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Gewerkschaftsbewegung

Wie steht's mit dem Verkehrsstreit?

Ob Zufall oder Absicht, sei dahingestellt, Tatsache ist, daß die Lohnabkommen der Hochbahn -, der Omnibus- und schließlich auch der Straßenbahngesellschaft ziemlich gleichzeitig ablaufen. Tat­fache ist ferner, was in diesem Zusammenhange besonders beachtens­wert ist, daß diese drei Gesellschaften, die, von der Reichsbahn ab­gesehen, die Verkehrsmittel der millionenftädtischen Berliner Be­völkerung monopolartig beherrschen, einen großen Fischzug auf die Taschen der großen Masse der Arbeiter, Angestellten und Beamten planen, in Gestalt eines einheitlichen Mindefttarifpreises von 20 Pfennigen für die kürzeste Fahrstrecke.

Weil zu diesem profitlichen Plan die Zustimmung der Aufsichts­behörde nicht ohne weiteres zu erhalten ist, sucht man auf dem Ilmwege über die Lohnpolitik diese Zustimmung zu ertrozen und als Ursa je der Fahrpreisverteuerung die Lohn- und Gehaltsforde= rungen des Verkehrspersonals auszugeben und so das Personal als Prellbod vorzuschieben, an dem sich der Unmut des Publikums über die Fahrpreiserhöhung austoben soll.

Die lehte Fahrpreiserhöhung der Hochbahn Don 10 auf 15 Pfennige für die fürzeste Strecke ist erst am 20. März erfolgt. Nach faum zehn Wochen soll eine weitere Erhöhung eintreten! Der Appetit fommt beim Essen.

Wenn die Arbeiter und Angestellten der Verkehrsbetriebe noch nicht in den Streit eingetreten sind, so liegt das wirklich nicht an den Direktionen. Bierzehn Tage hat die Hochbahndirektion bzw. der Arbeitgeberverband, hinter den sie sich verschanzt, zu der Mit­teilung an die Arbeitnehmer gebraucht, daß sie teine 3eit habe, um über die Neuregelung der Bezüge zu verhandeln und noch nicht misse, wann sie Zeit dazu haben werde. Und als sie dann endlich nach einer weiteren Woche Zeit dazu gefunden, um über die Forde­rung einer Lohnzulage von 20 Pfennigen je Stunde zu verhandeln, erflärte sie Arm in Arm mit der Direktion der Omnibusgesell. schaft, die Vorauslegungen für eine Lohnerhöhung feten nicht gegeben, da die wirtschaftliche Lage sich seit Januar 1925 nicht derart verschlechtert habe, um eine Lohnerhöhung zu rechtfertigen. Die Veränderung der wirtschaftlichen Lage seit Jamuar 1925 schien der Hochbahn immerhin groß genug, um ihre Preissteigerung im März zu rechtfertigen. Daß die Hochbahner bei dem zehntägigen

Novemberstreit nicht auf ihre Rechnung gekommen sind, das war bis Mai längst vergessen.

Auch bei den gestrigen Verhandlungen mit der Hochbahn fam es zu feiner Berständigung. Heute früh wird das zwischen den Parteien vereinbarte Schiedsgericht entscheiden.

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Die Hochbahn will sich zu einem mageren Zugeständnis be stimmen lassen, um daraufhin ihren Preissteige= rungsplan durchzusetzen. Gegen eine weitere Preis­steigerung muß von vornherein protestiert werden, zumal nach der eigenen Behauptung der Gesellschaft, daß die wirtschaftliche Lage sich nicht einmal seit Januar, geschweige denn seit dem 20. März sich verändert habe, ein solches Verlangen nicht zu recht fertigen ist.

Mit der Omnibusgefellichaft, die mit ihrer Lohnpolitik offenbar im Fahrwasser der Hochbahngesellschaft segelt, soll heute mittag um 12 Uhr ein letter Verständigungsversuch gemacht werden. Bisher lehnte sie jeden Verständigungsversuch ab. Dabei besteht bei ihr die längste Arbeitszeit. Zuschläge für Nachtarbeit wurden verweigert.

Die Straßenbahngesellschaft, bei der der Tarifver trag am Pfingfisonntag abläuft, hat es bisher verstanden, sich noch im Hintergrunde zu halten. Die Spekulation darauf, daß bei einem erzwungenen Streit bei der Hoch

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bahn- und Omnibusgesellschaft die Straßen.bindenden Entschluß darüber zu faffen, die Rati bahner während der Feiertage den gesamten Verkehr zu be- fitation des Washingtoner Abkommens gemein­wältigen versuchen und ohne Rücksicht auf die damit verbundenen sam vor die Parlamente der verschiedenen Länder Unzuträglichkeiten und Gefahren den Rausreißer machen, zu bringen und sie dort vollziehen zu lassen. Entsprechende dürfte fehlschlagen. diplomatische Verhandlungen haben ein günstiges Resultat ergeben und stehen vor dem Abschluß. Die Anregung zur Konferenz ist nicht von Frankreich , sondern von England ausgegangen.

Bei Einräumung des Monopols der Verkehrsmittel an diese drei Gesellschaften mußte von vornherein schon, sowohl im Interesse der Verkehrsstetigfeit wie im Interesse der Verkehrs­ficherheit dafür gesorgt werden, daß das Personal halbwegs custömmlich entlohnt wird. Zugegeben, daß die Nachkriegs-, zumal die Inflationszeit, nicht dazu angetan war, den Gesellschaften be= sondere Auflagen in dieser Beziehung zu machen, müßte das Ver­jäumte nachgeholt werden, damit diese nicht eine willkürliche Lohn­und Preispolitik verfolgen und mit dem Publikum samt ihrem Personal Schindluder treiben können.

Wir hoffen, daß der Streit vermieden wird, aber auch jede Fahrpreiserhöhung.

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Zum Achtstundentagabkommen.

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Die Arbeitergruppe der Internationalen Arbeitskonferenz hat dem Japanischen Gewerkschaftsbund zu dem neuen Erdbebenunglück das Beileid ausgesprochen.

Einigung im Versicherungsgewerbe.

Berlin , 27. Mai. ( WTB.) Der Arbeitergeberverband deutscher Versicherungsunternehmungen und die am Tarifvertrag beteiligten Angestelltenorganisationen haben den am 14. Mai von dem Ver­treter des Arbeitsministeriums, Referenten Bauer, gemachten Eini­gungsvorschlag, der eine Erhöhung der Gehälter und Spesen um 8 Proz. mit Wirkung vom 1. Mai vorsicht, an­genommen.

Die Maler gegen Verschmelzung.

Ueber die Frage, ob die Maler ihre Organisation dem Bau­gemerisbund anschließen wollen, haben die Verbandsmitglieder durch Urabstimmung entschieden. Vielen Mitgliedern scheint diese Frage vollständig gleichgültig zu sein. Denn von den 40 673 Mit­gliedern, die der Verband der Maler Ende März zählte, war nur der vierte Teil in den Bersammlungen erschienen, in denen die Ab­ftimung vor fich ging. Nur 10 025 oder 24,6 Proz. der Mitglieder in 142 von 173 Filialen haben sich an der Abstimmung beteiligt. Gegen die Verschmelzung wurden 7883 Stimmen abgegeben, für die Ber Verbandsvorstand und schmelzung nur 2142 Stimmen. Verbandsbeirat waren von vornherein gegen die Verschmelzung. Der Verband der Maler, Lackierer, Anstreicher, Tüncher und Weißbinder ist eine Berufsorganisation. Mit dem Bau­gemer be steht ein Teil der Maler zweifellos in naher Verbindung, wogegen ein anderer Teil absolut nichts mit dem Baugewerbe zu tim hat. Daraus erklärt sich das Ergebnis der Urabstimmung. Die Ladierer vor allem, die rund 15 000 Mitglieder stark sind, würden gleich den übrigen in der Industrie beruflich tätigen Verbandsmit gliedern entweder allein bleiben, oder aber sie würden auf die in ihren Betrieben maßgebenden großen Berbände verteilt werden. Die Berufsorganisation würde zerschlagen und die Mitglieder aus­einandergerissen werden. Das wollen die Maler nicht.

Genf , 27. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) In der Mittwoch vormittagsigung der Internationalen Arbeitskonferenz wurde die Debatte über den Achtstundentag fortgefeßt, ohne neue Gesichtspunkte zu bringen. Die Erklärung des französi­ schen Arbeitsministers Durafour verursachte eine ge­wisse Enttäuschung, da er jede genauere Angabe über den Zeitpunkt der Rafifikation des Washingthoner Abkommens vermied. Ebenso erklärte der Schweizer Regierungsvertreter Pfister, daß die Schweiz mit Rücksicht auf die allgemeine Lage das Abkommen nicht ratifizieren fönne, obwohl die Voltsabstimmung vom 17. Februar 1924 sich für den Achtstundentag ausgesprochen hat. Dieser gelte heute in der Schweiz mit Ausnahme der Kleinbetriebe für die gesamte Induſtrie. Arbeitsminister wandten sich gegen den Bericht des Der deutsche Arbeitgebervertreter Bogel und der polnische Direktors des Arbeitsamtes, der als Folge der Ber: längerung der Arbeitszeit eine starte 3unahme der Unglüdsfälle feststellt. Vogel bestritt diese Unglüds­fälle in den deutschen Bergwerfen nicht, erflärte sie aber mit deren schlechten Zustand als Folge der Ruhr besetzung und der Inflation. Ebenso fei feine 3unahme der Berufskrankheiten infolge verlängerter Arbeitszeit zu verzeichnen. Dagegen sei durch die Verlängerung der Arbeitszeit überall eine Steigerung der Produktion festgestellt. fizierung des Washingtoner Abkommens geht dahin, daß sie Der allgemeine Eindruck auf der Konferenz über die Rati Die Textilarbeiteraussperrung in Oesterreich. vorläufig noch nicht erfolgt. Man hofft, durch eine neue Konferenz der Arbeitsminister, die vorbereitet Wien , 27. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) ( Eigener Drahtbericht.) Im Konflikt der wird, die Möglichkeit für eine allgemeine Ratifizierung zu finden. österreichischen Textilarbeiter haben am Mittwoch Verhandlungen Deshalb ist von England der inoffizielle Vorschlag, der zurzeit zwischen Bertretern der Arbeiter und der Unternehmer stattgefunden. besprochen wird, gemacht worden, das Washingtoner Ab­Die weiteren Verhandlungen wurden auf Freitag vertagt; nachdem tommen fo abzuändern, daß es annehmbarer vereinbart worden war, daß in der Zwischenzeit feine neuen Kampf­wird.(!) Grundfäßlich soll die Anerkennung des Achtstun- handlungen vorgenommen, d. h. also weder der Streik noch die dentages bestehen bleiben, während es durch besondere Bujaẞanträge Aussperrung ausgedehnt werden dürfen. den Arbeitgebern ermöglicht werden soll, die Arbeits­zeit den Bedürfnissen der Betriebe entsprechend auszudehnen.(!) Die Arbeitergruppe lehnt diese neuen Aenderungen entschieden ab, doch besteht nach allgemeiner Auffassung wenig Aussicht, bald eine andere Lösung zu finden.

Die Konferenz der Arbeitsminister.

Genf , 27. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Die angekündigte Konferenz der Arbeitsminister wird noch vor dem 28. Juni in London statifinden. Dieser Zeitpunkt wurde bestimmt, da Albert Thomas , der den Vorsiz der Konferenz führen soll, sich danach auf die Dauer von zwei Monaten nach Südamerika begeben wird. Das Arbeitsamt wird als selbständiger Verhandlungspartner an der Konferenz teilnehmen. 3 med der Konferenz ist, einen

Der Streit der Brefferträger und Holzplatzarbeiter in den Holz­handlungen Groß- Berlins ist durch die abermaligen Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband Berliner Plazholzhändler beigelegt worden. Nachdem der Vergleichsvorschlag des Schlichters abgelehnt worden war, haben sich die Arbeitgeber dazu herbeigelassen, cin höheres Angebot zu machen. Auf Grund dieser Ergebnisse ist die Arbeit wieder aufgenommen worden.

Berantwortlich für Politik: Bietor Schiff: Wirtschaft: Arthur Gaternus;

Gewerkschaftsbewegung: Friedr. Chlorn: Feuilleton: Dr. John Schikowsli; Lotales

und Sonstiges: Friz Karstädt; Anzeigen Th. Glode; sämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlan G. m. b. S., Berlin . Drutt: Borwärts- Buchdruckerei und Berlagsanstalt Baul Ginger u. Co.. Berlin GR. 68. Lindenstra fun Sierzu 2 Beilagen, Unterhaltung und Biffen" und Frauenstimme".

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