Heerstraße Clabom wirb mteber Bochentagsverfehr erhalten.
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der Oberfpree sollen die Fahrten ebenfalls start vermehrt mer Eine Blütenfahrt der Stadtverordneten. den. Nach Wolfersdorfer Schleuse und Schmod mig Haben wir Berliner nötig, nach Werder zu fahren, um den Blu fahren die Dampfer am Sonntag vor und nachmittags. Neu auf. genommen find Fahrten nach Ralfberge Rüders tenzauber des Frühlings zu schauen? Es gibt Orte um Berlin , in denen die Baumblüte nicht so großartig, aber sicherlich nicht weniger dorf und nach Grünheide . Die Teupiz- Fahrten sollen schön ist. Auch auf den Gütern der Stadt Berlin , die das zweimal in der Woche und während der großen Schulferien täglich ausgeführt werden. Ueber die Tagesfahrten nach BrandenStadtgebiet im Norden und im Süden umgeben und feit der Einburg, Teupi usm. gibt ein neu erscheinender Führer Aufschluß. gemeindung der Vororte zum Teil in das erweiterte Stadtgebiet ein. bezogen find, fann die Baumblüte sich sehen lassen". Die Blüte der 2pfelbäume, an denen die Güter besonders reich find, hat sich jetzt voll entwickelt und bietet einen prächtigen Anblid.
„ Das große Geheimnis".
Ein graphologisches Preisausschreiben.
Als
Das große Geheimnis",„ Ein neuer Weg zum Erfolg- so In lautete die maritschreierische Ueberschrift des graphologischen Preis ausschreibens, das, wie bereits gemeldet, gestern Gegenstand der Gerichtsverhandlung beim Amtsgericht Berlin- Mitte war. Motto führte dieses Preisausschreiben den vielsagenden Spruch: " Drum prüfe, wer sich ewig bindet, die Handschrift, achte, was fie tündet."
Auf Einladung der Verwaltung der Berliner Stadtgüter G. m. b. 5. machten gestern Stadtverordnete eine Fahrt nach einigen im Norden gelegenen Gütern, um die Baumblüte zu befich tigen. In Weißensee bestiegen die Teilnehmer die von den nächsten Gütern bestellten Wagen, und über Malchow fuhren sie auf den zwischen den Rieselfeldern sich hinziehenden Feldwegen, die von un absehbaren Reihen blühender Bäume gesäumt find, nach dem durch feinen Obstbau rühmlich bekannten Gute Blankenburg . Da„ Unbefugte" diese Wege nicht betreten dürfen, so bleibt die Blütenpracht dem Publifum größtenteils verschlossen. Aber in der näheren Ums gebung Blankenburgs fann der Besucher auch von den öffentlichen Megen aus die Baumblüte besichtigen und sich an dem schönen Bild erfreuen. Auch die Blankenburger Kleingärten, die auf der Fahrt berührt wurden, lohnen in den Wochen der Baumblüte einen Belüftet merden. Die vorzüglichsten weiblichen und männlichen Charaffach.
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In Blantenburg übernahm Stadtrat Wege als Dezernent Per Güterverwaltung zusammen mit Güterdirektor Ruths und mit Gartenbaudirektor Hempel die Führung der Gäfte. Man erfuhr, daß auf den Berliner Stadtgütern im ganzen 300 000 Obft bäume stehen, die bei allermäßiger Aneinanderreihung eine Allee von einigen hundert Kilometer Länge ergäben. Hauptsächlich werden Apfelbäume und Birnbäume gezogen, feltener Bflaumenbäume und Sauerkirschbäume. Auf Süßkirschen muß verzichtet werden, meil sie das stickstoffreiche Rieselwasser nicht vertragen. Die ersten Obst pflanzungen wurden 1884 in Falkenberg angelegt. Das Obstgut Blankenburg hat auch ein Verfuchsfeld. Für den Absatz des Obstes find besondere Verkaufsstellen auf mehreren Gütern eingerichtet. Die Erträge fallen je nach dem Wetter sehr perfchieden aus. In 1922, einem Jahr mit recht guter Obsternte, wurden 11000 3entner Aepfel und Birnen geerntet. Dagegen brachte 1923 taum 200 3entner. Schmer werden die Obftpflan zungen durch Diebe geschädigt, die manchmal sogar mit eigenen Wagen anrüden, um ihren Raub fortzuschaffen. Die Sortierung des geernteten Obftes wird sogleich in den Alleen ausgeführt und die verschiedenen Sorten merden je nach ihrer Güte mit besonderer Sorgfalt verpackt. Die Güterverwaltung ist jetzt auch darauf bedacht, burch mehr Bienenzucht den Obstbau zu fördern. Sie wünscht, daß in immer weiteren Kreisen der Bevölkerung die Bedeutung des Obstgenusses für die Gesundheit gewürdigt wird und das Obst willige Abnehmer findet.
Nach Besichtigung der Edelobftanlagen in Blantenburg rafteten die Teilnehmer im Garten des Gutshauses Blankenburg . Kinder aus den Berliner Gemeindeschulen 11( Wedding , Schöningstraße) und 97( Gesundbrunnen , Christianiastraße) erfreuten die Gäste durch Gefänge und Tänze.
Der Fezen. „ Borläufig ist die Farbe Schwarz- Rot- Gold noch Reichsflagge". Bor dem Schöffengericht Charlottenburg hatte sich der frühere völkische Abgeordnete Fahrenhorst wegen Beschimpfung der Reichs. farben zu verantworten. Das Verfahren gegen Fahrenhorst schwebt schon seit November 1923 und es steht bereits zum achten Male Berhandlungstermin an. Wiederholt war Fahrenhorst nicht erschienen, da es sich bis vor kurzem auf seine Immunität als Reichstagsabgeordneter stüßte.
Nach der Anflage war Fahrenhorst auf Anzeige eines Kriminal beamten beschuldigt, in einer Bersammlung der Deutschvölkischen Freiheitspartei in den Hohenzollernfälen gejagt zu haben: 23 ir merden den schwarzrotgoldenen Fehen herunter. reißen und an feiner Statt die schwarzweißrote Fahne mit dem schwarzen Hafenkreuz miedersehen laffen." Fahrenhorst bestritt nicht, von einem Feßen" gesprochen zu haben; er habe nur in unbedentlicher Weise für die Zukunft vorausgesagt, und zwar in der Form:„ Wenn wir die Macht haben merden, dann werden wir unsere Fahne wieder zeigen." Eine Abficht, die Reichsfahne zu beleidigen, habe er nicht gehabt. Staatsanwaltschaftrat Conrad vertrat den Standpunkt, daß schon der Ausdrud Feßen" eine Beleidigung enthalte, und daß der Angeklagte sich gegen das Republifschuhgefeh vergangen habe, weil dieses die Reichsfahne unter Schutz stelle. Es sei zwar dem Angeklagten mildernd zuzubilligen, daß er von seinem pa triotischen Standpuntt aus gesprochen habe, von dem aus die schwarzweißrote Fahne noch immer als die für Deutschland angemessene Fahne gelte. Von einem Barteiführer müffe man aber soviel Selbstbeherrschung verlangen, daß er nicht derartige auf die Massen provozierend wirkende Worte gebrauche. Deshalb beantragt der Staatsanwalt einen Monat Gefängnis.
Das Schöffengericht fam zu einer Berurteilung des Angetlagten Fahrenhorst wegen Beschimpfung der Reichsfarben zu 2 Wochen Gefängnis, an beren Stelle 500 Reichsmart Geldstrafe zu treten haben. In der Begründung des Urteils führte Landgerichtsdirettor Crohne aus: Laffächlich habe der Angeklagte den Ausdrud Fegen für die Reichsfahne ge wählt, und daraus gehe die Absicht der Herabsetzung derselben herpor. Straferschwerend sei, daß erfahrungsgemäß in der Fauptsache Jugendliche in diesen Versammlungen seien, die sich leicht begeistern laffen und dann dem, was der Führer sagt, nachfolgen, so daß sie durch solche Worte verleitet werden, in ähnlicher verächt licher Weise von der Reichsflagge zu sprechen. Strafmilbernd fame in Betracht, daß es sich unmittelbar nach den Münchener Er. eigniffen um eine sehr erregte Zeit handelte; um eine Zeit, in der die Partei des Angeklagten, an deren Spize da mal's Ludendorff stand, schwer angegriffen worden fei. Von den Schöffen( 1) sei bei der Beratung darauf hingewiefen worden, daß die Farben des Angeklagten auch in gröblichster Weise in den Schmutz gezogen worden seien, daß man sie als Mörder flagge" bezeichnet habe, und daß bei der Reichstagswahl die schwarzmeißrote Fahne durch den Straßenschmuk gezogen worden sei. VorLäufig(!) aber fei die Farbe Schwarz- Rot- Gold noch immer die Reichsflagge, folange nicht die Mehrheit des Voltes eine Wenderung vorgenommen habe und die Beschimpfung dieser Reichsflagge mülfe bestraft werden. Das Gericht habe lange gefchmantt, ob es den Angeklagten dem Antrage des Staatsanwalts entsprechend, nur(?) mit Gefängnis bestrafen solle. Es hat aber das Geldstrafenumwandlungsgeseh in Anwendung gebracht in der Meinung, daß eine so hohe Geldstrafe genügen werde, um den Strafzwed zu erfüllen und den Angeklagten in Zukunft von einer Verlegung der Reichsflagge oder anderer geschüßter Abzeichen der Republik abzuhalten. Fahrenhorst erklärte, daß er das Urteil nicht annehme und Berufung einlegen werde.
Sommerfahrten der„ Stern"-Dampfer mit 60 Schiffen.
Die Stern" und Kreisschiffahrt nimmt am Sonn tag, den 10. Mai, den regelmäßigen täglichen Verkehr auf der Havel zwischen Wannsee- Potsdam- Ferch und auf dem Tegeler See zwischen Tegel - Spandau bzw. Heiligensee wieder auf. Der Bertehr soll in diesem Jahr mit 60 Schiffen in bedeutenb perftärttem Umfange durchgeführt werden. Auf der Linie Mannsee- Potsdam- Ferch wird ein durch gehender Vertehr eingerichtet, und zwischen Wannsee und Botsdam sollen die Dampfer auch an Wochentagen in halbstün digen 3wischenräumen verkehren. Die Linie Spandau
Männer und Frauen mit den vorzüglichsten Eigenschaften murden aufgefordert, ihre Handschriftproben einzusenden. Eine jede von diefen sollte unter Mitarbeit hervorragender Graphologen geprüft und das große Geheimnis der inneren Vorzüge ihrer Träger ge tere, die im Leben Erfolg erwarten durften, sollten mit Ehrengaben gefrönt werden. Den Frauen und Mädchen winkten ein Hermelinschal, ein Perlenring, eine goldene and tasche und eine Fuchsstola, den Männern ein Perser teppich, lub möbel, ein goldenes 3igarrenetui und ein Motorrad. llm endlich die Einsender der Handschriftproben zu vollkommenem Glüd im Leben zu verhelfen, wurde auf Wunsch auch die schriftliche Bekanntschaft von entsprechenden Partnern meds gegenseitiger Ergänzung in Aussicht gestellt daher der oben zitierte Spruch. Biel mehr als tausend Männlein und Beiblein, natürlich ausgestattet mit den vorzüglichsten Charaktereigen schaften, sandten ihre Schriftproben ein. Es wäre vielleicht auch alles gut verlaufen, wenn der befannte Graphologe Prof. Dr. Schneidemühl und der Notar Dr. Hohmeyer sich in ihrer Ehre nicht getränft gefühlt und gegen einen der Leiter des Instituts zur Förderung wissenschaftlicher Hand fáhriftbeurteilung", den ehemaligen Oberlehrer und dann Raufmann Karl Rees, nicht Schritte unternommen hätten. Rechtsanwalt Dr. Hohmener behauptete, nie feine Erlaubnis zur Hinterlegung der Preise bei ihm gegeben zu haben das war nämlich im Inserat zu lesen- Prof. Schneidemühl , dessen Büchlein, laut ber Befanntmachung, zur Bersendung fommen sollte und der wegen der Nennung seines Namens in den Inferaten des Preisausschreibens Gegenstand heftiger Angriffe in Graphologenfreisen geworden war, wollte nichts von irgendwelchen Beziehungen zu dem Preisausschreiben missen.
Die Beweisaufnahme ließ von der Antlage, die auf unerlaubte öffentliche Ausspielung, Betrug und Berleumdung lautete, nichts brig. Der Angeklagte Karl Rees und fein Sozius hatten in der Ueberzeugung gehandelt, nichts unerlaubtes zu tun. Regierungsrat Schuster vom Wohlfahrtsministerium hatte ihnen erflärt, daß es fich in diesem Falle nicht um eine öffentliche Ausspielung handle, bei der der Zufall die Preisverteilung bestimme, sondern um einen Wettbewerb, bei dem ein Werturteil, nämlich die Beurteilung des Charafters aus der Handschrift, ausschlaggebend sei. Ein Teil der Preise in der Höhe von 5000 Mart war wirklich erworben, der andere war von der Frau des Sozius des Angeklagten zur Berfügung gestellt. Die Barsummen waren in Wertpapieren bei einem Notar hinterlegt. Mit dem Graphologen Dr. Frant war vereinbart, daß er die graphologischen Analysen mache. Es konnte auch nicht festgestellt werden, daß der Notar Dr. Hohmeyer seine Erlaubnis zur Hinterlegung der Preise nicht gegeben hatte. Desgleichen bestätigten fich die Behauptungen des Angeklagten, daß Prof. Dr. Schneidemühl anfangs fein Einverständnis, am Inftitut teilzunehmen, gegeben und es erst später zurüdgezogen hatte.
Das Gericht schloß sich der Ansicht des Antlägers an, der auf Freispruch plädiert hatte. In der Begründung hieß es: Es handle fich allerdings um eine unerlaubte öffent: liche Ausspielung, da die Beurteilung der Handschrift, also auch die Preisverteilung, vom bloßen Zufall abhänge. Der Angeflagte habe aber im guten Glauben gehandelt, daß die Graphologie eine exakte Wissenschaft sei. Der Bescheid des Wohlfahrtsministeriums habe ihn darin bestärkt, daß eine Genehmigung zum Preisausschreiben nicht nötig sei. Man fann wohl sagen: Es freißt ein Berg und es wird eine Maus geboren. Bozu war denn
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das ganze Verfahren nötig? Die Aussage des Regierungsrats Schuster war ja bereits in der Boruntersuchung befannt. Viel Lärm um nichts.
Polizei gegen Polizei.
Bei 25 Glas Bier wegen§ 51 ftraffrei.
In der Nacht zum 11. Februar d. 3. um 3 Uhr früh bemerkte eine Bolizeiftreife in Wannsee auf dem Hofe einer Gastwirtschaft einen Herrn im Regenmantel mie leblos ba ftehen. Als sich die Beamten den Herrn näher ansahen und nach feinen Berfonalien fragten, blieb er ftumm. Doch als die Streife Anstalten machte, ihn zur Wache zu bringen, schlug der Un betannte mit Händen und Füßen um sich. Wie ein trobat versuchte er, indem er sich an einem Zaun festhielt, die Bolizeibeamten mit den Beinen zu Fall zu bringen. Er wurde gefnebelt, und als das nichts half, trat der Polizeifnüppel in Aftion. Auf der Bache angefammen, mußten die Beamten mit Bedauern feststellen, daß sie einen Borgesetzten bearbeitet hatten. Es war Der 48jährige Bolizeiassistent Hans Wenzel aus Behlendorf . Wenzel mußte fich wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt vor dem Potsdamer Amtsgericht verantworten. Der Angeflagte entschuldigte die Tat durch sinnlose Trunfenheit Die Zeugen befundeten, daß der Angeflagte in der fraglichen Nacht etwa 25 Glas Bier mit den nötigen Likören eingenommen hatte. Der als Sachverständige geladene Gerichtsarzt gab sein Gutachten dahin ab, daß dieser Angeklagte sich tatsächlich in ben§ 51 hineingetrunken habe. Der Angeklagte mußte deswegen auf Staatstoften freigesprochen werden.
Das Rundfunkprogramm. Sonnabend, den 9. Mai.
Außer dem üblichen Tagesprogramm:
teilung Sprachunterricht: Direktor Julius Glück:„ Esperanto". 3.35 Uhr nachm.: Hans- Bredow- Schule( Bildungskurse). Ab4.30 Uhr nachm.: Jugendbühne. Leitung: Alfred Braun . Philctas". Ein Trauerspiel von Lessing . Aridäus. König; Strato, Feldherr des Aridäus; Philotas , gefangen; Parmenio . Soldat. Die Szene ist ein Zelt in dem Lager des Aridäus. 6.50 Uhr abends: Dr. Heinz Ludwig:" Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft". 7.30 bis 8.20 Uhr abends: Hans- Bredow Schule( Hochschulkurse). 7.30 Uhr abends: Abteilung Volkswirtschaft. Dr. M. J. Bonn : Amerikanische Wirtschaftsprobleme". 1. Vortrag. 8 Uhr abends: ( Bildungskurse). Abteilung Musikwissenschaft. Dr. Richard H. Stein: Einführung in die russische Musik". 9. Vortrag. Anton und Nikolai Rubinstein ". 8.30-9.45 Uhr abends: Schiller . Zu seinem Todestag. 1. Die Teilung der Erde. 2. Der Pilgrim. 3. Die Worte des Glaubens. 4. Die Worte des Wahns. 5. Die Ideale. 6. Sehnsucht. 7. Monolog aus Fiesko ". 8. Monolog aus Wallenstein ". 9. Votivtafeln. 11. Der Taucher( vorgetragen von Karl Ebert ). Anschließend: 10. Die Kraniche des Ibicus. Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage. Wetterdienst. Sportnachrichten. Theater- und Filmdienst. 10.20 bis 11 Uhr abends: Lustige Stunde. Anschließend: Tanzmusik.
Der Kleine mit dem Raflermeffez.
Feftnahme zweier Banden Jugendlicher Diebe Der Schreden der Rolltutscher und Spediteure waren zwei jugendliche Diebeskolonnen, die von der Kriminalpolizei jezt endlich unschädlich gemacht wurden. Sie räumten ein, nicht weniger als 150 Diebstähle an Rutschertaschen verübt zu haben. Biele Kutscher, denen die Arbeitgeber die Mitteilung von den Diebstählen nicht glaubten, wurden entlassen und brotlos. Hoffentlich werden fie nunmehr, da ihre Unschuld flar zutage liegt, fofort wieder eingestellt.
Die Rolltutscher, die Frachten und Nachnahmen einziehen, pflegen das Geld in eine Ledertasche zu stecken, die sie an einem Lederriemen über der Schulter tragen. Seit geraumer Zeit mußte mancher Kutscher, menn er von der Fahrt zurückkehrte, feinem Arbeitgeber melden, daß ihm die Tasche mit Inhalt während der Fahrt abgeschnitten und gestohlen worden sei. Die Arbeitgeber glaubten aber zum Teil nicht recht an diese Art von Diebstählen. Die Folge war, daß mancher Rutscher entlassen wurde und nun mit feiner Familie arbeitslos dafaß. Die Kriminalpolizei dagegen schenkte den Angaben der Kutscher durchaus Glauben Weil die Fälle sich häuften, traf das Kollidezernat ber Kriminalpolizei besondere Maßregeln. Jezt endlich kam es den Dieben auf die Spur. Es stellte fest, daß zwei Kolonnen zu je 4 Mann, alles junge Burschen, an der Arbeit waren. Zwei Mann von jeder Kolonne fuhren jedesmal zu beiden Seiten des Rollwagens, auf Ein dritter fuhr hinter dem dessen Rutscher es abgesehen war. Wagen her und auf seinem Rade stand hinter ihm der vierte Mann, stets der kleinste und jüngste der Kolonne. Die Kutscher pflegen nun, wenn sie sich auf ihren Wagen sehen und abfahren, die Ledertasche mit dem Gelde so hintenüber zu werfen, daß sie ihnen nicht zur Seite, sondern mehr auf dem Rüden hängt. Diese Gepflogenheit nühten die jugendlichen Diebe aus. Die beiden Seitenradler richteten es, indem sie dicht an den Wagen heran oder den Pferden mohl auch in die Quere fuhren, so ein, daß der Kutscher ihnen seine besondere Aufmerksamkeit schenken mußte, um sie nicht zu überfahren. Auf diese Weise abgelenkt und unter dem Geräusch des Wagens, nahmen die Kutscher nicht wahr, daß nun das kleine Bürschchen hinten auf den Wagen stieg und ihm mit einem Rasiermeijer die Tasche abschnitt. Mit der Beute fehrte der fleine Dieb sofort zu dem dritten Mann auf das Rad zurüd und dieser jagte mit ihm eiligst davon. An einer verabrede. ten Stelle trafen sich die Burschen regelmäßig mieder und teilten sich in die Beute.
Die Beamten des Rollidezernates maren durch ihre ständigen Beobachtungen nach und nach so weit gefommen, daß sie die beteilig ten Burschen von Ansehen einigermaßen fannten. Gestern sahen die Beamten vor dem Schaufenster einer Motorradhandlung in der Görliger Straße drei Burschen stehen, die die Auslagen sehr aufmerffam betrachteten und sich darüber eifrig unterhielten; fic erfannten in ihnen Mitglieder der Kolonne, nahmen alle drei fest und brachten sie zunächst nach der Wache des 10. Reviers in der Schlesischen Straße. Während sie hier verhört wurden, sammelten Burschen, die gespannt nach den Fenstern der Bache herüber fich auf der gegenüberliegenden Straßenseite nach und nach 15 sahen. Diese Gesellschaft wurde heimlich umzingelt und ebenfalls feftgenommen. Es ergab sich, daß alles, bis auf einen, Kollidiebe maren. 4 von ihnen gehörten, wie die drei zuerst Verhafteten, zu den beiden Kolonnen. Die Kolonnen, die ihre Spezialität sportmäßig betrieben, führten auch besondere Abzeichen, an denen sich die Mitglieder auch aus größerer Entfernung erfannten, grüne oder blaue Mühen und dergleichen mehr. Die Verhafteten räumten bis jetzt 150 Diebstähle an Kutschertaschen ein. Daß diese beiden Kolonnen so lange ungestraft ihre Diebereien betreiben fonnten, lag hauptsächlich an der unvernünftigen Haltung des Publikums. Das Publikum verhinderte jedesmal, wenn der Kutscher einen Bengel ertappte und ihn der Polizei übergeben wollte, die Festnahme.
Die betreuten Altveteranen.
fann es
Wilhelms des Doorners lebensluftiger Sohn hatta ja bet der treudeutsch- meiblichen Tränendrüse schon immer einen Stein im Brett. Die so populär gewordene Feste- druff- Parole mährend Hindenburgs etwas stürmischer Badefur" war für ihn zu einer Art weltschaulichem Bekenntnis geworden. Ben ba wundernehmen, daß der nationalen Jungfrau am Geburtstage des hohen Herrn die notwendige Hohenzollernrührung ins treublidende Jungmädchenauge steigt. Die Deutsche Zei tung" brachte in ihrer Morgenausgabe vom 8. Mai eine entzückende Notiz. Leibhaftig sieht man beim Lesen dieser schmalzbestrichenen Zeilen der Kaffeetassen aller Boy- Ed- Kränzchentanten in nationalem Bonnegefühl höher dampfen. Es ist doch etwas gar Butiges um unsere Monarchistenmentalität! Die unaussprechliche Bigblattvorlage in dem völkischen Blatt lautet folgendermaßen:
Kronprinzen Geburtstagsfeier. Am Geburts tage Seiner Kaiserlichen Hoheit unseres Kronprinzen betreute die Jungmädchengruppe Kronprinzessin Cecilie des Augufte- Vittoria- Bundes wiederum zwanzig Altpeteranen. Die Musit murde unentgeltlich vom Orchester des Helmut- v.- Mücke- Bundes ausgeführt. Die Borträge der jungen Mädchen und das von ihnen aufgeführte Festspiel Frauenideale aus dem Hause Hohenzollern ", von Martha Detloff, fanden lebhaften Beifall( Unterstreichungen von uns ( Borm."- Red.)
Wie werden sich die also gefühlvoll betreuten" Wtveteranen ob diefer würdigen Onation gefreut haben, die nicht ihnen, sondern dem Hohenzollernsprößling galt! Fraglich allerdings, ob die Frauenideale aus dem Hause Hohenzollern die im Dienſte der meit meniger idealen Männer, des löblichen Hauses zerschoffenen Altpeteranen fattmachen fönnen. Auch die unentgeltliche vater ländische Musit des Müde- Orchesters wird die leeren Mägen der bedauernswerten Veteranen nicht fanfter gestimmt haben. Der Magen ist mun einmal von Natur aus unmusikalisch. Welch wider. wärtige Komödie mit Greisen, die im tiefsten Elend ſtecken! Wirkliche Anteilnahme ist diesen Leuten fremd.
Sonst müßte ihnen
der Ekel ankommen vor dem unwürdigen Spiel, das sie mit den Alten treiben. Die verlogene Kitschsentimentalität des schwarzweißroten Spießers zeugt auch hier wieder von unaussprechlicher Dummheit. Der Schmod der„ Deutschen Zeitung und der be hafenkreuzte monarchistische Hurrabrüller: Es ist alles dasselbe unendlich beschränkte Kaliber.
Denn die Dummheit ist die günstigste Spefulation der Reaktion. Ohne diefe würde sie noch früher erstiden, als es ihr ohnedies be schieben sein wird.
Rheinland- 1000- Jahr- Feier in Berlin .
Der Mainzer Männergesangverein trifft anläßlich der Festveranstaltung 1000 Jahre Rheinland heute vor mittag 9,10 Uhr auf dem Potsdamer Bahnhof ein. Er wird vom Breffevertretern empfangen werden. Am 9. Mai abends findet in Reichsverband der Rheinländer, dem Berliner Sängerbund und der Philharmonie ein Festkonzert statt. Am 10. Mai. vormittags 11 Uhr, werden die Gäste von der Reichsregierung und der Stadt Berlin empfangen werden. Den Abschluß der Veranstaltun gen bildet ein„ Rheinisches Volksfest" im Sportpalast am Abend
des 10. Mai.
Die Sommerfonderzüge.
Auf Grund vieler Anfragen teilt die Reichsbahndireftion Berlin mit, daß die Verkehrstage der in diesem Jahre vorgesehenen Sommer fonderzüge noch nicht endgültig feststehen und ihre Bekanntgabe vor dem 25. Mai nicht möglich ist. Die ersten 3üge verkehren bereits mitte und Ende Juni. Die Masse der Züge wird im Anschluß an die großen Ferien, am 3. Jun und an den folgenden Tagen eingelegt. Ebenso sind für Mitte August noch Sonder