Stoff für jede Gewerkschafts- und Betriebsversammlung abjab. Ruth Fischer als Führerin der Linken, als Hüterin der teinen und unverfälschten Prinzipien, hat damals diesen .Offenen Brief " fanatisch bekämpft und ihn lächerlich gemacht. Heute greift sie selber zu diesem letzten Mittel- meil fein anderes mehr der bankerotten KPD. zur Verfügung steht.
Es scheint, daß die Angebote" vorerst fein Ende nehmen werden. Jeden Tag werden neue Formen der Anbiederungsund Annäherungsversuche erfunden. Die Sozialdemokratie wird sogar gewissermaßen befördert. Sie ist jetzt eine„ bürgerliche Arbeiterpartei", und allen Ernstes setzt die Komintern aus= einander, daß sie sogar mit bürgerlichen Parteien, wie die Sozialdemokratie eine ist", zusammengehen will, um die Recftion zu bekämpfen.
" 1
Auf wen wollen eigentlich die fommunistischen Führer mit biefem Verzweiflungsbluff Eindruck machen? Etwa auf die fozialdemokratischen Arbeiter? Glauben sie mirklich, daß ein einziger Arbeiter nach dem, was er von den Kommunisten in den letzten Jahren in Deutschland erfahren hat, an die Ehrlich lichkeit irgendwelcher Angebote" glauben wird? Glauben die fommunistischen Führer wirklich, daß ihre phrasenreichen Aufforderungen zum Kampfe gegen die Reaktion" einen einzigen Arbeiter veranlassen werden, den Putschisten von neuem ins Garn zu laufen? Die Angebote der KPD. sind nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind. Die KPD. - Zentrale fellte sich den Druck der Manuskriptentwürfe für die fommunistischen Walzenredner sparen. Auch die neue Walze wird nicht ziehen.
Sehr richtig schreibt die Komintern in ihrem Aufruf, daß mur der gemeinsame Kampf der Arbeiter" die reaktionären dem Marsche. Sie wird geschlossen sein an dem Tage, an dem Gefahren abwenden fann. Diese gemeinsame Front ist auf ber legte deutsche Arbeiter den berufsmäßigen Spaltern der Arbeiterbewegung sein Mitgliedsbuch vor die Füße wirft. Die Einheitsfront tommt mit und ohne Angebote der KPD. , aber fie fommt ohne Ruth Fischer und die anderen Mostaujünger!
F
Ostelbische Justiz.
Neues vom Amtsgericht Deutsch - Krone.
Bir mußten uns an dieser Stelle des öfteren mit den Justizbehörden von Deutsch - Krone beschäftigen, die durchaus nicht dazu zu bewegen waren, die Republik und den Reichspräsidenten gegen die Beleidigungen und Beröchtlichmachungen des Briefträgers Bant in Schutz zu nehmen. Wenn ein Beamter den Tod des Reichs präsidenten öffentlich mit den Worten kundgibt: Gott sei Dant, baß der Hund frepiert ist!", wenn dieser Beamte sein Amt bazu mißbraucht, die bestehende Staatsform zu untergraben, so find das Dinge, die von den Justizbehörden in und um Deutsch - Krone mit einer wegwerfenden Handbewegung abgetan werden. Daß das hche Gericht aber auch anders fann, zeigt ein anderer Fall aus Deutsch - Krone, der uns mitgeteilt wird. Hier handelt es sich allerbings. nicht um den Reichspräsidenten , sondern um oft= elbische Großagrarier.
Genoffe Studi in Deutsch - Krone hatte im Wahlkampf des porigen Frühjahrs in Abwehr gegnerischer Angriffe und der friegshezerischen Propaganda der Rechtsparteien auf die große An= zahl reflamierter Großagrarier während des Krieges hingewiesen und zum Beweis die Namen von 15 Großagrarfern des Kreises Deutsch - Krone genannt. Auf Berantaffang des Landbundführers, des föniglich preußischen Land. rates a. D. v. Mener, erhob ein Teil der Herren lage beim mtsgericht, indem sie sich durch den angeblich von Studt gebrauchten Ausdruck Drückeberger beleidigt fühlten. Troßdem nun in der Gerichtsverhandlung erwiesen wurde, daß Genosse Studt nicht von Drückebergern gesprochen hatte und im übrigen von den Klägern die von Studt behaupteten Tatsachen zugegeben wurden, verurteilte der Amtsrichter dennoch den Angeklagten unter Anwendung des berüchtigten Dolus eventualis zu 50 Mart Geldstrafe, indem es ihm unterstellte, er habe die Kläger als Drückeberger bezeichnen wollen.
Opernforgen im Mai.
In der früheren Voltsoper bringen es ein paar Sänger zu= mege, Kammermusik mit Bühnenblut zu erregen, ein Drama gefanglich so auszufüllen, daß eine große oratorische Linie in Bewegung umgesetzt wird, lyrische Gebilde mit Hingabe von Geist und Körper zugleich theaterfest zu machen. Diese Aufführung von Julius Cafar"( händel) ist musterhaft im Stil der alten italienischen Dper gehalten, und es bedarf sicher der künstlerischen Hände glänzender Leiter( Zweig, Strelizer, Wolff), um solch Ebenmaß der Leiftung zu erreichen. Aber man erzielt es nur mit Sängern, deren Mimit und Gefte groß und undifferenziert sein kann, deren Stimme Ausdruck aller Schattierung, hergibt. Diese Rezitative wollen ge: fungen und agiert sein, diese Datape- Arien wollen geatmet, auf bem Atem getragen sein. Ein Meisterwert, das 200 Jahre alt ist, mutet uns an wie die Offenbarung eines Genies, das unser aller Sehnsucht ahnt oder fennt: Musit statt Drama, Gesang statt HandIng zu geben. Unter wenig Menschen spielt sich ein verworrenes, intrigenhaftes Stück ab; taum werden Chöre bemüht. Ein kleines Drchester der Streicher. Tiefftes Geheimnis: zwei Tatte geben uns eine Welt des Leidens, des Angriffs, der Trauer, des Danks. Wer die Arie des Cafar oder der Cornelia an der Urne des Pompejus hört, weiß: Händel ist das Mufit- und Theatergenie unserer von der Bühne fortdrängenden Zeit.
Man sollte versuchen, diese Cäsar- Aufführung so, wie sie da steht, über die Zeit der Volksoper hinaus zu retten. Guttmann, die Schloßhauer- Reynolds und Malkin sind die illustren Bertreter der Hauptpartien( Willimsky, Blafel und Sauer treten hinzu). Wenn es sich bewahrheitet, daß Heinz Tietjen Inten dant des Charlottenburger Stadt- Opernhauses wird, so möge er an diese Aufführung( wie an den„ Boris Godounow") denken. Er nar im Haus nicht zu sehen. Wahrscheinlich hängt sein Ohr tags über am Telephon, in das ihm die Antworten der künftigen Kapellmeister in Charlottenburg entgegenschallen. Wer ist der kommende Mann? In ein schwebendes Verfahren von so eminenter Tragweite soll öffentlich nicht eingegriffen werden. Zum Intendanten muß der Musikdirektor in innerer Beziehung stehen, die beiden müssen sich in Abfichten treffen, müssen sich ähneln, ergänzen. Deshelb werden zwei Genialische nie zusammenkommen. Bon Tietjen neiß man nicht viel in Berlin ; auch nichts Schlechtes also. Wie aber auch die Bedenken gegen ihn lauten er fapellmeistert selber, er ist das Kunstleben nur in fleinen deutschen Städten gewohnt 1. ä. wird sein Vertrag perfekt, so wird man ihm vorurteilsfrei Beit lassen, sich zu bewähren. Nicht Namen entscheiden, sondern Laten. Und diese Tat( die wir selber einem Intendanten hörth zugetraut hätten) heißt: Niveautheater, Konkurrenzoper, Ensemble. leistung höchsten Ranges, Wahl also der rechten Musiker, Solisten, geschehen. Abbau heißt Neubau. Wo ein stolzer Bau ragen son, gefchehen. Abau heißt Neubau. Wo ein stolzer Bau ragen foll, muß Schutt abgeräumt werden. Ob zu diesem musikantischen Wert, das die Stadt zieren soll, beijer eine blechbepanzerte Faust gehört, ob besser ein behutsamer Sachwalter, dos soll die. Initiative, der glückhafte Instinkt des Intendanten entscheiden. Wir werden, einer lei, ob die Wahlen unseren eigenen Wünschen entsprechen oder nicht,
-
das im Deutschen Haus", Annaberger Straße 36, befindliche Bercinszimmer des Wifing- Bundes" geschleppt, wo man sie mit dem Kommando: Hände hoch!" an die Wand ftellte und beraubte. Das Ueberfallkommando der Polizei griff ein und nahm Namensfeststellungen vor. Die strafrechtliche Verfolgung ist eingeleitet worden.
Gegen das Urteil wurde Berufung eingelegt, der der Er- Boden geschlagen. Verwundet wurden dann mehrere in folg nicht verjagt blieb. Allerdings wollte der Berufungsrichtiger den Vorderrichter nicht desavouieren und erklärte, es liege allerdings eine Beleidigung vor, doch sei zur Berurteilung notwendig, daß der Angeflagte das Bewußtsein der Beleidigung gehabt haben müsse, eine Feststellung, die in dem vorliegenden Fall nicht gemacht worden sei. Die Sache wurde deshalb an die Vorinst an 3 3urüdverwiesen.
Damit war dem Vorderrichter die Gelegenheit gegeben, seinen offenbaren Fehlspruch zu korrigieren. Wenn man nun aber meint, der Herr Amtsrichter habe den sich bietenden Ausweg benutzt und das Urteil aufgehoben, der irrt sich. Der Amtsrichter erklärte, er habe schon in der Borverhandlung das Bewußtsein der Be leidigung bei dem Angeklagten festgestellt, es jei nur vergessen worden, es in der Urteilsbegründung zum Ausdrud zu bringen(!!!). Auf den Einwand des Genossen Studt, daß ihm doch die Absicht der Beleidigung gefehlt habe, die Absicht doch auch nicht erwiesen sei, erklärte der gelehrte Herr, das sei auch nicht notwendig, das Bewußtsein einer Beleidigung fönne man auch ohne die Absicht haben. Der Vergleich dieses Falles mit dem Fall des Briefträgers 3ant erübrigt einen Kommentar. Es mag genügen, den Namen des Richters festzustellen. Es ist der Amtsgerichtsrat Dr. Dornblüth, Deutsch- Krone. Gegen das Urteil ist selbstverständlich nochmals Berufung eingelegt worden.
Irrlehren.
Geschraubte Entrüftung rechts.
In der Debatte über die preußische Regierungserklärung beAngesichts, das 3entrum davon zu überzeugen, daß es gegen mühten sich die Vertreter des Hindenburg - Blocks im Schweiße ihres den Willen des Papstes handle, wenn es mit der Sozialdemokratie politische Koalitionen eingehe. Denn der Bapst habe den Sozialismus als„ Irrlehre" bezeichnet und seine Bekämpfung gefordert.
Ganz objektiv hat darauf der Zentrumsabgeordnete Bilder. mann, Domtapitular, erklärt, daß es sich bei den Borschriften des Batikans um eine tirchlich- dogmatische Aeußerung handle, und daß der Bapft ebenso den Protestantismus als Jrrlehre bezeichnet habe.
Darüber ist man nun im Lager der patentierten Religionshüter vom Ar, Halm und Schlot außerordentlich entrüstet, und diese Entrüstung wird in tausend Blätterspalten täglich weiter gesponnen, in unendlichen Reden immer wieder neu renoviert". Protestantismus - eine Jrtlehre? Ist das nicht eine furchtbare Beleidigung?
Wir stehen dem dogmatischen Streit der Religionsdiener beFragen auf, um deren Beantwortung wir die protestantischen Gralsfanntlich sehr gelassen gegenüber. Aber es drängen sich doch einige hüter bitten: Haben Luther und Calvin die tatholische Lehre als eine richtige anerkannt? Und halten die heutigen Protestante naller Schattierungen den katholischen Glauben als die richtige Lehre? Wenn nicht: Wie nennt man das Gegenteil einer richtigen Lehre im firchlich- protestantischen Sprachgebrauch? Doch wohl auch nicht anders als„ Irrlehre ,,?!
Wozu denn also die heuchlerische Entrüftung von Bolfspartei bis Weftarp?
Deutscher Geist, Marke„ Wiking- Bund ".
Völkischer: Raubüberfall in Chemuih. Bom Reichsbanner Gau Chemnitz wird uns geschrieben: In einer der letzten Nächte wurden in Chemnitz etma 15. Angehörige des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold" von 200 Bölfischen zu gleicher Zeit an verschiedenen Stellen der Stadt überfallen.
Zuchthaus für einen Stahlhelmführer.
Das Urteil im Spionageprozeß Gerneth. Leipzig , 8. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Am Freitag vormittag wurde der Spionageprozeß gegen den Bamberger Stahlhelmführer Gerneth vor dem Reichsgericht zu Ende geführt. Der Hauptbelastungszeuge war wieder nicht erschienen, da er sich im Auslande befindet. Der Angeklagte hatte an den Vorsitzenden einen Brief gerichtet, in dem er den Zeugen Wiegand, der ebenfalls Führer des Stahlhelms in Bamberg war, des meineids bezichtigt. Ein Antrag der Verteidigung, einen Major des Bamberger Reichswehrreiterregiments als Zeugen zu laden, wurde abgelehnt. Der Angeklagte bestritt nämlich die Behauptung des Zeugen Wiegand, daß Gerneth beim Reichswehrregiment Atten einsehen konnte und einen Dauerausweis für das Regiment besaß. In seiner Anflagerede bezeichnete der Reichsanwalt Gerneth als den größten Spion derlegten 3eit. Er habe zuerst Spizeldienste bei der Polizei getan und sei dann in den Stahlhelm eingetreten, alles nur, um den Franzosen die wichtigsten Nachrichten zu verraten. Selbst einen französischen Namen hatte er sich beigelegt. Da er Mitglied des Stahlhelms war, sei es ihm sehr leicht gewesen, Aften des Bamberger Reiterregimenis einzusehen. Bei schlimmste, was sich bis jetzt ein Landesverräter geleistet hätte. Der folch einem Menschen dürfte feine Milde walten, zumal er ſelbſt ſeine eigenen Landsleute cigenen Landsleute an die Franzosen ausliefern wollte, das Reichsanwalt beantragte daher 10 Jahre 3uchthaus, zehn Jahre Ehrenrechtsverluft und dauernde Stellung unter Polizeiaufsicht. Das Gericht verurteilte Gerneth zu sechs Jahren 3uchthaus, zehn Jahren Ehrverlust und dauernde Stellung unter Polizeiaufsicht.
Zum Fall Höfle.
Strafrechtliche Vereinigung gegen den Erlah des
Wohlfahrtsministeriums.
Bunkt in der geftrigen Abendfizung der neugegründeten Straf. Der Arzt als Gutachter im Strafverfahren war der einzige rechtlichen Vereinigung der Berliner Rechtsanwaltschaft, die unter großer Beteiligung von Medizinern, Gerichts- und Gefängnisärzten im früheren Herrenhause stattfand. Zunächst icitte der Borsigende, Justizrat Dr. Löwenstein, mit, daß die Berfterium energisch darauf hingewiesen habe, daß die Durchführung einigung in einer Eingabe an das Wohlfahrtsmint= eines Geheimerlasses, der den Amts- und Gerichtsärzten private Tätigkeit verbiete, zu einer Schädigung der Rechtspflege führen müsse. Es feien entsprechende Anträge wegen Aufhebung des Erlaffes gestellt worden. Der Fall Höfle bilde eine charakteristische Illustration zu den Konsequenzen diefes Geheimerlasses, der geradezu zu Justizmorden führen müsse, wenn die Verteidigung und die Angeklagten behindert würden, ihnen geeignet erscheinende Aerzte in Anspruch zu nehmen.
Sodann sprach zum Hauptpunkt der Tagesordnung Dr. Jac. ques Abraham, der die Bestimmungen über die Stellung des Arztes im Untersuchungsverfahren einer eingehenden Prüfung unterzeg und die vorhandenen Mängel des Gefehes hervorhob. Nirgends Schreibe das Gesetz zwingend die Zuziehung des Arztes por. Der jezige Standpunkt der Behörden, wie er auch im Geheimerlaß über die Frage der Saftfähigkeit zum Ausdrud fomme, sei direkt gesegwidrig. Erste ärztliche Autoritäten würden vielfach vom Gericht abgelehnt, meil sie feine amtliche Funktion Die Reichsbannerfeute gingen in fleinen Trupps, zum Teil mit haben. Den Angeklagten müsse die Möglichkeit gegeben werden, ihren Frauen, stadtwärts. Sie wurden von den Bölkischen, die von den Arzt ihres Vertrauens hinzuzuziehen. In der Behandlung der einer Versammlung, in welcher der bekannte Pfarrer Traub Untersuchungsgefangenen müsse mehr menschliches Fühlen und eine pradh, ohne jeden Grund und ohne daß auch nur die geringstand, daß die Bestimmungen, die für Verurteilte und überführte modernere Auffassung Platz greifen. Es sei ein ungeheuerlicher Zu sten Auseinandersehungen vorausgegangen waren, Berbrecher gelten, für den Untersuchungsgefangenen nicht gelten mit Knüppeln und anderen gefährlichen Waffen angegriffen und zu sollen.
den Tatsachen mit flarster und reinster Objektivität gegenübertreten. Kritisches Urteil gilt der Sache und ihrem guten Stand, nicht den Einzelpersonen; auch dann, wenn sachverständiger Rat eines Kritifers vor Vollendung aller Tatsachen eingeholt wird. Kurt Singer .
Die russische Weltanschauung.
-
-
Die Veranstaltung der Kant Gesellschaft " im neuen Aulagebäude der Universität war belehrend und genußreich zugleich; Prof. Dr. Simon Frant vom Berliner russischen wissenschaftlichen Institut sprach in präzisen Ausführungen über philofophische und geistige Strömungen Rußlands im neunzehnten Jahrhundert, behandelte aber dann die russische Weltanschauung ganz allgemein. Man mag zu dem politischen Rußland stehen wie man will, man wird ohne weiteres zugeben, daß dort die Entwicklung der Ereignisse meltanschaulich stärker beeinflußt ift als im Westen Europas . Dort ist von jeher die Kirche weniger äußere Organisation als bei uns, fie stellt eine innere ursprüngliche Einheit der Gläubigen dar. Zum sozialpolitischen Kommunismus befindet sich aber dar. Zum sozialpolitischen Kommunismus befindet sich aber nach Ansicht des Referenten die fautnfische Weltanschauung im diametralen Gegensatz. Der Gemeinschaftsgedante steht obenan, und des. halb werden absolute Fragen der Weltanschauung ohne weiteres auch zu tagespolitischen Fragen. Der wilden Leidenschaft erscheint das Extremste sofort als das Richtigste, und das erflärt jeden anarchistischen und jeden nihilistischen Gedanken. Raum ein religiöspolitischer Führer, der nicht ein zweiter Nazarener wäre, faum einer, der nicht nur erkennen, sondern auch helfen, retten mill. Und fein Mittelding gibt es, wofür Dostojewsti herrliche Beispiele liefert, bei diesem gottragenden Volt" in seinem Streben nach Totalität von Wahrheit und Gerechtigkeit, von Theorie und Praxis zwischen höchster Gläubigkeit und größtem Nihilismus. In der Diskussion sprachen Dr. Bolzhausen über die Beziehungen des russischen Geistes zu Fichte, Dr. Michels über das antioksidentale Wesen der russischen Weltanschauung, die direkt zur ethisch indifferenten Mystik führt, Prof. Dr. Arthur Siebert, der Vorsitzende der Kant- Gesellschaft , wies unter Bezugnahme auf Kant darauf hin, daß uns, wenn nicht die Mystik, die auch der verfemte Rationalist im Letzten nicht ausschaltet, so doch die Methaphysik reichlich Möglichkeiten liefert, uns in die russische Weltanschauung einzuleben. Der zahlreichen Zuhörer Dank war groß und nicht nur äußerlich. ergo.
-
Claire Bauroff , die in Wedekinds Franziska" die kleine Tänzerin Karaminta mimt, gab- unter der Protektion von Tilla Durieug einen Tanzabend vor geladenem Publikum im units alon Cassirer. Sie ist eine Hochiänzerin von auffallend herber Note. Nichts Weiches, nichts Fließendes. Scharfe, edige, rudweise Schwünge. Manches mehr rhythmische Gymnastit als Tanz. Auch in der Ekstase( Pas guerrier") und im wuchtig ausladenden Bathos ( Consolation") meniger feelisch ergreifend als afrobatisch wirfend. Starfe schauspielerische Phantasie in effektvollen mimischen Studien. (" Entfaltung“,„ Clend",„ Lüge".) Im leichten„ Scherzo" zu grell, in preziöser Rokokograzie( Marquise) parodistisch. Naturell und Ausdrudsformen nach diesem Abend zu schließen vorzüglich auf pantomimische Groteske eingestellt. Reine Ueberragende, aber jedenfalls eine Eigene mit Entwicklungsmöglichkeiten, 3. S.
-
-
Berkauf des Berliner Raffael- Bildnisses. Der seit Jahren befürchtete Verkauf des berühmten Raffael - Bildnisses aus Berliner Privatbesis scheint jetzt zur Tasseche zu werden. Ein amerikanischer Kunsthändler hat, wie es heijjt, Raffaels Porträt des Giuliano de' Medici aus der Sammlung Dstar Huldschinsky erworben. Eine Bestätigung des Verlaufs war bisher nicht zu erhalten. Das Bild steht auf der Liste der national wertvollen Kunstwerke, deren Aus= fuhr nur mit Bewilligung des Reichsministeriums des Innern stattfinden darf.
Man
Künstlerkammern. Die Errichtung von Künstlerfammern nach dem Vorbilde der Anwalts- und Aerztekammern ist auf dem legten Jahrestage des Reichswirtschaftsverbandes wieder einmal gefordert worden. Nun hat auch die Berliner Akademie der Künste sich der Frage eines organisatorischen Zusammenschlusses der ganzen Künstlerschaft angenommen. Eine Aussprache, zu der die Akademie kürzlich die Bertreter der hauptsächlichsten Bereinigungen der bidenden Künstler und der Tonfünstler Einladungen ergehen ließ, hat cin positives Ergebnis noch nicht gehabt. Wohl zeigte sich, daß der Wunsch nach einen solchen Zusammenschluß in der Künstlersch ist allgemein ist. Aber über die geeignete Form herrscht weder Klarheit noch lebereinstimmung. Bon verschiedenen Seiten wurde die Einbeziehung des fünstlerischen Schrifttums in eine solche allgemeine Künstlervertretung gewünscht. Dazu aber wäre nun einmal erit cine Scheidung zwischen fachwissenschaftlichem und schönwissenschaftlichem" Schrifttum erforderlich. Und wie soll es bei der Musik mit der Einbeziehung der reproduzierenden Künstler gehalten werden? sieht, da sind noch viele offene Fragen. Fraglos aber hai der Generalsekretär des Reichswirtschaftsverbandes bildender Künstler, der Berliner Maler Otto Marcus recht, wenn er erklärte, cine umfassende starke Künstlervertretung wäre für das Volksganze heilsam als Gegengewicht gegen ein allzu einseitiges Ueberwiegen des Wissen schaftlichen ; auch die Dichtkunst, die schöne Literatur" mit ihren Bertretern ist dabei wesentlich. Für die bildende Kunst wäre ein Ausbau auf den bestehenden Vereinen sachlich nicht förderlich. Die bisherigen Künstlerverbände haben sich überlebt. Eine maßgebliche Bertretung der Künstlerschaft aber ist erforderlich. Die Tonfünftler, die als Vertragsgegner mit Reichsverbänden zu rechnen haben, scheinen eine Reichstammer zu bevorzugen. Bei den bildenden Künstlern ist es nicht sicher, ob eine einheitliche Reichstammer oder verschiedene Länderkammern geschaffen werden sollen. Jedenfalls aber denkt man bei der Künstlerschaft jetzt einen entscheidenen Schritt zur Bildung solcher Kammern zu tun. Eben jetzt ist, nachdem bis. her nur ein Gauverband München innerhalb Bayerns bestand, ein neuer Gauverband Nordbayern mit dem Sig in Nürnberg geschaffen morden.
Bilma Möndeberg gibt auf Einladung der Boltsbühne E. B. am am Freitag, den 15., abends 8 Uhr, im Ritteriaal der Oper am Königs blat einen Sölderlin Abend. Einlaßtarten zum Preise von 50 Pf. in den Verkaufsstellen der Voltsbühne.
Die Einheifsturzfchrist in der Marineverwalturg, Wie das Reichswehr
ministerium amtlich mitteilt, ist an der Marinejascule für Berdeutsches Birtſchaft die Umstellung des Sturzschrittunterrichts auf die
Einbeitsturzihrift nunmehr durchgeführt und damit fichergestellt, daß die von jest ab ausscheidenden, in der Kurzschrift ausgebildeten Unteroffiziere und Mannschaften sämtlich die Einheitsturzschrift beherrschen.