Wie aber sehen die„Tatsachen� aus, auf die sich der ver» dunkelungsoerdacht stützt?— Zwischen den Angaben Höfles und Lange-Hegennanns bestehen Widersprüche. Es könnte doch hier eine Verständigung zwischen den beiden stattfinden. Daß irgendein tatsächlicher Versuch nach dieser Richtung hin gemacht worden sei, behauptet selbst der Untersuchungsrichter nicht. Sein„es könnte" nimmt er als eine„Tatsache im Sinne des Gesetzes". Ueberall das gleiche: wo Verordnung und Gesetz bestimmte greifbare Tatbestände fordern, wird eine Hypothese, eine Vermutung, eine künftige Möglichkeit an ihre Stelle gesetzt. So sieht die Jnne- Haltung der Gesetze durch die Strafoerfolgungsbehörden aus, so werden die Schutzgarantien des Angeschuldigten beachtet. Die Untersuchungshost istbeinaherLebensgefahr aufzuheben.' Hier treten nun die Gerichts» und Gefängnis» ärzte in Erscheinung, die eine nahe Lebensgefahr überhaupt nicht zu kennen scheinen. Als Dr. Höste bereits bewußtlos und im Sterben lag. erklärten die Gerichtsärzte Dr. Thiele und Dr. Stürmer seinen Zustand noch immer für u n b e d e n k li ch! 24 Stunden später war der Patient gestorben. Aber die Krankheit eines Untersuchungsgefangenen kann auch insofern für die Aufrechterhaltung der Untersuchungshaft von Bedeutung sein, als auch bei nicht naher Lebensgefahr der Zustand des Angeschuldigten nunmehr den Fluchtver- dacht beseitigt. Hierüber haben Staatsanwälte und Untersuchungsrichter ihre ganz spezielle Meinung. Weil Dr. Höste vielleicht unter besonderen Borsichtsmaßregeln noch mit der Eisenbahn nach Bad Nauheim hätte transportiert iverden können, meinen sie, daß er ja ebensogut auch noch hätte fliehen können! Der Untersuchungsrichter Dr. Nothmann versteigt sich sogar zu dem Satze, er könne sich eigentlich nicht vorstellen, daß ein Angeschuldigter so krank sei, daß er nichtimmernochfliehen, z. B. von Freunden in ein Flugzeug gehoben und wegtransportiert werden könne. Wo- noch sogar schließlich noch«ine Leiche fluchtver» d ä ch t i g ist! . Das Flugzeug hat allerdings bisher— mit Ausnahm« der Kappisten— weniger den Angeschuldigten, als den Herren Staatsanwälten als besonderes Reklameinstrument ge- dient. Gerade hierfür gibt es in der Umgegend des Höfle- Falles reiche Beispiele/ Der Geheime Finanzrat Dr. Hellwig verbringt, als er verhaftet werden soll, einen durchaus legalen und überall angemeldeten Weihnachtsurlaub bei Verwandten in Kastel. Ein Anruf an die dortige Polizei würde genügen. Aber nein, der Staatsanwalt muß persönlich mit Flugzeug den Angeschuldigten holen. Ebenso im Falle Werthauer. Der bekannte Rechtsanwalt vertritt gerade einen Mondanten in Dresden . Sofort besteigt der Staatsanwalt das Flugzeug.' Er kommt zu spät. Also sofortiger Rückflug und theatralischer Empfang am Anhalter Bahnhof , wozu die rechtsstehende Presse feierlich geladen ist. Diese tituliert zum Dank die Staatsanwalts a s s e s s o r e n Easpari und Kußmann als Staatsanwaltschasts r ä t e, was sich diese Herren gerne gefallen lassen. Die theatralische Eroberung Schwanenwerders stt be- kannt. Um einen Mann, der gewarnt war und nicht floh, zu verhaften, wurden hundert Polizeibeamte und sogar nock, der Reichswasserschutz alarmiert, weil ein altes Ruderboot zur Ver- sügung stand. Aber wenn es gilt, einen gefährlich Kranken in die Charit� zu verlegen, mangelt es der Staatsanwaltschaft an den nötigen Aufsichtskrästen! Interessant ist in diesem Falle übrigens, wie man unbe- teiligte Frauur und Kinder mitverhastete. Nachher mußten diese eingeschüchterten Personen einem Revers unterschreiben, daß sie„freiwillig" mitgegangen seien. Diese Reversa sind aber der beste Ausdruck des schlechten Gewissens. In Wirklichkeit hat die Staatsanwaltschaft diese Personen oerhaftet, weil sie nicht wollte, daß sie telephonisch Dritten Mitteilung machten. Für ein solches Berhalten gibt es keinerlei gesetzliche Handhabe. Das Register ist noch lange nicht erschöpft. Bemerkt soll nur werden, daß der an diesen Reklametaken hauptbcteiligte
Astestor Kußmann sich seinen ersten Ruhm in den Fällen M 0 r v i l i u s und R ah a r d t erworben hat, wo gleichfalls bereits sein Vorgehen mit ungeheurer Pressereklame umgeben war. Diese sührte dahin, daß auch gänzlich unschuldige Per- sonen wochenlang durch den Schmutz der Sensatwnspresse ge» schleift wurden. Der Reklame-Staatsonwalt bedeutet ein« furchtbare Ge- fahr für jede geordnete Rechtspflege, für die ganze Bevölkerung. Denn auch der unschuldigste Mensch kann einmal aus einen Verdacht hin mit einem derartigen Staatsanwall in Be.rüh- rung kommen. Und dann ist er vernichtet, gleichwie das Urteil später lauten mag._
Unser Wahlprotest. Die Rechtslage. Die Rechtspresse befindet sich angesichts des erdrückenden Beweismaterials über die Wahlmogeleien des Reichsblocks in sichtlicher Verlegenheit. Sie sucht den Anschein zu erwecken, daß es sich um belanglose Beschwerden handle und eine Kassierung der ganzen Wahl praktisch nicht in Frage kommen könne. Gleichzeitig sucht sie ihre Leser zu beruhigen, daß trotz des Einspruches am Dienstag die Einführung Hindenburgs stattfinden könne. Um diese Darstellung zu stützen, behauptet der„L o k a l» A n z e i g e r": „Der Vergleich mit dem Wahlprüfungsgericht für die Reichs- tagsmandate ergibt ohne weiteres, daß ein derartiger Einspruch nachträglich zu prüfen ist." Denmach hält es der„Lokal-Anzeiger" für nötig, daß Hindenburg am Dienstag feierlich in fein Amt«ingeführt und vereidigt wird und daß am Tage darauf das Wahlprllfungs- gericht seine Wahl für ungültig erklärt. Das wäre natürlich eine Riesenblamage vor dem In- und Ausland. Deshalb ist für jeden Vernünftigen die Amtseinführung und Vereidigung erst möglich, wenn jeder Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Wahl beseitigt ist. Der Vergleich mit den Reichstagsabge- ordneten ist hinfällig, denn der Reichstag ist ein Kollegium von fast 5(1l> Köpfen, der Reichspräsident aber ist eine Einzel- person und noch dazu die höchstgeftellle im ganzen Reich. Da ist es selbstverständlich, daß die Rechtmäßigkeit der Wahl fest- stehen muß, ehe das Amt angetreten werden kann. Der§ 8 des Gesetzes für die Wahl des Reichspräsidenten besagt: „Die Vorschriften des§ 2 Absatz 2,3, der§§ 3, 9— 14,§ J5 Absatz 1,§§ 26—28,§§ 38— 41, 44 des Reichswohlgesetzes gelten stnngemäg." In diese Aufzählung sind ausdrücklich ausgelassen die 36 und 37 des Reichswahlgesetzesf durch welche die Prüfung der Wahlen der Reichstcgsabgeordneten geregelt wird. Dafür aber ist im Gesetz über die Wahl des Reichspräsidenten im un- mittelbaren Anschluß an die Fessttellung des Wahlergebnisses durch den Reichswahlausschuß ausdrücklich bestimmt: „Z 7. Das für den Reichstag gebildete Wahlprüfungsgericht prüft das Wahlergebnis, wird die Wahl für ungültig erklärt, so findet eine neue Wahl statt. Die Ungültigkeitserklärung kann sich auf den zweiten Wahlgang beschränken." Daraus folgt klar, daß erst mit der Gültigkeitserklärung der Wahl durch das Wahlprüfungsgericht endgültig feststeht, wer zum Reichspräsidenten gewählt ist und als solcher in sein Amt eingeführt und vereidigt werden kann. Schon die Autorität des Staatsoberhauptes erfordert es. daß jeder Zweifel beseitigt wird, ehe das Amt angetreten wer- den kann. Deshalb tritt in den Vereinigten'Staaten von Nord- amerika der im November gewählte Präsident bekanntlich erst im März des nächsten Jahres fein Amt an, nachdem in der Zwischenzeit das Wahlresultat zweifelsfrei festgestellt ist. Auch der Präsident Calles von Mexiko , der im Vorjahre den Reichspräsidenten Ebert besuchte, trat erst wochenlang später sein Präsidentenamt an. Uebrigens oerstößt die Eile, die jetzt an den Tag gelegt wird, auch gegen Z 5 der Wahlprüfungsordmmg, der bestimmt, daß der Einleger eines Wahlvrotestes zur Sitzung des Wahl- prüfungsgerichts geladen werden muß und daß zwischen dem
Thüringen im Frühling. Un rSpt em tau:„Een Wurt noch, SLHn, 'Ich würde doch nach Jena gehn." Reuter(Hanne Ritte). Die Grenzburgen lassen uns ein— von Dohlen und Erinne» rungcn umschwärmt. Mitreisende knäulen sich an den Fenstern zu Trauben. „Ah!"—„R u d e l s b u r g!"—„Saaleck I" Durch erstes Grün zirkelt die Saale ihre Bogen. Kopfweiden spiegeln den lichten Flaum ihres Geästes darin. Die Städte liegen aufgefädelt auf der Eisenschnur des Schienenstrangs: Sulza— Apolda— Weimar— Erfurt. D i e Stadt will ich sehen— Stadt der Blumen und Kirchen. Kirchen— als habe die Stadl jahrhundertelang Blöcke zu Kirchen getürmt, sich im Bauen allen Erdenleidos zu entäußern. Du tauchst hinab in das Stromnetz ihrer Gassen. Hier reißt dich der Zug einer Windung fort. Dort steuerst du einer aufleuchten- den Häuserwand entgegen, verlierst Richtung und Ziel. Doch immer wieder wirst du gegen den Sarg einer Kirche wie gegen ein« Klippe Skspült, gegen hochfenstrige Chöre, gegen Schisfswände riesenhaften Ausmaßes oder gegen das Grabgemäuer eines Kloster»— überall Bethäuser, die wie Trutzburgen in unsere Zeit ragen. Auch wenn das Labyrinth der Gassen dich freigibt, entgehst du ihnen nicht. Das reifeste und stolzeste Paar steht hoch und frei gebaut— Wächter der Stadt. Auf Horizontalen, wie zur Schwelle gebündelt, wachsen sie über die Stadt hinaus: der Dom in düsterer Gotik zur Linken, wuchtig im Ausstrebegefühl, schwerelos in der Spannungsgewalt seiner Strebepfeiler. Doch kein hinaufreißender ' Turm trägt das Gebet den Wolken zu. In winzigen Tünnchen und zackigen Wimpergen zersplittert.es wie der Strahl eines Spring- bnmnens. Zur Rechten Sankt Severi: leichter im Bau, heiterer in der Fügung schießt ihre grünen Türme wie Raketen hoch in den Tag. Die breite Donüreppe saugt dich zu einem Dreieck reich beladener Portale hinauf. Mit jeder Treppenstufe sinkt die Stadt tiefer unter dir. Mt jedem Schritt weht es leichter um dich. Die alten Lau- messt er wußten, warum sie hohe Domtreppen bautenl An einem Domgiebel blüht ein Wunder in Mosaik. Aus gol. deuem Grund schwebt Madonna hervor, schwebt auf himmelblauem Mantel über der Stadt, entschwebt der Dämmerung des Domes, licht und blau wie der Frühling! » Das Mühltal hängt voller Lerchen. Amselruf« tropfen aus jedazn Gebüsch. Den gleichen Weg, den einst die alte Botenfrau, mit reichen Briefen beladen, gen Weimar pilgerte, röhren Postautos entlang— vielleicht mit minder reichem Gepäck. Dan Berg hinan durch Harzgeruch und Tannenduft. Der Pfad ist überblüht von Leberblümchen und Kuhschellen, blau wie der Mantel der Himmelskönigin— Huflattich und Gänsefinger wie Spritzer Maisonne dazwischen.
Die Ackerbreiten dehnen sich farbenhungrig. Ew stierbespannter Pflug mahlt Furchen in» Land. Ein Säer watet wiegenden Schrittes, als ginge er schon durch Halmenwälder. Oben schneiden ihr« Konturen scharf in den Horizont, versickern dann langsam in Bläue.— Blauer Pflüger— blauer Säemann! Höher hinauf, bis zu jener Windmühle, die einsam den Berg an den Himmel schraubt. Da oben wird die Welt west— weit! Rings Berg an Berg, bis der Dunst die letzt« Kette verschlingt — bis an die fernsten Kuppen, die diese blaßblaue Frühlingsschal« auf schimmernden Schultern tragen. Tief unten kocht Jena mit aufstellenden Türmen, schäumt un- gebändigt die Hänge hinauf. Wir steigen auf krausen Wegen zu Tal— verworrenen Laufs wie durch Schicksale. Wenig sah ich von der Stadt. Weiß nur, daß nicht well vom alten Johannistor zwei Tag« lang Redekämpfe wogten um ein Ziel, hoch über dem Gären dieser Zeit. Diel« Mißverständnisse waren dabei, hatten Schranken aufgerichtet wie Wälle, beschattend Weg und Ziel. Da» war auch unten in der Eng« der kleinen Stadtt- • Weimar liegt im Regen. Der riesett w dünnen Strichen. Macht das Olympierpaar auf seinem Sockel triefen. Klatscht pietätlos gegen das gelb« Haus am Frauenplan. Weicht die Park. weg« an der Ilm und läßt Goethes Gartenhaus aus blinden Scheiben frieren. Der Regen beizt den Glorienschein von allen Dingen. Aber unter dem Grau dieses Regentages entfallet«in Frühlingsmorgen seine Blütenfahnen. Wenig Tage noch und die lange Kastanienallee wird mit Millionen Laternen aufflammen. Eine durchwärmte Kaffeestube ist«in« Wohltat an solchem Regentag auch in Weimar . Noch dazu, wenn sie einen Blick in einen der wunderlich verbauten Winkel öffnet, an der diese Stadt so überreich ist. » Heimfahrt am Abend. Wo der Thüringer� Wald läuft, brennt noch ein Streife» Himmel. Dörfer sausen vorbei, weißgegiebelt, fensterblitzend. Dorsmädchen drängen sich an Bahnhofszäunen, den Duft der Fremde zu atmen, nach den, ihr Blut sich sehnt. Di« Turmpaare des Naumburger Domes drehen noch einmal sacht ihren Reigen vorbei. Dann steigt die Nacht ins Saaletal.«in« milde, wunderwirkende Frühlingsnacht. Franz Lepinski.
Spielplaaävderuug. DaS am S. Mai auSaclallene Gastspiel G i gli'» alS.Aliredo' in Trasi.,ta ist nunmehr'ür Mittwoch, den 13. Mai, vorge- lehcn. ES folgen dann.Rudoli" in Boheme am 16., und.Cavaradosst» in ToSca am 18. Mai. Die bereits verkaufte» Eintrittskarten zur„Traviata " behalten ihre Gültigkeit. j ksumboldt-hochschule. Dr. SR et) er, früher Assistent bei Prof. Prand (Göttingen ), hall Sonnabend, abend» 8 Uhr, in der Aula Dorotheenftr. 12 einen Lichtbllderoortrag über daS Thema: ,B o m Segel bi» zum F l e t t n'e r- R o t o r'.
Termin und der Absendung der Benachrichtigung ein Zeit, räum von einer Woche liegen muß. Die Herren der Rechts- presse sind also schlechte Kenner der einschlägigen Bestim- münzen, wenn sie ihren Lesern vorzureden suchen, es könne alles im Galopp gemacht werden. Zudem läuft immer neues Prvtestmaterial ein. Es sind' bereits drei Fälle bekannt, in denen Wahlvorsteher, die zu- gleich Gemeindevorsteher waren, tagelang vor der Wahl amt- liche Stimmzettel den Deutschnationalen in die Hände ge- spielt haben, die diese Stimmzettel in den Kreis hinter dem Namen Hindenburg mit Kreuzen versehen, an abhängige Wähler verteilt und diesen aufgegeben haben, diese Zettel in die Wahlkuverts zu stecken und die im Wahllokal verabfolgten Stimmzettel in der Wahlzelle zusammenzuknüllen und in die Tasche zu stecken. Es zeigt sich von Tag zu Tag klarer, daß die deutschnationalen„Reiniger des öffentlichen Lebens" am 26. April ein« moralische und politische Korruption offenbart haben, die in erster Linie der Reinigung bedarf. Der Dank! Die Hinterbliebene« des Grubenunglückes auf Zeche „Stein" in 9tot. Die Hinterbliebenen der Opfer des Unglücks auf „Minister Stein " haben zur Wahrung ihrer Interessen einen Ausschuh eingesetzt, der sich mit einem umfangreichen Aufruf an die Oessentlichkell wendet. In tiefer Erbitterung wird fest- gestellt, daß trotz der schönen Worte des Trostes und aller Ver- sicherungen, schleunigste Hilfe zu schaffen, sich die Hinterbliebenen heute in größter Not befinden. Es sind an Spenden 1 061 954 Reichsmark eingegangen. Diese Gelder werden von einem Spendenausschuh verwaltet, der von der preußischen Re- gierung eingesetzt wurde und dem je ein Vertreter der Staats- regierung, des Regierungsbezirks Arnsberg , der Behörde, der Zechenverwaltung und zwei Vertretern der Arbeiter besteht. Dieser Ausschuß hat bestimmt, daß 600 000 M. für die Hinterbliebenen verwendet werden sollen. Jede Familie erhiell 200 M. ausgezahlt. Die weitere Auszahlung der Spenden soll allmonatlich in Form einer Rente erfolgen. Sie beträgt für die Wllwe pro Monat 10 M. und für jedes Kind S M. Rur in einem einzigen Fall« sind S0 M. und in einzelnen anderen Fällen 20 bis 30 M. bewilligt worden. Die Familien der ledigen Opfer erhallen einen Zuschuß von 10 bis 20 M.: zwei Familien wurde ein« monatlich« Rente von 31 M. bewilligt, während in einem anderen Falle den Ellern dreier getöteter Söhne öv M. pro Monat bewilligt wurden. Die Gesamtsumme der monatlichen Auszahlung beträgt nach den Angaben des Hintcrbliebenenausschusses 3000 M. Die Hinter- bliebenen sind der Ansicht, daß die 600 000 M. im Monat 5000 M. Zinsen bringen und fragen, was mit den 2000 M. geschieht, die nicht zur Auszahlung gelängen. Es erscheint auch uns notwendig, daß die Staatsregierung die Angaben des Hinterbliebenenausschusses einer genauen Prüfung unterzieht und erwägt, ob nicht durch die Verwendung eines Teils des Kapitals eine durchgreifendere Hilfe ermöglicht werden kann. Auf keinen Fall geht es an, daß man den Hinterbliebenen der Opfer dieser furchtbaren Bergkatastrophe 10 und 20 M. im Monat in die Hand drückt. Das deutsche Volk hat die Gelder für die Hinter- bliebenen nicht aufgebracht, damll ihr Zweck. Hilfe zu bringen, durch bureaukratische Maßnahmen vereitell wird.
Zuchthaus für Kommunisten. DaS Urteil im hannoverschen Kommunistenprozeh. Delpzig, 7. Mai. (MTB.) In dem Prozeß gegen die han- no verschen Kommuni st en vor dem Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik wurde am Donnerstag abend?jl0 Uhr das Urteil gefällt. Die Angeklagten wurden verurteilt wegen eines Vergehens gegen§ 7 des Republikschutzgesetzes, gegen die 7 und 11 des Sprengstoffgesetzes, wegen schweren Diebstahls, schweren Raubes. Verbrechen der Amtsanmaßung und unbefugten Waffentragens, und zwar E h l e r t zu drei Iahren Zuchthaus und 300 M. Geldstrafe: Schmidt zu sechs Iahren Zuchthaus und 600 M. Geldstrafe:
von kommendes Dingen. Run also ist es Lenz geworden. Das Volk steht auf. das Volt steht stramm. Wer einen hat, trägt einen Orden, Und man entwickelt ein Programm. Die ihr so long' und heiß begehrtet, Die gold'ne Aera ist in Sicht, Das Vaterland wird aufgewertet,/ Der Mensch wächst mit der Steuerpflicht. Wird dir der Steuerbrief geschrieben. So fühle dich nicht gleich verletzt, Nicht mitzuhalsen— mitzus ch l i e b e n, Bist du in diese Welt gesetzt. Zwar ist das wirklich gar nicht Heller, Und mancher wähnt sich unten durch. Doch glaub', wir wursteln schon so weiter— Ein' feste Burch ist Hindenburch. Du mußt das nur zu nehmen missen Als Deutscher , Preuße und Person. Den Wilhelm mußt du ja noch missen, Doch die Wllhelma gibt es schon. Ich wett', nach soundsoviel Tagen Wirst du erkennen, was uns frommt— Wer wollte sich mll Grillen plagen? Sei stad und warte ab, was kommt. Laß uns demnach die Feste feiern, Und dünkt die Zeit, in der wir steh'n, Dich auch statt eisern etwas bleiern— Man wird ja seh'n, man wird ja seh'n! Jeremias.
Der Kampf der Sulluren Im indischen Bildungswesen. Mit Hilfe der Regierung wie auch unabhängig von ihr sind in Indien.zahl- reiche Hochschulen nach westlichem Muster entstanden. In den großen Städten, wie Kalkutta . Bombay . Madras , bestehen sie schon lange. aber auch in den Eingeborenenstoaten, in Mysore , Haiderabad usw., wurden sie errichtet. Daneben gibt es aber zahllose Brahminen und Vaidyas, d. h. Angehörige der ärztlichen Kaste, welche die Studien nach den alten Ueberlieferungen treiben und ihre Schüler unentgelt- lich bei sich aufnehmen und unterrichten. Diese Lehrer und gewisse ebenfalls sehr zahlreiche Kollegien halten die indische Kultur und die einheimische Tradition aufrecht. Interessante Versuche stellen neuere Einrichtungen dar, welche die beiden Strömungen zu oereinigen suchen. Hier werden z. B. Physik und Raturwissenschast nach den letzten Ergebnissen der westlichen Wissenschaft gelehrt, aber in der heimischen Sprache. Dahin gehört in gewissem Sinne auch die von Rabindranath Taguir in Santiniketan gegründete Universität. Sie will ein kullurpolitisches Zentrum werden, obwohl sie sich vor allem mit Indien beschäftigt, ein Organ der Versöhnung oder besser der Synthese beider Kulturen.