Donnerstag
7. Mai 1925
Unterhaltung und Wissen
Glück und Elend der Haidas.
Der Niedergang eines Katurvolks durch das Gift der Zivilisation.
An der Westküste von Nordamerika , durch die VancouverStraße von Britisch- Columbia getrennt, liegen die Königin- CharlotteInseln. Sie sind gebirgig, haben Fjordküsten und werden von Indianern bewohnt, die sich Du Haade nennen, was soviel wie ,, das Bolt an der Bucht" heißt. In der modernen Ethnographie werden fie Haidas genannt. Bor noch nicht hundert Jahren waren sie eine starke Nation, die mehrere zehntausend Köpfe zählte. Heute sind sie auf wenige hundert zusammengeschmolzen. Es gibt wenig Fälle, in denen in so furzer Zeit ein so starker Verfall eines an sich scheinbar vollkommen gesunden und lebensfähigen Volkstums eingetreten wäre. Vergebens fragt man nach den Ursachen dieser Erscheinung. Ausgesprochen kriegerisch veranlagt, waren die Haidas früher die gefürchtetsten Feinde aller in ihrer Nachbarschaft lebenden Stämme. Heute fürchtet sie niemand mehr. Sie sind nur noch der Schatten ihrer selbst. Kümmerlich fristen sie ihr Dasein vom Fischfang und hausen in den dürftigsten Verhältnissen. Um so stärker kontrastieren hiermit die Ueberreste der zum Teil sehr prächtigen und vielseitigen Kultur, die die Haidas in den guten Tagen ihrer Vergangenheit zu schaffen mußten.
Unter diesen Ueberresten sind besonders bemerkenswert die soge= nannten Gihangs", hohe, reichgeschnitzte Holzsäulen, die außer ordentlich ausdrucksstark sind und für eine ungewöhnliche bildnerische Begabung ihrer Schöpfer zeugen. Diese Säulen standen früher vor jedem Haidahaus und trugen an ihrer Spitze regelmäßig ein Totemtier, einen Raben, Frosch, Adler, Walfisch oder Bären. Die Häuser selbst, angefüllt mit Wohlstand und versehen mit allerlei Bequemlichkeiten, bestanden aus Zedernholz und waren sehr geräumig. Be-fonders hervorzuheben ist, daß beim Bau dieser Häuser fein einziger Nagel verwendet wurde, daß sie aber trotzdem außerordentlich fest maren und keinerlei Fugen aufwiesen außer Stellen, an denen solche absichtlich angebracht wurden. Die einzigen Werkzeuge, mit denen die sehr schwierigen Arbeiten bewältigt wurden, die dies erforderte, maren primitive Aerte und Beile aus Stein. Erstaunlich ist es, daß die Handwerker der Haidas nicht nur imstande waren, mit so geringen Hilfsmitteln zu Rande zu kommen, sondern Arbeiten zu liefern, die nicht besser sein könnten, wenn bei ihrer Ausführung die modernsten Präzisionswerkzeuge verwendet worden wären. Die Schnittflächen
find vollständig glatt und mathematisch scharf, jede Einzelheit vollendet in ihrer Art. Dasselbe gilt von den Schiffen, die gleichfalls aus Bedernholz verfertigt wurden und oft groß genug waren, um außer einer Mannschaft von fünf bis neun Mann Ladungen von sechs bis acht Tonnen zu tragen. Die Schiffe, die zu Kriegszwecken benutzt wurden, weisen am Kiel und Bug eine überaus reiche und farben bunte Bemalung auf. Auch die Särge, in denen die Toten an zwei Pfosten festgebunden wurden, waren sehr funstreich ausgestattet. Um so auffallender ist es, daß die Haidas nie dazu kamen, die Kunst der Töpferei zu entwickeln, in der viele tiefer stehende Völkerschaften es ja mitunter zur Meisterschaft gebracht haben. Zum Kochen verwendeten sie Tröge aus Holz. Da diese nicht auf das offene Feuer gesetzt werden konnten. füllten sie sie mit Wasser und brachten es mit Hilfe von erhitzten Steinen zum Kochen. Dann wurde die zu fochende Speise einfach hineingeworfen. Auch Seife fannten sie nicht, benutzten aber Bimsstein zur Reinigung ihrer Sachen. Sich selbst wuschen sie wohl ebensowenig, wie ihre heutigen Nachkommen es tun. Sie waren starke Raucher, fannten aber nicht den Tabot, sondern verfertigten sich ihr Rauchmaterial aus der inneren Rinde der Weide. Als künstliche Lichtquelle diente ihnen ein rober Feuer brand, an dessen Stelle seltsamerweise oft ein in ihren Gewässern sehr häufig vorkommender Fisch trat, den sie selbst ,, ltätfchän" nannten. Der Fisch war wahrscheinlich sehr ölhaltig. Ein Lied, das die Haidas noch heute fingen, nennt ihn den ,, leuchtenden Delkönig". Neben den bereits erwähnten Totemsäulen hatten sie auch Zaubersäulen, wie überhaupt Zauberei eine große Rolle bei ihnen gespielt bat. Einen Stamm für sich bildeten die Sa- ag- ga oder Teufelsärzte. Die Aufnahme in diesen Stamm war jedoch nicht etwa eine Frage der Geburt, sondern erfolgte auf Grund von Wahlen nach erfolgter Beibringung eines entsprechenden Befähigungsnachweises. Es war nicht leicht, diesen Befähigungsnachweis zu führen. Unter anderem bestand in der Bertilgung einer Unmenge von Menschenfleisch, das gewöhnlich ein Stlave liefern mußte, der zu diesem Zweck getötet wurde. Die Teufelsärzte durften sich das Haar nicht schneiden lassen und verloren ihre Würde im Augenblick, da ein Schermesser ihren Scheitel berührte.
Der Verfoll der Haidas trat ein, als sie mit der europäischen Zivilisation in Berührung famen. Ihre Geschichte beweist erneut die
2]
Sommer auf dem Lande.
Dadelerlebnisse von Svend Fleuron . Schnipp sah, Schnipp hörte, Schnipp lernte... und die Erde mit ihren Seltsamkeiten erstand nach und nach vor dem kleinen Hund. Hier auf dem großen, unbenutzten Bauplay, wo die starken Farben des Sommers eine Freistatt hatten, wo das Rot knospte, das Blau Blüten trieb, das Weiß und Gelb in Wolken vor dem Auge schwebte, wo selbst das Orangefarbige und Indigoblaue den Kopf hervorstreckte hier blühte auch Schnipp Fidelius Adelzahn auf. Das Gütchen, das die Herrschaft besaß, lag eine knappe halbe Etunde von der Villa entfernt. Die vornehmen Leute gingen jeden Tag einmal hin, in der Regel in der Zeit zwischen dem Morgentee und dem Frühstück.
--
-
Schnipp war immer voran und von hinten nahm er sich doch am prächtigsten aus!
Mit viel Anstand führte er sich auf, zeigte die Wildflauen und ließ die schwarzen Schwielen an den Pfoten schimmern. Er schnippte mit den Borderläufen, warf sie nonchalant nach den Seiten, medelte mit den Ohren und trug den Kopf hoch, so daß er frei um sich
blicken konnte.
Auf dem Gehöft gab es noch viele andere Seltsamkeiten der Erde: grunzende Deff- Deffs, Lämmer mit Wollschwänzen, in die sich lecker hineinbeißen ließ, große schnaubende Kühe mit nassen, falten Mäulern, die ihn geradezu zu Narrenpossen ermunterten, indem sie die Hörner senkten und Muh! sagten. Da waren die Hähne, die so nett einladend verbaselt waren, sobald er sich bloß auf dem Misthaufen zeigte; und in demselben Augenblick, wo sie loskrähten, fonnte er sich nicht halten, er mußte ihnen nachgaloppieren. Und da waren auch flinke Kazen hinter schweren Kleiesäcken und Pferde, so groß, daß seine kleine Herrscherin, wenn sie in den Sattel gesetzt wurde, ihm wie eine riesige weiße Holunderblüte hoch oben in den Wolfen erschien.
Schnipp, der jegt außerhalb des Armbereichs der Jungfer Sörensen war, bekam nur die Erziehung, die er sich selber schaffen
fonnte.
Eines Tages war eine Cans so freundlich, sich seiner anzunehmen, fie packte ihn an dem einen Ohr und zog ihn zur Tränke hinaus, damit er da ertränkt werden sollte. An einem anderen Tage rafte eine Bruthenne auf ihn zu. Schnipp merkte, daß fie beißen
Richtigkeit der Thecrie, daß die Urbevölkerung von Nord- Amerika | den Berführungen der Zivilisation nicht gewachsen ist und ihr in fürzester Zeit erliegt. Der Anfang vom Ende war da, als die urwüchsigen Sitten und Gewohnheiten der Haidas durch das Beispiei europäischer Kolonisten erschüttert wurden. Die naiven Kulturfinder kannten von diesem Augenblick ab keinen anderen Wunsch, als es den weißen Göttern aus dem Osten gleichzutun. Sie verließen ihre heimischen Siedlungen, um in den Küstenstädten das Geld zu verdienen, das sie, die früher nur Tierfelle zu Bekleidungszwecken gefannt hatten, zur Anschaffung europäischen Konfektionsplunders benötigten. Den Rest besorgte der Alkohol.... Heute gibt es nur noch
Gevez wilke
„ Das Wesen der Bolschewisierung besteht in erfler Linie in einer rüdsichtslosen Selbstfritif." ( Resolution der PD. v. 29. 4. 25.)
vier fleine Haidadörfer, wo früher nicht weniger als 39 Stämme von wimmelnder Boltszahl gediehen. Und während ihre Angehörigen einst stolze und gefürchtete Krieger und überdies die Schöpfer einer höchst eigenartigen urwüchsigen Kultur waren, sind die heute lebenden Haidas armselige Schächer, die froh sind, wenn sie den Gewässern rings um ihre Inseln ihren notdürftigsten Lebensunterhalt abgewinnen.
Das Schattenspiel als Volksbeluftigung.
Die lebende Photographie, die im Kino auf der Leinwand erscheint, hat mit der uralten Schattenbühne manches gemeinsam, aber wenn sie auch die Wirklichkeit weit getreuer widergibt als die vom Künstler geschaffene und bewegte Figur, so ist doch das Schattenspiel dem Lichtspiel künstlerisch ebenso überlegen, wie der Maler dem Photographen, und das Kins ist von der phantastisch- freien Beli der Schattenbühne durch die mechanisierende Macht der Maschine getrennt. Wenn man immer wieder, und besonders in neuefter Zeit, versucht hat, das Schattentheater zu neuer Blüte zu bringen, jo liegt das in der unzerstörbaren Wirkung dieser eigenartigen Urform und Nebenform des Theaters, die in einfachster Weise verschiedene Künste zu einem Gesamtwert zusammenschließt. Das vielgestaltige Schicksal des Schattenspiels auf allen Teilen der Erde und durch die Jahr: tausende hin hat einen ausgezeichneten Historifer gefunden in dem Kieler Orientalisten Georg Jacob , dessen Geschichte des Schattentheaters" jetzt in einer völlig umgearbeiteten zweiten Auflage bei der Orientbuchhandlung Heinz Lafaire in Hannover erschienen ist und das grundlegende Werk über dies reizvolle. Thema darstellt. Wir können hier das bunte Wechselspiel der Schattenfiguren im Morgen land und Abendland verfolgen. Aus dem Orient, wahrscheinlich aus China , hat das Schattentheater seinen Siegeszug durch die Welt angetreten, und schon in vorchristlicher Zeit erblickten im fernen Often indische Denker in der gestaltungsreichen Bühne des Abbild dieser Welt des Scheines. Auf verschiedenen Straßen, durch funstgeübte Sklavinnen, unftete Zigeuner und wandernde Bettelmönche wird die Schattenbühne in der Welt des Islam zu einer reich ausgebildes fonnte wie er und mit ihren Krallen garstig fraßte und schrapte., Er hätte so recht einer gründlichen Leftion bedurft; aber in beiden Fällen stürzte der Verwalter hinzu und schlug mit dem Stock nach Gans und Henne:
" Tod und Teufel!... Sollte das Federvieh den Hund der Herrschaft zugrunde richten?"
und dann längs eines Pfades auf offene Felder hinaus. In dem wäldchen war ein großes, von Schierling und Brennesseln bewachfenes Gestrüpp, und mitten darin gähnte aus dem Erdboden ein Loch mit gelbem, herausgescharrtem Sande davor. In dem Sand sah man zahlreiche Brantenspuren.
Der Weg zum Gehöft führte quer durch das Strandwäldchen
Das Loch führte zu einer Fuchshöhle hinab.
Es war bloß ein Sommerbau, der erst richtig in Benutzung ge nommen wurde, wenn der Schierling ganz hoch gewachsen und die Brennesseln so dicht geworden waren, daß das Eingangsloch nicht ohne weiteres in die Augen fiel.
Diese Höhle übte auf Schnipp seit jenem Tage, wo er zufällig auf sie stieß, eine starke Anziehungskraft aus.
Während er im Grase lag und an einem Knochen nagte, pflegte ihm der schwarze, gähnende Höhlengang mit dem sonnengebleichten Sandhaufen in den Sinn zu fommen; der Gang zog ihn mit geheimnisvoller Macht an. Es war, als würde er in einen ganz an deren Hund verwandelt, sobald er in die Nähe des Höhlenlochs fam. Knochen ließ er Knochen sein, wenn ihm die Höhle einfiel. Er jagte durch das Gartenpförtchen aufs Feld, dessen Mäuse. löcher und Schmetterlinge ihn nicht mehr reizten, quer über den Weg und in das wäldchen hinein.
-
Aber wenn er sich nach und nach dem geheimnisvollen Schwarz näherte, das einem großen Auge gleich unter der Braue des Geftrüpps hervorgaffte, mäßigte er die Geschwindigkeit. Die Ohren wurden emporgehoben, der Schwanz aufwärtsgekrümmt. Bald trippelte er bloß und schließlich ging er feierlich langsam vorwärts, Schritt für Schritt und auf steifen Beinen. Duftreiche Windstöße fuhren wie Zugwind durch das Unterholz. Er roch den Flor der Nesseln, die süßen Sauerampferblüten und den warmen Erdschweiß, der dem Boden entstieg. Dann hielt er gerade auf der Grenze des Schwarzen an, stand mit blizenden Augen da und starrte abwärts.
Halbe Stunden lang stand er so und entschwand sich selbst, als ob er schliefe. Sein Atem ging und ging, ohne daß er es merfte; in ihm wuchs und gärte es start; er fonnte sich nicht erklären warum,
Beilage des Vorwärts
ten Kunst, in der sich Bildnerei und Dichtung, Märchensinn und derber Humor zu wundersamen Schöpfungen vereinigen, und herumziehende Gaukler sind es, die dann im 17. Jahrhundert den Schattenfasten auch nach dem Abendland tragen, wo sich in ihm wieder ein neuer Geist spiegelt. Bisher nahm man an, daß die Schattenbühne erst mit der China- Mode des 18. Jahrhunderts von Frankreich aus nach Deutschland gekommen sei. Jacob aber weist nach, daß Schattenspiel und Silhouette in Deutschland früher als in Frankreich auftreten, und daß die Schattenbühne schon im 17. Jahrhundert sich bei uns als Boltsbeluftigung einbürgerte.
Das alte deutsche Schattenspiel der Jahrmärkte stammt aus Italien , wohin es schon in der Renaissance aus dem Orient gebracht morden war. Italienische Schatten" hießen die Vorführungen, die gegen Ende des 17. Jahrhunderts von den fahrenden Komodianten in deutschen Städten gezeigt wurden. Auch die dem Schattenspiel nahe verwandte 3 au berlaterne mar im 17. Jahrhundert bereits in Italien verbreitet, doch ist nicht Anathasius Kircher ihr Erfinder, sondern die„ Laterna magica" war schon im 15. Jahrhundert bekannt. Die in Deutschland umherziehenden Schattenspieler waren noch im 18. Jahrhundert meist Italiener . So finden wir in Goethes ,, Jahrmarktsfest von Plundersweilern" den Schattenspielmann als deutsch radebrechenden Ausländer, und der Dichter selbst hatte diese fremdländischen Gautler mit ihren phantastischen Vorführungen schon ols Kind in Frankfurt a. M. gesehen. Aumählich aber ging die Kunst des Schattenspiels auch in deutsche Hände über. So pflegte der Hoffomödiant Johann Ferdinand Bed die Zwisc; enafte seiner Hauptund Staatsaktionen, die er 1731 zu Frankfurt a. M. aufführte, durch funstvolle Schattenspiele anziehend zu machen. In manchen Anfündigungen fahrender Komödianten wird auf solche Schattenspiele hingewiesen, und in der Dichtung wie im Volksmund erscheint das Schattenspiel als Voltsbeluftigung, die auf den Jahrmärkten mit dem Orgelum Dudeldumden" der Leierfastenbegleitung vorgeführt wurde. Als die deutsche Romantik das Echattenspiel zur Kunstform erhob, da glaubte fie, auf eine alte volkstümliche lleberlieferung zurückzugreifen, in der sie bedeutende dichterische Möglichkeiten erblickte. Besonders Justinius Kerner und der Münchener Graf Bocci haben mertvolle Schattenspiele geschaffen und aufgeführt, und Mörife sah im Schattenspiel die eigentliche Theaterkunst der Märchenpoelieverförpert, fand in ihr die natürliche Berbindung zwischen Dichtung und Malerei. Das Kino hat heute monches verwirklicht, mas den Neubelebern des Schattenspiels vor 100 Jahren vorschwebte, aber auch zum Schattentheater selbst ist man zurückgefehrt, wie der große Erfolg der„ Schwabinger Schattenspiele" bemies.
Ameisen als Landplage. Schon die Bibel tennt die furchtbaren Verwüstungen der Wanderheuschrecke, deren Heerzüge gleich einem Ungewitter über blühende Landschaften hereinbrechen. Sie bedeckten das Land und verfinsterten es. Sie fraßen alles Kraut im Lande auf und alle Früchte auf den Bäumen und ließen nichts Grünes übrig an den Bäumen und an Kraut auf dem Felde in ganz Aegypten ."( 2. Buch Moses .)
-
Weniger befannt dürfte es aber sein, daß es in Afrifa eine Ameisenart gibt, die, ähnlich wie die Heuschrede, in geschlossenen Massen auf die Wanderschaft geht und, wohin sie fommt, Berderben bringt. Während aber die Heuschrecken nur über Wiesen, Felder und Pflanzungen herfallen, führen die„ Siafu" wie ihr einheimischer Name lautet einen planmäßigen Bernichtungsfeldzug gegen alle schwächeren Lebewesen. Sie marschieren zunächst in geoffenen totonnen auf, schwärmen dann aus und schließen das Beutegebiet eine Waldlichtung etwa nach allen Seiten ab. Dann beginnt das Vernichtungswert, von dem Rothaupt in feinen oftafrikanischen Reisebildern Habari"( Streder, u. Schröder, Stutt gart) ein anschauliches Bild entwirft. Die bedrohten Kleintiere Käfer, Spinnen, Grillen, Storpione, ja fogar leine Schlangen, suchen sich in wilder Flucht zu retten. Meist sind alle Anstrengungen vergeblich, der Feind hat die Lichtung umringt und eingeschlossen. Von allen Seiten ziehen jetzt die Siafu auf ihre Opfer los. Dort windet sich eine Baumschlange, verzweifelt schnellt sie hin und her und versucht ihre Beiniger abzuschütteln. Bu spät. Die Ameisen schlagen ihr die scharfen 3angen in den Leib und senden solange das lähmende Gift in die Bißwunden, bis die Zudungen des Opfers schwächer und schwächer werden. Noch verzweifelter ist der Kampf der kleinen Nagetiere. Sie friechen in Erdlöcher und Spalten und werden dort von den nachdrängenden Berfolgern, in die Enge ge-. trieben, überwältigt. Die fleineren Flüchtlinge Heuschrecken und Spinnen, sind rascher erledigt. Das ganze Treiben dauert eine Stunde. Dann ist auf dem Kampfplay nichts Lebendes mehr zu fehen. Die Siafu haben ihre Arbeit gründlich getan. Sie schließen sich wieder zusammen und ziehen in langen Marschtalonnen dem Busch zu.
aber es war wahnsinnig- herrlich, bloß ganz allein hier stehen zu dürfen!
Dem Loch entstieg eine eigentümlich herbe, erregende Fährte, in immer verstärktem Grade, je länger er den Hals recte. Es roch nach Wald und Moor, nach alten Hundekissen voller Flöhe, nach aufbewahrten Knochen, vergrabenen Leckerbissen und anderen Herrlichfeiten.
er lieferte sich der Höhle immer mehr und mehr aus.
Während die Tage perstrichen, wurde er immer verwegener;
Eines Morgens, als er viele Stunden lang davor gestanden hatte, schlich das Dunkel von der Höhle sich weiter und weiter auf ihn zu; er selbst hatte sich nämlich, ohne es zu wissen, eine ganze Hundelänge weit in die schwarze Röhre hineingewagt. Der starke Duft dort unten aus der Tiefe der Erde berauschte ihn, und seltsame Schatten brachten die Luft um seinen Kopf ins Sieben; als er eine Weile dort gestanden hatte, erwachte er gleichsam und entfann sich, wo er war und über seine eigene Kühnheit entsetzt, schoß er rückwärts hinauf.
Aber die magische Höhle ließ ihm keine Ruhe; mehrmals täglich, Woche auf Woche, besuchte er fie und eines schönen Nachmittags verschwand er in einer seiner unverständlichen Ekstasen so tief hinein, daß nur gerade die Spize feines Schwanzes noch draußen im Lichte war.
An diesem Tage tam er ganz verwirrt nach Hause, poller Sand auf dem Rücken; er war drinnen in dem Berge gewesen Die Höhle hatte sich endlich erschlossen!
-
Aber von nun an war Schnipps Freude über alle Sofaeden und Kissen verdunstet; er kannte einen besseren Ort unter einer schweren Wurzel in einem dichten Nesselwalde, wo wühlende Winde famen und gingen, wo die Sonnenstrahlen hüpften, tanzten und spielten, wo die Mäuslein mit verwunderten Augen sich hervormagten undim Nu wieder in der Erde verschwanden. Wo Schnecken mit fonderbaren Hörnern feierlich herantamen, wo Käfer über lichterfüllte Felder jagten, wo eines Tages eine Wildentenmutter mit einer ganzen Schar frisch ausgebrüteter Entlein hinter sich plöglich hervortrat und als er auf sie zustürzte jo trant wurde, so frant, daß er im Begriff war, nach den Federn ihres Schwanzes zu haschen. Ja, eine Stelle tannte er mitten drinnen im allertiefsten Nesselwalde, wo die schwarze Höhle mit dem hinabgewehteit Laube und den Spinngeweben in den Ecken hervorgähnte, dort lag er oft Stunde auf Stunde, wie von einem Zauber gebannt.
-
( Fortsetzung folgt.)