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Das enge Derbundensein des gesamten Deutschlands   mit dem Rheinland   tritt jedoch noch stärker bei den entscheidenden Fragen der Außenpolitik hervor. Fried r i ch E b e r t hat im Mai 1924 in Köln   anläßlich seiner einzigen Anwesenheit im besetzten Gebiet den Satz geprägt:Rheinisches Schicksal ist deutsches Schicksal." Das hat der Ruhrkampf bewiesen. Die Abwehr des Separatismus, von dem nur noch bedeutungslose Spuren übriggeblieben sind, rettete kraft des Willens der gesamten rhei- nischen Bevölkerung die Einheit der beut- , ch e n R e p u b l i k. Die Loslösung des Rheinlandes von Deutschland  , wofür die Trennung von Preußen nur ein Vor- spiel gewesen wäre, hätte wie ein schrilles Signal zur all- gemeinen staatspolitischen Auflösung in den kritischen Herbst- lagen des Jahres 1923 gewirkt. Das Problem derSicherheit" für Frankreich  , eng oer- Kunden mit den imperialistischen Zielen mächtiger Kräfte, bewegt sich um die Zukunft des Rheinlandes. Das deutsche  Garantieangebot ist ein Versuch, Frankreichs   starr auf den Rhein   gerichteten Blick abzulenken und mit dem Rheinland  ganz Deutschland   von einem unerträglichen Druck zu befreien. Im siebenten Jahre trägt der weitaus größte Teil des Rheinlandes die Bürde fremder Besatzung. Nun feiert es sein großes Fest, verbunden mit A u s st e l l u n g e n in Köln  , Aachen  , Düsseldorf  , Koblenz  , Trier  , Mainz  . Eine umfassende Schau tausendjähriger rheinisch- deutscher   Kultur und Kunst, rheinisch-deutscher Wirtschast und sozialen und politischen Werdens soll Hunderttausenden dies- seits und jenseits des Rheins nahegebracht werden. Die Härte der jüngsten Zeit hat der Romantik, die das Rheintal im Bewußtsein aller Deutschen   umschwebte, jenen milden Schim- mer genommen, jpie er in den alten Rheinliedern beseligt lebt. Die Sorge und Eristenzkamvf des ganzen deutschen   Volkes und heute um die Ufer des Stromes vereinigt. Darum ist die Teilnahme an dieser Iahrtausendfeier ein symbolischer Akt nationalen Bewußtseins. Die deutsche Re- vublik und ihre Anhänger dürfen es nicht vernachlässigen, wenn sie ihrem staatlichen Einheitsideal nicht starke 2ebens-> kräfte entziehen wollen. Bor taufend Jahren brach das Wettreich Karls des Gro- ßen zusammen. Es fiel in zwei Hälften auseinander, das Westreich, das heurige Frankreich  , und in das Ostreich. das spätere Deutsche Reich. Die geschichtliche Parallele zwischen damals und heute liegt nur allzunahe. Trotz langer, blutiger Kriege und diplomatischer Ränke ist das einstmals geknüpfte Band nicht wieder zerrissen worden. Freilich geht für das arbeitende Volk, das sich zum Frieden und zur Demokratie bekennt, der Sinn dieser Iahrtausendfeier 'reit über das historische Datum und seine politischen Folgen hinaus. Hinter nationaler Willenskundgebung, Schaulust und Gepränge blejbt uns das letzte Ziel, über den Rhein   die Brücke der Völkerversöhnung zu schlagen, mit der Krönung des verbundenen Europa  .
Diplomaten beim Reichspräsiüenteu. Empfang der fremden Missionschefs. Der Reichspräsident hat gestern mittag die Glückwünsche der hier beglaubigten fremden Missionschefs entgegen- genommen. Hierbei hielt der Doyen de» Diplomatischen Korps, der apostolische Nuntius P o c« l l i, in französischer Sprache eine An- spräche, die in UeSersetzung wie folgt lautet: Herr Reichspräsident! Das Diplomatische Korps ist hoch erfreut, heute sich um Ihre Person vereinigen zu können, um dem "euen Reichspräsidenten feine aufrichtigen und ehrerbietigen Glück- wünsche darzubringen. Air hegen den Wunsch, daß unter Ihrer wessen Führung die deutsche   Nation im Innern nicht ollein ihre materielle Wohl- iahrt, ihre Arbeits- und Produktionsfähigkeit. sondern auch die Güter höherer Ordnung zur Blüte « ringen möge, welche die sicherste Gewähr für Zivilssation und Fort- ichritt der menschlichen Gesellschaft bieten. Wir wünschen, daß unter Ührsr höchsten Leitung der Deutsche Staat nach außen hin seine
Beziehungen zu den anderen Völkern befestigen möge zum Triumph der großen Sache der Weltbesriedung. Dann wird der glühende Wunsch oller»delinütiaen Herzen erfüllt werden, die inmuten der Schwierigkeiten der Gegenwart danach streben, unter den Menschen den geistigen Frieden in der Einheit der Wahrheit, den internationalen und sozialen Frieden durch das Wallen der Liebe und der Gerechtigkeit be- gründet zu sehen. In diesem Sinne sei es dem, der es sich zur Ehre und Freude rechnet, heute das Wort an Sie zu richten, gestattet, die göttlichen Segnungen auf Sie, Herr Reichspräsident, und die deutsche   Nation herobzuslehen." Der Reichspräsident erwiderte mit folgenden Worten: J)err Nuntius! Die Worte, die Eure Exzellenz im Namen des Diplomatischen Korps an mich als den vom Deutschen Volk« er- wählten Reichspräsidenten   zu richten die Güte hatten, erwidere ich mit Empsinduvgen aufrichtigen Danke». Es ist mir eine besondere Freude, die Glückwünsche zu vernehmen, denen da» Diplomatisch« Korps in so ehrender und sympathischer Weise heut« für mein« Amtstätigkeit und für die Wohlfahrt des Deutschen Reiches durch Ihren beredten Mund Ausdruck oerleiht. Seien Sie oersichert, Herr Nuntius, daß ich die von Ihnen ausgesprochenen Gedanken der Entwicklung aller Elemente des menschlichen Fortschritts in vollem Maße würdige. Wer an die Spitz« eines großen Volkes berufen ist, kann keinen höheren Wunsch kennen, als den, fein Volk in Frieden und Gleichberechti» au na an den Aufgaben der Welt mitwirken zu sehen. Mtt Eurer Erzekfenz verkenne ich nicht die Schwierigketten. die sich auf diesem Wege vorfinden, aber ich leb« der Hoffnung, daß sie nicht unüber- windbch sein werden. Was an mir liegt, auf diesem hohen Platz« zur Lösung der unserer Zeit gestellten Aufgaben beizutragen, das soll mit Ernst, mtt Ecwissenhmligkett, mtt voller Hingabe geschehen. Wenn alle Völker gleichen Willens sind, wird auch Gottes Segen, den Sie. Herr llttuttius, für uns anrufen, der Well nicht fehlen." Bei dem Empfang waren der Reichskanzler Dr. Luther, der Reichsminister des Auswärtigen   Dr. Stresemann sowie die Staatssekretäre von Schobert und Dr. Meißner zugegen. Gegesöesuch beim ReichStagspräfidente». Der Gegenbesuch des neuen Reichspräsidenten beim Reichstags- Präsidenten L ö b e fand am Donnerstag nachmittag im Beisein des ganzen Reichstagsvorstandes statt. Offizielle Reden wurden nicht gewechselt. Genosse Löb« fragte im Verlauf« der Unterhaltung nach dem Schicksal der geplanten Amnestie. Di« Antwort war, daß noch mtt den Ländern und den einzelnen Ressorts Bsr- Handlungen schweben. Er brachte dann die Sprache auf die gegenwärtig ftatssindende Heimarbeitsau» st ellung und die Elendslöhne, die man dadei studieren könne. Reichspräsident v. Hindenburg   erklärte, daß er schon von anderer Sett«, nämlich von Frau Böhm, auf diese Ausstellung aufmerksam gemacht worden sei. Am Vormittag de» gleichen Tage» war nämlich der Reichstag  zu einem Besuch dieser Ausstellung eingeladen worden. Es hatten sich aber merkwürdigerweise nur Abgeordnete der Linken und de« Zentrums dazu eingefunden. Gerade die Arbeitgeber der Rechts- Parteien glänzten durch Abwesenheit. Gogcnbcsucki beim Reichsrak. Gestern um S Uhr erwiderte der Reichspräsident den Besuch der Vertretung des Reichsrats im Haufe des preußischen Staats- Ministeriums, wo chn der preußische Ministerpräsident Braun mtt Staatssekretär Weismann, die Gesandten und dl« Bevoll- mächtigten der Länder zum Reichsrat empfingen. Der Reichspräsident empfing ferner die Staatssekretäre des Reichs.
Ein Nufwertungstompromiß. Dr. Best aus der deutschuatiouale« Fraktion ausgeschieden Di« hinter der Rsichsregierung stehenden Rcichstagsfraktttmen haben untereinander und mtt der Reichsregierung für die Beratung der Auswertungsgesetze die folgenden Richtlinien vereinbart: 1. Der Aufwertungsbetrag(8 2 de» Aufwertungsgesetz. entwursesi wird für alle Hypotheken und ander« d r i» g l i che Rechte auf 25 Proz. erhöht. 2. Der Aufwertungsbetrag von 25 Proz. ist ohne Unterscheidung zwischen Aufwertung und Zufatzaufwertung einhettlich an de: alten Rangstelle des alten Recht» einzutragen. Soweit der nach dem Ler-
hältnis de, berichtigten Wehrbeitragswert» gm» gegenwärttgen Grmrdstückswert herabgesetzte Goldmorkbetrag der ersten Hypothek deren Aufwcrtungsbetrag übersteigt, ist dem Eigentümer eine Eigen- tümergrundschuld vorzubehatten. Der Rang der neueingetragenen Reichsmarkhypotheken, Feingold-, Roggenrenten- und anderen wert- beständigen Hypotheken bleibt gewahrt. 3. Bezüglich der Verzinsung oerbleibt es bei der Regie- rungsoorlage. 4. Der Rückwirkungstermin wird bis zum 15. Juni 1S22 zurückverlegt. Dabei sst die Härteklausel zweckenssprechend zu erweitern. Lei der Rückwirkung findet die Aufwertung nicht nur zur Hälfte, sondern in voller Höhe des Aufwertungsbetroge» statt. 5. Der Auswertungssatz der Industrieobligatio- n« n wird für Altbesitzer, d. h. für Personen, die beretts am 1. Just 1920 Inhaber der Obligationen waren, um Ist Proz. auf25 Proz. erhöht. Die Erhöhung des Auswertungsbetrages um 10 Proz. wird in der Form von Genußscheinen gewährt, die folgende Rechte haben: Nachdem vom Reingewinn zunächst ein Betrag von K Proz. an die Aktionäre als Dividend« ausgeschüttet ist, wird der diesen Betrag übersteigende Reingewinn m solgender Weise ver- teilt: Bei jedem Prozent Ueberdioidend« auf die Aktten müssen 2 Proz. auf die Genußscheine verwandt werden bis zu einem Höchst- betrage von 6 Proz. des Betrages, auf den die Genußscheine lauten. Don den auf die Gcmißscheine entfallenden Beträgen werden Aus- schüttungen auf die Genußscheine in Höh« der alten Zinssätze der Obligationen gemacht. Der verbleibende Rest wird zu Auslosungen zu Pari verwandt, die mindesten» jede» zwette Jahr erfolgen müssen. Die erhöht« Aufwertung kommt auch den Allbesitzern zugute, deren Obligationen nach dem 14. Februar 1924«ingelöst worden ssnd. Im übrigen findet«ine Rückwirkung bei der Aufwertung von Industrie- oblgiationen nicht statt. 6. Entsprechend der Höheraufwertung der Hypotheken auf 25 Proz. erhöht sich auch da» im Z 12 Abs. 1 de» Entwurf» vorge- sehen« Maß für die Aufwertung anderer Vermögens- anlagen auf 25 Proz. 7. Di« Anleihen des Reiche» werden durch eine neue Anleihe zum Satz von 5 Proz. abgelöst. Der Tell der Ab- lösungsanleih«, welcher gegen Markanleihen allen Besitzes ausgegeben sstt wird durch Auslosung zum doppelten Nennbeträgen(an Stell« des einfachen) zuzüglich 6 Proz. de« Auslosungsbetrages für jedes Jahr fett dem Beginn der Auslosung getllgt. Diese Tilgung soll innerhalb 30 Jahren(statt 40 Jahren) durchgeführt werden, sofern da» Ergebnis der schwebenden Verhandlungen über die Steuer- reform den Finanzausgleich und den Reichehaurhall die» nicht un- möglich macht. Die in der Regierungsvorlage vorgesehene Anleihe- rente fällt fort. Die Dorzugsrente für die bedürftigen Anlechebesitzer bleibt bestehen. 8. Die Markanleihen der Länder werden m der gleichen Weise behandell wie dieAnleihendesReiches. 9. Die Markanleihen der Gemeinden und Ge- meindeverbände werden durch neu« Anleihen zum Satzevon5Proz.abgelSst. Der Tell der Ablösungsanleihen. welcher gegen Markanleihen alten Besitze» auegegeben ist. wird durch Auslosung nicht zum einfachen, sondern zum zweieinhalbfachen Nennbetrag zuzügstch 5 Proz. de» Auslosungsbetroges für jedes Jahr seit dem Beginn der Auslosung getllgt. Die Tilgungsdauer beträgt nach näherer Festsetzung der Obersten Lande-behörde 20 bis 30 Jahre. Die Gemeindeaufsichtsbehörd« kann«inen Treuhänder zur Wahr- nehmung der Interessen der Anleihegläubiger bestellen. Auf Antrag der Gemeinde oder-ine» Anleihegläubiger» oder de» Treuhänders sst der fest« Rückzahlungsbetrag bis auf 25 Proz de» Nennbetrages der abzulösenden Markanleihen zu erhöhen, so- fern die» dem Anleihefchuldner nach seiner finanziellen Leislungs- fähigkstt und unter Lerückstchttgung femer öffentliche» Aufgaben zugenusset werden kann. Die Ensscheidunz über den Antrag erfolgt durch die von der Obersten LandesbehSrfc« zu bestimmende Stelle. Gegen deren Entscheidung ist die Beschwerde an eine von der Obersten Landesbehörd« zu bestimmende Beschlußbehörde innerhalb einer Frist von einem Monat zulassig. lieber die Unterscheidung zwischen Gemeindeanleihen allen und neuen Besitzes Bestimmungen zu treffen, bleibt den Ländern vorbehallen.
roßen Erfolg brachte ihm 1889 die Pariser Weltausstellung: dort lng ein Bildnis seiner Gattin, das als Porträt ebenso meisterlich ist wie alle diejenigen, die Kalckreuth später in reifen Iahren von den Mitgliedern seiner Familie gemalt hat. Mit den Bildnissen, von denen Kalckreuth vorzügliche, wie da» de» Philosophen Eduard Zeller  , auch radierte, verbindet eine Gesinnung jene sozial-lyrisch gefärbten Gemälde aus dem Landleben, auf denen früher Kalckreuths Ruf beruhte. Jeder kennt die über den Kinderwagen gebückte alte Frau, die er alsDas Aller" gemalt hat, feinen Leichenzug, die große schwangere Schnitterin, die müde durch das reife Korn stapft. Seine Kraft zur reinen Landschaft hat Kalckreuth oft gezeigt, wenn er den Hamburger Hafen   Im Gewitter malle oder jenes fttlle Bild mit der Allee de» Schlosses Klein-Oels, das den Meister in der Berliner   Nationalgaleri« vertritt. Die deutschen   Künstler haben Kalckreuth das Eintreten fiir ihre gemeinsam« Sache zu danken: bei der Begründung des Deusschen Künstlerbundes wurde er fein Letter, und er hat das Beste deutscher   Kunst in den Ausstellungen de» Bun- des zu vereinen gewußt. Gelehrt hat er als Professor in Weimar  , dann in Karlsruhe  , schließlich war er 7 Jahre lang Direktor der Akademie in Stuttgart  . In der Ruhe seiner ländlichen Besitzung schafft er weiter, und hoffentlich haben die deutschen   Kunstfreund« einmal Gelegenheit sein Werk in einer größeren Ausstellung ver- einigt zu sehen. Er oerdient es. DerDühnenvolksbund". die bekannte reaktionäre Gegenaktion gegen die frei« Voltsbühnenbewegung, hat in den letzten Tagen massenhaft einen Werbeausruf mit der Unterschrift.von Hindenburg" verbreitet. Dazu wird von amtlicher Stelle u n a u f p e- fordert erklärt, daß Hindenburg   diese Unterschrist gegeben hat. als er ficherlich nicht entsernt daran dachte, jemals Reichspräsident zu werden. vergleich im zweiten Relgenprrneß. Die Beleidigungsklage Sladek und Gertrud Eysoldt   gegen Dr. Stapel, den Herausgeber des.Deusschen Volkstums", wurde im Amtsgericht Berlin  -Mstte durch Vergleich beendet. Dr. Stapel hatte, wie wir neulich mit- tellten, in seiner Zeitschrift die Reigenausführung. Nackttänze und ähnliche Lorgänge des Bühnenwesens kritisch behandelt. Der Kern- punkt war die Behauptung, daß die Berliner   Künstler und Theater- direktoren die Kunst zum Vorwand nahmen, um sich mit der Nackthett und Unsittlichkeit die Taschen zu füllen. Seine Behaup- mngen fanden in äußerst scharfen Ausdrücken wie.Lumpenpack" usw. ihre Zuspitzung. Hierdurch fühllen sich die Prioatkläger zur Klage veranlaßt. Stapel hat nun im Vergleichswege die in seinen Aufsätzen enthaltenen persönlichen Beleidigung«, zurückgenommen.
venische» Iheat«. Di« für heut« angesetzt« Srstauffithrunz von ,D r. Knock- ist aus den 10. d. vi. verschoben. Kür die LerUner LühnenaegehSrlgen findet am tfi. d. vi., nachm. 3 Uhr. im Tbeater in der Königgrätzer Gtrafce eine Äussiidrung von.Franziska- in der Prenncrenbesetzung statt. Karten sind im Hause der Bühnengenofsenschast, Keithstr. 11, erhältlich. Die llraussfihrnnge» der Karbllchtninsst sollen unter Leitung don Alexander SoSzle-Munchen auf dem deutschen   TonwnsUerlest in Kiel   Mitte Juni stattfinden. SS werden U Farvenvraludien siedet Präludium aut eine Hwiptsarb« eingestellt), etne Sonate für F-rblicht l«d Klavier and eine vailade für garblicht und Klavier ausgeführt.
Schriststellerelenö in Rußland  . In manchen westeuropäischen Kreisen hat sich dank einer raffi- nierten Agitation sowjetfreundlicher Elemente, die vor den gröbsten Täuschungsmanövern nicht zurückschrecken, die Ansicht eingebürgert. daß es den Schriftstellern. Künstlern und Gelehrten in Sowjet- rubland glänzend gehe, da die Sowsetregierung ihnen die weitest. gebende Förderung und Fürsorge angedeihen lasse. Wie es sich auf idesem Gebiete in Wirklichkeit verhält, geht aus einem umfang- .eichen Bericht hervor, den der berühmte russische Schriftsteller 'D. W e r e ss a j e w in der Moskauer  Prawda" vom 28. April veröffentlicht._... Weressojew schildert hauptsächlich die Notlage der Schnfsstcller. er weist aber ausdrücklich daraus hin. daß dieselbe Notlage auch unter den Künstlern und anderen Angehörigen der freien Berufe herrscht. Obwohl die schriftstellerische und künstlerische Arbeit osfi- stell als nützlich und notwendig anerkannt wird, werden doch die Schriftsteller und Künstler finanziell weit stärker belastet als alle anderen beruflichen Kategorien..Es dürfte", schreibt Weressajew. .nur wenigen bekannt sein, daß ein Schriftsteller, der bei uns seinen Beruf ausüben will, sich«in.Potent" beschaffen muß, da» ihm da» Recht zur sckirifistellerischen Arbeit verleiht. Jede« Halbjahr nmß er für dieses Patent 32 Rubel( 65 Mk.) zahlen. Ich glaube, es ist dies ein unerhörter Fall in der Weltliterawr: der Schriftsteller sitzt an seinem Schreibtisch und vor ihm an der Wand hängt ein Patent, das dos Recht des Schriftstellers bestätigt, sich bis zum 1. Oktober des laufenden Jahres mit Schrifsstellerei zu befassen. Bor etwa zwei Iahren spielte sich folgender Fall ab. Eine der Moskauer   Finnnzabteilungcn hatte unter Nr. 764 folgendes Doku- mertt mlsgestellt: Z. Kategorie. Patent für persönliche berufliche Beschäftigung in Ortschaften des hauptstädtischen Umkreises für die Dauer von sechs Monaten. Gewerbesteuer.......... 210 Rubel, Oertliche Steuer.......... 210 Rubel, Kanzleigebühren........ 4 Rubel. Zusammen 424 Rubel. Ausgestellt für I. A. B. Bezeichnung des Gewerbes: Schriftsteller. Vom 1. April bis 1. Oktober 1923. Der Empfänger dieses Schriftstückes, ein bekannter Schrifssteller und Ueberfetzer des ukrainischen Dichters Schewtfchenko. reichte darauf hin an dos Finanzamt efne Erklärung ein, daß er vierzig Jahr« den ehrenvollen Titel eine» russischen Schrifsstcllers trage, aber jetzt nicht mehr dazu imstande fei: er lege deshalb diesen Tttel nieder und verpflichte sich, von nun ab nichts mehr zu schreiben. Diese Erklärung übergab er im Finanzamt persönlich einem alten Mann. Dieser las die Erklärung aufmerksam durch und fragte: .Also was wird nun fein? Ich glaube, Sie haben jetzt nicht mehr das Recht, in der Schreibwaren- Handlung Papier und Tinte zu kaufen." .Wenn ich kein Recht dazu habe, werde ich nicht kaufen."
.'n ja. aber ich glaube, wenn Sie zu Haufe schreiben werden, für sich selbst, wer kann Ihnen da» verbieten?" Ich glaube dasselbe." .Ja, ich glaube, so ist es..." Der Alte schwieg ein wenig, beugte sich dann- zum Dichter herab und sagte im Flüsterton: Also gut. Kaufen Sie sich Papier und Tinte und schildern Sie diese ganz« Schweinerei." Zu dieser Darstellung, die, wie bereits erwähnt, im kommuni- stischen ZentralorganPrawda" veröffentlicht ist. kann noch folgende von Weressajew mitgeteilte Tatsache hinzugefügt werden: Vor kurzem nahm die Petersburger Abteilung des Schrifsstellerverbande» eine Untersuchung der materiellen Lage ihrer Mitglieder vor. E» stellt« sich heraus, daß die Mehrzahl von ihnen in bitte- rer Not lebt und daß bei vielen von ihnen ein solche« Elend herrsche, daß sie monatelang nicht ihre Wäsche wechseln können und halbverhungert sind. Trotzdem werden sie von den Finanzbehörden mit de.i hohen Steuern belastet, die für die Angehörigen der freien Berufe festgesetzt sind._ Unser neuer Roman. Der dänische Schriftsteller S v« n d Fleuron hat sich durch ein« Reihe von seltsamen Tlerbüchern in kurzer Zeit einen Weltruf erworben..Strix"..Die rote Koppel", Wie Kalb   erzogen wurde,Felddürger Lampe  "..Schnipp Fidelius Adelzahn" lauten die Titel seiner Romane, deren Helden ein Uhu. eine Fuchsfamilie, ein Damhirsch, ein Hase, ein Dackel sind. Diesen reiht sich als einer der schönsten der HechtromanSchnock" an, mtt dessen Veröffentlichung wir heute beginnen. Was ihn wie die andern Werke Fleurons auszeichnet, ist die einzigartige Fähigkeit des Autor«, sich ohne oll« menschliche Ueberhebung und Begönne- nmg vollständig in die Seele und das Dasein der Tiere einzuleben. Es wird hier nicht» beschönigt und nichts karikiert. Der Leser findet Eingang in eine Welt, die in Wahrheit.jenseits von gut und böse" liegt, die ihm anfangs fremd erscheinen muß, in der er sich aber sehr rasch heimisch fühlt. Mit einer Anteilnahme, als handle es sich um die Entwicklung eines interessanten menschlichen Charakters, verfolgt er die Lebensgeschichte, die spannenden Aben- teuer, die Kämpfe. Siege. Niederlagen und das unrühmliche Ende der großen Massenniörderin Schnock, und er erhält zugleich inter­essante und wertvolle Einblicke in das vielgestaltige Leben und Treiben jener Wesen, deren Dasein in sumpfigen Wasserläufen und stillen Teichen sich abspielt. Leopold Graf von kalckreuth kann heute auf seiner Besitzung in Eddelsen bei Hittfeld  , in der Nähe Hamburg  », fein 7 0. Lebens» jähr vollenden. Der Präsident de» Deutschen Künstlerbundes stammt aus Düsseldorf  , fein ZZater Stanislaus hat den Posten des Akadcmiedirektors in Weimar   bekleidet und �i« einst berühmten heroischen Landschaften gemalt, und auch in der Familie seiner Mutter, einer geborenen Cauer, war das Künstlerblut erblich. Leo- pold Kalckreuth war Schüler seines Doters, er ging dann zu Benczur nach München   und nach Holland   auf Studienreisen. Sein ensschei- denves Vorbild wurde Millets sozial gefärbte Realistik, wurden aber auch die Holländer, die Landschafter, die Porträtisten. Seinen ersten