920 und auf 108(!) im Jahre 1923/24 gestiegen.(„Prawda" vom 11. Februar.) In Petersburg ist die Zahl der Unfälle im Jahre 1924 auf 10 000 gegenüber 4000 im Vorjahre gestiegen.(„Trud" vom 11. März.) Die Versuche. Rußland als ein Land darzustellen, in dem die Interessen der Arbeiterschaft am besten gewahrt werden, zeigen wenig Verständnis für die wirklichen Verhältnisse in Rußland . Das deutsche Proletariat darf sich in seinem harten Kampfe um die Hebung seiner Lebenshaltung und um die Aus- gestaltung und Stärkung seiner Organisation nicht durch kommunistische Märchen über das russische Paradies irreführen lassen. wer betrügt wen? Ruth Ffischers Entlastungsoffenfivc. In der.Roten Fahne' setzt Ruth Fischer ihren Lesern aus- einander, daß die.Kompromisse' und„U n t e r st ü tz u n g s- a n g e b o t e', mit denen sich die KPD . jetzt an die Sozialdemo- kratie heranzuschmeißen versucht, lediglich dem Zweck der.Ent- larvung' dienen und daß es auf diese Weife gelingen müsse, die Arbeiter aus dieser.bürgerlichen Arbeiterpartei' herauszubringen. Die arme Ruth hat es schwer. Sie steht jetzt selber im Verdackit des Opportunismus und muß ihr ganzes Schimpfregister gegen die Sozialdemokratie aufziehen, um sich wieder reinzuwaschen. Aber helfen wird es ihr nicht. Als ein Symptom der inneren Auseinandersetzungen in der KPD. -Zentrale sei ihr Artikel registriert. Sonst besteht zu einer Aussprache mit dieser glorreichen Strategin der.proletarischen Re- volution" und Vortämpferin Hindenburgs kein Bedürfnis. wirth— Preper. Taö Rachspiel in der Presse. Der deutjchnationale Steuerredner Dr. P r e y e r hat gestern im Reichstag eine sehr unglückliche Figur gespielt. Von Dr. Wirth wegen einer heimtückischen Verleumdung zur Rede gestellt, wußte er nichts anderes zu antworten als mit der kläglichen Ausrede, widciP'tsall sei damals eben.noch nicht g e k l ä r t" gewesen. . Von der deutschnationalen Presse zu verlangen, daß sie von ''PÄr Methoden des Herrn Prryer öffentlich abrücken solle, wäre Zu- viel. Seine Methoden sind ja auch die ihren. Aber wenn sie über diese Affäre, die doch für ihre Partei äußerst blamabel gewesen ist, wenigstens den Mund gehalten hätte, so hätte man daraus immer noch auf einen kleinen Rest von Anstandsgefühl schließen können. Was soll man aber dazu sagen, wenn die.Deutsche Zeitung' aus diesem Anlaß von einem„Mißbrauch der Ein- richtung der persönlichen Bemerkungen'— durch Dr. Wirth spricht, wenn sie den zu Unrecht Angegriffenen wegen seiner.sitt- lichen Entrüstung' noch verhöhnt? Was soll man dazu sagen, wenn die„K r e u z z e i t u n g'— nachdem sie im Vorbeigehen den Ge-
nossen Dr. H e r tz einen.berüchtigten roten Hetzer' genannt— ihren Lesern über den ZwisckMifall Preyer-Wirth in folgender Form bc- richtet: Bevor es zur Vertagung kam, brach D r. W i r t h einen kleinen Streit vom Zaune. Er. der politische Gegner in übelster Weise anzufallen pflegte, fühlte sich durch eine Bemerkung verletzt, die Dr. Preyer in einer Studenten- Versammlung getan Hot. Wie e m p f i n d u n g sz a r t kann dock) der Mann sein, für den der Feind noch immer rechts steht! Dazu kann man doch nur sagen, daß ein Teil der deutschen Presse von Menschen gemacht wird, für die die Begriffe Wahrheit, Recht und Ehre einfach nicht existieren. Das sind Schädling« ihres Berufs und Schädlinge der Nation.
Schutz den Pächtern! Tie Rechtsblöckler wollen ihn beseitige«. Schon seit längerer Zeit leben die Pächter kleiner landwirt- schaftlrcher Grundstücke in Angst und Sorge, da die Rechts- Parteien immer stärker für die Beseitigung der Pacht- schutzordnung Stimmung mochten. Nun hat der Unteraus- schuh des Reichstags siir die Siedlungs- und Pachtfragen auf die Initiative der sozialdemokratischen und demokratischen Fraktion sich für die Verlängerung der Pachtschutzverordnung über den 30. Seo- tcmber d. I. hinaus ausgesprochen und damit zunächst wenigstens den Pächtern einen Stein vom Herzen genommen. Der Abbau der Pachtschutzverordnung hätte für die kleinen Landwirte und Heuer- leute geradezu eine Katastrophe bedeutet. Man muß sich vcrgegen- wärtigen, daß von den 2 492 002 landwirtschaftlichen Betrieben bis zu 2 Hektar und den 2071816 Betrieben von 2 bis 20 Hektar je 50 Proz. Pachtland bestellen, dagegen von den 23 556 landwirt- schaftlichen Betrieben über 100 Hektar nur 5156 Betriebe Pacht- land haben. Wohl ist nun die Verlängerung der Pachtschutz- Verordnung, wenn es bei dem Beschluß des Unterausschusies bleibt. wenigstens bis zu einem gewissen Grade sichergestellt: allein was nottui, ist nicht eine Galgenfrist, sondern ein Gesetzentwurf, der klare und sichere Verhältnisse auf weite Sicht bringt. Die sozialdemokratische Fraktion des preußischen Landtags hat deshalb schon vor ewiger Zeit den Antrag ge- stellt, daß Preußen bei der Reichsregicrung auf die beschleunigte Einbringung eines Gesetzentwurfs dringen soll, der den land- wirtschaftlichen Pachtschutz endgüllig durch ein unbefrlstet geltendes Gesetz regelt. Bis zum Erlaß eines derartigen Gesetzes müssen, um jegliche Unsicherheit in der Regelung der Pachtverhäu- nisse zu vermeiden, die jetzt geltenden Bestimmungen des Pacht- schutzgesetzcs in Kraft bleiben. Im Laufe der letzten Jahre hat sich ferner deutlich gezeigt, daß auch die Kleinpächter landwirtschaftlichen Geländes des Schutzes bedürfen. Der Versuch, diesen Schutz reichsgesetzlich zu regeln, hat bis jetzt noch zu keinem Erfolge geführt. Da nun der § 8 der Kleinaarten- und Kleinpachtlandordnung der Landesregierung dos Recht einräumt, bei landwirtschaftlicher Pacht bis M Hek- tar besondere Vorschriften zu erlassen, hat sich die sozialdemokratische Fraktion des preußischen Landtags veranlaßt gesehen, in einem Antrag das Stoatsministerium zu ersuchen, auf Grund des§ 8 der Kleingarten- und Kleinvachtlandordnung vom 31. Juli 1919 einen Gesetzentwurf vorzulegen, wonach die ߧ 1—7 des Gesetzes vom 31. Juli 1919 auch auf die Verpachtung von Grundstücken bis zu einem halben Hektar zur landwirtschaftlichen Nutzung onzuwendm sind. der gestürzte Halbgott. Eselsfufttritte gegen Trotzki . Die wüsten Angriffe, die in der westeuropäischen kommu- nistischen Presse gegen den gestürzten Trotzki gerichtet werden, zeigen, wie wandelbar die Stimmung in den kommunistischen Kreisen gegenüber ihren Führern ist. Heute.Hosianna!', morgen„Kreuziget ihn!'. Heute der Gipfel aller Weisheit und Fichrerkraft, morgen ein elender Trottel, der nur infolge eines Mißverständnisses den Wilsten Fllhrcrposten einnahm. Dies ist so ungefähr die Stellungnahme der kommunistischen Presse gegenüber Trotzki . Doch den Höhepunkt dieser charakterlosen, unflätigen Polemik hat sicher- lich der russische Kommunist P. S o l u tz k i in seiner soeben in
Petersburg erschienenen Broschüre„Heber de« heutigen Trotz» kismus' erreicht. Das Hauptunglück Trotztis besteht nach der Auffassung des weisen Verfassers darin, daß er ein Europäer fft:„Trotzki ist nicht einfach Europäer, sondern in dreifachem Maße, wenn nicht mehr. Er ist Europäer , weil er in seinem politischen Kampfe, ohne eine klare polstische Linie zu haben, zu Intrigen greift. Klatsch. Gerüchte, diplomatische Winkelzüge als Grundlage feiner Politik nimmt und an die Stelle einer grundsätzlichen Klassenpolitik Po- litikasterei und Intrigen setzt.'(S. 9.) Aus welchem kommunistischen A-B-C-Buch hat Salutzki eine so tiefgehende Definition des„Euro- päertums" geschöpft? In seinem Bestreben, Trotzki herabzusetzen, geht der Verfasser so weit, daß er den bisherigen Führer der russischen kommunistischen Partei, dessen Bild bis vae kurzem neben dem Lenins in allen Sowjetbehörden hing, nicht anders tituliert als„langohriger Esel" (S. 28),„gerupftes Huhn'(S. 17) usw. Er spricht Trotzki nicht nur jede Führerqualität, sondern sogar jede Vernunft, Ehrlichkeit und Rechtschafsenheit ab. Selbst den bekannten Hochstaplertyp in Gogols Revisor, Chlcstakow, stellt er höher als Trotzki:„Ärmer Chiestakow,— ruft er aus— weshalb betrachtet man dich als ausgemachten Lügner, wenn Trotzki dich in dieser Kunst fünsund- dreißigtausendmal übertroffen hat.'(S. 23.) Selbst einige russische Kommunisten wenden sich, wenn auch schüchtern, und unter allerhand Vorbehalten gegen diese Methoden der„Polemik'. Einer der nächsten Mitarbeiter Trotzkis. Raskolnikow, protestiert, allerdings unter dem Vorbehalt, daß er keineswegs ein Gegner des Kampfes gegen de» Trotzkismus fei, gegen die Art und Weise, wie Salutzki gegen Trotzki polemisiert. Er habe, schreibt er,«inen viel zu scharfen Ton angeschlagen, ohne seine Schlußfolgerungen mit Beweisen zu belegen.„Derartige We- thoden seien direkt ekelerregend.'(„Prawda", 12. April.) Wir gewöhnlichen Sterblichen müssen freilich sagen, daß nicht nur die unflätigen Angriffe Salutzkis, sondern die ganze moralische und politische Atmosphäre bei den Kommunisten„ekelerregend" ist. Neuer Terrorprozeß. Gegen Kommunisten. Leipzig . 5. Mai. (Eigener Drahtbericht.) Bor dem Staats- gerichtshof zum Schutze der Republik begann am Montag unter dem Vorsitz des Reichsgerichtsrats H e p n e r«in neuer großer Kommunistenprozeß. Angeklagt sind der Kesselschmied Ernst E h- lert und sechs seiner Genossen aus Hanno ver. Vor Beginn der Verhandlung lehnte der Angeklagte Schmidt den Vorsitzenden Hepner als befangen ab. Das Gericht wies aber den Ablehnung-- ontrag als unbegründet zurück. Die Angeklagten haben sich wegen Hochverrats, Beihilfe zum Hochverrat, sowie wegen Sprengstoffoergehens, schweren Raubes und Erpressung, schweren Diebstahls, Urkundenfälschung und Amtsanmaßung zu»er. antworten. Sie sollen in Hannover und Umgebung sich unbefmit große Mengen Waffen, Sprengstoffe und Munition beschäm, Terror- und Partisangruppen geblldet und Sprengstoffverbrechen vorbereitet haben, u. a. auch dos Attentat am 21. Dezember 1923 auf das Regierungsgebäude in Hannover . Der eigentlich- Täter ist bereits abgeurteilt. Die Verhandlung wird etwa 4 bis 5 Tage dauern. Zurückhaltung der 6drfe. In Reaktion auf die gestrige Abschwächung eröffnete die Börse zwar auf einzelnen Märkten leicht beschäftigt, doch war das G c- schüft auch heute außerordentlich gering. Anregungen von außerhalb fehlen vollständig. Auf der anderen Seite trägt auch die Fortdauer der Ansponnung am Geldmarkt zur Zurückhaltung bei. Lebhafter war es lediglich wieder am Rentenmarkt, wo neben Kriegsanleihe auch wieder Konsol» stärker umgesetzt wurden. 3l�proz. Konsols hörte man mit 0,63, Kriegsanleihe mft 0,5875, 23er X-Schätza fast umsatzlos 0,52, Schutzgebietsanlcihe 4,10. Auch heute blieb das Interesse für Hochbahnaktien recht rege. Doch hielt sich die Kursgestaltung zunächst etwa auf gestrigem Niveau. Am Geldmarkt notierte tägliches Geld auf etwa 9— 10� und auch darüber. Monatsgeld 9 ü.—\\% Proz. Am internationalen Devisen- markt hat sich das Pfund erneut befestigt. Aus London wird der Dollar mit 4,85%, der französische Franken mit 92,60, die Mark mit 20,37 genannt. Die Marknotizen im übrigen Ausland sind wenig verändert.
Der alte Kirschbaum. Von P e w e. Gerade mir gegenüber, zwischen zwei hohen, schon recht bau- källigcn Häusern, steht ein alter Kirschbaum. Ich kenne ihn schon seit Iahren und liebe ihn. lind— aber das ist etwas anderes! Zuerst freilich, da ich seine Bekanntschaft machte, trug ich Trauer um ihn, daß er so zwischen den Steinwünden der Großstadt ein einsames Leben fuhren mußte. Daß er nicht gleich seinen Brüdern die Landstraße in Sturm und Sonne über die Felder führen konnte. Auch seine Gestalt war nicht eben schön: hatte doch die Krone vom dauernden Drang zum Licht eine etwas langgezogen« Form angenommen, daß der Baum fast einer Pappel glich. Aber als im folgenden Jahr um Winterausgong einige vor- witzige Amseln von den Giebclspitzen der Häuser vom baldigen Frühling plauschten, als schon recht warme Sonnenwellen durch die Straßen brachen, draußen vor der Stadt aber erst alles den Staub des Winterschlafes abzustreifen begann und sich eines Tages der alte Geselle mit Tausenden weißer Blüten bestickt hatte: da war meine Trauer dahin, und etwas wie ein sanfter Neid kam mir auf. Ich sah die Häuser, süß geblendet, auf einmal weniger grau und häßlich, ja, über ihre alten zerfurchten Gesichter huschte sogar ein stolzes Lächeln ob des Wunders, das sich so zwischen ihnen und mit ihrer Hilfe— denn sie schützten den Baum vor den lallen Nordwinden!— begab. Und auch einsam war er nicht. Ich sah die Menschen, die stehenblieben und über dem Anblick des frühen Straußes ihre großen und kleinen Sorgen vergaßen, ihren Alltag und ihren Aerger. Sah sie für Augenblicke ein stilles Fest neuer Hoffnung, ein unvermitteltes und deshalb um so tieferes Ostern im Hasten und Drängen, im verkrampften Auf und Ab um kes Daseins nackteste Notdurft seiern. Eine kleine Gottessrunde seligster Selbsterlösung, ein heiliges Erschauern vor dem Mysterium des Jmmer-wiedcr-Blühens/ vor dem großen Geheimnis der Natur geschah ihnen, ein Gefühl großer Zusammengehörigkeit, Verbunden- heit mit dem All überströmte sie. Und leichter und gehobener gingen sie davon, von der stummen Sprache eines blühenden Baumes wundersam berauscht und beseligt. Alljährlich blühte der Baum wieder, immer sich schöner, ver- klärter in seiner Mission gebend, immer vollendeter Symbol des Unendllchen, der Liebe werdend— ach, um wieviel ärmer find wir doch als er, um wieviel geringer, da unser Leben noch Haß'st statt Liebe, Ausbeutung statt Hingabe, Egoismus statt Opierurz! Da es ohne den einzig beglückenden Gewinn eines Lächelns im Antlitz unseres Nächsten auf den eitlen Kähnen der Selbsttäuschung dahinschwimmt— und an), wie arm bin ich selber!— und deshalb daneid« ich den Baum sanften Herzens und liebe ihn—
Fast moralischer Ehebruchschwant. Mit dem demokratischen Gedanken in der Welt haperr es noch ein bißchen, aber mit der Moral scheint es wenigstens feste bergauf zu gehen. Der Franzose Felix G a n d e r a schreibt einen richtigen Ehebruchschwank mit bei- nahe ethischem Hintergrund. Der Ehebruch wird erstens für einen wohltätigen Zweck, zweitens in halblegitimer Form vollführt. In den„Beiden Herren der gnädigen Frau" verschweigt die gute Gattin ihrer reichen Tante die Tatsache der stattgehabten Scheidung und Wiederverheiratung, um für den nunmehrigen zweiten Mann erbetene 500 000 Francs zu ergattern. Als die Tante kommt, ist der erste Mami auch da. Die Komödie muß weiter gespieft werden, sonst ist das schöne Geld pfutsch. Wer A sagt, muß ch Bett sogen. Ehebruch mit dem ersten Gatten. Von der ahnungslosen Tante erzwungen Ein gan,; netter Ein- okter mit Berwechslungskomik vom Verfasser in drei Akte aus- gemalzt. Der Regisseur der Tribüne John Gottowt tat nichts, die drohende Langeweile mit wirbelndem Tempo zu bannen. Max L a n d o versuchte sich mit Erfolg aus einen, für ihn neuen Gebiet. Er gab den zweiten, den betrogenen Gatten als ver- knöcherten Pedanten, ein wenig zu dick ausgetragen, aber wirksam. Arthur Schröder war in"der Rolle des ersten Mannes der richtige Schwerenöter und Herzensknicker und Ludmilla Hell, die statt„Kontrolle" und„Tante",„Gandralleh" und„Donteh" spricht, gab die gute Gattin. Dgr. Die Expedition Amundsens sandte dem Mailänder„Popolo d'Jtalia" einen Funkspruch aus Kingsbay, wonach beide Flugzeuge vollständig montiert und für den Nordpolflug bereitstehen. Da die Meteorologen günstiges Wetter ankündigen, verlassen die beiden Schiffe„Fram" und„Hobby" heute die Insel Spitzbergen in nörd- lichcr Richtung, um einen passenden Landungsplatz für die Flug- zeuge zu finden, von dem sie dann zum endgültige» Fluge auf- steigen können. Dieser Platz wird am Eisrand oder am Eisfjord gesucht werden. Die vollständig ausgerüsteten und für das Unter- nehmen bereitstehenden Flugzeuge werden den Schiffen folgen, so- bald sie die funkentelcgraphischc Mitteilung erhallen haben, daß eine geeignete Stelle für die Zwischenlaichung und den endgültigen Auffticg gefunden wurde. Wenn kein weiterer Zwischenfall ein- tritt, kann mit dem endgültigen Aufstieg am Mittwoch gerechnet werden. Giftgas als henkcrsmittel. Der amerikanische Bundesstaat Ne- vada hat beschlossen, im Interesse der Menschlichkeit die Todesstrafe fortan durch Anwendung von Giftgasen vollstrecken zu lassen. Nach den amerikanischen Gesetzen muß die Todesstrafe innerhalb von stins Tagen nach erfolgter Urteilsfällung vollzogen werden. Aber erst im letzten Augenblick wird dem Verurteillen sein Schicksal verkündet. Nach dem neuen System des Strasvollzuges bleibt er indessen über sein Schicksal überhaupt im unklaren, da das tölliche Gas durch eine besondere Vorrichtung, während er schläft, in seine Zelle eingeführt �wird. Auf. diese Weise wurde im vergangenen Jahre in San Francisco bereits«in chinesischer Mörder getötet. Schon damals erhob die Presse und die öffentliche Meinung ge- gen die neue Form des Strafvollzuges Einwendungen: und"diese werden jetzt mft dem Hinweis wiederHoll, daß die Angst und die Ungewißheit, m der sich der Verurteilte befindet, und die ihn nicht
zum Schlaf kommen lassen, aus Furcht, nicht wieder zu erwachen� ungleich grausamer ist als das bisher übliche Verfahren. Der seltenste Bär. Wie durch das Einfangen eines Bären- jungen kürzlich eine seit langem bestehende Streitfrage der Zoologie beantwortet wurde, das erzählt Francis Dickie in seinem Buch „Amerikanische Wälder und Waldleben". Vor etwa 20 Jahren kam die Kunde, daß eine sehr seltene Art weißer Bären auf zwei kleinen Inseln in der Nähe von Prince Rupert an der Küste von Britisch- Kolumbien beobachtet worden sei. Man wußte nun nicht, ob es sich dabei nur um eine Albinosorm des Polarbären handelte, die nichis Ungewöhnliches gewesen wäre, oder um ein« ganz neue Art. Im vergangenen September landeten nun zwei Indianer an den un- bcwohnetcn Küsten einer dieser Inseln auf der Suche noch den Bären und fanden eine Bärenmutter mit zwei Jungen, van deneif sie eines lebendig fingen. Das Bärenjunge wurde glücklich nach dem Museum von Victoria in Briffsch-Kolumbien gebracht. Das erste. was der Direktor des Museums, Francis Kermode, tat, als ihm dos Barenjunge gebracht wurde, war, daß er den Kopf des kleinen Tieres dem Sonnenlicht zuwendete. Als er dem Bären in die Augen schaute, erkannte er, daß es durchaus kein Albino war, denn die Aiigen waren deutlich braun. Es Handell sich also nicht um einen Polarbären, sondern um eine neue Bärenart, die den Namen Ursus Kermodei erhielt. Felle dieser weißen Därenart waren schon früher auf dem Pelzmartt gehandell worden, und der Direktor des New Porker Zoologischen Gartens, Dr. W. T. Horna- day, hatte an gewissen Merkmalen der Felle festgestellt, daß sse nicht von dem gewöhnlichen Polarbären stammten. Aber ein Beweis für die neue Art, deren Vertreter die fellenften Bären der Well sind, ist erst jetzt durch das lebendig gefangene Junge erbracht worden. Diese Bären sind kleiner als der Prlarbär und auch viel kleiner als der gewöhnliche schwarze Bär: die Zähne unterscheiden sich bedeutend von denen des Polarbärcn und die Ohren sind kleiner. Zugunsten de» österreichsscheu Hilstverein» veranstaltet die Buch- und Kulistbandlunz R c u tz u. P o l l a ck in ihren Räumen unter dem Protc?» torat deS österreichischen Gesandten Dr. Riedl einen O estcrre ich iicheu Dichtcrabend am DienStag, den 12., abends 8 Uhr. Dr. Erich Fort. ner wird lesen. Eintrittskarten zu Mk. 10.—, 5.— und Z.— durch Reutz u. Pollack, Meincckestratze 1(Bismarck 4SS2) erhältlich. 3m öessing.Aluseum findet Donnerstag. L Uhr, ein Hein rich-Heinc« Sl b e n d statt. IacqueS Burg rezitiert die Dichtungen, die er früher im Färstersaal vortrug. Zur Nachfeier von Paul ErtelS KS. Geburt?» tag kommt seine Komposition der»Wallfahrt nach Kevelaer -' zur Aufiühruna Lravia. Am S., 71/, Ubr abends, spricht Stadtbaumcister Fr. Messinger über daS Thema:»Was können wir von Amerika und England inbezug aus industrielle GaSseuer statten lernen?- Srdbebcvmeldvvg. Die Erdbebenwarte von Foenza hat in der Nacht zu Montag ein heftiges Fernbeben verzeichnet, dessen Herd in einer Em- sernung von 10 000 Kilometern liegt. Vorträge. In der.Polytechnischen Gesellschaft- spricht DanoerStaa 8 Uhr im Meistersaalgedäude Kölhener Str. Z8 Pros. Riebesahm über: . Technik in Amerika und in Deutschland - mit zahlreiche« Lichibildeim. Gäste willkommen. Die vcnkschrist über die«oheit»kurzschrisl ist jetzt dem Reichstag zu« g-gauzen. Die Dentzchriit ist vom Staatssekretär Genossen Schulz unter« zeichnet und bringt einen genauen Ueberblick über die von 1907 bis ifräss tax AeichSmuettmimsterinm ftattgejnndeu« Lcrhauöluugeu.