Einzelbild herunterladen
 

Sr. 246 42. Iahegaag

1« Seilage öes vorwärts

Das kindliche Spiel- und Betätigimgsbedürfnis ist außerardent- lich lebhast und reichhaltig. Jeder, der für die Jugend Herz und Verstand hat. wird deshalb versuchen, diesen Trieben gesund« Bahnen zu weisen. Davon zeugen weite Spielflächen in allen Stadtbezirken. Buddelplätze in den Hainen und schließlich auch die Gärten, die für Schülerinnen und Schüler zu praktischer Arbeit be« reitgestellt sind. Wer heute aus dem Innern der Riesenstadt hinausschreitet in die Außenbezirke nach Reukölln, nach Stralau, noch Weißensee. oder wo es sonst sei. der wird sein« Augen bald über weite Gebiete schweifen lassen, die nicht zu Schrebergärten ab- geteilt sind, sondern in denen fleißig« Kinderhände schaffen und ordnen. Die Irühjahrsarbekt. Nachdem jetzt der Frühling mit aller Energie seinen Einzug ins Land geHallen hat, gilt es aber auch feste zu arbeiten, um alles wieder zu ordnen und ins richtige Gleise zu schieben. Lehrer und Lehrerinnen haben sich mii einer größeren Schar Sinder vereinigt. damit hier einmal in den Sommermonaten praktischer Arbeitsunter. richt in vielseitigster Gestall geleistet werden kann. Bor allem gilt es erst einmal, das gesamte Gelände von Steinen und Gerumpel zu säubern. Dann werden die Beete verteilt, und die Arbeit kann be­ginnen. Sachgemäße Anleitung zeigt den Kindern bald, wie sie es anzupacken haben: wie der Boden vorbereitet und durchgearbeitet wird, wie gesät und gepflanzt werden muß. damit auch alles gut wächst und gedeiht. Wenn diese erste, schwierige Arbeit erledigt ist, tritt ein Moment der Ruhe«in. Jedoch je mehr die Zett vor- wärt? schreitet, desto mehr muß nun auch das kleine Werden ge- pflegt werden Und Freud « in der vielsettigsten Form kann man nun beobachten, wenn sich aus dem Boden immer mehr und kräf- tioer die Frucht der eifrigen Arbeit heraus entwickell. Das gibt einen Jubel, wenn sich die Radieschen vorzüglich gestallen, und auch Erbsen. Bohnen, Mohrrüben und Gemüsepflanzen der verschieden- stell Arten im Wachstum nicht auf sich warten lassen. Kern End« aber nimmt später die Arbeit, wenn die Sonne heiß vom Himmel

.. gendliche Hände finden hierbei immer neue Betätigungsmöglichkeiten. Und auch die Lehrkräfte haben viel zu tun, um den Wissensdurst der vielen Frager zu befriedigen. päüagogljche Werte. Nach außen merkt man natürlich von dem Wert dieser Arbeit nicht alhu viel. Auch in den Akten de» Jugendamts figuriert die Arbeit nur unter dem profanen Titel»Äarteubaullche Lekällguug".

Hier wird registriert, wieviel Quadratmeter das Feld umfaßt, und wieviel Miete zu zahlen ist. Sorgenfallen bilden sich oft auf der Stirn des Bearbeiters, weil hier scheinbar für unproduktive Wert« viel Geld oerschleudert wird. Dennoch verzeichnet das Aktenstück auch wetterhin, daß die 227. Schule IS Spaten und 18 Hacke» er- hiell und die 30. Schule immer noch nicht für die Rückgabe von 10 Harten gesorgt hat. Das sind doch wenigstens einige Werte, die uns auch aus den Akten entgegenleuchten. Und befriedigt glättet sich die Stirn des Materialisten im Bewußtsein dessen, was.vor- handen" ist. Den Menschenfreund aber interessiert anderes. Er läßt Akten Akten sein und wandert hinaus aufs Feld, um zu be- obachten, wie sich das klndllche Verständnis entwickelt and gestattet. Er registriert mit Befriedigung, wie die kleinen Gartenarbetter und »arbetterinnen das Wachstum beobachten, und einen Einblick ge» Winnen in das Werden der Natur. - Ergänzende Fragen beleben dos Bild. Auch werden verständige und kluge Lehrerinneu und

Lehr« hier aus sich heraus oft die Gelegenheit ergreifen, m» durch Hinweis und Erläuterung den naturkindllchen Unterricht tu der Schul« zu fächern und zu ergänzen. Manchen Lehrer kann man schon während der Vormittagsstunden auf dem Gartengeländ« an- treffen, nicht nur um zu körperlicher Arbeit an, zuhallen. sondern auch um Wissen und Erkenntnis zu vermitteln. Und noch ein an- deres wertvolles Moment ergibt sich aus dieser Arbeit. Da» Zu- sammeaseln aus dem Felde uud die Form der Arbeit ist oft diktiert

io, Schnock. Ein Roman von See und Sümpfen. Bon Svend Fleuron . (Aus dem Dänischen von Thyra Jakstein-Dohrenburg.) Nach den glücklichen Flitterwochen löste sie immer sehr plötzlich die Beziehungen und zog sich in eine der geräumig. sten von den vielen dunklen und tiefen Kellerwohnungen draußen im steineren Riff zurück. Hier saß sie den ganzen Winter über und wartete, daß die Sonne und die weißen Wasserlilien ihr die kleinen Kinder brächten. Und sie kamen auch! Aus den Eiern, die sich zu Dutzenden an den Schwanz- fächer geheftet hatten, krochen im folgenden Sommer Haufen- weise die kleinen Geschöpfe, die von Geburt an winzige Klauen, winzige Stirnschilde und winzige Hörner besaßen und alle ein getreues Abbild von ihm. dem Schildriesen, waren. Mit der einen Klaue sich fest an die wenig entwickel- t-?n Schwanzklauen der Krebsmuttcr anklammernd, hingen sie wie an einem Hängfel, während sie sich mlt der anderen soviel wie möglich gegenseitig bekriegten. Eine kleine Welt von Bösartigkeit, kannibalischer Grau­samkeit und gutem und gesundem Egoismus schleppte das alte Ungeheuer hier mit sich herum, und sie beschützte sie das muß zu ihrem Lobe gesagt werden gegen Gewalt und Schlechttgkeit der Außenwelt, indem sie, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, ihren Körper vorschob. Halb willenlos und unbewußt erhielt sie im übrigen die Jungen am Leben. So oft sie nach Nahrung verlangte und sie das Fressen unter ihrem Bauch in sich hineinschob, bekamen die kleinen Krebskinder einen Bissen ab. In solchen Augenblicken ließen sie sich gegenseitig fahren, langten mit der freien Klaue aus und steckten eiligst dos Dargereichte ins Maul. Kneif hatte an einem der äußerstenHängsel" ge­hangen... und in jener Nacht, als seine Mutter in«ine Krebssalle ging, war er mit dabei. Er ließ den Hängscl fahren, um mit beiden Klauen herzhast soviel wie möglich in in sich hineinzustopfen, und er erreichte es somit auch, fabel- hast satt zu werden als aber dann die Falle plötzlich herauf- gezogen wurde, gelang es ihm nicht, sich rechtzeitig wieder an- zuklammern, das Wasser sog ihn an sich und spülte ihn durch das großmaschige Fangnetz wieder heraus.

Dadurch ging er allerdings des Schutzes verlustig, der ihm den Gesetzen der Natur zufolge noch einige Zeit hindurch unter dem Schwanzsächer seiner dicken Mutter, m gegebenen Fällen, zukam... aber das Schicksal war ihm dennoch hold gesonnen. Während die alte Frau Kneif, rotgesotten wie ein Hummer und mit grünem Salat am Schwänze geziert, vor Abend noch sich auf der Platte krümmte, sprudelte alle Herrlichkeit des Lebens um ihren kleinen Kneiffohn. Und er ging mit gierigen Zähnen und fechtendem Schwänze auf sie los nicht umsonst war ihm die Kunst in die Wiege mit- gegeben worden,Krebsgang zu gehen"'! Drei Winter hatte er bereits hinter sich, und daher w« er nicht jeglicher Lebenserfahrungen bar.... Es war ihm gelungen, über das Alter hinwegzukommen. wo durch sein- schnelles Wachsen nach wenigen Wochen immer wieder seine Rockärmel und Hosenbeine zu kurz wurden. ebenso wie er etwa ein Dutzend jener fürchterlichenDer» Wandlungen' erlitten hatte. Es waren furchtbare Erlebnisse. geradezu schwere Krankheiten, die sowohl Schweiß wie auch Qualen verursachten... noch hatte er deutlich die letzte in Erinnerung: Ihm wurde plötzlich so unruhvoll zu Sinn, nicht einmal in seinem Loche konnte er Ruhe finden. Und es ging allen anderen genau wie ihm: in der Krebsstadt, die sich über das ganze Steinriff erstreckte, ergriff die gleiche Unruhe von den Bewohnern Besitz. Keiner von ihnen wagte sich nach Sonnen- Untergang noch hervor; man hielt sich in seinen vier Wänden und nun begann die Sucht, einem unwiderstehlichen Drange folgend, sich zn reiben und zu scheuern. Unmöglich, diesem Drange sich zu widersetzen; man mußte ihm die Zügel schießen lassen und nach einem gewissen System vorgehen! DasSystem" wurde mit einigen wilden Arm- und Beinbewegungen eingeleitet: auf den Vorderschild und die ge- waltigen Klauen sich stützend, hob man den Hinterkörper empor und spreizte den Schwanz und nun bearbeitete man mit aller Wucht seine Schenkel und Glieder und Gelenke. bis es gelungen war, ein Loch in die alte, panzerstarre Haut zu schlitzen und sie der Länge nach zu spalten. Die Verwandlung nahm Tage in Anspruch, man mußte zwischendurch schlafen und sich häufig ausruhen-- Nah­rung gab es nicht in dieser Zeit! Aber mitten im Schlafe fuhr man hoch: Es war einem keine Ruh- vergönnt aus Angst, in dem alten Panzer stecken zu bleiben und somit zu verhungern: man mußte weiter schassen und zusehen, sobald wie möglich über den höchst un- angenehmen Hauttoechsel hinwegzukommen,

Mttwvch, 27. Mal 1$25

von der Notwendigkeit, daß alle gemeinsam zupacken müsse», damit steiere Ausdehnungsmöglichkeit geschaffen wird. Da werden Steine zusammengetragen, die Wege vom Unkraut gesäubert und fein sauber gehallen. Bei der Torkontrolle wird achtgegeben, daß kein müßiger Zuschauer, der das urwüchsige Leben und Treiben stören könnte. Zutritt erhält, und auch sonst ist oft ein Teil der vermal- tuug io die Hände der Kinder gelegt, die so teilhaben an der Ber- ontwortung für das Feld und sich auch vor allen Dingen verpflichtet fühlen zur Teilnahme an der Verantwortung. Das stärkt die Bande unter allen, die Mithilfen dürfen am Werke. Der Geist der Zell ist heute allzustark auf das rein Persönliche oder gar Egoistische eingestellt. Auch die Jugend kann sich dem natürlich nicht entziehe:,. Und so werden gerade auch in dieser Beschäftigung vortreffliche Grundlagen gelegt, die jenem Geist entgegenzuwirken vermögen und Grundlmien prakttscher und notwendiger Gemeinschaftsarbeit festlegen. vom praktischen Nutzen. Aber mtt dem Ideellen allein kann man leider keine Welten. gewinnen, und so fragt denn jeder heute schnell so nebenher auch nach dem praktischen Nutzen. Zweierlei ist da festzustellen. Es ist schon des öfteren auf die großen Mängel der Erholungspflege hin­gewiesen. Es ist betont, daß heute noch allzuviel Elend unter der Großstadtjugend herrscht, und alles bisher lange nicht ausreicht, um dem kümmerlichen Leben in den Proletariervietteln eine besser.- Wendung zu geben. Durch Landverschickung und Wanderungen. durch Beschäftigung auf Innen- und Auhenspielplätzen wird mancherlei geleistet, aber immer noch längst nicht genug. Da wird auch die Arbeit in den Schulgärten zu einer wichtigen Ergänzung der Gesundheitshisse in der Jugendpflege. Es sst eine Freude, zu sehen, wie bei der Arbeik im Sonnenschein und>n frischer Lust sich die kleinen Gestalten straffen und die bleichen Gesichter röten. Da die Gärten gewöhnlich ein wenig abseits des großstädttschen Der- kehrs angelegt sind, sst hier nichts von Straßenstaub und Großstadt- lärm zu spüren. Die verelendeten kleinen Körper können sich so mtt in aller Freiheit erholen. Andererseits aber gibt die Eruke im Spätsommer und herbst noch ein besonderes Plus für den prak- tischen Nutzen der Gattenarbeit in den Schülergätten. Wenngleich hier selbstverständlich eine Massenernte nicht erfolgen kann, so er- gibt sich doch immerhin bei guter Pflege und unter günstigen Witte- rungsverhältnissen eine Frucht der Arbeit, die Mutters Kochtopf hin und wieder ein wenig füllt. Besonders erfreulich aber ist, was sich im Zusammenhang mit der Ernte im kindlichen Innenleben ge. stallet. Stolz erfüllt jedes Kinderherz, wenn hier das Ergebnis der eigene« Arbeit gute Früchte trägt, und für die Entwicklung innerer Lebensfreude ist das natürlich ein nicht zu verachtender Faktor. Er- gänzend mögt noch festgestellt sein, daß die in den Schulgätten tättgen Kinder auf längere Zett den Gefahren der Strotze entzogen sind. Die In den Schulgätten beeinflußte innere Entwicklung des jungen Menschenkindes ist oft deratt statt, daß auch für die Zu- kunst ein« gesund« Entwicklung vorausgesetzt werden kann. So ergibt die Tätigkeit in den Gärten der Jugend wichtige Mo- mente, die für die kommende Entwicklung der jungen Generationen Bedeutung ettangeu können, und kein guter Kommunalpolittker und Pädagoge sollte sich derartigen Wertobjetten verschließen. Leider stehen auch hierfür immer noch allzu wenig Mittel zur Verfügung Im Etat der einzelnen Bezirke findet man diese Position gewöhn- lich nicht verzeichnet. Alles muß mtt Mühe aus sich heraus be- witts chafttt und ausgebaut werden. Ist es doch beschämend, daß bisher im Berliner Osten von ZS 000 Schulkindern nur etwa 1200 für diese Arbeit herangezogen werden konnten, zumeist, weil nicht genügend Mittel bereitgestellt sind. Allen in der Kommune Tättgen erwachsen hier große Aufgaben die zu«ledigen schon der nächsten Zuktmfi vorbehalten ist. Setae alkoholischen Getränke vor dem öaden. Das Polizei- Präsidium gibt bekannt: Gelegentlich der Eröffnung des Freibades Warmse«, das die Ettaubnis zum Bierausschank erhalten hat. wird davor gewarnt. vordemBat�ealkoholhaltigeGetränke zu sich zn uehmen. da hierdurch leicht Gesundheit? schädigunaeu ernster Art, insbesondere des Herzens und der Blutgefäße bis zum plötzlichen Todesfall«, ensstehen können Es sei ferner daraus hingewiesen, daß man kalte See- und Fluß bäder niemal» mit vollem Magen nehmen sollte.

jtneif. der ollen Mut und die Eilfertigkeit der Jugend besaß, war am eifrigsten bei der Sache. Schnell entledigte er sich der Panzerhäute an den Beinen. Nun strebte er aufs beste, aus dem beengenden Harnisch herauszukommen, warf sich auf den Rücken herum und scheuerte sich mif dem Stein- baden hin und her. Schon ist das Panzerhemd vom Hosenbund getrennt, er kann es vom Körper ziehen und er stemmt dessen steife Ränder gegen einen Stein, während er sich rückwärts aus der atten Krebshülle herauszieht. Erst befreit er vorsichtig die beiden gestielten Augen, jetzt folgen die Fühlhörner nach und nun die großen Scheren ich, es tut arg weh, er zappelt und schüttelt sich, der Angstschweiß bricht hervor. Die Reise aus der Hülle geht ihm dennoch allzu rasch, gesetzt den Fall. ein Glied ist knotig oder ein Knochen leistet Widerstand, so muß es brechen, das weiß er nur allzu gut dergleichen gehört mit zum Krebssystem! Glücklich war die Zeit nun wieder überstanden, er fühlte sich stärker und freier denn je zuvor. Heute abend wollte er räubern und das Leben aus der Beute zwacken.., heute abend wollte er sich gehörig sattessen! Das Dunkel fiel dichter.... Die düsteren Schlagschatten hüllten bereits die ttfcr in schwarze Finsternis ein und draußen über der Tiese, wo es bis jetzt in Perlmutterschimmer geglänzt, floß nun graues Blei. Nicht ein Wasserrosenblatt war auf dem Wasserspiegel zu entdecken, nicht«inen Stengel vermochte man zu unter- scheiden. Unten auf dem weichen Grunde unter einem fausigen, runzeligen Holzstückchen saß eine Teichmuschel, mtt halb- geöffneten Schalen gähnend; da sie merkte, wie die runden Fühlhörner des Krebses tastend um ihren Fuß strichen, war sie gewarnt, daß ein Feind sich nahe. Sie hatte bereits ihr breites Schalenmaul fast zugeklappt, als Kneif im letzten Augenblick die Spitze seiner einen breiten Zange wie einen Zlbsatz in der Tür dazwischenstemmte. Die Muschel arbettete wie eine Rasende und strengte ihre Schließmuskeln an, daß es in den Schalen knackte... es sprangen förmliche Splitter ab bei ihren Anstrengungen, den glasharten Panzer der Scherenklaue zu zerbrechen. Wie versteinert liegt Kneif vor seinem Opfer und läßt die Muschel matt werden, während er die Gelegenhett wahr- nimmt, um den gefühllosen Keil tiefer und tiefer einzutreiben. Cr besitzt eine Engelsgeduld uud weiß, es gilt nur abzu­warten.. (Fortsetzung stchM