Das reaktionäre Beamtenkabinett.
Aus Oldenburg wird uns geschrieben:
Am 24. Mai finden im Freistaat Oldenburg die Wahlen zum Landtage statt. Die Wahlen wurden bekanntlich notwendig durch das Vorgehen der Beamtenregierung, die, weil ihr die Mehrheit des Landtags das Vertrauen versagte, zur Auflösung des Parlaments schritt. Die aus Sozialdemokraten, Demokraten und dem Zentrum bestehende Mehrheit hatte zwar den Staatsgerichtshof des Landes zur Entscheidung in der Frage der Rechtmäßigkeit der Auflösung angerufen, doch ist diese Entscheidung, mie vorauszusehen war, zugunsten der Regierung erfolgt. Die Wahlen finden also statt.
Aus preußischen Untersuchungsgefängnissen. Die fliegende Reichsregierung.
Kriminalbeamte als Krantenwärter.
Bie bekannt, befinden sich die Untersuchungsgefangenen Barmat und Kutister gegenwärtig in der Charité, da ihr Befinden eine lieberführung in das Krantenhaus notwendig machte. Die Diret. tion des Untersuchungsgefängnisses hatte den Gefangenen Beamte mitgegeben, die schon seit längerer Zeit Barmat und Kutister pfleg. tion des Untersuchungsgefängnisses hatte den Gefangenen Beamte ten und den Gesundheitszustand der Patienten genau fannten. Die Beamten, ausgebildete Pfleger, haben die Aufgabe, eine Flucht der ihnen anvertrauten Kranken zu verhindern. Gestern erschienen mun in der Charité drei Kriminalbeamte, die sich bei dem diensttuenden Arzt meldeten und erklärten, sie seien von dem Direktor des Untersuchungsgefängnisses gesandt, um die Pflegebeamten abzulösen und Kutister zu überwachen.
Die Situation, wie sie sich in Oldenburg nach und nach ent midelt hat, steht in der deutschen Barlamentsgeschichte wohl einzig da. Als vor zwei Jahren die Mehrheit des Landtags auf Neuwahlen Als die Polizeibeamten die Zelle Rutisters betraten, fam es drängte, glaubte die damalige parlamentarische Regierung die Aus- zu sehr erregten Auftritten, da Kutister darauf bestand, schreibung der Wahlen nicht verantworten zu fönnen wegen der daß seine Pfleger aus dem Untersuchungsgefängnis bei ihm blieben. durch die Franzosen erfolgten Belegung des zu Oldenburg gehören. Er begründete diese Forderung damit, daß Kriminalbeamte unmögden Landesteils Birkenfeld . Sie trat deshalb zurück und überließlich die Anordnungen der Aerzte so ausführen könnten, wie vor den Parteien die Einsetzung einer aus drei höheren Beamten be- gebildete Krankenpfleger. Die Kriminalbeamten bestanden jedoch stehenden Regierung. Diese erfolgte in der Voraussetzung, daß nach ipruches des Chefarztes der Charité. Der zufällig im darauf, daß fie die Ablösung vorzunehmen hätten, trok des Einden Wahlen sofort wieder eine aus Parlamentariern bestehende Re- Krankenhaus anwesende Verteidiger Kutisters, R.-A. Dr. Nübell, gierung gebildet werden sollte. Indes nach erfolgten Wahlen zeigte verlangte von den Polizeibeamten nun die Vorlegung einer schriftdie Zentrumsfraktion für die Weimarer Koalition, die vor- lichen Bollmacht, die sie vom Direktor des Untersuchungsgefängnisses her die Regierung gebildet hatte, teine rechte Lust mehr; fie gab sich zur Ablösung der Krankenpfleger haben müßten. Zunächst veralle Mühe, unter Hinzuziehung der Deutschen Bolkspartei eine weigerten die Kriminalbeamten jede Auskunft. Man verständigte große Koalition" zustande zu bringen, was von der Volkspartei daher den Direktor des Untersuchungsgefängnisses und dieser begab teils mit verstecktem Hinhalten, teils gar mit offenem Hohn beant sich nach der Charité. Es stellte sich nun heraus, daß die Kriminalwortet wurde. Dem dringenden Ersuchen unserer Fraktion, ange: Untersuchungsgefängnisses hatten, sondern daß ihnen beamten überhaupt feinen Auftrag vom Direktor des sichts des beleidigenden Berhaltens der Volksparteiler doch endlich vom Untersuchungsrichter mündlich die Anwei. mit uns und den Demokraten zusammen die frühere tragfähige und jung gegeben war, die Krantenpfleger abzulösen. Daraufhin cuch um das Wohl des Landes sehr verdiente Regierungsgemein- ordneten die Aerzte der Charité an, daß Stutister, der befanntlich schaft wieder herzustellen, mich das Zentrum unter nichtssagender jegt einen Schlaganfall erlitten hat, nach wie vor von den Begründung regelmäßig aus. So schleifte der unbefriedigende, den Pflegern des Untersuchungsgefängnisses überwacht werde, und ver parlamentarischen Gedanken diskreditierende Zustand über ein Jahr weigerten den Kriminalbeamten den Zutritt zum Krankenzimmer. lang hin. Diese etwas merkwürdig anmutenden Vorgänge werden ebenso mie die Ursachen, die zum Tode Dr. Höfles führten, am Freitag abend die Strafrechtliche Vereinigung der Berliner Anwälte" fehr ausführlich beschäftigen.
Run tam etwas, was man als die Rute für dieses Verhalten ansehen kann. Die durch den Landtag eingesetzte Beamtenregie rung erflärte plöglich in einem Schreiben an die Fraktionsführer, daß fie angesichts der forwährenden ergebnislofen Berhandlungen der Parteien fortan ihre Stellung anders auffasse als bisher. Ihre frühere Erklärung, fofort zu rüdzutreten, sobald eine Landtagsmehrheit das fordere, habe jeht ihre Gültigkeit verloren!
Dieses Pronunziamento murde mit der Ungunst des Schwebezustandes begründet, in Wirklichkeit steckten dahinter die beiden Rechtsparteien, die mit dem Beamtenkabinett recht gut zufrieden rearen. Auf Protest der Mehrheitsparteien hin gab die Regierung mohl flein bei, jedoch der unbefriedigende Zustand war nicht behoben. Die Koalitionsbildungsverhandlungen gingen weiter; resultatlos. Bis dann vor zwei Monaten Zentrum und Demokraten erflärten, sie wollten ohne die Sozialdemokraten, aber mit deren stillschweigender Unterstügung ein parlanetarisches Kabinett
bilden.
Als die Bertreter des Zentrums und der Demokraten beim Ministerium vorstellig wurden und dessen Rücktritt forderten, murde ihnen erklärt, daß es gar nicht daran dente, ihnen Blaz zu machen. Ee fam mun der Konflitt vor den Landtag, der dem Ministe rium das Vertrauen verweigerte. Nur die beiden Rechtsparteien jefundierten der Regierung. Daraufhin löfte das Scamtenministerium den Landtag auf mit der Folge der Neuwahlen am 24. Mai. Der für solche Zwede norgesehene, zur Hälfte aus Barlamentariern besette Gerichtshof gab ihr recht.
Der ganze Vorgang sollte für die Parlamente eine ernste Lehre und Barnung sein. Zumindest eine Warnung vor einem Dorübergehend eingefeßten Beamtenministe= rium. In Oldenburg hat das Verhalten des Zentrums und der Demokraten zumege gebracht, daß diese beiden Parteien durch die von ihnen eingesetzte Regierung einfach mie Schuljungen behandelt wurden. Sie hatten infolge ihrer Mandatsziffer zu jemmen mit der Sozialdemokratie die Möglichkeit, die Ministerien zu besetzen.
Bei den kommenden Wahlen wird ein scharfer Kampf entbrennen. Deutschvolksparteiler und Deutschnationale haben jih für diesen 3med zu einem Landesblod" zusammengeschlossen, der nach dem Vorbild der Hindenburg - Wahl den Kampf gegen links hren soll. In diesem Sinne ist auch ihr erster Aufruf gehalten. Auf der Seite der Verfassungsparteien fann von einem Block" ictürlich feine Rede sein; die Parteien marschieren hier getrennt. Unsere Genossen haben ihre Kandidaten nominiert, an der Spige fieht wieder der alte Genosse Paul Hug , der bisherige Präsident des Landtages. Bei einem restlosen Einsetzen aller Kräfte steht zu hoffen, daß unsere Partei gut abschneidet und daß auch die alte Beimarer Koalition die Mehrheit gegen rechts behauptet.
Eine dreiste Verdrehung.
Radio im Gefängnis.
Auch das immergericht hat nunmehr die Haftbeschwerde der beiden Söhne Kutisters endgültig zurückgewiesen, so daß diese damit rechnen müssen, noch bis zu der Ende Juni stattfindenden Hauptverhandlung in Haft zu bleiben. Aus diesem Grunde haben sie beantragt, die Legung einer Radiodetektorenanlage in ihren Zellen zu gestatten, da die Fenstergitter ohne weiteres als Antenne vernach eingehender Prüfung hat der Leiter des Moabiter Untermertbar sein würden und es weiterer Vorrichtungen nicht bedürfte. suchungsgefängnisses, Oberstrafanstaltsdirektor Bully, den Antrag mit der Begründung abgelehnt, daß die Anlegung einer Radioanlage in einer Gefangenenzelle nicht mit denjenigen Anordnungen vereinbar fei, welche zur Aufrechterhaltung der Drdnung im Gefängnis notwendig märe. Der Untersuchungsrichter Dr. Schneider hat sich die sem Standpunkt angeschlossen. m Hinblick auf die außerordentlich prinzipielle Bedeutung dieses ablehnenden Beschlusses hat Rechts. enwalt Dr. Herbert Fuchs hiergegen Beschwerde bei dem Präsidenten des Strafvollzugsamtes eingelegt und darauf hingewiesen, daß in Bergünstigung des Radio bereits seit langem ohne jeben Schaden zahlreichen anderen Ländern den Untersuchungsgefangenen die für den Untersuchungszwed gewährt würde.
Am 1. Mai find etwa 20 Kommunisten, die sich in dem nom Staatsgerichtshof geführten Ermittlungsverfahren gegen Wald und Genossen seit dem 31. Oftober v. 3. im Moabiter Untersuchungsgefängnis befinden, in einen Hungerstreit getreten und verweigern seit diesem Tage die Aufnahme jeder Nahrung. Die Berhaftung am 31. Oftober erfolgte, meil die Polizei glaubte, in etma 40 Personen die Leiter und Führer des militärisch organifierten Kommunisten- Ordnerdienstes gefaßt zu haben. Es befinden sich gegenwärtig nach 32 Personen in Haft. Die Angeschuldigten beschweren sich über die Härte des Untersuchungsverfahrens und find der Meinung, daß die Ermittlungen der an sich einfachen Sache ungebührlich in die Länge gezogen werde. Die Hauptschuld schreiben sie dem Umstande zu, daß der Untersuchungsrichter, LandLeipzig festgehalten worden war, so daß der Fortgang der Untergerichtsdirettor Bogt, durch den Tscheka - Prozeß 10 Wochen in juchung gehemmt worden ist. Die Untersuchungsbehörde bestreitet das allerdings und behauptet, daß auch in dieser Zeit durch einen Vertreter die Ermittlungen ihren Fortgang genommen hätten. Außerdem flagen die Angefchuldigten über schlechte Soft im Untersuchungsgefängnis. R.- 2. Dr. K. Rosenfeld hat von der Gefängnisverwaltung die Zusage erhalten, daß den Gefangenen eine Besserung in der Kost gewährt werde und versucht nunmehr die Hungerstreifenden von ihrem Borhaben abzubringen.
Ungeklärte Todesfälle.
Der Zentralflugplatz Tempelhofer Feld war heute vor mittag in fieberhafter Bemegung. Schußpolizei, fampfmitige Photographen mit gezüdtem Kodat, Reugierige, Presseleute, alles cin gestellt auf den Konzentrationspunkt: Sensation! höchft Offizielles sollte vor sich gehen. Die Reichsregierung fliegt- Denn etwas Dr. But her vor, lieblich lächelnd, eine zarte Maienphysiognomic. und zwar mit einem Großflugzeug der Dessauer Junters Werke nach München . lim 10 Uhr fuhr der Reichskanzler minister, Herr Wallraf, die zylinderhütige Erzellenz Graf Nachher famen fie alle, Dr. Krone, seines Zeichens ReichsverkehrsLerchenfeld und viele andere. Bemerkt sei, daß auch Reichstags. präsident Gen. Löbe als Repräsentant des deutschen Parlaments mitfährt. Die Pressephotographen gerieten in Ekstase, und fiehe da mer fann solcher Berbung widerstehen? Regierungs- Luther entkletterte noch einmal behenden Fußes auf ebene Erde, und nun wird man ihn wohl in den heutigen Abendblättern milde lächeln sehen.. Punft 10 Uhr ging es los. Tücherschwenken. Winken... Um 2 Uhr hofft man schon in München und zur Eins weihung des Deutschen Museums bereit zu sein.
Sportübung und Gesundheitspflege.
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Angelegenheit geworden. Sportliche Veranstaltungen finden Beach Der Sport ist längst auch in Deutschland zu einer öffentlichen tung in meitesten Kreisen der Bevölkerung, und immer größer wird die Schar derjenigen, die selber Sport treiben. Angesichts dieser Entwicklung hält die Aerzteschaft es für geboten, den Sport unter geregelte ärztliche lleberwachung zu stellen und ihm ärztliche Förderung zuteil werden zu lassen. Zu diesem 3med ist im Sommer 1924 ein„ Deutscher Aerztebund zur Förde rung der Leibesübungen" gegründet worden, der sich über das ganze den Behörden in Fragen der Gesundheitspflege mit Rat unterſtügen Reich erstreckt. Er mill die sporttreibenden Vereine und sportfördernniffen ausgerüstete Sportärzte zur Verfügung stehen. und dafür sorgen, daß den Bereinen besondere mit achtennt. Aus der missenschaftlichen Berwertung der von den Aerzten durch regelmäßige Untersuchungen der Sportler gewonnenen Ergebnisse wird eine weitere Förderung des Sports erwartet.
Am Montag wurde in Berlin vom Deutschen Aerzte. bund zur Förderung der Leibesübungen" in einer start besuchten Bersammlung sportliebender und sporttreibender Aerzte eine Ortsgruppe Berlin gegründet, die zu ihrem ersten Bprfizenden den jezigen Stadtmedizinalrat Prof. Dr. von Drigalski wählte. Ein Bortrag von Dr. Kohlrausch über die dringendsten Forderungen auf sportphysiologischem Gebiet erörterte die Art der geplanten ärztlichen Untersuchungen pon Sport freibenden. Man will Jugendliche mindestens zweimal im Jahre, Erwachsene mindestens einmal im Jahre untersuchen. Wichtig sind besonders die Untersuchungen im Training, die mindestens alle vier Wochen einmal stattfinden sollen, um einer Gesundheitsschädigung vorzubeugen. Die Sportärzte müssen eigene Kenntnis des Turn- und Sportwesens haben, müssen daher eine mindestens halbjährige aftive Mitgliedschaft in einem der einer Spizenorgani fation angeschlossenen Turn- oder Sportvereine und hinreichende Bertrautheit mit dem sportlichen Vereinsleben und dem Wettkampfwesen nachweisen fönnen. Die Untersuchungen ermöglichen, kör perfehler rechtzeitig zu bemerken( z. B. Herzleiden, Lungenleiden), so daß Schädigungen sich verhüten lassen. Bei Jugendlichen wird der Sportarzt mit seinem Rat auf gleichmäßige Ausbildung des Körpers hinwirken und danach für den einzelnen die geeignetfte Sportart angeben können. Der Aerztebund will Liſten der Aerzte, die er nach ihrer Vorbildung als Sportärzte empfehlen tnüpfende Besprechung volle Hebereinstimmung über die Grund zu dürfen meint, den Sportvereinen zugängig machen. In der Aerzteversammlung ergab die an den Bortrag sich fragen, über Notwendigkeit und Art der jportärztlichen Beratung und Untersuchung. Kleine Meinungsverschiedenheiten zeigten fich nur bei der rage, ob die Sportärzte ehrenamtlich oder gegen Be zahlung. arbeiten sollen. Die Standesorganisationen der Aerzte dringen darauf, daß die Sportärzte bezahlt werden müssen. Diesen Standpunkt nahm auch die Mehrheit der Versammlung ein.
Ein Sechzigjähriger. Genosse Mar Bolzmann, Solmsstraße 24, bollendet beute fein 60. Lebensjahr. Seit Oftober 1889, also faft 36 Jahre, gehört er der SPD. an. Noch beute ist er für die Partei als Gruppenleiter der 6. Gruppe in der 41. Abteilung und als Anzeigen- Buchhalter im " Borwärts" tätig.
Schiffskatastrophe auf der Nordsee .
Amsterdam , 5. Mai. ( WTB.) Wie aus Delfzijl gemeldet wird, traf gestern vormittag der auf der Fahrt von Hamburg nach see südlich von Borfum auf ein von der Besagung verlassenes treiGroningen befindliche Groninger Dampfer ,, Gruno" in der Nord
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bendes Schiff, anscheinend den 600- Tonnen- Leichter Dp= rus" aus Kopenhagen , und schleppte es in den Hafen von Delfzijl ein. Da in einiger Entfernung von dem erstgenannten Schiff von der Bemannung des Gruno" noch ein zweiter in finten= dem Zustand befindlicher Leichter wahrgenommen wurde, wird angenommen, daß füdlich von Borfum ein Schiffszusammenstoß stattgefunden haben muß. Nähere Einzelheiten fehlen noch. Glücklicher Flug der Los Angeles " nach den Antillen. Mayaguez( Portorico), 5. Mai. ( BTB.) Die Los Ange Les" hat ihren Flug nach den Antillen in 33 Stunden, und zwar drei Stunden schneller als erwartet, zurückgelegt. Das Luftschiff Das
ist am Anfermast in Patoca vor Anker gegangen. BM
Aus dem deutschnationalen Lügenblock. Ueber die Berurteilung des Direktors der Wiener Anter brot. Berte megen Preistreiberei und Buchers berichtet die Deutsche Zeitung" unter dem Titel„ Sozialdemokratischer Brotwucher" und schwäßt ihren Lesern folgendes vor:
„ Die Anfer- Brotwerte sind bekanntlich eine sozialdemo: tratische Gründung und standen unter rofer Leitung." Bie jedermann weiß, waren nicht die Anker, sondern die Wiener Hammer- Brotwerke bis vor kurzem genossenschaft liches Eigentum der Wiener Arbeiterschaft. Die Anfer- Brotmerke dagegen waren die privatkapitalistische Konkurrenz tes Arbeiterunternehmens. Durch ihre unreellen und spekulativen Konkurrenzmanöver war die Wiener Genossenschaftsbewegung ihließlich gezwungen, die Besigmehrheit der Hammer- Brotmerte gleichfalls privatkapitalistischen Händen zu überlassen. Daß die Deutsche Zeitung" ausgerechnet den schärften privatkapitalistischen Konkurrenzbetrieb eines Arbeiterunternehmens zu einer„ lozialdemokratischen Gründung" stempelt und daraus den Vorwurf sozialdemokratischen Brotwuchers" erhebt, ist charakteristisch für die Lügenmethoden der deutschnationalen Agitation.
Jm Reichstage ist ein von allen Parteien mit Ausnahme der Kommunisten unterzeichneter Gesezentmurf über das bisher nicht geregelte Ruhegehalt der Witwe des Reichspräsidenten eingegangen. Danach soll folgendes bestimmt werden:" Stirbt der Reichspräsident im Dienste oder während der Zeit, in der die ihm nach diesem Geseze zustehenden Bezüge gewährt werden, so wird seiner Witwe ein Bitmengeld in Höhe der Hälfte des Ehrenfoldes des Reichs präsidenten, seinen ehelichen oder legitimierten Rindern das sich daraus nach den Sázen des Beamtenhinterbliebenengesetzes er: gebende Baisengeld gewährt. Zu dem Bitmen und Waisengeld freten die jeweils den Beamtenhinterbliebenen zustehenden Kinder; und Teuerungszuschläge. Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1925 in Kraft.
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Zu dem Tode des Kaufmanns Labichies wird mitgeteilt, haß nach dem bisherigen Ergebnis der Ermittlungen höchst wahr. scheinlich kein Verbrechen vorliegt. Die Beamten fanden die Tür von innen verschlossen und den Schlüssel steden, so daß sie sich mit Gewalt Eingang verschaffen mußten. Auch die Fenster maren ge schlossen. Labichies hat als Vertreter einer Münchener Brauerei einst bessere Tage gesehen. Nachdem er hier entlassen worden mar, fand er eine Stellung als Buchhalter. Sein Gehalt war aber so tnapp, daß er sich durch Aushilfe in der Gastwirtschaft in Schön hausen einen Nebenverdienst verschaffen mußte. Dort war zulegt am Sonntag vor 8 Tagen tätig. Am vergangenen Sonntag wurde er zuletzt am Mittwoch gesehen. Wo er sich bis dahin aufwollte er wieder fommen, blieb jedoch aus. In seinem Wohnhause gehalten und was er unterdessen getrieben hat, versucht die Kriminahpolizei noch aufzuklären." Ein weiterer Leichenfund am Brinzengarten" ist ebenfalls noch nicht weiter aufgeklärt. Eine Tote, die dort aus dem Müggelsee gelandet wurde, fonnte noch nicht festgestellt werden. Verlegungen an der Leiche rühren wahrscheinlich Don Dampferschrauben oder Bootshafen her. Die Leiche wird noch Don Dampferschrauben oder Bootshafen her. Die Leiche wird noch untersucht und photographiert werden.
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Republikanischer Frühling im Thüringer Wald.
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nau ein von der dortigen Ortsgruppe des Reichsbanners Bei schönstem Frühlingssonntagswetter fand in Bad Ilme Schwarz Rot Gold veranstalteter Republikanischer Tag statt, an dem zahlreiche Gäste aus allen Teilen Thüringens teilnahmen; sie trafen bereits am Sonnabend im reich mit Girlanden und den Reichsflaggen geschmückten Ilmenau ein. Abends bewegte sich ein endloser Fadelzug durch das freundliche Goethe- Städt chen, in dem jeder dritte Passant, ob Mann oder Frau, ein repu blitanisches Abzeichen trägt. Anschließend verfammelte man sich zu einer Abendfeier im Saale des Felsenkellers". Schon um 6 Uhr früh erfolgte das Becken, um 10 Uhr eine Morgenfeier auf dem Marktplag, von der städtischen Kurkapelle und dem Ilmenauer Boltschor ausgeführt. Der Höhepunkt der imponierenden Kundgebung war die Weihe des Banners durch Oberst Lange Berlin , der der gefallenen Kameraden gedachte und das Treugelöbnis für die Republit ablegte; sein Hoch auf diese fand ein begeistertes Echo. Nach der erhebenden Feier zog das Reichsbanner mit mehenden Fahnen durch die ganze Stadt. Tausende von Menschen füllten Marktplatz und Straßen. Die wohlgelungene Beranstaltung hat bemiejen, wie sehr man fern ab vom Getriebe der Großstadt republikanisch denkt und fühlt.
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Ein schwerer Autobusunfall ereignete sich am Montagabend in London . Ein vollbesetzter Autobus fuhr in schneller Fahrt in einen Messerladen hinein, mobei 13 Personen mehr oder weniger schwer verlegt wurden. in
der Libermündung ist der kanadische Leutnant Smith in seinem Jm Segelboot über den atlantischen Ozean. In Fiumicino an Segelboot eingetroffen, mit dem er die Ueberfahrt nach Europa gemacht hatte. Er war vom Unwetter der legten Tage an der Riviera festgehalten worden und hatte die 60 Kilometer lange Strede von Civita Vecchia nach Fiumicino in 10 Stunden zurückgelegt.
allo W
Arbeitersport.
Die Freien Schwimmer Neukölln E. B. veranstalten am tommenden Sonntag, den 10. Mai, nachmittags 3 Uhr, ihr diesjähriges Anbaden. Treff punkt 1 Uhr vor der städtischen Badeanstalt in der Ganghoferstraße. Box hier Abmarsch unter Borantritt bes Tambourkorps der Freien Turnerschaft Neukölln- Brig nach dem eigenen Sommerbad am Briker Osthafen am Sievers ufer. Die Freien Schwimmer haben es sich auch in diesem Jahre aur Aufgabe gemacht, eine bestimmte Anzahl von Schwimmschülern, die vom Magiftrat überwiesen werden, unentgeltlich im Schwimmen auszubilden. Es liegt baher im Interesse der Neuköllner Bevölkerung, derartige gemeinnilige Beranstaltungen rege zu unterstützen.
Freie Kanufahrer Berlin E. B. Sikungen im Monat Mai: 8. unb 22. im Bereinslokal Jdealause, Neukölln, Marefchstr. 14. Dortfelbft Aufnahme neuer Mitglieder. Der wichtigen Tagesordnung wegen Erscheinen aller Mitglieder notwendig. Geschäftsstelle und Vereinsanschrift: Fr. Baschfe, Berlin GO 35, Oranienſtr. 35.
Groß- Berliner Parteinachrichten. morgen, Mittwoch, 18 Uhr, bei Rösler, Steinmezstraße 45, statt. Vorträge, Vereine und Versammlungen.
95. Abteilung Neukölln. Funktionärsigung findet nicht heute, Dienstag, sondern
Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold". Gefäftsstelle: Berlin S. 14. Sebaftianftr. 37/38. Sef 2 St. Rameradschaft Charlottenburg. Kameraden, die am Mittwoch, dex 6. Mai, fich an dem Fadelzug in Spandau beteiligen, treffen sich abends 61 Uhr, im Bereinslokal Bilhelmshof, Rachzügler um 7 Uhr, im Spanbauer- Rat haus. Gämtliche Eintrittstarten zum gemütlichen Abend am Sonntag, den 3 Mai, find bis Donnerstag, den 7. Mai, bestimmt ab urednen. Kameradschaft Brenzlauer Berg. Mittwoch, den 6. Mai, abends 8 1hr, Borstandsfigung bei Burg, Brenzlauer Mee. Donnerstag, den 7. Mai, abends 8 Uhr, Borstands- und Zugführersigung bei Burg.
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