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Wahrung der GrunSfthule. Preußische Regierung und Grundschulgesetz. Von Dr. Kurt L ö w e n st e i n. Bei der Beratung der Gesetzesnovelle, die von der schul- politischen Reaktion zur Durchführung des Grundschirl- gesetzes eingebracht war, hat die sozialdemokratische Fraktion mit allem Nachdruck auf die Unmöglichkeit hingewiesen, diese neue Gesetzesnovelle noch zum Ostertermin durchzuführen. Uns waren die vielen traurigen Versuche begüterter Eltern, ihre Kinder der Grundschulpflicht zu entziehen, zur Genüge bekannt. Es muß daher außerordentlich dankbar begrüßt werden, daß das preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung mit größter Beschleunigung und aner- kennenswerter Energie Aus führungsbest immun gen zum Grundschulgesetz herausgegeben hat, die klar und deut- lich die gesetzlich mögliche Erleichterung der vierjährigen Grund- schuldauer festlegen, und auf der anderen Seite dafür Sorge tragen, daß diese Lockerung nicht zu einer völligen Durchbrechung des Grundlchulgesetzes führe. Diese Ausführungsbestimmungen besagen, daß das neue Reichsgesetz nach Wortlaut, Sinn und Entstehungsgeschichte grundsätzlich nichts an der vierjährigen Dauer der Grundschule ändere. Vor allem sind alle organisatorischen Einrichtungen unzulässig, die zum Ziele haben, einen Teil der Grundschüler auf einen vorzeitigen Uebergang zur mittleren oder höheren Schule vorzubereiten. Dieser Hinweis ist unbedingt nötig. Hat man doch schon z. B. in S ch ö n e b e r g in der S. Gemeindeschule in aller Stille 12 Schüler des dritten Erundschuljahres für die Aufnahme in eine höhere Schule vorbereitet. Di« Aus- führungsbestimmungen weisen ferner darauf hin, daß eine vorzeitige Aufnahme in die mittleren und höheren Schulen nur unter ganz bc stimmten Voraus- f c tz u n g e n möglich ist. Diele Voraussetzungen werden im einzelnen festgelegt. Es darf sich nur uin Einzelfälle handeln, und es darf dieser vorzeitige Uebergang nicht zur Regel werden. Den einzelnen Schulaufsichtsbehörden wird es zur besonderen Pflicht gemacht, die I n n e h a lt u n g dieser Bestimmung zu überwachen. In diesem Zusammenhang sei das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung auf eine Anzeige im .,5)0lsteinschen Courier" vom 9. April 1925 hingewiesen, in der der Direktor Dr. Schmitt bekanntgibt, daß allgemein tüchtige dreijährige Grundschüler aufgenommen werden können,wenn durch den Herrn Erundschullehrer bestätigt wird, daß der Knabe für befähigt gehalten wird, die höhere Schule zu besuchen". Um diese flagranten Verletzungen des Grundschulgesetzes zu verhüten, ist es sehr zu begrüßen, daß der Minister angeordnet hat, daß alsbesonders leistungs- fähig" ein Schüler nicht schon deshalb zu gelten hat, weil er in der Grundschule durchschnittlich gut beurteilt wird, sondern daß vielmehr seine besondere geistige und körperliche Veranlagung das Ueberfpringen einer Klasse und insbesondere die frühere Aufnahme in eine mittlere oder höhere Schule rechtfertigen muß. Schüler, die durch häus- liche oder private Nachhilf« besonders für Aufnahme- Prüfungen gedrillt sind, sollen nach den Ausführungsbeftim- mungen des Ministers noch nicht alsbesonders leistungs- fähig" im Sinne des Grundschulgesetzes gelten. Im Gegen- teil, es wird sogar ausdrücklich die hygienische und pädagogische Bedenklichkeit dieses Drillsystsms hervorgehoben. Wegen des starken Interesses, das das Ministerium an diesen besonders leistungsfähigen Kindern nimmt, ist vorgeschrieben, daß jedes Kind in einer besonderen Liste nach Name, Alter und Herkunft bezeichnet wird, damit eine weitere Verfolgung der Entwicklung dieser Kinder ermöglicht wird. Es gilt nach den Ausführungsbestimmungen für selbst- verständlich, daß Schüler, die wegen körperlicher Schwäche von dem Besuch der Grundschule befreit waren, sich auch nicht an

den Vergünstigungen der Grundschulnovelle beteiligen können, so daß sie auf alle Fälle erst nach vier Iahren Grundschule in den höheren Schulen Aufnahme finden können. Für die Aufnahme nach drei Grundschuljahren wird in allen Fällen eine Aufnahmeprüfung verlangt. Der Schulrat eines Bezirks hat ferner auf Grund der eigenen Beobachtungen, die er beim Besuch in der Schule gemacht hat, oder auf Anregung des Grundschullehrers oder der Er- > ziehungsbcrechtigten die von ihm für geeignet gehaltenen Schüler der Regierung zu melden, die dann endgültig darüber entscheidet, ob die gemeldeten Schüler zur Aufnahmeprüfung zugelassen werden sollen. Obwohl das Gesetz so verspätet kam, daß eine Durchfüh- rung der Bestimmungen bis zum Ostertermin nicht mehr möglich war, ist das Ministerium so weit entgegengekommen, den Anmeldetermin noch bis zum 31. Mai zu verlängern. Es ist unbegreiflich, daß dasBerliner Tageblatt" in einem ArtikelBegabte Schüler und Grundschule" gegen diese aus- gezeichneten Ausführungsbsstimwungen Sturm läuft. Wenn dieses Blatt zu dem Ergebnis kommt,daß derartige Aus- führungsbestimmungen dem Zweck des Reichsgesetzes und dem gesunden Menschenverstand widersprächen", so gibt es allerdings die Meinung desLokal-Anzeigers" und der da- hinter stehenden reaktionären Kreise wieder. Der Redner der demokratischen Fraktion im Reichstag dürste nach seinen energischen Ausführungen bei der Beratung anderer Mei­nung sein. Und auch die Vertreter des Zentrums, das der eigentliche Vater dieser Novelle ist, haben immer wieder be- tont, daß diese Ausnahme nur den einen Zweck haben soll, für die ganz wenigenbesonders leistungsfähigen Schüler" Entwicklungshemmungen zu beseitigen. Wie dasBerliner Tageblatt" sogar so weit gehen kann, sich darüber zu ent- rüsten, daß Aufnahmeprüfungen, die einige Direktoren ent- gegen den Bestimmungen des Grundschulgesetzes willkürlich veranstaltet haben, von der Aufsichtsbehörde kassiert worden sind, bleibt unbegreiflich. DasBerliner Tageblatt" sollte sich, ehe es sich in das Schlepptau der Reaktion nehmen läßt, erst einmal bei der demokratischen Fraktion über Sinn und Bedeutung des Grundschulgesctzes unterrichten. Die sozialdemokratische Fraktion ober wird die Ausfüh- rungsbestimmungen des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung um so freudiger verteidigen, als diese Aus- führungsbestimmungen der einzige Schutz für die Erhaltung der Grundschulpflicht sind.

Kommunalwahlen in tzalberstaöt. Fortschritte der Sozialdemokratie. halberskodl, 11. Mm.(Eigener Drahtbericht.) Am Sonntag fanden in Halber st adt Neuwahlen zur Stadtverord- n e t e n v e r s a m in l u n g statt. Die am 4. Mai 1924 gleichzeitig mit den Reichstagswahlen vorgenommenen Wahlen waren infolge Benutzung durchsichligcr Wahlumschläge vom Bezirksausschuß für ungültig erklärt worden. Es wurden abgegeben für die Sozial- demokratische Partei 8973 Stimmen, für die Kommunisten 1298, für die Bodenreformer SO?, für das Zentrum 621 und für den Bürgerblock 13 847. Di« Mandate verteilen sich folgendermaßen Sozialdemokraten 18, Kommunisten 2, Zentrum 1 und Bürgerblock 22. Unsere Partei hat seit der letzten Wahl am 4. Mai rund 13 Oy Stimmen gewonnen, während die kommu» nistischen Stimmen um mehr als die Hälfte zurückgegangen sind. Der Bürgerblock hat gegen den 4. Mai ungefähr fein« Stimmen be- hauptet. , Zn Arankfurk a. TR. fand am Sonntag«in Stahlhelmtag statt, zu dem die Urheber ein Massenaufgebot angekündigt hotten. Dieses Aufgebot aber blieb aus und statt hunderttausend Mann dürsten gerade fünftausend anwesend gewesen sein. Die Teil- nähme der Bevölkerung war durchaus gering. Die Straßen-waren kaum geflaggt. Selbstverständlich veranstatteten auch hier die Kam- m u n i st e n wieder eine Gegendemonstration, die genau so wirkungs- los blieb wie das Stahlhelmtheater.

Nationalistische SuchhSaöler-demoaftration Hundertjahrfeier des Buchhändlerbörseuvereins. In Leipzig hält der Börsenoerein der Deutschen Buchhändler in diesen Tagen die Feier seines hundertjährigen Bestehens ab, die umrahmt ist von einer Reihe von Fochsitzungcn und künstlerischen Porführungen fowie geselligen Veranstaltungen. Am Sonntag vormittag wurde am Buchhändlerhous ein Ehren- d e n k m a l für die im Weltkrieg gefallenen Buchhänd- l e r eingeweiht. Das Denkmal, eine emporstrebende Jünglings- gejtalt, die mit der Rechten zu den Gipfeln weift und mit der Linken die Gefallenen segnet, ist eine Schöpfung des Berliner Bildhauers Professor Georg Kolbe . Der Einweihungsakt selbst gestattete sich zu einer nationalistischen Denionstration übel st er Art. Schon das äußere Gepräge mit Soldatenspielerei, an der natürlich die rechisradilalen Verbände eifrig mitwirkten, mußte befremden. Schwor-weißiote Fahnen waren«benso oertreten wie die Schweizer Nationalfarben. Die deutschen Reichs- färben Schwarz-Rot-Gold suchte man vergeblich. Würd'Z dieser äußeren Gestaltung war die Festrede, die der erste Vorsitzende des Buttihändleroereins, Herr Röder, zur Denkmalseinweihung hielt. Er, der sich über den Mangel an Jnformationsmöglichkeit doch w»?- lich nicht zu beklage» hat, stellte die Behauptung auf, daß der Welt- krieg mit einem im Felde unbesiegten, im Inneren aber ge- brochenen Volke endete. Nur der Umstand, daß u n s e r D o l k s e i n Nationalgefühl verloren hätte, habe es möglich gemacht, daß die Lüge von der A l l e i n f ch u l d Deutschlands am Weltkriege entstand. Hier setz- die Aufgabe des deutschen Buchhandels ein in der Verbreitung von Ausklärungsliteratur. Die Buchhändler scheinen es darauf anzulegen, ihren Ruf bei den republikanisch gesinnten breiten Voltsmassen vollkommen zu untergraben und sehen offenbar neuerdings ihre historische Mission darin, ihre Arbeit im Dienste der Aufklärung preiszugeben zugunsten der politischen Brunnenvergiftung, an de-- sie sich schon früher in ihrem Fachorgan beteiligt haben. In, übrigen kann es nichts schaden, wenn die rechtsgerichteten ' Interessentenverbände neuerdings immer deutlicher ihre politisch- Stellung kundtun. Wir haben in letzter Zeit wiederholt Leußerungev der sogenanntenFachpresse" festnageln können, die sich nicht scheut, unter dem Deckmantel der wirtschaftlichen Interessenwahr nehmiiiig einseitige politisch« Propaganda zu treiben. Wenn st? sc fortsahren, werden sie in gleicher Weise die republikanisch gesinnten Gewerbetreibenden abstoßen wie dazu beitragen, daß die breiten proletarischenMassen ihre Kraft als Verbraucher erkennen. sich eigene Organisationen zur Deckung ihres Bedarfes schassen und diese, wo sie schon vorhanden sind, zi-l- bewußt fördern und ausbauen._

Der sozialististhe Weltkongreß- Paris . 11. Mal.(Eigener Drahtberichl.) Das Exekutivkomilcc der sozialistischen Internationale befaßte sich am Sonntag hauptsäch­lich mit dem Programm des Weltkongresse» im August, der in M a r- f c i l l e oder Bordeaux tagen soll. Die Erössnung de» Kongresscs erfolgt am 22. August. Die Tagesordnung laulel: 1. Die inkeruationale Friedenspolitik und der Sozialis- inu». 2. Die Internationale und da, Sicherheit», und Eat- wassaung»problem. 3. Der Kamps der Arbeiterklasse. 4. Die Lebeasbedivgunge» der Arbeiter und die Ar­beitslosigkeit. 5. Da» Washingtoner Abkommen und der Achlslundeatag. 6. Bericht und Resolutionen der Iulernationale« Frauen- konferenz. 7. Allgemeine Organisalions- und Verwaltungssrogea. Da» Exetutivtomilec Hot nach längerer Beratung der b u l g a. r i s ch e n und sonstigen Bolkanangelegenhcilen beschlossen, drin» gend eine Konferenz der Balkanslaalen einzuberufen, zu der eine Unlersuchungskommissioa der Inlernalionale, bestehend an» Vandervelde- Belgien, Tom Shaw- England und Friß Adler abgeordnet werden soll.

Tit. 16839. Von Fr. Schneider. Diese fünf Zahlen sind nicht die Nummer einer Eisenbahnblock- stell« oder eine» unter Musterschutz stehenden Gebrauchsgegen- stände» oder eines sogenanten Sträflings. Nein, denn dann stünde Nr. 16 839 unter staatlichem Schutz und wäre, sozusagen, vor Miß- brauch geschützt. Nr. 16 839 ist ein Mensch. Ein kleiner lljähriger Junge! Mit frischem Kindergesicht, die Augen noch hell und sroh und voller Interesse für dos bunte Leben ringsum. Vor wenigen Wochen ist er aus der Schule entlassen, als einer der sleißigsten, trotzdem daheim in der engen Hofwohnung wenig Raum und wenig Licht für die Schulaufgaben war. Denn die fünf jüngeren Ge- schwister wußten ja noch nichts von seinenAufgaben". Auf seinem letzten Schulzeugnis mußte nämlich das kleine Wortgut" öfters dastehen als das Wortgenügend". Der Begriffgenügend" ge- nügt« eben nicht den Vorschriften. Ernst wäre sonst nicht Nr. 16 839 geworden. Und die Eltern wollten doch gern ihren Aeltestcn etwas lernen lassen, damit er ihnen später wirtschaftlich beistehen könnte. Ernst wellte wie der Vater Maschinenschlosser werden, und da sein Ab- gangszeugnis von der Schule den Vorschriften der Fabrik genügte, durfte Ernst am 1. April als Lehrling in der großen Fabrik, wo auch der Vater arbeitete, eintreten. Und damit wurde Ernst Nr. 16 839. Nr. 16839 mußte pünktlich frühmorgens um 7 Uhr an seinem Schraubstock stehen. Er mußte ein Stück Schmiedeeisen mit einem Hartmeißel und einem fünf Pfund schweren Hammer so lange be- arbeiten, bis es ein der Zeichnung entsprechender Eisenblock war. Wie viele Wochen diese Arbeit dauern würde? Ernst wußte es nicht. Und das war auch gut, sonst hätte der kleine Junge nicht die Kraft zu den unzähligen Hammerschläge aufgebracht, die Tag für Tag dazu nötig waren. Manchmal russchte der Hartmeißel auch ob an dem unerbittlichen Eisenstück, dann traf der schwere Hammer die Finger. Das schmerzte arg, doch das durste man nicht nierken lassen. Der Meister beobachtete aus seiner Glasbude die Lehrlinge scharf, jedes Arbeitsgerät mußte vorschriftsmäßig der Reihe nach neben dem Schraubstock liegen, wer es anders legte, wurde in seine Bude gerufen und erhielt einen Anschnauzer und eine Ohrfeige wegen Ungehorsam. Als Ernst diese harte Maßregelung zum erstenmal sah, war er innerlich ganz zerrissen darüber. Er hatte ja in seinen letzten Schuljahren, seit er die weltliche Gemeinschaftsschule besuchte, keine Körperstrafe mehr erlebt. Denn wenn auch Mutter ihm infolge ihrer Ueberarbeitung sie nähte Mäntel daheim ob und zu«al ein«, kleinen Klaps gegeben hatte, wem« er nicht mit den tMaeo flufhmiftoni spielen

wollte, so hatte er das doch nicht als Körperstrafe empfunden. Und der Vater hatte doch stets gesagt, daß man durch Prügel keinen Menschen ändern könne. Und nun vergaß sich hier der Meister soweit, wegen solch einer nichtigen Ursache die Kinder seiner einstigen Arbeitskollegen zu schlagen? Ernst hätte da» nie von einem Meister erwartet, der doch die Schwere von vier Lehrlingsjahren am eigenen Leibe erfahren hatte. Der ochsstündige Arbeitstag von 7 bis 144 Uhr wurde dem kleinen Lehrling und seinen kleinen Kollegen sehr sauer, immer und immer an einer Stelle stehen müssen, und immer in einem fort den schweren Hammer auf den Meißel schlagen, ohne zu wissen, welchen Zweck das Cisenftück zu erfüllen hatte. Die halbstündige Frühstückspause wurde von allen heiß ersehnt, namentlich aber von den Lehrlingen, denn dann durften sse sich ja beinahe 39 Minuten lang auf ihre Arbeitsbank setzen, wenn auch der Arbeitsraum voll von heißem Oeldunft war. Rr. 16839 war der kleinste der Lehrlinge, er die von Mutter mitgegebenen Stullen mit gutem Appetit, sie waren nur immer zu schnell verzehrt. Und dann dachte er darüber nach, daß seine Arbeitsfreude, die doch bei ihm viel größer als bei den anderen gewesen war. hier schon nach ein paar Wochen fast erloschen war. Nr. 16 839, der kleine Lehrling in der großen Fabrik, war rechtloser als irgendein gesetzlich geschützter Gebrauchsgegenstand, denn eine Verletzung von Musterschutz oder Patentrechten wurde energisch verfolgt und bestraft. Aber Vergehen gegen§ 136 NGO. sind so alltäglich und belanglos, daß sie von der Gewerbepolizei übersehen werden, und durch die Eltern fast kaum irgendein Schutz möglich ist. weil das duntte WortEntlassung" dahinter steht!

5eßkonzert ües Mainzer Männergesangvereins. Auch wer nicht von nationalen Mißverständnissen hin- und hergeworfen wird, mußte über das Programm unserer Mainzer, die das tausendjährige Bestehen der Rheinland «, mehr noch ihrer hohen Kultur, in einem dreitägigen Feste in der Philharmonie feiern, den Kopf schütteln. Es war ein Programm, das zunächst nur in seiner Einseitigkeit einheitlich wirkte. Wenn schon Bruckners Trösterin Musik" mehr auf Glanz und sinnliche Farben eingestellt ist. so sind des Finnländers PalmgrenTräume und Wiegenlied" und des Tschechen BartoschDas Dorf" ausschließlich durch die Mischung der Farben, kontrapunktische Finessen und überlegene Satzkunst bemerkenswert. Also in dem eigentlichen Liederprogramm von germanischer oder gar rheinländischer Kunst kaum eine Spur. Dabei hatte man Komponisten, wie Mathieu Neumann , Schwarz» Steinhauer. Othegraven als engere Landsmänner zur reiferen Aus- wähl. Dann trägt ein unmöglicher Baritonist desHolländers" Ein- leitungsarie vor. Maria Ekeblad rettet mtt ihrer bewährten Meister- ichast inElsas Traum" die Situation. Nun aber naht da« fünf- vierMstnadige Klavierkonzert mit wa«-ss-», ha* wir

schon von Kleiber her kennen. Schwer zu genießen für einen sattel- festen Kenner, für ein Männerchorpublikum jedenfalls ein Buch mit sieben Siegeln. Dos Blüthner-Orchester, der Chor und der bekannte Pianist Edward Weiß, der namentlich das Exzentrische und Per- siflierende ausgezeichnet bewälttot, sind unter Kapellmeister A. Königs Leitung gute Interpreten des Werkes. Die Mainzer Sänger, etwa 199 Mann stark, stehen sttmmlich, gesang- und sprachtechnisch auf allerhöchster Höhe. So ein feines Spinnen der Töne, so ein Wiegen und Träumen kennen wir kaum. Man denkt an die katholischen Kirchenchöre in den ehemaligen Hos- kirchen in Dresden oder München . Keine großen, monumentalen Empfindungen reißen uns hinan, wie die Musiken des großen Thomaskantors Bach, sondern höchst« Renaissanceschönheit umfängt uns. Die spärlichen Proben ihrer Kunst trugen den Mainzern nicht endenwollende Beifallsstürme und Gunstbezeugungen ein. Heinrich Maurer .

Bakterien in Hagelkörnern. Der französisch« Physiologe R. Du- bois, der sich mit der Entstehung von Schneeflocken, Regentropfen und Hagelkörnern beschäftigt, hat aus Hagelkörnern Mikroorga­nismen gewonnen, die er züchten konnte. Wie in derUmschau" mitgeteilt wird, waren es Bakterien, die in der Form manchen Leuchtbatterien glichen und rot oder rosa gefärbt waren. Es handelt sich dabei um ein neues Bakterium, das Dubais Hagel- bakterien" nannte, Bakterien können also, ähnttch wie Staub- Partikel, Bulkanascha und dgl., als Kerne zur Bildung von Hagel- körnern dienen. Auch Pollenkörner von Nadelhölzern wurden von ihm als Hagelkerne beobachtet. Er konnte nach einem Hagelsall an der südfranzösischen Küste Hagelkörner auffangen, in deren Mitte sich Pollenkörner nachweisen ließen. Der Wind, der den Hag-i brachte, hatte große Gebiete mit der in jenen Gegenden häufigen Seestrandsföhre überstrichen und Pollenkörner dieses Baumes auf- genommen.

Z» der Große» Voltsoper findet Donnerstag eine Wiederholung der Oper.Juliu « Cacsar' von Händel statt. Die Rolle des GextuS spielt Gunnar Graarud . Dl« Eoethe-Viihne bat daZ Rokoko-Lustlpicl»DaS Fräulein du P ortatl» von W. v. L e n g e r k e zur Aussllhrung angenommen. 3m cessingmuscnm findet Donnerstag. 8 Uhr, als letzte Veranstaltung vor den Ferien ein Mörike-Abend statt. Sin Besuch bei der deulfchea Schwerindustrie stellt der neue Film der VimdeSsilm Sl..®.»trlin, Filmstclle des RrickSbundeS Deutlcher Technik .In der Sisenlchmelze- dar. Vom Hochofen führt der Weg den Beschauer m die größlen Sil-ngiehriei-n Deutschland«, in denen er da» Formen, den Kuß und die Bearbeitung bi» zum fertigen Butzsttick erlebt. Der Film wurde t» der Urania gezeigt. Eiae Sommrreisbahu unter freiem Himmel. In London wird demnächst die Ausstellung von Wemblev wieder eröffnet, deren Vergnügungspark mit einer Reihe von neuen Aitrollionen ausgestattet worden tft Unter ihnen ist besonder« interessant eine neue Rodetbabn. bei der die Zchlitten aus wirklichem Ei« laufen. Die Anlag« befindet sich unter freiem Himmel. Da« Ei« wird auf dieselbe Weis« erzeugt wie m geschlossenen EiSpaiäilen, die M-lschteea müsse» jedoch uatürlich besauderS ftart sei», m do» Schmelze»