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Nr. 215 45. Jahrgang

1. Seilage ües vorwärts

5rettag, 8. Mai ms

wohnungsfürsorge öer Staüt Serlin.

Die Berliner Stadtverordnetenversammlung faßte gestern zwei Beschlüsse zur Förderung des Klein- Wohnungsbaues. Sie stimmte dem Magistratsantrag zu, daß aus Mitteln der Stadt an ihre Arbeiter, Angestellten und Beamten A rb e it g eb e r da rl e h e n zum Bau von Wohnungen gegeben werden sollen. Angenommen wurde auch der ältere An- trag der sozialdemokratischen Fraktion, den Magistrat um Hergabe von fünf Millionen Reichsmark zur hypothekarischen Beleihung von neu zu er- richtenden Wohnungen für Minderbemittelte zu ersuchen. Dabei wird hauptsächlich an gemeinnützige Genossenschaften und Gesell- schaften gedacht, die den Kleinwohnungsbau betreiben. Nach dem Vorschlag des Ausschusses sollte die für solche Hypotheken aus Mitteln der Stadt bereitzustellende Summe auf einen geringeren Betrag herabgedrückt werden, aber die sozialdemokratische Fraktion deantragt« die Wiedereinsetzung des Betrages von fünf� Millionen Mark. In der Begründung erinnerte Genosse G u t s ch m i d t an ein Wort Hindenburgs aus der Kriegszeit, an das Versprechen, daß man nach Friedensschluß den Kriegsteilnehmern eigene Heimstätten schaffen werde. Unser Redner wies darauf hin, daß gerade diejenigen Parteien, die jetzt Hindenburg auf den Schild erhoben haben, die Erfüllung jener Zusage erschweren, indem sie der Stadt die Mittel zur Mitwirkung an der Beschaffung von Heim- stätten kürzen wollen. Immer wieder sehe man, wie wenig den Rechtsparteien das Wohl der Minderbemittelten am Herzen liegt und wie sehr ste Maßnahmen der Links- Parteien für die Minderbemittelten zu hintertreiben stch bemühen. Das zeigte stch dann auch bei der Abstimmung, in der die Deutsch - nationalen samt der Deutschen Volkspartei gegen die Wieder- einsetzung des Betrages von fünf Millionen Mark stimmten. Es gelang ihnen aber nicht, die Annahme zu verhindern. * Der ordentlichen Donnerstagssttzung der Berliner Etadtverord- neten lag ein Dringlichkeitsantragunserer Genossen vor, der der Baugenossenschaft»M ärkisch« Scholle" zu Hilfe kommen will. Im Einverständnis mit dem Aeltestenrat wurde die Dringlichkeit anerkannt und der Antrag obne Erörterung dem Grundstücksausschuß überwiesen. Zur Förderung des Wohnungsbaues für städtische Beamte, Angestellt« und Ar- beiter will der Magistrat entsprechend dem Vorgehen von Reich und Staat städtische Mittel in Form von Darlehen hergeben. Der Haushaltsausschuß hat die Vorlage zur Annahme empfohlen. Zu- gleich ist vom Ausschuß der Aulrag unserer Genossen vorberalea worden, weitere fünf Alil- lioaen Reichsmark jür die hypothekarische Beleihung von neu zu errichleudeu Wohnungen für Unbemittelte bereitzustellen. Der Ausschuß hat dem Antrag grundsätzlich zuge- stimmt, aber den Betrag aufdieHSlfteherabgesetzt. Weiter soll nach dem Ausschußantrage für den Neubau von Wohnungen für städtische Bedienstete ein Betrog von Millionen Mark bereit- cieftellt werden. Ferner soll nach dem Ausschußantrag die Stadt die Bürgschaft übernehmen sür ein von der Sparkaste zu gewährendes Hypothekendarlehen zwecks Wiederinstandsetzung schadhast gewordener Wohnungen. Bon unseren Genossen wurde der An- trag, 5 Millionen(und nicht nur 2�) für Zwecke des Woh- nunqsneubaues für Minderbemittelte bereitzustellen, wieder aufgenommen und durch Gutschmidt beredt vertreten. Nach dem Ausschußbeschluste würden für M Millionen höchstens 3700 Wohnungen erstellt werden können, die dann auch nur von einem Teil der Minderbemittelten bezahlt werden könnten. Wenn jetzt gleichzeitig vom Ausschuß für die Arbeitgeberdarlehen statt der ur- sprünglich für diesen Zweck in Aussicht genommenen halben Million der dreifache Betrag für 192S bereitgestellt werde, so ergebe sich da- mit eine schroffe Differenzierung zuungunsten der Minderbemittelten. In den letzten Tagen sei ein wort des jetzige« Relchspräfldenteu durch die Preste gegangen, das im September 1917 gesprochen wurde. daß das Daterland einem jeden dazu helfen müste, ein vor Wucher-

Händen geschützte« Heim zu gewinnen, in dem die Familien leben und in dem gesunde Kinder aufgezogen werden könnten. An dieses Wort wolle er(Redner) besonders die Wähler Hindenburgs erinnern und sie auffordern, für die Verwirklichung dieses Wortes - einzutreten.(Beifall bei den Soz.) In der weiteren Aussprache brachten die Kom nunisten Anträge ein, die Vorlage betr. Arbeit- geberdailehen abzulehnen und die betreffenden Bauten im Gemeinde- betrieb ausführen zu lassen oder eventuell wenigstens die hergestellten Bauten an Arbeiter, Angestellte und Beamte der unteren Gehalts- klasten zu vergeben. In der Abstimmung wurde der P r i n z i p a l- antrag der Kommuni st en gegen die Stimmen der Antrag- steller, der Eventualantrag, für den auch unsere Genossen stimmten, mit 83 gegen 83 Stimmen, also mit Stimmengleichheit. abgelehnt, dagegen unser Aalraa aus Bewilligung von 5 Mil- lionen enlgegea dem Ausschußvorschlage angenommen. Zur An- nähme gelangte auch noch ein Antrag Steiniger(Dnat.), die Bürgschaft sür das Hypothekendarlehen für Wohnungsinstand- setzungen im Maximum auf 2 Millionen zu beschränken. Di« Schaffung eines städtischen(fremdenverkehrsbvrean» wurde endlich genehmigt, nachdem Merten(Dem.) nochmals die Bedenken der Hotelbesitzer gegen die Einrichtung, in der ste eine ihnen von der Stadt zu machende Konkurrenz erblicken zu müsten glauben, vorgetragen und gleichzeitig den Magistrat zu einer Er- klärung des Inhalts aufgefordert hatte, daß diese Bedenken absolut grundlos feien, und nachdem Lange(Z.) betont hatte, daß der Magistrat ein solches Institut schon vor zehn Iahren hätte ins Leben rufen sollen. Bürgermeister Dr. Scholtz pflichtete der Meinung Langes durchaus bei und verwies darauf, daß München , Dres- den, Köln längst der Reichshaupt st adt oorange« gangen sind. Ein detailliertes Programm laste sich noch nicht auf- stellen, doch denke die Stadt nicht daran, durch das Bureau Fahr- kartenverkauf oder Gepäckbeförderung betreiben zu lasten. Ein Zimmernachweis könnte eventuell bei besonderen Gelegenheiten, Kongressen und dergleichen eingerichtet werden. aber dann nur im Verein mit den Hotelbesitzern. Ein Antrag, der die Zustimmung an eine Reihe von Kautelen im Sinne des Hotel- acwerbes binden wollte, fand nur eine aus Deutschnationalen und Wirtschaftspartei bestehende Minderheit. Um 7% Uhr wurde die öffentliche Sitzung unterbrochen und in geheimer Sitzung die Auseinandersetzung mit dem Kreis« Nieder- b a r n i m und der Deutschen Gasgesellschaft-A.-G. hinsichtlich Gas- Versorgung zu Ende geführt. Erst um-49 Uhr wurde die Oefsentlichkeit wieder hergestellt. Für die Beschaffung von Feuerwehrkraftfah rzeugen wurden ISO 000 M. bewilligt. Eine längere Erörterung knüpfte sich dann nochmals an den Magistratsvorschlag, zur Berbreikerung der Landsberger Straße. nicht nur die Grundstücke Landsberger Straße 64, SS und 66/67, sondern auch noch das Grundstück Alexanderstraße 44freihändig zu erwerben. Bon der Rechten wurde durch Dr. Steiniger(Dnat.) und Paoschow(D. Vp.) der freihändige Ankauf beanstandet, well der Preis zu hoch fei und der Durchbruch auf diese Weise absolut nicht beschleunigt werde; beide Herren empfahlen den Erwerb auf dem Wege der E n t e i g n u n g. B r u n o w von der Wirtschasts- Partei fand den Preis sogar ungeheuerlich. Für die Annohnie der Vorlagen sprach Bürgermeister Dr. Scholtz. dem dann P a n s ch o w nochmals entgegenhielt, daß man mit der Annahme einer Ninglaub« lichen Bewucheruna der Stadt zustimmen und gewissen Spekulanten Millionen in den Rochen.schmeißen" würde. Der Antrag Stei­niger auf Enteignung zu Lasten einer Anleihe fand eine große Mehrheit. Mit der Gründung einer Freibad-Wannsee-G. m. b. h. hat sich der Ausschuß einverstanden erklärt und der Satzung mit einigen Aenderungen und Zusätzen zugestimmt. Dr. Caspar! (D. Vp.) bemängelte, daß das zuständige Bezirksamt Wilmersdorf mit der Sache überhaupt nicht befaßt worden sei und lehnte die Bildung dieser neuen und nach seiner Auffastung durchaus über- flüstigen G. m. b. H., die die Uebersichtlichkeit der städtischen Verwal- tung nur störe, rundweg ab. Auch Venus(Konim.) wollte von der neuen Gründung nichts wisten, das Freibad müsse in der direk-

ten Verwaltung der Stadt bleiben, die es geschaffen habe; Herr Caspari freilich lehne die Vorlage nur ob, weil dem Bezirksamt Wilmersdorf nicht der entscheidende Einfluß in der G. m. b. H. zustehen soll. Die Ausschußbeschlllsse wurden angenommen; dazu gehört auch eine Entschließung, die den Magistrat auffordert, dafür zu sorgen, daß die Bezirksämter Wilmersdorf und Zehlendorf im Aussichtsrat der G. m. b. H. vertreten sind. Der Neubau des Richard-wagner-Lyzeums in Friedrichshagen wurde mit der Maßgabe genehmigt, daß auch ein Beobachtungsturm für physikalische Zwecke gebaut werden darf, wenn die Gesamtbou- summe von 900 000 M. dafür ausreicht. Für den weiteren Ausbau des Dachgeschosses im Bürgerhaus Charlottenburg de- willigte die Versammlung 93 400 M. Für die im Hausballsplan für 1925 vorgesehenen Bauvorhaben der Stadtentwässerung (in der Stadt und auf den Rieselglltern) sind im ganzen 729800 M. ausaeworfen. Da der Haushaltsplan nach nicht verabschiedet ist, willfahrte die Versammlung dem Antrag des Magistrats, diese Summe freizugeben, damit die betreffenden dringlichen Arbeiten sofort in Angriff genommen werden können. Schluß',.10 Uhr.____________ ?ugenöliche patetfahrer. Am Lahnhof F a n g s ch l e u s e. Bei der Sperre ein Rudel von Dorfjungen mit vierräderigen kleinen Handwagen. Alles liebe, nette, bescheidene Kerlchen im Schulalter. Die meisten aus Fang- schleus«, Bergluch und Hartmannsdorf, wo überall in der Dorf- bevölkerung noch recht viel Not zu Hause ist und schon die Schul- kinder auf das Mitverdienen in irgendeiner Art angewiesen sind. Der Pendelzug zwischen Erkner und Fürstenwalde läuft ein, setzt einen Strom lufthungriger Berliner ab. Aus mehr als einem Dutzend jugendfrischer Kehlen erschallt es anbiedernd:.Hier Paket- wagen... Paketwagen..- billig... billig!" Sie überschreien sich, ohne aufdringlich zu sein, lassen nicht mit sich handeln, halten fest an dem zurechtgemachten Tarif und drücken nicht gegenseitig die Preise. Das Geschäft blüht an schönen Tagen. Viele Ausflügler und die schon jetzt anrückenden Sommergäste haben keine Lust, die von Berlin mitgebrachten Pakete in Sonnenglut über die Chaussee oder durch den Wald zu tragen..Iungens, was lostet der Spaß?" .Nach Grünheide und Fangschleuse«ine Mark, nach Alt-Buchhorst oder Hartmannsdorf anderthalb." Auch eins der neuen Postautos für den Landverkehr häll da zeitweilig, aber wer nicht allzusehr an Bequemlichkeit gewöhnt ist, will ja lieber die Beine regen. Also los, Jungens, wer fährt?".Ich... ich... ich... ich!" Sie alle wollen. Der nächste Zug kommt erst nach zwei Stunden. Ein ganz Schlauer, ein Dreikäsehoch, hält sich im Hintergrund, sagt gar nichts. Na, du bist wohl heute schon müde?" Er schüttelt die blonde Mähne..Nee, Sie nehmen ja doch den, der Ihnen gefällt." So ist's richtig. Die kecke Antwort gefällt. Er war der Kleinste, den nahm ich. Diel hatte er nicht zu ziehen. Die Wege sind gut. Unter- wegs läßt er sich gut«:Äig ausfragen. Der Verdienst ist sehr ver- schieden, je nach Zell und Wetter, und die Konkurrenz ist fast schon zu groß. Wer Glück hat, sackt an manchen Sonn- oder Feiertagen bis zu zehn Mark ein..Junge, da verdienst du ja mehr als Vater!" Der kauin Zwölfjährige lacht ganz stolz in sich hinein. Na ja. et is aber auch»ich so ganz leicht, wenn man siebenmal oder noch öfter Mehr als eine Stunde lang hin und zurück die Karre ziehen muß!" Ich jrage. was er mit dem vielen Geld« anfängt. Alles kriegt Mutter, die spart jetzt zu einem Anzug für mich und sür die Jugendweihe." Die gibt es also auch schon hier weit draußen vor den Toren. Auch in den Dörfern schreitet der Geist der Auf- klärung rüstig vorwärts. Ich gebe dem geweckten Jungen, dessen Augen strahlen, eine Silbermark mehr und denke nach, was er wohl verdienen wird, wenn er nicht mehr das Wägelchen ziehen kann und in der Fabrik schuften muß. Eine verunglückle INondscheinsahrl. Drei Kellner unternahmen in vergangener Nacht eine Segelpartie aus dem Gatower E e e. Ihre alkoholische Vorbereitung für diese sportliche Betätigung über- traf ihre Segelkünste, so daß alsbald alle drei mit ihren, Boot kenterte». Glücklicherweise konnten sie durch Schupobeamie und Zivilpersonen gerettet werden.

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Anthony Zohn. Romaa von Jerome ft Jerome.

Betty verlebte mit kurzen Unterbrechungen etwa drei Jahre in der Priory, beschäftigte sich hauptsächlich mit Schrei- den. Doch war ihr die Wanderlust ins Blut gedrungen, und sobald sie ihr Buch beendet hatte, wurde sie unruhig. Eines Tages dinierten Anthony und Eleanor bei ihr in der Priory. Eleanor eilte sofort nach dem Essen zu der Sitzung eines'Ko- mitees für Ferienkolonien, jndem ste Betty erklärte, man dürfe ihr das nicht übel nehmen, sie werde bald nach neun zurück sein. Betty und Anthony tranken in der Bibliothek Kaffee. Ich wollte euch beide heute abend sehen," sprach Betty. Ich habe es mir angewöhnt, meinen Impulsen zu folgen; kann eines Morgens erwachen und fühlen, daß ich fort muß." Wohin?" fragte er. Wieviel Geld kann ich in den nächsten Monaten aus- geben?" Sie hatte ihn davor gewarnt, daß sie über geschäftliche Angelegenheiten reden wolle; Anthony nannte eine ziemlich hohe Summe. .Alles mit dem Schweiße anderer verdient," meinte sie mit seltsamem Lächeln. Sie geben davon ziemlich viel fort," tröstete er. O ja. ich bin ein äußerst guter Mensch: mit der einen Hand nehme ich es den Menschen fort, mit der anderen gebe ich ihnen vom Geraubten dreißig Prozent zurück; das nennen wir Wohltättgkeit. Und das Aergerliche ist. daß sie so gar nichts nützt, nichts weiter ist als ein Trankopfer für den Gott der bestehenden Dinge.Die Armen werdet Ihr immer um euch haben"." Bisweilen scheint mir," meinte Anthony,als ob Christus, indem er dem reichen Jüngling gebot, alles, was er hatte, zu verkaufen und den Erlös den Armen zu geben, weit mehr an den jungen Mann dachte als an die Armen. Denen hätte es ja nur für kurze Zeit geholfen. Für den reichen Jüngling jedoch bedeutete es den Unterschied zwischen Freiheit und Sklaverei: alles loszuwerden, die Pferde und Wagen, die schönen Häuser und zahlreichen Herden, das Heer kriechender Diener, die Herde schmeichelnder Parasiten. Wie vermochte er das wahre Leben zu erringen, solange er mit Hand und Fuß an die Erde gefesselt war? Nicht einmal die eigen« Seele war sein eigen, gehörte sie doch seinen Reich- tfirnetn,"

Betty wollte nach Mittelrußland reisen. Sie hatte das Land bereits vor einigen Iahren zur Zeit einer der immer wiederkehrenden Hungersnöte kennengelernt; nun drohte für den kommenden Winter abermals eine Hungersnot. Die Kornkammer Europas, " sprach sie,wir beziehen ein Drittel unseres Getreides aus Rußland . Und alljährlich sterben im Reiche des Zaren die Bauern zu Tausenden vor Hunger. Als ich dort war. starben in einem einzigen Tal hunderttausend Menschen. Sie aßen die Leichen der Kinder. Und auf der Strecke nach St. Petersburg sah ich das Getreide neben den Gleisen verfaulen. Der Preis war gefallen, der Transport lohnte sich nicht. Wenn der Teufel auf die Welt niederblickt, muß er seinen Spaß haben." Anthony stand im Dämmerlicht am Fenster, die Hände in den Taschen. Nun wandte er sich plötzlich um und sagte: Ich glaube an den Teufel freilich nicht an jenen, den wir in Chorälen erwähnen, den rebellischen Engel, den Gott an einer Kette festhält und der zugrundegehen wird, sobald er Gottes Absichten erfüllt hat, sondern an den ewigen Geist des Bösen, der allen Dingen innewohnt und über dem Chaos schwebt. Auch er ist unser Vater. Wie könnten wir sonst mit dem Geist des Hasses, der Grausamkeit, der Habgier ge- boren werden? Auch das Böse nennt uns seine Kinder, es kämpft um uns, fordert uns auf, mit ihm gemeinsam zu arbeiten, die Welt in eine Hölle zu verwandeln. Hasset ein» ander, tut einer dem anderen Böses, so lautet sein Gebot. Und wem gehorcht die Welt, Gott oder dem Teufel? Beherrscht der Haß oder die Liebe die Erde? Wen ehrt die Welt? Den habsüchtigen, egoistischen Menschen, derweiterkommt", indem er seine Mitmenschen in den Staub tritt. Wer sind die Führer der Welt? Die Kriegshetzer, die Prediger des Hasses. Wer wagt es, Christus zu folgen, für das Gute zu kämpfen? Das ist das Unglück. Entsagung, Verachtung, Verfolgung, Einsamkeit, wir fürchten uns davor. Und doch könnte es getan werden. Darin liegt die Tragödie. Das Gut« vermöchte zu siegen, wären nur einige von uns mutig genug. In unserem England leben Tausende von Männern und Frauen, die über- zeugt sind, daß die Hoffnung der Welt durch das Befolgen von Christt Lehren verwirklicht werden könne. Sagte jeder dieser Menschen zu sich selbst:.Ich rttill nicht länger gegen das Licht in mir sündigen. Was auch immer die anderen tun, was für Schwierigkeiten und Entbehrungen auch immer ich auf mich nehmen muß, ich will den Geboten gehorchen, Christt Leben sichren." Gäbe es hier in Millsborough bloß eine Handvoll Männer und Frauen, die Christt Leben führen, reiche Men- schen, die chren Reichtümern entsagt haben, wohl wissend, daß.

solange es Arme auf der Welt gibt, niemand, der die Menschen liebt, ein Recht Mif Reichtum besitzt. Und attdere, die nicht nach Reichtum streben, weil sie erkannt haben, daß der Reiche nicht Gott, sondern dem Mammon dient. Eine Handvoll Frauen und Männer, überall verstreut, die nur dann vor- treten, wenn es gilt, Christi Werk zu tun. Eine Handvoll Frauen und Männer, still und vertrauensvoll arbeitend, Gottes Wege bereitend, ihre Kinder neue Ziele, Sehnsüchte und Ehr- geize lehrend. Einigen würde Mißerfolg zuteil, andere würden Erfolg haben. Und sie fänden Anhänger. Es müßten nur einige Wenige das Beispiel geben. Alle Großmütigen, Männer, Frauen, die Jugend würden sich angezogen fühlen. Mit Gott gemeinsam kämpfen, zur Errettung der Welt. Nicht um sich selbst zu erlösen, der eigenen werten Persönlichkeit den Himmel zu sichern. Das war bisher der große Fehler; es war an das Ich im Menschen, anstatt an den Christiis im Menschen appelliert worden.Glaube, und du wirst gerettet werden"; das ist ein Appell an die Selbstsucht, die Habgier des Menschen. Der Geist Gottes verlangt Helden, keine Söldner. Denkt nicht an Euch selbst, an Euren eigenen ewigen Lohn, helft, die Welt zu retten, dieses kleine England zu retten, dieses arme traurige, schmutzige Millsborough, wo ein jeder seinen Nächsten haßt und die kleinen Kinder mit Schmutz spielen. Helft diese Stadt schön und rein machen, helft, alle Tränen der Welt fortzuwischen. Helft Gott , die Menschheit zu retten. Wir sprechen vom Geiste des Guten und des Bösen, als wäre das Böse seiner Natur nach dem Guten untergeordnet, als wäre der Sieg des Guten gewiß und bloß eine Frage der Zeit. Woher wissen wir dies? Das Böse ist das Erstgeborene, alles, was nicht das Böse be- kämpft, kehrt zu ihm zurück. Woher wissen wir. daß nicht schließlich das Böse siegen wird? Das Gute wird zurückge- trieben, der Mensch will ihm nicht helfen. Einst waren die Jünger des Guten bereit, dafür zu leiden, zu sterben. Heute fürchten wir den Spott, die Entbehrungen. Wir glauben, olles könne durch Predigen, durch Almosen erreicht werden. Doch kann man nur auf eine einzige Art sür Chrisws kämpfen: indem man sich selbst verleugnet, das'Kreuz auf sich nimmt." Die beiden verharrten stumm, bis sich die Tür öffnete und Eleanor eintrat. Sie kam ganz von der Komiteesitzung er- füllt; es war beschlossen worden, zweihundert Kinder an die See zu schicken. Lachend berichtete sie, daß sie in Anthonys Namen hundert Guineen gezeichnet hatte. Betty erklärte, sie müsse nun für einige Zeit von ihnen Abschied nehmen, da sie nach Rußland reise. Eleanor ließ sich voller Interesie Bettys Pläne erklären. Sie saß auf dem Arm von Anthonys Lehnstuhl, zündete ihm«ine Zigarre an. (Fortsetzung folgt.)