Nicht minder kraß-'sind die ungezählten Fälle, w denen die leistungsfähigsten I u d u st r ieu n te r n e h m un ge n ihre Obligationengläubiger mit Brosamen abfinden, während die Aktionäre im Vollbesitz ihrer Aktien verbleiben und reiche Dividenden einheimsen. Womit will man es rechtfertigen, daß der Aktionär eines Unternehmens, das seine Aktien mit 1: 1 umgewandelt hat, 10 oder mehr Prozent Zinsen seines vollen Goldmarkkapitals bezieht, daß dagegen der Obligationär mit 4 P r oz. seines auf 15 Proz. ermäßigten Goldmarkkapitals und der unsicheren Aussicht auf einen bescheidenen Genußscheinbezug jfür weitere 10!Proz. seines Guthabens ab- gespeist wird. Das schärfste Schlaglicht werfen die Zins- und Rück- zahlungsvorschriften auf das Kompromiß. Es soll dabei bleiben, daß der Gläubiger im Jahre 1924 mit 4 Pr o z. Zinsen für seine auf e i n Viertel herabgesetzte Forderung abgespeist wird und vom 1. Januar 1926 ab mehr als 5 Proz. in keinem Falle erreichen kann, obgleich derjenige, der sein Vermögen in Goldmark gerettet hat, heute mindestens 10 Proz. des ungekürzten Kapitals beansprucht. Es soll auch dabei bleiben, daß die Rückzahlung des aufge- werteten Betrages vor dem I. Januar 1932 nicht verlangt werden kann. Bis dahin soll.sich der Gläubiger mit dem un- verhältnismäßig niedrigen Zinsbetrag begnügen. Das alles im Interesse der„Wirtschaft", zu deutsch : des Groß- k a p i t a l s! Es istchicht wahr, daß die Wirtschast allgemein außerstande wäre,.- vor,. dem 1. Januar 1932 die bescheidenen Aufwertungsbeträge bereitzustellen. Es ist leicht möglich. Vorschriften über die staffelweife Rückzahlung des Kapitals an früheren Terminen zu treffen, womit wenigstens den Gläubigern der gerettete Rest ihrer! Vermögen zur freien Der- fügung gestellt wird.> An die S p a r k a s s en gl a u.b i g e r, an die Gläubiger der Versicherungsgesellschaften und an viele andere wichtige�. Fragen des Aufwertungsproblems haben die Kompromißler überhaupt nicht gedacht. Die kleinen und kleinsten Sparer,, deren Einlagen bei den Sparkassen ver- nichtet worden sind, sollen' bis zum Nimmerleinstag warten auf die Rückzahlung der Bettelpfennige, die ihnen nach der Regierungsvorlage in'ferner Aussicht stehen. Gerade hier wird der Hebel noch' sehr kräftig anzusetzen sein. Daß es Mittel und Wege gibt di«� Ansprüche der Sparkaffeneinleger in weit höherem Grade zu berücksichtigen, ist im Ausschuh von unserer Seite bereits dargelegt worden. Die Kompromihvocschläge für die Ablösung der An- leihen des Reichs, der Länder und- Gemeinden müssen einer besonderen Besprechung vorbehalten sbleibcn. Dabei wird sich zeigen, daß die großen Verbesserungen, die die Kompromißler „errungen" zu hoben| glauben, sich vielfach in blauen Dunst auflösen..\_ Die Srotwucherpläne der Rechtsregiervng. DaS Echo i« der Presse. Die drohende Verteuerung des Brots durch die Schutzzoll- plane der Regierung hat bisher nur einen Teil der Berliner Presse aus seiner Ruhe aufgescheucht..Morgenpost" und «Vossische Zeitung" finden kräftige Töne. Die letztere schreibt: ver Plan übertrifft die ungünstigen Erwartun- gen, die man nach den Ankündigungen des Reichswirtschosts- Ministers Neuhaus schon seit geraumer Zeit haben konnte.... Jatenstoierung der deutschen Wirtschaft ist die Forderung des Tages. Sollte man wirklich glauben, daß mit festen Minimaltarifen von an- sehnlicher Iföhe für Getreide eine Basis zur Erreichung dieser Ziel« geschaffen wird? Sollte die Rückkehr der allen Eisenzölle, der Halb- und Fertigfabrikatindustrie den Boden ebnen können für verstärkte, oerbilligte Produktion, die absatzfähig ist? Es kann nicht zweifelhast fein, daß die mitgeteillen Absichten der Reichsregierung diesen Zielen abträglich sind. Man. scheint im Wirtschastsministerium die Aufgaben der Wirtschaft von einem anderen Standpunkte anzusehen, der durch die Tagesinleressea der Großlaudwirlschasl und der Schweriudostrie stark mitbestimmt ist.
Das Zräulem unö Hölöerlin« Vor wenigen Jahren erst sind die Briefe an den Tag gekommen, die.Hölderlin von seiner Diotima empfing. Schreiberin jener Brief« war jene Frankfurter Kaufmannsgattin Frau Gontard gewesen, die, beschwert durch einen ältlichen und griesgrämigen Gatten und auch eingeengt durch eine Hucke nicht leicht zu erziehender Kinder, mit ihrem Hauslehrer, eben dem jungen Dichter Hölderlin , in Beziehun- gen trat. Wie weit diese Beziehungen nach dem Gesetzbuch des Staatsanwalts unerlaubt gewesen sind, wissen wir nicht. Wir wissen nur, daß der unglückliche Dichter diese Frau anbetend liebte. Als er ihr fernbleiben mußte, marschierte er trotzdem tagtäglich aus seiner Homburger Verbannung nach Frankfurt , um für die Göttin bei einer geheimen Gartenpforte einen Brief niederzulegen. Wir können heute nur die Antworten der Frau aus dies« Episteln der Verzweiflung lesen. Diotima war durchaus nicht würdig der Vcrhimmelung des Troubadours, der wie zu einer Kirchenwallfahrt alltäglich zu ihr pil- gerte. Aber sie war eine Frau. Sie mischt die Locken und die Werke, die Unsterblichkeit und die zerrissenen Schuhe des Dichters in einem fast tragisch wirkenden Worteschwall durcheinander. Ihr leuchtet wohl auf, daß ein überirdisches Wesen ihrem Gefühle nahen möchte, aber die Elleuchtung ist nicht so stark, daß sie ihr Schamhaftigkeit einflöße, weil sie durch derartiges Vermengen des Subtilsten mit dem Banalsten ein Sakrileg an dem edelsten Manne des deutschen Parnasius begeht. Hölderlin ist immer noch das Seltene und unsäglich rein Gesagte. Er ist immer noch der wunderbare Mann, der außerhalb jeder über- lieserten Literaturübung steht. Er ist die klarste Quell« der prophe- tischen Poesie. Selbst dann, wenn er von sehr irdischen Dingen be- richtet, etwa vom abendlichen Entschlafen der Handwerksarbeit oder von der Freude der Muller, die ihren Säugling küßt, selbst in seinen Schilderungen des Kleinsten und Bescheidensten bleibt er der prophe- tische Sänger. Kein Wort klingt abgebraucht. Er erschafft immer wieder die Welt, weil er die Worte unabhängig von jedem schon gewordenen Worte erschafft. Wegen solcher Originalität ist er stets sehr männlich. Er ist nicht zu vergleichen mit einem bequemen Lyriker, der sein« Nebenmenschen durch heller« oder ernste Lebens» bilder erquickt. Er bleibt stet» jenseits de» Lebens, das gern w Philistertuni hineingleitet. Dann sogar, als der Wohnsinn ihn schon heinigesucht hatte, meistert er noch das Heiligtum der deutschen Sprache. Keiner hat so vollendet wie der wahnsinnige Hölderlin die griechische Dichtung des Altertum» nachgesprochen. Versucht man heut«, wi« Vilma Mönckeberg «» tat. Hölderlinsche Verse nachzubilde«. dann müßte«in prophellscher Red- ner dem prophetischen Dichter folgen. Ein« Frau wird wohl niemal» so sehr losgelöst werden können von dem Irdischen der Rede, daß sie diese höchste Forderung erfüllt. Der Enthusiasmus der Frau neigt dazu, manch«. Väterliche und manches Priesterliche in Hölderlin , auch manche, Milde«od Berflhnllche, da» er sagt, allzu hurtig auf-
- Das«Berliner Tageblatt" bemerkt: Nachdem die Rechtspartsien in der Aufwertungsfrage ihre weit- gehenden Wahlversprechungen jetzt in dem soeben abgeschlossenen Kompromiß verleugnet haben, enthüllt sich ihre ausgesprochene Znler- essenpolilik von neuem in der Schutzzollvorlage. Eine eingehende Kritik des Entwurfs behalten wir uns vor, wenn er in seinem Wort- laut und in seiner Begründung vorliegen wird. Nur soviel möchten wir heute schon bemerken, daß die Schutzzollforderungen der Groß- agrarior und der Schwerindustrie im Reichstage und in der ösfent- lichen Meinung eine noch unabsehbare Diskussion her- vorrufen werden. Die der Volkspartei nahestehende„Tägliche Rundschau" sagt zwar nichts über die Zollvorlage, bringt aber einen Lest- artikel unter der Ueberschrift:„Es darf nicht teurer werden!" Darin heißt es: Eine neue Verteuerung der Lebenshaltung?- kosten hat begonnen! Ueber ihre Ursachen soll hier nicht ge- sprachen werden. Es gibt echte; wie Steuerbelastung als Folge des Versailler Vertrages, Verteuerung der Rohstoffe, hohe Verzinsung der im Auslande aufgenommenen Gelder, Verzinsung des zur Modern!- sierung der Betriebe notwendigen neuen Kapitals und die Weltkrisis. Es gibt aber auch falsche, wie nackte Interessenpolitik in einer früher nicht gekannten Roheit. Beibehaltung des in der Inflationszeit ent- standenen Grundsatzes, kleiner Umsatz, großer Nutzen, Organisations- fehler der öffentlichen und privaten Wirtschaft und vor allen Dingen eine rücksichtslose Ausnutzung der durch die Znslaiion geschwächten Stellung des Verbrauchers gegenüber den immer noch unerschütterten Organisationen der Erzeuger und Verteiler. Der„Berliner Lokal-Anzeiger" glaubt auf seine Leser, die doch alle durch die Lebensmittelteuerung hart getroffen werden, nicht einmal soviel Rücksicht nehmen zu müssen. Die übrige Rechtspresse— abgesehen von der landbündlerischen „Deutschen Tageszeitung", die Morgenluft wittert— hüllt sich vorläufig noch in Schweigen. Die„Rote Fahne " sorgt, wie gewöhnlich, für den Humor. Die Alarmierung der Oeffentlichkeit durch den„Vorwärts" ist ihr fatal. S e l b ft der„Vorwärts", schreibt sie,„muß mit- teilen, daß..." usw. Im übrigen setzt sie auseinander, daß die verruchte SPD. an dem drohenden Broiwucher schuld bat. Spaß muß sein! Oder ist die Zeit für solche Hanswurste- reien doch vorüber?_
Die Neichsregierung dementiert. Erste Wirkung des Kampfs gegen die Zölle. Von zuständiger amtlicher Stelle wird heute mittag erklärt, daß die Artikel eines Teils der Morgenblätter gegen die Zollvorlage sehr verfrüht seien. Die Zoklvorlag« sei noch nicht endgültig fertiggestellt. Es sei damit zu rechnen, daß sie am Dienstag dem Reichsrat zugehe und gleichzeitig auch der Oeffenttlchkeit unter- breitet werde. Die �Mitteilungen, die über den Inhalt der Zollvor» log« in der Presse efflljienen find, gäben ein durchaus falsches Bild. Die richtige Beurteilung der ganzen Vorlage sei nur möglich, wenn man sie in vollem Wortlaut einschließlich der Begründung kenne. Die Vorlage sei aber in ihren Einzelheiten noch niemandem außer- halb der Regierung bekannt, zumal sie noch nicht endgültig fertig- gestellt sei.
Der mißbrauchte tzinöenburg. Volksparteiliche Verwahrung gegen Deutschnationale. Die„Zeit", das Blatt der Volkspartei und Stresemanns, veröffentlicht unter der Ueberschrift:„Mißbrauch der Hinden- burg-Kundgebmtgen" an hervorragender Stelle folgendes Telegramm aus München : Es muß leider festgestellt werden, daß bei den Feiern, die aus Anlaß des Amtsantrttts Hindenburgs in Bayern veranstaltet worden sind, nicht immer die selbstverständlich« und vor allem von Hindenburg selbst mehrfach vorgezeichnet« Linie der natlo. nalen Solidarität eingehalten wurde. Insbesondere wurden bisweilen von den Deutschnationalen nnd den Vater-
zufassen, wie etwa eine Litanei zur Förderung der häuslichen Be- quemlichksiten. Jede redende Ausdeuterin Hölderlins wird vielleicht jener Untugend verfallen, der auch Diotima verfiel, als sie das weihe- volle Wesen Hölderlins nicht gewissenhaft genug von seinem wochen- täglichen Dasei» trennte. Fräulein Mönckcberg wollt« die Freund« der Volksbühne zu Hölderlin führen. Sie tat es hingebend und wiegte sich mit gefühlvoller Stimme auf kostbaren Rhythmen. Wenn sie nicht vollkommen das Heiligtum dieser Dichtung erfaßt«, so darf. sie nicht getadelt werden. Bielleicht ist eine Frau überhaupt nicht imstande, diese tönende, diese unerhört tönende und ganz ursprünglich geborene Wortemuflk zu gestalten. Max Hochdorf.
pfropfversuche bei Tiere»». Die Steinachschen Berjüngungsversuch« haben die Aufmerksam- keit auf die Bedeutung der Ueberpslanzung von Drüsen gelenkt, und ein erfolgreicher Nebenbuhler ist Steinach in dem in Frankreich naturalisierten Russen Sergej Doronosf erstanden, dessen „Verjüngungen" großes Aufsehen erregten und zu dessen bekannte- sten Klienten Clcmenceau und Loyd George zählen. Die Versuche bei Menschen sind aber nicht die einzige und nicht einmal die Haupt- sächlichste Tat Voronofss. Die Ueberpflanzungen von Geschlechts- drüsen, die er bei einzelnen vorgenommen hat, haben schon nach zwei bis drei Monaten eine erstaunliche Wirkung. Aber bevor diese Segnungen der ganzen Menschheit zunutze gemacht werden können, müssen erst Tierversuche im großen angestellt werden, die Voronojf mit sichtlichem Erfolge durchgeführt und über die Dr. Loeser in der „Umschau" berichtet. Der Gelehrte hat Pfropfversuche in erster Linie bei Schafen, aber auch bei Pferden, Rindern, Ziegen, Schweinen und anderen Haustieren angestellt. Das erste wichtigste Untersuchungsergebnis war, daß die lieberpflanzung einer überzähligen Geschlechtsdrüse bei jungen Schafböcken zur Entwicklung eines ungewöhnlich starken und langen Wollkleides führte. Durch seine Pfropfoersuch« tonnte Voronoff auch das Leben der Schafböcke verlängern. Einem zwölf- jährigen Schafbock, der so schwach war, daß er den Kops nicht mehr aufrecht tragen konnte und nur stolpernd ging, wurde ein Hoden eines zweijährigen Schafbocks eingepflanzt. Drei Monate später war der altersschwache Bock wieder ganz jugendsrisch und zeugungs- fähig. Nun entfernte Boronoff die Drüse, die die Verjüngung ver- ursacht hatte, und der Bock war nach drei Monaten so allersschwach wie vor der Verjüngung. Eine neue Hodenüberpflanzung schenkte ihm eine dritte Jugend, und sein Leben ist nun schon um S Jahre verlängert: während er vor dem Pfropfoersuch zur Schur vorf- kommen unbrauchbar war, liefert er jetzt jährlich eine reichliche Menge Wolle. Voronoff glaubt nun, daß durch eine über mehrere Generationen sich erstreckende Hodenpfropfung bessere Rassen er- zielt werden können, dt« reichlicher« Wolle liefern können. Da in den Ländern, die die Hauptwollproduzenten sind, etwa 150 Millionen Schafe jährlich geschoren werden, so wäre der wirtschaftlich« Nutzen ein ungeheurer. Eine solche Veredlung läßt sich aber nicht so ein- fach durchführen wie dos Pfropfen bei Pflanzen. Es müssen erst Versuche im großen unternommen werden, und dies geschieht jetzt bei einer Musterschafherde in Eüdalgerien, zu deren Zucht nur
ländischen Verbänden Bayerns diese Feiern dazu benutzt. um gegen die Politik der Reichsregierung, mit der Hindenburg sich doch ausdrückiich identifiziert hat, Stimmung zu machen. Die Deutsch - nationale Volkspartei, Ortsgruppe Lindau, ging dabei sogar so weit, bei einer Hindenburg -Fcier eine Entschließun gjj egen die Haltung der R e i ch s r e g i e r u n g in der Frage des Sicherheitspattes und des Eintritts in den Völler- b u n d zu beantragen und sie der Reichsregierung telegraphisch mit- zuteilen. So treibt man im Zeichen Hindenburgs— Obstruktion gegen die Männer an der Spitze des Reiches, die das Ver- trauen Hindenburgs haben! Inzwischen rückt das Unheil näher. Auch der„Geist von Potsdam " rebelliert gegen Stresemann . Der dorttge Kreis- verein der Deuffchnationaleu hat einen Beschluß gefaßt, in dem es heißt: Der Kreisoerein legt Verwahrung ein gegen«ine aus- wärtige Politik, in der die R e g i e ru n g— wie im August 1924 — ohne Zustimmung der gesetzgebenden Körperschaften Bindungen eingeht, deren Auswirkungen unabsehbar sind. Der Kreisoerein fordert: Kein Eintritt in den Völkerbund, kein Verzicht auf deutsches Land, endlich Einlösung der am 29. August 1924 seier- lich gegebenen Zusage amtlicher Stellungnahme zur Kriegsschuldfrage. Unter solchen Umständen darf man auf die Reichstags- debatte über die Außenpolitik, die am Montag mit einer Rede Stresemanns beginnen soll, gespannt sein.
�chtzigtaufend Dolschewiften! Aus dem Untcrsuchuugsausschuft des Reichstags. Einen glänzenden Fischzug hat es in der heutigen Sitzung des Reichstogsausschuffes zur Untersuchung der Kreditange- legenheiten gegeben. Mit großer Schlauheit war das Netz aus- geworfen worden, um darin die Sozialdemokraten zu fangen. Und stehe da, als man es wieder heraufzog, zappelten sOOOOBolsche- misten darin, von dem Bolschewisten Barmat gar nicht zu reden. Das alles aber kam so: Der Zeuge Link, der im Jahre 1919 für das Reich in Holland tätig war, sollte über seine Erfahrungen mit Barmat berichten, und nun kamen schreckliche Dinge ans Licht: 1. Einer der Brüder Bar- mat hat dem Zeugen gesagt, der Reichspräsident frühstücke gewöhn- heitsgemoß mit Julius Barmat, die beiden ständen aus dem Duz- fuße. Eines Tages, so nach Tisch, bei einer guten Zigarre, habe Ebert zu seinem Bruder gemeint:„Du, wir machen viel Lebens- Mittelgeschäft« mit Holland , da kannst du dich auch beteiligen." Da habe der Bruder diese Geschäfte eben auch noch mltgenomgien. 2. Barmat seien deswegen höhere Preise bewilligt worden, weii er 5 Proz. on die Sozialdemokraten abgeben mußte. 3. Barmat selbst sei als Bolschewist, zumal er aus Lodz stammt, wohl bekannt ge- wesen, habe er doch 80000 Bolschewisten nach England geschickt. Bei der Ebertgeschicht« und bei den soziclldemokrntische» 5 Proz. glänzten die Gesichter des Kommunisten Rosenberg und seiner Freunde von der Deutschnationalen Fraktion. Aber bei den 80 000 Bolschewisten wurden dieselben Gesichter lang und länger: sollte etwa noch herauskommen, daß Barmat nicht nur mit der Sozialdemokratie, sondern sogar mit ganz Sowjetrußland verwandt und verschwägert ist? Sollte schließlich noch die KPD. als die eigent- liche Darmatpartei entlarvt werden? Aber bald nahte die Erlösung. Der Zeuge mußt« angeben, daß er alle diese Dinge, aljo die Eber»- brüdcrschaft, die sozialdemolratischen 6 Prozent mitsamt den 80 000 Bolschewisten nur vom höreasage» wisse. Soweit es sich um greis- bar« Ding« handelt«, wie um die Abnahm« der von Barmat zu liefernden Waren, sei alles in Ordnung gewesen. Danach beschäftigte sich der Ausschuß noch geraume Zeit mit dem berühmten Büchsenmilchgeschäjt. Wenn wir un» recht erinnern, hat der Ausschuß die Ausgabe, etwaige Beziehungen zwischen Barmat und einflußreichen politischen Persönlichkeiten fest- zustellen. Ob Barmat das Reich in einem Einzelfall« habe betrügen wollen, mag für den Staatsanwalt von Interesse sein: was aber hoben die Herren vom Untersuchungsaueschuß damit zu tun? Au» den Aussagen des heut« vernommenen Zeugen Thieme, damals
Böcke verwendet werden, bei denen Hodentransplantatconen eine viel stärkere und längere Wolle ergeben haben. Durch genaue Be obachtungen. Messungen und Wägungen sucht man festzustellen, ob sich die durch die Pfropfung erworbenen Eigenschaften aus die Noch- kommen vererben. Aehnliche Dersuchsanstaiten sollen in Tunis , Marotto und Zentralafrika eingerichtet werden.
Die große verliner Sunflaussiellung. Di« großen Ausstellungen folgen sich aus dem Fuß«. Kaum war die der Akademie erossnet, so folgte am Samstag, den 15. Mai, die„Große Berliner" am Lehrter Bahnhof . Diesmal ist sie nicht so umfangreich und er- mottend wie sonst: noch nicht 1200 Nummern einschließlich der Skulpturen und der Kabinette mit Zeichnungen, und«inlchließlich eines kleinen Dutzend von geschlossenen Gesamtausstellungen Ein- zelner, in 25 Sälen insgesamt. In dies« wird außerdem noch durch die Ausstattung ein sehr angenehm empfundener Rhythmus ge bracht: Die Houptsäle, Kreuzungspuntt« auf weite Sicht, sind leuch- tend rot gestrichen, all« übrigen gleichmäßig grau:«in Merkzeichen nicht nur zur Orientierung, sondern auch eine künstlerisch noble Jde Der Gesamteindruck ist dazu, dank niedrig gespannter weißer Stos: decken, ein ruhiger und gleichmäßiger. Und beinahe auch im Rioeo- nähert sich Moabit von weitem dem Pariser Platz ein bißchen:<?'- lohnt sich diesmal, aus dem hitzigen Treiben der„Ulap" in die Kühle der großen Säle zu treten und etwas von dem zu nippen, was man mit einigen Klauseln heutige Malerei nennen kann. Daß es sich lohnt, liegt vorzugsweise an den meist in kleinen Boxen untcrgcbrnctnen Sonderattroktionen. Da ist im großen Ehrensaal Ed. o. Gebhardt eine Gedächtnisschau gewidmet. Da erleben wir ein Wagner-Wotan-besessenes Lachkabinett von R. G u h r. Da gibt es Kollektionen von Orlik, Heilemann, Wolfs- selb, Pfuhle, Schuft er- Woldan, Heichert und an- deren, die Ruhepunkte fürs Auge bedeuten. Eine genauere Uebersicht wird in nächster Woche folgen. Dr. Paul F. Schmidt. Das internallonale ZNusiksest in Prag wurde F rettag durch da? erste Orchesterkonzert der Internationalen Musikgesellschaft ein- geleitet. An der Spitze des Programm« stand die Sarabande von Busino als Ehrung für den verstorbenen Meister. Das Konzert- rrchester der tschechoslowakischen Philharmonie dirigierten Volkmar Andre«, Erich Kleiber und Alfred Easello. Do» sinfonische Gedicht„Der Dämon" de« Tschechen Karel und da»„Eoncerto grosso" des Deutschen Kaminski erzielten den stärksten Erfolg. An- mesend sind Musiker und Berichterstatter au» ganz Europa . Ins- besondere sind Deutschland und Oesterreich stark oertreten.
ErstavIfShrvvgen der Woche. viev»l. Deutsch . Th.:„Dr. Knock-' ANttw. Schlohpartth.:.«I»tch noch im Flügellle«»«-. Von»' Renaifl.-rh.:.Die P s a r rh a»» t o m ö b i e». Arelt. Doethebahne: „Dat grSuleln du Portati-. llrmiia-pottrSge. TSgl. 5, 7, S:„Die Bunderbe« Meere »-. Tägl. K'/,:„Das tauienjidrige Leipzig». Freit, u. Sorntab.: Vrof. Goerek:„D t e E i n w« i b a n g d e S D«« tsch«« ZK»s e»wS in München -.— Hörsaal: Sieh« ttnsch'agiznlen.