Abendausgabe
Nr. 220 42. Jahrgang
= Vorwärts=
Ausgabe B Nr. 108
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Fernfprecher: Dönhoff 292-295
Redattion: S. 68, Cindenstraße 3
Volksblatt
11. Mai 1925
Serlag und Anzeigenabteiluset
Geschäftszeit 9-5 Uhr
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Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
Berlin in Erwartung.
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,, Wie soll ich Dich empfangen, und wie begegn' ich Dir-".
Das Deutsche Reich ist eine Republik . Die Reichsfarben find schwarzrotgold.
Der Präsident der Republik wird morgen vor dem Reichstag der Republit, der auf Grund der demokratischen Verfaffung der deutschen Republit gewählt ist, auf die Verfassung vereidigt. Das Deutsche Reich ist eine Republit. Die Reichsfarben sind schwarzrotgold.
Heute zieht der Präsident der Republik in die Reichshauptstadt ein. Die Reichshauptstadt ist republikanisch und demokratisch. Sie ist eine Hochburg der Republik .
bände, die in der Bekämpfung der Republit ihre Aufgabe Die Rechtsparteien, noch mehr die rechtsstehenden Berfahen, gestalten den Einzug des Präsidenten der Republik zu einer Demonstration. Zu einer Demonstration, die mit ben Aufgaben des Präsidenten der Republit, mit dem Geiste
der Verfassung, die er morgen beschwören wird, nicht vereinbar ist.
Die Reichsfarben sind schwarzrotgold. Der Präsident der Republik wird mit einer Demonstration der schwarzweiß roten Verbände unter den schwarzweißroten Fahnen begrüßt. Nur wenige schwarzrotgoldene Fahnen mischen sich in das Schwarzweißrot der Demonstration der Rechtsverbände.
Aber diese Demonstration ist teine Zählung! Hinter den schwarzweißroten Fahnen stehen nur 36 Proz. der Bevölke rung der Reichshauptstadt. 867 000 Stimmen erhielt der neue Reichspräsident in Groß- Berlin. Aber sein republikanischer Gegenfandidat erhielt 1 254 000 Stimmen. Nein, diese Demonstration ist keine Zählung! Die gewaltige Mehrheit der Berliner heit der Berliner Bevölkerung lehnt die schwarzweißrote Bevölkerung hat heute nicht geflaggt. Die gewaltige Mehr Demonstration für den neuen Reichspräsidenten ab. Sie ist republikanisch und demokratisch. Und die Reichsfarben sind schwarzrotgold.
Der neue Reichspräsident wird von einer schwarzweiß roten Demonstration der rechts gerichteten Verbände emp fangen. Er wird auch und zwar offiziell empfangen von der Reichsregierung. Von der Reichsregierung, die seine Wahl in ihrer Mehrheit nicht gewollt hat, ebensowenig wie die Mehrheit der Berliner Bevölkerung.
Und zum dritten wird der neue Präsident empfangen von einer elenden fommunistischen Komödie. Die Kommunistische Partei , die durch ihre Wahltaktit Hindenburg zum Siege ver holfen hat, spielt heute Demonstration gegen Hindenburg Gestern haben sie ihn gewählt, heute rufen fie: Nieder mit Hindenburg .
Diese Demonstration ist ebensowenig eine Zählung wie die der Schwarz- Weiß- Roten. Hinter den Schwarz- WeißRoten stehen taum 36 Proz. der Berliner Bevölkerung, hinter den Kommunisten nur 10 Proz
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54 Proz. steht heute schweigend, abwartend. Sie demonstriert nicht. Aber sie ist da. Ihre Zahl ist demonstrativ genug. Bei dieser Mehrheit steht die Masse der Berliner Arbeiterschaft- fest geschlossen, geschlossener denn je, bereit, die Republik und ihre Verfassung zu verteidigen und zu schützen.
Und morgen leistet der neue Präsident den Eid auf Schwarz- Rot- Gold, schwört, die Verfassung der Republik zu wahren!
Der Fridericusrex- Marsch verboten.
Amtlich wird mitgeteilt:
Um Ruhestörungen bei dem An- und Abmarsch und insbeson dere bei der Borbeifahrt des neugewählten Reichspräsidenten aus zuschließen, hat der stellvertretende Polizeipräsident das Mite führen von Musikkapellen am Montag, den 11. Mai, ver boten. Die Polizei ist angewiesen, das Aufmarschieren von Musiktapellen, und insbesondere ihre Aufstellung in der Nähe der Einzugstraßen zu verhindern, und Verbände, die sich diesem Berbot nicht fügen, von der Teilnahme auszuschließen.
Das Polizeipräsidium teilt mit:
Die KP D. hat für Montag abend an verschiedenen Stelicn Berlins zu Protestdemonstrationen aufgefordert. Da die Gefahr besteht, daß die vom 2. Bezirk- Moabit im Kleinen Tiergarten um 6 Uhr und die vom 7. Bezirt- Charlottenburg für 6 Uhr 30 min. Am Lützow angefeßten Demonstrationen zu ernſten Störungen der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit im Zusammenhange mit der in der Nähe stattfindenden Einfahrt des neu gewählten Reichs präsidenten führen, hat der stellvertretende Polizeipräsident die genannten Bersammlungen verboten. Die Schußpolizei hat Anweisung erhalten, alle Ansammlungen in dieser Gegend nötigenfalls rüdsichtslos zu verhindern.
Neuer Linkensieg in Frankreich . Boller Erfolg bei den Gemeinde- Stichwahlen. Paris , 11. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Die geftrigen Stichwahlen für die Gemeinderäte haben durch ihr Ergebnis den Sieg der Linken vom vergangenen Sonntag bestätigt und vervollständigt. Selbst in Paris , wo die Aussichten des Kartells dant der ungerechten Wahlkreiseinteilung am geringsten waren, ist es den Linksparteien gestern gelungen, der Rechten drei Siße zu entreißen. Die Mehrheit des Nationalen Blocks, die bisher 50 Site inne hatte, ist jetzt auf 47 verringert. Von den gewonnenen Mandaten ist eines an die Radifalsozialisten gefallen, die restlichen 3wei an die republikanischen Sozialisten, die allerdings einen Sig an die Kommunisten verloren haben. Insgesamt haben die Sozialisten 14 Site. Die Kommunisten haben zwar in Paris einen Sitz zu gewinnen vermocht, aber der Wahlgang in den Bororten ist für sie eine einzige Niederlage. Selbst in Levallois , wo Baillant- Couturier fommuniffischer Liftenführer war, find fie vom Linkskartell geschlagen worden. Auch zahlreiche andere Gemeinden, in denen die kommunisten bestimmt zu siegen hofften, gingen in den Besitz des Linkskartells über. Der einzige Ort, den sie nach den bisher vorliegenden Ergebsniffen zu erobern vermochten, ist St. Denis. In der Provinz hat das Cintstartell auf der ganzen Linie gesiegt. In Bordeau sind die angesetzten acht Stichwahlen sämtlich zugunsten der Linksparteien ausgefallen. In Marseille fonnte die Karfelliste des sozialistischen Bürgermeisters Flaissieres vollständig durchgehen. Straßburg hat jeht 24 Sozialiften und 12 Radikalsozialisten im Gemeinderat. Zu den zahlreichen Kreishauptstädten, in denen die Mehrheit von den Rechtsparteien auf das Kartell übergegangen ist, gehören u. a. Weißen burg , Mülhausen , Orléans , Dünkirchen , Balenciennes, Douai , Epernay , Toul , Soiffons, Montbéliard und zahlreiche andere Städte.
fammen: Konservative 4(-1), Republikaner 14( unverändert), Der neue Pariser Gemeinderat seht sich folgendermaßen zuCinksrepublikaner 23(-2), Unabhängige Radikale 6( unverändert), Radikale 6(+1), Sozialistische Republikaner 5(+1), So3inlisten 14( unverändert), Kommunisten 8(+1).
Wahlzwischenfälle.
junge Leute, die die Wahlanschläge eines Kandidaten bewachten, Paris , 10. Mai. ( TU.) In einem Pariser Vorort stellten zwei einen Unbekannten zur Rede, der die Blafate abzureißen ver fuchte. Der Mann versette einem der Beiden einen Messerstich ausschusses das Wahllofal verfaffen, da fie der Fälschung ver in den Unterleib. Der Zustand des Verwundeten ist besorgnis. erregend. In Marseille mußten zwei Mitglieder eines Wahlbächtigt wurden. Der Saaldiener, der sie hinausgeleitete, wurde von Freunden der Beiden angegriffen und mit einem sp Instrument nicht unerheblich am Kopfe verletzt.