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lich erleichtert, Wir haben allerdings auf der anderen Seite ge- , wisse Interessen, die vertreten sein wollten, niclzt mit voller Kraft ! vertreten können, wie das bei jedem Vertrag der Fall ist. Aber , man soll doch auch hier nicht so maßlos übertreiben. Die Absatz- , krise im Weinbau, sofern sie besteht, ist vor allein eine Krise . unserer Kaufkraft(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.), I die ganz außerordentlich geschwächt ist, die natürlich, vor allem auf f den Absatz solcher Luxusmasscnprodukte wie es gerade die billigeren , deutschen Weine sind, einwirken muß. Hier muß geholfen werden, f es kann aber nicht auf handelspolitischem Weg geholfen ' werden, jedenfalls nicht so, daß dadurch die Interessen breiter Massen der Arbeiterschaft, die Interessen unserer wichtigsten weiterverarbeitenden Industrie preisgegeben wer- den. Wir sind deshalb durchaus einverstanden, wenn entsprechende Maßnahmen auf dem Gebiete der Steuerstundung, der Kredit- gewährung vorgeschlagen werden. Wogegen wir uns aber mit aller Kraft wehren müssen, ist, daß nun ein solches Einzelinteresse, ein solches partikulares Interesse glaubt, sich über dos Gefamllnlcressc der deutschen Wirtschaft stellen zu dürfen. Ich finde es unerhört, in welcher Weise diese Agitarion getrieben worden ist, nicht von den Winzern(leb- hafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten), sondern von diesen bezahlten Angeslellten der Winzervereine. Wir kommen überhaupt in der deutschen Politik immer tiefer herunter, wenn es bezahlten Leuten erlaubt fein soll, ohne irgendeine Rücksicht auf ihre eigene Ncberzeugung, ohne irgendeine Rücksicht auf die Wahrheit nun einmal das zu vertreten, wofür sie glauben bezahlt zu sein. Ich meine, gerade Sie(nach rechts) sollten die allerersten sein, die dem zustimmen, weil sie sonst zu einer Der- niflung dieser ganzen Wjrtschaftsagiiatiou kommen werden, die Ihnen vielleicht einmal teurer zu stehen kommen wird als anderes. Gegen diesen spanischen Handelsvertrag waren nun im Ausschuß sehr starke politische Kräfte vorhanden. Die'D eutschnationalen haben ihn schließlich ein st im m ig abgelehnt, auch die In- dustrievertreter der Dcutschnationalcn, mit derselben Geschsossenheit, die die dcutschnationalc Fraktion bis zur dritten Lesung der Dawes- Gesetze aufzuweisen pflegt. Was ich heute hier aber hervorheben möchte, ist das, daß es genau die gleichen Kräfte sind. die in der deutschnationalen Partei gegen den spanischen Vertrag wirksam waren, die heut« für eine grunMegendeAenderung unserer gesamten Handelspolitik eintreten. Beweis dafür ist der neue Zolltarif.% der als Grundlage der ganzen künftigen Handelspolitik dienen soll. Er ist ja sehr sorgfältig vorbereitet worden. Schon am 2. November 1923, kurz nach seiner Ernennung, hat G r a f K a n i tz sich an den Deutschen Laudwirtschoftsrat gewandt mit der Bitte, doch einen Ausschuß einzusetzen, der ihm Material zur Borbereitung des neuen Zolltarifs liefern sollte. Der Ausschuß ist eingesetzt worden. Meine Herren, wir haben uns damals bei der Vorstellung der Re> gierung Luther einigermaßen gewundert, daß der Herr Wirt- schastsminister N e u h a u s aus der Muße seines lelbst heraus- beschworenen Ruhestandes geholt worden ist, um die W i r t s ch a f t s- Politik zu leiten. Meine Verwunderung hat sich vollständig ver- fiiichtigt, seitdem ich weiß, daß im Ausschuß des Landwirtschaftsrats der Herr Wlnlsterialdirektor a. D. lkeuhaus. wie es im Berichte dieses Landwirtschaftsrats heißt, als ständiger und od seiner umsasfeudea Sachkenntnis äußerst gern gesehener Gast an den Beratungen keil- genommen hat.(Hört! Hört! und Heiterkeit bei den Sozialdemo» traten. Zurufe rechts.) Was die Wiedereinführung der GelreidezSlle. die Einführung von Zöllen auf Margarine, Gefrier fleisch, gesalzene Heringe usw. sozial bedeutet, weiß jeder,(sehr richtig! bei den Sozialdemokraten), und nur das kann man vielleicht noch hinzu- lügen. Hi«r sind diese Dinge, selbst wenn sie zahlenmäßig gleich wären wie im Bülowfchen Zolltarif, deswegen etwas ganz anderes. weil heute unsere Arbesterschafk Löhne erhält, die zwischen dem physischen und sozialen Existenzminimum schwanken. und weil infolgedessen jede Belastung die Arbeiterschaft ungeheuer härter trifft, als sie sie im Jahr« 1902 getroffen hat.(Sehr gut! bei den Soz.) Ich brauch« bloß diese einzige Zahl zu nennen. Die Belastung durch die Wiedereinführung der Getreidezölle. bedeutet ja eine Verdoppelung der Lohnsteuer für die arbei- tenden Massen,(hört, hört! bei den Soz.) nur daß selbstverständlich die Belastung mit den Getreidezöllen ungeheuer unsozialer wirkt als die Lohnsteuer, weil sie in keiner Weise nach oben gestaffelt ist, sondern bekanntlich nach unten um so stärker wird. Aber wenn ich nicht über die soziale Bedeutung sprechen will, so muß ich doch ein paar Worte über die weltwirtschaftliche und die handelspoli- tische Bedeutung sprechen. Wir haben im vorigen Jahre eine A g r a r k r i s i s gehabt, die darin bestanden hat, daß die deutschen Getreidepreise im Verhältnis zu den Industriepreisen stark zurückgeblieben sind. Die deutschen Preise waren damals auch niedriger als die W e l t in a r t t p r e i s e. Damals hat die Regierung einen Eni- wurf eingebracht und Zölle vorgeschlagen, weil die deutschen Preise niedriger sind als der Weltmarktpreis. Das war Wirtschaft- lich ein Unsinn, und ich glaube auch nicht, daß die Regierong an die Wirkung geglaubt hat. Aber es war ein verlangen der Agrarier. weil sie gehofft haben, während der Zeit der Krise leichter zu ihren Zöllen zu kommen. Aber seitdem ist ja die Preisentwicklung nicht stillgestanden, und wir können heute zweierlei konstatieren. Erstens, daß heute die Preise der agrarischen Produkte insgesamt auf mindestens auf demselben Niveau stehen wie die Preise der Industrieprodukte. Zweitens können wir konstatieren, daß heute die preise der wlchllgsten Agrarprodukte um etwa 30 bis 40 pro;. höher sind als die preise der Agrarprodukte 1913 plus Zoll. Das heißt also, der Ausgleich, den Sie damals wünschten, ist ohne Einführung von Zöllen erlolgt.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Aber das Entfkbeidend«, meine Herren. worauf Sie sich ja auch immer berufen, ist, daß man nicht einen augenblicklichen Preisstand anführen kann, sondern daß es notwendig ist. die Preisentwicklung zu betrachten. Aber wie sieht denn die Situation weltwirtschaftlich für die deutsche Agrarpolitik? Wenn die Situation so wäre, daß die oeutsche Landwirtschaft durch Zölle erhalten werden müßte, wenn dadurch auch den Konsumenten ein gewisses Opfer zugemutet wer- den würde, so würde auch für uns die Frage entstehen, ob wir nicht unter Umständen ein vorübergehendes Opfer der Konsumenten aus uns nehmen müßten, um diesen so wichtigen Prodtiktionszweig zu erhalten. Heute aber ist weltwirtschaftlich die Exporlmöglichkeil des russischen Reichs in Wegfall gekomme«. auf absehbare Zeit ist mit russischem Export nicht zu rechnen.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Der russische Großgrundbesitz ist weg. Die russische Roggenauefuhr und Weizenaussuhr war schon vor dem Kriege zum großen Teil eine Hungerausfuhr, die von den Bauern durch den ungeheuren Steuerdruck des Zarismus erzwungen worden ist. Dasistheutenichtmehrmöglich. und ich sag« Ihnen: je mehr sich die russische Landwirtschaft bessert. desto weniger kommt Export aus Rußland in Frage. Dasselbe gilt mit gewissen Aenderungen für Südosteuropa , gilt für Rumä - » nien. Also der größte Teil des europäischen Exportüberschi'iscs. der vor dem Kriege überhaupt als Konkurrenz für den deutschen Körner- b-p in Betracht gekommen ist. lst vollständig verschwunden. Meine Herren, Sie erleben ja jetzt die für Sie sicherlich sehr be- trübliche Erscheinung, daß die Wissenschaftler, die für Sie die großen Autorttäten zur Zeit der Einführung und der Erhöhung

der Getreidezölle gewesen sind, daß ein Mann wie Sering heute erklärt: Getreidezölle sind unnütz, Getrcidezölle sind ein Schaden, und daß Sering dabei von den Führern der Betriebs- Wirtschaft, der Landwirtschast, von M. A e r e b o c unterstützt wird. Warum? Weil Sering diese Aenderung der weltwirtschaftlichen Situation ganz klar erkannt hat.'(Zuruf rechts: Er ist ein falscher Prophet!) Er ist kein Prophet, nein, er prophezeit gor nichts, was erst eintreten wird: er ist ein Gelehrter, der konstatiert, was bereits eingetreten ist. Wie ist es denn? Die große überseeische Konkurrenz, die Europa in die schwerste Agrarkrise geworfen hat, beruht ans zweierlei: auf der kolossal raschen Ermäßigung der Frachten, auf den kolossal raschen Fort- schritt des Landes durch den Eisenbahnbau und drittens darauf, daß immer mehr jungfräulicher Boden in die Be- bauung gebracht wurde zu immer mehr sinkenden Produktionskosten. Jetzt ist es u m g e k e h r t. Die F r a ch t e n st e i g e n. Es gibt keinen jungfräulichen Boden mehr, und die Kosten der Agrarpro- duktion wachsen in Uebersee sehr rasch. Dazu kommt noch der A r- beitermangel, teils künstlich durch die amenkomschen Ein» Wandererverbote, teils dadurch hervorgerufen, weil die osteuropäische Revolution das Reservoir für die europäische Auswanderung sehr stark geschlossen hat, und drittens, weil auch diese Arbeiter- l ö h n e in Uebersee namentlich wiederum in den Dereinigten Staaten fortwährend im Steigen sind, so daß die landwirtschaftlichen Produktionskosten insgesamt dort immer wachsen. Es ist einfach unmöglich, daß zu sinkenden Produktionskosten Konkurrenz gemacht wird, sondern heute muß die amerikanische überseeische Zufuhr nur mit steigenden Preisen nach Europa gebracht werden. Ihr ganzer Konkurrenzeinwand ist infolgedessen vollständig hinfällig. Deswegen sage ich, es Handell sich bei Ihnen bei den Getreidezöllen überhaupt nicht um Handelspolitik und auch nicht darum, ein In- ftrument der Handelspolitik zu erlangen. Es handelk sich bei Zhncn, das heißt den Vertretern von 21 proz. der Grundbesitzer, den Großagrariern um Steigerung der Rente, um Steigerung des Preises des Grund und Bodens. (Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Diese Politik der Steigerung der Bodenrente wollen wir abwehren. Dabei sind wir ohne weiteres bereit, die landwirtschaftlichen Interessen in jeder Weise zu vertreten. Was ist denn heute dos Kernproblem unserer Laudwirischaft? Steigerung der Produktion, Steigerung der Intensität. Auch heute schon ist es bei Anwendung der gesamten Wissenschost und der gesamten Technik, die der Landwirtschast zur Verfügung stehen, möglich, unsere Crlräae pro Hektar beinahe zu ver doppeln. Dos ist aber kein'handelspolitisches Pro» b l e m. Die Leute, die das machen, hoben ja dieselben Bedingungen wie die anderen, sondern es ist vor allem ein Problem erstens der landwirtschaftlichen Erziehung.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Die Landwirtschaft ist heute die komplizierteste chemische Wissenschaft und sie wird von sehr vielen Leuten aukge- übt, die im Grunde genommen nicht einmal die Oualifitation des gelernten Arbeiters haben. Das gill weltwirtschaftlich in gesteiger- tem Maße, es gilt aber leider auch noch in Deutschland . Weiter ist es ein K r e d i t p r o b l e m. Es ist, wenn Sie wollen. sogar in gewissem Sinne ein Steuerproblem. Auf ollen diesen Gebieten sind wir bereit, die Interessen der Landwirtschaft wahrzunehmen, Wir sind bereit, nameuklich auch für die milllerea und kleineren Bauernmirtschasten soweit zu gehen, wie es irgendwie mlt volkswirtschaftlichen Znkeresseu zu vereinbaren ist. Aber daß Sie uns einreden, daß diese Agrarzölle ein Mittel der Produktions» steigerung sind, das werden wir Ihnen nie und nimmer glauben.(Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Daß Sie diese Agrarzölle nicht als ein Mittel der Handelspolitik hineingeschrieben haben, das geht ja ganz klar daraus hervor, daß Sie diese Agrarzölle als Mindestzölle einführen wollen, gegen die überhaupt keine Jndustriekompensationen möglich sind. Ein paar Worte über die Industrieseite. Von den 946 Pofitwnen unseres airtonomcn Zolltorifes sind in der Zwischenzell 23 9 ganz und 3 8 zum Teil erhöht worden. Also ungefähr der vierte Teil. Fast vier Fünftel aller unterdes erhöhten Positionen sind vom 1. Mai 1922 auf den doppellen Satz des autonomen Tarifs erhöht worden, also um 100 Prozent.(Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Durch ein« Verordnung vom 29. September 1922 kam eine neue Zollerhöhung für eine ganze Reihe von Waren, insbesondere von Textilien, die bereits in der ersten Erhöhung mit- begriffen waren, um SO Proz. Ein Jahr darauf neu« Erhöhim» gen. Ich glaube, man kann mit Prof Horms zu dem Resultat kommen, daß für viele und die wichtigste« Waren unserer Fertig- sabrikaliou gegenüber jetzt nicht den autonomen Zöllen, sondern den wirklich vorhandenen Vertragszöllen eine Erhöhung von 300 proz. stattgefunden hat(Hört, hört! bei den Sozialdemokraten), wobei die Preissteigerung bereits mit in Rechnung gestellt worden ist. Da- durch ist der deutsche Tarif einer der schuhzöllnerischsken geworden. Der neue Tarif bringt gegenüber oll diesen Erhöhungen, die ich aufgeführt habe, wiederum neue Erhöhungen und zum Teil sehr bedeutende Erhöhungen. Wir hoben 1902 gemeint, einen Hochschutzzolltarif oder wenigstens einen sehr starken Schutz» Zolltarif mit dem Bülowfchen Tarif zu machen. Aber gegenüber dem jetzigen Tarif ist der B ü l o w s ch e Tarif beinahe frei» h ä n d l e r i s ch. Eine ganze Reihe wichtiger holbsobrlkate, die zollfrei waren, wichtige Ausgongsmalerialien für unser« weiter. verarbeitende Industrie werde« ganz außerordentlich betostet werden. Aus diese Belastung im einzelnen kann ich natürlich hier nicht eingehen. Es ist aber wiederum charakteristisch, welche voll- ständig« FunklionsSnderung In der ganzen Zollpollltk zu verzeichnen ist. Da, Listsche System war Erziehungszoll, d. h. Schug der Produktionskräfte, solang« sie sich entwickeln, Schutz der Industrien, die unter einer übermächtigen Konkurrenz alter Industrieländer in neuen Ländern aufkommen. Wenn eine Industrie einmal so erstarkt ist. daß sie den inländischen Markt deckt, daß sie in großem Maß« exportiert, braucht sie selbstverständlich gar keinen Schutzzoll. Jetzt sehen wir, daß die stärksten Zollerhöhungen durchgesetzt worden sind von der chemischen Industrie, von der Textilindustrie, von einer ganzen Reih« von Industrien, die kräftig entwickelt sind und auf den Well- markt hinausgehen. Warum? Weil die ftelo Konkurrenz nicht mehr besteht, weil es heute so ist. daß diese Industrien durchkortelliert sind bis zum letzten, und weil sie infolgedessen da» Monopol ans dem inländischen Markt haben, das ihnen erlaubt, um den ganzen Betrag des Schutzzolls oder wenigstens eines großen Teil des Schutzzolls den Inlandspreis über den Weltmarktpreis zu erhöhen. Schutzzoll hat nichts mehr mit Erziehung zu tun, Schutzzoll hat nichts mehr zu tun mit Entwicklung der Produktivkräfte, sondern die wirtschaftlich ent- wickelst-»« Produktivkräfte sehen eine« um so höheren Schutzzoll durch, je stärker, je mächtiger sie sind und je größeren politischen Einfluß sie haben, und sind dadurch in der Log«, sich unter dem Schutz dieser Zollgesetzgebung eine flartellrente auf Kosten der breiten Massen der Verbraucher zu sichern, aus Kosten der Massen der prodnzenieu und der welle rvcrabclkendcn Zndustlen. Die deutsche Wirtschast braucht heute vor allem den Lustzug der freien Konkurrenz. Wir haben«in Ausmaß der Kar» tellierung in den Fertigindustrien, wie wir es in anderen Ländern nicht entfernt so haben. Dazu kommt diese unselige deutsche Kartell- Politik, die darauf ausgeht, den Preis de» Produktes nach dem am schlechte st en arbeitenden Betriebe zu be- stimmen. Das bedeutet eine Hinton Haltung unserer ganzen Technik, eine Beschränkung unserer Konkurrenzfähig- keit. Es ist nichts andere, als die Wiederherstellung de» ollen Zünftlertums auf höherer Stufe. Damit diese» Zünftlertvm, das ein Hemmnis unserer Wirtschaft ist und im Widerspruch mit dem Ge- samtinteresse des deutschen Volkes steht, beseitigt werden kann, des» halb brauchen wir eine Zollpolitik, die auf langfristig« vernLnfkige Handelsverträge

gerichtet ist, die diese Schutzzollmauern überall beseitigt, nicht aber neue Zölle ausrichtet. Was Sie aber machen, meine Herren, das ist Privilegienzoll. Sie(nach rechts), die während des ganzen Krieges und nachher immer so gegen die Zwangswirtschaft zu Felde ge» zogen sind, Sie sind die schlimm st en Zwangswirtschftler. Dieser merkantilistische Geist war es, der in den Lerhanblungen über den spanischen Handelsvertrog so erschreckend hervogeteten ist. In der Zeit von 1913 bis zum ersten Halbjahr 1924 haben wir einen Rückgang der Ausfuhr im Monatsdurchschnitt von fast 12 Millionen auf 6,5 Millionen gehabt, also eine Verringerung unserer Einfuhr nach Spanien dem Werte nach, ohne Berücksichtigung der Geldentwertung, fast um die Hälft«. Die Menge der deutschen Ausfuhr ging noch viel stärker zurück, fast um 71 Proz. Die Differenzierung, der wir ausgesetzt waren, hat zur Folge gehobt, daß die französische Ausfuhr in derselben Zeit. wo die deutsche um 71 Proz. abnahm, um 87 Proz. zugenommen bot. Seit Abschluß des spanischen Vertrages hat sich die Einfuhr von Spanien nach Deutschland im ersten Halbjahr 1924 von 52,3 Mil­lionen auf 53,7 Millionen oermehrt. Die Einfuhr aus Spanien nach Deutschland hat also um 2 Proz. zugenommen. Die Aussuhr Deutschlands nach Spanien hat in derselben Zell von knapp 40 Mil» lionen auf 50,5 Millionen zugenommen. Während sich also die Ein- fuhr bloß um 2 Proz. gesteigert hat, hat sich unsere Ausfuhr nach Spanien um etwa 27 Proz. gesteigert. Die deutsche Maschinenausfuhr nach Spanien hat sich allein u m 5 4 Pro- zent vermehrt. Es ist ganz klar, daß die Schädigung durch eine Ablehnung dieses Vertrag» eine außerordentlich bedeutungsvolle wäre. Sie misten, daß im Falle einer Ablehnung der spanisch« Maximaltarif auf deutsche Waren angewendet werden würde, der das Bier- bis Siebenfache z. B- bei Maschinen der jetzigen Zölle beträgt. Auf der anderen Selle habe ich doch sehr stark den Eindruck, daß die Klagen der Winzer ganz außerordentlich übertrieben sind. Ein großer Teil und der wichtigste Teil der deutschen Wein- Produktion, nämlich alle irgendwie Oualitätsweine, werden gar nicht betroffen. Wir müssen uns ledoch auch fragen, wie die poNlifcheu Folge» find. Ich muß offen gestehen, ist halle es nicht verstanden, daß man zu einer Zeit, wojo außerordentlich wichtige und leider für Deutsch- land bedrohliche Lerhandlunaen schweben, einen Zolltarif einbringt. der nicht nur wirtschaftsoolllisch, sondern auch außenpolitisch außer- ordentlich unangenehm draußen wirkt. Bevor die Getreidezälle winkten, war der deutjckmatbnalen Fraktion es noch unsicher, wie sie ihre Geschlossenheit amrechterhallen sollte.(Hellerkeit links) Sie sind es damals gewesen, als Wirth und Rathenau die aus- wärtige Politik des Reichs in der allerschwersten Zeit zu führen hatten, dos abscheuliche Wort von der Regierung ohne diskont» fähige Unterschrift aufgebracht haben. Wo wäre die Diskontsähigkeit Ihrer Regierung, wenn Sie den spanischen Handelsvertrag ablehnen, wo wäre sie, wenn wir heute, was wir als Opposition tun können, gegen den spanischen Handelsvertrag stimmen würden? Ich glaub«, die verhängnisvollen Folgen für die Außenpolitik waren Ihnen sehr klar. Wenn Sie trotzdem im Ausschuß abgelehnt haben, so deswegen, weil Sie gemeint haben, es werden sich an- der« finden, die den Vertrag annehmen. Damll kommen wir zu einem grundsätzlichen Problem unserer gesamten parlamenlarischen poNklk und Regierung. Das gibt es nicht, daß ein« starke, die aus- schlaggebende Regierungspartei die Port eile, die Annehmlich­keiten der Regierung genießt, die Regierungs m a ch t für s i ch mit Beschlag belegt und die Verantwortung für all das. was unangenehm werden könnte, der Opposition überläßt. (Lebhafte Zustimmung links.) Da» wach« wir nicht«lt. da» widerspricht dem ganz« parlamentarischen System. Im alten Obrigkeitsstaat. an den Gi« ja noch immer so sehr gewöhnt sind, und an dem Sie so sehr hängen, war es ja freilich anders. Da hat im wesentlichen die Regierung gehandell und die Parteien waren in die unwürdige Roll« der Kritiker zurückgedrängt. Heute aber würde es die Verneinung des ganzen Sinnes der parlamentarischen Verantwortung sein, wenn die Oppo- sllion Ihnen helfen würde, dasjenige der Regierung zu apportiepn. w ozu Sie s i ch zu gut halten.(Sehr gut! links.) Do» geht auch deswegen nicht, weil jede Demokratie, jedes parlamen- tarische System auf das verantwortungsbewußlseln jedes einzelnen Staatsbürger» sowohl als namenttich auf das Berantwortungsbe» wiißtfein jeder politischen Partei gegründet sein mutz.(Sehr richtig! bei den Soz.) Deswegen ist es nicht möglich, daß wir Sie auf der einen Seite regieren lassen und Ihnen auf der anderen Seite er- lauben, Ihre Demagogie In den Kreisen zu treiben, wo Sie das für nützlich halten. Das geht nicht, und deswegen haben wir uns schon Im Ausschuß bemühen müssen, Sie zu parlamentarischer Auf» sassung. zu parlamentarischem Verantwortungsgefühl zu er» ziehen. Die Regierung hat uns in den letzten Tagen darin unter. stützt. Soweit ich unterrichtet bin, hat sich ja der Herr Reichskanzler, der Herr Reichsaußenminister in den Fraktionszimmern einige Müh« gegeben, Ihnen das beizubringen.(Heiterkeit links.) Es ist sogar gesagt worden, der Herr Reichskanzler, der Herr R-ichsauß-nministe, hätte in der Sitzung der deutschnationalen Fraktion so etwas une von einer Vertrauensfrage oder einer Kabinettsfrage ver. lauten lassen. Ich weiß nicht, ob dos richtig ist: aber ich möchte doch den Herrn Reichskanzler fragen, warum auch er eine 5 0 p r o z e n- ti g e Methode anwendet. Warum denn werben um das Let- trauensootum im Umherziehen bei den Parteien in den Fraktion-- zimmern?(Große Heiterkeit links.) Warum stehen Sie nicht hier auf und erklären, daß es für Sie unmöglich>st. weiter z a regieren, wenn dieser Vertrag nicht angenommen wird? Aber der Herr Reichskanzler und wir, wir kennen unser« Pappenheimer. Wenn wir beim Daches-Gutochten vor der entscheidenden Ab- ltimmung noch Zweifel gehabt haben, diesmal existiert keine Un- gewißüeit. Ich muß sogar der deutschnationalen Fraktion da, Kompliment machen, daß ihre pupill arische Sicherheit so- zusagen von Abstimmung zu Abstimmung steigt. Beim Dawes- Gutachten waren es 50 Proz.. heut« schätze ich 70. bei der Aus. Wertung nächstens werden es 98 Prozent sein, 100 minus Steiniger und minus Best.(Stürmische Heiterkeit.) Die Haltung der deutschnationolen Fraktion ist ja diesmal auch sehr viel erklär- sicher. Die winzerinteressen waren der Vorspann, der dir Getreide- Zölle in die Scheunen einbringe« sollte! Aber trotzdem, die Entwicklung ist zu begrüßen. Endlich w ei ß wieder der Staatsbürger, woran er mit seinen deutschnationalen Abgeordneten ist. Er weiß jetzt, die Deutschnotionale« werden in der Politik das Gegenteil von dem tun, was sie bei den Wahlen versprochen haben. Sie haben den spa- nischen Handelsvertrag zur Beratung gestellt, nachdem die Zoll- vorlag« eingebracht war. Wir wissen ganz genau, daß die Zollvotlage der preis sür die deutschnationale Abstimmung lst. Sie versündigen sich aber gerade an den stabilen Verhältnissen der deutschen Landwirtschaft, dadurch, daß Sie jetzt diese Frage der Agrarzölle in den Kamps hineinwerfen. Ich glaube nicht, daß c, Ihnen so leicht gelingen wird, da» durchzusetzen. Aber nehmen Sie es an, es gelingt Ihnen, glauben Sie dann, daß der Kampf zu Ende Ist? Glauben Sie nicht, daß das«in Kampf Ist. der sich immer wieder erneut? Glauben Sie nicht, daß Sie dann selbst daran schuld sein werden, wenn die gestiegenen Boden- preise die Konkurrenzfähigkeit unserer Land- Wirtschaft heruntergesetzt haben? Deswegen sage ich: Ich bin ganz der Auffassung, die Brentano neulich verkündigt hat. die Annahme diese» Tarif, wäre ein Unglück für Deutschland , ver